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    1.a Biographie und Lebensüberblick Viktor E. Frankl Geb. 26. März 1905, Wien / gest. 2.

September 1997, Wien Akademische Titel: Dr.med.(1930), Dr.phil.(1949), Dr.h.

c.mult. Familie: in 2. Ehe verheiratet (1947) mit Eleonore, geb. Schwindt; Tochter Gabriele; 2 Enkelkinder, Katharina und Alexander; Urenkelin Anna Viktoria Viktor Emil Frankl war Professor für Neurologie und Psychiatrie an der Universität Wien, hatte aber auch Professuren in Amerika, und zwar an der Harvard University sowie an Universitäten in Dallas und Pittsburgh. Die U.

S. International University in Kalifornien errichtete eigens für ihn eine Professur für Logotherapie - das ist die von Frankl geschaffene Psychotherapierichtung, auch die "Dritte Wiener Richtung" genannt (nach der Psychoanalyse von Sigmund Freud und der Individualpsychologie von Alfred Adler). Von Universitäten in aller Welt wurden ihm 29 Ehrendoktorate verliehen. Die Amerikanische Psychiatergesellschaft verlieh Frankl als erstem nicht-amerikanischen Psychiater den Oskar Pfister-Preis - benannt nach einem Schüler von Sigmund Freud -, und die Österreichische Akademie der Wissenschaften wählte ihn zu ihrem Ehrenmitglied. Seine 32 Bücher sind in 27 Sprachen erschienen. Von einem einzigen unter diesen Büchern ("Man's Search for Meaning") sind weit über neun Millionen Exemplare erschienen.

Laut Library of Congress (Washington) ist es "one of the ten most influential books in America". Deutsch ist das Buch erhältlich unter dem Titel "... trotzdem Ja zum Leben sagen (Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager)". Darüber hinaus sei von seinen deutsch erschienenen Büchern erwähnt "Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn (Eine Auswahl aus dem Gesamtwerk)".

Die letzten beiden Bücher, deren Veröffentlichung er noch erlebte, sind "Was nicht in meinen Büchern steht" (engl. "Viktor Frankl - Recollections") und "Man's Search for Ultimate Meaning". Von anderen Autoren sind über Frankls Logotherapie in 15 Sprachen 151 Bücher erschienen, darüber hinaus 1424 Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften, eine Habilitationsschrift und 154 Dissertationen, in deren Titeln der Name Frankl und/oder die Bezeichnung Logotherapie bzw. Existenzanalyse vorkommen. Die American Medical Society, die American Psychiatric Association und die American Psychological Association haben die Franklsche Logotherapie als eine wissenschaftlich fundierte psychotherapeutische Schule anerkannt. Frankl wurde zu Vorträgen an 209 Universitäten in allen 5 Erdteilen eingeladen.

1940 bis 1942 war Frankl Leiter der Neurologischen Station des Rothschild-Spitals und 1946 bis 1970 Vorstand der Wiener Neurologischen Poliklinik. 1995 wird Viktor Frankl zum Ehrenbürger der Stadt Wien ernannt.     2.a Ein Psychologe erlebt das KZ   Frankl, der das Konzentrationslager während des 2.Weltkrieges erlebte, gibt in seinem Buch seine subjektiven Erlebnisse wieder. Somit handelt es sich mehr um eine Erlebnisschilderung als einen Tatsachenbericht.

Wir alle kennen die Fakten nur zu gut, doch weiß man nicht was in einem Menschen in solcher ausweglosen Situation psychisch vorgeht. Frankl spiegelt den Alltag der Seele des durchschnittlichen Häftlings, wobei er vorweg erwähnt, wirklich nur „normale Häftlinge" in seinen Schilderungen in betracht zu ziehen und somit höhergestellte wie Capos oder Prominente ausscheiden. Er schildert das Leiden und Leben der kleinen Opfer und nicht der Helden und Märtyrer. Schauplatz stellen die vielen meist nicht so bekannten Filiallager dar, die zwar meist keine große Fläche in Anspruch nahmen, dafür aber umso grauenhafter vorgingen. Mit seinem Buch bietet er allen Menschen die das Glück hatten, nicht durch die Hölle des KZ-Alltags zu gehen, die Gelegenheit subjektiv in die Psyche eines KZ-Häftlings zu blicken, sich ein Bild zu machen von dem täglichen Kampf um Nahrung und die Lebenserhaltung. Der Mensch im Konzentrationslager legt nach und nach seine menschlichen Charaktereigenschaften ab.

Er wird zu einer Nummer, ein Kampf jeder gegen jeden beginnt. Um überhaupt mehrere Jahre in einer solchen Anstalt zu überleben musste man etliche Selektionen über sich ergehen lassen, bei denen die Alten und Schwachen von den noch Arbeitsfähigen getrennt und ins Gas geschickt wurden. Um diesen Kampf wenigstens eine Zeit lang durchzustehen, musste man eine gewisse Gewalttätigkeit wie auch Skrupellosigkeit an den Tag legen, den nicht die guten Menschen waren prädestiniert sondern die anpassungsfähigsten waren es die meist überlebten. Anfangs wollte Viktor Frankl sein Buch unter seiner Häftlingsnummer anstelle seines Namens veröffentlichen, da er eine gewisse Abneigung gegen ein Exhibitionieren von Erlebten verspürte, schlussendlich ließ er sich aber doch davon überzeugen, dass das Bekenntnis den Wert einer Erkenntnis aufwerte.   Um dem gewöhnlichen Menschen die Psyche des KZ-Häftlings etwas Näherzubringen und aufzuschlüsseln, möchte ich seine Erlebnisse in 3 verschiedene Phasen gliedern:   1) Aufnahme ins Lager   2) Lagerleben   3) Entlassung   Diese drei Phasen werden subjektiv vom jedem Häftling in gewisser Weise ident und nacheinander erlebt. In seiner KZ-Zeit erlebt der Häftling sowohl Höhen als auch zahlreichere Tiefen.


    3.a Die Erste Phase: Die Aufnahme ins Lager   Diese erste Phase ist als Aufnahmeschock zu bezeichnen die durch den menschenunwürdigen Transport in diese besagten Lager eingeleitet wird. Dieser Schock kann auch schon während der formalen Aufnahme einsetzten. Mehrere Nächte und Tage sind die angehenden Häftlinge dazu gezwungen in Waggons mit bis zu 80 Menschen zusammengepfercht zu verweilen bis sie ihr unbekanntes Ziel erreichen. Auf ihren Taschen und Rucksäcken in denen sich das letzte Hab und Gut befindet sitzen sie am Boden, insofern man zu den glücklichen gehört die noch ein Stückchen freien Boden fanden, auf der Reise ins Ungewissen kommt man auf so manche Ideen, doch kann man noch nicht glauben was wirklich auf einen zukommt. Im Glauben in einen Rüstungsbetrieb deportiert zu werden, spielte sich jedoch alles relativ ruhig ab, auf dieser ersten Reise.

Als jedoch die vorbeiziehende Tafel „Auschwitz“ die Aufmerksamkeiten erregte, wurde diese Ruhe von schrecklichen Vorstellungen getrübt. Den Insassen des Zuges blieb das Herz fast stehen, denn Auschwitz war der Inbegriff von Gaskammern, Krematoriumsöfen und Massentötungen. Bedrohlich wirkte dieses Lager auf die Menschen da es eine riesige Fläche für sich in Anspruch nahm und in der Dämmerung des Morgengrauens um so grauenhafter aussah. Gepaart mit optischen Reizen, traten bei der Ankunft nun auch akustische in Form von grellen Kommandopfiffen und Menschenschreien auf. Die Türen wurden aufgerissen und die Leute wie eine Viehherde herausgetrieben. Die Ankömmlinge wurden von eigens selektierten gut genährt aussehenden Häftlingen empfangen, diese verursachten eine willkommene Hoffnung in den neuen Häftlingen.

Ein erster Optimismus kam auf, der sich darauf stütze, dass es Angesichts dieser wohlgenährten Leuten doch nicht so schlimm sein könne. Dieses Phänomen lässt sich mit dem Krankheitsbild des sogenannten Begnadigungswahn vergleichen. Der zu Tode Verurteilte hofft bis zu letzt begnadigt zu werden. Auch diese Häftlinge schützen sich indem sie sich durch banale optische Erscheinungen von ihrer eigentlichen Situation ablenken ließen.Direkt nach der Ankunft nahm man ihnen nun auch den das letzte Stücken weg, dass sie an ihr bisheriges Leben erinnerte, nämlich das Handgepäck. So standen sie nun da, nur noch eine Nummer in einer Liste, kein Eigentum mehr kein gar nichts mehr, so wurden sie in die Baracke dirigiert.

Frauen nach rechts, Männer nach Links so wurden sie auch gleich von ihren geliebten Menschen getrennt. Nach dieser Trennung erfolgte die erste Selektion. Die Bewegung des Zeigefingers des Kommandanten entschied über Leben und Tod, für 90% der Neuangekommenen war diese Selektion die erste und letzte, für sie bedeutete die Bewegung des Fingers nach rechts den Abtransport in das Krankenlager und somit den sicheren Tod. Dieser erste Tag im Lager der, sämtliche Charakteren eines Tötungslagers an den Tag legte, wurde von den neuen Häftlingen jedoch nicht als wirklich wahrgenommen, noch immer hielten sie an der Hoffnung fest, alles sei bald vorbei. Erst als einer der älteren Insassen des Lagers eine Art „Aufklärungsgespräch“ mit ihnen führte, wurde den Menschen allmählich klar in welcher aussichtslosen Situation sie sich befanden. Nun begannen sie zu verstehen.

Doch der Begnadigungswahn war tief in ihnen verankert und schwer zu lösen. Als es darum ging eine Dusche in den berüchtigten Badräumen zu nehmen, und diese sich als echte Bäder erwiesen, fiel dieser Begnadigungswahn erneut auf nahrhaften Boden. Die Hoffnung wurde immer stärker. Mit der Desinfektion schor man ihnen auch die Haare und zwang sie sich vollkommen nackt auszuziehen. So standen sie also da, nackt wie sie geboren wurden, besitzlos wie sie geboren wurden. Die Häftlinge durften nichts behalten, keinen Ehering kein Stück Kleidung nichts.

Was ihnen blieb war die nackte Existenz die durch ihre nackte Erscheinung manifestiert wurde. Die erste Reaktion auf diese unfassbare Aktion war erstaunlicherweise Galgenhumor! Da sie nun nichts mehr zu verlieren hatten, begannen die Häftlinge sich über ihr nacktes Leben lustig zu machen. Dieser unerwartet Ausguss von Humor ist natürlich auch auf die erste Freude über das Nichtbefinden in einer Gaskammer zurückzuführen. Eine andere Reaktion war das aufkommen einer heftigen Neugierde. Die Neugierde ob man mit dem Leben davonkommen würde oder nicht. Eine Art russisches Roulette, das man gezwungen wurde zu spielen.

Diese Neugierde wurde in den vergangen Tagen dann von Überraschung abgelöst. Überraschung darüber das man es ohne Lungenentzündung überlebt nass und nackt bei eisiger Kälte im Freien stehen gelassen zu werden. In dieser ersten Phase stellt sich auch heraus das die Lehrbücher der Mediziner lügen. Im KZ wird bewiesen, dass Menschen bei weitem mehr aushalten können, als man ihnen zutraut. Auch die These „der Mensch ist ein Gewohnheitstier“ bewahrheitet sich hier. Es stellt sich heraus das Menschen länger ohne Schlaf auskommen als von den Ärzten angenommen.

Auch die Lebenswichtige Kaloriengrenze wurde von Medizinern zu hoch hinauf geschraubt, ist es nämlich möglich mit einer Tasse Wassersuppe am Tag zu überleben. In dieser Phase wird bestätigt, dass der Mensch wahrhaftig das Wesen ist, welches sich unter bestimmten Umständen an alles gewöhnen kann. Beschäftigt man sich mit seelischen Verfassung der Häftlinge, mit der Situation welche stündlich auswegloser erscheint, so liegt der Gedanke an Selbstmord nicht allzu fern. Soweil man sich ja sowieso im Todesnähe aufhält. „Durch den Draht gehen“ wird Selbsttötung im KZ-Jargon genannt. Mit diesem Gedanken spielten sehr viele Häftlinge, zuweil der Tod als gegenstandslos angesehen wurde und keiner damit rechen konnte die noch bevorstehenden Selektionen zu überstehen.

Der Häftlinge erlebte den Tod in diesem Schockstadium als nicht fürchtenswert, da er ja ständig damit konfrontiert wurde. Nicht einmal die Gaskammer stellte nach einigen Tagen noch eine Bedrohung da, da sie lediglich die Alternative zum Suizid Darstellte. Es gab nur ein Mittel zu überleben, man musste den Eindruck der Arbeitsfähigkeit erwecken. Doch dieses stellte anbetracht der Lebensumstände im Lager eine fast nichtzugbewältigende Herausforderung dar. Charakterisierend für diese Phase sind auch die unerwarteten Reaktionen der Häftlinge auf bestimmte Aktionen. Zum Beispiel reagierte Frankl auf die Aussage: „Du wirst es hier nicht überleben“ eines Mithäftlings, lediglich mit einem Lächeln.

Diese äußerst unerwartete Reaktion ist damit zu erklären, dass in abnormalen Situationen, abnormale Reaktionen eben das normale Verhalten wiedergeben. Diese im normalen Leben abnormale Reaktion stellt in anbetracht des Gemütszustands des Häftlings nach tagelangem Aufenthalt in einem Tötungslager, also die normale Reaktion dar, sobald sie im Zusammenhang der gegebenen Situation gesehen wird.     4.a Die zweite Phase: Das Lagerleben   Die eben beschriebene Reaktionsweise der ersten Phase, beginnt sich in der zweiten Phase völlig zu wandeln. Diese Wandlung setzt nach wenigen Tagen nach der Ankunft ein. Nach dem ersten Stadium des Schocks schlittert der Häftling in das zweite Stadium hinein, das Stadium der Apathie.

Der Häftling beginnt innerlich zu sterben. Seine Gemütsregungen werden abgetötet und alles welches im Lager passiert wird mit anderen Augen gesehen. Es wird nicht mehr wahrgenommen als Wirklichkeit. Auf der einen Seite ist hier die Sehnsucht nach den geliebten Menschen daheim, auf der anderen Seite der Ekel vor all der Hässlichkeit von der der Lagerinsasse umgeben wird. Durch das tägliche Mitansehen von Gewalttaten gewinnt die Brutalität eine gewisse Normalität, der Häftling wird abgehärtet, das Abtöten der normalen Gefühlsregungen schreitet weiter voran. Der Anblick wie Kameraden gequält und getötet werden, war anfangs unerträglich, doch nach einigen Wochen gewöhnt sich er Häftling daran.

Er nimmt es gleichgültig da er innerlich bereits vollkommen abgestumpft ist. Leidende, Kranke, Tote, all dies gehört zum täglichen bild im KZ begleitet vom Ekel, Grauen, Mitleid und Empörung. Der Insasse empfindet nicht mehr mit Gefühl sondern mit Gleichgültigkeit und Freude darüber nicht an der Stelle des Gepeinigten zu sein. Der Häftling beginnt alles um sich herum zu entwerten, er macht dabei auch nicht vor der eigenen Person halt. Alle Werte stürzen bei diesem Vorgang mit seiner eigenen Person in einen Abgrund der Fragwürdigkeit herab. Diese entwerteten Suggestionen durch die Umwelt oder sich selbst, führt dazu das das eigene Ich eine Entwertung erfahren muss, das Subjekt verliert das Gefühl noch Mensch zu sein, geschweige denn ein Wesen mit innerer und geistiger Freiheit.

Man empfindet sich lediglich noch als unbedeutender Teil einer noch unbedeutenderen großen Masse. Das Dasein fällt herab auf das Niveau eines Herdendaseins. Und auf diese Art und Weise wird der Häftling von den beaufsichtigenden Organen seiner Umwelt auch behandelt. Somit kennzeichnen Apathie, die Abstumpfung des Gemüts, die innere Wurstigkeit und das Gleichgültigwerden die zweite Phase. Diese Unempfindlichkeit ist die wertvollste Waffe gegen das permanente Geschlagenwerden des Häftlinge. Sie stellt die im Lageralltag höchst notwendige Panzerschicht dar, ohne die der Häftling leichte Beute wäre.

Die Apathie als Hauptsyndrom der zweiten Phase ist ein notwendiger Schutzmechanismus er Psyche. Die Wirklichkeit wird abgeblendet und das gesamte Gefühlsleben konzentriert sich auf die Lebenserhaltung. Für Viktor Frankl war es die Ungerechtigkeit bzw. die Grundlosigkeit seines Leidens welches er als den wesentlichen Schmerz ansah. Der seelische Schmerz und die Empörung darüber waren es die Frankl am meisten weh taten. Aber auch der Hohn der den Schlägen folgte war schwer zu ertragen.

In dieser zweiten Phase litt Frankl und fast alle weiteren Insassen bereits an schweren Hungerödemen. Umso größer war seine Freude, wie er als Leibseelenarzt des Herrn Capo berufen wurde. Diese Stellung brachte im nämlich etwas mehr Nahrung als üblich.     4.b Träume der Häftlinge   Während dieser schweren Zeit im KZ, wird das gesamte Seelenleben des Häftlings auf eine sogenannte primitive Stufe herabgeschraubt. Diese Aktion ist lebensnotwendig und schützt den Häftling davor sich selbst aufzugeben.

Psychologen sprechen von einer „Regression“, dem Rückzug auf eine primitivere Form seelischen Lebens. Deutlich wird diese Primitivität an den typischen Träumen des Häftlings. Am häufigsten beziehen sich die Trauminhalte auf banal erscheinende Dinge wie Brot, Torten oder Zigaretten. Es sind die ganz gewöhnlichen, alltäglichen Dinge die der Häftling vermisst. Er ist bestrebt die primitivsten Verlangen zu befriedigen und manifestiert dies in seinem Geträumten. Was dieses Träumen dem Träumenden jedoch antut, kehrt er in die kalte, wahre Realität zurück ist eine Sache für sich.

Eines steht jedoch fest, nicht der schlimmste Alptraum ist mit der Realität im KZ zu vergleichen.     4.c Sexualität   Die Unterernährung wird in dieser Phase als schlimmste Qual empfunden. Der Nahrungstrieb wird in den Bewusstseinsvordergrund gestellt, und ist dieser zuletzt auch der Grund das der Sexualtrieb im allgemeinen ausgeschaltet wird. Auch in den Träumen der Insassen tauchen sexuelle Inhalte äußerst selten auf, während Liebesregungen und anderwärtige Regungen Sehrwohl im Traum zum Vorschein kommen.     4.

d Politik und Religion     Da der Häftling während seines KZ-Aufenthalts durch Unsentimentalität glänzt, die er sich zum Schutz angeeignet hat, ist jeglicher Gedanke der nicht zur Lebenserhaltung dient scheinbar nutzlos. Dies geistige Haltung führt zu einem Zurückziehen aller moralischen oder eben geistiger Fragen. Er verliert sämtliche höheren Interessen. Es herrscht ein sogenannter „kultureller Winterschlaf“ im Lager. Ausgenommen von dieser Erscheinung sind lediglich zwei Interessen: politische Interessen, da von ihr auch verständlicherweise das Leben des Häftlings abhängt, und religiöses Interesse. Politisiert wird Im Lager zu genüge, da man die aufgeschnappten Gerüchte ja natürlich gleich verbreiten will und diese zu interpretieren versucht.

Da die aufgeschnappten Gerüche sich aber größtenteils widersprechen und somit an Wahrheitsgehalt verlieren, stellen diese nur einem weitern Bestandteil des Nervenkriegs im Lager dar. Den Hoffnungen vom Kriegsende wahrten also nie sehr lange. Die Optimisten im Lager stellten, laut Frankl, eine weitere Plage im Lager dar. Das religiöse Interesse war das innigste der Häftlinge. Dies zeigte sich in den improvisierten Gottesdiensten und Gebeten in Winkeln der Lagerbaracke.     4.

e Das höchste Gut   Das eindeutig wertvollste, an welches sich die Häftlinge auch in schwersten Zieten berufen konnten, war die Liebe. In Träumen sprachen sie mit ihren geliebten Ehefrauen, führten Gespräche oder warfen einander ermutigende Blicke zu. Im Widerspruch zu anderen philosophischen Theorien, bestätigte sich eine Für Viktor Frankl: Die Liebe ist das letzte und Höchste Gut des Menschen. Hat man also nichts mehr auf dieser Welt, ist man vollkommen enteignet, hat man immer noch die Gedankenfreiheit, seine Träumer in denen man die Geliebte erscheinen lassen kann sooft man beliebt. Dabei wird es auch belanglos, ob der geliebte Mensch denn überhaupt noch unter den Lebenden verweilt oder nicht :“ So wenig meint Liebe die körperliche Existenz eines Menschen, so sehr meint sie zutiefst das geistige Wesen des geliebten Menschen“. Das der Mensch also physisch anwesend ist spielt hier eine untergeordnete Rolle, das erwärmende Gefühl der Liebe macht all dies wett.

    4.f Meditation und Flucht in die Vergangenheit   Durch die Leere des geistigen Dasein im Lager wird der Häftling dazu gezwungen, in erfüllelende Ebenen zu flüchten, die er in der Vergangenheit findet. In seiner Phantasie beschäftigt er sich immer wieder mit verflossenen Erlebnissen, aber erstaunlicherweise nicht etwa mit den spektakulären, es sind die alltäglichen Begebenheiten, die nichtigsten Dinge oder Geschehnisse seines früheren Lebens um die sein Denken kreist. Sehnsüchtig blickt der Geist nach Innen zurück: Man kommt nachhause, sperrt die Wohnungstüre auf, lässt sich auf die weiche Couch sinken- solche scheinbar lächerlichen, banalen Details sind es die der Häftling in seinen schwersten Stunden Revue passieren lässt. So ist auch zu verstehen, dass manchmal die zarter Konstruierten, die welche zu solch subtilen, einfühlsamen Gedanken fähig sind, das Lagerleben besser überstehen konnten als die robusteren Naturen, welche zu solcher innern Flucht in die Vergangenheit nicht fähig waren und sich zu sehr mit dem tatsächlichen Alltag beschäftigten.     4.

g Kunst im KZ   Kunst im KZ- eine etwas makabere Vorstellung, doch gab es sie gelegentlich. Von Zeit zu Zeit gab es Kabarettveranstaltungen, die in vorübergehend leergeräumten Baracken, in denen einige Holzbänke aufgestellt wurden, abgehalten wurden. Sogar Capos oder Lagerarbeiter begaben sich an diesen besonderen Abenden unter die normalen Häftlinge, um einwenig kulturellen Hochgenus für sich in Anspruch zu nehmen. Sie alle kamen um ein wenig zu lachen oder zu weinen, und auf jeden Fall zu vergessen. Es wurden Lieder gesungen, Gedichte aufgesagt und sogar Späße gemacht. Der Sonnenaufgang oder das Abendrot, brachte die Lagerinsassen jedoch in den größten künstlerischen Genuss.

Die Tendenz zur Verinnerlichung, und der Drang an dem letzten Schönen, festhalten zu müssen, baten eine gute Gelegenheit zu einem intensiven Erleben von Kunst und Natur. Trotz aller Müdigkeit und trotz aller Kälte, schleppten sie sich manchmal hinaus auf den Appellplatz, nur um den Anblick eines Sonnenuntergangs nicht zu entgehen. Aus diesem künstlerischen Verständnis ergibt sich der wohl gespenstische Kontrast gegenüber dem trostlosen Lagerleben doch hilft es wenigstens ein paar Minuten oder Stunden zu vergessen. Ist dies schon seltsam, gibt es auch noch den Lagerhumor der uns für unangebracht erscheinen mag. Natürlich gibt es diesen nur ansatzweise und wenn dann nur für ganz kurze Zeit. Doch stellt er eine weitere Waffe dar um den Alltag zu bewältigen, auch er ist eine Waffe der Seele im Kampf um ihre Selbsterhaltung, die den Häftlingen nur schwer genommen werden kann.

Der Wille zum Humor, der Versuch Dinge aus witziger Perspektive zu sehen, stellt gleichsam einen Trick als auch eine Lebenskunst dar, die zu hegen ein weiteres Glück darstellt. Der Begriff Glück lässt sich schwer definieren in den Umständen eines Häftlings, für ihn ist all jenes Glück was ihm erspart bleibt, dies stellt eine positive Gefühlsregung dar, die es nur selten gibt.     4.h Sehnsucht nach Einsamkeit   Wie schon erwähnt, fühlt sich der Häftling der zweiten Phase weniger als Individuum , mehr als Herdentier. Er hat sich selbst und sämtliche moralischen Grundsätze entwertet und wird gezwungen an die Wertlosigkeit des einzelnen Menschenlebens zu glauben. In einer Baracke mit bis zu 1100 Menschen zusammengepfercht, ist es nur allzu verständlich, verspürt man den Drang nach Einsamkeit.

Es ist eine tiefe Sehnsucht nach dem Alleinsein mit sich selbst und den eigenen Gedanken, die einen packt. Da der Häftling die meiste Zeit bestrebt ist in der Masse unterzutauchen und um keinen Preis aufzufallen, ist dies ein weiteres interessantes Phänomen der KZ-Psychologie. Den sobald er die Aufmerksamkeit der SS auf sich lenkt ist dies gleichzeitig sein Todesurteil, über dessen Vollstreckung er keinen weiteren Einfluss mehr besitzt.     4.i Gereiztheit   Diese Gereiztheit stellt neben der Apathie eines der hervorstechendsten Merkmale der Häftlingspsyche dar. Die auslösenden Komponenten sind der permanente Hunger und der Schlafmangel.

Schon im normalen Leben machen beide, den Menschen schlechtgelaunt und unausgeglichen, nun kann man sich vorstellen wie dies Mängel in hochkonzentrierter Form, sich auf den Menschen im KZ auswirken. Durch weitere Komponenten wie Hygienemangel und die daraus resultierende Ungezieferplage und den Fortfall jeglicher Zivilisationsgifte wie Koffein oder Nikotin, wird diese Gereiztheit des Häftling noch gesteigert. Zu diese körperlichen Auslösern treten dann auch noch eine Reihe von seelischen auf, und zwar in Form von Komplexen. Die Minorität der Häftlinge leidet begreiflicherweise an einer Art Minderwertigkeitsgefühl. Was darauf zurückzuführen ist, dass die Menschen buchstäblich entmenschlich wurden. Sie besitzen weder Güter noch Namen, ihr Leben ist nichts wert.

Diese Gereiztheit kommt in Schlägerein unter den Häftlingen zu ihrem Höhepunkt und wurde von Frankl beobachtet und analysiert.     5.a Die Seele   Nach diesem Versuch die typischen, prägenden Charakterzüge eines KZ-Häftlings darzustellen, müsste man den Eindruck gewinnen, dass die menschliche Seele letzten Endes von der Umwelt her zwangsmäßig und eindeutig bestimmt wird. Ist es ja beispielsweise das Konzentrationslager, oder eben das alltägliche Lagerleben welches als soziale Umwelt das Verhalten des darin Lebenden prägt und gestaltet. Und hier stellt sich zurecht die Frage: Wo bleibt die persönliche Freiheit des Menschen? Die geistige Freiheit die ihm erlaubt Ansichtsweisen aufzubauen und danach zu leben? Gibt es diese unter solch katastrophalen Umständen überhaupt noch? Oder ist der Mensch lediglich Produkt vielfacher Bestimmtheiten und Begebenheiten, seien diese biologische, psychologisch oder sozial? Besitzt der Mensch die ihm schon vielfach zugesprochen Gedankenfreiheit oder ist er guter letzt nur ein Resultat seiner leiblichen Konstitutionen und seiner Disposition in einer Gesellschaft? Kann er sich nun den Einflüssen dieser Daseinform, der er gezwungenermaßen unterstellt ist, entziehen oder unterliegt er ihr vollkommen? Um diese Fragen beantworten zu können bezieht Frankl sich auf all die guten Menschen, welchen er während seines KZ-Aufenthalts begegnete. Menschen die aus freier Einstellung heraus Ja zum Leben sagten und trotz des erdrückenden Alltags immer noch fähig dazu waren, ein Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern.

An ihnen konnte er ausmachen, dass man Menschen im Konzentrationslager alles nehmen kann, nur nicht: die letzte menschliche Freiheit, sich zu den gegebenen Verhältniss4en so oder so einzustellen. Mögen es auch nur weinige Menschen gewesen sein die ein gutes Lächeln oder ein Stück Brot spendeten, doch haben diese genug Beweiskraft, dass die geistige Freiheit des Menschen bis zu seinem letzten Atemzug nicht genommen werden kann. Lässt man ihm noch bis zum letzten Atemzug Gelegenheit sein Leben sinnvoll zu gestalten, wird er dieses auch tun.     6.b Der Sinn des Lebens   Je nachdem ob der Mensch im KZ sein unabwendbares Schicksal auf sich nimmt oder nicht und auch in den schwierigsten Situationen die ihm gegebenen Möglichkeiten ausnützt, um sein Leben sinnvoll zu gestalten, je nachdem ob er sich sowohl geistig als auch menschlich fallen lässt, dem Lagerleben verfällt und vollends zum Herdentier wird, je nachdem hat der Mensch die Wertmöglichkeiten, die ihm seine Leidsituation und sein schweres Schicksal geboten haben, verwirklicht oder verwirkt. Nun wird bewiesen, ob er der Qual würdig ist oder nicht.

Nur wenige Menschen sind in der Lage eine solche Überlegung durchzuführen, und diese vor allem auszuführen. Nur wenige und seltene Menschen waren in der Lage sich zu ihrer vollkommenen inneren Freiheit zu bekennen und die Werte zu verwirklichen, die das Leiden ermöglichen. Doch schaffte es lediglich ein Mensch, so war dieser der Zeuge dafür, dass der Mensch innerlich stärker sein kann, als sein äußerliches Schicksal. Der Mensch wird vor die Herausforderung gestellt aus seinem bloßen Leidenszustand eine innere Leistung zu gestalten. Denn, wenn Leben überhaupt einen Sinn hat, dann muss doch Leiden auch einen Sinn haben. Gehört das Leiden nicht irgendwie zum Leben dazu, genauso wie der Tod, der aus dem menschlichen Dasein erst ein Ganzes macht? Hier lehrt Frankl, dass es nie und nimmer darauf ankommt, was man vom Leben erwartet, vielmehr kommt es darauf an was das Leben von einem erwartet.

Verantwortung tragen für die rechte Beantwortung der Lebensfragen, für die Erfüllung der Aufgaben, die jedem einzelnen das Leben stellt, für die Erfüllung der Forderung der Stunde, diese Handlungen und mit ihr der Sinn des Daseins, beinhalten den wesentlichen Sinns des KZ-Lebens, denn nie kann man den Sinn des menschlichen Lebens allgemein verfassen.     6.c Leiden als Leistung   Diese hängt eng mit der Frage nach dem Sinn des Lebens zusammen, wir im KZ ja aus dem Leiden eine Tugend gemacht die einem erlaubt zu einer menschlichen Größe zu gelangen, die man früher in der Alltagsexistenz vielleicht niemals erfahren hätte können. Sofern nun das konkrete Schicksal dem Menschen ein Leid auferlegt, wird er auch in diesem Leid eine Aufgabe sehen müssen. Von seinem leidvollen Schicksal nun gepeinigt, welches im kein anderer abnehmen oder erleichtern könnte, steht er nun vor der einzigartigen Herausforderung, eine einmalige Leistung zu vollbringen, nämlich das Leid zu durchleiden und vor allem zu überleben! Den nur die Häftlinge die den Sinn im Leiden und somit im Leben erkannten, hatten die Möglichkeit zu überleben. Wehe dem, den Mutlosigkeit und Hoffnungslosigkeit überkamen, sobald man nicht mehr vermochte an seine Zukunft zu glauben und den geistigen Halt verlor, war man selber verloren.

Mit dem Lebensziel wird auch die Existenz ausgelöscht. Für Viktor E. Frankl war das Leiden eine Aufgabe geworden, deren Sinnhaftigkeit er sich nicht mehr verschließen mochte, er hatte Mut zum Leiden.     7.a Psychologie der Lagerwache   Wie ist es möglich, dass Menschen aus Fleisch und Blut anderen all das antun, vordem sie sogar Tiere verschonen würden? Diese Frage stellte sich Frankl wiederholt. Erstens gab es unter den Wachtposten des Lagers ausgesprochene Sadisten und zweitens wurden gerade diese Sadisten ausgesucht wenn es darum ging eine scharfe Bewachungsmannschaft zusammenzustellen.

Diese Posten stellten dann die negative Auslese dar, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, Häftlinge in sämtlichen, menschenunwürdigen Vorgängen zu foltern und zu demütigen. Um sich eine solche Vorgehensweise der Lagerwache erklären zu können muss erwähnt werden, das die Lagerwache, als auch die Häftlinge, großteils abgestumpft waren, durch die vielen Jahre, in denen sie Zeugen als auch Ausführende, des sadistischen Betriebs im Lager waren. Aus all dem lernte Frankl, dass es zwei Menschenrassen auf Erden gibt, nämlich die Rasse der anständigen Menschen und die der unanständigen Menschen. Beide Rassen sind im allgemeinen verbreitet und nicht homogener Natur oder rassenrein. In jeder Gruppe befinden sich anständige als auch unanständige. Das Leben Im KZ bot Frankl die Möglichkeit in einen Abgrund, in die äußersten Tiefen des Menschen zu blicken , diese zu analysieren und letztendlich zu dem Entschluss zu kommen: Das Menschliche all das was es ist, ist eine Legierung von gut und böse.

    8.a Die dritte Phase: Die Befreiung aus dem Lager   Dies ist nun die letzte Phase die der Häftli9ng gezwungen wird zu durchlaufen. Sie ist zwar weniger facettenreich als die erste und vor allem die zweite Phase, doch wird sie ebenfalls in seelischer Hochspannung durchlaufen, der dann die totale Entspannung folgt. Diese Befreiungserlebnis kann freilich nicht objektiv geschildert werden und besteht deshalb aus einer persönlichen Darstellung Viktor Frankls. Die dritte Phase wird der Erscheinung der typischen weißen Flagge eingeläutet, die das Ende des verlorenen Kriegs artikuliert. Wer nun denkt ab diesem Zeitpunkt machte sich riesengroße Freude breit der täuscht sich.

Mit müden Schritten, getragen von noch müderen Beinen, schleppten sich die Häftlinge zum Lagertor vor, um erstmalig die Umgebung des Lagers zu erkunden. Zum erstenmal, gehen sie diesen Weg ohne Angst vor dem Tod durch Erschießung haben zu müssen. Sie sind nun freie Menschen, können dies aber nach jahrelangem Aufenthalt in einem Tötungslager weder fassen noch realisieren. So lange haben sie von der Freiheit geträumt, dass sie sich Schwer vorstellen können, diesen abgegriffenen Begriff nun endlich bewusst zu erleben. Noch dringt die Wirklichkeit nicht recht in das Bewusstsein vor. Man nimmt dieses erlösende Schreiten auf der Wiese vor dem Lagertor, zwar zur Kenntnis, aber nicht zum Gefühl.

Noch macht die Welt keinen Eindruck, man muss erst wieder lernen sich zu freuen, denn das hat man buchstäblich verlernt. Was die Häftlinge während dieser Phase erleben würde der Psychologe als Depersonalisation bezeichnen. Alles erschient unwirklich und unwahrscheinlich, der Häftling fühlt sich wie in einem Traum. Solange hat man sich auf diesen Tag gefreut, sosehr hat man sich danach gesehnt, doch ist er viel zu rasch Wirklichkeit geworden. Die Seele tut sich schwer, nach jahrelanger Folter plötzlich, sämtliche Reize, die mit dem Freiheitsbegriff in Verbindung stehen, zu verarbeiten. Der Körper jedoch baut seine Hemmungen etwas schneller ab, als die Seele.

Von der ersten Möglichkeit an,beginnt der Entlassenen zu essen. Er ißt stundenlang, tagelang und sogar Nächte lang, so groß ist sein Kalorien Defizit. Der zweite Drang unter dem der Ex-Häftling steht, ist der Drang zu erzählen. Er beginnt bei nächster Gelegenheit zu erzählen, stundenlang. Der jahrelange Druck der auf ihm lastete, wird durch dieses zwanghafte erzählen abgelassen. Nach der Befreiung und wegen der plötzlichen Druckentlassung, zeigen sich jedoch gewisse Gefahren in seelischer Bezeihung, die mit der Caisson-Krankheit verlichen werden können.

Durch die plötzliche Druckentlassung der Seele des Menschen, kann er bestimmte Schäden davontragen. Gerade bei primiveren Individuen kann man während dieser Phase oft beobachten, daß sie nach wie vor in ihrer seelischen Einstellung unter der Kategorie der Macht und Gewalt verharren, nur das sie in dieser neuen Situation diejenigen darstellen, die ihr Macht, ihre Freiheit hemmunglos und bedenkenlos nutzen dürfen. Diese Menschen tun Unrechtes, weil sie selber Unrechtes erfahren mussten und dieses als Enschuldigung für ihr Fehlverhalten heranziehen. Sie denken, daß nicht was sie unrechtes tun könnten, mit dem gleichgestellt werden könnte, welches sie erfahren mussten und somit gerechtfertigt sei. Doch eines könnte den Entlassenen noch gefährlicher werden, nämlich die Verbitterung und die Enttäuschung des Häftlings, der als freier Mensch in sein altes Leben zurückkehren möchte. Hier ist es die Ignoranz der Umwelt und der Gesellschaft die dem Häftling zu schaffen macht.

Die Mesnchen dahiem begegnen ihm mit Achselzucken oder üblichen Redewendungen wie:" wir haben von nichts gewußt.." oder " wir haben auch gelitten". Dann drängt sich dem Ex-Häftling die frage auf, wozu er das alles erdulden musste. Diese beiden Grunderlebnisse können den Entalssenen schwerwiegend deformieren und seelisch gefährden. Noch schlimmer wird es, möchte der Befreite seinen Geliebten Menschen aufsuchen, der geliebte Mesnch vom dem er im Traum tausendmal geträumt hatte, und der ihm einen weiteren Sinn im trostlosen Alltag gab.

Gekrönt wird aber all dieses Erleben des heimkehrenden Mesnchen von dem köstlichen Gefühl, nach all dem Erlittenen nichts mehr auf der Welt fürchten zu müssen!

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