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  Curie marie -



                         Marie Curie wurde als fünftes und jüngstes Kind am 7. November 1867 in Warschau, in Polen, geboren. Ihre Mutter, Bronislawa Boguska, war Pianistin, Sängerin und Lehrerin. Ihr Vater hieß Wladislaw Sklodowski, und er war Professor für Mathematik und Physik. Maries Mädchenname war Marya Salomee Sklodowska. Von ihrer Mutter aber wurde sie liebevoll Mania genannt.

(VORLESEN!) Manias Kindheit sollte von einigen schicksalhaften Ereignissen überschattet werden. Schon während ihrer letzten Schwangerschaft erkrankte Manias Mutter an Tuberkulose. Diese Krankheit galt in jener Zeit als unheilbar, und obwohl sie Ärzte aufsuchte und zu Kuren fuhr, nahm sie auch bei ihr den damals üblichen Verlauf. Aus Furcht, ihre Kinder anzustecken, vermied sie jegliche Zärtlichkeiten mit ihnen. So wuchs Maria auf, ohne je von ihrer Mutter geküßt worden zu sein, was ihre persönliche Entwicklung geprägt haben dürfte. Von ihren Mitmenschen wurde sie stets als zurückhaltend, sogar als scheu beschrieben.

Nachdem Manias Vater als Inspektor entlassen wurde und sie auch ihre Dienstwohnung aufgeben mußten, wohnten von da an bis zu zehn Schüler bei den Sklodowskis und bekamen vom Vater Privatunterricht. Einer der Schüler wurde im Januar 1876 typhuskrank und steckte Maryas Schwestern Bronia und Sofia an. Einige Wochen später erlag Sofia der Krankheit und Marya verlor zum erstenmal einen geliebten Menschen. Nur zwei Jahre später im Mai 1878, beweinte die erst zehnjährige Marya den Tod ihrer Mutter. Dem Vater, durch diese Schicksalsschläge vorzeitig gealtert, fiel nun die nicht einfache Aufgabe zu, seine vier heranwachsenden Kinder, Mania mit ihren zwei Schwestern Bronia und Hela und ihrem Bruder Josef, alleine aufzuziehen. Mania lernte leicht und beendete mit 16 das Lyzeum als beste Schülerin mit hervorragenden Leistungen.

Danach wurde sie zu einer Art Erholungsurlaub aufs Land geschickt. Zwei Jahre später mußte sie eine Stelle als Gouvernante, erst in Warschau, dann in der Provinz, annehmen, weil ihr Vater durch Fehlinvestitionen sein gesamtes Geld verloren hatte. Im Alter von 18 arbeitete sie als Erzieherin. Mania war froh, als sie endlich 1890 erstmals im Laboratorium ihres Vaters arbeiteten konnte.   Da Mädchen in Polen keinen Zugang zum Universitätsstudium hatten und ihr Vater auch nicht genug Geld hatte, um Marya und ihre Schwester Bronia gleichzeitig zu unterstützen, reiste sie ein Jahr später nach Paris mit, um ihrer Schwester durch ihr Lehrerinnengehalt sechs Jahre lang das Medizinstudium zu finanzieren. Dort änderte sie ihren Namen von Marya nach Marie.

Sie selbst konnte sich erst mit 25 Jahren ihr eigenes Studium an der Sorbonne finanzieren. Und in den ersten Jahren lebte Marie bei ihrer Schwester und deren zehn Jahre älteren Ehemann Kazimierz Dluski in La Vilette, einem Vorort von Paris. Maries Schwager hatte dort eine Arztpraxis eröffnet und betreute zusammen mit seiner Frau Bronia, die mittlerweile ihr Studium erfolgreich abgeschlossen hatte, vor allem Arbeiterfamilien der nahegelegenen Schlachthöfe. Am 3. November 1891 begannen für die Studentin der Mathematisch- Naturwissenschaftlichen Fakultät an der Sorbonne die Vorlesungen. Außerdem wurde Marie ein Arbeitsplatz in der Physik zugewiesen.

Doch die anfängliche Euphorie wich bald der Erkenntnis, daß ihr Wissensstand weit hinter dem der französischen Studienanfänger zurücklag. Ganz abgesehen von ihren Sprachkenntnissen, die, trotz intensiven Lernens vor ihrer Abreise, Lücken aufwiesen. Im Frühjahr 1892 zog Marie aus der Wohnung der Dluskis in eine kleine Dachkammer um. Dort stürzte sich Marie in ihre Studien, weshalb sich die drei nur noch selten sahen. Deshalb bemerkten Bronia und ihr Mann auch nicht, daß sich Maries gesundheitlicher Zustand zunehmend verschlechterte. Ihr Problem war nicht in erster Linie der Geldmangel, vielmehr vernachlässigte sie ihre Ernährung: Ihr Speisezettel war karg und einseitig und wies nur wenige warme Mahlzeiten auf.

Die Auswirkungen ließen nicht lange auf sich warten. So litt sie unter Schwindelanfällen und wurde manchmal ohnmächtig. Erst als sie in Gegenwart einer Mitstudentin die Besinnung verlor, benachrichtigte sie Maries Verwandte. Die Diagnose war falsche Ernährung und Überarbeitung. Obwohl Bronia erst kürzlich ihr Kind zur Welt gebracht hatte, zögerte sie keinen Augenblick, Marie nach La Villette zu nehmen, um sich persönlich um sie kümmern zu können. Wieder erholt, kehrte Marie nach einer Woche in ihre Studentenkammer zurück.




Die guten Vorsätze und das Versprechen, von nun an auf die eigene Gesundheit zu achten, waren aber bald wieder vergessen. Neben den Vorlesungen in ihrem Hauptfach Physik, in dem sie das Lizentiat anstrebte, hörte sie Chemie und Mathematik. Als Beste von etwa dreissig Prüfungskandidaten schloß sie ihr Physikstudium ab.   Seit einiger Zeit hatte Marie einen Verehrer, der ihr in schwärmerischen Briefen den Hof machte. Sie wollte sich aber auf keine Romanze einlassen und sagte ihm daher unmißverständlich ab. Um auch die Physik nicht gänzlich aus den Augen zu verlieren, nahm Marie Forschungsaufträge der Gesellschaft zur Förderung der Nationalen Industrie an und untersuchte die magnetischen Eigenschaften verschiedener Metalle.

Zwar war ihr von ihrem ehemaligen Lehrer Professor Lippmann gestattet worden, in seinem Labor zu arbeiten; jedoch reichte der ihr zugeteilte Platz nicht aus, um vernünftig forschen zu können. Wie immer verbissen, wenn es um ihre Studien ging, suchte Marie nach einer Lösung dieses Problems. Als sie hiervon ihrem Bekannten Herrn Kowalski, einem Physikprofessor und Landsmann, erzählte, wußte dieser Rat. Am nächsten Tag stellte er sie einem französischen Wissenschaftler vor, der an der Schule für Industrielle Physik und Chemie unterrichtete und dort gleichzeitig Laboratoriumsleiter war. (Jetzt lese ich euch von Marie die Beschreibung der ersten Begegnung mit Pierre Curie vor.)   Als ich eintrat, stand Pierre Curie in der Nische der Balkontür.

Er sah sehr jung aus, obwohl er damals 35 Jahre alt war. Was mir an ihm auffiel, war der Blick seiner hellen Augen und eine Spur von Lässigkeit in der Haltung seine Körpers. Die etwas langsame, bedächtige Sprechweise, seine Schlichtheit, das zugleich ernste und junge Lächeln hatten etwas Vertrauenerweckendes. Es entwickelte sich ein Gespräch zwischen uns, das bald freundschaftlichen Charakter annahm: wir sprachen über wissenschaftliche Fragen, und ich war glücklich, mich mit ihm beraten zu können.   Pierre Curie wurde am 15. Mai 1859 in Paris geboren.

Sein Vater, der Arzt Eugène Curie, entstammte einer elsässischen, evangelischen Familie. Um Pierres Ausbildung kümmerten sich bis zu seinem vierzehnten Lebensjahr die Eltern. Dank seiner schnellen Auffassungsgabe bestand Pierre mit sechzehn Jahren das Abitur, absolvierte an der Sorbonne das Studium der Physik und schloß es achtzehnjährig mit dem Lizentiat ab. Marie und Pierre verliebten sich sofort ineinander. Nun stand sie vor einer schweren Entscheidung. Sollte sie nach Polen zurück zu ihrer Familie, oder sollte sie in Paris bleiben, um weiter zu forschen und Pierre zu heiraten.

Das Ergebnis teilte sie ihrer Familie sowie ihrer Schulfreundin Kazia mit:   Juli 1895 Wenn du diesen Brief erhältst, wird deine Mania einen anderen Namen tragen. Ich werde den Mann heiraten, von dem ich dir im vorigen Jahr in Warschau erzählt habe. Es ist mir sehr schmerzlich, für immer in Paris zu bleiben, aber was soll ich tun? Das Schicksal hat es gewollt, daß wir uns tief verbunden fühlen und den Gedanken, uns zu trennen, nicht ertragen können. Ich hatte dir nichts davon geschrieben, denn das alles hat sich sehr rasch und plötzlich entschieden. Ein ganzes Jahr lang habe ich gezögert und wußte nicht, wozu ich mich entschließen sollte. Endlich habe ich mich mit dem Gedanken abgefunden, mich hier niederzulassen.

Wenn du diesen Brief erhältst, schreibe mir: Madame Curie, Schule für Physik und Chemie 42 Rue Lhomond. So werde ich von nun an heißen. Mein Mann ist Lehrer an dieser Schule. Im nächsten Jahr kommt er mit mir nach Polen, denn er soll meine Heimat kennenlernen, und ich werde nicht verfehlen, ihn dann meiner lieben kleinen Wahlschwester vorzustellen und sie zu bitten, ihn in ihr Herz zu schließen.   Am 26. Juli 1895 heirateten Marie Sklokowska und Pierre Curie auf dem Standesamt in Sceaux.

Zu ihrer schlichten Feier im Haus von Pierres Eltern kamen Maries Vater und ihre Schwester Hela aus Polen, die Dluskis und einige Freunde von der Universität. Drei Jahre später, kurz nach der Geburt ihrer Tochter Irène 1897 begann sie ihre Doktorarbeit über die erst kürzlich von Henri Becquerel entdeckten Uranstrahlen. Er hatte zeigen können, daß ebenso wie Röntgenstrahlen auch die Strahlung, die das Uran aussendet, die Luft zu einem elektrischen Leiter werden läßt. Marie versuchte die Größe dieses äußerst kleinen Stromflusses zu bestimmen. Dabei konnte sie auf das von Jacques und Pierre entwickelter, nach dem piezo-elektrischen Prinzip arbeitende Elektrometer zurückgreifen. Unnötig zu erwähnen, wie wertvoll Pierres Erfahrungen auf dem Gebiet für Marie waren.

Für diese Arbeit wurde ihr in der Hochschule nur ein winziger Raum zur Verfügung gestellt. Die Kälte war schon unangenehm genug, dazu kam noch, daß die Meßgeräte und andere verschiedene Apparate nicht genau arbeiteten. Sie experimentierte mit verschiedenen Mineralien und kam zur Überzeugung, daß auch andere noch nicht bekannte Elemente diese seltsamen Strahlen aussenden mußten. Marie Curie stand an der Schwelle einer großen wissenschaftlichen Entdeckung. Sie hatte kein richtiges Labor, keine richtigen Instrumente, aber trotz allem gelang es ihr 1898 ein neues Element zu finden. Sie nannte es Polonium zur Ehre ihres Heimatlandes Polen.



Kurz danach gelang es Marie und Pierre Curie ein zweites radioaktives Element nachzuweisen, das Radium. Sie gaben das Geheimnis ein neues Element gefunden zu haben preis. Ab diesem Durchbruch wurden sie von Journalisten belagert und so konnten die Curies nicht weiterarbeiten. 1902 erhielt Marie den Doktortitel. Im Jahre 1903 wurde den Curies und Becquerel der Nobelpreis für Physik verliehen. Damit war sie die erste Frau der Welt, die den Nobelpreis erhielt.

Der Geldpreis brachte finanzielle Erleichterung und die Curies konnten sich neue wissenschaftliche Apparate anschaffen. Die Brandnarben an Maries Händen waren Beweis dafür, daß die vom Radium ausgesandten Strahlen Gewebe zerstören. So konnte man die Entdeckung der Curies auch im medizinischen Bereich anwenden, als Heilmittel gegen Krebs. Im August ließen Pierre und Marie den Alltag hinter sich und fuhren zum Urlaub in ein kleines Hafenstädtchen in der Nähe von Saint-Trojan. Wie schon vor Irènes Geburt nahm Marie auch diesmal keine Rücksicht auf ihre fortgeschrittene Schwangerschaft und machte mit Piere ausgedehnte Radwanderungen. Sicherlich war die Strahlensdosis, die sie bis dahin aufgenommen hatte, mit ein Grund für das Unglück: eine Frühgeburt mit Todesfolge.

Aber schon 1904 gebar Marie ihre dritte Tochter Eve-Dénise, genannt Eve. Noch im gleichen Jahr wurde Madame Curie offiziell zur Assistentin ihres Mannes ernannt. Zwei Jahre später erlitt Marie einen schweren Schicksalsschlag. Als sie am Donnerstag, dem 19. April 1906, abends nach Hause kam wurde sie von Paul Appell, dem Dekan der Fakultät, und ihrem Freund Jean Perrin erwartet: Sie überbringen die Nachricht von Pierres plötzlichem Tod. Pierre hatte am Vormittag dieses regnerischen Apriltages gegen 14 Uhr 30 an einer Versammlung von Fachkollegen teilgenommen.

Anschließend wollte er kurz mit seinem Verleger sprechen, fand aber dessen Büro wegen eines Streiks der Drucker verschlossen vor und kehrte um. Gedankenverloren eilte er durch die Stadt. Als er die Rue Dauphin überqueren wollte, lief er geradewegs in einen vorbeifahrenden Pferdewagen. Dem Kutscher blieb keine Zeit zu reagieren. Bevor er die Pferde zum Stehen bringen konnte, hatte das linke Hinterrad Pierres Kopf zertrümmert. (VORLESEN!) Pierre Curie wurde in Sceaux in der Familiengruft der Curies beigesetzt.

Die Trauerlichkeiten fanden im engsten Familien- und Freundeskreis statt. Auch Pierres Bruder Jacques und seine Schwägerin Bronia waren sofort angereist, um Marie beizustehen. Maries Sorge galt nun der Zukunft ihrer Kinder. Trotzdem lehnte sie Almosen, zu denen sie auch eine von der Regierung vorgeschlagene Ehrenpension zählte, kategorisch ab. Knapp einen Monat nach diesem tragischen Schicksalsschlag bot man ihr Pierres Nachfolge an. Den Posten als außerordentliche Professorin, der ersten, die je einen Lehrauftrag an der Sorbonne hatte, nahm sie am 13.

Mai an. In ihrem intimen Tagebuch, das sie seit Pierres Tod führte und in das sie sich vor der Realität flüchtete, wenn der Schmerz über den unbegreiflichen Verlust unerträglich wurde, schrieb sie: Man bietet mir deine Nachfolge an, mein Pierre: deine Vorlesung und dein Laboratorium. Ich habe angenommen. Ich weiß nicht, ob es richtig oder falsch ist. Du hast mir oft gesagt, du würdest es gerne sehen, daß ich Vorlesungen an der Sorbonne hielte. Und ich möchte mich wenigstens bemühen, unsere Arbeiten fortzusetzen.

Manchmal scheint es mir, daß es mir auf diese Art am leichtesten fallen wird, zu leben, dann wieder glaube ich, daß ich verrückt bin, mich darauf einzulassen. 7.Mai 1906 Mein Pierre, ich denke immerwährend an dich, es zersprengt mir den Kopf und trübt mir die Vernunft. Ich begreife nicht, daß ich von nun an leben soll, ohne dich zu sehen, ohne den lieben Gefährten meines Lebens zuzulächeln. Seit zwei Tagen sind Blätter an den Bäumen, und der Garten ist schön. Am Morgen habe ich mich dort an den Kindern erfreut.

Ich habe mir gedacht, daß du sie schön gefunden und daß du mich gerufen hättest, um mir das blühende Immergrün und die Narzissen zu zeigen. Auf dem Friedhof gestern wollte es mir nicht gelingen, die in den Stein gemeißelten Worte „Pierre Curie“ zu begreifen. Die Schönheit der Gegend tat mir weh, und ich zog den Schleier über das Gesicht, um alles durch ihn zu sehen... 11.

Mai Mein Pierre, ich stehe nach einer ziemlich guten Nacht auf und bin verhältnismäßig ruhig. Das ist kaum eine Viertelstunde her, und nun möchte ich wieder brüllen wie ein wildes Tier. 14. Mai Mein kleiner Pierre, ich möchte dir sagen, daß die Bohnenbäume blühen, die Glyzinien, die Heckenrosen, die Schwertlinien beginnen auch schon- das alles hätte dich erfreut. Ich will dir auch sagen, daß ich deinen Lehrstuhl bekommen habe, und daß sich Idioten gefunden haben, die mir dazu gratulieren. Ich will dir sagen, daß ich die Sonne und die Blumen nicht mehr liebe, ihr Anblick tut mir weh, mir ist besser, wenn der Himmel finster ist wie am Tage deines Todes, und wenn ich das schöne Wetter nicht hasse, so ist es nur, weil es meinen Kindern gut tut.

22.Mai Ich verbringe meine Tage arbeitend im Laboratorium, das ist alles, was ich tun kann! Dort ist mir besser als irgendwo anders. Ich kann mir nichts mehr vorstellen, was mir Freude bereiten könnte, die wissenschaftliche Arbeit vielleicht ausgenommen- doch nein, denn wenn mir etwas gelänge, könnte ich nicht ertragen, daß du nichts davon wüßtest. 10. Juni Alles ist trostlos. Die Sorgen des Lebens bringen es mit sich, daß ich nicht einmal in Ruhe über meinen Pierre denken kann.



  Den Sommer über vergrub sich Marie in Arbeit. Ihre Kinder schickte sie mit deren Großvater und ihrer Tante Hela in die Ferien aufs Land. Sie brauchte Ruhe, um sich auf ihre neuen Aufgabe einstellen zu könne. Die Verantwortung für die Leitung des Laboratoriums lag nun allein bei ihr, und zudem bereitete sie ihre Antrittsvorlesungen vor. Es gelang Marie Curie aus vielen Tonnen Pechblende wägbare Mengen von Radiumsalzen und daraus Metall rein zu gewinnen, sowie seine Eigenschaften festzustellen. 1911 erhielt sie dafür den Nobelpreis für Chemie, womit sie bis jetzt der einzige Mensch mit einem Nobelpreis in zwei verschiedenen Fächern ist.

Marie Curie war ein Pionier bei der Anwendung von Röntgenstrahlen und Radium in der Medizin. Während des ersten Weltkrieges 1914 entwickelte sie zugleich als „Direktorin des Röntgendienstes des Roten Kreuzes“ ein Röntgenauto, von dem über 200 Exemplare an der Front eingesetzt wurden, um vor allem die Diagnose von Schussverletzungen zu verbessern. Außerdem bildete sie mit ihrer Tochter Irène 150 Röntgenologen aus. Nach dem Krieg führte sie als Leiterin am Radium-Institut die Forschungsarbeit weiter und unternahm in wissenschaftlicher Mission zahlreiche Auslandsreisen. Leider wurde Marie bei der Verteilung der Auszeichnungen für besondere Verdienste wieder einmal vernachlässigt. Allein ihr Röntgendienst war mehr als einer Million Verletzen zugute gekommen.

1918 begannen Marie und ihre Mitarbeiter mit der Arbeit im Radium Institut und es wurde bald eines der besten und wichtigsten Institute der Welt in der Erforschung von radioaktiven Elementen. Marie wurde als erste Frau Mitglied in der internationalen Kommission „Council of the League of Nations“. Eine Verbesserung der finanziellen Notlage ihres Instituts im Jahre 1920 war nicht in Aussicht. Von unerwarteter Seite kam jedoch schließlich Hilfe: Bisher verband Marie den Beruf der Journalisten mit Zeitverschwendung, Belästigung, bis hin zu persönlichem Leid, das sie erfahren hatte. Sie gab Interviews, wenn überhaupt, ausschließlich über wissenschaftliche Themen. Daß die Chefredakteurin der amerikanischen Frauenzeitschrift „The Delineator“ Marie Mattingley Meloney, dennoch einen Termin bekam, verdankte sie eines gemeinsamen Bekannten.

Im Mai empfing Marie die ungewöhnliche Reporterin zum erstenmal, die das Treffen wie folgt schilderte: „Die Tür ging auf, und ich erblickte eine blasse, schüchterne Frau. Niemals zuvor hatte ich ein so trauriges Gesicht gesehen. Sie trug ein schwarzes Baumwollkleid. Ihr wunderbar sanftes und geduldiges Gesicht hatte einen abwesenden, weltabgewandten Ausdruck, wie er Menschen eigen ist, die sich voll und ganz der Wissenschaft hingeben. Ich kam mir plötzlich sehr aufdringlich vor und wurde noch schüchterner als Frau Curie. Seit zwanzig Jahren arbeitete ich als Journalistin, aber ich brachte es nicht fertig, dieser wehrlosen Frau im schwarzen Baumwollkleid auch nur eine einzige Frage zu stellen.

Ich begann zu erklären, wie sehr sich die Amerikanerinnen für ihr großes Werk interessieren, ich versuchte sie wegen meiner Aufdringlichkeit um Verzeihung zu bitten. Frau Curie wollte mich ermutigen und knüpfte ein Gespräch über Amerika an. <Amerika besitzt etwa 50g Radium> sagte sie, <vier in Baltimore, sechs in Denver sieben in New York...> Sie setzte die Aufzählung fort und nannte alle Orte, die über einen kleinen Teil des wertvollen Elements verfügen.

<Und Frankreich?> fragte ich. <Mein Laboratorium besitzt etwas mehr als ein Gramm.> <Was- Sie haben nur ein Gramm Radium?> <Ich? Ach, ich habe gar keines. Dieses Gramm gehört meinem Laboratorium.> Ich erwähnte die Patente, die sie zu einer sehr reichen Frau hätten machen müssen. Ruhig erwiderte sie: <Das Radium soll niemanden reich machen.

Es ist ein Element und gehört also allen Menschen.> <Wenn Sie sich etwas wünschen könnten>, fragte ich sie unter dem Einfluß einer plötzlichen Eingebung, <was würde Ihnen von allen Dingen auf der Welt die größte Freude machen?> Das war die idiotische Frage deren Folgen jedoch von außergewöhnlicher Bedeutung sein sollen. In derselben Woche erfuhr ich, daß ein Gramm Radius 100‘000 Dollar kostet. Weiter erfuhr ich, daß das Laboratorium von Frau Curie ungenügend ausgestattet war, obwohl es fast neu war, und daß das Radium im Laboratorium ausschließlich dazu diente, Röhrchen mit Emanation zu medizinischen Zwecken vorzubereiten. Marie hatte sich 1g Radium gewünscht, und die Folge war ihre Reise nach Amerika. Die beiden Frauen trafen einander in den kommenden Wochen noch oft, und aus ihrer gegenseitigen Hochachtung erwuchs Vertrauen.

Später sollte Frau Meloney Maries Freundin werden. Neben einem Gramm Radium wollte sie Marie genügend Geld anschaffen, damit sie sich die notwendigsten Anschaffungen für das Laboratorium leisten könnte. Die neuen Hoffnungen wurden von finsteren Ahnungen überschattet. Marie vertraut sich ihrer Schwester Bronia an: 10. November 1920 Die größten Sorgen bereiten mir meine Augen und Ohren. Meine Augen sind sehr geschwächt, und man kann wahrscheinlich nicht viel dagegen tun.



In den Ohren peinigt mich ein fast ununterbrochenes, oft sehr lautes Sausen. Ich bin sehr beunruhigt: meine Arbeiten könnten davon gestört- ja unmöglich gemacht werden. Vielleicht hat das Radium etwas mit diesen Störungen zu tun, aber es läßt sich nichts sicheres dazu sagen. Dies meine Leiden. Sprich mit niemandem darüber, damit sich keine Gerüchte verbreiten. Und jetzt wollen wir von anderem reden .

..“ 1929 reiste Marie in die USA und war Gast im Weißen Haus bei Präsident Hoover, von dem sie ein Gramm Radium im Wert von 250‘000 Dollar für das polnische Radiuminstitut in Warschau geschenkt bekam. Drei Tage nach dem Empfang im Weißen Haus waren Maries Kraftreserven erschöpft, sie brach zusammen. Die Ärzte rieten dringend zur Ruhe, aber schon nach wenigen Tagen setzte sich Marie wieder den Strapazen aus. Ein zweiter Schwächeanfall am 17.

Juni zwang sie erneut zu einer Unterbrechung ihres Programms. Endlich, am 28. Juni, konnte sie aufatmen, sie befand sich an Bord der „Olympic“ und durfte mehr als zufrieden mit dem Ergebnis ihrer Mission sein. Ihre Gedanken hingen indes nur an einer für sie lebenswichtigen Frage: würde sie in absehbarer Zukunft erblinden und fortan nicht mehr im Labor arbeiten können? Denn von einem New Yorker Augenspezialisten hatte sie erfahren, daß sie auf beiden Augen an grauem Star erkrankt war. Weniger einsichtig zeigte sich Marie in einer anderen Frage, die genaugenommen seit Pierres Tierversuchen zur Entwicklung seiner Therapie, wenn auch mehr oder minder unausgesprochen, im Raum stand: Kann die radioaktive Strahlung dem menschlichen Organismus gefährlich werden? Die Verdachtsmomente mehrten sich weltweit, daß dies zutreffen könnte. Für Marie war ihr eigenes Befinden, abgesehen von einigen Ermüdungserscheinungen und zeitweiligen Schmerzen, die sie ihrer arbeitsreichen Vergangenheit anlastete, ihr gewichtigstes Gegenargumenten Und sie war tagein, tagaus mit radioaktiven Proben umgegangen und das länger als andere Wissenschaftler.

Deshalb war sie überzeugt, das bei vorsichtiger Handhabung weder von den Stoffen selbst noch von deren Strahlung irgendeine nennenswerte Gefahr für die Gesundheit des Menschen ausgeht. Erst das allmähliche Schwinden ihrer Sehkraft weckte in ihr Zweifel. Marie schrieb in einem Brief an ihre Tochter Eve, daß sie sich einer Operation unterzog. Sie zog Éve ins Vertrauen, wollte aber, daß Eve niemandem davon erzählen sollte. Am schlimmsten waren für Marie die Tage, bis der Verband entfernt wurde. Solange tröstete sie die Stimme ihrer Tochter, ließ die Finsternis, die sie umgab, erträglich werden und vertrieb all die dunklen Gedanke, zu denen sie ohnehin neigte.

Marie verließ die Klinik und bereitete sich in ihrem Ferienhaus in Cavalaire auf die Rückkehr in ihr gewohntes Leben vor. Nach Monaten stellten sich Verbesserungen ein. Wie schon vor der Operation trug Marie ihre Brille nie in der Öffentlichkeit und versuchte mit unzähligen Tricks ihre Sehschwäche sogar vor ihren nächsten Bekannten und Freunden zu verheimlichen. Daß es ihr scheinbar gelang, lag allein an deren Respekt ihr gegenüber.     Auch war die kleine Familie im Begriff, sich zu vergrößern, denn Irène hatte ihrer Mutter ihren Entschluß mitgeteilt einen ihrer Mitarbeiter zu heiraten. Nach ihrer Heirat 1926 wohnte Frédéric Joliot mit Irène vorerst im Haus seiner Schwiegermutter.

Bald wurde Marie Großmutter. Sie widmete ihrer Enkelin Hélène viel Zeit und verfolgte aufmerksam ihre Entwicklung. Voll Stolz verfolgte Marie den wissenschaftlichen Aufstieg ihrer Tochter und ihres Schwiegersohns, und sie erlebte mit, wie Irène und Frédéric in die Reihe der angesehensten Wissenschaftler aufrückten. Im Jahr nach ihrer Entdeckung wurden Irène Joliot-Curie und Frédéric Joliot hierfür mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet. Eine Röntgenaufnahme brachte schließlich die Gewißheit, daß sich bei Marie ein Gallenstein gebildet hatte. Eve wich nicht mehr von ihrer Seite, sie setzte alle Hebel in Bewegung, um ihrer schmerzgeplagten Mutter die letzten Stunden so erträglich wie möglich zu machen.

An Rettung glaubte niemand mehr. Am 2. Juli 1934 reisten Irène und Frédéric in Sancellemoz an, und auch Bronia begab sich in Polen auf die Reise. Sie kam zu ihrem Bedauern nicht rechtzeitig an, als Marie Curie am Morgen des 4. Juli 1934 in den Armen ihrer Tochter Eve im Alter von 66 Jahren verstorben war. An der Seite von Pierre wird sie am Freitag, dem 6.

Juli 1934, ihrem Wunsch entsprechend, in einer schlichten Trauerfeier zur letzten Ruhe gebettet.     Marie Curie erlebte nicht mehr die schreckliche Anwendung der negativen Seite der Radioaktivität, denn 1944 wurde die erste Atombombe in Alamagordo zur Explosion gebracht.                

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