Herkunft und jugend
Christoph Willibald Ritter von Gluck
Herkunft und Jugend
Er wurde am 2.Juli 1714 in Erasbach in der Oberpfalz geboren. Sein Vater Alexander war Förster unter dem Grafen Lobkowitz in Böhmen, seine Mutter Hausfrau. Mit drei muß er mit seiner Familie nach Böhmen übersiedeln, wo er zum ersten mal mit Volksinstrumenten in Berührung kommt. Er besucht das Jesuitengymnasium in Komotau, wo auch die Basis für eine sehr umfassende humanistische Bildung gelegt wird. Mit 17 Jahren geht er nach Prag und inskribiert Logik und Mathematik an der Universität, die er aber nach vier Jahren wieder verläßt.
Nebenbei ist er Kirchensänger und Violoncellist. Fürst Lobkowitz, der Dienstherr seines Vaters, holt in 1734 nach Wien, wo zu der Zeit die Kontrapunktisten, als Vertreter der barocken Polyphonie und der generalbaßgestützten, harmonischen Musik das Sagen haben (Johann Josef Fux). Dieser Stil sagt Gluck jedoch nicht zu und so geht er 1737 nach Italien, wo Mailand für Jahre sein Studienort wird.
Dort unterrichtet ihn Giovanni Battista Samartini, der nur wenig älter als Gluck ist. Am Ende des vierjährigen Unterrichtes entsteht 1741 die erste Oper Artaxerxes, die ein großer Erfolg wird. Neider bleiben nicht aus, und so erhält er den Spitznamen „il beato porco“- das glückliche Schwein.
Gluck arbeitete eine ganze Oper im Kopf aus bevor er sie niederschreibt. Ein Jahrzehnt bleibt Gluck, der es nie eilig gehabt hat, in Italien und lernt alles, was es zu lernen gibt.
1745, als 32-jähriger, geht er nach London, entweder um die Stadt oder um Händel, den er sehr bewundert, kennenzulernen. Zu diesem Zeitpunkt ist Händel 61 und zwei Generationen stehen einander gegenüber. Händel schätzt Gluck nicht sehr und tut den Ausspruch „Mein Koch versteht mehr vom Kontrapunkt als dieser junge Komponist“. Das ist ein Zeichen, daß Gluck sich immer weiter vom barocken Stil entfernt.
Eine interessante Fassette dieses Aufenthaltes ist eine Konzert, bei dem Gluck auf 26 Trinkgläser, durch Wasser gestimmt, spielt.
Nach seinem Aufenthalt in London begibt er sich mit einer Theatergruppe auf eine Wanderung durch Deutschland, Österreich und Dänemark, als deren Konzertmeister und schreibt Dutzende Seria-Opern. 1750 endet mit der Heirat Anna Maria Bergins die Wanderung und er läßt sich in Wien nieder. Gluck wird Dirigent der Festaufführungen und Konzerte in Schönbrunn, sowie Musiklehrer der Prinzessinnen und in erstaunlich kurzer Zeit der ideale musikalische Interpret der therisianischen Epoche. 1754 geht er an das Burgtheater, wo er aus importierten französischen Stücken, der „operas comiques“, kleine Opern, fast wie Operetten, oder einfache Singspiele macht. Er führt neue Instrumente ein, wie z.
B. Triangeln, Handpauken, Schellen, Hackbrett und Tamburin. In diesen Jahren reizt es Gluck zu beweisen, daß er alle Musikstile beherrscht, was im Stück Die Chinesinnen zum Ausdruck kommt. Die eine singt Seriastil, die zweite im Pastoralstil, die dritte im Buffostil. 1756 schlägt man ihn in Rom zum Ritter vom Goldenen Sporn, wie auch später Mozart. Zu dieser Zeit entwickelt Gluck seine ersten Ballettmusiken, wie z.
B. Don Juan. Das war ein ziemlich feuriges Stück, worauf 1761 das Kärntnertortheater nach einer Aufführung des Don Juan abbrennt. 1760 führt er zusammen mit dem Textdichter Calzabigi die Opernreform durch. Diese Reform beinhaltet sowohl den Text als auch die Musik. Die sprachliche Künstelei und die traditionelle Handlungsintrige des Barock fällt weg, und an deren Stelle tritt eine Sprache mit dem Ausdruck natürlicher menschlicher Gefühle.
Es entsteht eine neue Klarheit und Einfachheit. Die Themen sind weiter antik, es wird aber der Humanismus mit einbezogen, man nennt es auch den Idealismus der Klassik. Damit beginnt die Wiener Klassik. Drei Opern sind die Wiener Reformwerke: Orpheus, 1762; Alceste, 1767; Paris & Helena, 1769.
1753 wird Gluck, 53-jährig, nach Paris gerufen, wo sich die Reform Numero zwei vollzieht. Die höfische Szene wechselt von Maria Theresia zu Maria Antoinette.
Die Pariser Kunstwelt fordert Gluck heraus sich hier zu bewähren und dieser unterschreibt bei der „Académie royale de musique“ einen Vertrag über sechs Opern. Die Uraufführung der Iphigenie in Aulis auf einer französischen Textvorlage, wird ein überragender Erfolg. Dann kam im gleichen Jahr die französische Fassung des Orpheus. Alles war begeistert; das Französische eignete sich zum Operngesang. Es ist 1777. Nicola Piccini, der Italiener, trifft in Paris ein und es kommt zu einen Opernwettstreit zwischen Drama und Buffooper, zwischen Gluck und Piccini.
Gluck kann schlußendlich mit der Aufführung der Iphigenie auf Tauris die Pariser überzeugen. 1797 erleidet Gluck seinen ersten Schlaganfall. Er kehrt nun für immer nach Wien zurück. Hier wohnt er noch einer Aufführung von Mozarts Entführung aus dem Serail bei, und er, der noch Händel erlebte, sieht in Mozart schon das aufsteigende Genie. Nach acht ruhigen Lebensjahren stirbt er am 15. November 1787 in seinem Haus in de Wiedener Hauptstraße.
Zwei Reformepochen hat Gluck eingeleitet und durchgeführt, die Wiener mit Stücken wie z.B. Orpheus (1762), Alceste (1767) und Paris und Helena (1770); und die Pariser Reform. In der französischen Reform wird die Textsprache von italienisch auf französisch umgewandelt. Die Werke dieser Zeit sind Iphigenie in Aulis (1774), Armidia (1777), Iphigenie auf Tauris (1779). Die dritte Reform, die deutsche, hat Gluck nicht mehr vollenden können, er sah sie in Mozart aufsteigen.
Bedeutend war auch die Einführung neuer Instrumente, sowie die Verwendung von Symphonieorchesterbesetzung, zum ersten Mal bei der Ouvertüre der Iphigenie.
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