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  Erich kästner - leben und werk

erich Kästner - Leben Und Werk   von Thorsten Sandfuchs, TG 13 - 96/97(Erich Kästner)  Emil Erich Kästner wurde am 23. Februar 1899 in Dresden geboren. Er lebte mit seinen Eltern, sein Vater war Sattlermeister, in einem einfachen Mietshaus. Erich Kästner war immer ein Primus in seiner Klasse, wie übrigens viele seiner späteren autobiographischen Hauptpersonen in seinen Romanen. Es herrschten z.T.

große Geldprobleme in der Familie, deshalb entstand vielleicht auch schon früh der Wunsch Lehrer zu werden, da dies ein sehr kostengünstiger Ausbildungsweg war. Um dies zu finanzieren, erlernte seine Mutter im Alter von 35 Jahren den Friseurberuf. Erich Kästner besann sich: "Ich war kein Lehrer, sondern ein Lerner. Ich wollte nicht lehren, sondern lernen. Ich hatte Lehrer werden wollen, um möglich lange Schüler bleiben zu können." Nach dieser Einsicht ging er auf das Gymnasium und wollte das Abitur nachmachen.

1917 wurde er im Alter von 19 Jahren, ein Jahr vor dem Abitur, zum Krieg eingezogen. Während seiner Ausbildung bekam er ein Herzproblem und wurde ins Lazarett überwiesen. Dann setzte er die Ausbildung beim Militär fort, es kam jedoch nicht mehr zu einem Fronteinsatz, da der Krieg 1918 beendet wurde. Auf dem Gymnasium gefiel es Erich Kästner viel besser als in der Kaserne. Er begann nach dem Abitur, das er mit hervorragenden Noten und einem Stipendium an einer sächsischen Universität abschloß, 1919 mit einem Germanistik- und Theatergeschichtestudium in Leipzig. Nun war sein Berufsziel Regisseur.

Er hatte starke Geldprobleme, auch verursacht von der steigenden Inflation, und jobbte, so oft er konnte. Schon damals schrieb er vereinzelt Gedichte und vor allem Theaterkritiken im Rahmen seines Studiums. Er verließ Leipzig zeitweise und ging für ein Semester nach Rostock, für ein weiteres nach Berlin. Von 1925 an arbeitete Erich Kästner bei der Neuen Leipziger Zeitung und schrieb auch Kritiken für andere Zeitungen. Mit dem ersten selbstverdienten Geld flog er mit seiner Mutter in die Schweiz. Sein Studium konnte schließlich abgeschlossen werden.

Erich Kästner schrieb einen satirischen Artikel über Beethoven, der ihn den Arbeitsplatz kostete. Er ging daraufhin als Theaterkritiker nach Berlin. Satirischer Kritiker der zwanziger und dreißiger Jahre In Berlin verfaßte er mit Erich Ohser, einem Karikaturisten (unter einem Pseudonym zeichnete er "der Vater und der Sohn"), spitze Bemerkungen über Politiker, als freier Journalist und Gesellschaftskritiker. Beide lebten von der Hand in den Mund, und sobald ein bißchen Geld vorhanden war, reisten sie nach Paris und Moskau. 1928 verfaßte Kästner Emil und die Detektive, Pünktchen und Anton, beides bald beliebte Kinderbücher, den Roman Fabian (1931) und wurde in den PEN-Club gewählt, eine Vereinigung internationaler Schriftsteller, bei der er später Präsident des deutschen Zweiges wurde. Nach dem Ende der Weimarer Republik begann die bedrückendste Phase in Erich Kästners Leben.

Die Nationalsozialisten kamen an die Macht und seine Bücher wurden zusammen mit den Bücher von Brecht, Döblin, Mann, Tucholsky u.v.a. öffentlich mit den Worten: "Gegen Dekadenz und moralischen Zerfall! Für Zucht und Sitte in Familie und Staat!" verbrannt. Warum war Kästner überhaupt in Deutschland geblieben, fragt man sich; oder genauer: Warum war er dorthin zurückgekehrt? Nach dem Reichtagsbrand im Februar 1933 hielt er sich auf einer Ferienreise in Zürich auf. Gegen den Rat vieler Freunde ging er nach Deutschland zurück und motivierte sogar andere es ihm gleich zu tun, um auf "ihre Weise" dem Regime die Stirn zu bieten.

"Ich bin ein Deutscher aus Dresden in Sachsen. Mich läßt die Heimat nicht fort. Ich bin wie ein Baum, der - in Deutschland gewachsen – wenn's sein muß, in Deutschland verdorrt." (E. Kästner)   "Ein Schriftsteller muß mit seinem Volk das Schicksal tragen, [..

.] um darüber zu schreiben." Er blieb sein ganzes Leben lang ein überzeugter liberaler Demokrat und Pazifist, der gegen alles demonstrierte, was ihm widersinnig war. Ihr wollt die Uhrenzeiger rückwärts drehen und glaubt, das ändere der Zeiten Lauf. Dreht an der Uhr! Die Zeit hält niemand auf! Nur eure Uhr wird nicht mehr richtig gehen.   Wie ihr's euch träumt, wird Deutschland nicht erwachen.

Denn ihr seid dumm, und seid nicht auserwählt. Die Zeit wird kommen, da man sich erzählt: Mit diesen Leuten war kein Staat zu machen! (1932, Marschliedchen, E. Kästner)   Es dauerte nicht lange, bis Kästner erfuhr, was es heißt, unter einer Diktatur zu leben. Im September 1934 wurde sein Konto gesperrt und am nächsten Tag wurde er verhaftet und verhört. Wie es sich herausstellte wegen eines Gedichts, das er nicht geschrieben hatte. Man ließ ihn also frei.


Die Nationalsozialisten versuchten ihn für ihre Seite zu gewinnen, als Chefredakteur einer Anti-Emigranten Zeitung in der Schweiz, doch er lehnte ab. Ab 1934 herrschte ein Publikationsverbot von Kästner im Inland, seine Bücher konnten aber noch im Ausland publiziert werden, da dies wahrscheinlich Devisen für Deutschland brachte. Der Atrium Verlag in Basel veröffentlichte seine Bücher, die in der Zeit entstanden, bis auch die Möglichkeit der Auslandspublikationen eingeschränkt wurde. So entstanden, natürlich nur unter Zensur, Das fliegende Klassenzimmer (1933), Drei Männer im Schnee (1934), Die verschwundene Miniatur (1935), Doktor Erich Kästners lyrische Hausapotheke (1936), Georg und der Grenzverkehr und Till Eulenspiegel (1938) 1937 wurde er ein weiteres Mal sehr lange verhört, wurde aber noch einmal freigelassen. Doch 1942 kam das endgültige Verbot der In- und Auslandspublikationen. Diesem Verbot folgten Verhaftungswellen, bei denen sich Erich Kästner bei Freunden und Verwandten in Dresden versteckte.

Sein Freund Erich Ohser wurde 1944 verhaftet und brachte sich selbst in der Gefängniszelle um. Was er in dieser Zeit "schrieb", bewahrte er in seinem Kopf auf. Sein Haus in Berlin wurde 1944 zerbombt. Nach der Bombardierung von Dresden, wo seine Eltern immer noch lebten, floh Kästner auf abenteuerlichem Weg aus Berlin. Seine neue Heimat wurde München. - ein neuer Lebensabschnitt begann.

Kabarettist und Journalist Kästner ging, um zunächst bei einem neuen Kabarett mitzuwirken. Wenig später wurde ihm die Leitung des Feuilletons (Kulturteil) einer amerikanischen Zeitung zugesprochen, der Neuen Zeitung. Nun entfaltete er eine enorme organisatorische Tätigkeit, und er schrieb die Gedichte und Texte, die er schon lange in seinem Kopf geformt hatte. Die Früchte seiner verfaßten Aufsätze, Gedichte, Kritiken usw. wurden 1948 in Der tägliche Kram veröffentlicht. 1949 entstand das Kinderbuch Das doppelte Lottchen.

1951 wirkte Erich Kästner bei dem Kabarett "Die kleine Freiheit" mit. Der Name implizierte schon Kritik am deutschen Wiederaufbau, der sich immer mehr als Restauration entpuppte. Lyriker Die große Freiheit ist es nicht geworden. Es hat beim besten Willen nicht gereicht. Aus Traum und Sehnsucht ist Verzicht geworden. Aus Sternenglanz ist Neonlicht geworden.

Die Angst ist erste Bürgerpflicht geworden die kleine Freiheit - vielleicht! (aus: Die kleine Freiheit, E. Kästner)   Kästner erhielt in dieser Zeit zahlreiche Auszeichnungen, z.B. in Darmstadt (1957) den Büchnerpreis und 1960 in Luxemburg die Hans-Christian-Andersen- Medaille. Die ganzen Jahre hindurch versuchte Kästner einen kindlich unbekümmerten Zugriff zur Wirklichkeit zu bewahren. Bürgerschreck, Gegner des Establishments Laßt euch die Kindheit nicht austreiben! Schaut, die meisten Menschen legen ihre Kindheit ab wie einen alten Hut.

Sie vergessen sie wie eine Telephonnummer, die nicht mehr gilt. Ihr Leben kommt ihnen vor wie eine Dauerwurst, die sie allmählich aufessen, und was gegessen worden ist, existiert nicht mehr. Man nötigt euch in der Schule eifrig von der Unter- über die Mittel- zur Oberstufe. Wenn ihr schließlich droben steht und balanciert, sägt man die "überflüssig" gewordenen Stufen hinter euch ab, und nun könnt ihr nicht mehr zurück! Aber müßte man nicht in seinem Leben wie in einem Hause treppauf und treppab gehen können? Was soll die schönste erste Etage ohne den Keller mit den duftenden Obstsorten und ohne das Erdgeschoß mit der knarrenden Haustür und der scheppernden Klingel? Nun - die meisten leben so! Sie stehen auf der obersten Stufe, ohne Treppe und ohne Haus, und machen sich wichtig. Früher waren sie Kinder, dann wurde sie Erwachsene, aber was sind sie nun? Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch! (aus: "Ansprache zum Schulbeginn", E. Kästner)   Am 9.

Mai 1951 starb die geliebte Mutter von Kästner, sie hatte große psychologische Probleme durch den Krieg bekommen. Kästner besuchte den Vater, zu dem er bisher kein so gutes Verhältnis hatte, und dieser half ihm bei der Autobiographie Als ich ein kleiner Junge war (1957). Silvester 1957 verstarb auch der Vater im Alter von 91 Jahren. Romantiker Inzwischen zog Kästner in München in ein idyllisch gelegenes kleine Haus mit seinen drei Katzen. Er kam er in eine Phase der Romantik. So entstand ein Gedichtband Die dreizehn Monate (1955), Kinderbücher über Münchhausen und die Schildbürger-Streiche und Don Quichotte (1956).

Doch er hielt auch an der Verarbeitung der Vergangenheit fest. Die Schule der Diktatoren (1957) Die Gesundheit machte Kästner immer mehr zu schaffen, Kästner war schwer an Ischias erkrankt und 1961 stellte man Tuberkulose fest. Auf Anraten seines Arztes verläßt er die Stadt und wohnt zweimal, 1963 eineinhalb Jahre und 1964 von Januar bis August in einem Sanatorium am Luganer See. 1974 erliegt er seinen Krankheiten.             Thorsten Sandfuchs, Zell a.H.

den 3. März 1997        Quelle: Hans Wagener; Erich Kästner; Colloquium Verlag, Berlin (1984)

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