Hans carl artmann
Hans Carl Artmann
Im Schatten der Burenwurst
Kurzgeschichten aus dem Wiener Milieu
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis 2Das Buch 3Der Schriftsteller 4Kurzbiografie 4H.C Artmann über sich selbst 5Werke (die wichtigsten zusammengefasst) 6Außerliterarische Kulturleistungen nach 1945 7Geschichtliche Voraussetzungen 7Kunst und Kultur 7Deutsche Literatur nach 1945 9Ausschnitte aus dem Buch 10Januskopf Prater 10Tiefer Süden 10Keine Menschenfresser, bitte! 11Interpretation 12Quellen: 12
Das Buch
Hans Carl Artmann (1921-2000), Lyriker, Autor und Übersetzer hatte eine Sprachbegabung, die sich nicht zuletzt in seinen in Mundart gehaltenen Texten zeigt. Im Residenz Verlag erschien in Neuauflage "Im Schatten der Burenwurst", eine Buchausgabe mit gesammelten Prosastücken, die zunächst alle für die Wochenendausgabe des "Neuen Kurier" geschrieben waren und dort auch vor über vierzig Jahren erschienen sind. Ergänzt wurden die im Buch gesammelten Texte mit Illustrationen von Ironimus, dem Wiener Architekten und Karikaturisten mit bürgerlichem Namen Gustav Peichl.
Die kurzen, skurrilen Geschichten aus und über Wien erzählen von den kleinen Leuten, den Sehenswürdigkeiten und Charakteristika der Stadt: vom Kaffeehaus, den Studenten aus dem Orient, dem Prater. Oder von Frau Reißfleisch, die einen Studenten als Untermieter sucht, dann aber von der Angst geplagt wird, ein Schwarzer könnte sich melden.
Auch Herrn Fleischhammer, dem das ewige Wiener Schnitzel zu fad geworden ist, begleitet man gerne auf seiner Suche nach nichtösterreichischer Kost durch Wien. Dann ist da noch der Bestseller des Herrn Adamek, die Landluft bei der Toilettenfrau, und, und .... Man amüsiert sich bei allen Geschichten, die sich gut als Zwischendurch-Lektüre eignen.
Alle diese Texte, oft enthalten sie wunderbare dialektale Dialogszenen, zeigen Wien mit seinen Klischees und seinem Kleinbürgertum, beschwören manchmal ein "Wie es war" herauf. Artmann ist dabei aber nie rückwärts gewandt, denn er hat immer eine kritische und entlarvende Sicht. Seine Kritik ist jedoch gleichzeitig als Liebeserklärung an Wien und die Wiener zu verstehen. Nur wer seine Heimat und ihre Menschen liebt, kann so über sie berichten: ironisch, mit schwarzem Humor und liebevoll zugleich.
Aber wie anders verhält es sich mit diesen Geschichten. Artmann bewegt sich durch das Wien, das er kennt, wählt skurrile Erscheinungen, denen absonderliche Begebenheiten widerfahren und verheddert sich im Konventionellen.
Artmann war kein begnadeter Beobachter, und so verlegte sich aufs Erfinden. Artmann war aber auch kein origineller Geschichtenerfinder, und so fielen ihm Histörchen zu, die sich zufrieden gaben mit dem Kuriosen und Krausen, recht liebe Schmunzelgeschichten eben. Sie wirken wie ein Angriff gegen die Errungenschaften der Moderne in ihrer friedlichen Apologie der Gemütlichkeit, dem beschaulichen Lob des Mediokren, der freundlichen Zuversicht, dass alles so, wie es ist, ganz schön eingerichtet ist in der Welt. Artmann liebt sie alle, die Vorstadt-Strizzis und Versager, die kleinen Gauner und zaghaften Rebellen, milde schaut er auf alle herab und legt für alle ein gutes Wort ein. Aber manchmal ziehen schöne Sätze vorbei, wie der von einer Abendstimmung: "Über dem Mödlinger Horizont schwimmt wie ein unendlich ferner, milchiger Mopedscheinwerfer der Abendstern dieses Tages."
Ironimus trägt sein gutes Teil dazu bei, denn seine mit spitzer und dennoch sympathischer Feder gezeichneten Karikaturen stellen eine hervorragende optische Ergänzung der Texte dar.
Der Schriftsteller
Kurzbiografie
Geboren am 12. Juni 1921 als Hans Carl Artmann in Wien.
Volks- und Hauptschule.
Drei Jahre lang als Büropraktikant tätig.
Befaßt sich bereits frühzeitg mit Sprachen.
1940 zum Wehrdienst eingezogen.
1941 Kriegsverletzung, danach bis zum Kriegsende in einer deutschen Strafkompanie.
1947 erste Veröffentlichungen im Hörfunk und in der Zeitschrift "Neue Wege".
1951 im Kreis des "Art Club".
Seit 1954 ausgedehnte Reisen durch ganz Europa.
1961-65 Aufenthalt in Schweden,
dann bis 1969 in Berlin.
Ab 1972 in Salzburg.
1973 Gründungsmitglied des "Anti P.E.N." und später Präsident der Grazer Autorenversammlung, aus der er 1978 austritt.
1991 Ehrendoktorat der Universität Salzburg.
H.
C. Artmann verstarb am 4. Dezember 2000 an einem Herzschlag.
Aufgewachsen im Donaustädter Bezirksteil Breitensee, lernte er das Leben des Wiener Bürgertums der Vorkriegszeit kennen. Mit 19 Jahren wurde Artmann zur Wehrmacht eingezogen, nach einer Kriegsverletzung geriet er 1945 in Gefangenschaft, wo er zu schreiben begann. Vor allem lyrische Texte, weit entfernt von den Dialektgedichten der späteren Jahre, kennzeichneten das Frühwerk Artmanns, das erst 1970 unter dem Titel "Das im Walde verlorene Totem.
Prosadichtung von 1949 bis 1953" erschien.
Der bekannte Bonvivant, Verwandlungskünstler und poetische Avantgardist war einer der Initiatoren der "Wiener Gruppe". Er war ein Poet und ein Sprachkünstler, der aus seinem großen Sprachfundus schöpfend literarische Vergangenheit mit modernen Elementen zu verbinden verstand. Seine Stilformen reichten vom Drama über Gedichte bis zu barocken Schwänken. Auch ließ er sich von mittelalterlichen Balladen und der spanischen Literatur inspirieren. Unvergessen bleibt sein 1958 im Vorstadtdialekt geschriebener Gedichtband "med ana schwoazzn dintn".
Übersetzer und Förderer
Allerdings fast vergessen sind Artmanns Übersetzungstätigkeiten aus dem Dänischen, Englischen, Französischen, Niederländischen, Schwedischen und Spanischen. Zuletzt arbeitete der Artmann an Goldoni-Übersetzungen.
Artmann hielt auch stets die Verbindung zum Literarischen Nachwuchs aufrecht. Als Mitglied des österreichischen Kunstsenats und als langjähriger Förderer der Grazer Autorenversammlung bewies er sich als Mentor für junge österreichische Autoren. Ausgezeichnet wurde Artmann für sein Schaffen unter anderem mit dem Großen Österreichischen Staatspreis (1974) und dem Georg-Büchner-Preis (1997).
Artmann hatte mit seinem schillernden Leben das Kunst- und Geistesleben im Österreich der Nachkriegszeit entscheidend mitgeprägt.
Der Übersetzer und "Miterfinder" der surrealistischen Literatur in Österreich polarisierte wie kaum ein anderer Autor der österreichischen Nachkriegsära. Erschienen am: 5.12.2000 in der Wiener ZeitungH.C Artmann über sich selbst
Selbstbeschreibung
Meine heimat ist Österreich, mein vaterland Europa, mein wohnort Malmö, meine hautfarbe weiß, meine augen blau, mein mut verschieden, meine laune launisch, meine räusche richtig, meine ausdauer stark, meine anliegen sprunghaft, meine sehnsüchte wie die windrose, im handumdrehen zufrieden, im handumdrehen verdrossen, ein freund der fröhlichkeit, im grunde traurig, den mädchen gewogen, ein großer kinogeher, ein liebhaber des twist, ein übler schwimmer, an schießständen marksman, beim kartenspiel unachtsam, im schach eine null, kein schlechter kegler, ein meister im seeschlachtspiel. im kriege zerschossen, im frieden zerhaut, ein hasser der polizei, ein verächter der obrigkeit, ein brechmittel der linken, ein juckpulver der rechten, unbehaglich schwiegereltern, ein vater von kindern, ein Judas der mütter, treu wie Pilatus, sanft wie Puccini, locker wie Doctor Ward, schüchtern am anfang, schneidig gen morgen, abends stets durstig, in konzerten gelangweilt, glücklich beim schneider, getauft zu St.
Lorenz, geschieden in Klagenfurt, in Polen poetisch, in Paris ein atmer, in Berlin schwebend, in Rom eher scheu, in London ein vogel, in Bremen ein regentropfen, in Venedig ein ankommender brief, in Zaragoza eine wartende zündschnur, in Wien ein teller mit sprüngen, geboren in der luft, die zähne durch warten erlernt, das haar nach vorne gekämmt, die bärte wie schlipse probiert, mit frauen im stehen gelebt, aus bäumen alphabete gepreßt, karussells in wäldern beobachtet, mit lissabonnerinnen über stiegen gekrochen, auf tourainerinnen den morgen erwartet, mit glasgowerinnen explodiert und durchs dach geflogen, catanesinnen verraten, kairenserinnen bestürzt, bernerinnen vergöttert, an pragerinnen herangeraten, grüßgott gesagt, feigen gestohlen, revolver entdeckt, aus booten gestiegen, papierdrachen verwünscht, masken verfertigt, katakomben gemietet, feste erfunden, wohnungen verloren, blumen geliebt, schallplatten verwüstet, 150 gefahren, unrat gewittert, lampione bewundert, monde verglichen, nasen gebrochen, parapluies stehengelassen, malaiisch betrieben, positionen ersonnen, bonbons zertreten, musikautomaten gerüttelt, dankbar gewesen, heidenangst verspürt, wie der hirsch gelaufen, die lunge im maul gehabt, unter rosen geweilt, spielzeug gebastelt, rockärmel verpfuscht, Mickey Spillane gelesen, Goethe verworfen, gedichte geschrieben, scheiße gesagt, theater gespielt, nach kotze gerochen, eine flasche Grappa zerbrochen, mi vida geflüstert, grimassen geschnitten, ciao gestammelt, fortgegangen, a gesagt, b gemacht, c gedacht, d geworden. Alles was man sich vornimmt, wird anders als man sichs erhofft...
Preise, Auszeichnungen:
1974 Großer Österreichischer Staatspreis des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für Literatur
1977 Würdigungspreis der Stadt Wien für Literatur
1981 Ehrenring der Stadt Salzburg
1981 Rauriser Bürgerpreis für Literatur
1981, 1989 und 1991 Literaturpreis der Landeshauptstadt Salzburg
1983 Literaturpreis der Salzburger Wirtschaft
1984 Goldenes Ehrenzeichen des Landes Salzburg, Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst
1986 Manuskripte-Preis für das Forum Stadtpark des Landes Steiermark
1986 Übersetzerprämie des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst
1986 Literaturpreis der Stadt Mainz
1987 Kunstpreis bildender Künstler aus Österreich und der BRD für einen hochgeschätzten und bewunderten Kollegen
1989 Franz-Nabl-Literaturpreis der Landeshauptstadt Graz
1991 Ehrenbecher des Landes Salzburg
1991 Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst
1994 Friedestrom-Preis für Dialektdichtung des Kreises Neuss
1996 Goldenes Ehrenzeichen des Landes Kärnten
1996 Ehrenring der Stadt Wien
1997 Georg-Büchner-Preis für Literatur der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung
1997 Ehrenpreis des österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln
1999 Literaturpreis des Landes Steiermark
Werke (die wichtigsten zusammengefasst)
med ana schwoazzn dintn, 1958
hosn rosn baa, 1959
Dracula, Dracula, 1966
verbarium, 1966
der handkolorierte menschenfresser, 1968
How much, Schatzi?, 1971
Aus meiner Botanisiertrommel, 1975
Im Schatten der Burenwurst, 1983
gedichte von der wollust des dichtens in worte gefaßt, 1989
nebel und petunien, 1995
Eine Lektion in Poesie wird vorbereitet, 1998
Geschichtliche Voraussetzungen
auf Österreich beschränkt:
1945-1955 Besetzung Österreichs durch die Alliierten
Errichtung der 2. Republik
15.
05.1955 Staatsvertrag
26.10.1955 Bundesverfassungsgesetz (Neutralität)
14.12.1955 Beitritt zur UNO
01.
01.1972 Dr. Kurt Waldheim wird UNO Generalsekritär
1972 Österreich wird assoziiertes Mitglied der EWG
Kulturleistungen nach 1945
Kunst und Kultur
Auf kulturellem Gebiet hatte Österreich nach dem 2. Weltkrig, die Besetzung, die die dadurch bedingte Abschnürung vom Ausland und vor allem durch die Notwendigkeit, zuerst die Wirtschaftliche Existenz zu sichern, einem argen Rückstand aufzuweisen.
Große Fortschritte machte die Sozialgesetzgebung (Allgemeines Sozialversicherungsgesetz); Österreich gehört zu den sozial höchststehenden Staaten der Welt. Der weitere Ausbau des gesamten Schulwesend wurde durch die große Schulreform 1962 eingeleitet.
Die österreichische Wissenschaft ist gekennzeichnet durch einen starken Zustrom von Studenten aus dem Ausland (25%; allerdings ist der Abgang von ausgebildeten Akademikern ins Ausland noch größer. Man versucht auch, den Anschluss an das wissenschaftliche Niveau des Auslands nicht zu verlieren (Atomreaktor Seibersdorf).
Die Literatur kann Namen und Leistungen von Weltgeltung aufweisen; sie übt eine gesunde Verbindung von echter Problemstellung und klarer ungekünstelter Ausdruckskraft. Von moderner Effekthascherei hält sie sich fern. Bedeutende Vertreter sind z.b.
Fritz Hochwälder und Rudolf Henz (Dramen), Heimito von Doderer und Felix Braun (Romane) sowie Christine Busta (Lyrik).
Die Musik hält an ihrer großen Tradition vollendeter Wiedergabe klassischer und moderner Werke fest. Mit den Werken von Joseph Marx und Gottfried v. Einem nimmt Österreich am internationalen Musikschaffen teil.
In Malerei und Plastik kann Österreich auf bedeutende Künstler verschiedenster moderner Kunstrichtungen hinweisen. (Herbert Boeckl – Fresken in Sekkau, Oskar Kokoschka – Städtebilder, Gustinus Ambrosi – Großplastiken in klassizistischer Tradition, Fritz Wotruba – abstrakte Plastiken).
Am meisten profitiert von der Konjunktur die Architektur, da es viele Aufträge gibt (Schulbauten, Verkehrsbauten, Verwaltungsbauten ...).
Wir kennen viele Großbauten (Stadthalle Wien); gute Leitungen schafft der private Wohnbau. Viele Kunstvermögen fordert auch die Restaurierung (St.
Stephan Wien) und Konservierung von Kulturdenkmälern vergangener Epochen. Der moderne Kirchenbau hat sich in allen österreichischen Ländern durchgesetzt.
Deutsche Literatur nach 1945
Innerhalb der deutschsprachigen Literatur nach 1945 ist auch die schweizer Literatur zu berücksichtigen: Max Frisch im Roman (Homo faber, 1957) und Friedrich Dürrenmatt als Dramatiker (Der Besuch der alten Dame, 1956) gehörten über Jahrzehnte zu den am meisten beachteten Autoren. Auch aus Österreich, wo mit der Wiener Gruppe und der Grazer Autorengruppe die vielseitigsten und produktivsten Avantgardekonstellationen nach 1945 entstanden waren, kamen wichtige Impulse; vor allem Peter Handke, der zunächst mit sprachexperimentellen szenischen Texten (Publikumsbeschimpfung, 1966; Kaspar, 1966) auf sich aufmerksam gemacht hatte, entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Autoren der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Nach seinen verschiedenen Wendungen – von der Sprach- und Bewusstseinskritik zur Neuen Innerlichkeit (Der kurze Brief zum langen Abschied, 1972) und von dort zu einer „neuen Feierlichkeit” (Über die Dörfer, 1981) – polarisierte der Querdenker Handke mit fast jeder seiner literarischen Arbeiten (wie etwa mit dem Roman Mein Jahr in der Niemandsbucht, 1994) die Literaturkritik.
Zusammen mit Handke bildete Thomas Bernhard, bis zu seinem Tod 1989, die Doppelspitze der österreichischen Literatur; er hat seit seinem ersten Roman Frost (1963) und bis zu seinem letzten Drama Heldenplatz (1988) in beiden Gattungen Hauptwerke der deutschsprachigen Literatur des 20.
Jahrhunderts geschaffen, unter denen der Roman Auslöschung (1986) und das Drama Der Ignorant und der Wahnsinnige (1972) noch besondere Hervorhebung verdienen. Der an Schopenhauer orientierte Pessimismus gewinnt in musikalisch durchkomponierten Sprachlabyrinthen eine Einheit von Form und Gehalt, die Kommentatoren seines Werks zu Vergleichen mit Kafka und Beckett veranlasst hat. In jüngster Zeit hat Elfriede Jelinek sich in die erste Reihe der deutschsprachigen Autoren geschoben; auch in ihrem Werk (Roman Die Kinder der Toten, 1995; Theaterstücke Stecken, Stab und Stangl, 1996; Sportstück, 1998) verbindet sich ein hoch entwickeltes Form- und Sprachbewusstsein mit gesellschaftskritischer Attacke.
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Friedrich Dürrenmatt
Friedrich Dürrenmatt zählt zu den bedeutendsten deutschsprachigen Dramatikern des 20. Jahrhunderts.
Seine Theaterstücke und Kriminalromane sind oft durch groteske Elemente und das Verfahren der Verfremdung geprägt. Dabei gerät seine Literatur immer auch zum Angriff auf die verlogene Doppelmoral der Gesellschaft.
Ausschnitte aus dem Buch
Januskopf Prater
Eine Geschichte über den Vergnügungspark im Norden Wiens, von Glücksmaschinen, Wahrsageautomaten, Autorennen bis zum „sündhaften“ Striptease.
Szenen aus einer Bretterbude, die von spärlichem Licht beleuchtet ist, in der Elvira sich bis auf die letzte Hülle entblößt und die Türsteher die Besucher nach gültigen Ausweisen kontrollieren.
„Sie verbeugt sich mit der Grazie einer Burenwurst, und die Show hat ihr Ende, wie alles sein Ende haben muss. Früher oder später
So ist das mit den 2 Gesichtern des Praters.
Bei dem einen muss man die Augen aufmachen, dass man es sieht, beim andren ist’s besser, man macht sie zu, das man das Gfries nicht sieht und denkt sich: >> I wüü nix gsehng ham!<< „
Tiefer Süden
Mödling.
>>Fredi, jetzt schaut aber dazu, dass d’ einikummst und die Jausn isst!“
Aus dem ersten Stock einer zeigelsteinernen Zinsburg ruft eine jüngere Frau ihren Fredi zur Jause.
Fredi hört nicht.
Um die Ecke steht eine ehemals grün gestrichene Bank an der Ziegelmauer. Drei schneidig blickende Pfründner sitzen darauf und rauchen ihre Zigaretten.
Ein vierter mit massiven Bauch geht auf und ab und knurrt dabei Unverständliches.
>>Dreizahn Jahr bins ich’s jetzt schon in Pension, und was hab ich’s davon? An Schmarrn. Am Erschtn komt Geld, und a Wochn schbäta is beim Teufel... To je zarany skandal, meien Herrna! Raukn tu ich’s nix, seit zehn Jahrn hab ich’s mir kann neie Hosn kauft. Trinken.
..no ja ... aber sonst? Was ich, wos geht hin des Geld?!<<
Ein etwa elfjähriges Mädchen kommt in die Altherrensitzung.
>>Opa, kaun i vier Schilling sechzk haum?<<
Das Enkerl möchte ins Kino!
>>No, da schauts her! Von was red ich’s denn ganzn Zeit? An Schilling um den adren...!“
Der Opa greift hörbar seufzend nach seinem abgefriffenen Geldbörsel, und die Sylvi is auch schon auf und davon.
Keine Menschenfresser, bitte!
Frau Amtsrat Reißfleisch wollte einen Untermieter aufnehmen und hatte zu diesem Behuf tags vorher die Studentenschaft angerufen.
Das feine Gassenkabinett ist sofort beziehbar.
Sie hatte aber sehr Angst nachdem sie dieses Inserat aufgegeben hatte, denn die Studentenvermittlung könnte ihr ja einen Dunkelhäutigen schicken
Das wäre peinlich vor den Nachbarn.
Vielleicht wäre ein Kannibalenhändler oder ein Mädchenhändler unter ihnen.
‚
An diesem Nachmittag sitzt Frau Amtsrat Reißfleisch mit Freundin Adele bei Kaffee und Mohnstrudel.
Sie wünscht sich so sehr einen soliden ordentlichen Amerikaner, der nicht schnarcht.
Es klingelt an der Tür.
Frau Reißfleisch öffnet einen Spalt.
„Ich komm wegen Kabinett – Is noch frei bittschen? Mein Name ist Berislav Stojanovic!
Nachdem der Student sich nicht als Amerikaner ausgibt, leugnet Frau Reißfleisch, dass das Kabinett an einen Amerikaner vergeben sei und schließt die Tür.
Dies wiederholt sich nach Kurzer Zeit, der einzige unterschied ist, dass vor der Tür nun ein Mann mit dem Namen „Wassislis Liolakis“ steht. Auch er bekommt die Wohnung nicht.
„Lauter Tschuschen!“ sagt Frau Amtsrat zu ihrer Freundin.
Sie beisst in ihr Stück Mohnstrudel.
Es läutet wiederum.
Frau Amtsrat schaut nur durch Guckloch der Tür und sieht einen Inder mit pechschwarzen Vollbart und Turban. Sie öffnet die Türe nicht und meint nur: „Jetzt schicken s’ einem sogar schon Menschenfresser in d’ Wohnung. Ich wird mich bei der Hausverwaltung gehörig beschwern!“
Dann ruft das nette Fräulein Elfi von der Studentenvermittlung an und teilt Frau Reisfleisch mit dass in eiern halben Stunde ein Amerikaner kommen würde. James Eisenhover heisst er! Frau Amstrat sagt fest zu.
Es läutet exakt nach einer halben Stunde an der Tür. Frau Amtsrat Reissfleisch öffnet mit einem zuckersüßen Lächeln die Tür.
>>My name is eisenhover<<, sagt der dezent gekleidete Gentelman und trat ein. Aus seinem kohlschwarzen Gesicht blitze ein tadelloses, freundliches Gebiss...
>> Ich kommen wegen das Zimmö..
<<, sagte er.
Interpretation
H.C. Artmann möchte mit seinen Kurzgeschichten mit seinen oft überspitzen Ausdrucksweisen und mit seinem schwarzen Humor auf das wirkliche Leben in Wien hinweisen und er macht diese Geschichten aus den verschieden Ecken der Wiener Gesellschaft sehr verständlich indem sie einfach zu lesen, kurz, mit Sprachwitz und mit Wiener Dialekt ausgestattet sind.
Quellen:
Residenz Verlag – H.C.
Artmann – Im Schatten der Burenwurstwww.literaturhaus.atwww.lyrikwelt.at
Geyer-Fink-Luger – Durch die Vergangenheit zur Gegenwart
Pochlatko – Koweindl – Einführung in die Literatur des deutschen Sprachraums
Mittermayer(..
) – Pochlatko – Abriss der deutschsprachigen Literatur
Wiener Zeitung
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