Heinrich von kleist(1777-1811)
HEINRICH VON KLEIST(1777-1811)
BIOGRAPHIE:
Geboren am 18.10.1777 in Frankfurt/Oder
1792 tritt er in das Potsdamer Garderegiment ein
1799 freiwilliger Ausstieg
1799/1800 studierte er Philosophie, Physik, Mathematik und Staatswissenschaft in Frankfurt/Oder
1802/1803 lebte er in Weimar (Anregung zum "Zerbrochnen Krug")
1804 tritt er in den Preußischen Staatsdienst ein
1807: Nach dem Sieg Napoleons über Preußen wird Kleist als vermeintlicher Spion festgenommen (Einige Monate in französischer Gefangenschaft)
1808:Herausgabe des Kunstjournals Phoebus mit Adam Müller; missglückte Uraufführung des "Zerbrochnen Kruges" in Weimar (Inszenierung: Goethe)
Am 21.11.1811 nahm er sich zusammen mit Henriette Vogel am Wannsee das Leben
WERKE:
Die Familie Schroffenstein (1801);klassisches Werk
Der zerbrochne Krug (1806)
Penthesilea (1808)
Robert Guiskard (Veröffentlichung 1808 im Phoebus)
Die Hermannsschlacht (1808)
Das Käthchen von Heilbronn (1810)
Prinz Friedrich von Homburg (1811)
ENTSTEHUNG:
Das Lustspiel ist aus einem Wettkampf mit Ludwig Wieland und Heinrich Zschokke entstanden. Die drei trafen sich Anfang 1802 in Bern und verabredeten, dass jeder den Kupferstich einer Gerichtsverhandlung, der in einem Zimmer hing, auf seine Art künstlerisch verarbeiten solle.
Kleist ein Lustspiel. Folgendes reicht meiner Meinung nach: Kleist sollte ein Lustspiel schreiben.
Wie viele seiner Künstlerkollegen wurde Kleist von seinen Zeitgenossen missverstanden und nicht anerkannt. Der Misserfolg der Uraufführung in Weimar, der einzigen Inszenierung zu Kleists Lebzeiten, geht zu Lasten der Inszenierung durch Goethe. Goethe hatte die Bedeutung des Stückes kaum erkannt und den Einakter in drei Akte zerstückelt.
DER ZERBROCHENE KRUG
PERSONEN:
Adam, Dorfrichter
Licht, Schreiber
Walter, Gerichtsrat
Marthe Rull, Anklägerin
Eve, ihre Tochter
Veit Tümpel, ein Bauer
Ruprecht, sein Sohn und Verlobter von Eve
Brigitte eine Bedienstete von Marthe Rull
Dieses Lustspiel handelt vom Dorfrichter Adam, der sich gezwungen sieht, über seine eigenen Verfehlungen zu richten.
In einem Dorf bei Utrecht trifft der Schreiber Licht diesen Richter morgens in der Gerichtsstube jämmerlich zugerichtet und ohne dessen Perücke an, wofür Adam groteske Erklärungen abgibt. Licht hat erfahren, dass die Revision in Person des strengen Gerichtsrats Walter bald eintreffen wird. Adam, der Licht erzählt, er habe geträumt, selbst angeklagt zu sein, hat Angst vor Walters Ankunft und dem anbrechenden Gerichtstag.
Unter der Aufsicht Walters muss Adam nun über Frau Marthe Rull, ihre Tochter Eve, deren Verlobten Ruprecht, den Frau Marthe beschuldigt, im Zimmer von Eve in der letzten Nacht einen wertvollen Krug zerbrochen zu haben, richten. Während des Verhörs bekommt das Gericht von Marthe Rull eine umständliche und genaue Beschreibung des Kruges. Über den Tathergang gibt Frau Marthe Rull zu Protokoll, dass sie in der Nacht einen Tumult gehört habe und als sie dann in das Zimmer der zwei Verlobten, Ruprecht und Eve, ging, traf sie neben der Scherben des Krugs Ruprecht und die händeringende Eve an, die ihr geschworen habe, dass Ruprecht der Übeltäter sei.
Doch im Zeugenstand dementiert Eve, dass sie geschworen habe, dass es Ruprecht gewesen sei. Das entspricht der Aussage von Ruprecht, der einen fremden Mann im Zimmer vorgefunden haben will, ihn aber in der Dunkelheit nicht erkannte, und diesen beim Fliehen noch verletzt haben will.
Adam aber will in den verschiedenen Aussagen Widersprüche festgestellt haben und droht dem Mädchen, die Schuld Ruprecht oder dem Flickschuster Lebrecht, dessen Namen Ruprecht nannte, zuzuschieben. Eve aber will ihre Meinung nicht ändern. Brigitte, die Bedienstete von Marthe Rull, wird als Zeugin eingeladen. In der Zwischenzeit versucht Adam, den Verdacht von sich zu lenken und den Gerichtsrat Walter mit Speisen und Getränken auf seine Seite zu ziehen.
Doch als Brigitte im Gerichtssaal erscheint, bringt sie die Perücke des Richters mit, die im Spalier von Frau Marthe hing und will. Außerdem will sie im Schnee Fußspuren entdeckt haben, die zum Haus des Richters führen. So in die Enge getrieben, verurteilt Adam Ruprecht als Schuldigen. Nun aber bricht Eve ihr Schweigen und sagt, dass der Dorfrichter Adam den Krug zerbrochen habe.
Adam habe ihr eingeredet, dass ihr Bräutigam Ruprecht zum Kolonialdienst einberufen würde, falls dieser ihm nicht auf Grund seiner guten Beziehungen ein Attest für seine schlechte Eignung für diesen Dienst verschaffe. So ein Schreiben wollte er ihr abends und höchstpersönlich auf die Schlafkammer bringen.
Adam flieht und wird vom Gerichtsrat Walter sofort suspendiert und durch den Schreiber Licht ersetzt. Gerichtsrat Walter gibt Frau Rull den Rat, sie möge sich an die nächste Instanz in Utrecht wenden, damit auch der Krug sein „Recht" bekäme.
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