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  Hesses jugend

Hesses Jugend  „Es ist den Dichtern gegeben, daß sie sich mehr als andere Menschen ihres frühesten Leben erinnern“   Anfang 1890 brachte Johannes Hesse seinen Sohn nach Göppingen. Das dortige Gymnasium sollte das Bestehen des Landesexamen und die damit verbundene Freistelle an einem Theologischen Seminar garantieren. Außerdem trauten sich die Eltern die Erziehung ihres immer schwieriger werdenden Sohnes nicht mehr zu. Die Göppinger Schulzeit war die einzige, in der Hesse ein erfolgreicher Schüler war. Besonders zu seinem Lateinlehrer fühlte er sich hingezogen. Er mochte und verehrte den Lehrer; er schreibt:“.

.., weil er meine Unreife, meine Unarten, meine Minderwertigkeiten scheinbar gar nicht sah, sondern das Höchste in mir voraussetzte.“ Der Rest seiner Schulzeit verlief aber nicht so glücklich. Nach der bestandenen Prüfung in Göppingen besuchte er im Herbst 1891 das Seminar Maulbronn. Die protestantische Klosterschule bereitete Jugendliche auf das Studium der evangelischen Theologie vor.

Aus den Briefen an Eltern und Großeltern ist ersichtlich, daß Hesse Gefallen m Lernen im Seminar fand. Dennoch floh Hesse ohne ersichtlichen Grund drei Monate später aus dem Kloster, wird jedoch wieder zurückgebracht. Trotz Verständnis seitens der Eltern und Lehrer verfiel Hesse in eine immer tiefere depressivere Stimmung. Die meisten Freude mußten sich auf Wunsch der Eltern von ihm fernhalten, worunter Hermann Hesse sehr litt und vereinsamte. Im Mai 1892 wurde Hesse von seinem Vater aus Maulbronn abgeholt. Schon damals wußte er, daß er „entweder Dichter oder gar nichts werden wolle“.

Mit der Flucht aus Maulbronn hatte eine Zeit der seelischen Konflikte und daraus resultierenden Depressionen und Nervenkrisen begonnen, die noch vier Jahre andauern sollte. Diese Krise resultierte aus dem Kampf zwischen dem eigenen Ich, dem bewußtgewordenen Dichtertum, und den entgegengesetzten religiösen Traditionen der Familie und aller anderen Autoritäten. Hermann Hesse wurde daraufhin in die Anstalt Stetten gebracht. Nach einem traurigen Zwischenspiel, kam Hesse nach Bad Camstatt um dort das Gymnasium zu besuchen. Er scheiterte jedoch nach einem Jahr. 1983 floh Hesse nach drei Tagen von einer Lehrstelle in einer eßlinger Buchhandlung.

Die folgenden Monate verbrachte er zu Hause, doch hier zeigte sich, daß die Beziehung zu seinem Vater so tiefgehend gestört war, daß sie eine Verständigung unmöglich machte. So entschloß sich Hesse im Juni 1894 eine Praktikantenstelle in der Calwer Turmuhrenfabrik anzunehmen. In dieser Lehrzeit gelang es ihm seine Krise aus eigener Kraft zu überwinden. In einem Brief an seinen Freund Dr. Knapff, den aus er seiner Gymnasiumszeit in Bad Camstatt kennenlernte, schrieb er in einem Brief: „Jetzt erst habe ich allmählich wieder Ruhe und Heiterkeit gefunden, bin geistig gesund geworden. Die böse Zeit voll Zorn und Haß und Selbstmordgedanken liegt hinter mir, immerhin hat sie mein dichterisches Ich ausgebildet.

“ Die praktische Tätigkeit in der Werkstatt, das feste Ziel des Dichtens vor Augen, hat Hesse die kraft gegeben sich aus eigener kraft zu retten. Er entschloß sich eine Lehrstelle als Buchhändler zu suchen, die er 1895 in Tübingen antrat.     Zum ersten Mal zeigte sich der Einfluß seiner Jugend in der 1906 erschienene Erzählung „Unterm Rad“. Hesse beschreibt hier die Krisen seiner Jugendjahre und versucht sie zu verarbeiten. Er klagt Autoritäten an, denen er damals im Konflikt beinahe unterlegen wäre: Schule, Theologie Tradition und jede Autorität. Auch in „Narziß und Goldmund“ machen sich Einflüsse seiner Jugend bemerkbar.

So wurde aus „Maulbronn“ das idyllische „Mariabronn“. Wie schon in seiner Jugend versuchte Hesse sich durch Konfrontation vom zu engen Maulbronner Kloster zu lösen und sehnt sich doch zugleich nach diesem Ort. Im Alter schreibt Hesse: „Es ist mir manchmal ein sympathischer Gedanke, daß inmitten des zerrütteten Deutschland und Europa da und dort manchmal solche Zellen des Aufbaus bestehen, wie die Klosterschulen.“     Die Konflikte seiner Jugend ließen ihn aus der zu engen, aber doch heilen Heimat ausbrechen, an die er sich aber immer gerne erinnerte und die er mitsamt den Gestalten der Eltern Großeltern, Lehrer und Freunde in seiner Dichtung aufnahm. Hesse Thema war vor allem die Darstellung seines Ichs, das Streben nach Selbsterkenntnis. Nicht große historische Romane, sondern die eigene Erlebniswelt sind sein Metier.

Durch die intensive Beschäftigung mit seinem „Inneren“ ist die seelische und geistige Situation seiner Zeit auch sehr oft in seinen Werken vordergründig. Seinen innere und äußere Entwicklung erschließt sich bei Hesse im Gegensatz zu anderen Autoren nicht aus Tagebüchern oder Lebenserinnerungen, sondern unmittelbar aus seinem Werk selbst.     Hermann Hesse gehört zu den populärsten Schriftstellern im Inland und im Ausland. Sein Werk wurde in 55 Sprachen, davon allein in 15 indische übersetzt. Die Leserschaft ist breit gefächert. Sie reicht von literarisch bewanderten Lesern bis hin zu jungen Menschen, die sich mit den Figuren seiner Bücher identifizieren können.


Im Ausland wurde man, mit Ausnahmen von Japan, erst auf ihn aufmerksam als er den Nobelpreis für Literatur erhalten hatte. Er wurde schnell zu einer weltweiten Berühmtheit, man benannte Musikgruppen, Clubs, Restaurants nach seinem Namen oder den einer seiner Hauptfiguren. Hermann Hesse widmete sich aber nicht nur ausschließlich der Literatur. Besonders im letzten Abschnitt seines Lebens widmete er sich besonders der Malerei und schuf einige imposante Aquarelle. Auch mit Musik beschäftigte er sich in seinen späteren Jahren eingehend. Er arbeitete einen Zeit lang an seiner eigenen Oper.

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