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VORWORT   „Die meisten Tatsachen scheinen darauf zu weisen, dass der Mensch das Robotertum wählen wird, und das bedeutet auf lange Sicht Pathologie und Zerstörung. Und doch sind alle diese Tatsachen nicht stark genug, um den Glauben an die Möglichkeiten der Vernunft, den guten Willen und die innere Gesundheit des Menschen zu zerstören.   Solange wir noch an die Alternativen zu denken vermögen, sind wir nicht verloren. Solange wir miteinander beraten und planen können, dürfen wir hoffen. Aber wahrhaftig, die Schatten werden länger und die Stimmen des Irrsinns lauter. Die Verwirklichung des Humanismus in einer industriellen Gesellschaft liegt in unserer Reichweite; dennoch sind wir in Gefahr, der Zerstörung aller Zivilisation oder dem Robotertum zu verfallen.

Die westliche Welt ist in einer Sackgasse. Sie hat viele ihrer ökonomischen Ziele erreicht und den Sinn für ein Ziel des Lebens verloren. Ohne solch ein Ziel, ohne eine Schau, die die gegebene Realität transzendiert, muss die westliche Gesellschaft, wie jede andere der Vergangenheit, ihre Vitalität und innere Kraft verlieren.   Heute sind die Dinge im Sattel und reiten den Menschen. Unsere Zukunft hängt davon ab, ob es dem Menschen – dem ganzen, schöpferischen Menschen – gelingt, sich in den Sattel zu setzen.“   Erich Fromm GEORGE ORWELL – LEBEN UND WERK     George Orwell wurde unter dem Namen Eric Arthur Blair am 23.

1.1903 in Motihari (Indien) geboren. Er besuchte die Eliteschule in Eton, diente von 1922 bis 1927 in der Indian Imperial Police in Burma und kehrte dann nach England zurück.   Die folgenden Jahre waren von Armut und Krankheit geprägt. Mit dem Wunsch, Schriftsteller zu werden, lebte Orwell mehrere Jahre in Paris und in London. In seinem literarischen Debüt „Down and Out in Paris and London“ (1933, „Erledigt in Paris und London“) resümierte er die Erfahrungen dieser Zeit und schilderte illusionslos das Obdachlosenmilieu.

Autobiographisch gefärbt war auch „Burmese Days“ (1934, „Tage in Burma“), eine Anklage gegen die britische Kolonialherrschaft in Indien und den Imperialismus im Allgemeinen. Eine gesellschaftskritische Tendenz prägte auch das Sozialmelodram „A Clergyman‘s Daughter“ (1935, „Eine Pfarrerstochter“).   Wie viele politisch interessierte Schriftsteller seiner Generation (Auden, Day Lewis) schloss sich auch Orwell den republikanischen Kräften im Spanischen Bürgerkrieg (1936- 1939) an. Aus seinem Erfahrungsbericht „Homage to Catalonia“ (1938, „Mein Katalonien“) sprach indessen tiefe Enttäuschung über die Querelen der Linken in Spanien, vor allem über die stalinistische Ausrichtung der Kommunisten.   In „The Road to Wigan Pier“ (1937, „Der Weg nach Wigan Pier“) schilderte Orwell die katastrophalen Lebensverhältnisse englischer Bergleute.   Einige Jahre später setzte sich die grimmige Fabel „Animal Farm“ (1945, „Die Farm der Tiere“) kritisch mit gesellschaftlichen Machtmechanismen auseinander.

Und in seinem Welterfolg „Nineteen Eighty-four“ (1949, „1984“) verarbeitete Orwell sein pessimistisches Menschen- und Geschichtsbild in einem utopischen Roman, dessen Titel im Lauf der Jahre zum Inbegriff der philosophisch akzentuierten Sciencefiction wurde. Das dort entworfene Bild einer totalitären Gesellschaft der Zukunft hat die Sowjetunion unter Stalin zum Vorbild und übertrifft in seiner Radikalität bei weitem Aldous Huxleys „Brave New World“ (1932, „Schöne neue Welt“). Aus heutiger Sicht haben sich Orwells düstere Visionen zwar nicht konkret bestätigt, doch seine Prognose eines umfassend überwachten Staatsbürgers ohne geschützte Privatsphäre ist im fortschreitenden Medienzeitalter aktueller denn je.   Mit seinen späten, meist autobiographischen Arbeiten, wie „Shooting an Elephant and Other Essays“ (1950, „Einen Elephanten erschießen“) konnte Orwell an den Erfolg von „1984“ nicht mehr anknüpfen. Im Januar 1950 starb er an Tuberkulose.     INHALTSANGABE ZU „1984“ VON GEORGE ORWELL     George Orwells Roman „1984“ ist 1949 erschienen.

Sein letzter Roman zeigt die Welt aufgespalten in drei Supermächte, Ozeanien, Eurasien und Ostasien, die einander in Herrschaftsstruktur und Ideologie gleichen. Der permanente Scheinkrieg, den sie gegeneinander führen, dient ihnen als Alibi für Gewaltmaßnahmen im eigenen Machtbereich. Was Orwell am Beispiel Ozeaniens und seiner Hauptstadt London, dem Schauplatz des Geschehens, darstellt, trifft also auch auf die beiden anderen Machtblöcke zu.   Ozeanien wird von einer Partei-Oligarchie beherrscht. Die Partei selbst ist in eine „innere“ und eine „äußere“ unterteilt, deren Mitglieder an ihren schwarzen bzw. blauen Overalls zu erkennen sind.


An der Spitze dieses Herrschaftsapparates steht der „Große Bruder“, ein fiktiver Parteiführer, dessen Bildnis von allen Wänden starrt und dessen Augen dem Betrachter immer und überallhin zu folgen scheinen – Symbol des allgegenwärtigen Staates („Der Große Bruder sieht dich an!“). Mittels des Televisors überwacht und beeinflusst die Partei das Leben ihrer Mitglieder bis in die Intimsphäre. Ihr Ziel ist die totale Vernichtung des individuellen Bewusstseins. Recht, Freiheit, Wahrheit, Wissen, menschliche Empfindungen, Träume, Ideale werden in ihr Gegenteil verkehrt. Dementsprechend lauten die Leitsätze der Partei:  „Krieg ist Frieden. Freiheit ist Sklaverei.

Unwissenheit ist Stärke.“  An die Stelle des echten Sozialismus ist die Parteidiktatur getreten. Nur die „Proles“ (das gemeine Volk, das 85 Prozent der Bevölkerung ausmacht) sind von der unablässigen Bespitzelung ausgenommen. Sie werden in geistiger Unmündigkeit gehalten und mithilfe eines primitiven Nationalismus an jeder Art von Aufsässigkeit gehindert.   Durch eine ungeheure Propagandamaschinerie wird das menschliche Gedächtnis ständig neu programmiert, die Geschichte wird im „Wahrheitsministerium“ je nach Bedarf um- oder neu geschrieben, die gegenteiligen Berichte werden vernichtet. Der Gleichsetzung von Wahrheit und Lüge und dem Ausschalten jeglicher Art anderen Denkens dient die „Neusprache“ als Ausdrucksmittel für die Parteiideologie, die in einer beigefügten „Grammatik“ erklärt wird.

  Winston Smith ist Angestellter im „Wahrheitsministerium“, wo er an der systematischen Verfälschung der Geschichte mitarbeitet. Um nicht in die Fänge der Gedankenpolizei zu laufen, verhält er sich nach außen loyal, jedoch in seinen Gedanken lehnt er sich gegen das autoritäre System auf. Er beginnt ein Tagebuch zu schreiben, in welchem er seinen Hass gegen die Partei freien Lauf lässt. Doch seine Rebellion erschöpft sich in einem ziellosen Hass gegen das Regime, als er erkennt, dass der Traum von einer schöneren Welt nur eine Vision bleiben wird. Auch seine Geliebte, Julia, vermag ihm nicht zu helfen. Ihr Wunsch besteht lediglich darin, aus Lust, Geschlechtsverkehr mit Winston zu betreiben, was jedoch von der Partei nur als notwendiges Übel zur Erhaltung der Art geduldet wird.

So wird jede körperliche Vereinigung zwischen Winston und Julia von beiden als einen gegen die Partei gerichteten Akt gefeiert.   Um wirksamer gegen die Partei zu rebellieren, sucht er den Anschluss an die Untergrundbewegung Emanuel Goldsteins. Der Verbindungsmann O`Brian entpuppt sich jedoch als Funktionär der Gedankenpolizei und Goldstein als Phantom, das die Partei benutzt, um dem Aggressionstrieb ihrer Mitglieder ein Ventil zu verschaffen.   Smith und Julia werden verhaftet und gefoltert. Der Partei geht es dabei nicht um die Auslöschung eines Gegners, sondern seinen Geist zu „reinigen“ und umzupolen. Mittels sadistischer Torturen wird er dazu gebracht Julia zu verraten und als Individuum zu krepieren, worauf er frei gelassen wird.

Als er später erschossen wird, erfährt er die heilende Wandlung. „Er hatte den Sieg über sich selbst errungen. Er liebte den großen Bruder.“ BEGRIFFE ZUM VERSTÄNDNIS DER ERLÄUTERUNGEN  Oligarchie: (griech. oligoi = wenige, archein = herrschen). Bezeichnung für die Herrschaft einer kleinen Gruppe, vor allem dann, wenn mit dieser Herrschaft Missstände verbunden sind.

In der griechischen Staatstheorie wurde unter Oligarchie eine Entartung der Aristokratie verstanden.   Utopie: (griech. u = nicht, topos = Ort / Nirgendland) nach dem Titel von Thomas Morus´ Vernunftsstaatsfiktion „De optimo rei publicae statu deque nova insula Utopia“ (1516) gebildete Bezeichnung für einen nur in gedanklicher Konstruktion erreichbaren, praktisch nicht zu verwirklichbaren Idealzustand von Staat und Gesellschaft. Ihre Grundform bleibt daher der teils mehr kommunistische, teils mehr aristokratische oder freiheitliche Ziele verfolgende Staatsroman.   Kollektivismus: Weltanschauung, in der der Einzelmensch nur noch als unselbstständiges Glied der Gesellschaft betrachtet und letztlich verneint wird. Als Antithese auf den radikalen Liberalismus und Individualismus des 19.

Jahrhunderts zu deuten. Das Personale wird verneint, der Einzelmensch nur noch als Akzidens einer anonymen Masse; gesellschaftliche Gliederungen werden nivelliert, Privateigentum, Selbstständigkeit abgeschafft, persönliche Arbeit durch Gruppenarbeit ersetzt.   Gegenutopie: Malt das Bild einer Gesellschaft und Kultur, in der die irrationalen und destruktiven Tendenzen ihre idealtypische Vollendung gefunden haben. Während die Utopie psychologisch eine Überkompensation des Mangels, der Sorge, des Unglücks darstellt, spiegelt sich in der Gegenutopie die Übersteigerung der Furcht, des Schreckens, des Abscheus vor der technisch perfektionierten und total politisierten Gesellschaft, die möglicherweise die Utopie zu verwirklichen sucht und dabei scheitert, jedenfalls aber mit den Problemen der Welt von heute und morgen nicht fertig wird.   Stalinismus: Praxis und Theorie des Bolschewismus unter J. W.

Stalin; endete mit dem 20. Parteitag der KpdSU 1956. Eine zentrale Bedeutung im Stalinismus hatten der Personenkult und die Lehre vom Aufbau des Sozialismus in einem Land (beziehungsweise ab 1945: in einzelnen Ländern nach dem Vorbild der UdSSR). Der Stalinismus gilt als schwerste Entstellung des Kommunismus und Sozialismus. Seine Theorie war größtenteils nur scheinbar marxistisch.    5.

THEMEN  5.1 Beweggründe eines totalitären Systems   „Die Partei strebt die Macht lediglich in ihrem eigenen Interesse an. Uns ist nichts am Wohl anderer gelegen; uns interessiert einzig und allein die Macht als solche....

......

  Alle anderen, sogar die, welche uns ähnelten, waren feige und scheinheilig. Die deutschen Nazis und die russischen Kommunisten kamen in ihren Methoden sehr nahe an uns heran, aber sie besaßen nie den Mut, ihre eigenen Beweggründe zuzugeben. Sie taten so, ja glaubten vielleicht sogar, die Macht ohne ihr Wollen und auf beschränkte Zeit ergriffen zu haben, und gleich um die Ecke liege ein Paradies, in dem die Menschen frei und gleich sein würden. Wir sind nicht so. Wir wissen, dass nie jemand die Macht ergreift in der Absicht, sie wieder abzutreten. Die Macht ist kein Mittel die Macht ist ein Endzweck.

......

..   Der Zweck der Verfolgung ist die Verfolgung. Der Zweck der Folter ist die Folter. Der Zweck der Macht ist die Macht..

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..   Wenn sie sich ein Bild von der Zukunft ausmalen wollen, dann stellen sie sich einen Stiefel vor, der in ein Menschenantlitz tritt – immer und immer wieder.“   Mit diesen Aussagen O´Brians als Winstons Folterknecht verdeutlicht er, wieso ein Einzelner oder eine Partei an die Macht wollen, nämlich ihrer selbst willen. Ich glaube auch, dass Hitler und Stalin nicht einer besseren Welt wegen, sondern aus purer Lust an der Unterdrückung und Manipulation ihre Regimes erschaffen haben.   Es ist auch bei Menschen, die kleinere Machtpositionen inne haben, zu beobachten, dass sie die Macht über andere als solches lieben, und nicht die Möglichkeiten durch ihren Posten etwas zu verändern ausschöpfen, weil das nicht ihr eigentliches Ziel ist, sondern nur ein Vorwand.

  „Isaac Deutscher hat berichtet, wie er Orwell gegen Ende des Krieges fest davon überzeugt fand, dass Stalin, Churchill und Roosevelt bewusst die Welt aufteilen, nach ihrem Gutdünken unter sich verteilen und vollständig zu unterwerfen beabsichtigen. „Sie sind alle machtbesessen“, pflegte er immer zu wiederholen.“   Diesem Zitat zur Folge muss es zu dieser Zeit wirklich annähernd vorstellbar gewesen sein, dass ein Herrschaftsgefüge, wie es in „1984“ geschildert wird, einmal greifbar nahe sein könnte. Hält man sich während des Lesens des Romans die historischen Tatsachen und das Datum der Erstveröffentlichung (1949) vor Augen, ist diese Schilderung einer Welt, die in drei Supermächte aufgeteilt ist, mitreißend und auch realitätsnah.   5.2 Die Mittel einer Diktatur, das Volk gehörig zu machen   5.

2.1 Manipulation   Ozeanien wird durch eine mysteriöse Figur unter dem Decknamen „Großer Bruder“ beherrscht. Obgleich „Big Brother´s“ Bild fortwährend auf den Bildschirmen des Televisors erscheint, hat ihn niemals jemand leibhaftig gesehen. Bis zum Ende des Romans bleibt es ungewiss, ob er überhaupt existiert oder existiert hat. Sein Gegenspieler heißt „Goldstein“, der oft in der „Zwei – Minuten – Hass – Sendung“ gezeigt wird. Die Erschaffung des Feindbildes durch seine Existenz ist ein weiterer genialer Schritt der Partei, um dem Volk einen Sinn in ihrem Dasein zu verschaffen, nämlich Goldsteins Vernichtung samt seinen rebellischen Anhängern.

  Auch Adolf Hitler schaffte mit den Juden einen Sündenbock, der für die damals miserable wirtschaftliche Lage verantwortlich gewesen sein sollte, und manipulierte so seine hörigen Anhänger. Sich so täuschen zu können hätte vor dieser Schreckensherrschaft wohl keiner zugegeben. So ist es auch heute noch unverfroren zu behaupten, einen zweiten Nationalsozialismus werde es nicht geben. Wir müssen jedoch alles daran setzen, dass es nicht so weit kommen wird. „Deshalb besteht die größte Kritik an der Gesellschaft von „1984“ darin, dass keine Gesellschaft ohne ein gewisses Maß an Tugenden und Loyalität überleben kann“. Außerdem ist es von immenser Wichtigkeit, dass ein Staat es sich als sein oberstes Prinzip erklärt, sein Volk aufzuklären und zu bilden und somit einer möglichen Manipulation eher auf die Schliche kommt.

  Die Angestellten des „Wahrheitsministeriums“ sind damit beschäftigt, die Authentizität der Vergangenheit systematisch auszulöschen. Wenn zum Beispiel von einem Tag auf den anderen Ozeanien nicht mehr mit Eurasien im Krieg ist, sondern mit Ostasien und Eurasien plötzlich der Verbündete ist, werden sofort alle Zeitungsartikel und Wortmeldungen, die ein Gegenteil besagen würden, umgeschrieben. Außerdem ist es verboten, antiquarische Gegenstände zu besitzen, die über die Vergangenheit etwas preisgeben könnten. Auf diese Weise verlieren, die Menschen einen Wirklichkeitsbezug zur tatsächlichen Vergangenheit und übernehmen ohne etwas zu bemerken, die widersprüchlichen Aussagen der Partei an. Sie glauben es auch, wenn im Televisor ein Bericht über die weitere Steigerung der Schokoladeproduktion gesendet wird, obwohl sie seit Jahren keine mehr gegessen haben.   Diese Aussagen im Roman haben im 21.

Jahrhundert einen beklemmenden Realitätsbezug. Denn wie oft hört man Menschen, genau das nachplappern, was ihnen im vorhinein im Fernsehen serviert wurde. Und auch die Medien und die Werbung arbeiten mit Manipulation, es gibt genaue Studien darüber, wie man das Unterbewusstsein eines Menschen genial manipulieren kann. Aufgrund dieser Tatsachen bediente sich auch die FPÖ in einem ihrer letzten Wahlkämpfe solcher Maßnahmen. Unsere Gesellschaft ist aufgerufen, ihren Verstand, mehrmals zu bedienen, und nicht alles zu glauben, was man ihr erzählt, sonst läuft sie Gefahr, dass die immer größer werdenden „Manipulationsgesellschaften“ (Medien und Werbung) die Politik in ihrer Hand haben werden, und die Welt so gestalten, wie es ihnen gefällt.   Noch eine Form der geistigen Unterdrückung ist in Ozeanien im Begriff grausame Realität zu werden.

Sprachforscher tüfteln an einer neuen Sprache, die sogenannte „Neusprache“, welche als Amtssprache und zur Deckung der ideologischen Bedürfnisse des „Engsoz“ eingeführt werden soll.   „Sie hat nicht nur den Zweck, ein Ausdrucksmittel für die Weltanschauung und geistige Haltung zu sein, die den Anhängern des „Engsoz“ allein angemessen war, sondern darüber hinaus jede Art anderen Denkens auszuschalten.“   Dies wird damit erreicht, dass neue Wörter erfunden, hauptsächlich aber unerwünschte ausgemerzt werden und man die übrigen Wörter einer unorthodoxen - der Parteiideologie nicht konformen – Nebenbedeutung entzieht.   Ein Beispiel: „Das Wort „frei“ gab es zwar in der Neusprache noch, aber es konnte nur in Sätzen wie „Dieser Hund ist frei von Flöhen“, oder „Dieses Feld ist frei von Unkraut“ angewandt werden. In seinem alten Sinn von „politisch frei“ oder „geistig frei“ konnte es nicht gebraucht werden, da es diese politische oder geistige Freiheit nicht einmal mehr als Begriff gab und infolgedessen auch keine Bezeichnung dafür vorhanden war.“   Dieses Exempel soll nochmals verdeutlichen, wie rigoros die Partei vorgeht, um ihre Machtstellung für immer behaupten zu können.

Denn wenn ein Wortschatz so reduziert wird, dass man Wünsche nicht mehr ausdrücken kann, weil die Worte dazu fehlen, wird auch bald niemand mehr welche (Wünsche) haben. Ich glaube nämlich, dass man nur das denken kann, was man auch in Worte zu fassen fähig ist.   Deshalb sollten auch wir hier und jetzt, darauf schauen, dass Kinder und auch Erwachsene immer wieder ein Buch oder eine Zeitung in die Hand nehmen, sodass jeder das sagen kann, was er sich wünscht zu artikulieren, und nicht in einen Sumpf der Sprach- oder Gefühlslosigkeit hineinfällt. 5.2.2 Kontrolle und Unterdrückung   Die Kinder und Jugendlichen werden schon früh in die Dienste der Partei gestellt.

Sie sollen nämlich ihre eigenen Eltern verraten, wenn sie unorthodoxe Wörter oder Handeln hören, beziehungsweise sehen. Darauf werden sie in der Schule und in Vereinen getrimmt. Winstons Nachbarn, haben eine kleine Tochter und einen Sohn, die alle Propaganda der Partei aufnehmen und ihre Eltern nur allzu gerne verraten würden, wenn sie einen Grund fänden.   „Mit diesen Kindern, dachte Winston, musste die arme Frau ein Höllenleben haben. Noch ein, zwei Jahre, und sie würden sie Tag und Nacht nach Anzeichen nachlassender Parteitreue bespitzeln..

.....Die Marschlieder, die Umzüge, die Fahnen, die Wanderungen, das Exerzieren mit Holzgewehren, das Brüllen von Schlagworten, die Verehrung des Großen Bruders – alles das war für sie ein herrliches Spiel.

“   Mit dieser Methode der „organisierten Jugendarbeit“ werden die Sprösslinge als Kontrollorgan der Partei ausgebildet. Es gibt aber noch ein zweites, dessen Mittel der Televisor ist, die Gedankenpolizei. Ihre Aufgabe ist, das, was die Bildschirme in den Wohnungen und auf allen Plätzen filmen, zu beobachten und Verräter zu exekutieren. Den Einwohnern Ozeaniens bleibt somit keine Intimsphäre, denn die Televisoren sind so eingerichtet, dass sie beinahe jeden Winkel einer Wohnung wahrnehmen und wenn man die Menschen nicht sieht, dann hört man sie auf jeden Fall. Außerdem hat die Gedankenpolizei jede Menge Spitzel, die auch Winston - in Gestalt von Mr. Charrington und O´Brian - zum Verhängnis werden.

Wird man von der Gedankenpolizei erst einmal geschnappt, warten auf den „Verräter“ psychische und physische Höllenqualen in Form von sadistischer Folter. Nachdem, ihr Geist „gesäubert“ ist und sie frei gelassen werden, werden sie trotzdem früher oder später von der Polizei umgebracht.     Unterdrückung und ständige Kontrolle sind zwei sehr wichtige Machtinstrumente nicht nur in Ozeanien. Auch während des Stalinismus und Nationalsozialismus hatten die Menschen der Partei zu folgen, Widersacher wurden ermordet, in Konzentrations- oder Arbeitslager verbannt. Unter dem Eindruck dieser zwei Herrschaftssysteme entstand „1984“. Jedes totalitäre System (Spanien unter Franco, Chile unter Pinochet, Sowjetunion unter Stalin, Deutschland unter Hitler, Italien unter Mussolini, Irak unter Sadham Hussein, etc.

) ist auf dem Grundsatz der ständigen Kontrolle und Unterdrückung aufgebaut, nur so lassen sich Menschen – so meinen sie – abschrecken. 6. ANDERE UTOPISCHE WERKE   6.1 „My“ von Evgenij I. Zamjatin   Der 1924 erschienene Roman „My“ (russ.; Ü: „Wir“) von Evgenij I.

Zamjatin handelt von dem Raketentechniker D-503 (Namen wurden abgeschafft), der unheilbar krank ist: Er bekommt eine „Seele“ und schließt sich der Opposition an, die vor hat, am „Tag der Einstimmigkeit“ sich gegen die Wiederwahl des „Wohltäters“ zu erheben. Der Schauplatz dieser Anti-Utopie ist wie in „1984“ ein totalitärer Einheitsstaat. Doch wird der Aufstand durch einen Verrat im Voraus zunichte. D-503 wird durch eine von der Regierung verordnete Behandlung chirurgisch vom „Splitter Phantasie“ befreit. Seine Geliebte wird durch die „Maschine des Wohltäters“, den elektrischen Stuhl, getötet.   Zamjatins Roman hat die bekanntesten Sozialutopien der Moderne, A.

Huxleys „Brave New World“ und G. Orwells „1984“ vorweggenommen. Zumindest wirft man Huxleys Werk eine direkte literarische Abhängigkeit vor. Aber auch Orwell wurde sicher durch das Lesen dieses Werkes stark in seiner Arbeit an „1984“ beeinflusst. 6.2 „Brave New World“ von Aldous Huxley   Die satirische Anti-Utopie “Brave New World”, deutscher Titel “Schöne Neue Welt”, von Aldous Huxley ist 1932 in London zum ersten Mal erschienen.

Sie handelt von einer enthumanisierten Menschheit „im Jahre 632 nach Ford“ und ist eine Antwort auf die Zukunftsvisionen in Dostojevskis „Legende vom Großinquisitor“ und Zamjatins „Wir“. Mit unheimlicher Logik entwickelt sich das Bild einer erbbiologisch und psychologisch konditionierten, total manipulierten Wohlstandsgesellschaft, deren grundlegende Lehrsätze Überbevölkerung, Überproduktion und Überkonsum sind. Ford, Freud und Marx sind die heilige Trinität dieser Welt. Angewandte Naturwissenschaft und eine totalitäre Oligarchie haben ein Utopia geschaffen, in dem Menschen nach Rezept und aufs präziseste hierarchisch genormt in Fließband-Retorten gezüchtet werden und in dem die schrankenlose sexuelle Promiskuität aller Fortpflanzungsaufgaben entledigt und in dem ansehnlichen Katalog staatlich garantierter Vergnügen eingeordnet ist.   Luxus ist für alle da, Unruhe, Elend und Unsauberkeit sind ausgerottet. Auf der Strecke blieben jedoch Freiheit, Religion, Kunst, Imagination.

Individualismus gilt als asoziales Delikt. Jedes Indiviuum ist ersetzbar. Das Bild dieser „formierten“ Gesellschaft wird von drei rebellischen Außenseitern gestört. Einer ist Bernard Marx, der in der Retorte einem Fabrikationsfehler zum Opfer gefallen ist und deshalb lieben möchte. Ein zweiter ist Helmholtz Watson, der wegen seines sträflichen Hanges zum Schreiben ins Exil muss. Der Dritte im Bunde ist ein „Wilder“ aus einem Indianerreservat, der wider alle Regeln natürlich geboren wurde.

Er wird in der „besten aller Welten“ nicht heimisch und begeht Selbstmord.   Circa 30 Jahre nach dem Erscheinen des Romans veröffentlichte Huxley einen Essayband „Dreißig Jahre danach“. Unter dem Eindruck der zweiten industriellen Revolution und der Fortschritte in der Technik der Gehirnwäsche und der psychologischen Manipulation des abendländischen Wohlstandsbürgers durch Massenmedien (siehe Thematik) und Reklame argumentierte er, dass seine grausigen Vorhersagen auf dem besten Wege seien, sich in einem bescheidenen Bruchteil der veranschlagten Zeitspanne zu verwirklichen. 7. NACHWORT  Die Geschichte des Winston Smith, wohnhaft in London (Ozeanien) im Jahre 1984, der ein einfacher Angestellter im verlogenen „Wahrheitsministerium“, ein Unterdrückter in einem totalitären Regime und ein Liebender in einer Welt, wo Liebe nur dem „Großen Bruder“ gegenüber deutlich wird und sonst verboten ist, hat mich von Anfang an gefesselt.   Der Wirklichkeitsbezug und die Brisanz des Themas Manipulation, obwohl dieses Buch schon vor 50 Jahren erschienen ist, faszinieren mich am meisten.

Aber auch die Schilderung der geistigen Unterdrückung und Enthumanisierung der Menschen durch die Gedankenpolizei und die Einführung der Neusprache, obgleich die meisten dies gar nicht wahrnehmen, sind für mich plötzlich realistisch geworden.   Vor dem Lesen des Romans hätte ich mir keinen Menschen vorstellen können, der durch fortwährende und massive Gehirnwäsche so von seinen natürlichen Träumen und Wünschen abweichen kann, wie es beinahe die ganze Gesellschaft in Ozeanien (zwangsweise) tut.   Am meisten beunruhigt hat mich zuerst die Verdeutlichung der Beweggründe eines totalitären Systems durch Winstons Folterknecht O´Brian. Doch nach längerem Überlegen fielen mir viele Menschen der Vergangenheit und auch der Gegenwart ein, die eine kleinere oder größere Machtposition inne haben, aber diese Macht als Endzweck ansehen und nicht als Mittel zur Verbesserung eines Zustandes.   Ein allgemeingültiges Heilmittel zur Vorbeugung und Bekämpfung von Machtgier habe ich noch nicht gefunden, jedoch wäre es vielleicht ein erster Schritt, wenn sich jeder die Anti-Utopie „1984“ zu Gemüte führen würde. 8.

QUELLENVERZEICHNIS  8.1 Primärliteratur   ORWELL, George: „1984“. Erschienen in einer Neuauflage 2000 im Ullstein Taschenbuchverlag in München.   8.2 Sekundärliteratur   LINDKEN, Hans Ulrich: „Erläuterungen zu „Neunzehnhundert-vierundachtzig“ von George Orwell“; Band 108 von „Königs Erläuterungen und Materialien“; C. Bange Verlag, Hollfeld, 1979.

  RATHNER, Leonhard: „Buchbesprechung“, www.fundus.org.   BERTELSMANN, Lexikon-Institut: „Das moderne Lexikon“ Band 17; Bertelsmann Lexikon-Verlag, Gütersloh, 1972.   KINDLERS Literatur Lexikon, Band 15; Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 1974.   LEXIKON der Weltliteratur, Band II, Kröner Verlag, Stuttgart, 1968.

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