Das rote kreuz
Die Ortsstelle Bad Goisern des Österreichischen
Roten Kreuzes Roger Bithcstz Verfolgt man
die Geschichte des Roten Kreuzes in Oberösterreich, so sieht
man relativ rasch, dass es Kriege im 19. Jahrhundert waren, die die
Menschen auch in unserer Heimat veranlasst haben, den Soldaten zu
helfen. Nicht anders sind die Aufrufe der Militärbehörden
in Oberösterreich in den Jahren 1848 und 1859 zu verstehen, in
denen die Zivilbevölkerung aufgefordert wurde, Bekleidung, Lebensmittel
und Verbandszeug für die kämpfenden Truppen zur Verfügung
zu stellen. Der Genfer Kaufmann Henri Dunant bereiste 1859
das Schlachtfeld von Solferino in Oberitalien (Krieg zwischen Österreich
und dem Königreich Sardinien-Piemont) und wurde so unmittelbarer
Zeuge des Leides der Soldaten und der Zivilbevölkerung. Sein
Buch “Eine Erinnerung an Solferino" erschien 1862 und erregte
europaweit großes Aufsehen in der Öffentlichkeit. Bereits
ein Jahr später wurde nach Genf von der “Genfer Gemeinnützigen
Gesellschaft” die erste Konferenz einberufen, in der Gedanken
und Grundsätze der späteren Genfer Konventionen formuliert
wurden, die bis in die Gegenwart Geltung haben (1864: “Abkommen
zur Verbesserung des Loses der Verwundeten und Kranken der Streitkräfte
im Felde” - 1.
Genfer Konvention, von 12 Staaten unterzeichnet). 1866 trat Österreich
dieser Konvention bei, die festlegte, dass Ambulanzen, Lazarette und
Sanitätspersonal des Roten Kreuzes als neutral anerkannt und
geachtet werden und die Verwundeten ohne Unterschied von Nationalität
und Partei aufgenommen und gepflegt werden.*) Trotzdem dauerte
es noch etliche Jahre bis 1879/80, bis sich auch die verschiedenen
österreichischen “patriotischen Hilfsvereine” zur
“Österreichischen Gesellschaft vom Roten Kreuz” zusammenschlossen,
die unter dem Protektorat Kaiser Franz Josef I. und Kaiserin Elisabeth
stand. In unserem Bezirk wurde zunächst in Gmunden 1882 eine
Rot - Kreuz - Organisation gegründet, deren Tätigkeit sich
nicht nur auf das Stadtgebiet beschränkte, sondern alle Gemeinden
des Bezirkes miteinbezog. Noch vor der Jahrhundertwende wurden
schon 1892 im Bereich der Freiwilligen Feuerwehren Sanitätskolonnen
eingerichtet, die allerdings zunächst nicht Teil der Organisation
der “Österreichischen Gesellschaft vom Roten Kreuz”
waren, wenngleich sie im Dienst des Roten Kreuzes den Transport von
Verwundeten und Kranken durchführten.
Die Aufgaben sah man vielmehr getrennt: so verstand sich die “Gesellschaft
vom Roten Kreuz” zunächst als Institution, die dem Militärpersonal
half, denn erst 1900 wurde der Beschluss gefasst, die Hilfsleistungen
auf die nachstehend angeführten Bereiche weiter auszudehnen:
Unterstützung von Militärinvaliden und Witwen, Aufbau eines
Kurswesens, Hilfeleistungen bei außerordentlichen Notständen
und Unglücksfällen, Krankenpflegewesen, Rettungswesen, Tuberkulosefürsorge.
In Gemeinden wie Ebensee und Bad Ischl wurde 1907 bzw. 1908
eine eigene Rettungsabteilung gegründet. In Goisern gab es -
wie in vielen anderen Orten auch - um die Jahrhundertwende eine eigene
“Sanitätskolonne” als Teileinheit der örtlichen
Freiwilligen Feuerwehr. Das “Gedenkbuch der Freiwilligen Feuerwehr
Goisern. Gewidmet zu ihrem 40-jährigen Gründungsfeste 1877
- 1917 von ihrem Schriftführer Wilhelm Fettinger” gibt
eigentlich wenig Auskunft über die Anfänge, die Ausstattung
und Stärke der Sanitätseinheit.
Es findet sich zwar der Hinweis, dass am 1. Dezember 1901 die “I.
Sanitäts - Abteilung” gegründet worden war, die vier
Mann umfasste und vom Gemeindearzt Dr. Ullmann instruiert wurde. Die
Finanzierung dieser Einrichtung hatten die Gemeinde, der Konsumverein
und der Sparverein übernommen. Über Tätigkeit und Einsätze
dieser Abteilung gibt es allerdings keine genaueren Aufzeichnungen:
es findet sich lediglich ein Hinweis auf eine “I.
Sanitäts - Übung unter Dr. Ullmann” im Jahr 1907.
Die finanzielle Ausstattung der Rettungseinheit erscheint auch
recht gering gewesen zu sein - ein Revisionsbericht aus dem Jahr 1912
verweist darauf, dass die Ausstattung der Sanitätsabteilung einen
Wert von (lediglich) 28 Kronen hatte. In den Inventarlisten findet
sich als weiterer Hinweis der Ankauf einer Sanitäts - Tragbahre
im Jahr 1914. Über die Vorgänge zur Zeit des Ersten Weltkrieges
werden in der Feuerwehrchronik von Goisern keine Angaben gemacht;
es muss aber doch darauf verwiesen werden, dass im Jahr 1917 der “OÖ.
Feuerwehrverband” in “OÖ.
Landesverband für Feuerwehr- und Rettungswesen” umbenannt
wurde - das dokumentiert deutlich, dass nunmehr auch der Rettungsdienst
als gleichwertige Pflichtaufgabe angesehen wurde, der dem Tätigkeitsbereich
der Feuerwehren zugeordnet war. Kurz darauf erkennt die junge Republik
Österreich die Beschlüsse der Liga der Rot - Kreuz - Gesellschaften
an, die 1919 in Paris gegründet worden war. Über
die Tätigkeit der örtlichen Sanitätseinrichtung ist
aus der Feuerwehrchronik wenig zu erfahren: 1920 hat der Goiserer
Arzt (Dr. Matthia) die Schulungstätigkeit der Sanitätsabteilung
übernommen, 1931 besuchte der Feuerwehrmann Viktor Schmid “als
Erster unserer Wehr die 1929 gegründete Feuerwehrschule in Linz
u. zwar nahm er an einem Sanitätskurs teil”. Der Chronist
verweist einige Seiten weiter, dass im Zeughaus der Feuerwehr “ein
geräumiger Wandkasten zur Aufbewahrung sämtlichen Sanitätsmaterials
angebracht” wurde.
Es kann mit gutem Grund angenommen werden, dass bis Jahr 1938 diese
Einheit den Unfall- und Krankentransportdienst mit den ihr zur Verfügung
stehenden Mitteln (Tragsessel, Tragbahre und später auch eine
Räderbahre) entsprechend gut bewältigt hat. Die Annexion
Österreichs durch das Deutsche Reich im März 1938 und die
Umgliederung der Feuerwehren führten zu einer Herauslösung
der Sanitätsabteilung und zur Einrichtung einer eigenständigen
Rettungsorganisation. In diese Zeit fällt - wenn auch das genaue
Datum heute nicht mehr zu recherchieren ist - die Gründung der
Ortsstelle Goisern, der zunächst Josef Scheutz vorstand. Bereits
1939 wurde im Evangelischen Pflegeheim ein eigener Dienstraum eingerichtet.
Im Wesentlichen beschränkte sich die Tätigkeit dieser Gruppe
auf Krankenhilfe und Pflege der Heimbewohner, aber auch Krankentransporte
nach Bad Ischl wurden (gelegentlich) durchgeführt (für die
Dienststelle waren Josef Scheutz und Frau Steflitsch verantwortlich).
1940 übernahm der Gemeindearzt Dr.
Zechner, der bereits seit Oktober 1938 Kurse für die Mitarbeiter
gehalten hatte, die Leitung der Ortsstelle. Aus den wenigen erhaltenen
Aufzeichnungen werden die Schwierigkeiten der frühen Jahre der
Ortsstelle recht deutlich: “Im Herbst 1939 hat dann der
Krieg angefangen, da hieß es dann das Deutsche Rote Kreuz und
wir wurden in Bad Ischl vereidigt. Frau Steflitsch und ich haben 1939
die Räderbahre vom Feuerwehrdepot geholt und ins Pflegeheim gebracht
und da bin ich das erste Mal sammeln gegangen. (...
) Scheutz war für die Männer und Frau Steflitsch für
die Schwestern (zuständig, R.M.). Wir hatten laufend Kurse und
mussten sehr viel leisten, die Jungen wurden alle eingezogen, wir
Verheiratete blieben hier. Uniformen und alles, was dazu gehörte,
mussten wir selbst bezahlen. Im Jahr 1945 war der Krieg zu Ende, Scheutz
war ganz allein im RK - Zimmer, er hat mich angerufen, er braucht
dringend Helferinnen, es ist aber keine einzige gekommen.
Die Autos sind von Bad Ischl bis Agatha gestanden, weil sie über
den Pötschenpass nicht mehr konnten. Der Himmel war schwarz von
Fliegern und die haben die Autos in Brand geschossen. Es brannte von
Stambach bis Agatha. Ich und Frau Kurz sind mit der Räderbahre
nach Stambach und bargen dort tote Nachrichtenhelferinnen und Soldaten.
Scheutz war in Agatha tätig; ich hatte 3 Tage und Nächte
die Uniform an, Pferde und Soldaten sind frei herumgelaufen, es war
einfach ein großer Wirbel. Nach einer Woche kamen wir wieder
zusammen, wir waren nur 4 - 5 und machten wieder weiter Dienst; jeder
musste eine Woche machen.
(...)” Einen Einschnitt in der Entwicklung der Ortsstelle
Bad Goisern stellte das Jahr 1945 dar. Mit der Befreiung durch die
US - Truppen und der anschließenden Besatzungszeit kehrten demokratische
Verhältnisse in unser Land zurück. Im Oktober des Jahres
1945 trat in Goisern Dr.
Theo Reisner seinen Dienst als provisorischer Gemeindearzt an. Dr.
Reisner, der über Jahrzehnte die Geschicke der Ortsstelle leiten
wird, kam aus Steyr, wo er als Betriebsarzt in den Steyrwerken tätig
war. Er fand in Goisern die Reste des Deutschen Roten Kreuzes vor.
Nach seinen Aufzeichnungen gab es in dieser Zeit noch keinen regelmäßigen
Dienst. Die “Mitglieder der ersten Stunde” leisteten ihre
Dienste aus unmittelbarem Bedarf heraus; ein Mitarbeiter baute aus
einem ehemaligen Wehrmachtsauto ein Transportfahrzeug zusammen; auch
ein Beiwagenmotorrad stand zur Verfügung - vorausgesetzt es gab
Treibstoff.
Als Garage fungierte eine (heute noch existierende) Holzhütte
auf dem Grundstück der Volksschule. Als erste große Investition
wurde 1954 ein neuer VW-Krankenwagen angekauft und im gleichen Jahr
fasste man auch den Entschluss, in naher Zukunft ein neues RK-Haus
zu errichten. Dr. Reisner und viele andere “bettelten”
die Baumaterialien zusammen (“Ziegel aus Obertraun, Ofen aus
Steeg usw.”). “ Mit Hilfe der Gemeinden Bad Goisern, Hallstatt,
Obertraun und Gosau sowie im Beisein von Arbeitspartien ging der Rohbau
bald in Szene.
Den Grund für den Hausbau stellte im Austausch der katholische
Pfarrer Bauer zur Verfügung.” So konnte für 1962 geplant
werden, den Bau zu beginnen. “(...) die Mitglieder der immer
größer werdenden RK - Gruppe haben fast ihre ganze freie
Zeit zur Verfügung gestellt.
Auch die Salinenverwaltung Hallstatt stellte uns Hilfsarbeiter zur
Verfügung, finanzielle Mittel der Gemeinde konnten nur spärlich
fließen, eine jährliche Straßen- und Haussammlung
brachte uns steigende Einnahmen.” Die Koordinierung der Bauarbeiten
übernahm der nachmalige Kolonnenkommandant Johann Kieninger,
der seine Berufserfahrungen als Baupolier in die ehrenamtliche Tätigkeit
einbrachte. Nach nur zwei Jahren Bauzeit konnte 1963 die neu errichtete
Dienststelle fertig gestellt werden. Im Jahr 1960 wurde der erste
hauptamtliche Mitarbeiter Erich Grätsch aufgenommen, der bis
1980 mit großem persönlichen Einsatz seinen Dienst versah.
Am 17./18.
August 1963 konnte in einem Festakt das neue Gebäude seiner Bestimmung
übergeben werden. Der Bericht der Salzkammergut - Zeitung ist
Zeugnis für die Anstrengungen, denen sich damalige Mitglieder
unterzogen hatten: am 27. September 1962 war mit den Fundamentarbeiten
begonnen worden, am 8. Dezember 1962 stand der Rohbau; damals wurden
im ersten Bauabschnitt 3500 kostenlose Arbeitsstunden geleistet; nach
der durch den Winter erzwungenen Arbeitspause wurden im zweiten Bauabschnitt
sämtliche Innenarbeiten erledigt - wieder wurden mehr als 10.000
Stunden freiwillige Arbeit geleistet. Nach dem Abschluss der Arbeiten
stand ein Gebäude, das (zu damaligen Preisen) einen Wert von
rund 1 Million Schilling hatte.
Durch die Eigenleistung verringerte sich der Baupreis um nicht weniger
als 700.000.-- Schilling! Der damalige Landesrat Plasser charakterisierte
den Ortsstellenleiter Medizinalrat Dr. Theo Reisner, der es treffend
verstanden hatte, für seine Ziele einzutreten und die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter zu motivieren, so: “Wenn es einen zivilen Bettlerorden
gäbe, müsste Dr. Reisner die Ehre des Priors zuteil werden!”
Aber auch Präsident Primarius Dr. Schweitzer meinte, “der
ganze Landesverband sei stolz auf die in Bad Goisern vollbrachte Gemeinschaftsleitung.
Mit der Errichtung des Rot - Kreuz - Hauses dürfe die Ortsstelle
das Lob für sich beanspruchen, als Erste im Lande einen schönen
Neubau errichtet zu haben. Es sei nicht Aufgabe des Roten Kreuzes,
Prachtbauten und andere Besitztümer zu erwerben, sondern zweckmäßige
Häuser für die Soforthilfe zu schaffen. Bad Goisern selber
nannte er einen Hort, in dem man die gnadenlos harte Welt vergessen
könnte. Jene Welt, in der das Team - Work zu nie geahnter Bedeutung
aufgestiegen ist und in der die Maschinen nicht nur helfen, sondern
auch verletzen und töten. Die Armee des Roten Kreuzes lehre den
Frieden und diene ihm in einer unbarmherzig gewordenen Welt. Die Toleranz,
das gegenseitige Verstehen und die Liebe müssten wieder zu den
Grundprinzipien des menschlichen Miteinanderlebens werden, sie müssten
eindringen in jedes Haus und in alle Herzen.
Das wäre die einfachste Zauberformel für die Lösung
aller aktuellen Probleme und die Gesundung der Menschheit.”
Und der Autor des Zeitungsartikels schrieb aus diesem Anlass
folgendes Geleitwort: Willi Kefer Zum Geleit Nun ist das Haus
gebaut, das Werk getan. Entzündet ist das Licht. Ein ander‘
Werk hebt an. Dass Gott es segnen mag, bis hin zum letzten Tag, sei
deine Sorg und dein Gebet früh und spät.
Helfende Hände bannen das Leid, zwingen die Herzen und zwingen
die Zeit.
Helfende Hände sind Gottes Gebot, Boten der Liebe in letzter
Not. In den nächsten Jahren erscheinen nicht selten Presseberichte,
in denen die Bevölkerung der von der Ortsstelle Bad Goisern betreuten
Gemeinden über große Investitionen informiert wurde. So
finden sich in regelmäßigen Abständen Berichte über
den Ankauf eines Krankentransportfahrzeuges - einige Beispiele: am
31. Oktober 1976 wurde ein Mercedes als drittes Fahrzeug in den Dienst
gestellt , am 26. November 1978 ein Volvo - Krankenwagen und auch
am 19. Mai 1994 wurde ein neues Kraftfahrzeug (Type Mercedes) in Betrieb
genommen.
Diese drei Beispiel mögen für viele dienen. Neben dem ständigen
Ausbau der Dienststelle (Umbau einer Wohnung zur Verwendung als Kanzlei,
Schlafraum und Küche; Aufstockung des Garagentraktes, um moderne
VW-Hochdachfahrzeuge einstellen zu können) und die regelmäßige
Modernisierung des Wagenparks und medizinisch-technischer Geräte
sind Auftrag und Ziel der Ortsstelle. Darüber hinaus leistete
die Ortsstelle immer dort Hilfe, wo Menschen gerade in Not waren und
sind. Neben unzähligen spontanen Aktionen ist sicherlich noch
die Hilfsaktion für Rumänien in guter Erinnerung. Am 4.1.
1990 berichtete die Bad Ischler Wochenrundschau: “Nach kurzfristiger
Verständigung durch die Bezirksstelle des Roten Kreuzes Gmunden,
am Abend des 14.12. und nach Lautsprecherankündigung durch ein
RK-Fahrzeug in den Gemeinden Hallstatt, Obertraun, Gosau und Bad Goisern
setzte am Stefanitag eine überwältigende Welle der Hilfsbereitschaft
ein. Ab 8 Uhr früh wurden von der Bevölkerung des südlichen
Salzkammergutes Lebensmittelpakte bei der RK-Dienststelle in Bad Goisern
abgegeben. Die anwesenden RK-Mitarbeiter waren sehr erfreut über
die großzügige und reichhaltige Spendentätigkeit an
Nahrungsmitteln. In einem Lebensmittelgeschäft in Bad Goisern
war es trotz des Feiertages möglich, Waren zu besorgen, was von
der Bevölkerung dankbar angenommen wurde.
(...) Insgesamt wurden ca. 3 t an Lebensmitteln gespendet, im Bezirk
rund 35 t. (.
..) Die angelieferten Lebensmittel des Bezirkes wurden in Gmunden
auf Paletten verpackt, abgedeckt und auf LKW’s verladen. Bereits
am 29.12. langten die Hilfsgüter in Rumänien ein.
Nicht zu vergessen sind die Medikamentenspenden von Dr. Norbert Ringer
aus Gosau und der Edelweißapotheke in Bad Goisern. Weiters wurden
Geldspenden, die beim RK Bad Goisern abgegeben wurden, der Rumänienhilfe
überwiesen. Dr. Walter und Dr. Brigitte Pietsch sowie Dr.
Rudolf Bengesser stellten ihre Honorare für ihre Kurstätigkeit
diesem Zweck zur Verfügung. (...) Das Österreichische
Rote Kreuz leistete ein Jahr später humanitäre Hilfe im
irakisch-türkischen Grenzgebiet. Im Rahmen der Aktion “Kurdenhilfe”
arbeitete auch ein Mitglied der Ortsstelle Bad Goisern; A.
Stögner meldete für sich für diesen freiwilligen Einsatz
und verbrachte die Zeit vom 26.4. bis 14.5.1991 im Mittleren Osten.
Das österreichische Team - es umfasste insgesamt 43 Personen
- behandelte in dieser Zeit 3194 Patienten ambulant.
Auf der angeschlossenen Bettenstation wurden im Schnitt täglich
24 Patienten versorgt. Aber nicht nur die humanitäre Arbeit
über die Grenzen unserer Heimat hinweg kennzeichnet die Organsition
des Roten Kreuzes und auch die Ortsstelle Bad Goisern: Seit mehr als
20 Jahren - genau seit 1975 - gibt es freundschaftliche Kontakte zur
Bereitschaft Roth des Bayrischen. Roten Kreuzes. Anlässlich der
Feier des 50-jährigen Bestandsjubiläums der Ortsstelle Bad
Goisern wurden die bisher informellen Kontakte in eine Patenschaft
umgewandelt; diese trägt “zweifellos den Stempel von Hans
Helmschrodt und des Ortsstellenleiters Dr. Theo Reisner.” Regelmäßige
gegenseitige Besuche vertiefen seither die Freundschaft.
Einen Einschnitt im Bereich der Führungsstruktur brachte
das Jahr 1991. Ortsstellenleiter OMR Dr. Theo Reisner legte anlässlich
der Ortsstellenversammlung “auf Grund seines schlechten gesundheitlichen
Zustandes” seine Funktion zurück. Bei den darauf folgenden
Neuwahlen wurde der langjährige Dienstführende der Ortsstelle
Hans Hinterer mit großer Mehrheit zum neuen Ortsstellenleiter
gewählt (und 1997 in seiner Funktion bestätigt).
Die vergangenen Jahrzehnte lassen sich dadurch charakterisieren, dass
die Anforderungen an das Rote Kreuz im Allgemeinen und an die Ortsstelle
im Speziellen ständig im Steigen begriffen sind. Den vermehrten
personellen Anforderungen wird einerseits durch die Zusweisung von
Zivildienern (seit Oktober 1976), andererseits durch den Ausbau der
Angebote der Rot-Kreuz-Organisation (z.
B. Hauskrankenpflege, Rufhilfe) und der verstärkten Mitarbeiterwerbung
Rechnung getragen (so werden an “normalen” Werktagen regelmäßig
drei bis vier Autos eingesetzt, was einen Personalbedarf von neun
Mitarbeiter/innen darstellt; dazu kommen noch diverse Bereitschaften
bei Großveranstaltungen). Daneben werden in steigendem Ausmaß
der Bevölkerung verschiedene Kurse (z.B. Erste Hilfe Kurs, Altenpflege;
Krankenpflege) angeboten und von dieser auch genützt; die Ortsstelle
Bad Goisern leistet weiters bei unzähligen Veranstaltungen in
den jeweiligen Gemeinden Bereitschaftsdienste und auch andere (soziale)
Aktivitäten werden laufend gestartet. Bereits Mitte der
80iger Jahre wurde an der Ortstselle aber auch ein Strahlenschutztrupp
eingerichtet, der nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im April
1986 seine erste Bewährungsprobe bestehen musste.
In den vorliegenden Protokollen der Ortsstellenversammlungen
seit 1984 kann man deutlich Arbeitsschwerpunkte erkennen: um den gestiegenen
Anforderungen gerecht zu werden, gab es immer wieder (vom Erfolg gekrönte)
Bemühungen, die Standards noch zu steigern beziehungsweise hoch
zu halten: so wurde der Bestand an Einsatzfahrzeugen laufend modernisiert,
so dass heute die Ortsstelle insgesamt fünf Fahrzeuge ihr Eigen
nennt: einen Mercedes 250D, einen VW-Synchro Bus T3, einen VW-Bus
T4 und zwei VW-Hochdach-Synchro-Busse (Stand: Ende 1997; für
1998 ist die Anschaffung eines geländegängigen Allradfahrzeuges
der Type PUCH G geplant), wobei angemerkt werden muss, dass jedes
Krankentransportfahrzeug einen Anschaffungspreis von mehr als 1.000.000
Schilling hat.Die Erweiterung des Fuhrparks machte 1993 aber auch
den Umbau des Garagentraktes notwendig, um VW - Hochdach - Synchro
- Busse einstellen zu können. Diese Fahrzeuge sind ohne
Ausnahme mit Notarztkoffern (Medikamente; medizinische Gerätschaft)
ausgestattet, sodass eine reibungslose Zusammenarbeit mit den ortsansässigen
Ärzten und dem Team des Notarzt - Einsatz - Fahrzeuges (NEF),
das in Bad Ischl als Nachfolger des NAW seit dem Herbst 1997 stationiert
ist, gewährleistet ist. Als weiteres Sonderrettungsmittel stehen
Notarzthubschrauber zur Verfügung, die in Aigen/E.
, Hörsching und Salzburg stationiert sind. Ferner besitzt die
Ortsstelle seit 1990 einen eigenen Defibrillator und ein Pulsoximeter
zur Feststellung der Pulsfrequenz und der Sauerstoffsättigung
des Blutes der Notfallpatienten. Diese nicht gerade billigen Geräte
wurden von großzügigen Sponsoren aus dem Bereich der heimischen
Wirtschaft zur Verfügung gestellt. Einen weiteren Schwerpunkt
der Rotkreuzarbeit stellt die ständige Weiterbildung der Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter dar. So werden in den monatlichen Dienstbesprechungen
aktuelle Themen der Sanitätshilfe behandelt und organisatorische
Probleme besprochen. Dazu finden weitere verpflichtende Fortbildungsveranstaltungen
zu den Themenbereichen statt, die der Landesverband anordnet (so müssen
im Kalenderjahr 1998 folgende Bereiche behandelt werden: Rechtliche
Belange und Selbstschutzmaßnahmen im Rettungsdienst; Mithilfe
bei notärztlichen Maßnahmen; Akute neurologische Erkrankungen;
Gerätekunde: Wartung - Umgang -Hygiene; SEW <Sanitätseinsatzwagen>).
Neben der verpflichtend vorgeschriebenen Fortbildung aller gab es
in den letzten Jahren immer Gruppen, die an den Sanitätshilfebewerben
teilnahmen und dabei auf Grund ihres Ausbildungsstandes bei großer
Konkurrenz hervorragende Leistungen erbracht haben - diese, die nicht
zuletzt auch dem Wohl der Patienten hinsichtlich einer optimalen Versorgung
dienen, könnten nie erbracht werden, würden die Bewerbsteilnehmer
nicht konsequent trainieren, wobei sich die Trainer wiederum aus den
Mitarbeitern der Ortsstelle rekrutieren. Im Rahmen der Ortsstelle
gibt es auch außerschulische Gruppen des Jugendrotkreuzes. 1992
wurde die erste JRK-Gruppe in Bad Goisern eingerichtet, 1995 folgten
zwei Gruppen in Gosau. Die Buben und Mädchen haben die Gewähr,
dass ihnen eine sehr sinnvolle und abwechslungsreiche Freizeitgestaltung
geboten wird; dabei lernen sie von Grund auf, Menschen, die in Not
geraten, im Sinne der Grundsätze des Roten Kreuzes zu helfen.
Wichtig ist aber auch gerade die Sensibilisierung der Jugendlichen
für soziale und caritative Anliegen. Es soll in diesem Zusammenhang
besonders hervorgehoben werden, dass aus diesem Personenkreis die
Ortsstelle Bad Goisern schon viele tüchtige Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter gewonnen hat.
Wie erfolgreich in den Gruppen gearbeitet wird, stellen die Mädchen
und Burschen einmal im Jahr unter Beweis, wenn sie am Erste - Hilfe
- Bewerb des Österreichischen Jugendrotkreuzes teilnehmen. Dass
sie dabei bisher immer sehr erfolgreich abgeschnitten haben, bedarf
wohl keiner gesonderten Bemerkung mehr. 1993 wurde an der Ortsstelle
die Bezirks - Rettungshundestaffel eingerichtet, Bei zahlreichen Übungen
und Einsätzen (Vermisstensuche, Lawineneinsätze) haben Hundeführer
und Hunde ihren hohen Ausbildungsstand bewiesen. Es zeigt sich
auch, dass die Ortsstelle Bad Goisern des Österreichischen Roten
Kreuzes auf die Breitenausbildung großen Wert legt; so wurden
allein 1996 von den Mitarbeitern nicht weniger als 14 EH-Grundkurse
und diverse andere Schulungen (bei einzelnen Betrieben) durchgeführt.
Die Lehrbeauftragten des Roten Kreuzes sind verpflichtet, sich in
regelmäßigen Abständen ergänzender Schulungen
zu unterziehen. Damit ist auch gewährleistet, dass in den Kursen
die aktuelle Lehrmeinung der Zentralschule des Österreichischen
Roten Kreuzes vermittelt wird.
Darüber hinaus werden andere Kurse, die das Rote Kreuz
und auch andere Organisationen anbieten, von den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern der Ortsstelle gerne angenommen. Als Beispiele werden
genannt: Strahlenschutzgrundkurs, Kindernotfallkurs, Referentenausbildung
für Mitarbeiter des Österreichischen Zivilschutzverbandes,
Schminkkurse, Rettungsschwimmerausbildung u.a. Regelmäßige
Ausflüge, Wanderungen, gesellschaftliche Veranstaltungen (wie
das Eisschießen mit befreundeten Dienststellen und Einsatzorganisationen)
festigen das gute Betriebsklima der Ortsstelle Bad Goisern. Mehrmals
wurde die Ortsstelle vom Landesverband mit der Durchführung Rot-Kreuz-Landesmeisterschaft
im Schifahren betraut (1996 stellte Bad Goisern mit Oliver Höll
den RK-Landesmeister, die Meisterschaft 1997 fiel dem Schneemangel
zum Opfer). Zur Tradition zählt aber auch schon die Teilnahme
am jährlichen RK-Hallenfussballturnier in Strobl und Obertraun
(wobei hier eher der olympische Gedanke im Vordergrund steht).
Die Ortsstelle Bad Goisern des Österreichischen Roten
Kreuzes ist seit ihrer Gründung vor nunmehr 60 Jahren aus unserem
Gebiet nicht mehr wegzudenken. Soziale Dienste, für die die Gemeinden
aufzukommen haben, werden von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
ehrenamtlich - das heißt ohne Bezahlung - geleistet. Die Ehrenamtlichen,
die sich freiwillig in den Dienst der guten Sache stellen, helfen
so dem Staat - also wieder uns allen - gewaltige Summen einzusparen.
Zur Aufrechterhaltung der Infrastruktur und des Serviceangebotes ist
es notwendig (im Sinne von Not - wendend), die Mitbürgerinnen
und Mitbürger um finanzielle Unterstützung zu ersuchen.
Der Verbundenheit der Bevölkerung mit ihrem Roten Kreuz und dem
Engagement der ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter ist es zu danken, dass die Ortstelle Bad Goisern floriert
und sich ein hohes Maß an Selbstständigkeit erhalten konnte.
Möge dies auch in der Zukunft so bleiben!
Anmerkungen: |
| impressum | datenschutz
© Copyright Artikelpedia.com