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Ecstasy in der Technoszene Eine Form integrierten Drogengebrauchs?   Diplomarbeit zur Diplomprüfung an der Fachhochschule Dortmund, FB Sozialpädagogik, SS 1997 vorgelegt von: Jörn Dreißigacker Münsterstraße 99 44145 Dortmund   Anmerkung von mir (offtopic): Er hat übrigens bestanden mit 1,0 !!! Wie man sieht ist Jörn leider nicht online. Wer irgendwie die snailmail scheut, kann auch mir eine e-mail schicken, ich leite es dann an ihn weiter. Bitte schon im subject darauf hinweisen, damit ich weiß, daß die e-mail nicht für mich ist ! Wer Anmerkungen, Kritik, Fragen oder einen Job für Jörn hat, einfach melden :) e-mail an offtopic Das HTML habe ich auch verbrochen, mit dem composer von netscape 4. ]       Inhaltsverzeichnis   Vorwort 1.   Zur Geschichte von MDMA 2.   Was ist Ecstasy? 2.

1   Ecstasy und seine Wirkung 2.1.2   Drug - Set - Setting 2.1.3   Kurzfristige Neben - und Nachwirkungen 2.1.

4   Wirkungsweise im Körper 2.1.5   Auswirkungen des Ecstasy - Konsums in physischer und psychischer Hinsicht 2.1.5   Suchtpotential von MDMA 2.1.

6   Ecstasy und damit in Verbindung gebrachte Todesfälle 3.   Gängige Party - und Designerdrogen 3.1   Auswirkungen von Mischkonsum 3.2    Unbeabsichtigter Mischkonsum 4.   Zur Illegalisierung von Ecstasy - MDMA und das BtMG 4.1   Auswirkungen des BtMG in der Praxis 4.

2   Zahlenmaterial des BKA zu Ecstasy und anderen “Partydrogen" 5.   Die Techno - Kultur 5.1   Techno - Musik 5.1.2   Die Anfänge von Techno 5.1.

3   Unterarten von Techno 5.2   Techno - Parties und das Publikum 5.2.1   Die Techno - Party als Gesamtkunstwerk 5.2.2   Wer besucht Techno -Parties? 5.

3   Politische und moralische Werte und Ideale der Techno - Szene 5.4   Von einer Subkultur zur kommerziellen Massenbewegung 5.5   Die Party als Entspannung - Aber Leistung ist angesagt 5.6   Zu Techno tanzen - Oder “die Seele baumeln lassen" 5.7   Hat Techno einen religiösen Aspekt? 6.   Vorstellung suchtpräventiver Einrichtungen und Organisationen 6.

1   Eve & Rave e.V., Berlin 6.2   Der Drogeninfobus der Beratungsstelle Hannover 6.3   Das Jellinek - Zentrum, Amsterdam 6.4   Das Projekt “Antenne", Niederlande 7.

   Konsumentenschutz in der Szene 8.   Ecstasy in der Technoszene - Eine Form integrierten Drogengebrauchs? 8.1   Erklärung der Fragestellung 8.2   Erläuterung des Ritualkonzepts 8.3   Bieten Rituale einen Schutz vor Drogenmißbrauch? 8.4   Aktuelle Veränderungen in der Techno - Szene 9   Präventionsansätze und Betätigungsfelder für die sozialpädagogische Arbeit 9.

1   Erklärung von Begriffen im Zusammenhang mit Suchtprävention 9.2   Von der Drogen - zur Suchtprävention 9.3   Konsummotive und daraus resultierende Handlungsmöglichkeiten 9.4   Konkrete und neue Konzepte zur Präventionsarbeit 9.5   Notwendige drogenpolitische Veränderungen Nachwort Literaturverzeichnis           Vorwort Den ersten Kontakt zu Techno-Musik hatte ich, als mich ein Freund, mehr oder weniger gegen meinen eigenen Willen, mit in eine Techno-Disko mitnahm. Als eingefleischter Anhänger gitarrenorientierter Rockmusik konnte ich mir in keinster Weise vorstellen, dieser Musik auch nur etwas Positives abzugewinnen.

Umso größer war mein Erstaunen, als ich vier Stunden später feststellen mußte, daß ich drei davon tanzend verbracht hatte. Da ich Techno noch nie vorher in einer solchen Lautstärke gehört hatte, wurde ich von der Energie, die sie mir vermittelte, förmlich “umgeblasen". Einige der folgenden Mittwoche besuchte ich diese Disko wieder, und es hat mir immer besser gefallen, ich fing an, mich für diese Musik ernsthaft zu interessieren. Ich habe zwar für mich persönlich nie eine Raver-Identität entwickelt, und fühlte mich der Szene auch nie zugehörig, aber gefallen hat mir auf den Parties besonders der Spaß, den die Raver beim Feiern ausstrahlten. Besonders fasziniert war ich von den Großveranstaltungen “Mayday" und “Love-Parade", da ich nie vorher eine solche Massenhysterie erlebt habe. Mir wurde natürlich schnell klar, daß irgend etwas nicht mit rechten Dingen zugehen konnte, wenn um 5 Uhr morgens die gesamte Party noch wie wild geworden herumhüpfte, während ich müde und ausgelaugt nach Hause gehen wollte.


Ecstasy war schon zu diesem Zeitpunkt (vor etwa drei Jahren) sehr weit verbreitet, in der Presse konnte man allerdings noch nicht viel darüber lesen. Richtig aufmerksam auf diese Thematik wurde ich erst, als ein guter Bekannter aus meiner Heimatstadt anfing, eine Menge der sog. Party-Drogen zu konsumieren. Ich sah diesen Bekannten nicht sonderlich oft, und als einmal drei Monate seit unserem letzten Treffen vergangen waren, hatte er ganz offentsichtlich eine recht ungesunde Entwicklung mitgemacht. Er war nämlich um einige Kilo leichter geworden, ganz abgesehen von seinem verhärmten Gesicht. Später ging er dann noch dazu über, Opiate zu konsumieren, kam aber, wie ich gehört habe, wieder davon weg, ich habe ihn leider aus den Augen verloren.

Aber ab diesem Zeitpunkt begann ich, mich genauer für diese Drogen zu interessieren und sammelte alle Informationen, die mir in die Finger kam. Da meine Begeisterung für die Musik nachwievor vorhanden ist, kam mir die Idee, diese beiden Dinge in meiner Diplomarbeit zu verbinden. Vor allem wollte ich über eine Thematik schreiben, die noch nicht “breitgetrampelt" ist, und auch wenn die Publikationen darüber mehr und mehr werden, ist es immer noch ein sehr spannendes Thema. Auch für die Arbeitsfelder der Sozialpädagogik wird die Thematik des Ecstsy-Konsums an Bedeutung gewinnen, weil auch die Zahl der Konsumenten ständig ansteigt. Das Bundeskriminalmt verzeichnet Sicherstellungszuwachsraten von jährlich 50-90 % im Bereich der Partydrogen Ecstasy, Speed und LSD, und man geht von einer Anzahl von Konsumenten aus, die irgendwo zwischen 300.000 und 900.

000 Personen liegt. Aufgrund fehlender Untersuchungen sind genaue Angaben leider nicht möglich. Meine Diplomarbeit ist in drei Hauptbschnitte gegliedert. Im ersten Teil wird die Droge Ecstasy beschrieben, deren Geschichte, Wirkung und Folgen des Konsums, soweit bis heute erforscht, sowie Informationen über Konsum- und Gebrauchsformen. Im zweiten Teil versuche ich, die vielschichtige Techno-Szene zu beleuchten, wobei es nicht möglich ist, einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, was in der Größe der Szene begründet liegt. Im dritten Teil beschäftige ich mich mit bereits bestehenden präventiven Organisationen und Einrichtungen, bevor ich versuche, neue Ansätze in der Arbeit mit Gebrauchern synthetischer Drogen aufzuzeigen.

Hier wird der Bezug zur sozialpädagogischen Praxis geknüpft. [<<zurück nach oben]       1. Zur Geschichte der Droge Ecstasy Erstmals synthetisiert wurde MDMA im Jahr 1898. Zu einem offiziellen Status kam es allerdings erst am 24.12.1912, als die Darmstädter Firma Merck das Patent auf eine Gruppe von Stoffen anmeldete, zu denen auch MDMA gehörte.

Aber erst zwei Jahre später, am 16.05.1914 vergab das kaiserliche Patentamtamt  das Patent an die Firma. An verschiedenen Stellen (Zeitschrift “Tempo",1994, S.26, Rufer, M., 1995, S.

202) wird behauptet, daß MDMA ursprünglich ein Schlankheitsmittel sein sollte, allerdings ist es fraglich, ob dies so richtig ist. Nach A.Schroers gibt es für diese Feststellung keine Belege (ebd.,1996, S.8). Auch Saunders greift diesbezüglich auf die sehr vage Formulierung “Es heißt, daß.

.." zurück, so daß keine eindeutige Aussage getroffen werden kann. Auf jeden Fall konnte Merck mit der Substanz keinen kommerziellen Erfolg verzeichnen. MDMA rückte für die nächste Zeit erst einmal aus dem Blickfeld des öffentlichen Interesses. Aufgetaucht ist MDMA dann erst wieder um 1950 herum, zur Zeit des kalten Krieges, als das US-Militär Halluzinogene auf ihren “Nutzungswert" als Wahrheitsdrogen untersuchte.

Im Rahmen dieser Untersuchungen wurde MDMA anhand von Tierexperimenten auf seine Toxität untersucht; es gibt aber keine Beweise dafür, daß MDMA dabei Menschen verabreicht oder als Wahrheitsdroge getestet wurde (Saunders, N., 1994, S.122). Wieder in die Öffentlichkeit gerückt ist die Droge 1965, als Alexander Shulgin, der sich selber gerne als “Stiefvater" von Ecstasy bezeichnet, sie im Labor herstellte und ausprobierte. Nach seinem Universitätsabschluß in Berkeley erhielt der promovierte Biochemiker eine Anstellung in der Chemieforschung bei der Firma “Dow chemicals" und erfand ein rentables Insektizid. Daraufhin stellte ihm das Unternehmen ein eigenes Labor zur Verfügung, in dem Shulgin damit begann, psychedelische Drogen zu erforschen.

Dabei ging es ihm vor allem darum, eine therapeutisch nutzbare Substanz zu finden. Er ging dazu über, MDMA an sich selber zu testen und anschließend auch an befreundete Psychotherapeuten weiterzugeben. Als das Unternehmen jedoch bemerkte, daß es Inhaber mehrerer Patente zu psychedelischen Drogen geworden war, wurde Shulgin entlassen. Dennoch fuhr er fort, neue Substanzen an sich selber und an einer kleinen Gruppe von Freunden zu testen.Noch heute betreibt er seine Forschungen-dank Beziehungen zu einflußreichen Leuten- mit Genehmigung der US-Regierung weiter (vgl. Saunders, N.

, 1994, S.19).   Die ersten PsychotherapeutInnen, die mit MDMA arbeiteten, waren sich über dessen großes Potential durchaus im Klaren. Sie gingen gleichzeitig aber auch davon aus, daß die Regierung es gleichbedeutend mit LSD behandeln würde, was einer Kriminalisierung und einem daraus folgenden Verbot gleichgekommen wäre. So entschlossen sie sich, soviel an der Droge zu forschen wie möglich, gleichzeitig aber die Ergebnisse, die allerdings recht positiv waren, nicht an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen. So kam es, daß MDMA nur von einer überschaubaren Zahl von zumeist experimentellen PsychotherapeutInnen benutzt wurde.

Dies war auch dadurch begründet, daß MDMA nicht in typische 50-Minuten-Therapiesitzungen paßt. Außerdem bewegten sie sich außerhalb der Legalität, auch wenn einige unter ihnen behaupteten, “eine fünfstündige Sitzung mit Adam sei ebensogut wie eine fünfmonatige Therapie." (Saunders, N., 1994, S.21). Der Grund, warum MDMA nie von einem großem Arzneiunternehmen vermarktet wurde, hängt erstens mit seinem geringen kommerziellen Potential zusammen.

Des weiteren besteht in den USA das Verbot der Nahrungsmittel- und Medikamentenbehörde FDA, Versuche an Menschen durchzuführen. Das größte Hindernis besteht aber darin, daß MDMA schon einmal patentiert wurde. Denn “obwohl das Patent der Firma Merck schon vor Jahren abgelaufen ist, kann die Droge kein zweites Mal patentiert werden. Bevor ein Arzneiunternehmen eine neue Droge auf den Markt bringt, muß es zeigen, daß die Wirkungen der Droge als Medikament die Sicherheitsrisiken rechtfertigen, was jahrelange und teure Versuche voraussetzt. Will man diese Kosten wieder einbringen, muß man sich das exklusive Verkaufsrecht sichern, indem man das Patent erwirbt." (Saunders, N.

, 1994, S.21). 1991 veröffentlichte A.Shulgin, zusammen mit seiner Frau Anne, das autobiographische Buch “PIHKAL" (Synonym für Phenetylamins I Have Known And Loved = Phenetylamine, die ich kennen und lieben gelernt habe), in dem er persönliche Erlebnisse und Ergebnisse seiner Forschung seit dieser Zeit beschreibt. Der Autor verteidigt sehr vehement die Vorzüge von MDMA, z.B.

, wenn er einen Psychiater zitiert, der sagt “MDMA sei Penicillin für die Seele, und man verzichte nicht auf Penicillin, wenn man gesehen habe, was es bewirken kann." (Schroers, A., 1996, S.8) Im Gegensatz zu Shulgins klar eingegrenzten Anwendungsbereich, dem kontrollierten therapeutischen Gebrauch, tauchte MDMA 1972 als Straßendroge in den USA auf und wurde zunächst nur vereinzelt von “Hippies" konsumiert. In den darauffolgenden Jahren (die von &acute;77-&acute;85 werden auch als “goldenes" Zeitalter von Ecstasy bezeichnet) wurde das Einnehmen von MDMA bei PsychiaterInnen, Yuppies, College-StudentInnen, New Age -AnhängerInnen und in der Homosexuellen-Szene bekannt. Der Konsum vollzog sich dabei unabhängig von einem kontrollierten Rahmen als rekreative- bzw.

Genußdroge, wobei die Verbreitung mit der heutigen auf keinen Fall vergleichbar war. 1981 kam  MDMA dann als “Ecstasy" (Ekstase) auf den Markt, wobei sich angeblich ein Großhändler zunächst den Namen “Empathy" ausgedacht , dann aber, spekulierend auf einen größeren Gewinn, auf “Ecstasy" entschieden haben soll. Dieser Großhändler war ein Laboratorium in Marin County, Kalifornien, das mit einer monatlichen Produktionskapazität von einer halben Million Portionen einer der größten bekannt gewordenen Hersteller war. Den von dort direkt vertriebenen Portionen war sogar ein Informationspapier beigelegt, in dem darauf hingewiesen wurde, wie man am besten mit der Droge umgehen sollte, um möglichen unangenehmen Nebenwirkungen aus dem Weg zu gehen. “In Fort Worth, Texas, konnte Ecstasy sogar in Bars gekauft und mit Kreditkarte bezahlt werden. Es ersetzte den Yuppies ihr Kokain und wurde sogar von Leuten genommen, die sich normalerweise von Drogen fernhielten (vgl.

Saunders, N., 1994, S.21) Im Laufe des Jahres 1985 trat Ecstasy ins Rampenlicht der Öffentlichkeit, als eine kleine Gruppe von Leuten die amerikanische Drug Enforcement Agency DEA (zuständig für die Beschaffung von Informationen über den internationalen Drogenhandel) verklagt hatte, weil die DEA Ecstasy verbieten wollte. Durch diese Kontroverse und die damit verbundene Präsenz in der Presse verbreitete sich Ecstasy in ganz Amerika, so daß ein Verbot nicht mehr lange auf sich warten ließ. Begünstigt wurde dieses durch einige im Vorjahr aufgetretene Zwischenfälle mit einem sog. “Designeropiat", dem gefährlichen Meperidin-Derivat MPPP.

"Bei einigen Personen traten in Folge der Einnahme der durch unsaubere Herstellung mit einem hochtoxischen Nebenprodukt (dem MPTP) kontaminierten illegal hergestelltenSubstanz Symptome der Parkisonschen Krankheit auf" (Schroers, A., 1996, S.9). Zum einen dies, zum anderen die Tatsache, daß auf dem Schwarzmarkt hochpotente Fentanyl-Derivate als heroinhaltige Substanz “china-white" verkauft wurden, wurden zur Stimmungsmache gegen synthetische Designerdrogen benutzt. So kam es, daß MDMA per Notfallverordnung in den gleichen Gefährlichkeitsstatus wie Heroin eingeordnet, sowie Herstellung, Verkauf, Verteilung und Besitz mit hohen Strafen belegt wurden. Das Verbot, das zwar die weitere Erforschung der Droge einschränkte, und sich nicht auf das Verhalten der KonsumentInnen auswirkte, dauerte zunächst ein Jahr an.

In dieser Zeit entschied eine eigens dafür gebildete Kommission, welche langfristigen Maßnahmen zu treffen seien. Durch aufgebauschte und unsachliche Veröffentlichungen in der Presse verschärfte sich der Druck, Ecstasy langfristig zu verbieten. "Ein weitverbreiteter Bericht verwies auf Ergebnisse, die beweisen sollten, daß eine andere Droge, MDA, bei Ratten Hirnschädigungen hervorrufe, und zog den Schluß, daß MDMA dasselbe bei Menschen bewirken könnte. Medien stellten Horrorszenarien von den “Gehirnen unserer Kinder" auf, die zerstört sein würden, bevor sie dreißig Jahre alt sein würden. Dabei war nicht bewiesen, daß MDMA in Dosierungen, wie sie von  Menschen eingenommen werden, für Ratten schädigend ist." (Saunders, N.

, 1994, S.22/23). Auch eine Klage von VerteidigerInnen blieb ohne Erfolg, die DEA ordnete MDMA entgegen der Empfehlung eines Richters, es in eine weniger strenge Kategorie einzuordnen ( was wenigstens die Möglichkeit zur Weiterforschung bedeutet hätte), dauerhaft in die strengste Kategorie, Schedule 1,ein. In Großbritannien sind psychedelische Amphetamine wie MDA, MDEA und MDMA seit 1977 illegal. MDMA wurde genauso wie in den USA in die strengste Drogenkategorie eingeordnet. Am 1.

August 1986 wurde MDMA aufgrund internationaler Verpflichtungen (internationale Konvention über psychotrope Substanzen [ICPO]) auch in der BRD verboten. Neben sog. “harten Drogen" wie Heroin und Kokain wurde die Droge in die Anlage 1 (“nicht verkehrsfähige Betäubungsmittel" zu &sect; 1 Absatz 1 des Betäubungsmittelgesetzes [BtMG] eingestuft. Von 1985-1993 hatte lediglich die Ärztgesellschaft für Psycholytische Therapie (SÄPT), mit Sitz in der Schweiz, die Erlaubnis, mit MDMA zu arbeiten ( vgl. Schroers, A., 1996, S.

10). Nach Europa kam Ecstasy Mitte der achtziger Jahre durch Anhänger des indischen Gurus Bhagwan Rajneesh, bei denen die Droge sehr beliebt war. 1987 entwickelte sich auf der Ferieninsel Ibiza eine Rave-Szene, in der sich Ecstasy zu LSD und Haschisch dazu gesellte. Britische Touristen führten es dann auch nach Großbritannien ein, wo große Parties im Freien oder in alten, leerstehenden Lagerhäusern schnell in Mode kamen. Die Veranstalter bereiteten die Lagerhäuser heimlich vor, aus Angst vor eventuellen gerichtlichen Verfügungen. Eine geheimgehaltene Infrastruktur unter den “partywilligen" Leuten machte es möglich, spontane Treffpunkte, wie z.

B. Autobahntankstellen, auszumachen, an denen sich dann bis zu tausend Autos trafen, um dann gemeinsam zum Ort der Party zu fahren. Natürlich trafen diese Partys auf den heftigen Widerstand seitens der Anwohner, die bedingt durch die Lautstärke die ganze Nacht nicht schlafen konnten. “Die Polizei ging mit Spezialeinheiten gegen die Raves vor, führte Razzien durch und setzte sogar Undercover-Agenten in der Szene ein. Doch die Hindernisse machten die Sache nur noch attraktiver. Raves wurden populär- und mit ihnen Ecstasy.

" (Saunders, N., 1994, S.24). So kam es, daß die britische Regierung 1990 ein Gesetz erließ, mit dem gegen Veranstalter solcher Parties ohne Lizenz scharf vorgegangen werden konnte und das diesen Veranstaltungen weitgehend ein Ende setzte. Daraufhin verlagerten die Raver ihr Treiben in die Clubs, und von Manchester aus verbreiteten sich die Clubparties mit “E" nach London und den Rest von Europa. [<<zurück nach oben]       2.

Was ist Ecstasy? Reines MDMA ist eine weiße kristalline Masse und sieht normalerweise wie weißes Pulver aus. Die Substanz, die sehr lange haltbar ist, zersetzt sich weder an der Luft noch im Licht. Charakteristisch ist ein prägnanter starker und bitterer Geschmack. MDMA ist die Abkürzung für die chemische Formel 3,4-Methylendioxy-N-Methylamphetamin. Es gehört zur Gruppe der Phenetylamine, wozu auch Amphetamine und diverse Halluzinogene (z.B.

Meskalin) gehören. Zu dieser Gruppe gehören noch weitere psychoaktive Substanzen wie DOM , 2CB, DOB, und die dem MDMA nahestehenden Substanzen MDA, MDEA, MDOH und MDBD. Das synthetische MDMA kann man von seiner chemischen Struktur her mit dem in der Natur vorkommenden Safrol vergleichen. Safrol kommt u.a. in der Muskatnuß und in dem Lorbeergewächs Sassafras vor ( vgl.

Schroers, A., 1996, S.11). Es ist sehr schwierig, Ecstasy einer bestimmten Gruppe der psychoaktiven Substanzen zuzuordnen. Mal wird es als Amphetamin-Derivat den Stimulantien zugerechnet, an anderen Stellen dann wieder den Halluzinogenen. Die Zuordnung zu den Amphetaminen liegt aufgrund des energetisierenden Effekts in der Wirkung nahe, allerdings läßt sich diese amphetaminartige Wirkung auf die durch die Droge verursachte erhöhte Dopamin-Ausschüttung zurückführen.

MDMA ist aber kein Amphetamin. Auch die halluzinogenen Effekte, von denen des häufigeren berichtet wird, lassen sich durch verschiedene Gründe erklären. Vielleicht wurde statt MDMA MDA 2CB oder DOB konsumiert, alle drei sind Stoffe, welche durchaus halluzinogene Wirkungen hervorrufen, die für MDMA typischen Effekte gehen aber eher in die Richtung des Wärme- und Wohlsein-Gefühls, Kontakt- und Kommunikationsfähigkeit werden verstärkt. Die Schwierigkeit der Einordnung führte zur Einrichtung einer neuen Gruppe, die 1986 mit dem Überbegriff “Entaktogene" versehen wurde. "Das spezielle Wirkspektrum führte zur Kreierung einer neuen Stoffklasse, den sogenannten Entaktogenen, denen u.a.

auch MDA und MDE zugeordnet werden." (Wirth, N., 1996, S.11) Der Begriff “Entaktogen" kann frei aus dem Griechischem (“en"= innen und “gen"= verursachen) und dem Lateinisch ( “tactus" = berührt) als “im Innern ein Gefühl erzeugend" oder auch “die innere Berührung hervorbringen" übersetzt werden. In der Definition der Entaktogene wird die therapeutische Bedeutung hervorgehoben, wohingegen Fromberg mehr Gewichtung auf den kommunikativen Aspekt der Droge legt. Welche Interpretation treffender ist, hängt wohl am ehesten mit dem Kontext der Drogeneinnahme zusammen (vgl.

Schroers, A., 1996, S.15). An vielen Stellen wird Ecstasy fälschlicherweise als Designerdroge bezeichnet. Designerdrogen sind aber neue synthetisch hergestellte Substanzen, die einer schon bekannten, aber bereits dem BtMG unterstehenden Droge in Wirkungsweise und meist auch chemischer Zusammensetzung sehr nahestehen. Somit soll das BtMG umgangen werden, weil jeder neue Stoff dort erstmal aufgenomen werden muß, was immer eine gewisse Zeitspanne in Anspruch nimmt, während der der neue Stoff noch nicht illegal ist, so daß Herstellung bzw.

Handel nicht unter Strafe gestellt werden können. MDMA hingegen wurde, wie bereits gesagt, 1912 zum ersten mai synthetisiert und ist somit keine Designerdroge.   2.1 Ecstasy und seine Wirkung Bezüglich der Wirkung und Folgen des Ecstasy-Konsums gibt es sehr wenig einheitliche Erkenntnisse, da die Wirkung auf Körper und Psyche von sehr, sehr vielen inneren und äußeren Faktoren abhängig ist. Dementsprechend werden heftige “Glaubenskämpfe" insbesondere über mögliche negative Folgen des Langzeitkonsums geführt. Diese Auseinandersetzungen erschweren eine sachliche Diskussion und Informationsvermittlung über Stoff und Wirkung.

Im folgenden werden deshalb ausschließlich Wirkungen beschrieben, die in der Literatur mit Ecstasy in Verbindung gebracht werden oder Erfahrungen, von denen User in der Literatur berichten. Bericht eines Ecstasy-Konsumenten: “Ein Blick auf die Uhr, um den Wirkungseintritt besser einschätzen zu können, dann einen exponierten Platz suchen, um in dieser Karenzzeit die Leute besser zu beobachten. 45 Minuten später: Ich beginne zu spüren, daß ich nicht gelinkt wurde, daß meine Tablette kein Aspirin war. Ein leichtes Wärmegefühl um die Magengegend wird langsam zu einem den Körper umfließenden wohligen Gefühl, das in einer steigenden Vorfreude mündet. Das Treiben, den Lärm um mich herum nehme ich wie durch Watte war. Die Menschen, die mir gerade noch völlig egal waren, beginne ich sympathisch zu finden, sie sogar zu mögen.

Der Alltag ist weit hinter mir, etwas Weltbewegendes geht hier vor. Alles ist gut! Alles gefällt mir! Ein Jubel breitet sich in mir aus, ich will ihn hinausschreien, also schreie ich. Die es mitkriegen, lächeln mir zwinkernd zu, wünschen mir eine gute Reise. Zwei Stunden später :Der Zenith ist überschritten, ich schlüpfe wieder in meine Hülle zurück, widerstrebend, aber unvermeindlich erlischt der Sternenglanz des Glücks...

" (Stadtzeitung PRINZ, S.30, September 1994) Die Wirkung von Ecstasy ist sehr einfach zu fühlen, aber sehr schwer zu beschreiben, da sie zwei gegensätzliche Eigenschaften, nämlich Anregung und Entspannung, miteinander verbindet. Die psychotrope Wirkung von MDMA setzt in der Regel 20-60 Minuten nach der Einnahme ein. Es werden gewöhnlich 75-150 mg Reinsubstanz benötigt. Das Wirkungsmaximum wird in der folgenden Stunde erreicht, und nach weiteren zwei Stunden klingen die psychotropen Effekte langsam wieder ab. Die Nebenwirkungen (sympathomimetische Stimulation) halten normalerweise noch ein paar Stunden an.

Über die psychische Wirkung sind mittlerweile viele Details bekanntgeworden; sie gilt als multifaktorielles Zusammenspiel aus  Drogeneigenschaft, Dosierung, Set (innere Disposition des Konsumenten) und Setting (äußerliche Umgebungsfaktoren). Bei angemessener Dosierung (s.o.) werden folgende Effekte berichtet: - Entspannung - milde Euphorie und Ekstase - Glück und Wärme - Gefühle der Liebe und Zuneigung - unerschöpfliche Energie und Antriebssteigerung - Offenheit, Mitgefühl und Akkzeptanz anderer - intensiveres Erleben - Abbau von Hemmungen bei erhalten bleibender geistiger Klarheit - seelische Ausgeglichenheit Insgesamt stellt die Wirkung einen persönlichkeitsbezogenen Rausch dar, in dem Gefühle, Gedanken und Sinnesreize angeregt werden und es leichter fällt, sich in andere Personen hineinzufühlen und mit ihnen offene und unverkrampfte Gespräche zu führen. “Die Unterscheidungsfähigkeit zwischen der eigenen Person und der Umwelt, zwischen Selbst und Nichtselbst, ist herabgesetzt." (Thomasius, R.

in Rabes, M. / Harm, W., 1996, S.48). Einige User berichten von einer mystisch-ekstatischen Verschmelzung zwischen ihnen und der Umwelt, dabei sind diese Veränderungen im persönlichen Erleben verbunden mit einer Steigerung des Selbstbewußtseins und des Selbstwertgefühls. Des weiteren wird von einer verbesserten Introspektionsfähigkeit berichtet, d.

h. von einem besseren Zugang zu den eigenen Gefühlen, Stimmungen und Konflikten. Reine Amphetamine bringen zwar im Vergleich zu MDMA eine stärkere Aktivierung und Leistungssteigerung, indes sind die Auswirkungen auf das interpersonale Erleben und auf die Introspektion im Vergleich eher unbedeutend. Im Gegensatz zur Wirkung von LSD fehlen die halluzinatorischen Effekte beim Ecstasy-Rausch fast gänzlich. In der Regel bleibt die Selbstkontrolle erhalten. Üblich sind hingegen leichtere Wahrnehmungsveränderungen, wie verschwommenes Blickfeld, Unfähigkeit zur Fokussierung sehr naher Gegenstände, Nachbilder und eine veränderte Art und Weise Geräusche wahrzunehmen.

Bei Hochdosierung von 200 mg und mehr tritt keine Steigerung des Rausches mehr auf, während die Wahrscheinlichkeit von Kreislaufproblemen, Krämpfen und notorischer Unruhe und Desorientierung steigt (siehe Nebenwirkungen). Die verschiedenen Wirkungen der Droge können auf eine körperliche und eine geistige Hauptwirkung zusammengefaßt werden: Einerseits werden Muskelspannungen gelockert und andererseits Ängste abgebaut "Leute auf Ecstasy haben das Gefühl, sich frei bewegen und ausdrücken zu können. Die Droge erzeugt einen Geschmack von einem Leben ohne Zwänge, die wir als Teil unseres Lebens akzeptiert haben. GebraucherInnen vergleichen die Wirkung oft mit Erinnerungen aus der frühen Kindheit, als sie den Menschen in die Augen schauten, im Augenblick lebten und noch keine Hemmungen hatten." (Saunders, N., 1994, S.

27)     2.1.1 Drug - Set - Setting Bei jeder Drogeneinnahme werden die sich einstellenden Effekte nicht nur von der Substanz an sich, sondern von einer Vielzahl unterschiedlicher Faktoren beeinflußt. Hierzu gehören u.a. die subjektive Einstellung des Konsumenten zur Droge sowie das Umfeld, in dem der Konsum stattfindet.

Norman Zinberg bezeichnet dieses Beziehungsgefüge als die Triade “drug, set and setting". Die Ecstasy-Wirkungsfaktoren sollen im Folgenden erläutert werden. Dosierung (drug) Die Dosierung einer Droge stellt den grundliegenden Auslöser für die Drogenwirkung dar. Sie beeinflußt die Wahrnehmung und die Emotionen während des Rausches. Substanzqualität und -quantität einer Ecstasy-Pille haben einen entscheidenden Einfluß auf den Konsumenten. Auch wenn es den Konsumenten aufgrund fehlender Möglichkeiten einer Analyse nicht möglich ist, genauers über die Qualität oder Zusammensetzung der verwendeten Pille zu erfahren, bleibt die Gewichtigkeit der Dosis als Determinante der Drogenwirkung unverändert hoch (vgl.

Schroers, A., 1996, S.33). Die in Ecstasy-Pillen enthaltene MDMA-Reinsubstanz liegt in der Regel um 100mg. Ausgehend von einem durchschnittlichen Körpergewicht von 70kg entspricht dies einer Dosierung von 1,4mg MDMA pro kg Körpergewicht. Je niedriger das Gewicht ist, desto weniger Substanz wird gebraucht, um eine Wirkung zu spüren.

Einstellung (set) Unter “set" versteht man den persönlichen Zustand des Konsumenten. Die Erwartung, die Einstellung und die Vorbereitung nehmen genauso Einfluß auf das Rauscherlebnis wie der allgemeine seelische Zustand des Konsumenten. Wird zum Bespiel eine Person von ihren Freunden dazu überredet, auch etwas “einzuwerfen", obwohl sie an diesem Abend gar nicht die rechte Lust dazu hat, sind schonmal schlechte Voraussetzungen für eine guten “Trip" geschaffen. Aber auch die Charaktereigenschaften einer Person beeinflußen die Effekte eines Rausches. Bestimmte Eigenschaften oder Eigenarten werden unter dem Einfluß einer Droge nicht “weggewischt", sondern werden sich auch dann zeigen. Umfeld (setting) Unter “setting" versteht man die eigentliche Umgebung des Konsumenten.

Hiermit ist zum Beispiel die Gruppe, mit der der Konsument unterwegs ist, sowie die räumliche Umgebung selber gemeint. Verbringt der Konsument die Zeit des Rausches mit Personen, die er gut kennt, oder sind es Leute, zu denen er wenig Vertrauen hat? Ist die Umgebung eine angenehme, oder empfindet er z.B. den Club als zu eng oder zu laut? Über diese Einflußfaktoren sollte sich der Konsument vor der Einnahme von Ecstasy im Speziellen und jeder Droge im Allgemeinen klar sein, damit er nicht plötzlich mit u.U. größeren Problemen konfrontiert wird.

    2.1.2 Kurzfristige Neben - und Nachwirkungen Im Gegensatz zur akuten Wirkung von Ecstasy sind die normalerweise auftretenden Nebenwirkungen bei weitem nicht so prägnant, die meisten UserInnen finden nicht, daß die Erfahrung davon sonderlich beeinträchtigt wird. Fast immer auftretende Nebenwirkungen sind ein trockener Mund sowie Appetitverlust. Sehr oft wird von verschiedenen Muskelreaktionen berichtet. Dazu gehören ein verkrampfter Kiefer, Augenzittern, Muskelzuckungen, Übelkeit und Krämpfe.

In der Regel gehen diese ca. eine Stunde nach der Einnahme vorüber, sind allerdings bei häufigem Gebrauch und höherer Dosierung ausgeprägter. Eine Langzeitnebenwirkung ist Gewichtsverlust. Dies ist auf die Abnahme des Hungergefühls und die körperliche Bewegung während eines Raves oder einer Party zurückzuführen und ist für manche Leute sicherlich kein unangenehmer Effekt. (vgl. Saunders, N.

, 1994, S.33). Die meisten Leute sind nach der Einnahme von Ecstasy sehr erschöpft. In Anbetracht der Umstände, in denen es konsumiert wird, ist dies nicht weiter erstaunlich. In einer “durchgetanzten" Nacht, in einer Disco mit wahrscheinlich wenig Frischluftzufuhr, entstehen für den Körper Belastungen, die er in dieser Form nicht gewohnt ist. Auch die Psyche ist in einer solchen Nacht aktiver als sonst.

Der fehlende Schlaf kommt noch dazu. Dieser “Kater" kann allerdings abgeschwächt werden, indem man den Konsum anderer Drogen wie Alkohol oder Amphetamine vermeidet und nach der Party genug schläft. Auch Vitamine sollen helfen, genauso wie der Verzehr von Nahrungsmitteln wie Obst usw.. Andere häufige Nachwirkungen sind erschöpfte oder steife Gliedmaßen vom Tanzen (Muskelkater). Manchmal kann es zu Depressionen,Schlafstörungen oder Paranoia kommen, eher vorkommend bei häugigem Gebrauch (siehe psychologische Folgen und Komplikationen).

    2.1.3 Wirkungsweise im Körper Im folgenden Kapitel beziehe ich, soweit nicht anders angegeben, auf den Vortrag von Dr. Kuhlmann, gehalten auf der Fachtagung Ecstasy, am 17.02.1997.

Oral  eingenommenes MDMA wird im Magen verdaut. Ein relativ kleiner Teil erreicht über den Blutkreislauf das Gehirn und zwei Drittel werden über die Nieren wieder ausgeschieden (vgl. Saunders, N., 1994, S.34). Um die Wirkungsweise von MDMA zu erklären, wird im folgenden erstmal die normale, das heißt von Drogen unbeeinflußte Reizübertragung bzw.

-verarbeitung im menschlichen Gehirn erläutert. Die Funktionen des menschlichen Gehirns basieren auf dem Zusammenspiel von ungefähr 100 Milliarden Nervenzellen, welche Neurone genannt werden. Diese Neuronen besitzen besondere Fortsätze, sog. Dendrite, über die das Verarbeiten und Weiterleiten von Informationen abläuft. Eine für die Wirkungsweise von MDMA besondere Rolle spielen dabei die Kontaktstellen zwischen den Nervenzellen, die sog. Synapsen.

Jede einzelne der Nervenzellen verfügt nämlich über ca.100.000 Eingangskontakte und 10.000 Ausgangssynapsen, so daß sich sich ein unglaublich feingeädertes Nervengeflecht bildet. Wenn ein elektrisches Signal über ein Axon (Nervenzellen-Fortsatz) zu dem synaptischen Spalt kommt, wird eine Ausschüttung spezieller chemischer Botenstoffe (Neurotransmitter) bewirkt. Diese Botenstoffe befinden sich vor dem Eintreffen des Reizes in den sich vor dem synaptischen Spalt befindenden synaptischen Bläschen, die Vesikel genannt werden.

Nun öffnen sich die Bläschen und die Neurotransmitter überqueren den Spalt zwischen den beiden Nervenzellen. Dort binden sie sich nach dem “Schlüssel-Schloß-Prinzip" an spezifische Rezeptoren auf der postsynaptischen Seite und bewirken dort eine Weiterleitung des elektrischen Impulses. Die Botenstoffe werden anschließend entweder von speziellen Enzymen wieder abgebaut, oder vom Neuron, das sie ausgeschüttet hat, wieder aufgenommen, um für die nächste Reizübertragung bereit zu sein. Im menschlichen Nervensystem kommt eine große Anzahl von Neurotransmittern vor, z.B. Acetylcholin, Serotonin, Dopamin (vgl.

Linder-Biologie, 1983, S.202). MDMA entfaltet seine Wirkung an einem bestimmten Botenstoff im Gehirn, dem Serotonin (oder 5-Hydroxytryptamin; 5-HT). Zwar ließ sich in Tierversuchen (Ratte) nachweisen, daß MDMA auch im dopaminergen System eine Wirkung hat (vermehrte Ausschüttung von Dopamin), allerdings ist die dopaminerge Komponente im Wirkungsspektrum wesentlich geringer als die serotonerge (vgl. Thomasius, R. in Rabes, M / Harm, W.

, 1997, S.46). Das serotonerge System gilt als das ausgedehnteste Botenstoffsystem im Säugergehirn. Obwohl es nur eine vergleichsweise geringe Anzahl von serotonergen Nervenzellen gibt, führen deren Fortsätze in fast alle Regionen des Gehirns. Zu den Funktionen des Gehirns, an denen das serotonerge System beteiligt ist, gehören solch wichtige wie das Eßverhalten, die Wahrnehmung von Schmerz, hormonelle Funktionen, das Schlaf/Wachverhalten, die Temperatur-und Kreislaufregelung, Emotionen sowie die sexuelle Aktivität. Im Stoffwechsel serotonerger Nervenzellen wirkt Ecstasy als indirekter Serotonin-Agonist.

Es bewirkt eine vermehrte Freisetzung von Serotonin, wobei es gleichzeitig die Nervenzellen daran hindert, die Botenstoffe wieder aufzunehmen. Durch diesen Effekt wird die Erregungsübertragung verstärkt, was sich in der stimulierenden Wirkung von Ecstasy niederschlägt und oft als Steigerung der psychophysischen Leistungsfähigkeit empfunden wird. Allerdings verhält es sich so, daß dem Organismus diese vermeintliche Steigerung der Leistungsfähigkeit nur vorgespielt wird, da vegetative Funktionen wie Blutdruck und Körpertemperatur durch den Anstieg des Serotonin-Spiegels ebenfalls steigen. Nach der MDMA-bedingten starken Erhöhung der Serotonin-Freisetzung fällt die Serotonin-Konzentration im Gehirn langanhaltend ab.     2.1.

4 Auswirkungen des Ecstasy-Konsums in physischer und psychischer Hinsicht Auswirkungen in physischer Hinsicht Tierversuche, sowohl an Affen als auch an Ratten, haben bewiesen, daß nach einer einmaligen Applikation von MDMA die Serotonin-Konzentration längerfristig vermindert ist, wobei diese Verminderung bei den Versuchstieren stark vom Alter abhängig ist.Je älter die Tiere waren, desto langfristiger war die Absenkung der Serotonin-Konzentration (vgl. Lohmann, Dr. H., 1997, S.5).

Einer der wichtigsten Effekte langfristiger Applikation von Ecstasy ist die Degeneration serotenerger Nervenfasern im Gehirn, die parallel zur bereits beschriebenen Verminderung der Serotonin-Konzentration beobachtet wird. Nach Lohmann bewirkt eine Verabreichung von Ecstasy bei allen bisher untersuchten Säugetierarten (Ratten, Katzen, Affen) nach zwei Wochen zu einer massiven Degeneration der dünnen Serotoninfasern. Allerdings ist das Ausmaß der Degeneration stark abhängig vom jeweils untersuchten Gehirnareal. Während es im sog. Hypothalamus und im Globus Pallidus zu einer Regeneration kommt, bleibt die Degeneration im cerebralen Cortex auch nach 12-18 Monaten bestehen. Relativiert werden diese auf den ersten Blick erschreckenden Ergebnisse meiner Meinung allerdings, wenn man sich die Versuchsanordnung genauer betrachtet.

Das MDMA wurde subcutan (unter die Haut) injiziert, und zwar eine Dosis von 2 mal täglich 5mg/kg Körpergewicht über vier Tage. 5mg/kg Körpergewicht entspräche einer Dosis von ca.400mg bei einer 80kg schweren Person, und dies zweimal am Tag, also einer Dosierung, die jeglicher Vernunft oder “Safer-use"-Regel widerspräche, wenn man, wie oben beschrieben von einer für einen E-Rausch benötigten Wirkstoffmenge von ca.100mg ausgeht. Dazu kommt noch die in der Praxis so gut wie nie vorkommende subcutane Applikation, so daß viel mehr Substanzmenge das Gehirn erreicht als es bei einer oralen Einnahme der Fall ist. Mir persönlich scheint diese Untersuchung ziemlich praxisfremd zu sein, auch wenn sich sicherlich die Tendenz zu Gehirnschädigungen ablesen läßt (vgl.

auch Märtens, P. in Rabes, M. / Harm, W., 1997, S. 196). Faßt man die Wirkung von Ecstasy im zentralen Nervensystem zusammen, läßt sich folgendes festhalten: Ecstasy-Konsum führt zu einer starken Erhöhung der Serotoninfreisetzung, was Veränderungen im Verhalten, den vegetativen Funktionen und der kognitiven Leistungsfähigkeiten bewirkt.

Unter ungünstigen Bedingungen können diese Wirkungen letal sein. Langfristige toxische Auswirkungen durch den Konsum gelten als gesichert (Verminderung der Serotonin-Konzentration, Degeneration serotonerger Fasern im Gehirn). Durch chronischen Gebrauch von Ecstasy kann es- aufgrund des Serotoninmangels- zu Verhaltenveränderung in Form von Depressionen und Angstzuständen kommen (s.u.). “Qualitativ ist Ecstasy-Konsum mit einem großen Risiko verbunden, welches sich  aber aufgrund mangelnder längerfristiger Untersuchungsergebnisse quantitativ nicht definitiv festmachen läßt.

" (Lohmann, Dr. H., eigene Aufzeichnung der Fachtagung Ecstasy, 1997). Auswirkungen in psychischer Hinsicht In den letzten Jahren wurde in der wissenschaftlichen Literatur immer häufiger über UserInnen geschrieben, die im Zusammenhang mit Ecstasy psychiatrisch erkrankten. Auch gehen immer wieder Meldungen über solche Erkrankungen durch die Tagespresse: “Dr.Ulricke Ullrich, Leiterin des sozialpsychiatrischen Dienstes beim Gesundheitsamt, registrierte allein in den ersten vier Wochen des neuen Jahres vier Fälle mit psychiotischen Krankheitsbildern, die eine Behandlung im Aplerbecker Landeskrankenhaus notwendig machten" (vgl.

Ruhr-Nachrichten v. 21.02.97). Die direkten Kausalzusammenhänge sind allerdings selten bis nie eindeutig gesichert, da in fast allen Fällen zusätzlich zu MDMA auch andere Drogen konsumiert wurden. Auf jeden Fall muß zwischen akut auftretenden psychiatrischen Komplikationen, die mit dem Nachlassen der Rauschwirkung wieder weggehen, und anhaltenden psychiatrischen Folgeerkrankungen unterschieden werden.

Die am häufigsten erwähnten anhaltenden Folgeerkrankungen sind atypische und paranoide Psychosen. Zu den atypischen Psychosen gehören Störungen wie Affektverflachung und Kontakt - bzw. Denkstörungen, zu den paranoiden zählt man Verfolgungs - und Beziehungswahn. Diese Psychosen können entweder spontan ausheilen oder sie chronifizieren. Des weiteren wurden depressive Symptome, Panikstörungen, Depersonalisationssyndrome und unterschiedliche Verhaltensauffälligkeiten wie unangemessener Leichtsinn oder Selbstüberschätzung beobachtet. Ein wesentlicher Faktor bei diesen Erkrankungen ist nach heutigem Kenntnisstand die jemals konsumierte Menge an Reinsubstanz, welche man als kumulative MDMA-Gesamtdosis bezeichnet.

Außerdem weisen fast alle psychiatrisch erkrankten Personen zyklische Gebrauchsmuster auf, d.h. der Gebrauch von Ecstasy fand schon über einen längeren Zeitraum mit festen Intervallen, meist von Wochenende zu Wochenende, statt. “Fast ausnahmslos hatten sie [ Personen, bei denen psychiatrische Komplikationen auftraten, d. Verf.] eine kumulative Gesamtdosis von 40-50 Tabletten (.

..) eingenommen. Berichte über Patienten, bei denen sich bereits nach erstmaliger Einnahme von MDMA psychiatrische Komplikationen herstellten, sind die Ausnahme." (Thomasius, R. in Rabes, M.

/ Harm, W., 1997, S.52). Eine psychiatrische Erkrankung wird außerdem noch von anderen Faktoren begünstigt. Zu nennen sind hier eine fortwährende Tendenz zur Überdosierung sowie eine schon vorher bestehende Vulnerabilität (Anfälligkeit) für psychische Störungen. Für die Theorie der Vulnerabilität spricht, daß sowohl in der Biographie als auch bei engen Familienangehörigen Hinweise auf psychiatrische Erkrankungen vorkamen (vgl.

Thomasius, R. in Rabes, M. / Harm, W., 1997, S.52). Allerdings ist die Vulnerabilität keine notwendige Bedingung für eventuelle Komplikationen; es liegen Berichte über UserInnen vor, bei denen sich Komplikationen auch ohne dazu bestehende Neigung  entwickelt haben.

Eine weitere offene Frage ist die nach der Bedeutung und Auswirkung von gleichzeitigem Beigebrauch anderer Rauschmittel. Während z.B. manche Wissenschaftler davon ausgehen, daß der Cannabiskonsum die Gefahr einer psychotischen Folgewirkung birgt, fanden die Autoren des Buches “XTC und XXL" in ihrer “Gesamtsicht keine Anhaltspunkte für diese Hypothese (vgl.Thomasius, R. in Rabes, M / Harm, W.

, 1997, S.52). Wenn sich bei Personen, die Ecstasy über einen längeren Zeitraum und in nicht geringen Mengen konsumieren, psychiatrische Komplikationen zeigen, dann passiert dies infolge eines komplexen dynamischen Prozesses. Hier wäre zu einfach, ein normales Ursache-Wirkung-Konzept anzusetzen, und den Ecstasy-Konsum losgelöst von dem sozialen Umfeld der jeweiligen Person zu sehen. Die Gruppe der Ecstasy-Benutzer ist keineswegs homogen. Eine psychische Komplikation sollte also nicht nur in Hinblick auf einen eventuellen E-Mißbrauch untersucht, sondern auch unter Berücksichtigung des sozialen Kontextes gesehen werden (vgl.

Thomasius, R. in Rabes, M. / Harm, W., 1997, S.52).     2.

1.5 Suchtpotential von MDMA Der Begriff der Sucht ist ein weites Feld. Fast jeder Mensch hat eine unterschiedliche Auffassung davon, und so verschieden sind auch die Definitionen dazu. Eine Definition soll hier im Vorfeld dieses Kapitels vorangestellt werden. Der DSM-3-R (Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen) verwendet anstatt des Begiffes "Sucht" “Abhängigkeit". Eine Substanzabhängigkeit wird hier wie folgt beschrieben: “ (.

..) ein Komplex kognitiver, verhaltensspezifischer und körperlicher Symptome, die eine herabgesetzte Kontrolle über den Gebrauch psychotroper Substanzen (Mittel, die das zentrale Nervensystem beeinflußen) anzeigen und auf einen fortgesetzten Mißbrauch der Substanz trotz negativer Auswirkungen hinweisen" (ebd., 1991, S.212). Normalerweise werden die Begriffe “Sucht" und “Abhängigkeit" für ein und denselben Zustand gebraucht.

Allerdings muß beachtet werden, daß sie nicht ein und dasselbe sind. Während eine Abhängigkeit von bestimmten Sachen, Dingen oder Personen (Motorrad, Musik, Fernsehserien, Lebenspartner) durchaus normal ist, verhält es sich mit der Sucht anders. Nach Scheerer ist Sucht “...per definitionem am Extrem angesiedelt.

Wenn eine Abhängigkeit schwächer wird, bleibt sie immer noch Abhängigkeit. Doch wenn eine Sucht schwächer wird, verliert sie ihren Charakter als Sucht und verschwindet im Meer der Abhängigkeiten (ebenda, 1995, S.31). Innerhalb der Abhängigkeit muß zwischen der körperlichen und der seelischen unterschieden werden. Körperliche Abhängigkeit zeichnet sich durch Entzugserscheinungen mit physischen und psychischen Symptomen nach Absetzen der Droge aus. Der Körper reagiert auf das Ausbleiben der speziellen Substanz mit Zittern, Übelkeit oder Schweißausbrüchen, daher kann körperliche Abhängigkeit auch medizinisch festgestellt werden (EEG, EKG).

Des weiteren entwickelt sich eine pharmakologische Toleranz, die einen ständigen Zwang zur Dosissteigerung zur Folge hat. Psychische Abhängigkeit hingegen zeichnet sich durch sehr, sehr starkes, manchmal unwiderstehliches Verlangen nach ständiger oder periodischer Einnahme der speziellen Substanz aus. Das Verlangen ist darauf gerichtet, sich ein mit der Droge verbundenes Lustgefühl zu verschaffen, oder ein ohne die Droge auftretendes Mißgefühl zu vertreiben. Laut der MDMA-Forscherin C. Weigle lassen sich in der medizinischen Literatur keine Hinweise darauf finden, daß der Konsum von Ecstasy eine physische Abhängigkeit zur Folge hat. Dies wird dadurch begründet, daß sich weder eine Dosiserhöhung noch Entzugserscheinungen feststellen lassen.

Bei chronischem Gebrauch von MDMA ohne ausreichende Pausen dazwischen nehmen die positiven, erwünschten Wirkungen der Droge ab, während die negativen, unerwünschten zunehmen. Obwohl es zu keinen Entzugserscheinungen kommt, kann bei übermäßigem Konsum eine Toleranz gegenüber MDMA auftreten Toleranzentwicklung heißt, daß sich der Körper an eine Substanz gewöhnt und zur Erzielung der gleichen Wirkung eine höhere Dosis benötigt wird. Der niederländische Ecstasy-Forscher A. De Loor geht daher davon aus, daß bei kontrollierten Benutzern gegen diese Toleranzentwicklung und die damit einhergehende Dosiserhöhung eine “eingebaute Sperre" im Gebrauch von Ecstasy vorhanden sei. Wenn ein Gebraucher aufgrund zu hoher Frequenz der Einnahme oder zu hoher Dosierung keine angenehmen Erfahrungen mehr macht und stattdessen die negativen Nebenwirkungen wie das “sich ausgezehrt-Fühlen" in den Vordergrund treten, stellen sie seiner Meinung nach den Konsum für eine gewise Zeit ein.  “In der Regel, d.

h. bei Leuten, welche die volle MDMA-Wirkung haben wollen, wirkt die eingebaute Sperre. Durch den Aufbau einer pharmakologischen Toleranz dauert es Tage, bis die spezifische Wirkung von MDMA wieder auftritt, und man muß einige Wochen warten, bis die erstmalige optimale Wirkung wieder erreichbar ist." (Schroers, A., 1996, S.36).

Für User, die die empfohlenen Regenerationsphasen nicht einhalten und lediglich den energetisierenden Effekt von Ecstasy nutzen wollen, nimmt dieser Regulations- und Schutzmechanismus keine Bedeutung ein. Diese User könnten statt MDMA genausogut Speed konsumieren, da bei einer hochfrequenten Einnahme die empathischen Effekte verschwinden. Wenn Konsumenten allerdings dazu übergehen, die früher als gut erlebten Wirkungen, die aufgrund einer Toleranzentwicklung nicht mehr in der gewünschten Form auftreten, durch Dosissteigerung oder Beikonsum von anderen Drogen wieder zu bekommen, kann dies durchaus ein Hinweis auf eine bestehende psychische Abhängigkeit von Ecstasy oder den anderen Drogen sein. Eine eventuelle psychische Abhängigkeit ist meiner Meinung nach ein schwerwiegenderes als die physische. Körperliche Entzugserscheinungen sind in den meisten Fällen nach ca.zwei Wochen überwunden (z.

B. Heroin), während eine psychische Abhängigkeit von ihrer Anlage her komplexer ist. Gerade bei einer Droge wie Ecstasy, die einen Menschen frei und unbefangen mit seinen Gefühlen umgehen läßt, einen anspornt und immer wieder zu geistigen oder emotionalen “Höhenflügen" verhelfen kann, ist es für den langfristigen Gebraucher schwierig, seinen Drogenkonsum objektiv zu betrachten und zu bewerten. Doch gerade dies ist für ihn wichtig, da er nur so erkennen und realisieren kann, welche Bedürfnisse er durch seinen Konsum befriedigt, und wie er es schaffen kann, diese auch ohne die Einnahme von Ecstasy zu befriedigen.  “Dabei besteht das Problem, daß es zunächst einfacher erscheint, Gefühle z.B.

mit einer Pille hervorzubringen oder zu beseitigen als sich damit auseinanderzusetzen." (Wirth, N., 1996, S.22). Ich denke, daß man bei der Beantwortung der Frage des Suchtpotentials von Ecstasy wichtige Faktoren beachten muß. Zum einen die Frage, von welcher Konsumentengruppe die Droge gebraucht wird und zum anderen zu welchem Zweck sie eingesetzt wird.

Von vielen Leuten wird Ecstasy benutzt, um im Freundeskreis zu Hause oder in der Natur ein bereits vorhandenes Gefühl des Vertrauens oder von Nähe untereinander noch zu verstärken, tiefgehende Gespräche zu führen, oder ein schönes und nicht alltägliches Erlebnis zu teilen. Bei dieser Art des Gebrauchs wird die Droge als Katalysator verwendet. Zu dieser Form des kontrollierten Gebrauchs sind auch Leute zu zählen, die MDMA verwenden, um einen tiefergehenden Einblick in ihre Emotionen zu bekommen. Hier ist das Mißbrauchspotential eher gering, wie es auch die  Studie von Beck aus dem Jahr 1990 belegt, in der eine soziologische Untersuchung über MDMA-Konsumenten zusammengefaßt wird: "Deshalb kommt auch diese Studie zu dem Ergebnis, daß MDMA ein relativ geringes Mißbrauchspotential besitzt. Unter der derzeitigen MDMA-Population ist es sehr selten, daß jemand auf Dauer einen problematischen und mißbräuchlichen Gebrauch von MDMA beibehält." (Weigle, C.

, 1992, S.25). Demgegenüber stellen Raver eine spezielle Gruppe unter den Ecstasy-Konsumenten dar, da der Gebrauch von Ecstasy hier in das gesamte Erlebnis einer Techno-Party, mit allem, was dazu gehört (laute Musik, Lichter, Menschen) eingebettet ist. Das Tanzen und die Wirkung der Droge werden zusammen als eine Einheit empfunden, so daß es schwierig bis unmöglich erscheint, diese Dinge getrennt voneinander zu betrachten. Für viele Raver ist der Besuch einer Party mit dem gleichzeitigen Konsum und Genuß von Ecstasy so sehr zur Gewohnheit geworden, daß sie die sich zwangsläufig einstellenden Nebenwirkungen wie Niedergeschlagenheit und Schlappheit zu Wochenbeginn billigend in Kauf nehmen. Bei dieser Form des Gebrauchs ist auch die Wahrscheinlichkeit des Ausweichens oder Beigebrauchs anderer Drogen sehr hoch.

In diesem Verhalten kann man eine starke Tendenz zur psychischen Abhängigkeit erkennen, obwohl es aber keine reine Ecstasy-Abhängigkeit ist, sondern vielmehr eine “Party-und Erlebnisabhängigkeit" in starkem Zusammenhang mit Ecstasy. “Wenn du Ecstasy an einer Party nimmst, ist es untrennbar verbunden mit dem Groove, der Stimmung und der Musik, sagt Valerie. Süchtig mache nicht Ecstasy, sondern der Rhythmus: Du willst die Party am Samstag haben, du willst die Droge, die Musik das Licht, die Leute, die Stimmung - alles zusammen macht süchtig." (Saunders, N., 1994, S.272) Reiner Domes von Eve & Rave geht davon aus, daß es in der Techno-Szene um Party- und Erlebnissucht geht, wobei dahinter allerdings das Gefühl stehe, ohne die Drogen nicht mehr “richtig" feiern zu können oder aber adäquaten Spaß zu haben.

Außerdem wird von vielen Ecstasy konsumierenden Partygängern berichtet, daß die Diskrepanz zwischen euphorischem und exzessivem Partyleben und trister Alltagswelt nur schwerlich auszuhalten sei (vgl. Schroers, A., 1996, S.36).     2.2 Ecstasy und damit in Verbindung gebrachte Todesfälle Immer wieder geistern Berichte von an den Folgen des Ecstasy-Konsums verstorbenen Personen durch die Tagespresse.

Die meisten dieser in der Regel überzogenen Darstellungen überzeugen weniger durch fachliche Kompetenz als vielmehr durch ihre Panikmache . So wird eine notwendige sachliche Diskussion unnötig erschwert. In diesem Kapitel soll ausgehend von einigen Beispielen dieser “Pressearbeit" der Frage nachgegangen werden, welchen Einfluß Ecstasy auf die Verstorbenen hatte.  “Sie sehen ganz harmlos aus, aber schon eine Ecstasy-Pille kann tödlich sein." (Zeitschrift TV-NEU, 16.04.

1996, S.6) “Ecstasy - Russisches Roulette, Selbstmorde, Unfalltote, Vergiftungen- die schicke Partydroge hat tragische Folgen." (Zeitschrift FOCUS, 42/1995) “Ecstasy - So gefährlich ist die Wochenend-Droge...Ja, E ist ein Killer.

" ( BILD-Zeitung, 18.01.1997) “Ecstasy - Berlins erster Toter." ( BILD-Zeitung, 26.05.1995 ) In der wissenschaftlichen Literatur der Jahre 1989-1995 sind mindestens 53 Fälle über ernsthafte medizinische Komplikationen infolge eines MDMA-Gebrauchs veröffentlicht worden, in mindestens 14 Fällen mit tödlichem Ausgang (vgl.

Thomasius, R., in Rabes, M. / Harm, W., 1997, S.54). Die am häufigsten vorkommende Komplikation ist eine Störung der Körpertemperaturregelung.

Dies wird neben dem Einfluß von MDMA auf den Körperstoffwechsel mit den langen Aufenthalten der Konsumenten in überhitzten und schlecht belüfteten Clubs, dem erhöhten Flüssigkeitsverlust sowie unzureichender Flüpssigkeitszufuhr in Verbindung gebracht. Sehr oft wird die Temperaturerhöhung von einer Blutgerinnungsstörung begleitet, die sich in Magenblutungen äußert. Das gleichzeitige Auftreten dieser beiden Komplikationen wird in mindestens zehn Fällen beschrieben, wovon vier Fälle tödlich verliefen. Allerdings ist das Krankheitsbild relativ unabhängig von der eingenommenen Dosis, der nachgewiesene MDMA-Spiegel variierte bei den Patienten recht stark (vgl. Thomasius, R., in Rabes, M.

/ Harm, W. 1997, S.54). Auch Kreislaufdysregulationen werden häufig im Zusammenhang mit Ecstasy erwähnt, obwohl es sich in den meisten Fällen um keine lebensbedrohlichen Kreislaufzusammenbrüche handelt. In drei Fallbeschreibungen ist über einen Herztod nach Ecstasy-Konsum berichtet worden. Natürlich ist es heute sehr schwierig zu sagen, zu welchen Anteilen die konsumierte(n) Droge(n) Anteil daran hatte(n).

Nach Schroers wurde bei einer der Personen eine bereits vorher bestandene Verletzung der Koronar-Arterie festgestellt. "Die Einnahme der Pille brachte bei dieser Vorerkrankung sozusagen das Faß zum Überlaufen." (Schroers, A., 1996, S.23) In zwei weiteren Fällen hatten die Personen zusätzlich zum Ecstasy-Konsum extrem viel Alkohol getrunken. Herzprobleme im Zusammenhang mit Ecstasy treten vor allem bei bereits vorhandenen Schädigungen dieses Organs auf.

In solchen Fällen ist von einem Ecstasy-Konsum unbedingt abzuraten. Der Tod einer Person, die sowohl MDEA als auch MDMA konsumiert hatte, und daraufhin an akutem Asthma verstarb, ist laut Fromberg darauf zurückzuführen, daß diese Asthmaerkrankung nicht gut genug behandelt wurde. Begünstigt werden können solche Komplikationen durch die Tatsache, daß MDEA in hoher Dosis die Bronchialmuskulatur erschlaffen läßt. So vermuten Dowling und andere Autoren, die über diesen Fall geschrieben haben, “daß eine Herzarythmie durch Atemdepression den Asthmaanfall verstärkt hat und somit zum Tode führte."  (A. Schroers, 1996, S.

23). Es werden auch Unfälle im Straßenverkehr mit Ecstasy in Verbindung gebracht: “An den langen Wochenenden fahren die Fans im Techno-Fieber von einer Kult-Disco zur nächsten (...) Fehleinschätzung der eigenen mentalen oder körperlichen Leistungsfähigkeit und vermindertes Kritikvermögen provozieren einen Fahrstil mit Fahrfehlern beim Führen eines Kraftfahrzeuges." (vgl.

DIE WELT, 22.08.1996). Ob bei diesen Unfällen Alkohol eine Rolle spielte, wird leider seltenst erwähnt. Ein in diesem Zusammenhang ungünstiger Einflußfaktor ist die Tatsache, daß die Raver in den frühen Morgenstunden, in denen die meisten dieser Unfälle passierten, oftmals schlichtweg übermüdet sind, was sich natürlich negativ auf die Fahrtüchtigkeit auswirkt. Einer aktiven Teilnahme am Straßenverkehr ist nach Ecstasy-Konsum natürlich absolut abzuraten, aber die passierten Unfälle sollten doch näher beleuchtet werden.

Die Meldung von “Berlins erstem Ecstasy-Toten", die einen Monat lang für große Aufregung gesorgt und einen Medienrummel ausgelöst hatte, wird in einem Bericht der Tageszeitung vom 24./25.06.1995 relativiert. Der verstorbene Andreas S. war bis ein Jahr vor seinem Tod Leistungssportler und hörte dann sehr abrupt mit dem Schwimmen auf, ohne seinen Körper langsam abzutrainieren, wie es in so einem Fall notwendig gewesen wäre.

Daraus resultierten eine Herzschwäche sowie Kreislaufprobleme, mit denen der Tote auch schon vor dem Ecstasy-Konsum Probleme hatte. “...Andreas klagte häufiger über Kreislaufprobleme und Schwindelanfälle..

."(TAZ, 24./ 25.06.1995). Durch solche schlecht recherchierten Pressenachrichten lassen sich auch immer wieder Politiker zu unreflektierten Aussagen hinreißen, die eine neutrale Diskussion der Thematik unnötig erschweren:  “Die Senats-Drogenbeauftragte Elfriede Koller hielt es damals sogar für erwiesen, daß Ecstasy so gefährlich sei wie Heroin oder Kokain.

Von Hardlinern der Drogenpolitik wurde gefordert, das “Legalisierungsgefasel über sogenannte weiche Drogen" nun endlich zu beenden."  ( TAZ, 24. / 25.06.1995). Zusammenfassend läßt sich zur Thematik von Krankheits-und Todesfällen mit Ecstasy sagen, daß die jeweils individuellen Begleitumstände genau durchleuchtet werden sollten, damit keine voreiligen und falschen Schlußfolgerungen gezogen werden.

Mit der Einnahme von Ecstasy sind gewiß auch körperliche Risiken verbunden, doch gibt es wenig aufgezeichnete Fälle von Erkrankungen durch die Droge, die ganz allein auf sie zurüchzuführen sind. Die eingenommene MDMA-Dosis scheint eine geringere Bedeutung zu haben als die individuelle Vulnerabilität (vorbestehende körperliche Grunderkrankungen, bereits bestehende Anfälligkeit für psychiatrische Komplikationen, Allgemeinverfassung und Ernährungszustand, eventueller Mischkonsum usw). Ein weiteres Problem ist, daß sich der bisherige Kenntnistand auf Kasuistiken bezieht. Es ist nicht möglich, diese Ergebnisse auf alle MDMA-Gebraucher zu übertragen. Es besteht bisher noch ein großes Defizit an großangelegten Studien über Suchtverläufe und gesundheitsschädigende Verhaltens-und Persönlichkeitsmerkmale. Hier wird die Forschung in den nächsten Jahren einen wichtigen Beitrag zu leisten haben.

Deutlich wird allerdings die Bedeutung und Notwendigkeit der sog. “Safer-use"-Regeln, auf die jeder verantwortungsbewußte User Wert legen sollte. [<<zurück nach oben]         3. Gängige Party - und Designerdrogen Zwar ist dies eine Ausarbeitung zum Thema Ecstasy, doch der Mischkonsum mit anderen Drogen oder Substanzen, auf den an späterer Stelle noch eingegangen wird, nimmt immer mehr zu. Deshalb erscheint es mir sinnvoll und notwendig, einen kurzen Überblick über die am meisten konsumierten anderen Drogen und die Auswirkungen des gleichzeitigen Konsums von Ecstasy zu geben. Amphetamine / Speed In ihren pharmakologischen Wirkungen gleichen Amphetamine dem körpereigenen Stoff Noradrenalin.

Estmals synthetisiert wurde Amphetamin 1887 von dem Chemiker Edelano und in verschiedenen Inhalationspräparaten zur Schnupfenbehandlung benutzt. Amphetamine stoßen derzeit auf eine außerordentliche gesellschaftliche Akzeptanz, werden dementsprechend häufig konsumiert und sind in Europa die wichtigsten Grundstoffe für die Produktion von Designerdrogen. Zumeist werden sie als Tabletten, Kapseln und vor allem in Form von weißem Pulver verkauft (vgl. Wilkens, W., 1995, S.42).

Amphetamine und Metamphetamine (1934 erstmalig deriviert, im Wirkungspotential stärker als Amphetamine) wirken

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