Die zonierung des regenwaldes
Die Zonierung des Regenwaldes
Alle paar Meter eine andere Welt
Die im Jahresverlauf relativ konstanten Temperaturen erlauben den Pflanzen des Regenwaldes eine über das ganze Jahr anhaltende Vegetationsperiode und machen ihre Fortpflanzung weitgehend unabhängig vom Klimageschehen.
Die meisten Pflanzen streben dem Licht entgegen und ihnen folgen die Tiere, die von Früchten und Blättern leben. Von den Pflanzenfressern ernähren sich wiederum Raubtiere.
Das Streben der Bäume zum Licht führt im Tropenwald zu einer vertikalen Gliederung in mehrere Etagen. Die sind auf den ersten Blick kaum erkennbar, denn ein Gewirr von Luftwurzeln, Schlingen, Lianen, Blättern und ihnen aufsitzenden Pflanzen verwischt die Strukturen. Die Zonierung ist generalisiert am Beispiel der süd- und mittelamerikanischen Regenwälder dagestellt.
Der Kronenbereich - die lichten Höhen
Der Stammbereich - Wege zum Licht
Die Strauchschicht - Leben im Dickicht
Der Boden - darauf und darin
Je nach Regenwaldtyp sind die einzelnen Zonen unterschiedlich ausgeprägt.
Der Kronenbereich ist im Tieflandregenwald sehr dicht und hält mehr Licht zurück als die lichten Kronendächer des Bergwaldes. Wegen der heftigen Steig- und Fallwinde an den Gebirgshängen sind die Bäume nicht so hoch und die Stammzone weniger deutlich ausgeprägt als im Tiefland.
Im helleren Bergregenwald kann sich die Strauchschicht besser entwickeln als im Tieflandregenwald; dort ist der Boden meistens nur von wenigen schattenresistenten Pflanzen besiedelt und erinnert an unseren einheimischen Buchenwald.
Der Kronenbereich - die lichten Höhen
Auffallende viele Tiere, besonders Insekten besiedeln im tropischen Regenwald die oberste Schicht, die Baumkronen. Dieses Nach-oben-Streben ist jedoch nicht nur auf die Fauna beschränkt, es ist auf unter den Pflanzen verbreitet.
Nur in den sonnendurchfluteten Baumkronen gibt es genügend Licht, Treibstoff für eine intensive Photosynthese, der Umwandlung von Kohlendioxid und Wasser zu organischem Material, etwa zu Blättern oder Früchten. Diese wiederum sind die Basis für die Nahrungskette und den Nährstoffkreislauf im Regenwald.
Epiphyten, das sind "Aufsitzerpflanzen", wie Bromelien, Farne, Aralien oder viele Orchideen, verankern sich mit ihren Wurzeln an Astverzweigungen in der Baumkrone. Sogenannte "Hemi-Epiphyten", wie die Würgfeigen, senden von hier aus ihre Luftwurzeln zum Boden. Ihre anfangs zarten Lianen umschließen dann den Wirtsbaum und lassen ihn letzlich absterben.
Andere, wie Flechten, Bakterien, Algen oder Moose, werden als Epiphylle, "Blattaufsitzer" bezeichnet, denn sie besiedeln die Blätter der Baumriesen.
Tiere - Affentanz und Müßiggänger Pflanzen - Hoch hinauf auf fremden Ästen Vögel - Buntgefiederte Vielfalt Insekten - Verbreiteter Größenwahn
Affentanz und Müßiggänger
Laut und leise, schnell und langsam; die Tiere des Regenwaldes haben sehr unterschiedliche Strategien entwickelt, um im Regenwald zu überleben - manche schon seit Jahrmillionen.
Typische Bewohner des Kronenbereiches sind der Brüllaffe und der Wollaffe sowie das Dreizehen-Faultier. Auch der nachtaktive Rotaugenlaubfrosch gehört in die Baumkronen.
Roter Brüllaffe
In allen Regenwäldern leben Affen, die mit lauten Stimmen auf sich aufmerksam machen. Die Lautstärke-Meister unter ihnen sind die Brüllaffen, wie der etwa 57 Zentimeter große Rote Brüllaffe (Alouatta seniculus), der mit dem 60 Zentimeter langen Greifschwanz eine "fünfte Hand" besitzt.
Der unvermutete Schrei eines Brüllaffen direkt über einem ist markerschütternd.
Der Ton wird in einem blasenartig vergrößerten und verköchertem Kehlkopf, dem "Kehlorgan" erzeugt. Oft ruft nur das stärkste Männchen eines Trupps, manchmal fallen weitere große Männchen oder die ganze Horde fällt mit ein. Das Gebrüll scheint hauptsächlich zum Abgrenzen der Reviere zu dienen. Die Brüllaffen, wie auch die meisten anderen Regenwaldprimaten nutzen für ihre Schreie den Frequenzbereich um 200 Hertz, der den dichten Regenwald am besten durchdringt. Und sie schreien bevorzugt am Morgen, ehe es zu warm wird und das Tonkonzert der Vögel und Insekten zu einer schwerdurchdringlichen Hintergrundskulisse wird. Brüllaffen fressen Blätter, Knospen, Blüten, Früchte und Nüsse.
Rote Brüllaffen kommen im mittleren und östlichen Amazonien vor. Braune Brüllaffen sind weiter südlich verbreitet, Rothand-Brüllaffen mehr nördlich, während Guatemala-Brüllaffen weite Teile Mittelamerikas bis hinunter nach Kolumbien besiedeln. Die atlantischen Küstenregenwälder Südamerikas sind Lebensraum der Schwarzen Brüllaffen. Hauptfeind dieser kleinen Affen ist ein riesenhafter Adler, die südamerikanische Harpyie (Harpia harpyja).
(c) Erwin Patzelt
Wollaffe
Der Wollaffe Lagothrix lagothricha (abgebildet) und der Gelbschwanzwollaffe (L. flavicauda) bewohnen die Regenwälder des mittleren und nördlichen Amazonasbeckens und leben meist in gößeren Horden zusammen.
Diese können sich mit anderen Klammerschwanzaffen, wie Klammer- und Brüllaffen sowie Kapuzineraffen vergesellschaften.
Wie alle Klammerschwanzaffen besitzen sie einen muskulösen Greifschwanz (60 bis 70 Zentimeter), der als Klettersicherung dient. Beim Springen von Baum zu Baum lassen sich oft über zehn Meter in die Tief fallen oder hangeln sich schnell von Ast zu Ast. Normalerweise bewegen sie sich aber bedächtig und sichern sich mit dem Schwanz.
Dreizehen-Faultier
Die fünf Arten der bis 10 Kilogramm schweren und bis 70 Zentimeter langen Faultiere zählen zu einer sehr ursprünglichen Säugetiergruppe, den Nebengelenktieren, die sich mit einigen Arten bis in die Jetztzeit erhalten konnten.
Bei den Faultieren ist es aber nicht ein "Überleben durch Trägheit" sondern ein Überleben durch vielfältige Anpassung an den nährstoffarmen Regenwald.
Während in den mittelamerikanischen Regenwäldern viele Säuger bereits stark dezimiert sind, gibt es Faultiere noch in recht hoher Zahl - nur es sieht sie kaum einer, wenn sie mit dem Rücken nach unten in den Ästen hängen:
Faultiere wie die Dreizehen-Faultiere der Gattung Bradypus mit seltsam gebauten Haaren ausgestattet: die Haare sind marklos und von einer lockeren Zellschicht überzogen, die längs- oder quergefurchte Strukturen schafft. In den Rillen siedeln sich Cyanobakterien der Gattungen Trichophilus und Cyanoderma an, die dem Fell eine grünliche Färbung geben. Der Scheitel des Fells befindet sich auf der Bauchseite, so daß das Regenwasser abtropfen kann.
Faultiere bewegen sich sehr langsam und schlafen rund 18 Stunden am Tag. Der Grund für diese Trägheit ist die Ernährung: sie fressen nur Blätter von etwa 20 Baumarten, wobei der Ymbahuba-Baum (Cecropia lyratiloba) besonders wichtig ist. Viele Regenwaldbäume enthalten als Fraßschutz Gift oder ihre Blätter sind derb, nährstoffarm und unverdaulich.
Die Blätter ihrer Nahrungspflanzen können Faultiere mit Hilfe eines komplizierten Magens und speziellen Bakterien verdauen (wie auch viele Regenwald-Affen). Die Nahrungsumsetzung ist aber sehr langwierig und der "Komposthaufen im Bauch" produziert nur wenig Energie, aber enorme Kotmengen, die das Faultier etwa alle acht Tage auf dem Boden entleert. Es wurde beobachtet, daß die Abkühlung nach einem Gewitter bei mehreren Tieren ein sehr unglücklich aussehendes Kriechen zu einem Kothügel auslöste.
Rotaugenlaubfrosch
Der mittelamerikanische Rotaugenlaubfrosch Agalychnis callidryas lebt in den Regenwäldern des Tieflandes und abfallender Berghänge in Höhen bis zu 960 Meter. Die Weibchen werden mit 71 Millimeter deutlich größer als die 56 Millimeter langen Männchen.
Sie sind sehr langsam kletternde Baumbewöhner, die den feuchten Tieflandregenwald bevorzugen.
In Regionen, die eine Trockenzeit aufweisen über dauern sie die wasserarme Zeit in den Trichtern von Palmen oder in Bananenstauden. Tags hoch in den Baumen versteckt, steigen sie nach Einbruch der Dunkelheit laut quackend zu Gewässern hinab. Dort finden sich auch die Paare. Ein Weibchen bewegt sich auf das quakende Männchen zu, wird vom ihm umklammert und steigt einen Baum hinauf. Die Eier werden auf der Innenseite großer Blätter, die über ein Gewässer ragen, abgelaicht und angeheftet. Ein Gelege enthält zwischen 25 und 80 hellgrüne Eier.
Nach einer Woche haben sich Kaulquappen entwickelt, die ins darunter befindliche Wasser "abtropfen" und sich innerhalb von 80 Tagen soweit zum Fröschlein entwickelt haben, das zum Landleben übergegangen werden kann.
Hoch hinauf auf fremden Ästen
Nicht jede Pflanze wächst im Regenwald auf der Erde - viele nutzen die hoch hinaufragenden Stämme anderer, um Licht und Nährstoffen näher zu kommen.
Die Erde in der Baumkrone bietet vielen Epiphyten wie der Bromelie Lebensraum.
Die Erde in der Baumkrone
Nicht nur der lebensnotwendige Platz am Sonnenlicht zwingt die miteinander konkurrierenden Pflanzen in die Baumkronen. Es ist auch der Kampf um die Nährstoffe, die in den enormen Staubmengen enthalten sind, welche globale Winde aus der afrikanischen Sahara über den Atlantik in die Regenwälder Südamerikas treiben. Ein feines Filtersystem aus Pflanzenwurzeln entzieht den Niederschlägen möglichst jedes Nährstoffmolekül.
Und wer möglichst weit oben stationiert ist bekommt mehr ab.
Epiphyten
Die Kronen der Regenwaldbäume sind dicht besetzt mit Aufsitzerpflanzen, den Epiphyten: Moose, Flechten, viele verschiedene Bromelien- und Orchideenarten. Sie bilden dicke Polster. Im Filtersystem ihrer Wurzeln und Haftorgane bleiben Nährstoffe und Staub hängen und bilden neues Substrat für andere Pflanzen und Lebensraum für viele Tiere. Selbst Tiergruppen, die andernorts zur typischen Bodenfauna zählen, können so im Kronenbereich der Regenwälder überleben. Die Epiphytenpacken sind wegen der extrem feuchten Bedingungen im Bergnebelwald besonders ausgeprägt.
Bromelie
Der Familie der Bromelien oder Ananasgewächse gehören rund 2000 Arten an, die fast nur in warmen Regionen Amerikas heimisch sind. Viele Arten sind Bodenbewohner - während die Unterfamilien Tillandsionideae und Bromelioideae epihytisch leben. Sie haben ihre Wurzeln weitgehend reduziert oder zu Haftorganen umgewandelt. Die Wasserversorgung übernehmen bei den Tillandsien aus toten Zellen aufgebaute Schuppen, die bei Kontakt mit Wasser aufquellen und die Feuchtigkeit an die lebenden Pflanzenzellen weiterleiten.
Bei vielen Arten bilden die rosettenartig angeordneten Blätter kleine Wasserreservoire, in die Blatthaare hineinragen und Wasser wie Wurzeln aufnehmen. In diesen Wasserpools siedeln sich, neben einzelliger Mikrofauna auch Mückenlarven an oder transportieren Pfeilgiftfrösche ihre Kaulquappen, die sich dort zu Frösche entwickeln.
Buntgefiederte Vielfalt
Vogelgeschrei ist im Regenwald allgegenwärtig. Schwieriger ist es allerdings die Verursacher der Töne hoch oben in den Baumkronen auch zu entdecken - trotz des häufig bunten Gefieders.
Typische Vögel des Kronenbereichs sind der Weißbrusttukan, der Gelbbrustara, der Quetzal und der Halsband-Waldsänger.
(c) Erwin Patzelt
Weißbrusttukan
Die etwa 40 Arten umfaßende Familie der Tukane oder Pfefferfresser, wie der Weißbrusttukan (Ramphastos cuvieri) zählt zu den Spechtvögeln. Tukane kommen nur in den Wäldern Mittel- und Südamerikas vor. Der Weißbrusttukan findet sich Guayana, Venezuela über Nord- und Mittelbrasilien bis nach Peru und Kolumbien.
Er wird häufig auch als Unterart von Ramphastos tucanus angesehen.
Der gewaltige Schnabel kann bei einigen Arten fast das Volumen des übrigen Körpers erreichen und ist trotzdem sehr leicht. Die Bauweise aus vernetzten Knochenspangen gewährleistet die nötige Stabilität. Neben Vorteilen bei der Nahrungssuche, etwa das Beeren am Ende von Zweigen noch erreicht werden können, ist der große und bunte Schnabel ein Arterkennungszeichen.
Tukane fliegen in lockeren Schwärmen von rund zwölf Vögeln zur Nahrungssuche umher. Sie fressen Beeren und Früchte, aber auch Insekten, Spinnen, kleine wirbellose Tiere und plündern sogar die Nester anderer Vögel.
Verteidigungsversuche der Eltern parieren sie mit den Schnabel. Tukane selbst brüten in Baumhöhlen, in denen sie zwei bis vier Eier ablegen. Die nackten, dunenlosen Jungen sind gegen Wundschäuern mit Hornschwielen an den Füßen geschützt.
(c) Erwin Patzelt
Gelbbrustara
Der Gelbbrustara oder Ararauna (Ara ararauna) ist eine der 26 Papageiarten Süd- und Mittelamerikas. Er lebt in einem Gebiet im Westen Amazoniens, das sich wie ein breites Band von Ostpanama, Kolumbien über Bolivien und Paraguay bis Rio de Janeiro in Brasilien hinzieht.
Aras sind meist Waldbewohner, die ihren sehr kräftigen Schnabel als Kletterhilfe, als "dritten Fuß" benutzen.
Mit ihm können sie auch hartschalige Nüsse knacken. Ihren Mineralstoffbedarf decken sie durch das Fressen von Erde, die an bestimmten Plätzen aufgenommen wird. Dort fallen die Papageienschwärme verschiedener Arten lau lärmend ein. Papageien sind Höhlenbrüter und legen zwei bis drei Eier. Die Jungvögel werden häufig von Papageienfängern aus den Nestern gewildert und auf einem internationalen Schwarzmarkt verkauft.
Papageien sind eine stammesgeschichtlich sehr alte Vogelfamilie, die in den tropischen Regionen der Alten und Neuen Welt sowie in Australien und Neuseeland anzutreffen sind.
Es sind heute 316 Arten bekannt.
Quetzal
Zur Vogelfamilie der Trogons gehören 34 Arten in Amerika, Asien und Afrika. Sie sind alle Bewohner der Regenwälder und einzig unter den Vögel sind bei ihnen die erste und zweite Zehe nach hinten orientiert. Die Trogonmännchen besitzen ein oft metallisch glänzendes und prächtiges Federkleid. Die Weibchen sind dagegen recht unscheinbar gefärbt. Beide bauen Nisthöhlen mit ihrem kurzen, kräftigen und "gezähnelten" Schnabel in morsche Baumstämme.
Sie übernehmen aber auch Spechthöhlen oder die Nester von Wespen oder Baumtermiten.
Trogons sind schwer zu entdecken, da sie stundenlang unbeweglich auf Ästen oder Lianen sitzen. Das gilt selbst für die zweifellos schönste Trogonart Pharomachrus mocinno - den grün und rot schillernden Quetzal mit den ein Meter langen Schwanzfedern. Erst wenn das Männchen pfeilschnell seine Flugkunststücke hoch oben in den Bäumen vorführt, wird man auf den Vogel aufmerksam. Quetzale legen zwei hellblaue, nahezu kugelige Eier, die von beiden Eltern bebrütet werden.
Der Quetzal, Göttervogel und Freiheitsymbol der Maya und Atzteken ist heute bedroht durch das Schwinden seines Lebensraums, der Bergregenwälder zwischen dem südlichen Mexiko und Panama.
Die Regenzeit (Mai bis August), während er auch brütet, verbingt der Quetzal paarweise in Höhen von 1000 bis 1400 Meter. Dannach zieht er in größeren Gruppen in einem Zeitraum von über acht Monaten langsam in Berghöhen von bis zu 3000 Meter. In Südamerika wird der Quetzal durch nahe verwandte Arten, wie den Pfauentrogon (Pharomachrus pavoninus) ersetzt.
Halsband-Waldsänger
Der Halsband-Waldsänger (Myioborus torquatus) ist ein häufiger Vertreter der Waldsänger (Fam. Parulidae) in Bergwäldern Costa Ricas und des westlichen Panamas ab 1600 Meter. Seine ökologischen Ansprüche sind gering, er findet sich in Primärwäldern genauso wie in gerodeten Arealen und Viehweiden.
Sein Nest findet sich in umgekippten Baumstämmen oder in senkrechten Erdwänden. Es ist überdacht und enthält zwei bis drei weiß-braun gespenkelte Eier. Der Halsband-Waldsänger fängt seine Insektenbeute vom Boden bis in die Baumkronen hinauf.
Verbreiteter Größenwahn
Die stabilen Umweltbedingungen, besonders die Wärme ermöglichen es einigen wirbellosen Tieren riesig zu werden. Beispiele finden sich in allen Regenwäldern der Erde, etwa der Atlasspinner, Vogelfalter, Vogelspinnen, Hundertfüßer, Tausendfüßer, Planarien und Käferarten, wie Herkules-, Goliath- oder Nashornkäfer.
Die Regenwaldwirbeltiere sind dagegen meist klein.
Eine Ausnahme ist der Goliathfrosch, die weltweit größte Froschart.
Typische Insekten des Kronenbereichs sind die Vogelspinne, der Morpho-Falter und der Nashornkäfer.
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Vogelspinne
Vogelspinnen der Gattung Avicularia sind von Chile bis in die südlichen USA verbreitet. Die ausgezeichneten Springer jagen meist nachts zwischen dem Pflanzenbewuchs und fressen ihre Beute auf einer Gespinstdecke. Große Arten erbeuten selbst kleine Wirbeltiere, wie Eidechsen, Frösche oder Mäuse. Auch der eine oder andere Vogel dürfte darunter sein.
Die Gifte der Vogelspinnen sind in der Regel eher schwach, die Giftdrüsen klein, so daß die Beute mechanisch getötet werden muß. Unangenehmer können kleine Härchen werden, die sich die Spinnen bei Bedrohung vom Hinterleib abstreifen und die beim Einatmen zu Entzündungen in Hals, Rachen und Lunge führen können. Die etwa 800 Vogelspinnen-Arten, meist sechs bis zehn Zentimeter groß, gehören zu den Webspinnen und können bis 20 Jahre alt werden.
Morpho-Falter
Rund 80 Arten, meist schillernd blau, gehören der neuweltlichen Tagfaltergattung Morpho an und sind zwischen Mexiko und Südbrasilen verbreitet. Die größten Arten erreichen eine beeindruckende Flügelspannweite bis zu 20 Zentimetern. Als Lebensraum bevorzugen sie die Baumkronen.
Dort finden sich auch die häufig Brennhaare tragenden Raupen, bevorzugt gesellig auf Leguminosen. Die leuchtende blaue Farbe des Schmetterlingflügels entsteht nicht durch eingelagerte Pigmente, sondern ist eine Strukturfarbe. Sie entsteht durch Streuuung von Lichtwellen an besonderen Strukturen. Je kleiner diese Partikel, desto mehr wird blaues, je größer, desto mehr wird rotes Licht gestreut. In den Flügelschuppen von Morpho-Faltern sind Chitinlamellen so angeordnet, daß sie einen "Blauschiller"-Effekt erzeugen. Für einen Verfolger im Dunkel des Waldes wird die Flugrichtung des Falters nur beim Durchfliegen eines Lichtstrahls durch einen Lichtblitz angezeigt.
Ohne direktes Licht ist der Morpho-Flügel eher durchscheinend, fast unsichtbar.
Nashornkäfer
Dies Nashornkäfer-Männchen (Megasoma elephas) aus Costa Rica ist wie unsere einheimische Art Oryctes nasicornis Angehöriger der Blatthornkäfern-Unterfamilie Dynastinae und wird ohne Horn über acht Zentimeter lang. Megasoma elephas ist in Tieflandregenwäldern von Südmexiko bis Venezuela und Kolumbien verbreitet. Das Nashorn dient den Männchen als Waffe im Kampf um die Weibchen und um Nahrungsressourcen - Säfte, die manche Baumarten absondern. Die Entwicklung vom Ei bis erwachsenen Käfer beträgt drei bis vier Jahre und findet in großen Baumstämmen statt, in denen die Larve lebt. Die Größe der Käfer ist keine Luxusbildung der Natur, sondern eine Anpassung an eine nährstoffarme oder giftige Nahrung, die mühsam aufgeschlossen und angereichert werden muß.
Deshalb die lange Entwicklungszeit der Larve. Die ständige Vernichtung von Regenwaldflächen und auch der angeblich schonendere selektive Einschlag nur von großen Stämmen bringt die Populationen von des Megasoma-Nashornkäfers immer mehr in Gefahr, weil keine geeigneten Bäume für die Käferlarven bleiben.
Der Stammbereich - Wege zum Licht
Der Stammbereich befindet sich unterhalb der Baumkrone und ist je nach Höhe der Bäume verschieden stark ausgeprägt. Die Höhe der Bäume beträgt meist 30 bis 45 Meter. Manche Baumarten erreichen sogar Höhen von 60 oder 70 Meter und ragen dann als sogenannte Überständer aus dem Blättermeer heraus. Viele Palmen dagegen werden nur 20 Meter hoch.
Am Stamm ranken sich eine Fülle von Pflanzen, wie Philodendren oder das Fensterblatt (Gattung Monstera, Aronstabgewächse) empor und bilden ihrerseits wieder Nischen und Winkel. Lebensräume, die von weiteren Pflanzen und Tieren besiedelt werden können. Auch Lianenstränge verschiedener Arten wachsen am Stamm nach oben, denn ihr schwaches Stützgewebe benötigt einen Halt. Pflanzen - Platz ist in der kleinsten Nische Insekten - Eifrige Untermieter
Platz ist in der kleinsten Nische
Nicht nur der Baum selbst treibt an seinem Stamm Blüten und Früchte. Auch andere Pflanzen nutzen jede Nische, die der Stammbereich bieten kann.
Die Pflanzen unterscheiden sich in Blüten des Stammes und die Epiphyten,die den Stamm als Lebensraum nutzen.
Zu ihnen gehört die Würgfeige.
(c) Erwin Patzelt
Blüten des Stammes
Die Bildung von Blüten und Früchten direkt am Stamm, wie bei den Kakaobäumen, wird als Cauliforie bezeichnet und ist typisch für den unteren Stammbereich. Der Kakaobaum (Theobroma cacao) stammt wie alle 30 Arten der Gattung Theobroma (bedeutet "Speise der Götter") aus den Regenwäldern Mittelamerikas und des nördlichen Südamerikas. Dort wachsen sie als niedrige Bäume, die 15 Meter erreichen können. Die Blütenstände entwickeln sich in den Achseln abgestorbener Blätter.
Die Kakaosamen wurden bereits von den Inka, Maya und Azteken geschätzt.
Heute wird Kakao in vielen tropischen Regionen angebaut, deren Niederschlagsmenge zwischen 1000 und 6000 Millimeter pro Jahr überschreitet.
Bestäubt werden stammblütige Pflanzen oft durch Fledermäuse oder Vögel.
Epiphyten
Dort wo Astgabeln oder Nischen eine Ansiedlung ermöglichen finden sich auch im Stammbereich Epiphyten. Hier hat sich im Blattrichter eines Geweihfarns organisches Material gesammelt. Daraus sprießen Gräsern, eine Bromelie und eine Orchidee.
Würgfeige
Diese Würgfeige (Ficus) hat den Stamm ihres Wirtsbaum schon mit ihren Wurzeln völlig umwuchert.
Die Umklammerung wird das "Opfer" am weiteren Dickenwachstum hindern und absterben lassen.
Die baumwürgenden Feigen haben ihre Hauptentfaltung in Afrika und Asien. Vögel verbreiten ihre Nüßchen-Früchte, die in Astgabeln keimem können. Dort entwickeln sie sich zu großen Epiphyten, die Luftwurzeln zum Boden entsenden, gleichzeitig in die Höhe wachsen und dem in Folge immer mehr kümmernden Wirtsbaum schließlich das Sonnenlicht streitig machen.
Eifrige Untermieter
Das Holz der Stämme ist ein idealer Lebensraum für Insekten, als Nahrung, Brut- und Wohnstätte.
Typische Bewohner des Stammbereichs sind die Termiten und die Holzbienen.
(c) Erwin Patzelt
Termiten
Die Termiten sind mit 2000 Arten meist in den Tropen zu finden. Sie sind staatenbildende Insekten aus der Verwandtschaft der Schaben. Manche Arten bauen ihre Nester häufig an geeigneten Plätzen im unteren Stammbereich, indem der aus mehreren Kasten bestehende Staat um die große Königin (bis 12 Zentimeter) lebt. Die Komplexaugen sind meist nur bei den Geschlechtstieren ausgebildet.
Die Arbeiterinnen sind blind und für die Beschaffung der Zellulose-Nahrung (Pflanzen, Holz) verantwortlich. Dabei werden sie von großköpfigen Soldaten beschützt, die starke Kieferzangen tragen oder ein giftig-klebriges Sekret aus einer Stirndrüse versprühen, wie bei den hier abgebildeten Termiten der Gattung Nasutitermes aus Ecuador.
Holzbienen
Die hummelgroße Holzbiene Xylocopa gualanensis lebt in Mittelamerika, besonders häufig am Waldrand, wo sie mit starken Kiefern ein Nest in dünne Baumstämme nagt, was ihr auch den Namen "Zimmermannsbiene" eingebracht hat. Ihr Körper ist blauschwarz gefärbt und glänzend. Manche Arten der Gattung Xylocopa haben ihren Rüssel zu einem Stechorgane umgebaut, mit dem Blüten von außen angestochen werden können. Die Mütter einiger Arten bewachen das Nest und füttern die noch nicht ausgeflogenen Jungen.
Die Strauchschicht - Leben im Dickicht
Eine Strauchschicht ist besonders in lichten Bergregenwäldern oder in von umfallenden Bäumen geschlagenen Lichtungen ausgebildet.
In ihr herrschen Farne, Baumfarne, Aronstabgewächse, bunte Blumen, Sträucher, niedrigwachsende und junge Bäume ein dichtes Gewirr, das häufig nur mit der Machete zu durchdringen ist.
Tiere - Schimmerwesen und kleine Drachen Pflanzen - Sonnenhungrige Schönheiten
Schimmerwesen und kleine Drachen
Viele Tiere der Strauchschicht weisen beeindruckende Besonderheiten auf. Diese Tiere im Luxus prangen mit Farben und seltsamen Formen.
Andere genießen die hohen Temperaturen des Regenwaldes, denn sie erst ermöglichen den wechselwarmen Tieren ein aktives Dasein.
Tiere im Luxus
Viele Tiere im Regenwald leisten sich vergrößerte Körperteile oder sind besonders auffallend gefärbt. Erst heute beginnen die Biologen zu verstehen, was der tiefere Zweck solchen Luxus ist.
Zu diesen Tiere gehören die Laternenträger, der Goldkäfer und der Kolibri.
Laternenträger
Die Laternenträger-Zikade Fulgora laternaria besitzt eine vergrößerte Kopfpartie, die in Form und Zeichnung an ein Krokodil erinnert. Mit dieser Schrecktracht gelingt es ihr Vögel oder Echsen für einen kurzen Moment zu irritieren und das Zuschnappen herauszuzögern. Zeit für die Flucht der Zikade.
Fulgora laternaria gehört zur Familie Fulgoridae, den Leuchtzirpen, die mit 650, zum Teil sehr großen Arten in warmen Ländern der Erde verbreitet ist. Der Name Leuchtzirpe beruht auf der irrigen Annahme, in der Verlängerung des Stirnbereichs befänden sich Leuchtorgane: Das erste nach Europa gebrachte Exemplar war lediglich von leuchtenden Schimmelpilzen befallen.
Goldkäfer
Der glänzende Körper des Goldkäfers Plusiotis resplendens aus Costa Rica signalisiert vermutlich Ungenießbarkeit.
Ein Räuber, der bereit einmal unangenehme Erfahrungen mit einem Goldkäfer gemacht hat, wird andere Insekten mit Goldpanzer künftig nicht mehr auf seiner Speisekarte führen. Der Goldkäfer gehört zur Unterfamilie Rutelinae der Echten Blatthornkäfer. Viele seiner Verwandten tragen einen ähnlich auffälligen Panzer in Silber oder Gold.
Kolibri
Bei den Kolibris spielt die Farbenpracht eine wichtige Rolle bei der Revierverteidigung. Je prächtiger ein Vogel, desto größer ist offenbar seine Chance, das Revier erfolgreich zu verteidigen. Kolibris mit zerzaustem Federkleid haben mehr Mühe, nektarsuchende Konkurrenten in die Flucht zu schlagen.
Die unterschiedlichen Schnabelformen der Kolibris sind einer bestimmten Blütenform zugeordnet, die von den "Minivögeln" bevorzugt besucht wird. Andere Arten haben einen relativ kurzen und geraden Schnabel. Mit ihm bohren sie die Blüten seitlich an und gelangen so an den zuckerreichen Nektar.
Bis zu 4000 Blüten fliegen Kolibris an, nehmen das dreifache ihres Körpergewichts an Nektar zu sich, der in 50 Minuten verdaut und dem 97 Prozent des Zuckers entzogen werden. Der leichtverdauliche Zucker stellt die Energie für die aufwendigen Körperfunktionen: 1000 Herzschläge pro Minute und 250 Atemzüge. Die Körpertemperatur beträgt üblicherweise 40 Grad, kann aber aktiv auf 18 Grad abgesenkt werden.
Dann fällt der Vogel in einen Torpor genannten Lethargiezustand und spart über 90 Prozent seiner Energie.
Wechselwarme Tiere
Wechselwarme Tiere wie Amphibien (Frösche, Kröten, Molche, Salamander) und Reptilien (Schildkröten, Krokodile, Eidechsen, Schlangen, Warane) kommen in großer Zahl in den Regenwäldern. vor. Die hohen Temperaturen begünstigen ihr Dasein. Da sie ihren Körper nicht - wie die Säugetiere und Vögel - auf einer Grundtemperatur halten müssen, kommen sie mit relativ wenig Nahrungsenergie aus.
Zu ihnen gehören die Bananennatter und der Basilisk.
(c) Erwin Patzelt
Bananennatter
Die ungiftige Bananennatter Leptodeira annulata kommt von Mexiko bis nach Argentinien vor und erreicht eine Länge von 70 Zentimetern. Sie lebt in vegetationsreichen Sümpfen und Feuchtgebieten, wo sie Frösche, Kröten, Eidechsen und Insekten jagt. Die Jungtiere leben auf Bäumen und Sträuchern und gehen erst als Erwachsene zum Bodenleben über.
Basilisk
Der Stirnlappen-Basilisk (Basiliscus plumifrons) gehört zur weiten Verwandtschaft der Leguane und bis 80 Zentimeter lang werden. Die etwa fünf Basiliskarten bewohnen den Tieflandregenwald Amerikas und gehen bis in 1000 Meter Höhe hinauf. Die Arten sind nur als ausgewachsene Männchen sicher zu unterscheiden.
Basilisken sieht man häufig in der Nähe von Gewässern auf Bäumen sonnenbadend, denn sie können hervorragend schwimmen, tauchen und sogar weite Strecken (400 Meter) auf den Hinterbeinen über das Wasser laufen. Dabei erreichen sie Geschwindigkeiten von 12 Stundenkilometern. Ihre Nahrung besteht aus Kleintieren und Früchten.
Sonnenhungrige Schönheiten
Die Strauchschicht ist ein Dickicht, das sich aus den unterschiedlichsten Pflanzen zusammensetzt. So findet man hier neben vielen Arten, die um einen Platz an der Sonne konkurrieren, auch sehr altertümliche Pflanzen.
Platz an der Sonne
Das Erreichen eines sonnigen Standorts ist für die meisten Pflanzen lebenswichtig, denn sie betreiben ihren Energie- und Baustoffwechsel mittels der Photosynthese.
Zu diesen "Sonnenhungrigen" gehören epiphytische Flechten ebenso wie die farbenfrohe Passionsblume und die Orchidee.
Epiphytische Flechten
In der dunkelen Unterschicht des Regenwaldes ist Licht rar. Sogenannte Epiphylle, Aufsitzerpflanzen, besiedeln sogar die Blätter anderer Pflanzen. Diese versuchen ihre Laubblätter etwa durch glatte Oberflächenbeschichtungen von den lichtstehlenden Konkurrenten freizuhalten. Häufige Epiphylle sind Pilze, Bakterien, Algen und Moose. Gemeinsam mit den anderen Pflanzen im Regenwald sind sie ein wichtiger Teil des Nährstoffilters, der Mineralien fast vollständig aus dem Regenwasser fischt.
Passionsblume
Die Passionsblume Passiflora foetida ist eine von rund 600 Arten der Gattung Passiflora. Passionsblume sind durch Raupenfraß besonders gefährdet, denn während sie vom Grund des Waldes emporranken, benötigen sie jeden Quadratmillimeter ihrer Blattfläche für die Energieversorgung. Sie setzen Gifte gegen Raupen ein, die auch bei den meisten Blatträubern wirksam sind, nicht aber bei den Raupen der Heliconius-Falter. Diese haben gegen die Gifte eine Immunität entwickelt, mehr noch: Sie nutzen die Gifte sogar zum Vorteil der eigenen Art und lagern die mit dem Futter aufgenommenen Gifte im Körper. So erhält selbst der Falter durch die Metamorphose aus der Raupe entwickelt, Gifte die ihm Schutz vor Räubern bieten.
(c) Erwin Patzelt
Orchidee
Diese Orchideen-Art aus der Gattung Cattleya wächst in ecuadorianischen Bergregenwäldern in 500 bis 600 Meter Höhe.
Sie lebt epiphytisch und rankt an Baumstämmen bis in zwei Meter Höhe. In Süd- und Mittelamerika gibt es etwa 30 verschiedene Cattleya-Arten. Einige unter ihnen sind eifrige Blüher: Über 600 Blüten soll eine einzige Pflanze in einer Saison hervorgebracht haben. Die Wurzel vieler Orchideen leben in einer Mykorizza-Symbiose mit Pilzen. Häufig ist es auch schon so, das der mikroskopisch kleine Same (fast ohne Nährstoffspeicher) nur keimen kann, wenn er am Keimungsort einen für ihn spezifischen Pilz vorfindet, der den Keimling ernährt bis dieser ausreichend Wurzelmasse gebildet hat. Auch die Orchideen sind ein wichtiger Partner im Nährstoff-Filter-System des Regenwaldes.
Altertümliche Pflanzen
Der Regenwald ist ein Refugium für stammesgeschichtlich alte Tier- und Pflanzengruppen. Die über Jahrmillionen relativ gleichförmigen Lebensbedingungen haben ihnen offenbar beim Überleben geholfen. Auch in anderen alten und durch Gleichförmigkeit ausgezeichneten Lebensräumen, etwa der Tiefsee, treten vermehrt "konservative" Organismen auf.
Baumfarne
Die Wedel der Baumfarne prägen den Unterwuchs besonders der Bergregenwälder. Bei den Baumfarnen handelt es sich um Farne, die einen baumförmigen Wuchs aufweisen. Solche Farne gehören meist zu den rezenten Familien Cyatheaceae und Dickinsoniaceae.
Baumfarne bestimmten im Karbon und Perm, also vor etwa 300 Millionen Jahren, das Bild vieler Landschaften.
Der Boden - darauf und darin
Die meisten Regenwaldböden sind extrem nährstoffarm. Unter der dünnen Humusschicht befindet sich nur Sand. Das Wurzelwerk der Bäume dringt deshalb auch nicht in die Tiefe vor sondern verzweigt sich in den oberen Bodenschichten. Für die notwendige Stabilität der Bäume sorgen deshalb breite Brettwurzeln.
(c) Erwin Patzelt
In vielen Regenwäldern dringt zum Beispiel nur so wenig Licht zum Boden vor, daß eine dichte Strauchschicht nur in den wenigen lichten Bereichen entsteht - etwa dort wo ein Baum umgefallen ist.
Am dunklen Boden herrschen Lebewesen vor, die vom Licht unabhängig sind; sie ernähren sich von dem, was von oben herunterfällt: Besonders bedeutend sind dabei die Pilze.
Die im Boden reichlich vorhandenen Milben und Springschwänze sind meistens sogenannte Folgezersetzer, die die feinen und fädigen Pilzhyphen als Nahrung bevorzugen, wie auch die Tausendfüßer und viele Fliegenlarven. Tiere - Kleine Krabbler und große Jäger Pflanzen - Leben im Schatten
Kleine Krabbler und große Jäger
Das Leben auf und in dem Boden des Regenwaldes ist äußerst vielschichtig. Von den kleinsten "gärtnernde" Insekten über fremdartig wirkende stammesgeschichtlich alte Arten bis hin zu den besonders wasserliebenden Arten. Und verborgen in dem noch lange nicht ganz erforschten Dickicht des Regenwaldes leben auch seltene Arten, die an keinem anderen Ort der Welt vorkommen.
"Gärtnernde" Insekten
Nährstoffe sind in der dünnen Humusschicht am Boden des Regenwalds Mangelware.
Besonders Proteine und Mineralien fehlen. Organisches Material wird innerhalb kürzester Zeit von Insekten und Pilzen aufgeschlossen, dem Nährstoffkreislauf wieder zu - und in den oberen Teil des Waldes zurückgeführt.
(c) Erwin Patzelt
Blattschneiderameisen
Blattschneiderameisen der Gattung Atta sind aus den tropischen und subtropischen Gebieten Süd- und Mittelamerikas bekannt. Blattschneiderameisen tragen abgeschnittene Pflanzenteile in ihr unterirdisches Nest, die als Substrat für einen Pilz dienen, der von den Ameisen gefressen wird. Der Pilz wird im Nest, das bis 10 Meter Durchmesser haben kann, in besonderen Kammern kultiviert.
Wie bei allen Ameisen legt eine Königin die Eier, von denen der ganze Ameisenstaat abstammt.
Manche der Arbeiterinnen werden zu Soldaten, die die kleineren Arbeiterinnen auf dem Weg zu den Nahrungsbäumen schützen. Gefährlich kann den Arbeiterinnen eine kleine Buckelfliege werden, die ihre Eier auf dem Rücken der Ameisen ablegt und somit in den Bau einschleust.
Stammesgeschichtlich alte Arten
Die Regenwälder sind Refugien für viele stammesgeschichtlich alte Tier- und Pflanzengruppen, die woanders verdrängt wurden, weil die dortigen Umweltbedingungen nicht so konstant waren wie die im Regenwald.
Zu ihnen gehören das Tapir, das Gürteltier und der Stummelfüßer.
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Tapir
Der dämmerungs- und nachtaktive Flachland-Tapir (Tapirus terrestris) lebt in den Tiefebenen der Regenwälder Südamerikas. Er gehört der ursprünglichsten Familie der Unpaarhufer (Tapire, Nashörner, Pferde) an.
Der Flachland-Tapir wird ebenso wie die anderen drei Arten, von denen der Schabracken-Tapir in Südost-Asien lebt, als lebendes Fossil bezeichnet. Tapire haben sich im Oligozän (vor 36 bis 24 Millionen Jahren) in Europa und Nordamerika entwickelt. Nach der Entstehung der mittelamerikanischen Landbrücke gelangten sie nach Südamerika. Tapire sich plump wirkende Waldbewohner, die mit ihrer rüsselartig verlängerten Oberlippe Pflanzennahrung abrupfen. Tapire werden bis zu zweieinhalb Meter lang.
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Gürteltier
Das Neunbinden-Gürteltier (Dasypus novemcinctus) ist die einzige der 21 Arten, die sich von Südamerika bis ins südliche Nordamerika ausbreiten konnte.
Sie bevorzugen trockene Gebiete, wie Savannen, sind aber auch im Wald weit verbreitet.
Gürteltiere haben auf der Oberseite einen Panzer aus verhornter Haut und eingebetteter Knochenplatten. Mit den langen Klauen wühlen sie im Boden und brechen zum Beispiel Termitenbauten auf. Eine Besonderheit ist auch ihre Fortpflanzung: Die Weibchen gebären nur eineiige Vierlinge.
Die Schuppentiere werden mit den Faultieren und den Ameisenbären zu den Nebengelenktieren (Xenarthra) gestellt. Diese Gruppe ist recht ursprünglich.
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Stummelfüßer
Der abgebildete Stummelfüßer der Gattung Oroperipatus gehört einem ganz besonderen und urtümlichen Tierstamm an: den Onychophora. Diese Gruppe ist sehr ursprünglich. Stummelfüßer könnten das lang gesuchte Bindeglied zwischen den Gliedertieren (z.B. dem Regenwurm) und den Gliederfüßern (z.B.
Spinnen, Krebse, Insekten) sein. Ihren Namen haben sie von den - je nach Art - 13 bis 43 Stummelfüßen auf denen sie laufen. Sie wurden erst 1826 entdeckt und zuerst den Nacktschnecken zugeordnet. Heute sind etwa 100 Arten in Südafrika, Asien, Australien und Südamerika bekannt.
Kleine Krabbler und große Jäger
Wasserliebende Arten
Die vielen Niederschläge, die über dem Regenwald niedergehen haben einer ganzen Reihe von ursprünglichen Wassertieren den Übergang auf das Land ermöglicht.
Zu ihnen gehören der Flohkrebs, der Erdbeerfrosch und der Goldbaumsteiger.
Flohkrebs
Flohkrebse, wissenschaftlich Amphipoda genannt sind ursprünglich marine Tiere. Von den insgesamt etwa 6300 Arten bewohnen rund 4200 alle Regionen des Meeresbodens und nur wenige zählen zum Plankton. Gerade 1100 Spezies sind ins Süßwasser vorgedrungen. Im indopazifischen Raum sowie in der Karibik und Mittelamerika ist es einigen Arten gelungen sich an das Landleben anzupassen.
Terrestrische Flohkrebse, wie diese Art aus der Fallaubschicht im Nebelwald von Monteverde, Costa Rica, sind auf besonders feuchte Lebensräume angewiesen. In nordaustralischen Regenwäldern wurden bis zu 4000 Amphipoden pro Quadratmeter gefunden, die vom Abbau des Streumaterials leben.
Im Regenwald haben auch andere Krebse, wie Verwandte unserer Strandkrabbe ein Landleben entwickelt.
Erdbeerfrosch
Der Erdbeerfrosch (Dendrobates pumilio) gehört zur Familie der Pfeilgiftfrösche, die mit etwa 100 Arten die Regenwälder Mittel- und des nördlichen Südamerikas bewohnen.
Sie sind bis zu fünf Zentimeter große Bewohner der Regenwälder, denn nur unter deren feuchten Klimabedingungen können sie ihre hochentwickelte Brutpflege erfolgreich betreiben: Die meisten Pfeilgiftfrösche sind wie diese beiden kämpfenden Erdbeerfrosch-Männchen tagaktive, territoriale Bodenbewohner. Die Weibchen legen ihre Eier am Boden ab, wo sie meist vom Männchen bewacht und befeuchtet werden. Nach dem Schlüpfen der Kaulquappen klettern diese auf den Rücken des Bewachers und werden in Wassertümpel oder wassergefüllte Baumhöhlen transportiert.
Die Weibchen der Erdbeerfrösche bringen ihre Nachkommen in die Blattachseln von epiphytischen Bromelien, die in ihrem Zentrum Wasser sammeln.
Die Froschlarven werden dort vom Weibchen regelmäßig mit unbefruchteten Eier gefüttert. Dem Hinaufklettern in die Baumwipfel verdanken die Pfeilgiftfrösche ihren wissenschftlichen Namen Dendrobates: Baumsteiger.
Goldbaumsteiger
Der Goldbaumsteiger (Dendrobates auratus) ist eine der etwa 19 Arten der Gattung Dendrobates aus der Familie der Pfeilgiftfrösche. Die kleinen, häufig sehr bunten Amphibien warnen mit ihrer, auch innerhalb einer Art sehr variablen Färbung auf ihre Giftigkeit hin. Die Haut vieler Pfeilgiftfrösche enthält Alkaloide, die zu den stärksten natürlichen Giften gehören können, etwa zu den Batrachotoxinen. Bei besonders giftigen Arten brauchen Indianer ihre Blasrohrpfeile nur über die Haut der Tiere zu ziehen um die Spitzen zu kontaminieren.
Als Bodenbewohner ernährt sich der Goldbaumsteiger von winzigen Gliedertieren wie Milben, Springschwänzen und Ameisen.
Viele Pfeilgiftfrosch-Spezies sind durch Massenexporte bedroht. Aus Costa Rica allein werden jährlich zwischen 2000 und 5000 Tiere exportiert. Viele sterben schon während des Transports.
Seltene Arten
In den Regenwäldern verbergen sich noch immer viele unbekannte und seltene Arten. Selbst große Säugetiere wurden in den letzten Jahren und Jahrzehnten noch entdeckt, wie in Vietnam oder Zentralafrika.
Viele seltene Arten sind nur in ganz bestimmten Arealen oder Regionen zu finden. Andere sind zwar über weite Gebiete verbreitet, aber deshalb so rar, weil ihre Position in der Nahrungskette nur wenige Exemplare ihrer Art im Mangel-Ökosystem Regenwald zuläßt.
Zu den seltenen Arten gehören die Goldkröte und der Jaguar.
Goldkröte
Eines der seltensten Tiere der Erde ist die erst 1975 entdeckte Goldkröte (Bufo periglenes). Seit 1989 wurde kein lebendes Exemplar mehr gesehen. Das Vorkommen der Goldkröte beschränkt sich auf ein Gebiet von 500 mal 5000 Meter in der Bergwaldregion von Monteverde in Costa Rica.
Den Namen trägt die Kröte wegen der der knalligen gelb-orangen Färbung der männlichen Tiere. Die Weibchen sind größer und mit schwarzen und roten Streifen und Punkten gezeichnet. Es besteht die Gefahr, daß die Goldkröte bereits schon ausgestorben ist, denn auch die Populationen einiger anderer Frosch-, Kröten- und Salamander-Arten aus Monteverde sind in den letzten Jahren erheblich zusammengeschrumpft. Die Ursachen für dieses Amphibien-Schwinden sind noch unklar.
Jaguar
Der Jaguar (Panthea onca) ist der Spitzen-Beutegreifer im Regenwald und der Savanne Mittel- und Südamerikas. "El tigre", wie ihn die Einheimischen nennen, besetzt in der Neuen Welt eine ähnliche ökologische Position wie in Südostasien der Tiger.
Weil Beute im Regenwald knapp ist, beansprucht ein Jaguar-Männchen ein großes Revier von rund 75 Quadratkilometern, das sich allerdings mit einigen Weibchenrevieren überschneidet. Die durchschnittliche Territoriumsgröße dürfte daher bei 25 Quadratkilometern liegen. Jaguare bevorzugen die Nähe von Gewässern, denn sie sich ausgezeichnete Schwimmer. Dort trifft der Jaguar auch auf seine wichtigsten Beutetiere, das Wasserschwein und den Tapir. Seine Kiefer sind so kräftig, daß er einen Wasserschweinschädel knacken kann. Selbst Krokodile sind vor der Großkatze nicht sicher.
Neben den normal - mit Rosettenflecken - gezeichneten Tieren gibt es auch schwarz gefärbte Tiere. Wegen der rasanten Vernichtung der Regenwälder ist der Jaguar aufs äußerste bedroht.
Leben im Schatten
Auch die schattigen Tiefen des Regenwaldes bieten Raum für die verschiedensten Pflanzen. Humusbildende Pilze schaffen dort auch die Lebensgrundlage für stammesgeschichtlich alte Pflanzen. In der Feuchtigkeit des Bodens gedeihen wasserliebende Pflanzen in aller Blütenpracht.
Humusbildende Pilze
Nährstoffe sind in der dünnen Humusschicht am Boden des Regenwalds Mangelware.
Besonders Proteine und Mineralien fehlen. Organisches Material wird innerhalb kürzester Zeit von Insekten und Pilzen aufgeschlossen, dem Nährstoffkreislauf wieder zu - und in den oberen Teil des Waldes zurückgeführt.
Pilze
Pilze sind in allen Lebensräumen der Erde verbreitet und haben neben Bakterien die Schlüsselrolle im Ökosystem, wenn es um die Aufbereitung von organischem Material geht. Im Regenwald mit seiner hohen Temperatur und Feuchtigkeit verarbeiten sie selbst harte Blätter innerhalb weniger Tage zu Humus. Viele Pilzarten leben in Symbiose mit Baumwurzeln.
Alte Pflanzen
Die Regenwälder sind Refugien für viele stammesgeschichtlich alte Tier- und Pflanzengruppen, die woanders verdrängt wurden, weil die dortigen Umweltbedingungen nicht so konstant waren wie die im Regenwald.
Moosfarn Moosfarne oder Selaginellen sind eine Familie der Bärlappe mit nur einer rezenten Gattung Selaginella, die 700 vorwiegend tropische Arten aufweist. Die meisten Arten leben am Boden der tropischen Wälder, wo sie dichte Überzüge ausbilden können. Nur wenige sind epiphytisch. Weit verbreitet waren Moosfarne im Oberkarbon vor über 300 Millionen Jahren.
Wasserliebende Pflanzen
Die vielen Niederschläge, die über dem Regenwald niedergehen haben einer ganzen Reihe von ursprünglichen Wassertieren den Übergang auf das Land ermöglicht.
(c) Erwin Patzelt
Wasserschlauch
Der Wasserschlauch der Art Utricularia unifolia ist in den Bergregenwälder den Süd- und Mittelamerikas verbreitet.
Die Wasserschläuche bilden mit 214 Arten weltweit die größte Gattung der Insektivoren, der fleischfressenden Pflanzen. Sie leben meist in sauren, nährstoffarmen Gewässern, z.B. Mooren. Dort saugen sie mit einer Fangblase kleine Wasserbewohner, wie Ruderfußkrebse ein um sie zu verdauen. In den Bergregenwäldern sind die Niederschläge jedoch so hoch, daß die Fangblase auch im feuchten Moosfür mit kleinen Insekten funktioniert.
Diese Fallen unterscheiden sich, angepaßt an ihre jeweilige Beute, von Art zu Art.
Einblicke ins grüne Paradies
Grüne Hölle oder grünes Paradies? Die Bezeichnungen für den Regenwald sind so extrem wie der Lebensraum selbst. Die Vorstellung über den Regenwald, wie sie sich in den Köpfen der Menschen festgesetzt haben, stammen vielfach aus den Romanen und Filme der letzten einhundert Jahre. Aber wie ist der Lebensraum Regenwald wirklich? Alle paar Meter eine andere Welt
Vom Boden bis zu den Baumkronen finden sich im Regenwald ganz verschiedene Pflanzen und Tiere. Erforschen Sie mit uns diese Vielfalt, von dem Affentheater in den Spitzen der Bäume bis hin zum unscheinbaren, aber lebenswichtigen Werkeln der Insekten im Boden. Zahlreiche Photos bieten Ihnen Einblicke in das Dickicht des Regenwaldes und bringen Ihnen die Schönheit dieses faszinierenden Lebensraumes nahe.
Was ist der Regenwald?
Es ist ein Lebensraum der Extreme: nirgendwo gibt es mehr Tier- und Pflanzenarten auf so kleinem Raum zusammen, die jeden Quadratzentimeter Platz ausnutzen. Und doch ist es kein chaotisches Dickicht, sondern ein komplexes und empfindliches System, das seit Jahrmillionen funktioniert. Die Grundlagen des Lebens
Klima, Boden und Wasser sind die Grundlagen des Lebens, ohne die die reiche Pflanzen- und Tierwelt des Regenwaldes nicht möglich wäre.
Was da krabbelt, wächst und blüht
Unter den zahllosen Arten des Regenwaldes sind wunderbare und bizarre Wesen mit schimmernden Panzern und Körpern wie stachelige Blätter. Sie verschmelzen mit dem Grün des Waldes oder leben nur in der Nacht. Und einige "antike" Tiere haben ihre Gestalt seit Jahrmillionen kaum verändert.
Was bedroht den Regenwald?
Das empfindliche Paradies stirbt durch die Hand des Menschen. Die Gier nach Holz und Land treibt die Zerstörung in atemberaubendem Tempo voran.
Alle paar Meter eine andere Welt
Die im Jahresverlauf relativ konstanten Temperaturen erlauben den Pflanzen des Regenwaldes eine über das ganze Jahr anhaltende Vegetationsperiode und machen ihre Fortpflanzung weitgehend unabhängig vom Klimageschehen.
Die meisten Pflanzen streben dem Licht entgegen und ihnen folgen die Tiere, die von Früchten und Blättern leben. Von den Pflanzenfressern ernähren sich wiederum Raubtiere.
Das Streben der Bäume zum Licht führt im Tropenwald zu einer vertikalen Gliederung in mehrere Etagen.
Die sind auf den ersten Blick kaum erkennbar, denn ein Gewirr von Luftwurzeln, Schlingen, Lianen, Blättern und ihnen aufsitzenden Pflanzen verwischt die Strukturen. Die Zonierung ist generalisiert am Beispiel der süd- und mittelamerikanischen Regenwälder dagestellt.
Der Kronenbereich - die lichten Höhen
Der Stammbereich - Wege zum Licht
Die Strauchschicht - Leben im Dickicht
Der Boden - darauf und darin
Je nach Regenwaldtyp sind die einzelnen Zonen unterschiedlich ausgeprägt.
Der Kronenbereich ist im Tieflandregenwald sehr dicht und hält mehr Licht zurück als die lichten Kronendächer des Bergwaldes. Wegen der heftigen Steig- und Fallwinde an den Gebirgshängen sind die Bäume nicht so hoch und die Stammzone weniger deutlich ausgeprägt als im Tiefland.
Im helleren Bergregenwald kann sich die Strauchschicht besser entwickeln als im Tieflandregenwald; dort ist der Boden meistens nur von wenigen schattenresistenten Pflanzen besiedelt und erinnert an unseren einheimischen Buchenwald.
Was ist der Regenwald?
Der tropische Regenwald ist das artenreichste Ökosystem der Erde. Millionen Tier-und Pflanzenarten existieren hier in einer unauflöslich verwobenen Lebensgemeinschaft. Allein die Anzahl der Baumarten kann auf nur wenigen Hektar Fläche mehrere Hundert betragen.
Ihre Zahl hängt auch vom Regenwaldtyp ab. Im tropischen Amerika sind der Tieflandregenwald und der Bergregenwald vorherrschend.
Die Lebewesen im Regenwald zeigen charakteristische Eigenheiten und eine typische Verteilung über die vertikalen Zonen des Regenwaldes, den Boden, die Strauchschicht, den Stammbereich und die Baumkrone.
Die meisten Kreaturen leben hoch oben im Kronendach des Waldes. Forscher die dort hinaufgelangen, können täglich Dutzende neuer Arten - hauptsächlich Insekten - entdecken. In einem einzigen, dicht mit Lianen, Orchideen, Bromelien, Farnen und Moosen überwucherten Baum wurden beispielsweise fast 1000 Käferarten entdeckt.
Jede Art besiedelt eine oft winzige ökologische Nische. Die Folge dieser hohen Diversität - wie die Forscher die enorme Artenfülle nennen - ist, daß jede Art nur mit wenigen Individuen vertreten ist. Im permanenten Kampf ums Überleben haben die Tiere des Regenwaldes eine verwirrende Vielzahl von Tarn- und Warntrachten entwickelt, die ihre Entdeckung und Identifizierung schwierigmacht.
Insekten ahmen viele belebte und unbelebte Gegenstände ihrer Umwelt nach, um sich vor Feinden zu verbergen oder aber um sie abzuschrecken. Schmetterlinge muten an wie Blätter, Orchideen oder sind ganz einfach transparent. Ihre Raupen können aussehen wie ein Häufchen Vogelkot oder selbst wie giftige Schlangen. Frösche warnen ihre Feinde mit grellbunten Färbungen vor tödlichen Hautgiften. Erstaunlicherweise steht die fruchtbarste und produktionsstärkste Lebensgemeinschaft der Erde meist auf unfruchtbarem Sand. Der Grund: In dem gleichförmigen Klima der Tropen ist ganzjähriges, unablässiges Wachstum möglich.
Der Motor dazu ist die Sonne. Über die Photosynthese produzieren die Pflanzen des Regenwaldes eine große Menge Kohlenhydrate. Alle Abfallstoffe, wie Blätter, umgestürzte Bäume oder Tierleichen werden ständig von Pilzen und Ameisen aufbereitet und auf schnellstmögliche Weise in den Nährstoffkreislauf des Waldes zurückgeführt. Mineralienverluste müssen über Stäube aus der Luft ausgeglichen werden. Ein Humusspeicher im Boden, wie in den Wäldern unserer Breiten, entsteht daher nicht.Auch das klimatische Geschehen bildet einen in sich fast geschlossenen Kreislauf.
In den Baumstämmen hochgepumpt, von den Blättern verdunstet, kondensiert das Wasser abermals zu Regenwolken. Der Regenwald vermindert die Wirkung der heftigen, tropischen Regenfälle und reguliert so den Wasserkreislauf. Der Aufbau organischer Materie durch das Wachstum der Pflanzen bindet Kohlendioxid und wirkt dem Treibhauseffekt entgegen. Das Verbrennen tropischer Wälder setzt das Gas wieder frei und beschleunigt die Erwärmung der Erdatmosphäre.
Regenwaldtypen
Tropische Regenwälder bedeckten einst rund 15 Millionen Quadratkilometer der Erdoberfläche. Regenwälder existieren auf der Erde dort, wo über weite Teile des Jahres ausreichende Feuchtigkeitsbedingungen herrschen.
So gibt es an auf der neuseeländischen Südinsel und an der Pazifikküste Britsch-Kolumbiens genauso Regenwälder wie etwa im Himalaya.
Meist wird unter dem Begriff "Regenwald" der tropische Regenwald (Hylaea) verstanden. Es sind immergrüne Wälder, die unter ständig humiden, das heißt feuchten und warmen Bedingungen der äquatorialen Klimazonen im Flachland als Tieflandregenwald und als Berg-, Wolken- oder Nebelwald in Gebirgsregionen wachsen. Das eine Drittel der Wälder befindet sich in Süd- und Mittelamerika, die anderen in Afrika und Südost-Asien.
Der Tieflandregenwald
Tieflandregenwälder kommen an drei Hauptregionen vor:
In Mittel- und Südamerika, mit Schwerpunkt im Amazonasbecken.
Im zentralafrikanischen Kongobecken und auf Madagaskar
In Südost-Asien und Nordost-Australien
In ihnen wachsen relativ hohe Bäume, die ein geschlossenes Kronendach bilden, so daß nur wenig Licht bis zum Boden vordringt.
Der Bergregenwald
Bergwälder treten ab 600 bis in 2200 Meter Höhe auf. Ihre Niederschlagsrate übertrifft die der Tieflandregenwälder. Wegen der geringeren Wuchshöhe der Bäume sind sie relativ licht und erlauben einen dichten Bodenbewuchs zum Beispiel aus Moosfarnen (Selaginellen) und Moosen. Baumfarne sind im Bergwald häufig, Palmen dagegen recht selten. Die Kronen der Bäume sind fast vollständig mit Epiphyten bewachsen. Die Fauna des Bergregenwalds ist artenärmer als die des Tieflandregenwalds.
Die Grundlagen des Lebens
Der Regenwald bietet Raum für eine enorme Zahl von Pflanzen, Tieren und Insekten. Die Grundlage dieses Reichtums an Leben bilden das Klima, der Boden und das Wasser, das dem Regenwald seinen Namen gab.
Das Klima - unveränderter Luxus
Der Boden - üppige Vegetation auf kargem Grund
Das Wasser - Quell allen Lebens
Unveränderter Luxus
Die Temperaturen, Niederschläge und Luftfeuchte im tropischen Regenwald sind das ganze Jahr günstig für ein üppiges Pflanzenwachstum.
Zwanzig Grad Wärme und eine Luftfeuchtigkeit von 75-80 Prozent werden kaum einmal unterschritten. Selbst an extrem heißen Tagen schwanken die Tagestemperaturen im tiefen Zentralamazonien nur zwischen 23 und 29 Grad, andernorts zwischen 20 und 38 Grad.
Das Temperatur-Jahresmittel bewegt sich zwischen 25 und 27 Grad.
Regen fällt gleichmäßig das ganze Jahr über. Die geringste Menge Wasser, die ein Regenwald zur Existenz benötigt, liegt je nach Waldtyp zwischen 1800 und 2000 Millimeter pro Quadratmeter. Es können aber auch jährliche Regenfälle von über 10000 Millimeter pro Jahr auftreten.
Der Regenwald hat aber nicht nur sein eigenes, lokales Klima. Durch die große Masse an Pflanzen, aber vor allem durch deren Vernichtung durch den Menschen wird das Klima weltweit beeinflußt.
Üppige Vegetation auf kargem Grund
In der viele Millionen Jahre dauernden Entwicklung der Regenwälder sind ihre Böden zu extrem nährstoffarmen Endzuständen gealtert.
Die hohen Niederschläge haben den Boden erodiert, alle Bodennährstoffe ausgewaschen und über die großen Flüsse ins Meer abtransportiert.
Dieser Prozeß ist im zentralen Amazonien am weitesten gediehen. Dort gibt es große Gebiete, besonders in den mit Sedimenten aufgefüllten Landschaftsbecken, mit fast gänzlich von Mineralien freien Böden. Sie bestehen aus Quarzen und Kaoliniten.
In Mittelamerika haben vulkanische Akitivitäten für einen Nährstoffnachschub gesorgt, ebenfalls in Ostafrika, während der größte Teil des Kongobeckens extrem nährstoffarm ist. In Südost-Asien sind die Bodenverhältnisse sehr unterschiedlich.
Dort gibt es einen häufigen Wechsel nährstoffarmer und nährstoffreicher Böden, die oft sogar direkt aneinander grenzen.
Diese Verhältnisse zwingt die Pflanzen des Regenwaldes dazu, mit den Nährstoffen sparsam umzugehen und sich ihren Anteil zu sichern. Was dann an organischem Material frei wird, muß sofort durch Mikroorganismen der wuchernden Vegetation erneut zur Verfügung gestellt werden.
Der Nährstoffkreislauf des Regenwaldes
Der Regenwald ist zum größten Teil unabhängig von Nährstoffen aus dem Boden. Die massiven Niederschläge und die Jahrmillionen nagende Erosion hat die Organismen, die im Regenwald leben wollten, zu erheblichen Anpassungen gezwungen.
Die Pflanzen selbst, vor allem die Bäume, haben sich zum Nährstoffspeicher entwickelt.
Große Teile der Biomasse sind in ihnen festgelegt. Viele der Nährstoffe kreisen in einem geschlossenen Nährstoffkreislauf, der fast verlustfrei funktioniert. Herabfallende Blätter, Früchte, tote Tiere und andere abgestorbene organische Substanz werden innerhalb von Tagen umgesetzt und wieder in den Kreislauf zurückgebracht.
Die Hauptarbeit leisten viele meist mikroskopisch kleine Pilze, die neben Bakterien und Insekten - hier besonders Ameisen und Termiten - das organische Material zersetzen und so den Pflanzenwurzeln wieder zur Verfügung stellen. Die meisten Bäume im Regenwald wurzeln sehr flach. Einerseits, weil es kaum Windbewegung im dichten Urwald gibt, andererseits, weil keine Nährstoffe im Boden vorhanden sind - denn eine dicke Humusschicht, wie in unseren Wäldern existiert nicht.
Die temporäre Humusschicht der Regenwälder ist nur wenige Zentimeter dick, und in sie hinein wachsen die feinen Haarwurzeln der Bäume, die freie Nährstoffe sofort aufnehmen. Die Nährstoffe können sogar von Bodenpilzen geliefert werden. Die meisten Bäume im Regenwald können nur deshalb überleben, weil ihr Wurzelsystem eine Symbiose, Mykorrhiza genannt, mit Pilzen eingegangen ist. Mykorrhiza-Pilze stellen Nährstoffe schnell zur Verfügung, bevor der nächste Tropenregen alles davonschwemmt und erhalten im Ausgleich Kohlenhydrate für ihre eigene Ernährung.
Der Regenwald bekommt zudem noch Nährstoffe aus einer Region, die so weit von ihm entfernt ist, daß ein Zusammenhang zwischen ihnen sonderbar erscheint. Und doch, die Wüste macht das Leben im Regenwald erst möglich.
Was hat die Sahara mit dem Regenwald zu tun?
Das System Regenwald arbeitet von der Kronenregion bis hinunter zu den Mykorrhiza-Pilzen als riesiger Nährstoffilter. Es gelangen daher kaum Mineralien in den Boden, obwohl der Wald durch einen gewaltigen globalen Stofftransport kontinuierlich gedüngt wird.
Der Nordost-Passat treibt jährlich 500 Millionen Tonnen Saharastaub in westlicher Richtung über den Atlantik auf die amerikanischen Regenwälder. Aus den feinen Stäuben schlagen sich pro Hektar Regenwald 12,6 Kilogramm Kalium nieder, 2,7 Kilogramm Phosphat und bis zu 16 Kilogramm Calcium. Auch Magnesium kommt von oben, der für die Konstruktion von Chlorophyll und damit für die Photosynthese unerläßliche Stoff.
Solche Mineralien sind Mangelstoffe im Regenwald und werden von den vielen Epiphyten und Epiphyllen aufgefangen.
Mineralien werden unter anderem für die Synthese von Eiweißstoffen gebraucht, Substanzen, die für das Körperwachstum und die Fortpflanzung wichtig sind. Die später in Flüsse abfließenden Wassermassen sind nach Durchlaufen des natürlichen Filters fast frei von gelösten Mineralien und erreichen bei Messungen beinahe die Werte von destilliertem Wasser.
Der Treibhauseffekt
Für den Treibhauseffekt, die Erwärmung der Atmosphäre durch das Vorhandensein bestimmter Gase, sind in erster
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