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  Geschichte und technik der tätowierung

Geschichte und Technik der Tätowierung        Geschichte und Technik: Die Höhlenmalerei, die Bildhauerei und die Architektur, sie alle haben eine längere Lebensdauer und überliefern die Kultur untergegangener Völker. Die Zeichen der Tätowierung, gestochene Punkte, sind Erzählungen. Die Kunst der Tätowierung erzählt auch von der Kunst. Tattoos bilden häufig eine nicht akzeptierte oder unverstandene Beweislast. Bei Tätowierungen urteilt oder verurteilt man, empfindet Angst oder Lust. Eine Tätowierung wirft immer Fragen auf, die aber weniger die Technik sondern vielmehr Bedeutung, Sinn und Zweck betreffen.

  Die Technik, mit der die Pigmente unter die Haut gebracht werden, hat im Laufe der Geschichte keine grundlegenden Veränderungen erfahren. Wohl aber gibt es je nach Entwicklungsstand und Erfindungsgabe große Unterschiede in der Qualität. Diese hängt einerseits von der Handhabbarkeit der Tätowiergeräte und andererseits von ästhetischen Gesichtspunkten ab.   Selbst primitive Kulturen haben für Tätowierungen erstaunliche Techniken entwickelt. Bei Eskimos wird mit einer Nadel ein eingefärbter Faden unter der Haut durchgezogen und Stich für Stich eingestickt. Manche Völker ritzen die Haut mit einem Gegenstand, der eine oder zwei scharfe Spitzen hat, beispielsweise die Thai oder Kambodschaner.

Diese Technik wurde auch bei den Völkern aus der europäischen Frühgeschichte angewandt und wird heute noch von den nordamerikanischen Indianern praktiziert. Ötzi, der Gletschermann, trug schon Tätowierungen, ebenso ist bekannt, daß die alten Ägypter, um Gottheiten zu huldigen sich tätowieren ließen. Dies liegt schon 4 bis 6000 Jahre zurück. So wurden allgemein in der Frühzeit die Tätowierungen mit einer Nadel, welche man in eigenhändig gemischte Farben tauchte, in die Haut eingebracht, in dem man die Farbe Punkt für Punkt aneinander setzte. Die Farben wurden meist aus natürlichen Materialien gewonnen wie Rot aus eisenhaltigen Material.     Warum? Anlaß für eine Tätowierung können Trauer oder Freude, Sieg oder Niederlage sein, sie können aber auch Bestandteil einer Zeremonie, eines Rituals sein.

Manche Menschen lassen sich aufgrund bestimmter Visionen, Tabus, Beschwörungen oder Gebote tätowieren. Das Anbringen einer Tätowierung kann eine freiwillige, wohl überlegte Entscheidung sein es gibt aber auch die erzwungenen Fälle von unzurechnungsfähigen, betrunkenen oder unter Drogen stehenden Menschen.   Manchmal hat das Tätowieren ein traditionell - religiösen Hintergrund, dann wieder ist es pure Lust oder Ausdruck von Sadismus oder Aberglaube. Eine Art der Tätowierung dient als Tarnung bei der Jagd, was sich aus der Körperbemalung entwickelt haben könnte. Belegt sind allerdings Tätowierungen, die erfolgreiche Jagd zeigen oder dazu dienen das Wohlwollen und die Verzeihung des Beutetieres zu erlangen. Ein anderes Motiv für Tätowierungen ist religiöser Art.

Man will sich einen Platz im Himmel sichern und klärt mit Tätowierungen seinen Gott über die eigene Person auf. Sie dienen hier sozusagen als Eintrittskarte für die verschiedenen Himmelsbereiche.   In Indien und Tibet helfen Tätowierungen schwierige Perioden im Leben zu meistern, wie Pubertät, Schwangerschaft oder Krankheit. Um das geistige Leiden durch einen körperlichen Schmerz zu überwinden, kommt es sogar zu Verstümmlungen, Verbrennungen oder Amputationen. Auf diese Weise gedenkt man den Verstorbenen oder ehrt sie durch ein tätowiertes „in memoriam“. Die bekannteste Form der Tätowierung ist die als Bestandteil der Initiationsriten.

Sie bezeichnet den Anfang oder den Übergang in ein anderes Lebensstadium, von Junge zu Mann. Großer Glaube gilt auch der Wirksamkeit der Tätowierungen vor Krankheiten oder Unglücksfällen. Bedeutung erlangte die Tätowierung auch als Impfung oder Medizin. Beispielsweise kann man sich bei den Völkern Samoas gegen Rheuma tätowieren lassen. Von Ägypten bis Südafrika gibt es medizinische Tätowierungen, wobei das Anbringen kleiner Wunden das Immunsystem kräftigt, so daß das Infektionsrisiko während der Schwangerschaft und Geburt sinkt. Tätowierungen fungieren als nicht sprachliche Kommunikation über Heldentaten, Besitz, Talent, Mut und Kraft und Durchhaltevermögen.

Ein viel einfacherer Grund für eine Tätowierung ist die Absicht den Feind in Angst und Schrecken zu versetzen. Eine Tätowierung kann so zur äußersten Form des Protestes werden. Sie gibt die Kraft zum Überleben, die Möglichkeit zur Selbstbehauptung angesichts täglicher Erniedrigung. In Europa schwappte die Welle der Tatoos erst mit den Seefahrern herein. Diese ließen sie eben in Japan oder in der Südsee auf Kreuzfahrten anfertigen und trugen sie nach Europa.   Eine andere Seite der Tätowierung ist die erotische Verzierung, die den Körper sexuell interessanter macht.


Das gilt für Lederfreaks, Gummi - Piercingliebhaber, Herren und Sklaven. Oder die Tätowierungen fordern auf sanft zu sein, gefühlvoll und zärtlich. Andere Tätowierungen wiederum sind persönliche Statements über Liebe und Freundschaft, über Patriotismus oder gegen Anpassung an die Gesellschaft. Ferner dokumentieren Tätowierungen persönliche Ereignisse wie Hochzeitstag, Todestag,...

Oder es soll die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe zum Ausdruck gebracht werden in dem man Farbe bekennt. Früher ließ man sich auch tätowieren, um damit Lebensunterhalt zu verdienen, wie zum Beispiel Zirkusartisten. Trotz des in der Regel geltenden Verbots durch die Gefängnisleitung unter Androhung schwerer Disziplinarstrafen wird in den Gefängnissen immer weiter tätowiert. Die abgesessene Zeit wird auf dem Körper dokumentiert und dient zum Protest gegen die Entmenschlichung und zur Rebellion.   Die Qualität der Tätowierung hängt ab vom wirtschaftlichen Entwicklungsstand und dem Bildungsniveau. Bei vielen primitiven Völkern kann man anhand der Tätowierungen – manchmal bis zu hundert Generationen – die Stammesgeschichte zurück verfolgen.

Nur diejenigen wurden respektiert, die sich klaglos und ohne Anzeichen von Schwäche schmerzhaften Operationen unterziehen, wie Tätowierung, Piercing, Verbrennung und Amputation.         Heute: In der industrialisierten Welt werden mit Tätowierungen zunächst Angehörige von sozial niedrigen Gesellschaftsschichten assoziiert, mit Kriminellen, Perversen aber auch Reichen, Intellektuellen und Künstlern. Um die Jahrhundertwende war die Elite tätowiert sowie heute Filmstars und viele Künstler sie tragen. Sie beeinflussen durch ihr Image und ihr Verhalten das Leben, die Kunst, die Mode das Denken von ganzen Gesellschaften. Durch Videoclips werden die Tätowierungen, alte und neue Symbole, zu hippen Modetrends. Die Tätowierung ist eine Form der nicht sprachlichen Kommunikation und bietet schnelle Information.

Auch wenn die Werbebranche heutzutage Tätowierungen einsetzt, gibt es keine Firma die mit echten Tätowierungen des Markennamens oder des Firmenlogos arbeitet. Die Tätowierung wird einfach auf die Haut gemalt und fotografiert. Im Alltag ist das Tätowieren von Markenzeichen oder Logos nicht ungewöhnlich, vor allem wenn es sich um populäre Artikel handelt. Zum Beispiel Harley-Davidson, Lucky Strike, Channel, Ferrari. Absolute Highlights sind Lacoste-Krokodile auf der Brust und der Gesäßtasche mit Wrangler-Abzeichen an genau der Stelle, wo sie hingehören. Es gibt aber auch Tätowierungen aus kosmetischen Gründen wie das Entfernen von Pigmentflecken, die Dauer-Make-up Tätowierung oder Schönheitsflecken.

    Anfang unseres Jahrhunderts wurde mit der Elektrifizierung dann die erste elektrische Tätowiermaschine erfunden, wobei man sich das Prinzip von einer Nähmaschine abgeschaut hatte. Die elektrische Tätowiermaschine, die Samuel O´Reilly 1891 als erster patentieren ließ, hat seither immer mehr Verbreitung gefunden. Inzwischen gibt es sehr viele Lieferanten von Tätowierzubehör- und Maschinen, die seriell hergestellt und in großen Mengen vertrieben werden. Neben hämmernden, auf- und abschlagenden Geräten gibt es auch rotierende Maschinen mit Schwungrad, das von einem Elektromotor betrieben ist, wobei eine Welle die Drehbewegung in eine Auf- und Abwärtsbewegung umsetzt. Bei den Maschinen ist die Nadel an einer Halterung befestigt, bei Profis ist sie angelötet, bei Amateuren gebunden oder geklebt. Die Nadel bewegt sich durch einen Kanal in einem röhrenartigen Handgriff, der entsprechend der Nadelform nach oben spitz oder abgeflacht zuläuft.

Die Farbstoffe werden aus Ruß, Harz, der Asche von verbrannten Körpern, Pflanzen und organischen Stoffen gewonnen und mit Alkohol, Wasser, Blut oder pflanzlichen Säften gebunden.   Inzwischen gibt es wieder mehr professionelle Tätowierer, und auch das Publikum ist besser informiert und legt Wert auf Qualität und fachmännische Beratung.   Aus gesundheitlicher Sicht haben sich die Risiken für den Kunden sehr minimiert, solange sich der Tätowierer an gewisse Grundregeln hält. Hierzu gehören ein sauberes und hygienisch einwandfreies Studio das Desinfizieren der Haut vor der Arbeit das Reinigen der Tötowiermaschinen und Nadeln Einweghandschuhe und von der Zusammensetzung her einwandfreie Farben.   Wird beispielsweise zu tief gestochen, bleibe Narben zurück. Nur erfahrene Tätowierer kennen die richtige Stechtiefe für seine Arbeit.

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