Christian seitz
Klima, Vegetation und Landwirtschaft im tropischen Regenwald
von Christian Seitz, MLS 9 (1994)
1994 unter MS Write / 1998 konvertiert nach MS Word
INHALT:
Seite:
Thema:
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Was sind Regenwälder?
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I. Klima im tropischen Regenwald
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Was ist Klima?
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Was sind Klimazonen?
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Wie ist das Klima im tropischen Regenwald?
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II. Vegetation im tropischen Regenwald
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Was bedeutet Vegetation?
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Was ist der Stockwerksaufbau?
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Wie funktioniert der Kampf ums Licht?
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Welche Pflanzen gibt es im tropischen Regenwald?
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III. Landwirtschaft im tropischen Regenwald
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Wie funktioniert der Brandrodungsfeldbau?
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Wie arbeiten Holzfäller im Regenwald?
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Wie funktioniert Viehzucht im tropischen Regenwald?
Was sind Regenwälder ?
Die tropischen Regenwälder nehmen 17 Mio. km² ein und bedecken etwa noch 10% des Festlandes auf der Erde. Die erste Begegnung mit dem Regenwald erfolgt für die meisten Menschen von einem Boot aus, daß sich durch zahlreiche Windungen eines Flusses in Richtung Dschungel voranschiebt.
Der Begriff "Regenwald" wurde gegen Ende des letzten Jahrhunderts von einem deutschen Naturwissenschaftler geprägt. Die Wälder der permanent feuchten Klimazonen können überall gedeihen, wo pro Jahr, gleichmäßig verteilt, über 2000 mm Niederschläge fallen. Regenwälder kommen in gemäßigten und tropischen Breiten vor, die bekanntesten aber bilden einen Gürtel um den Äquator. Sie weisen einen geschlossenen Kronenbaldachin mit nur wenigen großen Lücken zwischen den Bäumen auf - ein Merkmal, daß sie mit den Wäldern der tropischen Feuchtsavannen, nördlich und südlich des Regenwaldes, gemeinsam haben. Diese Wälder sind kleiner als die echten Regenwälder, doch da sie in vielen Merkmalen übereinstimmen, faßt man beide als "Feuchtwälder" zusammen. Je nachdem wie hoch ein Regenwald liegt, spricht man von Tiefland- und Bergregenwald.
Die Tieflandregenwälder sind zwar flächenmäßig die größten, doch hat man ihnen auch den größten Schaden zugefügt. Darüber hinaus sind sie die fruchtbarsten aller Lebensgemeinschaften der Erde. Das Dach der Baumwipfel kann 45m hoch sein und wird von vielen verschiedenen, auf engstem Raum stehenden Bäumen gebildet. Baumriesen mit bis zu 60m Höhe sind keine Seltenheit. Bergregenwälder sind viel kleiner, da ihr Wachstum von niedrigen Temperaturen, unregelmäßigen Niederschlägen sowie Nährstoffmangel in größeren Höhen beeinträchtigt wird. Ohne verkümmerte Wälder wären Bodenerosion in den Hochlagen sowie Überschwemmungen im Tiefland die unangenehmen Konsequenzen.
Eine weitere Art des Regenwaldes sind die Mangroven oder Gezeitenwälder. Sie breiten sich an schlickreichen und salzhaltigen Küstengewässern aus. Die größten Mangroven der Welt sind die Sundarbans im Gangesdelta. Eine andere Form des Schwemmlandwaldes findet man entlang der Ufer von Regenwaldflüssen, an denen große Tieflandwaldgebiete von Süßwasser überflutet werden.
I. Klima im tropischen Regenwald
Was ist Klima?
Klima nannte Aristoteles (384-322 v.
Chr.) die Neigung der Erdoberfläche gegen die auffallenden Sonnenstrahlen. Im Laufe der Zeit erhielt das Wort Klima immer andere Bedeutungen. Heute ist unter Klima die Gesamtheit der Witterungserscheinungen eines Ortes oder einer Landschaft zu verstehen. Der Zustand der Atmosphäre in seiner aktuellsten Phase heißt Wetter, in einem längeren Zeitraum Witterung und in seinem durchschnittlichen Zustand Klima. Es ist beim Klima üblich von einer Epoche zu sprechen (von mindestens einem Jahrzehnt).
Die Grundlage liefern Durchschnittswerte und auch Extremwerte von Luftdruck, Temperatur, Feuchtigkeit, Niederschlag, Sonnenschein, Bewölkung, Wind und Sicht. Geprägt wird das Klima durch die Lage zum Meer, Bodenbeschaffenheit, Höhenlage und Bebauung, woraus sich verschiedene Bezeichnungen wie ozeanisches, kontinentales oder Übergangsklima und im medizinisch-meteorologischen Sinne Reizklima, Schonklima und Belastungsklima ergeben. Über das Klimagefühl schrieb Heinrich Hauser (1901-1955): "Ich glaube, daß der größte Teil der Heimatgefühle, die wir in uns tragen, ein Klimagefühl ist.
Was sind Klimazonen?
Während man früher die drei Klimazonen der Tropen, der gemäßigten Breiten und der Polargebiete unterschied, ist heute eine von W. Köppen und R. Geiger geschaffene Einteilung in fünf Hauptklimazonen am gebräuchlichsten.
Dies sind:
Tropisches Klima, im Einflußbereich der tropischen Konvergenzzone
Arides (trockenes Klima, innerhalb der subtropischen Hochdruckgürtel, Wüstengebiete
Warmes, gemäßigtes Regenklima der Westwindzonen
Schneewaldklima der nördlkichen Westwindzone und
Polares Klima jenseits der Baumgrenze.
Diese grobe Einteilung wird durch Kennzeichnung von zwei zusätzlichen Buchstaben differenziert.
Wie ist das Klima im tropischen Regenwald?
Das tropische Regenwaldklima in Äquatornnähe weist gleichmäßig hohe Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit auf. Die Luftfeuchtigkeit fällt selten unter 95% und überschreitet oft den Taupunkt, also 100%. Wegen des hohen Feuchtegehaltes der Luft bleibt die Lufttemperatur erheblich unter den Werten der Trockengebiete in den Tropen und übersteigt selten 33°C. Die Tagestemperaturen bewegen sich Nachts zwischen 22°C und 23°C, Mittags zwischen 28°C und 30°C.
Die Monatsmitteltemperturen betragen immer über 18 °C, die Jahresmitteltemperaturen in Meereshöhe 25-26°C. Die Temperaturschwankung zwischen Tag und Nacht beträgt bis zu 100°C und ist damit ausgeprägter als die zwischen den Jahreszeiten. Deshalb bezeichnet man das Klima als Tageszeitenklima, d.h. an jedem Tag werden zu einer bestimmten Stunde in etwa gleiche Temperaturen erreicht. Es fehlen überhaupt ausgeprägte Jahreszeiten.
Die Folge: der immergrüne tropische Regenwald. Große Mengen Niederschlag von mindestens 1500mm pro Jahr (wenn die jährliche Niederschlagsmenge wenigstens 2000mm pro Jahr erreicht und keine Trockenzeit von mehreren Monaten auftritt, können sich in der Tropenzone zwischen den Wendekreisen tropische Regenwälder entwickeln) , in manchen Gebieten sogar mehr als doppelt so hoch, sind auf das Jahr verteilt, weisen jedoch jährlich, dem zweimaligen Zenitstand der Sonne sowie ihren Tiefständen am 21. Juni und 21. Dezember folgend, als "Zenitalregen" ein zweimaliges An- und Abschwellen auf und fallen überwiegend in Form nachmittäglicher Schauer und Gewitter aus kräftiger Haufenbewölkung. Es gibt aber auch Tage und sogar Wochen ganz ohne Niederschläge. Trotzdem ist immer genug Wasser vorhanden, so daß man während des ganzen Jahres verschiedene Nutzpflanzen anbauen kann.
Es ist ein für den Europäer schwer erträgliches, schwüles Klima, das weder Frost noch längere Trockenheit aufweist. Es umfaßt das Kongobecken in Mittelafrika, das Amazonasbecken in Südamerika, die gesamte Inselwelt Indonesiens sowie die Südwestküste von Vorder- und Hinterindien, verursacht durch stauenden Sommer-Monsunregen und gekoppelt mit einer winterlichen Trockenzeit, was die üppige Pflanzenwelt nicht sonderlich beeinflußt. Als Wirtschaftsformen existieren hier nebeneinander niedere Anbauwirtschaft und hochentwickelte Plantagenwirtschaft mit Monokultur. Das für das tropische Regenwaldklima verantwortliche Wettergeschehen läßt sich in zwei Sätzen wiedergeben. Die aus dem subtropischen Hochdruckgürtel der äquatorialen Tiefdruckrinne als Passat zuströmende Luft wird gezwungen aufzusteigen, dabei löst sie gewaltige konvektive Niederschläge aus, um als Oberpassat in einer Höhe von über 10 km wieder dem Subtropenhoch der Roßbreiten zuzuströmen und dort schließend den Kreislauf wieder abzusinken.
Und strömt vom Indischen Ozean feuchtigkeitsbeladene Luft gegen das sommerlich erhitzte asiatische Bergland mit niedrigem Luftdruck, so werden über Indien Monsun-Niederschläge ausgelöst.
Zitat eines berühmten Geographen: "Dieser Wald kennt keine Jahreszeiten. In der immerwährenden Feuchtigkeit und Wärme sproßt, grünt, blüht und fruchtet jede Pflanze ohne Unterbrechung. Neben einem kahlen Baum steht ein anderer in Blüte, ein dritter trägt Frucht. Fortwährend fällt und erneuert sich das Laub, aber nie steht eine Gruppe von Bäumen völlig kahl da."
II. Vegetation im tropischen Regenwald
Was bedeutet Vegetation?
Vegetation ist lateinischen und bedeutet: Die gesamte Pflanzenwelt eines Gebietes
Was ist der Stockwerksaufbau?
Der dauerhafteste Eindruck von einem Regenwald ist die überwältigende Fülle an prächtigem Grün.
Wegen des feuchtwarmen Klimas gedeihen dort Pflanzen wie sonst nirgends auf der ganzen Erde. Man stellte fest, daß nur 0,0002% der Biomasse (Trockengewicht lebender Organismen) einer Region im amazonischen Regenwald Tiere waren, davon allein 70% Zersetzer. Das Innere des Regenwaldes ist nicht nur der wärmste und feuchteste Lebensraum, sondern auch der dunkelste. Denn obwohl in den Tropen die stärkste Sonneneinstrahlung herrscht, dringen nur 1-2% der Sonnenstrahlen bis zum Erdboden vor. Deshalb ist der Kampf ums Licht die treibende Kraft hinter der Struktur des Regenwaldes. Die Pflanzen bilden i.
d.R. Laubschichten unterschiedlicher Höhe, von denen jede etwas mehr Licht ausfiltert. So werden einfallende Lichtmenge und Temperatur nach und nach gesenkt, wobei gleichzeitig die Luftfeuchtigkeit steigt. Man sagt: Jede Etage besitzt ein eigenes Mikroklima. Beim Spaziergang im heimischen Wald trifft man auf ein Blätterdach aus hohen Bäumen, ein Stockwerk aus niedrigeren Bäumen, eine Strauchschicht und eine Krautschicht.
Was den Regenwald dagegen einzigartig macht, sind die vielen unterschiedlichen Ebenen, die Pflanzenvielfalt (80-100 Arten/ha; artenreich) in jedem Stockwerk, sowie die Helligkeitsunterschiede zwischen Oben und Unten. Den Botanikern sind über 40 Regenwaldarten beschrieben worden. Faktoren wie Bodenbeschaffenheit, Höhe über dem Meeresspiegel und geographische Breite (die unterschiedliche Temperaturen und Niederschlagsmengen bewirken,aber auch, ob und in welchem Maß ein Wald Überschwemmungen, Wirbelstürmen oder anderen Naturkatastrophen ausgesetzt ist, bestimmen Anzahl und Verteilung der Arten sowie seine Gesamtstruktur.
Die Anzahl der Stockwerke ist je Regenwald verschieden. Manche Tieflandregenwälder bestehen aus fünf Stockwerken, bestimmte Waldtypen bestehen nur aus einem Stockwerk. Manche Baumriesen entstehen aus großen Samen, die ein schnelles Anfangswachstum ermöglichen; haben sich die jungen Bäume aber erst mal ein Plätzchen erkämpft, begnügen sie sich mitunter jahrelang mit einem Minimalwuchs und warten darauf, daß sich eine Lücke im nächsten Stockwerk auftut.
Während sie anfangs Schatten gut vertragen, sind sie meistens während des Reifewachstums, der Blüte und der Fruchtbildung auf volles Licht angewiesen. In den meisten Urwäldern ist die Vegetation in 20-30m Höhe am dichtesten, weil sich dort die Bäume in unzählige Blätterschirme verästeln. Hier herrschen Temperaturen von bis zu 32°C, wogegen die Luftfeuchtigkeit nur 60% beträgt. Dies ist das Kraftwerk des Waldes. Ebenso finden sich hier die meisten Blüten und Früchte, was viele Insekten und größere Tiere anlockt, die sich daran gütlich tun. Der Waldboden bildet das andere Extrem: Die Luftfeuchtigkeit liegt bei 90%, das Thermometer zeigt 28°C.
In einigen Regenwäldern ist es im "Paterre" so dunkel, daß der Waldboden sehr kühl, und somit leicht zu begehen ist. In lichteren Wäldern herrscht dagegen ein "Dschungel" aus Krautpflanzen, Bäumen, Sträuchern und Lianen vor. Ein Waldtyp, in dem die meisten Bäume ihr Laub abwerfen und so den Bodenpflanzen ein üppiges Wachstum ermöglichen kennzeichnet eine ausgeprägte Trockenzeit.
Wie funktioniert der Kampf ums Licht?
Gelegentlich stürzen ausgewachsene Bäume um und reißen eine Lücke in das Blätterdach, was jüngeren Pflanzen die Möglichkeit bietet, sich zu entwickeln. Sie fallen aus mehreren Gründen: Einige wurden von Eingeborenen gefällt, andere werden vom Blitz getroffen oder von Stürmen umgeknickt, die meisten sind aber einfach nur alt. Dazu kommst oft eine Epiphytenlast oder ein Termitenbefall.
Die Lücken sind ziemlich groß, da ein mit unvorstellbar kräftigen und dehnbaren Lianen versehener Baumriese seine Nachbarn mit zu Boden reißt. Zu jeder Zeit ist der Regenwald ein Mosaik aus gewachsenem Wald und solchen Lichtungen, deren Regeneration unterschiedlich weit fortgeschritten ist. Störungen sind der Schlüssel zu Lebenskraft und Vielfalt in einem Habitat, das ansonsten äußerst stabil ist und in dem langlebige Arten vorherrschen. Die Öffnung einer Lücke im Blätterdach erschüttert das Gleichgewicht des Waldes zutiefst. Die dichte Vegetationsdecke wird weggerissen, grelles Licht und frische Luft strömen hinein. In der Lücke herrscht höhere Temperatur und geringere Luftfeuchtigkeit als im Wald ringsherum, und der Verrottungsprozeß der beschädigten Vegetation setzt Nährstoffe frei.
Hierauf setzt für die jungen Bäume der enorm wichtige, sofortige Wachstumsschub ein. Bald kommen die ersten Tiere, und schon wenig später drängen die Samen der umherstehenden Bäume auf den Plan. Nun beginnt eine sehr dynamische Phase im Kampf ums Überleben. Der junge "Dschungel" wächst rasch und hat sich nach weniger als 10 Jahren die selbe Laubdichte wie der Wald rundherum, allerdings ist er noch nicht so hoch. Während der ersten 15 Jahre kann man einen starken Artenwachstum beobachten. Nach 40-50 Jahren hat sich die Lücke schließlich geschlossen, doch können dort ganz andere Arten leben als früher.
Viele Bäume haben sich dem Fehlen solcher Lücken angepaßt, indem sie große Samen und schattenvertragende Sämlinge hervorbringen. Dank der Nährstoffreserven der Samen gelingt es den Sämlingen, sich durchzusetzten, doch dann folgt eine Phase extrem langen Wachstums, bis sich eine Lücke auftut und sie ausreichend Licht und Wärme bekommen. Dann aber explodieren sie förmlich und wachsen mit rasanter Geschwindigkeit der Sonne entgegen. Ohne diesen Reiz können sie niemals ihre volle Größe erreichen oder sich vermehren, den die reifen Bäume sind von hellem Licht und dem Leben in den Baumkronen abhängig. Ein solcher Baumtyp ist im amazonischen Regenwald vorherrschend. Naturkatastrophen aber verursachen weit größere Schäden, als die Lücken der umstürzenden Bäume.
die Regeneration großer Freiflächen verläuft ganz anders als die kleiner. Hier siedeln sich zuerst opportunistische, kurzlebige Baumarten an, in Südamerika etwa die zur Familie der Nesselgewächse (Urticaceae) gehörenden Cecropia- oder der Alten Welt die Macaranga-Bäume., welche ihrerseits schattige Feuchtigkeit spenden, welche die Baumarten, die das neue Kronendach bilden werden, für ihr Wachstum benötigen. Cecropia-Bäume werden weder hoch noch alt. Selten werden sie über 18m hoch und selten ihre Lebenszeit beträgt nur 30-80 Jahre.
Dennoch kommt ihnen bei der Regeneration großer Lücken eine tragende Funktion zu, denn sie bieten schon nach kurzer Zeit dem empfindlichen Wurzelsystem Schutz; sie ermutigen Tiere, das verwüstete Gebiet aufzusuchen und dort zu bleiben, und sie spenden den notwendigen Schatten, in dem sich ein Unterstockwerk aus "Kleinlückenbäumchen" entwickeln kann.
Durch das Absterben der Cecropia-Pioniere entstehen wieder kleine Lücken, die die Entwicklung der langlebigeren Baumarten ermöglichen. Störungen und Naturereignisse haben völlig andere Auswirkungen auf den Wald als selektive oder umfangreiche Abholzaktionen oder das Abbrennen großer Flächen. Im Gegensatz zu Feuer und schweren Maschinen lassen natürliche Störungen das Wurzelnetz unbeschädigt, was in vielen Fällen den einzigen Unterschied zwischen Wald und Wüste bedeutet.
Welche Pflanzen gibt es im tropischen Regenwald?
Die Urwaldriesen sind mächtige Bäume. Sie haben meist eine Höhe von über 60m, manchmal sogar bis über 100m. Sie bilden das Blätterdach im tropischen Regenwald.
An den riesigen Baumstämmen hangeln sich Schlingpflanzen, sog. Lianen, empor, welche sich wie Taue zwischen die Bäume spannen und so auch die Lücken mit einem Blätterdach füllen. Die Baumkronen sind mit unzähligen Aufsetzerpflanzen übersät. Dazu gehören z.B. die Orchideen.
Die Orchideen [gr.] (Knabenkrautgewächse, Orchidaceae), kommen aus der Familie der Monokotyledonen mit über 20000 Arten . Die Stauden bestehen aus sehr kompliziert gebauten Blüten, oft Knollenpflanzen; in den Tropen vielfach als Epiphyten, bei uns in Orchideenhäusern gezogen. In Deutschland gibt es rd., 60 Arten, die allesamt geschützt sind. Aber auch Farne gehören dazu.
Die Farne (Filincinae), Klasse der farnartigen Pflanzen, sind meist krautig, seltener baumartig; Die Hauptverbreitung ist in den Tropen; verschiedene Standorte die meist große, reich gefiederten Blätter (Wedeln) sind zuerst eingerollt und tragen später, gewöhnlich an den Unterseiten Sporangien, meist zu Häufchen (Sori) gruppiert; Fortpflanzung mit ausgeprägftem Generationswechsel. In Deutschland gelten Farne als Schwimmpflanzen, in den Tropen dagegen als Baumpflanzen. Die Farne sind so groß, daß man unter ihnen hindurchgehen kann, so daß der Regenwald nicht undurchdringlich ist. Auch typische Pflanzen des tropischen Regenwaldes sind Edelhölzer (z.B. Mahagoni und Palisander), Kautschukbaum, Palme, Banane, Feige, Paranußbaum, Kolabaum, Muskatnußbaum.
Mahagoni [indian.] ist ein wertvolles, rötlich-braunes Holz. Palsisanderholz [brasil.] (Jakarandaholz), ist ein hartes Edelholz mit dunkler, rötlicher Tönung. Hevea (Federharzbaum) gehört zur Gattung der Wolfsmilchgewächse., liefert den Hauptanteil der Welterzeugung von Kautschuk.
Feigenbaum (Ficus), gehört zur Gattung der Maulbeergewächse mit oft mächtigen, tropischen Bäumen. Paranußbaum (Bertholletia excelsa), ist eine nicht kultivierte Nutzpflanze des tropischen Süd-Amerika, dessen hartschalige Samen, die Paranüsse, sehr ölhaltige, genießbare Kerne enthalten. Kolabäume (Cola), gehören zur afrikanischen Gattung der Kakaobaumgewächse; sie haben 6-15m hohe Stämme mit ledrigen Blättern, die Kolanüsse enthalten. Muskatnußbaum (Myristica frangrans), gehört zur Familie der Muskatnußgewächse, in den Tropen verbreitet, sein Samen ist ein Gewürz. Auf dem Markt von Iquitos werden Früchte angeboten, die Fremde nicht mal aus dem Märchen kennen. Hier verkaufen Riberetos, Flußanwohner aus dem Dorf Mishana ihre Produkte: Gummi, Nüsse, Öle und Früchte, die Massaranduba heißen, Shiringa oder Ungarahui.
Bei Kennern stehen Guanßbanas hoch im Kurs. es sind kokusnußgroße Früchte mit einer birnenähnlichen Struktur, die sehr aromatisch schmecken und ohne Stiel direkt aus dem Baum wachsen. Oder sie schwärmen für Granadillas, orangefarbene runde Früchte von der Größe eines Apfels, deren Inneres wie eine Auster geschlürft werden kann. Im Regenwald gibt es unzählige solcher Früchte. Doch bei uns Europäern zählt nur das Holz und die Früchte gelten lediglich als "Nebenprodukte". Doch Forscher haben herausgefunden, daß diese Pflanzen zu Hauptprodukten werden könnten.
Denn sie sind der wahre Reichtum der Wälder. Beispiel: Charls M. Peters vom New Yorker Institute of Economic Botany kaufte mit 2 Kollegen 1ha Regenwald. Dort fanden sie 275 Arten. Von den 842 Bäumen brachten 350 Früchte oder Harze, Holz, Latex und andere Produkte hervor, die auf dem Markt in Iquitos gehandelt werden. Auch wurden viele verwertbare Palmen, Lianen und medizinische Pflanzen gefunden.
29 Millionen Menschen allein in einer Region brauchen vor allem Waren die nicht aus Mahagoni sind: Wild, Fische, Früchte, Speiseöle, Heilpflanzen, Viehfutter, Honig, Eier, Vogelnester, Latex, Harze, Tannine, Rattan, Reptilienhäute, Federn, ätherische Öle, ... . Die malaiisischen Stämme der Kenyah und Iban ernähren sich von Dutzenden von Pilzarten, Farnen und Nüssen. Für die Punan ist halbwilder Sago das Hauptnahrungsmittel.
Eine einzige Langhaus-Kommune sammelt pro Jahr 10000kg Nüsse i8m wert von über 12000DM. Schwalbennester für chinesische Suppen werden mit Gold aufgewogen. Dammar, ein Harz, ist ein hervorragendes Fungizid für die Landwirtschaft - ohne schädliche Nebenwirkungen. In Westafrika trägt das "bush meat" aus den Wäldern zur Eiweisversorgung bei, und das auch in den Städten. Aber auch in Europa spielen neben den Edelhölzern Gewürze, Früchte und Genußmittel eine wichtige Rolle. Wir wissen gar nicht was wir alles aus dem Regenwald bekommen.
Ein Beispiel: Der Rohstoff zur Herstellung von Kaugummi heißt Chiciu, und ist der Milchsaft des Kaugummibaumes. Aber auch Reis, Maniok, Yams und Batate sind wichtige Grundnahrungsmittel. Kakao, Pfeffer, Zimt, Gewürznelke, Muskatnuß und Ingwer sind schon lange Weltwirtschaftsgüter.
Der Kakaobaum (Thoebroma cacao) gehört zur Gattung der Sterkuliengewächse. Die bohnenartigen Samen, der Kakao, werden fermentiert, geröstet und zerrieben. Der Kaffeebaum (Coffea) gehört zur Gattung der Rötegewächse.
Die Früchte enthalten helle Samen, die Kaffebohnen. Die Nelkengewächse (Caryophyllaceae) haben rund 1500 Arten; Kräuter und Halbsträucher; Seifenkraut, Kornrade, Kuckuksblume, Leimkraut, Lichtnelke, u.a. . Muskatnußbaum (s.o.
). Pfeffer (Piper) gehört zur Gattung der Pfeffergewächse. Es gibt schwarzen und weißen Pfeffer. Zimt (semit) ist ein Gewürz aus der getrockneten Rinde der Zimtbäume. Zahlreiche Nüsse wie Paranuß, Kokosnuß und Cashewnuß stammen aus den Regenwäldern. Die Vielfalt an Heilpflanzen ist einzigartig.
Früher wurden Gewürze mit Gold aufgewogen und es wurden sogar um Gewürze Kriege geführt. Aber heute sind sie in jedem Supermarkt zu haben. Öfters tauchen sogar exotische Früchte auf, die gar nicht so leicht zu essen sind.
III. Landwirtschaft im tropischen Regenwald
Wie funktioniert der Brandrodungsfeldbau?
Der Bergrodungsfeldbau erfolgt schon Jahre lang nach dem selben Prinzip. Im ersten Jahr wird Bergreis angebaut.
Man nennt ihn auch Trockenreis, da er es schafft ohne künstliche Bewässerung zu wachsen. Da er auf aschebedecktem Boden gut gedeiht, werden ganze Waldstücke niedergebrannt. Dann wird der Reis einfach zwischen den verkohlten Baumstämmen angepflanzt. Reis ist für den Stamm der Dayaks das bedeutendste Grundnahrungsmittel. Ist der Reis nun geerntet beginnt schon das zweite Jahr. Im zweiten Jahr bauen die meisten Familien dann Knollenfrüchte, wie Maniok, an.
Nur sind die Erträge sehr, sehr gering. Auf 1ha wachsen lediglich 10 dt Reis. Da die Familien den Reis zur eigenen Ernährung brauchen, können sie keine Überschüsse erzielen und keinen Reis verkaufen, er reicht gerade nur zur Selbsternährung aus. Ist dann auch dieses zweite Jahr vorüber ist der Boden ausgelaugt und gibt nicht mehr viel her. Es sind keine Nährstoffe mehr im Boden enthalten. Die Familien suchen sich nun ein anderes Landstück und der Brandrodungsfeldbau beginnt von neuem.
Auf der alten Anbaustelle entsteht ein Sekundärwald, d.h. die Stelle ist überwuchert. Der Sekundärwald ist nicht so hoch und artenreich wie der vorherige Wald. Zum Erholen benötigt der Boden 15 Jahre. Nach und nach roden die Dyaks mehrere Quadratkilometer Land.
Früher bauten sie immer neue Hütten, um nahe bei ihren Feldern zu wohnen. Sie wanderten sozusagen immer den Feldern nach. Deswegen spricht man von Wanderfeldbau. Da aber die Bevölkerungszahl stetig zunimmt "wandern " heute nur noch die Felder.
Wie arbeiten die Holzfäller im Regenwald?
Bevor man mit dem Fällen beginnt überfliegt man erst das Gebiet. Wenn es sich lohnt kennzeichnen Fußtrupps jeden Baum der über 60cm dick ist.
Um einen 60m hohen Mahagonibaum zu Fällen wird zunächst ein 4-5m hohes Gerüst rings um den Stamm errichtet. Dies ist wichtig, denn der Baum kann unten nicht eingeschlagen werden, weil seine breit ausschlagenden Brettwurzeln zu stark sind. Um das Gerüst zu besteigen wird eine Treppe in die Brettwurzeln geschlagen. Lianenstränge hängen vom Gerüst herab. Nun beginnen 4 Arbeiter und 1 Vorarbeiter den Baum mit Äxten zu schlagen. Nach vielen Stunden harter Arbeit ist der Stamm ringsherum eingeschniten.
dann verlassen alle fluchtartig den Baum. Der Wind vergrößert den Spalt, Saft spritzt in hohem Bogen aus der Wunde. Die Fasern reißen und der Gigant stürzt krachend zu Boden. Nach dem Fällen werden 5-7m lange Stücke gesägt, zum nächsten Fluß gebracht und in Paketen zu 60-100 Stücken in die europäischen Möbelfabriken verschifft. Jeder dritte gefällte Baum stirbt übrigens für Japan.
Wie funktioniert Viehzucht im tropischen Regenwald?
In den letzten 30 Jahren ist die Viehzucht zu einer ernsten Bedrohung für den Regenwald herangereift.
Damit die Bauern die Fast-food-Ketten ausreichend versorgten bekamen sie für die Rodung sogar noch Steuervorteile. Der Viehbestand von Nicaragua, Costa Rica, Honduras und Guatemala verdoppelte sich innerhalb von 20 Jahren, in der Zeit fielen 25% der gesamten Waldfläche den Tieren zum Opfer. Die Rinderzucht ist nicht länger als 10 Jahre durchzuhalten, dann nämlich geben die alten Weiden nichts mehr her. Auch wenn man düngt schwindet die Fruchtbarkeit des Bodens schnell. So braucht man im 1. Jahr 1ha pro Rind, nach ein paar Jahren schon mehr als 5ha.
In Costa Rica, so schätzt man, hat jedes kg Rindfleisch den Verlust von 2,5t Erdreich zur Folge. Viele landlose Bauern roden den Wald gezielt um ihn ein paar Jahre lang selbst zu nutzen und später einem Viehzüchter zu verkaufen. Mitunter organisieren die Rancher die Rodung: Sie verkaufen das noch stehende Holz, erlauben aber den Bauern die Nutzung des Landes für zwei Jahre, sofern diese zuerst die Bäume fällen. Viele Farmer sind nur Spekulanten, deren einziges Interesse dem Bodenwert gilt. Von wohlhabenden und einflußreichen Grundstücksspekulanten ist bekannt, daß sie mit Betrug und Gewalt kleinere Konkurrenten vertrieben haben. Schließlich wurde die steuerliche Begünstigung aufgehoben.
Dadurch sollte der Ausdehnung der Rinderzüchter ein Riegel vorgeschoben werden.
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