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Johann-Conrad-Schlaun-Gymnasium
Facharbeit
BSE
–
ein unerforschtes Thema von Dominik Bleckmann
Grundkurs Biologie 12.2, 2. Halbjahr 2001
Kurslehrerin: Frau Veltrup
Inhaltsverzeichnis
Seite
1.)
Intention der Facharbeit
2
2.)
Was ist BSE?
2-3
3.)
Was sind die Erreger dieser heimtückischen Krankheit?
3-4
4.
)
Welche Übertragungswege sind zur Zeit am wahrscheinlichsten?
- in einer geschichtlichen Abfolge gesehen
4-7
5.)
Gibt es eine Gefährdung für den Menschen?
7-9
6.)
Der BSE-Schnelltest/Maßnahmen
9-10
7.)
Kurze Chronologie der BSE-Krise
10-11
8.)
Fazit
11-12
9.)
Literaturverzeichnis
13
10.
)
Selbstständigkeitserklärung
14
1.) Intention der FacharbeitHormonfleisch, Dioxinhühner, Rinderwahnsinn: Eine scheinbar endlose Serie von Lebensmittelskandalen rückt die Landwirtschaft ins Zentrum der öffentlichen Debatte in Europa. Dass man mehr auf Quantität als auf Qualität setzte, hat zu folgenschweren Fehlentwicklungen geführt. Jeden Tag wird man in den Medien von Informationen überfrachtet. Eine Horrormeldung jagt die andere. Doch das wirkliche Hintergrundwis-sen, was sich manch einer wünschen würde, bekommt man nur bei genauerem Hin-schauen und bei eigener gründlicher Recherche vermittelt.
Es wird vertuscht, gelogen & weggeschaut; das sind Grundsätze, die sich manch einer aneignet, um möglichst ungeschoren aus einer Affäre herauszukommen. Aber so soll es eben nicht sein! Ich möchte durch meine Facharbeit Aufklärung gewährleisten, in dem Maße wie es heute möglich ist. Denn die Unerforschtheit der BSE lässt leider nur viele Spekulationen zu, die nicht wirklich belegt werden können, da es noch keine Beweise für die Thesen rund um die BSE gibt.
2.) Was ist BSE?Die Bovine Spongiforme Enzephalopathie ist eine tödliche Infektionskrankheit, die bei Rindern auftritt. Im Vergleich zu anderen Krankheiten hat sie noch einen sehr jungen Ursprung.
In den Medien und im Volksmund ist diese Krankheit auch unter „Rinder-wahnsinn“ bekannt. Die Übersetzung ins deutsche kann „schwammartige Hirner-krankung bei Rindern“ lauten. Die mittlere Inkubationszeit dieser Krankheit beträgt 5 Jahre, allerdings liegt noch keine genaue Zahl vor, auf die man sich 100%-ig stützen könnte. Erste Anzeichen der Krankheit sind Verhaltensstörungen wie Aggressivität, Ängstlichkeit und motorische Störungen (bei Kühen auch „Rückgang der Milchleistung“). Die infizierten Tiere haben keine Behandlungs- (Impfungen) bzw. Heilungschance, so dass sie innerhalb weniger Monate sterben.
Die Diagnose der BSE ist zur Zeit nur nach dem Tode des Rindes durch Entnahme einer Hirnprobe möglich. Übertragungen auf andere Individuen sind als sehr wahrscheinlich anzusehen, was an der Vielzahl der verwandten Krankheiten zu sehen ist [z.B. CJK (Creutzfeldt-Jakob-Krankheit), nvCJK (new variant of CJK), Kuru > beim Menschen; Scrapie > bei Schafen & Ziegen].
Nach heutigem Kenntnisstand sind Prionen (Def.: „Glycoproteine, die als Oberflächen-moleküle von Nervenzellen dienen und in entarteter Form infektiös wirken können, obwohl sie keine Nukleinsäure enthalten“) die Auslöser der BSE.
3.) Was sind die Erreger dieser heimtückischen Krankheit?
Mittlerweile gilt die Annahme, dass Prionen (Eiweiße) die Krankheitserreger sind, als sicher. Jedoch sind Prionen keine Krankheitserreger im klassischen Sinne, denn sie enthalten keine Nukleinsäuren, was bei „allen anderen bekannten infektiösen Krankheitserregern“ stets der Fall ist. Sie kommen in den äußeren Hüllen (Mem-branen) der Nervenzellen vor. Durch Mutationen des Gewebes werden die Prionen sehr hitzebeständig, aber auch gegenüber Chemikalien werden sie sehr widerstandsfähig (Proteasen können die Prionen nicht mehr abbauen). Sogar ein Überleben im Boden ist für sie über mehrere Jahre möglich.
Die Mutationen (Auffaltungen) bilden Ablagerungen im Gehirn in einer Kettenreaktion, die schließlich zum Tode des Tieres führen. Die schwammartige Struktur des Gehirns folgt daraus, dass sich, zusätzlich zu den Ablagerungen, noch durch Anschwellen der Nervenzellen sichtbare Bläschen (Vakuolen) bilden. Diese Bläschen stehen in direkter Verbindung mit den „Flocken“ (Amyloid = eiweißartiger Stoff, der sich als Zeichen der Gewebeentartung im Binde-gewebe findet), doch die genaue Funktion ist noch nicht bekannt. Wie diese Mutationen allerdings im einzelnen vor sich gehen, ist bisher nicht bekannt. Die Anzahl der BSE-Erreger in den einzelnen Organen ist sehr unterschiedlich (s. Grafik).
Quelle: Spiegel 47/00 (20.11.00), S.295
Der amerikanische Neurologe Stanley Prusiner erhielt für seine Theorie der Prionenkrankheiten 1997 den Nobelpreis für Medizin.5
Die Isolation erkrankter Tiere ist wegen der langen Inkubationszeit und dem innerhalb des Krankheitsverlaufes späten Auftreten der typischen Symptome schwierig. Es ist deshalb wahrscheinlich, dass es in den Rinderherden eine bisher unbekannte Zahl infizierter, aber noch nicht erkrankter Tiere gibt.
So könnte man sich die, trotz umfang-reicher Notschlachtungen, immer wieder neu auftretenden Erkrankungsfälle bei Rindern erklären.
4.) Welche Übertragungswege sind zur Zeit am wahrscheinlichsten?
- in einer geschichtlichen Abfolge gesehen
Besonders hohe Erregerkonzentrationen wurden zunächst im Nervengewebe (Gehirn und Rückenmark) der infizierten Tiere entdeckt. Sie lagern sich jedoch auch stark in den Lymphorganen wie der Milz an (s. obige Grafik). Inzwischen wurden sie jedoch auch im Muskel und im Blut der kranken Tiere nachgewiesen, allerdings nicht in so hoher Konzentration wie in den anderen befallenen Körperteilen.
Bisher galten diese Körperanteile als „nicht infektiös“, wie auch Haut, Haar und Milch. Als „gering infektiös“7 werden Leber, Lunge, Knochenmark und periphere Nerven eingestuft.
Als „Risikomaterial“ gilt auch das sogenannte Separatorenfleisch (Fleisch, dass an Rückenmark und Knochen haftet). Die Verarbeitung dieses Fleisches ist seit dem 01.10.00 laut EU-Beschluss verboten.
7
Der erste BSE-Fall trat im November 1986 in Großbritannien auf. Schon damals galt die Annahme, dass Tiermehl der Hauptfaktor für die Übertragung der Rinderseuche ist. Seit 1972 wurde in Großbritannien die Wärmebehandlung der Schlachtabfälle bei der Tiermehlherstellung nur noch mit 80°C statt mit 130°C durchgeführt („aus Kostengründen“). Dadurch könnte der besonders hitzebeständige Erreger von an der Traberkrankheit (Scrapie) infizierten Schafen auf Rinder übertragen worden sein. In Deutschland wurde Tiermehl wie folgt behandelt: 133°C mit einem Druck von 3 bar, 20 Minuten. Auf Grund dieser „ausreichenden“ Maßnahmen wurde Deutschland auch immer als „BSE-frei“ oder „sicher“ bezeichnet.
Der EU-Lenkungsausschuss hält diese Behandlung jedoch für nicht mehr ausreichend und empfiehlt deshalb folgende Behandlung: 140°C, 3,6 bar, 30 Minuten.
Dieses Drucksterilisationsverfahren soll Futtermittel aus Schlachtabfällen BSE-frei machen. Allerdings gibt es keine Beweise für diese Annahme, und deshalb ist sie „unwissenschaftlich, verharmlosend und gefährlich“. „Sogar nach einer Einäscherung bei 600°C erwiesen sich Prionen noch als infektiös.“10
Letztes Jahr wurden in Deutschland 2,7 Millionen Tonnen Schlachtabfälle zu 701.000 Tonnen Tiermehl und 310.
000 Tonnen Tierfett verarbeitet. Seit 1994 ist der Einsatz des Tiermehls zur Fütterung der Wiederkäuer gesetzlich untersagt, und zwar in allen EU-Ländern. Seit dem 02.12.00 ist die Tiermehlfütterung völlig verboten. Von diesem Zeitpunkt an durften und dürfen die Bauern ihren Bestand nur noch auf der „Basis von pflanzlichen Eiweißstoffen“11 füttern.
Hiermit sind u.a. Sojaschrot, Mais und Weizen gemeint. Doch eines haben diese Maßnahmen gemeinsam: Abzusehen, ob die Maß-nahmen gewirkt haben, ist erst im Jahre 2002, denn die 1999 geborenen Tiere erreichen das infektiöse Alter erst im kommenden Jahr, und darum ist auch die „Aufhebung des Exportverbotes von britischem Rindfleisch“11 im Jahre 1999 verfrüht gewesen.
Als weiterer Verursacher der BSE galt lange die Kälbermast mit Milchaustauschern, da angeblich tierische Fette gefunden wurden, die Prionen enthalten (SZ, 26.01.
01). Doch diese Annahme wurde ein paar Tage später als „Falschinformation“ hingestellt und revidiert, dass keine tierischen Fette gefunden wurden, die Prionen enthalten (SZ, 31.01.01). Allerdings sind derartige Aussagen immer mit Sorgfalt zu vernehmen, da dieser Tage Nachrichten rund um die BSE gerne verschönt werden, um die Verbraucher zu „beruhigen“.
Eine weitere interessante These hat der englische Rinderfarmer Mark Purdey aufgestellt:
Er geht davon aus, dass die Rinderseuche BSE nicht durch Tiermehl auf andere Artgenossen und Säugetiere übertragen wird, sondern durch ein Schädlingsbekäm-pfungsmittel.
In den Jahren zwischen 1985 und 1992 gebrauchten die britischen Bauern ein Pestizid namens Phosmet, um ihre Rinder von der lästigen Dasselfliege zu befreien. Dieses Pestizid ist hochgiftig, aber den Bauern „war der Einsatz gesetzlich vorgeschrieben“. Die Annahme, dass Pestizide der Auslöser der BSE sind, wird dadurch gestärkt, dass diese Mittel in den beiden meistbetroffensten Ländern angewandt wurden. In Großbritannien und in der Schweiz. In der Schweiz war es allerdings nicht das Phosmet, das Diskussionen auslöste, sondern das Mittel Neguvon. Untersuchungen des Londoner Instituts für Psychiatrie zufolge, beleben und verstärken diese Mittel die Prionenbildung auf den Nervenzellen.
Mark Purdey beobachtete bei BSE-erkrankten Rindern ähnliche Symptome wie bei einer Phosmet-Vergiftung: „Muskelzuckungen, generelle Unruhe, Depressionen, Paralyse“.12 Eine Erklärung dafür, dass nicht alle Rinder erkrankten wird so abgegeben: „Die Gift-Dosis und die zu überwindende Strecke durch die Fettschicht bis zum Nervensystem sind entscheidend“.
Weil es keine wissenschaftlichen Beweise für diese These gibt, bekommt man von den Ministerien in Deutschland nur Kommentare wie: „Wir beobachten das“12, zu hören; und niemand fühlt sich so recht überzeugt, sondern man hält an der „Tiermehl-These“ fest. Ich meine, bei diesem geringen Wissensstand, was die BSE angeht, sollte man alle Thesen verfolgen, in alle Richtungen forschen, damit es baldmöglichst eine breit-bandige Aufklärung gibt und die eindeutigen Erreger und Ursachen der BSE gefunden werden, um den bestmöglichsten Schutz gewährleisten zu können. Es sollte sich nicht nur an ein bestimmtes Faktum geklammert werden!
Die Anzahl der infizierten Rinder in Europa wird auf über 182.000 geschätzt (Stand: 26.
02.01); davon stammen 99% der Fälle aus Großbritannien. Weitere betroffene Staaten sind Irland, Schweiz, Portugal, Frankreich usw..
Seit dem 24.11.
00 ist auch Deutschland kein offiziell BSE-freies Land mehr. Der erste Fall wurde in Hörsten (Schleswig-Holstein) diagnostiziert. Seitdem wurden 37 weitere Fälle gezählt (Stand: 26.02.01)14. Am stärksten betroffen ist der Freistaat Bayern mit nunmehr 17 positiv getesteten Tieren.
Schon im April letzten Jahres gab es Befürch-tungen, dass die Bundesrepublik Deutschland bald ihren ersten BSE-Fall erleben wird.
„Es bestand einhellig die Meinung, dass von politischer Seite Vorbereitungen für den ersten Fall von einheimischer BSE in Deutschland getroffen werden sollten.“
Schon 1996 wurden Aufforderungen zum Handeln gegenüber der BSE-Krise auf die lange Bank geschoben, Zuständigkeiten weitergegeben und Warnungen missachtet! Deutsche Produkte (z.B. Wurst) wurde voreilig als „sicher“ bezeichnet und mussten schließlich sogar in eiligen Rückholaktionen aus dem Ausland wiederbeschafft werden (Dez. 2000).
Und schließlich mussten Mitte 1999 Fehler und Probleme bei der Überwachung des Tiermehlverfütterungsverbot eingestanden werden: „In einem ersten Untersuchungs-durchgang konnten in etwa der Hälfte der Proben mikroskopische Knochenfragmente nachgewiesen werden“. Der Hinweis an die Futtermittelindustrie, nur der Verzicht auf das riskante Tiermehl könne sauberes Futter garantieren, wurde offensichtlich ignoriert. Und eine Reinigung der Produktionsanlagen, die Futterver-mischungen vermieden hätten, wurde den Unternehmen freigestellt.
5.) Gibt es eine Gefährdung für den Menschen?
„Das britische Gesundheitsministerium hält in seiner jüngsten Stellungnahme einen Zusammenhang zwischen der als „Rinderwahnsinn“ bezeichneten Bovinen Spongi-formen Enzephalopathie (BSE) und der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit des Menschen für wahrscheinlich.“
Schon 1993 gab es in einer wissenschaftlichen Stellungnahme zu lesen, dass „die Übertragung der Krankheit unter geeigneten Bedingungen auch auf den Menschen möglich sei.
“17 Diese Annahme stützte sich darauf, dass Katzen durch Futter wahr-scheinlich infiziert wurden. Da diese Tierfamilie „entwicklungsgeschichtlich weit von den Rindern entfernt“17 ist, wäre Vergleichbares für den Menschen auch denkbar.
Die Infektion des Menschen kann über Produkte erfolgen, die Rinderteile enthalten, dabei sind am ehesten Innereien wie Leber, Milz, Gehirn, Zunge etc. gemeint.
Die folgende Aufstellung der Produkte zeigt größere und kleinere Risikofaktoren der Infektion:
Rindfleisch Nach heutigen Erkenntnissen sind, wie gesagt, die infektiösen Prionen vor allem in Innereien zu finden. Das Muskelfleisch ist mit sehr wenigen Prionen befallen, doch eine Infektion hierüber ist nicht auszuschließen, denn beim Schlacht-vorgang werden die Rinderkadaver mit einem Schnitt längs der Wirbelsäule durchtrennt.
Bei diesem Vorgang werden Lymphflüssigkeiten freigesetzt, die sich über das gesamte Rind ergießen. Da diese Lymphflüssigkeiten Prionen enthalten, werden diese anschließend auch im Muskelfleisch zu finden sein, und damit erreicht das Muskelfleisch auch den infektiösen Status. Endgültig bewiesen ist derzeit jedoch nichts.
Milch Alle bisherigen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass Milch und Milch-produkte, die ohne Gelatine hergestellt werden, wie Käse und Joghurt, als sicher anzu-sehen sind. Doch alles ist bisher fadenscheinig bewiesen.
Gelatine Die Gelatine wird aus tierischem Bindegewebe gewonnen; etwas präziser, aus dem darin enthaltenen Kollagen, ein Eiweißstoff.
Die Verarbeitung dieses Stoffes erfolgt sowohl in der Speiseherstellung als auch in der Pharmazie. Fotogelatine wird weitestgehend aus Schweineschwarten hergestellt.
Lebensmittel wie Joghurt, viele Fertigsüßspeisen (z. B. Pudding) und Weingummi enthalten Gelatine. Medikamente enthalten teilweise auch Rinderbestandteile.
Doch 90% der Gelatine wird in Deutschland aus Schweineknochen gewonnen. Gelatineprodukte von Rinderherkunft sind größtenteils für den Export in islamische Länder (Schweinefleischverbot) bestimmt.
Arzneimittel Bestimmte Teile von Arzneimitteln werden in Verbindung mit Gelatine hergestellt, wie z. B. deren Kapseln. Doch Präparate können auch direkt aus Rinderorganen gewonnen werden.
Das bekannteste Medikament ist zweifelsohne das Insulin, das einigen Millionen Menschen das Leben ermöglicht, weil sie an der Diabetes erkrankt sind. Einige Impfstoffe, z.B. gegen Kinderlähmung oder Röteln, werden auf Zellkulturen gezüchtet, deren Nährflüssigkeit Kälberserum enthält. Seit einigen Jahren werden jedoch nur noch Kälberseren von Tieren aus BSE-freien Ländern verwendet.
Kosmetika Einige Kosmetika, vor allem Antifaltencremes und Lippenstifte, können Rinderbestandteile enthalten.
Eine Übertragung durch die Haut ist allerdings extrem unwahrscheinlich.
Wurstwaren In Deutschland wird dem Verbraucher ein Riesensortiment von unterschiedlichsten Wurstwaren geboten: Bratwurst, Bockwurst, Zervelatwurst, Salami, Weißwurst, Mettwurst etc.. Niemand kann bei dieser Vielzahl direkt sagen, ob Rinderbestandteile in der Wurst enthalten sind, denn diese sind oft nicht deklariert, da es den Herstellern nicht vom Gesetz vorgeschrieben ist. Die Kennzeichnung der Produkte liegt beim Hersteller und auch wie er die Inhalte auf der Verpackung definiert.
‚Bouillon’ z.
B. muss nicht aus Schweinebestandteilen bestehen, sondern kann genauso gut Rind enthalten. Durch diese ungenau festgelegten Kriterien des Gesetzgebers ist die Kennzeichnung „sehr unbefriedigend“21. Der Verbraucher wird sehr verunsichert und sogar in die Irre geführt. Genauso ist es, wenn es um die Definition einer ‚Schwarte’ geht. Allgemein genommen ist sie ein Erzeugnis, das vom Schwein stammt.
„Doch in den ‚Leitsätzen für Fleisch und Fleischerzeugnisse’, die sich an das Lebensmittel- und Bedarfsgegenstände-Gesetz anlehnen, steht, dass die Kopfhaut vom Kalb und das Maul vom Rind der Schwarte gleichgestellt sind.“
Wie man sieht, werden die Hersteller geradezu eingeladen, Rinderbestandteile in ihre Produkte einzubringen, da die Deklarierungsmaßstäbe zu überaltert sind und eine Überarbeitung der Kriterien zur Zeit des BSE längst angebracht gewesen wäre. Erste Andeutungen werden von Politikern auch gemacht: „Denn das Kennzeichnungsrecht hat die Aufgabe, den Verbraucher genau über die Zutaten zu informieren.“
Renate Künast hat inzwischen verlauten lassen, dass sie ein Gesetz erlassen will, welches den Hersteller verpflichtet, alle Zutaten in allgemeinverständlicher Form zu deklarieren.
6.) Der BSE-Schnelltest/Maßnahmen
Seit 1998 gibt es einen Test, der feststellen kann, ob die Rinder infiziert sind oder nicht.
Zur Bestimmung wird Hirngewebe von geschlachteten Tieren entnommen, verflüssigt und auf das Vorhandensein des krankheitsspezifischen Prionproteins untersucht. Der Test schlägt allerdings erst bei Rindern an, die hochinfektiös sind. Ein weiterer Nachteil ist, dass der Test nur bei bereits getöteten Rindern durchgeführt werden kann. Alle Tiere, die älter waren als 30 Monate wurden diesem Test unterzogen. Im Laufe der Zeit tauchten aber immer mehr Rinder auf, die infiziert waren und erst ein Alter von maximal 28 Monaten erreicht hatten. So wurde mittlerweile eine Verordnung veranlasst (seit dem 31.
01.2001), dass alle Tiere ab 24 Monaten diesem Test unterzogen werden. Es muss allerdings erwähnt werden, dass 60-70% der deutschen Jungbullen, die als Schlachtvieh enden, erst zwischen 17 und 22 Monaten alt sind. Bei diesen Tieren greift der Schnelltest natürlich nicht, so dass die absolute Sicherheit nicht gegeben werden kann und neue modernere Diagnosemöglichkeiten erforscht und geschaffen werden müssen.
Zur Eindämmung der BSE-Seuche sollen nun Massenschlachtungen mit über 400.000 Rindern vorgenommen werden (diese Zahl hat sich inzwischen europaweit auf weit mehr als 1.
000.000 Rinder erhöht). Es ist offen, ob diese Maßnahmen vollzogen werden. Alternativen zur Vernichtung der Rinder seien allerdings „ungeheuer kompliziert“, so dass die Vernichtung wohl nicht aufzuhalten ist, auch wenn sie eine enorme finanzielle Belastung des Staates bedeutet. Der erhebliche wirtschaftliche Schaden, den diese BSE-Krise mit sich bringt, ist in allen Details noch gar nicht abzusehen. Für viele Landwirte bedeutet es den Ruin; denn diese Verluste durch Zwangsschlachtungen können nicht in kürzester Zeit vergessen werden.
Die EU versucht den Schaden der Landwirte durch Stützkäufe in Grenzen zu halten, doch eine wirkliche Hilfe ist dies nicht. In jüngster Zeit gibt es nun neue Bedrohungen für die Existenz manches Landwirtes. Der Neuausbruch der Maul- und Klauenseuche in Großbritannien, die inzwischen auch auf das Festland (Normandie/Frankreich) übergegriffen hat, ist mit einer ebenso hohen Priorität anzusehen wie die BSE. Auch der Ausbruch der Rindertuberkulose in Bayern schadet den wirtschaftlichen Bilanzen, aber diese Krankheit konzentriert sich nur auf einige wenige Höfe. Durch schnelles Handeln konnte bisher eine weitere Ausbreitung vermieden werden.
Jeder Mediziner weiß: „Krankheiten sind desto häufiger, je vollständiger und genauer eine Gruppe untersucht wird.
“ Aber Politiker wissen: „Die Bevölkerung, also die Wählerschaft, interpretiert keine Statistik, sondern reagiert unberechenbar auf Reizworte. Der bedingte Reflex der Politik ist das Abwiegeln. Es ruft das Gegenteil des Beabsichtigten hervor: nicht Ruhe, sondern eine noch misstrauischere Hysterie. Der Circulus vitiosus ist perfekt. Das neue Kommunikationsmedium Internet verschlimmert die Sache noch. Seiner (angeblich) herrschaftsfreien Natur nach nimmt es unkontrolliert alles auf.
..“
7.) Kurze Chronologie der BSE-Krise
Da der Umfang einer detaillierten Chronik zu groß wäre, fasse ich die wichtigsten zeitlichen Fakten noch einmal zusammen:
November 1986 – Der erste offizielle Fall von BSE wird in Sussex, Großbritannien, diagnostiziert. Doch auch schon vorher wurden bei Rindern ähnliche Krankheits-symptome festgestellt. Als Ursache für BSE wird die Umstellung der Produktionsweise für Tiermehl verantwortlich gemacht.
1988 – In Großbritannien wird die Tiermehlfütterung an Wiederkäuer verboten. Es wird eine Meldepflicht für BSE angeordnet. Exportverbote werden allerdings nicht erlassen.
Juli 1989 – Die Europäische Union verhängt, das längst überfällige, Importverbot für lebende britische Rinder, die vor Mitte Juli 1988 geboren wurden.
Juni 1994 – Die EU verhängt ein Importverbot für britisches Rindfleisch.
1995 – Eine neue Variante der unheilbaren und tödlichen Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (CJK) wird in Großbritannien entdeckt.
Der 19jährige Stephen Churchill ist das erste „menschliche BSE-Opfer“. Ungewöhnlich früh tritt diese Krankheit auf, denn die klassische Form der CJK tritt eigentlich sporadisch erst ab einem Alter von 55 Jahren auf.
1996 – Die britische Regierung gesteht öffentlich ein, dass vom Rinderwahnsinn Gesundheitsgefahren für den Menschen ausgehen können. Zum Schutz des Verbrauchers wird ein weltweites Exportverbot von der Europäischen Kommission für britische Rinder und Rinderprodukte.
1997 – Im Abschlussbericht des BSE-Ausschusses werden der EU-Kommission, dem EU-Ministerrat und Großbritannien schwere Versäumnisse vorgeworfen, was den Umgang mit der Rinderseuche angeht. Das Europaparlament setzt einen Ausschuss ein, um die Schritte der EU-Kommission zu überwachen.
Ein illegaler Export von 1600 Tonnen britischem Rindfleisch wird aufgedeckt.
1998 – Einführung des BSE-Schnelltests durch die EU; Rindfleischexporte aus bestimmten garantiert BSE-freien Herden in Nordirland sind wieder erlaubt. Im November wird das Exportverbot im Grundsatz aufgehoben; nur Deutschland votiert dagegen.
1999 – Das weltweite Exportverbot für britisches Rindfleisch wird zum 01.08.99 aufgehoben.
Deutsche und französische Bedenken werden als „haltlos“ angesehen. Beide Staaten werden zur Aufhebung des Importstopps aufgefordert.
2000 – Einstufung von Deutschland in Kategorie 3 (wahrscheinliches Risiko).
November 2000 – Erstmals werden positive Fälle von BSE in Deutschland bekannt.
Dezember 2000 – Tiermehlverfütterungsverbot für alle Säugetiere.
2001 – Immer mehr BSE-Fälle werden bekannt.
Das Alter für den BSE-Schnelltest wird auf 24 Monate herabgesetzt. Die Seuche nimmt ihren Lauf. Die Deutschen haben ihre Essgewohnheiten geändert: 34% der Befragten essen weniger Rindfleisch, 25% essen gar kein Rindfleisch mehr, 33% blieben bei ihren Essgewohnheiten.
8.) Fazit
Inzwischen wird der Verbraucher an jeder Fleischtheke, in jedem Restaurant und in jedem Fast-Food-Restaurant über Informationsschriften darauf hingewiesen, dass das Rindfleisch entweder aus ökologischer Haltung oder von sog. Bio-Bauern stammt, die vollkommen auf Milchaustauscher bei der Kälbermast und Tiermehlfütterung (jetzt auch gesetzlich) bzw.
Kraftfutter verzichten. Doch woher kommen diese breiten Fleischmassen, die von einem auf den anderen Tag in ganz Deutschland auftauchen? Deutschland hat immerhin rund 80 Mio. zu versorgende Einwohner! In anderen betroffenen Staaten sieht es derweil nicht anders aus. Das Volk vertraut auf die Informationen des Staates und gerät dabei teilweise in kindliche Naivität, wobei die Sicht in die Realität verloren geht! Beschönigungen, Verheimlichungen & Informationssperren sind doch an der Tagesordnung.
Anderes Beispiel: „Rindfleisch aus Argentinien“. Ein weiterer Slogan, den man an mancher Theke zu lesen bekommt.
Wie viele argentinische Rinder gibt es denn auf einmal? Weil diese Rinder angeblich nur auf den riesigen Freilandgrünflächen der argentinischen Rinderfarmen grasen, gehen die Verbraucher davon aus, dass das BSE-Risiko bei diesen Tiere gleich null ist. Aufgetreten ist auf dem südamerikanischen Erdteil bis heute auch noch kein BSE-Fall, doch die „Freilandhaltung“ der Tiere ist nur die halbe Wahrheit. Einige Wochen vor ihrer Schlachtung werden die Rinderherden in Mastanlagen gebracht, um ihnen den letzten „Schliff“ zu geben. Hierzu werden sie genauso mit Kraftfutter angefüttert wie unsere einheimischen Rinder. Dieses Kraftfutter besteht auch teilweise aus Tiermehl! So dass sich der Teufelskreis auch auf diesem Teil der Erde schließt. Es ist nur eine Frage der Zeit bis auch hier die BSE-Seuche auftritt.
Die Rinderfarmer verzichten allerdings seit der exponentiellen Ausbreitung der BSE in Europa auch auf Tiermehlfütterung, so dass abgewartet werden muss, ob der Rinderwahnsinn nur auf Europa eingedämmt wurde, oder ob der Erreger den Sprung durch Importtiere und Importprodukte geschafft hat.
In Deutschland hat sich inzwischen die Lage verändert; es hat eine Art Gewöhnungs-effekt eingesetzt, d.h. der Rindfleischverbrauch in den deutschen Haushalten hat wieder zugenommen und übervorsichtige Bürger haben ihre Essgewohnheiten dem Markt wieder angepasst, denn vollständig wird das Rindfleisch aus unseren Fleischtheken nie verschwinden; die Preise steigen zwar, aber 91% der Deutschen sind bereit für qualitativ hochwertiges und sicheres Fleisch mehr zu bezahlen. Dies muss akzeptiert werden, denn die Bundesregierung versucht die Verbraucher durch Sofortmaßnahmen zu schützen, deren Finanzierung nicht ganz einfach ist (1 Milliarde DM).
Ich sage nur abschließend: Ich esse kaum noch Rindfleisch und Wurst.
Es gibt auch andere Produkte, die schmecken. BSE ist mir zu unerforscht, um mich 100%-ig auf Prophezeiungen der Politiker verlassen zu können. Ich vertraue meinem Instinkt.
9.) Literaturverzeichnis
Zeitungen & Zeitschriften:
(1) Hamburger Abendblatt, S.?? (Politik) 10.
02.2001 (Fußnote: 12, 13)
(2) Focus 1/2001, 30.12.2000, S.30/31 (Fußnote: 15)
(3) Süddeutsche Zeitung, 26.01.
2001, S.6
(4) Süddeutsche Zeitung, 31.01.2001, S.6
(5) Stiftung Warentest 2/2001, S.92/93 (Fußnote: 18)
(6) ComputerBILD 3/2001, S.
14-17 (Fußnote: 21, 22, 23)
(7) Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr.13, 16.01.2001, S.45 (Fußnote: 26)
(8) Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr.??, 30.
11.2000, S.?? (Kopie) (Fußnote: 27)
Internetadressen:
(9) https://www.quarks.de/bse/ (Fußnote: 1, 5)
(10) https://www.wissen.
de (Fußnote: 6)
(11) https://www.encarta.de (Fußnote: 3)
(12) https://www.bundesregierung.de (Fußnote: 7, 14, 30)
(13) https://www.ugb.
de (Fußnote: 8)
(14) https://www.verbaende.com (Fußnote: 9)
(15) https://www.heynckes.de (Fußnote: 10)
(16) https://www.focus.
de (Fußnote: 11, 28)
(17) https://www.rki.de (Fußnote: 17)
(18) https://www.yahoo.de (Fußnote: 24, 25)
Fernsehsendungen:
(19) Bericht aus Berlin, Sendung 22.12.
2000 (Fußnote: 16, 19, 20)
(20) Fakt (MDR), Sendung 18.12.2000 (Fußnote: 29)
andere:
(21) Linder Biologie 1998, 21. Auflage, Schroedel Verlag GmbH, S.322 (Fußnote: 4)
(22) Bayerische Landesanstalt für Ernährung, Fallstudie vom 01.02.
2001 (Internet),
(Fußnote: 2)
Ein wenig Satire gibt es zu jedem Thema...
10.) Selbstständigkeitserklärung
„Ich erkläre, dass ich die Facharbeit ohne fremde Hilfe angefertigt und nur die im Literaturverzeichnis angeführten Quellen und Hilfsmittel benutzt habe.“
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