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Referat
Gentechnik in der Medizin
Die letzten Jahre haben in der Medizin vieles gebracht, was älteren Ärzten noch als Utopie erschien, heute bereits sowohl in der Forschung wie auch in der Praxis als Selbstverständlichkeit beansprucht wird. Ein neues Zeitalter der ”molekularen” Medizin hat begonnen, das durch die Gentechnologie möglich wurde. Aber auch die Besorgnisse im Zusammenhang mit der Gentherapie sind vielfältig.
Die Verfahren der Gentechnologie erlauben einen direkten Einblick in das molekulare Geschehen, das Gesundheit und Krankheit zugrundeliegt. Man spricht von Zeitalter der ”neuen” Genetik und der ”molekularen” Medizin.
Unter Gentherapie versteht man alle Verfahren, die eingesetzt werden, um direkt das Erbgut (Genom=Gesamtheit aller Erbfaktoren) für medizinische Zielsetzungen zu beeinflussen.
Gentherapeutische Maßnahmen werden zur Behandlung von Erb- und Krebskrankheiten bereits verwendet. Die Verfahren der Gentechnologie können nach zwei grundsätzlichen Kriterien eingestuft werden:
nach dem methodischen Vorgehen
nach der Zielzelle (Keimbahn oder Soma) .
Mit den bis heute verfügbaren Methoden der Gentechnologie ist es möglich, ein bestimmtes menschliches Gen zu klonieren und und es, wenn auch nicht selektiv, in das Genom einzubringen.
Klonierungstechniken wurden bisher nur bei Tieren angewandt. Wie bereitwillig sich Menschen über ethische Bedenken hinwegsetzen, wenn es ihnen um die Verwirklichung eines Kinderwunsches geht, zeigen bereits praktizierte Eingriffe in die Fortpflanzung, z.B.
In-vitro-Befruchtung (Injektion von Spermien), Samenspende, Geschlechtswahl
(durch Separieren der Samenzelle) u.ä.
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Durch Gentechniken wären zum Beispiel möglich:
Embryonenteilung ó Erzeugung von Mehrlingen durch
Teilung eines embryonalen Zell –
Haufens
Kerntransfer von Embryonal – ó Einpflanzung eines embryonalen
zellen Zellkern in eine entkeimte Ei –
zelle
Kerntransfer von differenzier – ó Übertragung des Erbgutes einer
ten Zellen ausgewachsenen Zelle in eine
entkernte Eizelle.
Kerntransfer nach Genmanipula – ó Einbau eines fremden Gens in
tion den Zellkern, bevor dieser ver –
pflanzt wird.
Unser Genom beinhaltet etwa 200.000 Gene.
Etwas mehr als 7.000 sind schon nachgewiesen. Die Erforschung des menschlichen Erbgutes wird das medizinische Wissen in den nächsten Jahren entscheidend erweitern.
In der Medizin ist die Gentechnik der Hoffnungsträger für viele Menschen. Den größten Nutzen hat sie bislang bei der Produktion von Arzneimitteln und Impfstoffen erlangt, die heute dank der Gentechnik den Patienten in unbegrenzter Menge und mit oft größerer Wirksamkeit als bei herkömmlichen Methoden zur Verfügung stehen. Das gilt z.
B. für die gentechnische Herstellung von Insulin. Bisher wurde es aus den Bauchspeicheldrüsen von Schweinen und Rindern gewonnen. Nach der Entschlüsselung des Gens für menschliches Insulin kann das Hormon jetzt durch gentechnische Verfahren in größeren Mengen hergestellt werden mit dem Vorteil, dass es für viele Patienten verträglicher und wirksamer ist. Ein anderes Beispiel, das zeigt, wie die Gentechnik den Menschen hilft, ist der seit wenigen Jahren gentechnich hergestellte Blutgerinnungsfaktor VIII, der von Blutern benötigt wird. Wie aus vielen Schlagzeilen bekannt, konnte man sich bei Spenderblut z.
B. mit AIDS oderHepatitis infizieren. Mit Faktor VIII ist das Infektionsrisiko auf Null.
-2-Über 40 Arzneien und Gesundheitsmittel stehen schon zur Verfügung:
Insulin, Blutgerinnungsfaktor, Wachstumshormon, Antidepressiva,
Östrogenpräparate, medizinische Kaugummis,
entzündungshemmende Mittel, Fitmacher und Vitamine.
Generell lassen sich diese gentechnisch entwickelten Biopharmazeutika, die bislang aus menschlichen Geweben oder Körperflüssigkeiten wie Blut oder Urin isoliert werden und solche, die nicht in ausreichenden Mengen aus natürlichen Quellen isoliert werden können. Gentechnisch syntetisierte Pharmazeutika weisen einen höheren Standard in der Arzneimittelsicherheit auf als Produkte aus Blutkonserven, Urin und menschlichen Organen.
210 Arzneien sind derzeit in der Entwicklung, davon 65 für Tumor –therapien, 30 zur Behandlung von AIDS oder AIDS bedingter Krankheiten. Auch Fehler in den Erbanlagen selbst lassen sich mit Gensonden identifizieren. Dies macht eine frühzeitige Diagnose und damit auch eine rechtzeitig einsetzende Behandlung möglich.
Wie kaum ein anderer Bereich der Naturwissenschaften und der Medizin wird die Gentechnologie von Anfang an von einer heftig geführten Debatte begleitet. Schon ihre Pioniere dachten über die Bedeutung und die möglichen Gefahren ihres Handeln nach. So forderte Paul Berg und weitere prominente amerikanische Wissenschaftler 1974 ein Moratorium für molekulargenetische Experimente bis zur Klärung der damit verbundenen biologischen und medizinischen Risiken.
Dies führte im Februar 1975 zur Asilomar-Konferenz und zu Beschlüssen über Selbsteinschränkungen bei der Anwendung gentechnologischer Verfahren sowie zu eingehenden Sicherheitsvorschriften. Letztere wurden immer wieder den neuesten Erkenntnisstand angepasst und genießen heute praktisch weltweit Anerkennung. Genetische Untersuchungen müssen von einer genetischen Beratung begleitet sein, die vor, während und nach der Untersuchung sicherzustellen ist. Die Besorgnisse im Zusammenhang mit der Gentechnologie sind vielfältig. Man befürchtet, dass sie eingesetzt werden könnte, um Eigenschaften eines Menschen zu verändern und nicht zur Behandlung von schwerer Krankheit.
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”Eine der Krankenschwestern witterte eine einmalige Chance:
Der Basketballer Michael Jordan kam zur sportärztlichen Untersuchung auf ihre Station.
Heimlich schlich sie sich in den Proberaum und stahl ein paar Tropfen seines Bluts. Waren diese nicht weit aus kostbarer als Gold und Diamanten? Schließlich bargen sie das Erbgut jenes Ballvirtousen, der mit seiner Kunst jährlich `zig Millionen Dollar verdient. Die Diebin fand ein Käuferehepaar. Bald, so hofften die Abnehmer der Ware, dürften sie Michael Jordan ihren Sohn nennen; genauer dessen exakte Genkopie.”
Der Mann, der derlei Szenen ersinnt, ist kein Science-fiction Autor, sondern ein Wissenschaftler von Rang: Lee Silver befasst sich seit mehr als 20 Jahren mit Genetik und Reproduktion; er lehrt an der Princeton University.
Es wäre aber verhängnisvoll, die Chancen dieser neuen Techniken zu negieren und ihren Nutzen für die Lösung von anstehenden Problemen zu verkennen.
Die Gentechnik ist ein außerordentlich wertvolles Forschungswerkzeug, das in vielerlei Weise dem Wohl des Menschen dienen kann und insbesondere der Medizin neue Möglichkeiten der Therapie verschafft. Die Chancen zur Verbesserung der Lebensqualität der Menschen und zur Behebung oder Linderung von Krankheiten nicht zu nutzen, weil eventuell die Gefahr der mißbräuchlichen Verwendung besteht, wäre verfehlt und ethisch nicht zu rechtfertigen.
Quellenangaben:
Gentechnik – Chancen und Risiken, Bundesministerium für Gesundheit, Oktober 1993
Der Spiegel, Ausgabe 6/98
Internist, Ausgabe 35, S.172-177, Axel – Springer – Verlag, 1994
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