Essstörungen
Referat über Essstörungen
Gliederung:
1.) Essstörungen allgemein
2.) Magersucht
3.) Ess-Brech-Sucht
4.) Übergewicht
5.) Latente Esssucht
1.
) Essstörungen allgemein
Unter dem Begriff Essstörungen versteht man im wesentlichen vier Krankheitsbilder. Magersucht, Ess-Brech-Sucht, Übergewicht und Latente Esssucht. Die Abgrenzung der einzelnen Krankheiten ist schwierig, da die Übergänge fließend sind. Hat eine Patientin Magersucht, passiert es nicht selten, dass sie auch Essattacken bekommt. Seltener entsteht aus der Ess-Brech-Sucht jedoch eine Magersucht. Nicht ganz klar ist es jedoch bei latenter Esssucht, deren Symptome ähnlich wie bei der Ess-Brech-Sucht sind.
Es ist zu diesem Zeitpunkt nicht eindeutig zu klären, ob Latente Esssucht als neu diagnostische Kategorie zählt oder als Unterkategorie von Übergewicht anzusehen ist.
Dies sind alles Essstörungen, die vorwiegend in den Industriestaaten auftreten. In der dritten Welt gibt es auch noch Unterernährung.
2.) Magersucht
Magersucht wird auch Anorexia nervosa genannt. Magersüchtige Menschen sind auffallend dünn, das bedeutet jedoch nicht, das besonders schlanke Menschen automatisch magersüchtig sind.
Sie stehen nicht mehr im Kontakt zu ihrem Körper, wichtig ist ihr Kopf, der sie kontrolliert und steuert. Magersucht ist eine Seelenkrankheit, die den Körper als Ausdrucksmittel benutzt. Der Körper ist der Feind der betroffenen Menschen, der aus ihrer Sicht bekämpft werden muss. Die Kontrolle gibt ihnen das Gefühl, autonom und unabhängig zu sein. Die Betroffenen kochen oftmals viel und gerne für andere, essen selbst jedoch nichts oder täuschen das Essen nur vor. Magersucht tritt vor allem in und nach der Pubertät auf.
Die Betroffenen eifern einem Schönheitsideal nach. Ein Außenstehender würde sagen, magersüchtige Menschen kommen aus sehr harmonisch erscheinenden Familien. Sie hatten also in dieser überbehüteten Atmosphäre keine Chance, eine eigene Identität zu entwickeln. Im Verlauf der Erkrankung kapseln sich die Betroffenen immer stärker ab. Sie werden depressiv, was den Umgang mit ihnen schwer macht.
Es gibt keinen konkreten Zeitpunkt, an dem die Krankheit ausbricht, keinen, an dem sie geheilt ist; alles geschieht in einem langwierigen Prozess, baut aufeinander auf, ist miteinander verknüpft.
Insgesamt leiden mehr als 100.000 Mädchen und junge Frauen im Alter von 12 bis 25 Jahren unter Magersucht. Männer sind nur zu 5% betroffen.
Ein übertriebener Sparsamkeits- und Reinlichkeitssinn führen zu einer äußerst spartanischen Lebensweise. Die körperlichen Folgeschädigungen sind Absinken des Stoffwechsels, des Pulses, des Blutdrucks und der Körpertemperatur, was zu Müdigkeit, Frieren und Verstopfung führt. Trockene Haut und brüchige Haare zeigen die hormonellen Veränderungen an, die sich auch im Ausbleiben der Menstruation und im Extremfall in einer Veränderung der Körperbehaarung äußern.
Magersucht erkennt man unter anderem an folgenden Kriterien:
~ Gewichtsverlust von 20% vom Ausgangsgewicht innerhalb kurzer Zeit (2-3 Monate),
~ Gewicht liegt bis zu 50% unter dem Idealgewicht
~ Gewichtsverlust ist selbst herbeigeführt, z.B. durch:
~ streng kontrollierte und eingeschränkte Nahrungsaufnahme
~ übertriebene körperliche Aktivität
~ selbstherbeigeführtes Erbrechen oder abführen
~ ständiges, übertriebenes gedankliches Kreisen um Nahrung und Figur
~ Perfektionismus, Hyperaktivität
~ auch bei vorhandenem Untergewicht bezeichnen sich Betroffene als "fett"
~ extreme Angst vor Gewichtszunahme
~ fehlende Krankheitseinsicht
Bei Magersucht kann es sich um ein dramatisch verlaufendes Krankheitsbild handeln, das mit einer hohen Sterberate von ca. 10% verbunden ist.
Je früher man der Erkrankung den Kampf ansagt, um so besser sind die Chancen wieder gesund zu werden. Die durchschnittliche Krankheitsdauer beträgt drei Jahre.
Selbst nach mehreren Jahren Magersucht stehen die Chancen gut, wieder vollkommen gesund zu werden!
Die Krankheit hat sowohl körperliche als auch seelische Symptome, wodurch die Behandlung beide Gebiete abdecken muss. Aus diesem Grund sollte nicht nur ein Arzt befragt, sondern gegebenenfalls auch ein Psychologe bzw. ein Psychotherapeut zu Rate gezogen werden. Heilung ist ein schwieriger Prozess, der mehrere Monate oder auch Jahre dauern kann. Gut ist es, wenn der Heilungsprozess durch Selbsthilfegruppen, Familie und Freunde unterstützt wird. Normalerweise muss der Betroffene keine Medikamente einnehmen, außer es kommt zu körperlichen Komplikationen (z.
B. Kaliummangel, Magendarmträgheit). In Fällen mit ausgeprägter Depression werden jedoch vom Arzt Antidepressiva verschrieben.
3.) Ess-Brech-Sucht
Ess-Brech-Sucht ist besser unter dem Namen Bulimie (Bulimia nervosa) bekannt. Die Betroffenen sind eher unauffällig und meistens schlank.
Auch ihr Essverhalten ist in der Öffentlichkeit eher kontrolliert. Nach außen hin funktioniert alles perfekt. Bulimie ist eine schambesetzte und heimliche Essstörung. Die Betroffenen ekeln sich vor sich selbst, sie haben das Gefühl abnormal zu sein. Sie tun alles um ihre Essanfälle und das darauf folgende Erbrechen ungeschehen zu machen. Oft treiben sie im extremen Maße Sport, was zwar viele verwundert, aber nicht misstrauisch macht.
Im fortgeschrittenen Stadium kommt es vermehrt zur sozialen Isolation und depressiven Verstimmungen. Um ihren Heißhungerattacken nachgeben zu können, vernachlässigen die Betroffenen häufig jegliche Interessen und den Kontakt zu anderen Menschen.
Bulimie erkennt man unter anderem an folgenden Kriterien:
~ mindestens zwei Essattacken pro Woche über zwei Monate, Aufnahme großer Mengen Nahrungsmittel, das Gefühl, das Essverhalten während der Anfälle nicht unter Kontrolle halten zu können
~ im Anschluss "Ungeschehen-Machen" der Kalorienzufuhr durch Erbrechen ("Finger in den Hals"), Medikamentenmissbrauch (Abführmittel und/oder Entwässerungstabletten) und/oder Diät-/Fastenphasen und/oder übermäßige körperliche Betätigung, andauernde übertriebene Beschäftigung mit Figur und Gewicht
~ krankhafte Furcht davor dick zu werden, scharf definierte sehr niedrige persönliche Gewichtsgrenze
körperliche Folgeschäden von Bulimie sind unter anderem:
~ Schwellung der Speicheldrüsen
~ Zahnschmelzschäden
~ Speiseröhreneinrisse
~ Magenwandperforation
~ Elektrolytenentgleisungen = Nierenschäden und Herzrhytmusstörungen
~ Menstruation bleibt aus
Bedingt durch den hohen Nahrungsmittelkonsum und den Ausgaben für Abführmittel kommt es außerdem oft zu finanziellen Schwierigkeiten!
Gefährdet sind Menschen, in deren Familien vorher schon einmal Suchtverhalten aufgetreten ist, ein weiterer Hinweis ist eine Neigung zu übertriebenem Perfektionismus, der dann im Verlauf der Bulimie noch stärker wird und die Betroffenen nicht nur im Hinblick auf ihre Figur, sondern in allen Lebensbereichen wie z.B. Schule, Ausbildung, in der Rolle als Mutter, Ehefrau, Freundin, etc. quält.
Obwohl die Fassade lange Zeit stimmt, ist das Selbstwertgefühl der Betroffenen sehr schwach ausgeprägt, ihre Identität ist oftmals nur verschwommen.
Betroffene haben nicht gelernt, ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen und gegenüber anderen zu vertreten. Außerdem leiden sie unter starken Abhängigkeitsgefühlen sowie großen Verlust- und Trennungsängsten. Sie orientieren sich stark an anderen. Das mangelnde Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen bewirken depressive Phasen so wie emotionale Leere, Hilflosigkeit und Anspannung.
Die Schwelle zu Essstörungen, aus der sich die Betroffenen ohne fremde Hilfe kaum noch befreien können, ist schnell überschritten.
Am Anfang der Krankheit stehen der Wille, schlank zu werden oder eine extreme Diät. Die Medien sind oft stark an diesem Wunsch beteiligt.
4.) Übergewicht oder Adipositas
Obwohl die Begriffe Adipositas und Übergewicht oft synonym verwandt werden, bezeichnen sie nicht dasselbe. Adipositas liegt nur bei einem beträchtlichen Übergewicht vor, bei einem BMI von mehr als 30. Zum BMI sage ich später noch etwas (FOLIE!).
Übergewichtige Kinder wachsen häufig in einem entmutigten Erziehungsklima auf. Sie werden in ihren Fähigkeiten unterschätzt und ihre Mobilität wird nicht ausreichen gefördert. Der natürliche Bewegungsdrang von Kindern benötigt Spielräume. Gegessen wird aus Langeweile, Ärger, Frust aber auch aus Freude. Sie essen statt zu fühlen!
Charakteristisch für Übergewichtige ist:
~ bei manchen Betroffenen war es schon in der Herkunftsfamilie Tradition, Essen als Belohnung einzusetzen, so dass diese Menschen später im Essen auch die einzige Möglichkeit sehen, sich etwas Gutes zu tun
~ auf ähnliche Weise kann gelernt worden sein, bei Einsamkeit, Langeweile, vor Spannungsabfuhr, bei Frustration jeglicher Art oder Beseitigung von innerer Leere zu essen
~ bei manchen Menschen hat Dicksein die Funktion des emotionalen Schutzes und der Abgrenzung
~ bei Männern wird Dicksein mitunter mit Mächtigsein assoziiert
~ auch die zahlreichen Mythen und Vorurteile über gutes Essen und dicke Menschen können Einfluss haben (~ Wer arbeitet muss auch essen. ~ Die Nerven müssen in Fett schwimmen.
~ Liebe geht durch den Magen.)
Übergewichtig sein hat unter anderem etwas mit genetischen Veranlagungen sowie auch rein körperlichen Faktoren zu tun.
Der Körper scheint die Tendenz zu haben, sich auf ein für ihn optimales Gewicht (welches in den seltensten Fällen dem Modegewicht entspricht), den so genannten Set-Point einzupendeln. Eine Verschiebung des Set-Points scheint außergewöhnlich schwierig.
5.) Latente Esssucht
Betroffen sind Menschen, die ständig Probleme mit ihrem Gewicht haben, die immer wieder eine Diät ausprobieren und anschließend wieder zunehmen.
Die latente Essucht ist häufig der Einstieg in eine wirklich massive Essstörung. Weil nach jeder Diät das Gewicht wie vorprogrammiert wieder nach oben schießt, besteht die Gefahr, dass die Betroffenen irgendwann den Entschluss fassen, das nächste mal noch strikter zu hungern oder nach dem Essen zu erbrechen. Das wäre dann der Einstieg in die Bulimie.
Diagnosekriterien für latente Esssucht:
~ hohe Gewichtsschwankungen innerhalb kurzer Zeit (z.B. 5 kg in zwei Wochen)/ Jojo-Effekt
~ ständige Auseinandersetzung mit dem Körpergewicht
~ Angst vor einer Gewichtszunahme
~ fehlendes Vertrauen in die eigenen Bedürfnisse und Körpersignale
~ Wechsel zwischen Zuviel-Essen und Diät-Halten
Die meisten Esssüchtigen sind schon als Kind pummelig gewesen.
Die Betroffenen wirken nach Außen hin eher unauffällig, nett und hilfsbereit. Doch im Innern sieht es ganz anders aus, sie werden häufig von Minderwertigkeitsgefühlen geplagt, von Schuldgefühlen und Einsamkeit. Schuldgefühle jeglicher Art kennzeichnen das Gefühlsleben der Betroffenen. Ihr Alltag wird vom Essen geprägt, da sie hier das Gefühl haben, nicht zu kurz zu kommen. Essen ist für sie häufig die einzige Freude und der einzige Trost. Unzählige Diätversuche führen zu Resignation.
Immer wiederkehrende Essattacken und die darauffolgenden Schuldgefühle und Vorwürfe werden wieder mit Nahrung wettgemacht und schließen den Kreislauf.
Latente Esssucht wird auch Binge Eating Disorder (BED) genannt und ist gekennzeichnet durch übermäßige Nahrungsaufnahme. Aufgrund der hochkalorischen Nahrung steigt das Risiko Übergewicht zu entwickeln und ist daher in der Regel mit Übergewicht verknüpft. Regelmäßige Essanfälle die mindestens zweimal wöchentlich in einem Zeitraum von sechs Monaten auftreten, kennzeichnen dieses Krankheitsbild. Weitere Merkmale die diese Krankheit prägen, sind das übermäßig schnelle Essen, Essen bis zu einem unangenehmen Völlegefühl, Essen ohne Hunger zu haben, heimliches Essen aus Schamgefühl, Ekel und Schuldgefühle nach dem Essen. Neben körperlichen Folgeschäden ist BED häufig mit psychischen Störungen wie Depressionen, Angstzuständen und Persönlichkeitsstörungen verbunden.
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