Ösophagusvarizenblutung
Ösophagusvarizenblutung
Gliederung:
1. Anatomie der Speiseröhre
2. Definition von Ösophagusvarizen
3. Schweregrade von Ösophagusvarizen
4. Diagnostik
5. Ursache
6.
Symptome
7. Therapie
8. Maßnahmen bei akuter Blutung
9. Komplikationen
Anatomie der Speiseröhre
Der Ösophagus ist ein ca. 25 cm langer Muskelschlauch der Rachen und Magen miteinander verbindet.
Er zieht hinter der Trachea durch das Mediastinum durch das Zwerchfell in den Magen.
(Folie)
Schichten vom Ösophagus im Querschnitt (Folie)
⇨ Mukosa mehrschichtig unverhorntes Plattenepithel
⇨ Submukosa lockeres Bindegewebe mit Gefäße und Drüsen
⇨ Muskularis innere Ringmuskulatur, äußere Längsmuskulatur
Oberer Teil = quergestreift; Mittlerer Teil = quergestreift/glatt
Unterer Teil = glatte
Für Peristaltik
Die drei Engstellen (Folie)
⇨ Obere Enge durch Ringknorpel des Kehlkopfes
⇨ Mittlere Enge durch Aortenenge
⇨ Unter Enge durchtritt durch das Zwerchfell
Definition
Ösophagusvarizen sind erweiterte submuköse Venen im Ösophagus
Schweregrad(Dias)
Ösophagusvarizen werden in 3 Schweregrade eingeteilt
I. Grad vergrößerte Oberflächenvenen der Submukosa
II. Grad deutliches Vorspringen in das Lumen
III. Grad massive Einengung des Lumens
Diagnostik
Í Zufallsbefund von Ösophagusvarizen
o Bei Sonographie von der Schilddrüse
o Bei Gastroskopie
o Bei der Differentialdiagnose von Magenulcus, Ösophagitis
Ursache
Alkoholabusus Leberverfettung Leberzirrhose Pfortaderhochdruck
Leberverfettung
Verfettung der Leberzellen, Alkohol wird vorrangig abgebaut und Fett in der Leber gespeichert, nach Alkoholabbau wird dann Fett abgebaut
Leberzirrhose
Narbengewebe schädigt die Struktur der Leber und versperrt / verhindert den Blutfluss durch das Organ
Verlangsamung der Verarbeitung von Toxinen, Hormonen, Nährstoffen
Verlangsamung der Produktion von Proteinen
Pfortaderhochdruck(Bild)
Die Ansammlung von Bindegewebe in der Leber engt die Blutgefäße ein oder schnürt sie ab.
Das Blut kann nicht mehr ungehindert durch die Leber strömen, dadurch entseht der Pfortaderhochdruck
Der Blutstau führt zu
- Splenomegalie mit vermehrtem Abbau von Blutkörperchen
- Ausbildung von Umgehungskreisläufen
Wichtiger Umgehungskreislauf
- Gefäßflechten der Speiseröhre die sich zu Krampfadern erweitern, die sich in die Lichtung der Speiseröhre wölben
Symptome
L Beschwerden der Leberzirrhose
- Abgeschlagenheit
- Schlechter Allgemeinzustand
- Müdigkeit
- Gewichtsverlust
- Im fortgeschrittenem Stadium Ikterus, Aszites, delirante Zustände
L Ösophagusvarizen
- verursachen selbst keine Beschwerden
L Ösophagusvarizenblutung
- Übelkeit (Magen füllt sich zuerst mit Blut)
- Schwallartiges Erbrechen von hellrotem Blut
- Teerstuhl ("verdautes Blut")
- Schockzustand (hoher Blutverlust)
Therapie
Sklerosierung
Eine Mischung aus Histoacryl und Lipidol wird direkt in das blutende Gefäß injiziert, dort kommt es zur harzartigen Veränderung der Lösung und zum kompletten Ausguss der erweiterten Vene, Gefäßverschluss
- wird selten gemacht, weil nicht jede Größe der blutenden Varizen behandelbar ist
Gummibandlingatur(Bild)
Wird gemacht, wenn dir Blutung steht, z.B.
nach Kompressionssonde
Varize wird in einen auf das Endoskop aufgestreckten Konus angesaugt und durch Abwurf eines Gummibandes unterbunden
- primäre Blutstillung, Verhinderung neuer Blutung
Ösophaguskompressionssonden(Anschauungsmaterial)
Zur Blutstillung bei blutenden Ösophagusvarizen
- Sengstaken Blakemore Sonde
- Linton Nachlas Sonde
TIPSS
Ist ein interventionelles radiologisches Verfahren bei wiederholten Varizenblutungen
Bei einem TIPSS - Vorgehen wird von der V. Jugularis (Transjugulär) aus ein Drain in der Leber platziert (Intrahepatisch) und dadurch eine Entlastung des Pfortaderkreislaufes (Porto) mit einem Bypass in den großen Blutkreislauf (Systemisch) durch Einlage eines kleinen Röhrchens (Shunt) bewirkt
Pflegemaßnahmen
Bei akuter Blutung
Pflegerisch
I Arzt informieren
I Vitalzeichenkontrolle
I Wenn möglich sofort endoskopische Diagnostik einleiten
Ärztlich
I Wenn Endoskopie nicht verfügbar, Kompressionssonde legen und Kreislauf stabilisieren, Verlegung in geeignete Klinik
I i.v. Zugang legen, ggf. ZVK
I Labor: Blutbild, Blutgruppe, Kreuzblut, Gerinnungsfaktoren, Leberwerte, Elyte, Krea, BZ, (Blutkonserven bestellen)
I Pfortaderhochdruck medikamentös mit ß - Blockern senken nach AAO
I Hb + Hämatokrit + Gerinnungsfaktoren Kontrollieren (alle 4h)
Pflege
Í Flüssige und breiige Kost (Brot kann die Varizen verletzen)
Í Bei liegender Senkstaken Sonde => parenterale Ernährung
Í Auf Alkohol-, Nikotin- und Koffeinkarenz achten
Í Ggf. Endoskopievorbereitung
Í Ggf.
Opvorbereitung
Í Assistenz beim Legen von Ösophaguskompressionssonde
Í Schockbehandlung
Í Infusionen anhängen und überwachen
Í ZVD messen
Í VZ - Kontrollen halbstündlich, Temperatur Kontrolle zweistündlich, Bewusstseinskontrolle
Í Unterstützung bei allen ATL's wo Patient Hilfe benötigt
Komplikationen
Bei Kompressionssonde
⇨ Asphyxie Sondendislokation und dadurch Verlegung von Trachea und Larynx
⇨ Aspirationspneumonie Aspiration von Speichel und Blut von nicht ausreichend komprimierten Ösophagusvarizen
⇨ Ösophagusruptur zu hoher Druck vom Ballon oder Aufblasen des Magenballons im Ösophagus
⇨ Kardiaruptur Riss im Mageneingang durch Lageveränderung des Magenballons
⇨ Druckulzera Ösophagitisgefahr durch mangelnde Druckentlastung und/oder unruhiger Patient
Ösophaguskompressions- Sonden
Ösophaguskompressionssonden werden zur Blutstillung bei blutenden Ösophagus- oder Magenfundusvarizen eingesetzt, wenn eine endoskopische Sklerosierung nicht möglich ist. Man unterscheidet die Sengstaken-Blakemore-Sonde und die Linton-Nachlas-Sonde
Sengstaken - Blakemore - Sonde
Í Ist eine dreilumige Doppelballonsonde aus Gummi oder Vinyl und ist ca. 70cm lang
Í Zwei der Lumina führen zu den Ballons
o Ein Lumen führt zum großem ca. 20cm langen Ösophagusballon zur Kompression blutender Ösophagusvarizen, Im Notfall kann der Ösophagusballon mit Luft gefüllt werden. Steht die lebensgefährliche Blutung, muss der Druck im Ösophagusballon exakt reguliert werden (35 - 45 mmHg muss alle 15min über Manometer kontrolliert werden)
o Das andere Lumen führt zum Magenballon zur Fixation der Sonde. Der Magenballon wird mit Luft geblockt, die durch eine Spritze über den Luer-Steck-Ansatz eingebracht wird.
o Das dritte Lumen führt zu dem in den Magen hineinragenden Sondenabschnitt, durch sie kann blutiger Mageninhalt abgesaugt und Nahrung zugeführt werden
Material
Í Alle Materialien zum Legen einer Magensonde ( Händedesinfektionsmittel, unsterile Handschuhe, Bettschutz, Sonde, Nierenschale + Zellstoff, Schleimhautanästhetikum, Stethoskop)
Í Großlumige Spritze (mind. 50ml)
Í Klemme
Í Schaumstoffpolster und Pflaster
Í Absauggerät mit Zubehör
Í Handpumpe, Manometer nach Recklinghausen
Í Blutdruckgerät zur Vitalzeichenkontrolle
Vorbereitung
Í Vorbereitungen wie bei einer Magensonde treffen
Í Vor dem legen einer Ösophaguskompressionssonde überprüfen, ob die Lumina durchgängig und die Ballons dicht sind, Anschließend die Luft aus den Ballons absaugen und mit Klemme schließen
Durchführung
Í Legen der Ösophaguskompressionssonde durch den Arzt, Pflegekräfte assistieren
Í Lage kontrollieren, in der Regel durch Bildwandler
Í Magenballon mit 100 - 150 ml Luft füllen
Í Ansatz zum Magenballon sofort zwischen angesetzter Spritze und Pilotballon abklemmen
Í Evtl. Mageninhalt über das Magensondenvolumen absaugen
Í Sonde vorsichtig zurückziehen, bis Widerstand spürbar ist
Í Manometer nach Recklinghausen und Handpumpe am Ansatz zum Ösophagusballon befestigen
Í Sonde an der Nase fixieren und im Nasenbereich mit einem Polster aus Schaumstoff unterlegen
Í Ösophagusballon aufpumpen, bis der angeordnete Druck erreicht ist
Í Ansatz zum Ösophagusballon zwischen aufgesetztem Manometer und Pilotballon abklemmen
Í Vorgang dokumentieren
Í Nach spätestens drei Tagen Kompression aufheben
Pflege
Í Engmaschige Druckkontrollen. Alle 6Std. Absenken des Drucks im Ösophagusballon auf 0 für 5 min. (AAO)
Í Blutungskontrolle durch halbstündliches oder stündliches Spülen des Magens mit Wasser über Magenzugang
Í Evtl.
Erhöhung des Drucks im Ösophagusballon
Í Aspirationsprophylaxe bei Sonden ohne proximales Ösophaguslumen: Alle 30Minuten absaugen des Speichels aus dem Mund - Rachenraum ansprechbare Patienten ggf. dazu anhalten, den Speichel auszuspucken
Í Regelmäßige Lagekontrolle, weitere Pflegemaßnahmen wie bei Magensonde
Í Engmaschige Vitalzeichen Kontrolle. Ständige Nähe von Pflegeperson
Entfernen der Sonde
Í Steht die Blutung bei einem intraösophagealen Druck von 25 - 30 mmHg, Kompression für weitere 12h belassen
Í Pflasterfixierung lösen
Í Luft aus dem Ösophagusballon ablassen. Den Patienten beim Entblocken des Ballons schluckweise Tee trinken lassen, um Verklebungen zu lösen
Í Sonde bei geblocktem Magenballon ein kleines Stück in den Magen vorschieben, neu fixieren und mindestens 4h, maximal 24h in dieser Lage belassen
Í Einmalhandschuhe anziehen, Sonde mit Wasser durchspülen (Magensaft führt zur Schleimhautreizung), Sonde verschließen, Sonde zügig herausziehen, Handschuh darüberstülpen und entsorgen, Pat. Mund ausspülen lassen, Nasenpflege, Pflasterreste entfernen
Linton - Nachlas - Sonde
Í Ist eine dreilumige Einballonsonde
Í Ein Lumen dient dem Aufblasen des birnenförmigen Magenballons mit einem Fassungsvermögen von ca. 600ml
Í Die anderen zwei Lumina ermöglichen zur Lokalisation der Blutung eine getrennte Aspiration aus Magen und Ösophagus.
Material
Í Alle Materialien zum Legen einer Magensonde
Í Großlumige Spritze (mind. 50ml)
Í Klemme
Í Schaumstoffpolster und Pflaster
Í Absauggerät mit Zubehör
Vorbereitung
Í Vorbereitungen wie bei einer Magensonde treffen
Í Vor dem legen einer Ösophaguskompressionssonde überprüfen, ob die Lumina durchgängig und die Ballons dicht sind, Anschließend die Luft aus den Ballons absaugen und mit Klemme schließen
Durchführung
Í Legen der Ösophaguskompressionssonde durch den Arzt, Pflegekräfte assistieren
Í Lage kontrollieren, in der Regel durch Bildwandler
Í Ballon mit 400 - 700ml Luft füllen
Í Ansatz zum Magenballon sofort zwischen angesetzter Spritze und Pilotballon abklemmen
Í Evtl. Mageninhalt über das Magensondenvolumen absaugen
Í Sonde vorsichtig zurückziehen, bis Widerstand spürbar ist
Í Ggf. Zugseil an der Sonde einhaken (wird sehr selten gemacht)
Í Sonde an der Nase fixieren und im Nasenbereich mit einem Polster aus Schaumstoff unterlegen
Í Vorgang dokumentieren
Í Sonde nach 36h ziehen
Pflege
Í Blutungskontrolle durch halbstündliches oder stündliches Spülen des Magens mit Wasser über Magenzugang
Í Bei Extension evtl. Erhöhung des Zugs auf die Sonde
Í Aspirationsprophylaxe bei Sonden ohne proximales Ösophaguslumen: Alle 30Minuten absaugen des Speichels aus dem Mund - Rachenraum ansprechbare Patienten ggf. dazu anhalten, den Speichel auszuspucken
Í Regelmäßige Lagekontrolle, weitere Pflegemaßnahmen wie bei Magensonde
Í Engmaschige Vitalzeichen Kontrolle.
Ständige Nähe von Pflegeperson
Entfernen der Sonde
Í Bei bestehender Extension Gewichte pro Stunde um 100g verringern
Í Erst Luft aus dem Ballon ablassen, wenn alle Extensionsgewichte entfernt sind (100ml pro Std.) um ein Verrutschen des Ballons mit Kompression der Luftwege zu vermeiden
Í Sicherstellen, dass sich kein Blut im Aspirat von Magen oder Ösophagus befindet
Í Einmalhandschuhe anziehen, Sonde mit Wasser durchspülen (Magensaft führt zur Schleimhautreizung), Sonde verschließen, Sonde zügig herausziehen, Handschuh darüberstülpen und entsorgen, Pat. Mund ausspülen lassen, Nasenpflege, Pflasterreste entfernen
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