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  Neozoen - eingeschleppte tiere oder pflanzen

Neozoen - eingeschleppte Tiere oder Pflanzen   Gliederung:   Begriffsklärung       1.1.  Kartoffelkäfer 1.2.  Reblaus Allgemeine Situation direkte / indirekt Mitwirkung des Menschen Artvermischung Nutzen oder Schaden   Begriff: Der Begriff Neozoen entstand in Anlehnung an das ältere "Neophyten" der Botanik für eingeschleppte Pflanzen und bezieht sich auf Tiere aller Art. (Er soll die ursprünglich gebrauchten Begriffe invader, intruder, Invasoren, Eindringlinge, Einwanderer, Fremdlinge, Exoten, Eingeschleppte, allochthone, nicht heimische (Arten) von ihrer aggressiven Schärfe ersetzen.

Denn die Übertragung auf den Umgang mit einwandernden Menschen liegt zu nahe.)   Der Kartoffelkäfer (Leptinotarsa decemlineata ) ursprüngliche Heimat Nordamerika, wo der Käfer nur auf wilden Nachtschattengewächsen lebte und nach Einführung des Kartoffelanbaues auf diese Pflanze überwechselte 1874 einige Exemplare nach Europa verschleppt Überwinterung der Tiere in der Erde in ca 60 cm Tiefe durch intensive Maßnahmen immer wieder ausgerottet seit 1922 invasionsartige Ausbreitung in ganz Europa (Irland   Die Reblaus ( Viteus vitifolii ) 1860 mit Rebsendungen aus dem Osten Nordamerikas nach Europa eingeschleppt wenige Jahre später Ausbreitung auf den Reben in England und Frankreich nach ca 20 Jahren waren etwa 20% der Weinanbaufläche in Frankreich zerstört. Begünstigung der Ausbreitung durch Nutzung ökologischer Nische in Deutschland Fortpflanzung durch unterirdisch lebende Wurzelläuse durch Aufpfropfung (Veredelung) europäischer Reben auf blattlausresistente amerikanische Wurzelstöcke >Massenvermehrung verhindert     Allgemein: In den letzten Jahrhunderten, besonders jedoch in den letzten Jahrzehnten, wurde die mitteleuropäische Pflanzen‑ und Tierwelt zunehmend mit "neuen Arten" angereichert. Diese Pflanzen und Tiere ‑ zu denen natürlich auch die Fische gehören‑, wurden bewußt oder unbewußt in unsere Gegend importiert.   Bewusst, weil man sich von diesen einen wirtschaftlichen, finanziellen oder züchterischen Vorteil erhoffte.   Unbewusst, weil viele von ihnen rein zufällig, ungewollt oder unbemerkt mit anderen Gütern, Früchten oder sonstigen Waren, per Schiff, Flugzeug oder sonst wie, zu uns kamen.

      Direkte oder indirekte Mitwirkung des Menschen für das Auftreten einer Tierart in einem Gebiet kann u.a. sein:   -          bewußte Einbürgerung (z.B. Mufflon Ovis ammon musimom) -          unbeabsichtigte Einschleppung mit Waren (z.B.

Kartoffelkäfer Leptinotarsa decemlineta) -          Entweichen aus Haltungen (z.B. Nutria Myocastor coypus) -          Vernichtung von Ausbreitungsbarrieren z.B. durch Kanalbau (z.B.

Dreikantmuschel Dreissena polymorpha).   Im Gegensatz dazu steht die natürliche Einwanderung (Vor drei Jahrmillionen kam z.B. durch die sich schließende mittelamerikanische Landbrücke ein gewaltiger inneramerikanischer Artenaustausch zustande (scheinbar ohne größere Probleme hervorgerufen zu haben); (Südamerika gehört seither zu den artenreichsten Kontinenten).).     Wenn man die Sache etwas genauer betrachtet, so gibt es eigentlich relativ wenig Pflanzen oder Tierarten, die echt heimisch, d.

h. schon seit Jahrtausenden, hier sind. Die Wissenschaftler bezeichnen nur Pflanzen und Tiere so, die nach der Entdeckung Amerikas, also seit dem Jahr 1492 direkt oder unter anderen Umständen zu uns gelangt sind und nun hier "wild" leben. Vor 1492 eingeführte oder eingeschleppte Tiere werden als Archäozoen bezeichnet. Beispiele für Archäozoen bei uns sind die Hausmaus Mus musculus und das Heimchen Achaeta domestica.     - "Wild leben" bedeutet, daß die Art seit mindestens 25 Jahren oder mindestens 3 Generation hier ist,       existiert und sich auch von selbst vermehrt.

  - Keine Neozoen sind jene Arten, die bei uns ausgerottet worden sind und nun wieder angesiedelt   werden sollen, z.B. Luchs, Wolf, Biber usw.   - Ein großer Teil wurde zunächst wirtschaftlich oder züchterisch genutzt, gelangte in Freiheit und wilderte dann aus.   - Beabsichtigt für jagdliche Zwecke wurden z.B.

Mufflon, Darawild, Sikawild u.a. eingeführt. Die Männchen dieser Arten haben schöne Geweihe, die als Jagdtrophäe sehr beliebt sind.   - Zur Zucht oder wirtschaftlichen Vorteil eingeführt wurden z.B.

Waschbär (Felle) Bisam, Nutria, zunächst alle sehr geschätzt wegen ihres Felles. Inzwischen wurden sie aber zur Plage und rotten einheimische Arten aus.   - Aber auch Fische wurden eingeführt, denken wir nur an die Regenbogenforelle, den Zander, den Schwarz‑, Forellen‑ und Sonnenbarsch, den Zwergwels, Goldfische oder Grasfische.   >Artvermischung   Ökologische Effekte: - Konkurrenz - Veränderung von Funktionen im Ökosystem (Veränderung von Energie- und Stoffkreisläufen (z.B.   durch Eingriffe in Mineralisierungsprozesse), Änderung des Ressourcenverbrauchs (z.


B.    Wasserverbrauch, Förderung der Bodenerosion)) - Aussterben einer einheimischen Art (an einem Ort oder generell) - genetischer Transfer (von der Entstehung von Hybridzonen bis zum Auslöschen heimischer allelischer Diversität) - Homogenisierung der Ökosysteme - toxische und allergene Wirkungen - Erschließung neuer Lebensräume (z.B. durch Salz- und Kälteresistenz) Wirtschaftliche Effekte: - Behinderung von Wirtschaftsarten - Verlust genetischer Grundlagen für die Züchtung - Entstehung neuer Arten- Übertragung von Krankheiten - Behinderung / Bereicherung der Erholungsnutzung - Behinderung im Verkehrsbereich (z.B. Schiffahrt)         Nutzen oder Schaden?:   Der Nutzen, Schaden, die Veränderung der einheimischen Ökosysteme, der Einfluß auf den Menschen, Tiere und Pflanzen durch die neuen Arten wurden von Wissenschaftlern, Jägern, Fischern, Landwirten und anderen Naturschutzorganisationen schon immer sehr kontrovers diskutiert.

  Die Meinungen gehen von einer völligen Ablehnung bis hin zur totalen Akzeptanz, je nach der jeweiligen Nutzungs‑ oder Vorteilsanschauung, aber auch je nach Blindheit und Uneinsichtigkeit. Einige Arten sind uns, jedenfalls breiten Bevölkerung, willkommen, andere werden abgelehnt.   Nachteile:   Die Arten gelten als problematisch oder nicht willkommen, wenn sie folgende Kriterien erfüllen:   1. sie gefährden oder verdrängen einheimische Arten Neue Arten verdrängen heimische Arten, können die völlig ausrotten, z.B. das Grauhörnchen (aus Amerika) verdrängte in England das Eichhörnchen, die Regenbogenforelle verdrängt die Bachforelle.

Räuberische Tiere verdrängen durch Fraßdruck, z.B. Mink verdrängt Vogelkolonie Pflanzen >die unmittelbare Tierwelt.   2. sie verändern heimische Ökosysteme Durch neue Arten wurden Landschaften oder die Tierwelt verändert. So wurden wegen des Fasans viele Greifvögel (Jagd) getötet.

  Der Lachskrebs wurde in den Lake Montan in USA ausgesetzt, damit die dortigen Lachse auch gut zu fressen haben. Die Lachse fraßen aber ihre "alte" Nahrung Weiter, diese wurde nun immer weniger und total verdrängt. Die Lachse wanderten ab. Im Jahre 1985 wurden dort noch über 100 000 Lachse gefangen, 1990 kein einziger mehr. Auch andere Tierarten, wie Fischadler, Bär und Otter mußten sich andere Lebensräume suchen, sie hatten nichts mehr zu fressen.   Der Nilbarsch, dort sehr großwüchsig, wurde in den Viktoriasee eingebürgert mit dem Erfolg, daß er dort das gesamte System veränderte, viele Fischarten starben aus.

  3. sie richten wirtschaftlichen Schaden an Der wirtschaftliche Schaden ergibt sich meist aus den hohen Kosten zur Bekämpfung Reblaus, Kartoffelkäfer, Wanderratten‑ und im Wald die Tannentrieblaus, das Mufflon und Damwild (Verbiss). Landwirtschaftliche Schäden durch den Bisam (Höhlenbau).   4. sie gefährden die Gesundheit des Menschen Es gibt eigentlich nur wenige Arten, die den Menschen direkt gefährden können wie z.B.

Wanderratten (Pest, Gelbsucht), verschiedene Ameisen und Spinnen durch Stiche und als Plage.   5. sie schleppen Krankheiten und Parasiten ein Bisam richten nicht nur großen Schaden an, sie übertragen (von seiner Nahrung her) auch den Fuchsbandwurm. Jungaale aus Asien haben Fadenwürmer, die dem europäischen Aal sehr zu schaffen machen.   6. sie führen zu Beeinträchtigungen der Jagd und Fischerei.

Grasfische zerstören Laich‑ , Nahrungs‑ und Schutzplätze, Marderhund und Waschbär fressen Waldhühnerarten und übertragen die Tollwut.     Vorteile:   Wirtschaftlich erwünscht war natürlich die Einführung und Einbürgerung von Nutztieren   z.B.  für jagdliche Zwecke und Nahrung das Damwild, Mufflon und Fasan und für die Fischerei, die Fischzucht und als hochwertiges Lebensmittel die Regenbogenforelle, den Zander, den Saibling. Neozonen in Deutschland Mit Bearbeitungsstand vom März 2000 wurden 1.123 Neozoen für Deutschland nachgewiesen.

Die Zuerkennung des Status "etabliert" (fester Bestandteil der Gebietsfauna) erfolgte restriktiv. Daraus ergaben sich: 262    etablierte Neozoen 861    (noch) nicht etablierte Neozoen. Von allen Neozoenarten waren 536 Insekten (48 Prozent), die erwartungsgemäß den größten Anteil stellen. Deutschland ist mit dem Beitritt zum Übereinkommen über die biologischen Vielfalt u. a. die Verpflichtung eingegangen, ".

..soweit möglich und sofern angebracht, die Einbringung gebietsfremder Arten, welche Ökosysteme, Lebensräume oder Arten gefährden, zu verhindern, und diese Arten zu kontrollieren oder zu beseitigen".Ähnliche Verpflichtungen bestehen auch auf Grund anderer internationaler Übereinkommen.   Wörter: 1238  

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