Schlaganfall
Schlaganfall
Was ist ein Schlaganfall?
Aufgrund der wachsenden Zahl älterer Menschen und der zunehmenden Bedeutung und Verbreitung der Risikofaktoren wird die Zahl der von Schlaganfällen Betroffenen immer größer. Trotz dieser Häufigkeit wissen fast zwei drittel der Bevölkerung kaum etwas über die Risikofaktoren und Frühwarnsymptome des Schlaganfalls.
Der Schlaganfall ist eine Durchblutungsstörung des Gehirns. Diese wird verursacht durch eine Mangeldurchblutung (ein zum Gehirn führendes Gefäß ist verstopft) oder durch eine Blutung (ein plötzlicher Riss in einem Blutgefäß, das zum Gehirn führt).
So kommt es zu einem Sauerstoff- und Nährstoffmangel im Gehirn, wodurch die Nervenzellen zugrunde gehen. Die Sauerstoffmangelversorgung ist deshalb so schwer wiegend, weil jede Aufnahme und Bewertung von Sinneseindrücken, das Heranziehen von Erinnerungsbildern, die Planung und Ausführung von Bewegungen und sprachlichen Äußerungen auf das Funktionieren von Gehirnnervenzellen angewiesen ist.
Die verschiednen Bereiche im Gehirn haben alle andere Aufgaben zu erfüllen und stehen mit anderen Bereichen in Verbindung (s. Abbildung).
Blick auf die linke Großhirnhälfte mit den Bereiche, die oft vom Schlaganfall betroffen sind.
Entstehung eines Schlaganfalls
Jede Zelle des Körpers braucht Sauerstoff zum Leben. Dieser wird im Blut in den Blutgefäßen (Adern oder Arterien) transportiert und bis zu den Zellen geleitet. Ist die Durchblutung der Zellen auf Dauer gestört, so sterben sie ab, was man als Infarkt bezeichnet.
Das Absterben von Zellen hat je nach Ort der Durchblutungsstörung (im Herzen, in der Lunge, im Gehirn) und der Anzahl der betroffenen Körperzellen sehr unterschiedliche Folgen. Die schwerste Folge einer Mangeldurchblutung des Gehirns ist der Schlaganfall.
Zwei Ursachen können einer solchen Durchblutungsstörung zugrunde liegen:
Verschluss eines Blutgefäßes
Blutung im Gehirn
Weißer Infarkt (Mangeldurchblutung)
Roter Infarkt (Blutung)
Der Verschluss eines Blutgefäßes durch ein Gerinnsel (Thrombus) führt zum so genannten "weißen Infarkt". Dieser weiße Infarkt ist bei etwa 80 Prozent der Schlaganfälle ursächlich. Viel seltener dagegen ist der "rote Infarkt", hier durch einen Einriss der Gefäßwand einer Hirnarterie dargestellt. Blut strömt aus dem Gefäß und drückt die Nervenzellen ab.
In dem dargestellten Beispiel wäre der Patient halbseitig gelähmt, hätte Gefühlsstörungen auf dieser Seite, könnte wahrscheinlich nicht sprechen, lesen und schreiben.
Risikofaktoren, die den Schlaganfall begünstigen
Warnsignale eines Schlaganfalls
Wichtige Warnsignale sind Sehstörungen, Sprachstörungen, Taubheitsgefühle, Lähmungen, Schwindel und ungewöhnlich starke Kopfschmerzen. Sollte eins dieser Warnsignale auftreten müssen sie unverzüglichen einen Arzt aufsuchen, denn bei zu später Einkunft kann auch er nicht weiter helfen.
Sehstörungen können in ganz unterschiedlicher Form auftreten. Es kann sein, dass ein Auge plötzlich vorübergehend erblindet. Auch können Einschränkungen des Gesichtsfelds vorkommen.
Dabei verdunkeln sich die Randbereiches des Blickfelds. Es entsteht das Gefühl, durch eine Röhre zu schauen. Auch ein Flimmern vor den Augen, das beim Bewegen des Auges mitwandert, kann vorkommen.
Sehstörungen infolge der Minderdurchblutung der Zellen im Sehzentrum.
Sprachstörungen können in Form von undeutlicher, verwaschener Sprache aber auch in Form so genannter Wortfindungsstörungen auftreten. Wortfindungsstörungen, also das Vergessen von einzelnen Begriffen, kommen aber auch beim gesunden Menschen nicht selten vor.
Bei Hirngefäßverschluss vor den Sprachzentren: Blackout für die richtigen Worte, Stammeln, die Sprache bleibt plötzlich weg.
Schwindel ist ein sehr häufiges Symptom und kommt bei sehr vielen Gesundheitsstörungen vor. Auch eine einfache Erkältung kann Schwindel erzeugen. Gerade alte Menschen leiden häufig unter sehr belastendem Schwindel, ohne dass eine ernste Erkrankung vorliegt. Daher ist dieses Warnzeichen für Arzt und Patienten nicht leicht zu deuten. Die Heftigkeit und Dauer des Schwindels ist ein brauchbarer Hinweis auf die zugrunde liegende Ursache.
Schwindel entsteht unter anderem durch mangelnde Blutversorgung des Kleinhirns.
Lähmungen, also die plötzliche Schwäche oder Bewegungsunfähigkeit von Muskeln oder Muskelgruppen (zum Beispiel einer Hand, einer Seite des Gesichtes) sind recht eindeutige Zeichen dafür, dass etwas mit dem Körper nicht stimmt und werden auch seltener als andere Warnzeichen übersehen. Taubheitsgefühle können sich unterschiedlich anfühlen. Der betroffene Körperteil (zum Beispiel der rechte Arm) kann kribbeln, oder sich wie "nicht zu mir gehörend" oder "schwer wie Blei" anfühlen. Bei einer Lähmung eines bestimmten Hirnnerven kann die Zunge auf einmal nach einer Seite abweichen, oder es treten plötzlich Schluckstörungen auf. Nicht selten betrifft die Lähmung die Gesichtsmuskeln, so dass zum Beispiel der Mundwinkel oder das Augenlid herabhängt.
Die Halbseitenlähmung ist das wohl bekannteste Warnzeichen für den Schlaganfall. Da die großen Nervenbahnen kreuzen, bewirkt ihre Schädigung durch Sauerstoffmangel in der linken Hirnhälfte eine Lähmung von Arm und Bein der rechten Körperhälfte (und umgekehrt).
Ein ungewöhnlich heftiger Kopfschmerz (rasender Kopfschmerz) kann ein Hinweis auf eine Gehirnblutung sein. Auch ein ungewöhnlicher Kopfschmerz ist sehr ernst zu nehmen. Das gilt gerade für Menschen, die häufig unter Kopfschmerzen leiden. Es ist auch wichtig darauf zu achten, ob der Kopfschmerz sich ständig verstärkt und ob Übelkeit und Erbrechen oder eine Steifheit des Nackens auftreten.
Dies alles sind Zeichen für eine schwer wiegende Ursache des Kopfschmerzes.
Ungewöhnlich starke, rasende Kopfschmerzen sollten sofort zum Arzt oder in die Klinik führen.
Leider gibt es keine Warnzeichen, die eine hundertprozentige Vorhersage ermöglichen. So können alle aufgeführten Symptome auch bei anderen Krankheiten auftreten und sind manchmal auch gar nicht Ausdruck einer ernsten Erkrankung. Umso wichtiger ist es, rasch eine ärztliche Klärung zu veranlassen.
Folgen eines Schlaganfalls
Die Folgen eines Schlaganfalles sind so vielfältig, wie die Leistungen des Gehirns es sind.
Maßgeblich für die Folgen sind jedoch immer zwei Faktoren: Die Größe und die Funktion des geschädigten Hirnbezirkes.
Man unterscheidet im Prinzip zwei Arten von Schlaganfällen. Den kleinen Schlaganfall und den bleibenden Schlaganfall.
Beim kleinen Schlaganfall sind die Symptome nur schwach ausgeprägt (z.B. eine flüchtige Sehstörung und ein Taubheitsgefühl der Hand) oder bilden sich vollständig oder zumindest fast vollständig zurück.
Der bleibende Schlaganfall ist durch dauerhafte, langfristig behindernde Krankheitszeichen (z.B. eine bleibende Halbseitenlähmung) charakterisiert. Ein "kleiner" Schlaganfall ist jedoch ein unbedingt ernst zu nehmendes Alarmzeichen: Erstens macht er dem Patienten die Risikofaktoren deutlich und zweitens erhöht er die Gefahr eines "großen" Schlaganfalls um das Doppelte. Besteht der Verdacht auf einen kleinen Schlaganfall ist die ärztliche Untersuchung und Behandlung unbedingt notwendig!
Die Arbeitsweise des Gehirns
Zum Verständnis des Schlaganfalles und seiner Folgen ist es wichtig zu wissen, wie das Gehirn arbeitet. Im Prinzip ist das Gehirn eine große Ansammlung von Nervenzellen, die mit der Steuerung der meisten Vorgänge unseres Körpers befasst sind.
Dabei ist das Gehirn in einzelne Bereich eingeteilt. Jeder dieser Bereiche hat andere Aufgaben. So ist z.B. ein Bereich für die Bewegungen des Armes, ein anderer für die Produktion von Sprache und wieder ein anderer für deren Verständnis zuständig. Bestimmte Bezirke im unteren Teil des Gehirnes regulieren die Atmung und die Kreislauffunktionen, andere sind für die geordnete Zusammensetzung einzelner Bewegungen verantwortlich usw.
Je nachdem, wo sich eine Durchblutungsstörung abspielt, werden die Folgen also auch sehr unterschiedlich sein.
Lähmung
Ein häufiges und vielen Menschen auch bekanntes Symptom des Schlaganfalles ist die Lähmung. Da die Steuerung der Körperhälften auf die Gehirnhälften verteilt ist, kommt es typischerweise zur halbseitigen Lähmung der Muskulatur. Dabei ist wichtig, dass die Steuerung der rechten Körperhälfte von der linken Gehirnhälfte aus geschieht, die der linken Körperhälfte entsprechend von der rechten Gehirnhälfte. Je nach Anzahl der betroffenen Gehirnzellen wird die Lähmung nur einen Teil der Körperhälfte (z.B.
nur die Hand) oder aber die ganze Körperhälfte betreffen. Auch der Grad der Lähmung kann unterschiedlich sein und von der leichten Unsicherheit oder Schwäche (z.B. eines Beines) bis zur vollständigen Bewegungsunfähigkeit reichen. Relativ häufig betroffen von einer Lähmung wird der Gesichtsnerv, der dann einen Schiefstand des Gesichtsmuskulatur verursacht.
Erhöhte Grundspannung des Muskels (Spastik)
Die Steuerung der Muskulatur durch das Gehirn bezieht sich aber nicht nur auf Bewegungen sondern auch auf die Grundspannung des Muskels.
Gerät diese Steuerung durcheinander, so kann es zu einer erhöhten Spannung in den Muskeln kommen. Diese Muskelspannung kann so hoch werden, dass der Muskel nicht mehr bewegt werden kann und auch Schmerzen auftreten. Krankengymnastische Therapie ist ganz entscheidend, um das Auftreten von solchen Muskelspannungen bzw. Spastizität nach einem Schlaganfall zu verhindern.
Gestörte Empfindungsfähigkeit
Auch die Empfindungsfähigkeit kann von einem Schlaganfall beeinträchtig werden. Dies kann sich in Kribbeln, Taubheitsgefühlen aber auch dem Verlust der Wärme- oder Kälteempfindlichkeit der Haut äußern.
Es können Schweregefühle (z.B. eines Armes) auftreten oder es kann sich das Gefühl einstellen, ein Teil des Körpers gehöre nicht mehr dazu.
Sprachstörung (Aphasie)
Ist der für die Sprache zuständige Teil des Gehirns vom Schlaganfall betroffen, kann sich eine so genannte Aphasie ausbilden. Üblicherweise liegt das Sprachzentrum beim Rechtshänder in der linken Gehirnhälfte, das des Linkshänders entsprechend in der rechten. Aphasie bedeutet Sprachverlust; Sprachstörung.
Bei dieser Störung kann das Sprachverständnis genauso betroffen sein, wie die Sprachproduktion. Je nach Ausmaß der Hirnschädigung sind alle Schweregrade der Aphasie, von der leichten Wortfindungsstörung bis zum Totalverlust der Sprache möglich. Der von der Aphasie betroffene Patient hat nicht immer eine Einsicht in seine Erkrankung, das heißt er kann eventuell nicht begreifen, dass die Umwelt ihn nicht versteht. Das führt oft zu sehr schwierigen Situationen für Patient und Angehörige. Aphasie kann durch logopädische Therapie behandelt werden.
Schluckstörung
Auch der Vorgang des Schluckens kann durch einen Schlaganfall gestört werden.
Man spricht dann von einer Dysphagie (gesprochen wie "düssfahgie"). Eine Dysphagie kann sich in gelegentlichem Verschlucken äußern, die Nahrungsaufnahme aber auch völlig unmöglich machen. Vor allem durch das versehentliche Einatmen von Nahrung oder Flüssigkeit ist der Schlaganfallkranke gefährdet. Es kann nämlich zum Auftreten einer gefährlichen Lungenentzündung, der sogenannten Aspirationspneumonie kommen. Eine Dysphagie kann die Ernährung über eine Sonde erforderlich machen.
Gestörte Handlungsplanung
Eine andere mögliche Folge des Schlaganfalles ist die sogennante Apraxie.
Das ist die Störung zusammengesetzter Bewegungsabläufe. Von Apraxie betroffene Menschen sind nicht oder nur unter großen Schwierigkeiten in der Lage, komplizierte Bewegungsabläufe durchzuführen. So kann das Anziehen eines Pullovers oder das Schmieren eines Butterbrotes Probleme bereiten. Dabei ist die Beweglichkeit der Arme oder Beine nicht gestört, es liegt also keine Lähmung vor. Durch die Apraxie ist vielmehr die Fähigkeit verlorengegangen, eine Handlung zu planen und die für die Durchführung eines Vorhabens notwendigen Bewegungen im Gehirn zu entwerfen und Einzelbewegungen zu einem flüssigen Ablauf zusammenzusetzen.
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