Bulimie/magersucht
PSYCHOGENE ESSSTÖRUNGEN
Die Zahl der Personen, die an extremem Übergewicht, extremem Untergewicht oder gestörtem Essverhalten leiden, steigt ständig. Immer mehr leiden an einem gestörten Verhältnis zum Essen und zu ihrem Körper. Die Beschäftigung mit dem Körper( Sport, Diät, Vollwertkost,... ) und der Ernährung zeigt sich unter anderem in den Massenmedien, in den Ratschlägen und Artikeln zum Idealgewicht, zum Schlankwerden und zur Diät.
Man versucht uns einzureden, dass Erfolg und Glück vom Erreichen eines bestimmten Gewichtes abhängen. Von offensichtlichen Essstörungen sind meist Frauen betroffen. Jedoch werden die Beschwerden der Patientinnen allzu oft bagatellisiert : man versucht, solche Beschwerden als normal anzusehen und nicht zu übertreiben. Wird die Patientin nur kurz abgefertigt, so kann es passieren, dass wir die spezielle Intensität der Beschwerden übersehen und nicht bemerken, dass die Symptome den Beginn einer Mager-sucht ( anorexia nervosa ) oder einer Esssucht ( Bulimia nervosa = mit Brechsucht, Bulimie = ohne Brechsucht ) anzei-gen. Wenn diese Symptome anhalten, so kann es bei der Patientin zu Isolation, sozialer Unsicherheit, Depression und Verzweiflung führen.
WANN HANDELT ES SICH UM SCHWERE ESSSTÖRUNGEN ?
Essstörungen werden dann schwerwiegend, wenn die Gedanken sich auf das Essen, den Körper und das Gewicht konzentrieren und die Aufmerksamkeit von anderen Bereichen des Lebens abziehen – dem Verhältnis zu Freunden und zur Familie, dem Beruf, der Schule und von Interessen.
Der Schweregrad des Problems hängt nicht nur mit dem Gewicht zusammen, es sei denn, dass dieses extrem niedrig oder extrem hoch ist und der Wasserhaushalt durch Erbrechen gestört ist, somit also eine gesundheitliche Gefahr darstellt. Das Verhältnis zum eigenen Körper und zum Gewicht ist von entscheidender Bedeutung.
WER BEKOMMT SCHWERE ESSSTÖRUNGEN ?
Essstörungen können bei allen Altersgruppen auftreten. Magersucht und Esssucht mit Erbrechen lassen sich nach Alter und Schweregrad der Erkrankung einteilen:
1. von 9 – 15 Jahren : diese Patientinnen sind weniger krank ; bessere Heilungschancen ( bessere Prognose )
2. von 15 – 20 Jahren : Symptome können plötzlich auftreten; starke Gewichtsabnahme in wenigen Monaten; Aussetzen der Menstruation; schrittweise Vermehrung der Symptome: Abnehmen allmählich stärker und zwanghaft; Essverhalten auffällig; Patientinnen sind oft schwer krank ( eventuell Einweisung in psychiatrische Abteilung )
3.
nach 25 Jahren : Symptome stellen sich nach und nach ein, können aber chronisch werden;
HAUPTFORMEN SCHWERER ESSSTÖRUNGEN :
MAGERSUCHT ( ANOREXIA NERVOSA ) :
(ca. 85 % der Patienten sind Frauen )
Diese Patientin isst sehr wenig. Wenn sie etwas zu sich nimmt, handelt es sich um kalorienarme und gesunde Kost. Sie benutzt oft harntreibende Mittel und Abführmittel, trinkt viel Diabetikerlimonade,...
Dies alles bewirkt, dass die Nahrung den Körper schnell passiert. Die magersüchtige Patientin überprüft oft ihr Gewicht und ob der Körper dünn genug ist. Wenn die Patientin ein skelettartiges Aussehen erreicht hat, wird es für sie zu einer Art Wettbewerb, am dünnsten zu sein.
Als Folge des Gewichtsverlustes und aus psychologischen Gründen setzt die Menstruation aus. Die Vitalität, die die magersüchtige Patientin zeigen kann, verführt manche Ärzte und Eltern dazu zu glauben, dass die Magerkeit gesunde und natürliche Ursachen hat.
ESSSUCHT MIT ERBRECHEN ( BULIMIA NERVOSA ) :
Esssucht ist eine "verborgene" Krankheit.
Der gewaltige Appetit, das Erbrechen und die Depression, die sie begleiten, werden vor der Umwelt geheim gehalten. Ein ungünstiges Zusammenspiel der Patientin mit ihrer Umwelt trägt dazu bei, dass die Esssucht zu einem festen Muster wird und die gefühlsmäßigen Probleme schwer zu lösen sind.
Eine gestörte Kontrolle über das Essverhalten führt zu einer großen Nahrungsaufnahme ohne nachfolgendes Erbrechen. Diese Gruppe leidet folglich an Fettleibigkeit und Übergewicht. Diese Patientinnen führen sich mehr Kalorien zu, als sie verbrauchen können.
DIE MAGERSÜCHTIGE ( ANOREKTISCHE ) PATIENTIN :
Hier sind vor allem das geringe Gewicht und ein ständiges Streben nach Gewichtsreduktion charakteristisch.
Auch Konzentrationsschwierigkeiten, sowie Schlafstörungen, eine auffallend niedrige Körpertemperatur und ein schwacher Puls sind auffällig. Viele leiden nach längerem Fasten an Haarausfall, und auf dem Körper zeigen sich Haare und Flaum. Die anorektische Frau verwirrt oft ihre Umgebung durch vorgetäuschte Energie. Sie wirkt nicht müde und erschöpft – im Gegenteil. Sie tritt wie eine durchtrainierte Sportlerin auf.
Die Magersüchtige leugnet in den meisten Fällen, Probleme zu haben.
Sie bemüht sich gleichzeitig, sowohl offen als auch heimlich, diese aufrecht zu erhalten. Das macht natürlich die Behandlung um einiges schwieriger. Die Patientin leugnet nicht nur Essstörungen, sondern auch Gefühle wie Kälte, Müdigkeit und Sorgen. Alle Gefühle, die mit Sexualität zusammenhängen, müssen verleugnet werden. Die wenigsten magersüchtigen Patientinnen erleben einen Orgasmus oder haben Freude an sexuellen Kontakten.
Bei der esssüchtigen Patientin ohne Brechsucht unterscheiden wir zwei Formen des Essverhaltens :
das nächtliche und
das zeitweise ungehemmte Essen (binge eating = süchtige Essanfälle)
Die nächtliche Esserin wird am Abend und in der Nacht von Heißhunger und von Rastlosigkeit geplagt.
Oft gehört Schlaf-losigkeit dazu. Manche Patientinnen wachen nach ein paar Stunden auf und essen dann allein in einem Zimmer große Mengen, um danach weiterschlafen zu können. Süchtige Essanfälle können jeden Tag und zu jeder Zeit vorkommen. Während die Patientin mit Essanfällen im Krankenhaus mehrere Kilo abnehmen kann, ohne ernste psychische Reaktio-nen zu zeigen, bekommt die nächtliche Esserin oft schwere gefühlsmäßige Störungen, wenn sie an ihren nächtlichen Mahlzeiten gehindert wird.
BESSERUNG :
Essstörungen werden mit der Zeit immer stärker. Das Ziel der Behandlung muss sein, den Teufelskreis zu durchbrechen und das unfreiwillig selbstzerstörerische Verhalten zu stoppen, ob es nun um Fasten, Erbrechen oder Heißhunger geht.
Die Besserung muss dauerhaft sein. Die Patienten brauchen einige Jahre, um ihr Leben selbstständig einrichten zu können und Übung darin zu bekommen, nicht den früheren Teufelskreisen wieder zu verfallen. Besserung bedeutet, eine relativ flexible Kontrolle zu besitzen, die eine Niederlage verträgt. (z.B.: Der Patient, die früher Übergewicht hatte, wird es ertragen, sich gedemütigt und verlassen zu fühlen, ohne dieses unbehagliche Gefühl mit Essen verdrängen zu müssen.
)
Ein Zeichen der Besserung ist, wenn der Patient erlebt, dass das innere Bild, das er sich von seinem Körper gemacht hat, anders ist, als der Körper, den er vor sich sieht. Ein anderes Zeichen der Besserung ist, wenn der Körper als stabil erlebt wird und die körperlichen Empfindungen so definiert werden können wie sie sind. Ein weiteres wichtiges Zeichen der Besserung ist es, wenn sich der Patient weniger intensiv mit seinem Körper beschäftigt und andere Interessen be-kommt – Freunde, Schule, Beruf, Hobbys,...Außerdem muss er seinen Wunsch nach Nähe und Zärtlichkeit empfinden und ertragen können, auch wenn dieser nicht immer zufrieden gestellt werden kann.
Das endgültige Ziel der Besserung ist es, Hunger oder Sattheit empfinden zu können.
Die Behandlung soll darauf abzielen dem Patienten zu helfen, sich seiner Gefühle bewusst zu werden, die inneren Signale aufzufassen und deuten zu lernen. Es ist wichtig, dass er Kontakt mit anderen Menschen hat, arbeitet oder zur Schule geht und sich mit Alltagsproblemen beschäftigt, wie die Finanzen in Ordnung bringen, einzukaufen, zu kochen und seine Zeit einzuteilen. Zu große Nähe jedoch (auch wenn sie gut gemeint ist) engt die selbst gezogenen Grenzen und die Bewegungsfreiheit des Patienten ein. Zu großer Abstand bestärkt ihn in seinem Gefühl der Einsamkeit und Untauglichkeit.
VERSCHIEDENE BEHANDLUNGSFORMEN :
SYMPTOMBEHANDLUNG – SOMATISCHE BEHANDLUNG :
Eine Behandlung, die auf das Gewicht des Patienten abzielt, kann sowohl innerhalb, als auch außerhalb des Kranken-hauses vorgenommen werden.
Es werden Mastkuren, hormonelle Behandlung, chirurgische Eingriffe, Insulinbehandlung und Fastenkuren eingesetzt, sowie physische Aktivitäten angeregt. Forscher und Therapeuten warnen vor einer einseiti-gen Symptombehandlung, die in einigen Fällen zu einer ernsten Verschlimmerung und Selbstmordversuchen führen kann.
GESPRÄCHSBEHANDLUNG UND PSYCHOTHERAPIE :
Diese Behandlung zielt darauf ab, die Fähigkeit zur Kontrolle und zum Meistern von Situationen, das Bewusstwerden eigener Gefühle und die Fähigkeit zum Kontakt mit anderen Menschen zu bearbeiten und zu entwickeln.
GRUPPENBEHANDLUNG :
Diese Gruppen benutzen oft eine Kombination von konkreten Maßnahmen, wie Wiegen, Diätinformation, Diskussionen, verschiedene Formen der Belohnung und Strafe, und geben allgemeine Unterstützung. Solche Selbsthilfegruppen haben eine Symptomänderung zum Ziel, das heißt eine Änderung des Essverhaltens und Gewichtsverlust. Eine der Schwierig-keiten der Therapie ist das komplizierte Verhältnis, das Patienten mit Essstörungen zu anderen Menschen haben.
Die Furcht abhängig zu werden steht im Mittelpunkt.
FAMILIENBEHANDLUNG :
Sämtliche Behandlungsgespräche finden mit der gesamten Familie statt. Weil viele Personen versammelt sind und bei den unterschiedlichen Mitgliedern verschiedene Gedanken und Gefühle geäußert werden, ist es oft nötig, wenn man zwischen den regelmäßigen Gesprächen einen längeren zeitlichen Abstand lässt (zwei bis drei Wochen). Die Essschwie-rigkeiten sind Ausdruck für die Konflikte, die in der Familie existieren, und eine Art, Spannung und Stress abzureagieren.
SECHS KRITERIEN FÜR EINE BESSERUNG :
1. Fast normales und stabiles Gewicht
2.
Regelmäßige Menstruation
3. Patient muss eine übliche soziale Anpassung zeigen
4. Fähigkeit zu intimem sexuellem Kontakt
5. Keine anderen schweren psychischen Beschwerden oder Symptome
6. Die Besserung muss mindestens vier Jahre stabil sein, bevor man sagen kann, dass sie von Dauer ist.
Wenn man sieht, wie verwickelt und vielschichtig das Verhältnis zwischen Patient, Essstörungen und der nächsten Umgebung und zwischen Gefühlen und Körper sind, scheint es klar, dass der Hinweis auf einen Spezialisten für Psycho-logie oder Psychiatrie oder auf eine Familientherapie in den meisten Fällen das zweckmäßigste ist.
BULIMIE (Eß-BRECHSUCHT)
WAS IST BULIMIE?
Bulimie ist die sog. Ess-Brechsucht. Es handelt sich um eine Ernährungsstörung, sehr ähnlich der Magersucht oder dem Missbrauch von Abführmitteln. Auch übertriebener Sportwahn gehört zu dieser Gruppe.
Bulimiker essen meistens Unmengen und erbrechen diese anschließend wieder aus.
WAS SIND DIE URSACHEN FÜR BULIMIE?
Die Ursachen sind ganz unterschiedlich und sind oft in der Kindheit verankert (Scheidung der Eltern, Missbrauch, seeli-sche Probleme etc.
). Die Auslöser jedoch, hängen mit dem Thema Gewicht und Figur zusammen. Es können die Eltern sein, die ihr Kind als "zu dick" beschimpfen. Es können Sticheleien wie "du bist aber dick geworden" sein. Manchmal langt schon der Vergleich zwischen sich selbst und den Menschen in den Medien (Models, Werbungen, Schauspielerin-nen etc.).
Vielleicht sind auch einfach nur die besten Freundinnen, die die gewünschte Figur haben und die Rolle des Wunschbildes übernehmen.
In jedem Fall ist eine verzerrte Körperwahrnehmung entscheidend. Schauen sich die Erkrankten in den Spiegel, sehen sie sich als fett.
WELCHE GEFAHREN HAT DIESES LEIDEN?
Die erste Gefahr ist, das Bulimiker i.d.R.
spät erkennen, dass sie krank sind! Diese Einsicht muss zunächst vorhanden sein. Sie müssen sich helfen lassen wollen.
Trotz der großen Menge an Nahrungsmitteln die Bulimiker zu sich nehmen, essen sie eigentlich nichts. Es kann zu erheblichen Mangelerscheinungen und Kreislaufproblemen kommen, begleitend mit einer Anfälligkeit für Krankheiten, durch schwache Abwehrkräfte. Weiterhin kann das Brechen Verätzungen in der Speiseröhre verursachen.
KANN MAN BULIMIE KRANKEN LEUTEN HELFEN?
Man kann sie nur unterstützen.
Die Einsicht, sich in therapeutische Behandlung zu begeben, muss von selbst kommen. Sie werden immer panische Angst haben, dick zu werden.
Magersucht (=Sucht danach, mager zu sein)
lat. : Anorexie, Anorexia nervosa
Anorexie = Appetitverlust, -minderung
nervosa ? deutet auf psychische Ursachen hin
Anorexie = Bulimie
Bulimanorexie
(= Mischung der Symptome)
Häufigkeit:
Ca. 1% der Frauen zwischen 15 und 25
Insgesamt sind nur 5% der Erkrankten Männer
Tendenz steigend, auch bei Kindern!
Ursachen:
Biologische Einflüsse:
Störung der Hirnregion, die Essverhalten, sexuelle Aktivität und Menstruation steuert
Genetische Veranlagung
Psychologische Einflüsse:
Selbstwertgefühl wird vom Gewicht abhängig gemacht
Konflikte in der Familie
Gesellschaftliche Einflüsse:
Schönheitsideal
Symptome:
Mindestens 15% weniger als Normalgewicht
Angst davor, fett zu sein
leugnen, dass man zu dünn ist
Besessen von Diäten
Ständiges Reden vom Essen
Übermäßiger Sport
Medikamentenmissbrauch:
Häufig versuchen Magersüchtige den Gewichtsverlust durch Medikamente zu beschleunigen. Die meisten Medikamente sind verschreibungspflichtig, dürfen nur unter ärztlicher Kontrolle genommen werden
Am häufigsten verwendete Mittel:
Recatol werden bei extremem
Xenical Übergewicht
Recuctil verschrieben
Laxobaral
Dulcolax wirken abführend,
Bekunistee Kalorien wurden
Sennesblättertee aber schon
Heumann Abführtee aufgenommen
Bad Heilbronner Abführtee
Glaubersalz
Lasix wirken entwässernd
Biofax Gewichtsverlust nur
Wassertabletten durch Wasserverlust ?
Spargel dich fit nierenschädigend
Folgen:
Regel bleibt aus
Bei Männern: Impotenz
Nägel und Haare werden brüchig
Haarausfall
Haut trocknet aus
Blutdruck sinkt
Körpertemperatur sinkt
Flaumartige Behaarung des Rückens
Muskelschwäche
Wassereinlagerung im Gewebe
Schwellung oder Taubheit an Händen und Füßen, im Gesicht
Schwindelgefühle
Ohnmacht
Magen-Darm-System in Mitleidenschaft gezogen ? Anschwellen des Bauches ? noch mehr Hungern
Eiweißmangel
Blähungen bei
Unterleibsschmerzen Bulimie /
Verstopfung Bulimanorexie
Speiseröhre gereizt
Zahnschmelz angegriffen
Therapie:
Patienten sollen lernen, dass nicht alles (Selbstwertgefühl, Erfolg im Beruf,.
..) vom Gewicht abhängt
Patienten sollen wieder lernen, Hunger zu verspüren
Familientherapie: Familie soll lernen, auf das Essverhalten der Erkrankten richtig zu reagieren
Vollständige Besserung: bei 30%
Gewichtszunahme, trotzdem Untergewicht: bei 35%
Bleiben magersüchtig: 25%
Tod: bei ca. 10% (zwischen 5-20 %)
Anorexie und Bulimie
Die Ursachen
psychosomatischer Essstörungen
und ihre Auswirkungen auf den Betroffenen und sein Umfeld
Inhaltsangabe
1.1 Einleitung
Magersucht und Bulimie – Begleiterscheinungen unserer Zeit, unserer Konsumgesellschaft? Nein. Gegeben hat es sie schon immer, dennoch treten sie seit Mitte unseres Jahrhunderts verstärkt hervor.
Immer mehr Menschen, mehrheitlich junge Frauen, sind davon betroffen, nicht wenige tragen über die Jahre hinweg schwerwiegenden Schäden davon.
Eine Studie des amerikanischen "National Eating Disorder Screening Programms" belegt, dass 15% der jungen Frauen an Essstörungen leiden, dass ungefähr 1000 junge Amerikanerinnen jährlich an Essstörungen sterben und dass über 5 Millionen Amerikanerinnen von Essstörungen betroffen sind. Essstörungen sind psychosomatische, also psychisch bedingte Krankheiten, sind Süchte, sind äußerst schädlich für Körper und Geist – und in den schlimmsten Fällen todbrin-gend. Und obwohl die Betroffenen sich über die Folgen ihrer Krankheit genaustens im Klaren sind, sind sie nicht imstan-de, einen Schlussstrich zu ziehen. Gefangen in den Klauen des Schlankheitswahns, dem Streben nach dem Ideal.
1.
2 Begriffsdefinitionen
1. Anorexie
Das Wort ‚Anorexie‘, zu Deutsch ‚Magersucht‘, kommt aus dem Lateinischen (anorexia) und bedeutet soviel wie ‚Appetit-losigkeit‘, wobei diese Erklärung äußerst irreführend ist. Magersüchtige sind nicht appetitlos – ganz im Gegenteil. Das eigentlich erwünschte Hungergefühl, das den Betroffenen Selbstkontrolle vermittelt, ist quälend und zerstörerisch. Schließlich sind sie so aufs Hungern fixiert, dass sich ihr ganzes Denken und Fühlen nur um das Essen, respektive das Nichtessen dreht – der Betroffene hungert sich buchstäblich zu Tode. Selbst wenn sie bereits ein erhebliches Unterge-wicht aufweisen, halten die Patienten sich für fett.
2. Bulimie
Das Wort ‚Bulimie‘, zu Deutsch ‚Fettsucht‘ ist ebenso wie die Magersucht eine psychosomatische Essstörung, wenn auch weniger bekannt und bei weitem weniger offensichtlich als die Anorexie. Bei der Bulimie, Fachbegriff ‚Bulimia Nervosa‘ (der Zusatz "nervosa" weist auf die psychischen Ursachen der Essstörung hin), konsumiert, respektive verschlingt der Patient unmäßige Mengen an Nahrungsmitteln, oftmals verzehrt der Betroffene bis zu 10`000 kcal pro "Heiß Hungeratta-cke", und dies innerhalb kürzester Zeit. Unmittelbar nach einem solchen Anfall erbricht er sich (selbstinduziertes Erbre-chen) oder nimmt
Abführmittel zu sich, um die eingenommenen Kalorien schnellstmöglichst wieder loszuwerden.
Oftmals kommen die beiden Süchte auch gekoppelt vor, meist entwickeln sich langfristige Magersüchtige zu krankhaften Bulimikern. Die Unterscheidung der beiden ist schwierig, zwar sind beide Krankheitsbilder jeweils durch typische Merk-male gekennzeichnet, der Übergang ist jedoch fließend.
Bei vielen Patientinnen tritt eine Mischung von Symptomen auf, man spricht dann von einer Bulimanorexie.
1.3 Geschichte der Essstörungen
"Freud vermutete unter anderem eine Furcht vor dem Frausein und der Heterosexualität, andere stellen mit ihr einherge-hende Hyperaktivität fest, häufig wird auch der Verdacht überdurchschnittlicher Intelligenz oder ähnlicher unfraulicher Eigenschaften ausgesprochen", so Brumberg in seinem Buch "Todeshunger", worin er die Geschichte der Magersucht vom Mittelalter bis heute aufrollt. Darin erfährt man auch interessante Details wie "nur Verrückte und Nymphomaninnen essen exzessiv Fleisch", und dass der Grad der Kultiviertheit, des Niveaus und der Bildung antiproportional zur Körper-masse ist.
Kaum eine andere psychische Störung ist in den letzten Jahren so häufig in der Presse erwähnt worden wie die Anorexie. Immer wieder wird von "Berühmtheiten", insbesondere von Models oder Schauspielerinnen behauptet, sie seien mager-süchtig.
Das Krankheitsbild der Anorexia nervosa ist erstmals bereits 1873 beschrieben worden. Die Diagnose wird aber erst seit den 70er Jahren häufiger gestellt, wobei nicht eindeutig gesagt werden kann, ob die Krankheit in der heutigen Gesellschaft tatsächlich öfter auftritt, oder ob die gestiegene Aufmerksamkeit dazu führt, dass die Krankheit häufiger diagnostiziert wird.
Einen wahrhaftigen Anorexie-Boom hat in den späten 60er Jahren das spindeldürre Model Twiggy (englisch, zu deutsch "Zweig", die Frau auf der Titelseite meiner Arbeit) ausgelöst – Frauen aller Alters- und Gesellschaftsklassen erkannten die von vielen Männern als "Hungerhaken" verschriene Twiggy als Ideal an. Im Jahre 1965 ist nach der WHO ein rapider Anstieg an Neuzugängen in Spitälern zu verbuchen, die aufgrund ernährungsgemässiger Mangelerscheinungen meist zwangseingewiesen wurden, auch die Todesfälle der jungen Frauen durch Freitod oder freiwilliges (Ver-)Hungern nahm drastisch zu. Heute wird in 1000en von Frauenzeitschriften die schlanke Figur propagandiert: es gibt dabei jedoch zwei Fronten. Die einen sind die Befürworter der „gesunden“ Figur, d.
h des Normal- und des Idealgewichtes, die sich folgen-dermaßen berechnen lässt:
Normalgewicht = Körpergröße minus 100
Idealgewicht = Körpergröße minus 100 minus 10%
Die andern sind die Vertreter der schlanken Figur, erstaunlicherweise meist Frauen – es hat sich herausgestellt, dass die meisten Männer eine dünne Figur zwar ästhetisch finden, doch für eine Partnerschaft eher eine „normale“ Figur mit Vorzügen und Makeln bevorzugen.
2 Die Anorexie
2.1 Der „Sinn“ der Anorexie
Ziel der Anorexie ist der perfekte Körper, gut oder großartig ist nicht genug. Die Patienten haben Angst davor, fett zu sein. Sie leugnen, gefährlich dünn zu sein, wie ihre Selbstwahrnehmung gestört ist. Sie sind besessen von Essen und Diäten, sprechen ständig davon, registrieren jede Kalorie, die sie zu sich nehmen.
Sie betreiben ständig und übermäßig Sport. Ein wichtiger Faktor ist ebenso das Gefühl der Selbstkontrolle, das der verwirrte Patient durch die bewusste Nahrungsverweigerung wieder herstellen kann. Etwa 50% der Patientinnen halten ausschließlich Diät, bei den anderen treten aber auch bulimische Symptome (Essanfälle und selbst herbeigeführtes Erbrechen) auf.
Die Sterblichkeitsrate bei Essstörungen liegt in einem Bereich von 5%-20%.
Bezogen auf die Gesamtbevölkerung tritt die Anorexie relativ selten auf. Bei Frauen in der Altersspanne vom 15.
bis zum 25 Lebensjahr, die als Risikogruppe für Magersucht gelten, findet sich die Erkrankung allerdings bei ca. 2% der Betroffe-nen. Es sei erwähnt, dass nur etwa 5% der Erkrankten Männer sind. Anorexie beginnt oft schon in der frühen Jugend, häufig kurz nach dem Einsetzen der ersten Menstruation. Neben diesem Erkrankungsgipfel um das 14. Lebensjahr, tritt die Störung auch etwa im 18.
Lebensjahr gehäuft auf.
2.2 Die Ursachen der Anorexie
Bei der Entstehung der Anorexie wirken verschiedene Faktoren zusammen, die sich gegenseitig beeinflussen.
1. Biologische Einflüsse
Man vermutet, dass bei vielen anorektischen Patientinnen eine Störung derjenigen Hirnregion vorliegt, die für die Steuerung des Essverhaltens, der sexuellen Aktivität und der Menstruation zuständig ist. Es ist allerdings auch möglich, dass die Funktionsstörung dieser Hirnregion erst im Laufe der Erkrankung, z.
B. als Folge des Gewichtsverlustes, auftritt und nicht eigentliche Ursache der Sucht ist. Für eine biologische Verursachung der Magersucht sprechen jedoch Untersuchungen, die zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass der eineiige Zwilling von einer anorektischen Patientin ebenfalls an Magersucht leidet, etwa 50% beträgt. Bei zweieiigen Zwillingen liegt diese Wahrscheinlichkeit bei unter 10%. Diese Ergebnisse belegen, dass eine genetische Veranlagung an der Entstehung der Anorexie beteiligt ist.
2.
Psychologische Einflüsse
Da die Anorexie besonders häufig während der schwierigen Entwicklungsphase der Pubertät einsetzt, ist man zu dem Schluss gekommen, dass die Erkrankung auftritt, wenn der junge Mensch sich von den ihm gestellten Anforderungen überfordert fühlt. Während der Pubertät entwickelt sich das Mädchen zur Frau und der Junge zum Mann, und muss eine entsprechende neue Identität finden. Fühlt sich die Betroffene davon überfordert, entsteht ein tiefes Gefühl der Unsicher-heit. Für viele Patienten scheint der Versuch, Kontrolle über ihr Körpergewicht ausüben zu können, ein Gefühl von Si-cherheit zu vermitteln. Das Körpergewicht wird eine wichtige Quelle für ihr Selbstwertgefühl.
In den Familien anorektische Patienten sind häufig bestimmte Verhaltensmuster festgestellt worden.
Die Patienten werden oft von ihren Eltern stark behütet, d.h. dass auch in der Familie nicht angemessen auf die Entwicklung des Kindes zum Erwachsenen reagiert wird. Ebenso scheinen Konflikte in der Familie in vielen Fällen nicht angesprochen zu werden. Allerdings handelt es sich bei diesen Feststellungen um reine Beschreibungen typischer familiärer Verhaltens-muster; es ist durchaus möglich, dass diese nicht die Ursache, sondern die Folge der Erkrankung sind. Das Krankheits-bild der Anorexie ist gerade für die Eltern sehr besorgniserregend, was dazu führen kann, dass sie ihr Kind schützen und von Konflikten fernhalten möchten.
1. Gesellschaftliche Einflüsse
In westlichen Gesellschaften hat sich das Schönheitsideal seit Anfang der 60er Jahre immer mehr in Richtung eines sehr schlanken Körpers entwickelt. Paradoxerweise ist es auf der anderen Seite durch relativen Wohlstand und ein Nahrungs-überangebot gleichzeitig zu einem Anstieg des Durchschnittsgewichts gekommen. Übergewicht wird insbesondere bei Frauen gesellschaftlich sehr negativ bewertet. Übergewichtige Männer werden als stattlich bezeichnet, Frauen hingegen als fett. Durch Werbung und Filme erhält man den Eindruck, dass nur schlanke Frauen erfolgreich und beliebt sind, dicke Frauen sind entweder graue Mäuse oder "Ulknudeln".
Gerade junge Frauen, die während der Pubertät körperliche Veränderungen durchlaufen und erst ein Gefühl für ihren "neuen" Körper entwickeln müssen, können durch dieses Schlankheitsideal stark verunsichert werden.
2.3 Die Folgen der Magersucht
1. Körperschema-Störung
Bei anorektischen Patientinnen kommt es zu einer Störung der Wahrnehmung des eigenen Körpers. Auch wenn sie im Laufe der Erkrankung schon extrem viel Gewicht verloren haben, überschätzen sie ihren Körperumfang und halten sich für zu dick.
Infolge der verzerrten Wahrnehmung des eigenen Körpers bemühen die Betroffenen sich, ihr vermeintlich zu hohes Gewicht zu reduzieren.
Das Essen nimmt einen zentralen Stellenwert im Leben der Betroffenen ein. Sie verwenden viel Energie darauf, Hungergefühle zu unterdrücken oder bereiten mit großem Eifer wahre Festmahle für andere zu, an denen sie aber selbst nicht teilnehmen. In Hinblick auf die Veränderungen des Essverhaltens lassen sich zwei Gruppen von anorektischen Patientinnen unterscheiden:
b) Gewichtsverlust
Neben der strengen Diät setzen viele Anorektikerinnen zusätzlich Appetitzügler, Abführmittel und sportliche Betätigung ein, um abzunehmen. Durchschnittlich verlieren anorektische Patientinnen 45-50% ihres Ausgangsgewichts. Liegt das Körpergewicht um mindestens 15% niedriger als das Normalgewicht, wird die Diagnose der Anorexie gestellt. Viele Patientinnen magern bis auf 30 Kilogramm ab.
c) Körperliche Veränderungen
Durch den Gewichtsverlusts und die Mangelernährung kann es zu schwerwiegenden körperlichen Schäden kommen. Aufgrund von hormonellen Störungen bleibt die Menstruation meist aus, Männer werden meist impotent. Bei Beginn der Störung vor der Pubertät wird die körperliche Entwicklung meist stark verzögert. Auch Verlangsamung des Herzschlags, niedriger Blutdruck, Absinken der Körpertemperatur, Hautprobleme, flaumartige Behaarung des Rückens, Muskelschwä-che, Haarausfall und Wassereinlagerung im Gewebe können als Folgen der Anorexie auftreten. Der Mineralstoffhaushalt ist in der Regel gestört. Diese körperlichen Befunde werden durch die Mangelernährung verursacht und verschwinden meist vollständig, wenn sich das Essverhalten langfristig normalisiert hat.
Durch die konstante Mangelernährung wird der Energieverbrauch herabgesetzt. Infolgedessen führt normale Nahrungsaufnahme unter diesen Umständen kurzfristig zu einer Gewichtszunahme.
d) Psychische Veränderungen
Bei anorektischen Patientinnen steht das beharrliche Streben, dünner zu werden im Vordergrund. Verbunden damit besteht eine extreme Angst vor einer Gewichtszunahme. Schon eine Zunahme von wenigen Gramm, die aufgrund des gesenkten Energieverbrauchs ja schon nach recht geringer Nahrungsaufnahme folgen kann, löst regelrechte Panik aus. Das führt zu einem erneuten Versuch, das Essverhalten (noch strenger) zu kontrollieren.
Die Patientinnen befinden sich also in einem regelrechten Teufelskreis. Häufig zeigen sich bei den Betroffenen auch depressive Symptome und starke Reizbarkeit.
3 Die Bulimie
3.1 Der "Sinn" der Bulimie
Ziel der Bulimie ist es -- genau wie bei der Anorexie – den perfekten Körper zu bekommen. Ebenso steht auch hier der ständige Gedanke, das permanente Verlangen nach Essen im Vordergrund. Die Patientin kann sich die Nahrungsauf-nahme, den Genuss, nicht verweigern und macht sich in Heißhungerattacken über maßlose Esswarenmengen her.
Die Patientin kann das Essen in normalen Mengen nicht mehr genießen, ihr Kopf schreit nach Übersättigung, nach dem Völlegefühl. Anders als in der Anorexie ist der Gewichtsverlust in der Bulimie begrenzt, meist kaum vorhanden, da nur ein Bruchteil (man spricht von etwa 1/3) der eingenommenen Kalorien durch Erbrechen wieder ausgeschieden wird. Man nimmt an, dass ca. 5% der Frauen der Risikogruppe davon betroffen sind.
3.2 Die Ursachen der Bulimie
Die Ursachen sind ähnlich wie in der Anorexie in biologische, psychologische und gesellschaftliche Einflüsse unterteilt, die dieselben Ursprünge haben.
Wie oben erwähnt, ist die Bulimie nicht wie die Anorexie eine komplette Genussverweigerung, sondern vielmehr ein verzweifeltes Anklammern . Oftmals haben rein bulimisch essgestörte Patienten auch einen stärkeren Sexualtrieb als Anorexiker.
3.3 Die Folgen der Bulimie
a) Physische Auswirkungen und medizinischen Komplikationen bei der Bulimie
Ähnlich wie in der Anorexie zeigt der Patient eine verringerte Herztätigkeit und Körpertemperatur sowie einen Rückgang des Kaloriengrundumsatzes. Bei Frauen kommt eine unregelmäßige oder ausbleibende Menstruation vor, bei Männern Impotenz. Die feine Körperbehaarung (Körperflaum) nimmt zu, während das Kopfhaar ausfällt.
Die Haut ist blass und trocken, es stellen sich Kreislaufschwächen ein und Schwellungen oder Taubheit an Händen und Füßen oder im Gesicht. Bei Bulimikern sind ebenfalls gerötete und gereizte Hautstellen an den Händen festzustellen durch das selbstinduzierte Erbrechen.
Das größte Risiko besteht, wenn selbstherbeigeführtes Erbrechen, Missbrauch von Medikamenten und extreme sportli-che Betätigung zusammen auftreten. Diese Kombination von Maßnahmen zur Gewichtskontrolle erhöht das Risiko von Herzproblemen durch Muskelschwund oder auch durch Störungen im Elektrolythaushalt.
Der Gebrauch von Abführmitteln führt gewöhnlich zu Eiweiß- und Mineralienmangel. Bulimiker leiden häufig an Ma-gen/Darm-Beschwerden: Blähungen, Völlegefühl, Sodbrennen, Unterleibsschmerzen und Verstopfung.
Die Speiseröhre wird durch das wiederholte Erbrechen gereizt.
Selbst beigefügtes Erbrechen führt nicht zwangsläufig dazu, dass die Kalorien, die vorher, z.B. bei einem Essanfall, zu sich genommen wurden, wieder abgegeben werden. Tatsächlich werden bis zu zwei Drittel der aufgenommenen Kalorien im Körper behalten. Je länger eine Person den Zyklus Essen/Erbrechen beibehält, um so mehr Kalorien werden vom Körper nicht mehr abgegeben.
Anfangs werden die Betreffenden zwar Gewicht verlieren, der Körper stellt sich im Lauf der Zeit aber auf dieses Verhalten ein. Das Erbrechen führt auch dazu, dass das natürliche Völlegefühl verloren geht, so dass Häufigkeit und Ausmaß der Essanfälle mit der Zeit ansteigen. Übermäßige Diät, z.B. durch Überspringen von Mahlzeiten oder der Gebrauch von Appetithemmern, erhöht die Gefahr von Essanfällen noch.
Abführmittel und entwässernde Medikamente sind gefährlich und unwirksam, wenn es darum geht, Kalorienaufnahme zu vermeiden.
Abführmittel zeigen ihre Wirkung erst dann, wenn der Hauptteil der Nahrung bereits verdaut und die Kalorien bereits aufgenommen worden sind.
Der Gebrauch von entwässernden Mitteln hat praktisch keinen Einfluss auf die Kalorienaufnahme des Körpers. Ein Gewichtsverlust wird einzig durch den Flüssigkeitsverlust
erzielt. Beim Erbrechen wird der Zahnschmelz durch die Magensäure angegriffen. Durch das Putzen der Zähne nach dem Erbrechen wird keine Abhilfe geschaffen, sondern lediglich die Säure stärker in die Zähne geschrubbt.
Depressionen, Apathie, Unausgeglichenheit und zwanghafte Fixierung auf das Essen können ebenfalls durch unzureichende Nahrungsaufnahme verursacht werden.
1. Prognose
Nach einer Behandlung zeigt sich bei etwa 30% der Patientinnen eine vollständige Besserung, d.h. sie erreichen zumin-dest annähernd das Normalgewicht und haben regelmäßig ihre Menstruation. Bei 35% lässt sich zwar eine Gewichtszu-nahme feststellen, der Bereich des Normalgewichts wird allerdings nicht erreicht. Das Krankheitsbild bleibt bei ca.
25% der Betroffenen chronisch bestehen. Auch nach einer Gewichtsnormalisierung hält bei vielen Betroffenen die verzerrte Einstellung zu Gewicht und Figur an. Generell sind die Besserungschancen aussichtsreicher, wenn die Erkrankung früh begonnen hat. Bei einem sehr frühen Beginn vor dem 11. Lebensjahr ist die Voraussage dagegen deutlich schlechter.
Wer ist von Essstörungen betroffen?
In der Vergangenheit wurde angenommen, dass nur Mädchen im Teenager-Alter und junge Frauen von dieser Essstö-rung betroffen werden können, und sie stellen noch immer die Mehrzahl der Befallenen.
Allerdings findet sich Magersucht mehr und mehr bei Personen beiderlei Geschlechts und jeden Alters, sogar bei Kindern, denen (durch Kino, Fernsehen, Freunde oder die Familie) der Eindruck vermittelt wird, dass die äußere Erscheinung allesentscheidend ist. Manche Personen, wie Athleten und solche, bei denen die körperliche Erscheinung beruflich eine Rolle spielt (z.B. Tänzer, Tur-ner, Skispringer, Läufer, Ringer und Models) sind dafür besonders empfänglich.
Therapiemöglichkeiten
Die Behandlung beginnt mit einer medizinischen Untersuchung, um den Zustand des Patienten zu bestimmen. In man-chen Fällen ist die Einweisung in ein Krankenhaus notwendig.
In der Regel wird eine kombinierte Therapie mit Unterstüt-zung von Arzt, Ernährungsberater und Psychotherapeut benutzt, um die physische Gesundheit
wiederherzustellen und gestörte Selbstwahrnehmung zu überwinden. Die Familie und Freunde können wertvolle Unter-stützung bringen, und Selbsthilfegruppen können von Nutzen sein.
Die Therapie der Anorexie ist in zwei Abschnitte unterteilt. Vordringlichstes Anliegen ist zunächst eine Gewichtszunahme, um den körperlichen Folgeschäden entgegenzuwirken. Insbesondere wenn das Körpergewicht unter 75% des Normal-gewichts liegt, die körperliche Verfassung lebensbedrohlich ist oder aufgrund der depressiven Verstimmung Selbstmord-gefahr besteht, sollte die Behandlung zunächst im Krankenhaus stattfinden.
Da bei anorektischen Patientinnen oft nur wenig Einsicht hinsichtlich der Schwere ihrer Erkrankung besteht, müssen bei körperlicher Lebensbedrohung oft zunächst Nährstoffe durch Infusion zugeführt werden.
So bald wie möglich sollten die Betroffenen die Verantwortung für ihre Gewichtszunahme aber selbst übernehmen. Dabei kann es sinnvoll sein, be-stimmte Belohnungen anzubieten, die sie für Erfolge bei der Ernährungsumstellung erhalten.
Langfristig kann eine Normalisierung des Gewichts jedoch nur erreicht werden, wenn auch die Ursachen der Anorexie behandelt werden. Aufgrund der Vielfalt der Faktoren, die an der Entstehung der Störung beteiligt sind, umfasst die Therapie verschiedene Komponenten:
In der Therapie sollen die Patientinnen die Richtigkeit ihrer Vorstellungen zur Bedeutung von Gewicht und Figur überprüfen. So soll z.B.
eine Betroffene hinterfragen, ob Schlankheit tatsächlich mit beruflichem und privatem Erfolg im Zusammenhang steht. Hat man auf diesem Weg herausgefunden, was die Patientin sich vom Schlanksein erhofft, kann mit ihr besprochen werden, auf welche andere Weise sie diese Ziele erreichen kann. Sie lernt, dass ihr Selbstwertgefühl nicht allein von ihrem Gewicht abhängt.
Da bei der Bulimie ein gesundheitsgefährdendes Untergewicht vorhanden ist, muss die Patientin nicht künstlich ernährt werden. Hauptziel der Therapie ist es, ihr Selbstbild zu hinterfragen und gegebenenfalls zu korrigieren.
2.
Körperorientierte Therapie
In der körperorientierten Therapie sollen die Betroffene ein besseres Gefühl für ihren Körper bekommen, so dass sie auf ihre Körpersignale (z.B. Hunger) angemessen reagieren und ihren Körperumfang realistisch einschätzen können.
Generell soll mit anorektischen Frauen die Bewältigung von Problemen geübt werden. Dabei werden gemeinsam mit der Patientin verschiedene Lösungsalternativen entwickelt, die sie bei alltäglichen Schwierigkeiten anwenden kann, bei denen sie sonst auf ihr gestörtes Essverhalten als Mittel der Bewältigung zurückgegriffen hat.
3.
Familienorientierte Therapie
Die familienorientierte Therapie wird insbesondere bei jüngeren Anorektikern eingesetzt, die noch bei ihrer Familie wohnen. Dabei soll die Familie darauf hingewiesen werden, wie sie auf das gestörte Essverhalten der Patientin reagiert. In diesem Zusammenhang kann es hilfreich sein, wenn der Therapeut an Mahlzeiten in der Familie teilnimmt. Manchmal beschäftigen die Familienmitglieder sich so stark mit der Anorexie, dass sie sich um andere Probleme nicht mehr küm-mern können oder wollen. Die Betroffene erhält auf diese Weise die ungeteilte Aufmerksamkeit, und die Familienmitglie-der müssen sich nicht mit sich und ihren eigenen Konflikten beschäftigen. Wird diese Reaktionsweise, die zu der Auf-rechterhaltung der Störung beitragen kann, unterbrochen, tritt häufig eine Besserung ein.
Gerade die Eltern erleben es meist als sehr erleichternd, wenn sie im Umgang mit der Erkrankung ihres Kindes von einem Therapeuten unterstützt werden.
ESSSTÖRUNGEN
Das Essen, das Fasten, das Schlanksein und Dicksein sind Themen, die gerade in den letzten Jahren einen großen Stellenwert in unserem Leben einnehmen. Damit verbunden zeichnet sich vor allem in hochindustrialisierten Ländern eine Entwicklung ab, im Zuge welcher die Nahrungsaufnahme nicht mehr selbstverständlich der Befriedigung von Hunger dient, sondern darüber hinaus eine Vielzahl von Bedürfnissen abdeckt. Das Spektrum erstreckt sich vom Essen als besondere Genussquelle(Gourmet)über die Schaffung von soz. Kontakt bis hin zur Erfüllung von emot. Bedürfnis-sen(Füllen einer Leere).
Gleichsam als extremster Ausdruck dieser entfremdeten Umgangsform mit Nahrung finden sich in den letzten Jahrzehnten gehäuft zwei Erkrankungen:
die der MAGERSUCHT(ANOREXIA NERVOSA) und
der FREß-BRECH-SUCHT(BULIMIA NERVOSA).
1. Magersucht (Anorexia Nervosa):
bedeutet Appetitlosigkeit und ist im Gegensatz zu anderen Formen psychogen bedingte Nahrungsmitteleinschränkung mit nachfolgender Gewichtsabnahme, dabei ist jedoch immer Hunger spürbar, welches seitens der Betroffenen heftig bestritten wird. Es betrifft vor allem Mädchen im Alter zw. 12 und 18 Jahren("Pubertätsmagersucht")aus der oberen Mittelschicht bzw. Oberschicht.
Nach DSM III-R(Diagnostik and Statistical Manual of Mental Discorders-1987)müssen folg. Kriterien vorliegen, um von einer A. N. sprechen zu können:
Das Körpergewicht wird absichtlich nicht über dem der Körpergröße oder dem Alter entsprechenden Minimum gehalten.
Starke Angst vor Gewichtszunahme, obwohl Untergewicht besteht.
Bei Frauen setzt mind.
3x nacheinander die zu erwarten gewesene Menstruation aus.
Im Vordergrund steht die absichtliche Nahrungsrestriktion mit dem Ziel der Gewichtsabnahme, die bis zur radikalen Nahrungsverweigerung gehen kann. Der Ausgangspunkt bildet oft eine Diät. Dahinter verbirgt sich eine komplexe Sym-ptomatik und meist ein großes Leid der Betroffenen.
Anlass zur Magersucht bilden oft abwertende Bemerkungen seitens der Familie und Freunden über die "Dicke" einzelner Körperteile, gekoppelt mit einschneidenden Ereignissen z. B.
Trennung vom 1. Liebespartner, Schwierigkeiten in der Familie, . .
Das Abmagern bildet ein Möglichkeit, Herr über die eigenen Gefühle zu werden und eine Hoffnungsträger. Anfangs leiden Magersüchtige großen Hunger, welchen sie durch viel Trinken und Kaugummikauen zu unterdrücken versuchen. Während auf öffentlicher Seite die Mahlzeiten immer geringer werden, findet auf der anderen Seite eine übermäßige Beschäftigung mit Essen, Diäten, Zubereitung von Speisen, usw.
statt.
Sie entwickeln Essensrituale, nehmen die Mahlzeiten zu gleichen Zeiten zu sich und in bizarrer Form. Dies geschieht oft heimlich. Um Auseinandersetzungen mit der Umwelt zu vermeiden , werden Täuschungsmanöver entwickelt(Vernichten von Essen, Verfälschung des Gewichts). Im Zuge der fortschreitenden Gewichtsabnahme gewinnen Rituale, Kontroll-maßnahmen bis hin zu Zwängen breiteren Raum im Leben einer Magersüchtigen. Die Kontrollmaßnahmen beziehen sich auf ihr Gewicht, die Kalorienzahl und das Abmessen von Körperteilen.
Sie entwickelt ein System des Halts, welches eine scheinbare Orientierung und Sicherheit gibt, in welchem aber die Verbindung zum eigenen Körper, zu körperlichen Bedürfnissen und auch zu anderen Menschen immer dünner wird. Dies drückt sich in den Körperschemastörungen aus. Physiologische Signale wie Kälte, Schwäche, Schwindel werden verzerrt wahrgenommen bzw. ignoriert. Das Erlebnis von Entfremdung dürfte auch auf den chronischen Hungerstand zurückzuführen sein.
Die Magersucht geht mit einer Reihe von körperlichen Beschwerden, Komplikationen und Erkrankungen einher, welche Folge der chronischen Mangel und Unterernährung sind.
Zu den körperlichen Symptomen zählen:
Veränderungen im Herz-Kreislaufsystem
Veränderungen der Haut
Elektrolytverschiebungen
Störung im Hormonhaushalt
Extremfall: TOD!
Kann das Fasten nicht mehr aufrechterhalten werden, werden andere Maßnahmen zur Gewichtskontrolle, einge-setzt(Missbrauch von Abführmittel). Es kann auch zu einem Wechsel von der Magersucht zur Fress-Brech-Sucht kom-men.
2. Fress-Brech-Sucht(Bulimia Nervosa):
Hier kehren immer wieder Heißhungeranfälle wieder. Wie bei der Magersucht setzen die Fressanfälle nach Diätversu-chen ein. Diätversuche haben zur Folge, dass Mangelzustände physiologischer und psychologischer Art entstehen.
So hat die nötige Einschränkung von Kohlenhydraten auf der psychischen Ebene eine Depressionsneigung und auf physio-logischer Ebene Hyperinsulismus zur Folge. Beides fördert das Auftreten von Heißhungeranfällen. Diese können über-fallmäßig od. als geplante Fressorgie immer wiederkehren.
Das durchschnittliche Alter liegt zw. 20 und 30 Jahren.
Bei der ungewollten Fressattacke wird zumeist eine magische Grenze des Erlaubten überschritten und dann nach dem Alles od. Nichts-Prinzip bis zum Völlegefühl weitergegessen. Die geplante Fressorgie beginnt mit der Beschaffung von Lebensmitteln und der Schaffung von Bedingungen für einen ungestörten Verzehr. Die Fressanfälle finden mehrmals täglich statt-bis zu 12000 kcal.
Das nachfolgende Erbrechen dient nicht bloß der Gewichtskontrolle, sondern hat den Stellenwert des gemachten Kon-trollverlusts und des Loswerdens von über den Tag hinweg Geschlucktem. Die Heißhungeranfälle bilden einen integralen Bestandteil im Alltag der Frauen.
Sie erfüllen die Funktion der Stütze, eines Haltegriffs, wo Ratlosigkeit und Leere herr-schen würde.
Diagnostische Kriterien:
Wiederholte Episoden von Fressanfällen
Das Gefühl, das Essverhalten während ihrer Fressattacke nicht unter Kontrolle halten zu können.
Mind. 2 Fressanfälle pro Woche über einen Mindestzeitraum von 3 Monaten.
Andauernde, übertriebene Beschäftigung mit Figur und Gewicht.
Da die Heißhungeranfälle heimlich stattfinden wird eine Spaltung gefördert, welche in der Persönlichkeitsstruktur Bulimie-scher Frauen ohnedies angelegt ist.
Eine Spaltung in eine
ordentliche, adrette, kontrollierte, perfekte Frau, welche sich nach außen präsentiert und in eine
innere Person, welche chaotisch, desolat, gierig, und oft tief verzweifelt ist.
Ebenso wie bei der A. N. verbirgt sich hinter der vordergründigen Symptomatik eine tiefe Einsamkeit und große Verzweif-lung. Das Essverhalten zieht schwerwiegende körperliche Symptome nach sich wie:
Gleichgewichtsstörungen im Elektrolythaushalt
Schwellungen der Speicheldrüsen
Zyklusunregelmäßigkeiten
Magendehnung
Ödeme
Schädigungen des Zahnschmelzes, . .
3. A. N. od. B. N.
-eine Sucht?
Eine derartige Zuordnung scheint gerechtfertigt, da sich bei A. N. und B. N. :
Entzugserscheinungen
Steigerung des "Suchtmittel-Konsum"
Der Entzug bedeutet im Fall der Magersucht das Festlegen einer Mindestkalorienanzahl, im Fall der Bulimie die Bestim-mung von festgelegten Mahlzeiten mit einem best. Gesamtkalorienausmaß und die ausreichende Aufnahme von Kohlen-hydraten.
Erst auf dieser Basis ist eine Zugänglichkeit und Wirksamkeit von psychotherapeutischer Hilfe gegeben.
4. Verursachende Bedingungen:
-Psychoanalytische Ansätze- die frühe Kindheit:
Man bezieht sich hier auf die enge Verflechtung von Triebbedürfnissen und deren Befriedigung und der Beziehung des Säuglings zur primären Bezugsperson. Aufgrund einer unzureichenden Bedürfnisbefriedigung bzw. ungenügender Ermutigung zum Ausdruck von Gefühlen, das Kind nicht genügend Autonomie entwickeln kann, um in krisenhaften Zeiten (Pubertät) Entwicklungsaufgaben zu lösen.
Hier setzen lerntheoretische Erklärungsansätze ein: Es ist notwendig, dass in den ersten Lebensjahren die Bezugsperson diese Bedürfnisse erkennt und sie angemessen beantwortet.
Wird jede Regung als Verlangen nach Nahrung interpretiert, so besteht die Gefahr, dass dies auch im Erwachsenenleben so gehandhabt wird. Tatsächlich verlieren Bulimikerinnen die Vielfalt an Bedürfnissen und Gefühlsschattierungen und jede Erregung wird mit Essen gefüllt.
Es findet in psychoanalytischer Terminologie eine Regression auf eine frühere Entwicklungsstufe statt. Unbewusst werden Lösungen auf der Ebene der Nahrungsaufnahme gesucht. Es entwickelt sich zudem eine Identität- die der Ma-gersüchtigen bzw. der Bulimikerin- "MAGERSUCHTSIDENTITÄT".
Die Identitätsproblematik ist ein zweiter Problemkreis. Zumeist eine tiefe Störung des Selbstwertgefühls. Das Kind wurde in seine Regungen und Bedürfnissen nur ungenügend bekräftigt und erfuhr Belohnung zumeist nur dann, wenn es den Vorstellungen und Wünschen der Eltern entsprach. Der Körper wird in seiner Funktion und Ausdrucksform nicht aner-kannt und seiner Gestalt nicht wertgeschätzt. Die Essstörung gibt eine Möglichkeit der intensiven Beschäftigung mit Essen und Gewicht, welche jedoch auf der Dualität(Ich od. Er) beruht und damit destruktiv ist.
Eine weitere Problematik ist die Wiederannäherungsphase. Hier werden Loslösungsversuche unternommen und es herrscht eine starke Zerrissenheit zw. Abhängigkeit und Autonomie. Will die Magersüchtige um keinen Preis eine stark bedrohliche Abhängigkeit erleben, sodass sie sich sogar von primären Bedürfnissen wie Hunger, Wärme, . . unabhängig macht, pendelt die Bulimikerin zw.
selbstauflösender Abhängigkeit von wichtigen Menschen und sozialem Rückzug. Diese Alles oder Nichts Polaritäten spiegeln sich im Fressanfall und Erbrechen wider. Es mangelt an der für die befriedi-gende Gestaltung von Beziehung nötigen Flexibilität.
Feministische Ansätze- Das Frau-Sein als Bedingung:
Hier werden jene weiblichen Sozialisationsbedingungen, welche dazu beitragen, dass Frauen in den letzten Jahren massenhaft an Essstörungen leiden. Dazu gehören:
die Betonung von äußerlicher Attraktivität
auf der Ebene der Haltungen und Einstellungen finden sich eine Vielzahl von zum Teil widersprüchlichen Erwartun-gen an Frauen.
Systemische Ansätze- die Familie:
Sog.
"Magersuchtsfamilien" lassen sich durch folg. Charakteristika beschreiben:
Werte wie Leistungsorientierung, Geltung, Vernunft, . . gelten
Familienklima durch Harmonie geprägt- heile Welt vermitteln
Nach außen eine Festung
Sinnlichkeit, Erotik, . . werden nicht geschätzt
Opfereskalation
Töchter werden zu Partnern
Keine Ich Sätze
Offene Schlafzimmertüren
Offene Bündnisse zw.
2 Personen sind nicht erwünscht
Vater meist emotional abwesend- Mutter verfügt meist über ein großes Potential.
Oftmals koaliert der Vater heimlich mit der Tochter. Die Magersucht wird auch als Versuch angesehen, den drohenden Inzest zu verhindern- Tochter nimmt wieder die Gestalt eines Mädchens an. In 17% der Fälle berichteten Magersüchtige von tatsächlichen inzestuösen Erfahrungen. In der Arbeit mit bulimischen Patientinnen finden sich gehäuft Fälle von sexuellem Missbrauch.
Die Leugnung der Gewichtsproblematik der Tochter kann auch als Abwehr der Rivalität zw.
Mutter und Tochter verstan-den werden. Die Mutter stellt die primäre Identifikationsfigur für das Mädchen dar. Seine Essstörungen bzw. das Pendeln zw. Lust, Gier und Askese ist auch Ausdruck der Angst der Tochter, dass sie im erwachsenen Leben eine derart unbe-friedigende Realität als Frau erwartet, wie dies bei der Mutter der Fall ist.
5.
Die Behandlung- psychotherapeutische Ansätze
Psychopharmakaitherapie
Selbsthilfegruppen
Psychoanalyse
Verhaltenstherapie
Gestalttherapie
Familientherapie
das Kathathyme Bilderleben
Körperorientierte Ansätze
Bewegungsorientierte Methoden(Bewegungs- und Tanztherapie)
Es lassen sich 2 Tendenzen erkennen: Zum einen die Behandlung der Erkrankung in eigens dafür geschaffenen Einrich-tungen, in welchen ein Therapeutenteam zusammenarbeitet, und zum anderen die Kombination von versch. Methoden wie etwa Familientherapie und körperorientierter Einzeltherapie. Bei magersüchtigen Patientinnen, welche nicht aufgrund eigener Motivation therapeutische Hilfe aufsuchen und der körperliche Zustand Behandlungsschritte notwendig macht und bei Bulimikerinnen mit langer Krankheitsgeschichte und geringem Erfolg einer ambulanten Psychotherapie ist ein stationärer Aufenthalt nötig. Zusammen mit ärztlicher Betreuung mit dem Ziel der Stabilisierung des Gewichts eine Psychotherapie einzeln und in der Gruppe. Nach Beendigung des stationären Aufenthalts ist eine langfristige Psychothe-rapie nötig, weil ohne die Bearbeitung der Essstörung zugrundeliegenden Problematik keine wirkliche Stabilität im Bezug auf das Essen und die Haltung zum eigenen Körper erzielt werden kann.
In Nachuntersuchungen zeigte sich, dass bei 2-3 anorektischer Personen, welche sich somato-und psychotherapeutisch behandeln ließen, eine längerfristige Heilung erzielt wurde, wohingegen bei 1-3 der Fälle die Krankheit chronifiziert bzw.
mit Tod endet od. aber ein Symptomwandel stattfand. Auch im Langzeitverlauf von Bulimie wird immer wieder auf die hohe Rückfallrate hingewiesen. Ein Grund dieser geringen Heilungsrate dürfte darin liegen, dass im Gegensatz zu ande-ren Süchten, ein vollständiger Entzug vom Essen nicht möglich ist. Mit einer günstigen Prognose ist dann zu rechnen, wenn die Störungsdauer vor Behandlungsbeginn gering ist, keine ausgeprägte psychische Symptomapologie vorliegen bzw. keine Therapieabbrüche stattgefunden haben.
-Verhaltenstherapie: wird bes. in psychiatrischen Kliniken angewandt. Sie beziehen sich auf eine Gewichtsstabilisierung. Die Nahrungsaufnahme wird mit positiven Verstärkern belohnt. Günstige Erfolge erzielt man, wenn die Maßnahmen sich nicht ausschließlich auf das Symptom beziehen, sondern auch soziale, emotionale und familiäre Problembereiche zum Thema machen. Bei der Behandlung der Bulimie geht es zum einem darum, das Erkennen von Gefühlen zu fördern und die Möglichkeiten zu entwickeln, wie mit diesen Gefühlen zu leben ist, zum anderen wird die Angst vor der Gewichtszu-nahme problematisiert.
-Familientherapie: Hat sich vor allem in der Pubertätsmagersucht bewährt, weil magersüchtige Mädchen zumeist noch im Familienverband leben und in die Familie auch wesentlich zur Aufrechterhaltung des Symptoms beiträgt. Ziel ist die Analyse und Veränderung von Regelkreisen und Kommunikationsmustern der Magersuchtsfamilie. Oftmals arbeitet ein Therapeutenteam mit der Familie unter Einsatz eines Einwegspiegels.
Tanztherapeutische Themen sind Spannung und Entspannung und die Übergänge, Innehalten und Bewegen, die Ge-schwindigkeit von Bewegung und die Regulation von Nähe und Distanz.
Bewegungsorientierte Ansätze erlauben neben dem Wiedererleben von Konflikten, Erfahrungen und Ereignissen ein tatsächliches Neu-Handeln in der Beziehung zur Therapeutin.
Wenn Essen zur Sucht wird
MAGERSUCHT UND BULIMIE:
1.
EINFÜHRUNG:
Magersucht: Fachbegriff (Anorexia nervosa)
Das bedeutet wörtlich "nervöser Appetitmangel"
-Esssucht mit Erbrechen: Fachbegriff (Bulimia nervosa) oder bekannt als Bulimie
Unter Essstörungen versteht man ein abnormes, krankhaft gewordenes Essverhalten. Im medizinischen Sinn handelt es sich um psychische Krankheiten.
Zwei Formen treten vor allem auf, die Magersucht, bei der man Probleme "weg hungert" also nur sehr wenig oder gar keine Nahrung zu sich nimmt und die Bulimie, bei der die Probleme versucht werden durch Heißhungerattacken mit anschließendem Erbrechen gelöst zu werden.
Beide Formen können ineinander übergehen. An Magersucht und Bulimie erkranken hauptsächlich Mädchen und junge Frauen zwischen 12 und 25 Jahren. Jungen sind nur selten betroffen, aber es gibt da doch den ein oder anderen.
2.GRÜNDE:
-schlankes Schönheitsideal
-Stars als Vorbild
-Körperlicher Missbrauch
-Seelischer Missbrauch
-Versagensgefühle
-Hass gegen den eigenen Körper
-geringes Selbstwertgefühl
-gestörte Familienverhältnisse
-Sehnsucht nach Liebe
-Sehnsucht nach Geborgenheit
-Verlangen nach Anerkennung
3.FOLGEN:
-Angst beim Essen bleibt
-Rückfall ist immer möglich
-Nie mehr ein richtiges Hunger- und Sättigungsgefühl
-Körperliche Schäden, wie Darmbeschwerden, ausbleiben der Periode, Haarausfall, Herzprobleme,
-Natürlicher Tod
-Starke Depressionen
-Selbstmordversuch
-Finanzieller Ruin
-Sparkonto plündern, und Fressattacken finanzieren zu können
-Kredit aufnehmen
4.HILFE:
-Als erstes an eine Beratungsstelle wenden
-Telefonseelsorge als Ansprechpartner
-Verschiedene Formen der Gruppen- und Verhaltenstherapien
-Ambulante Therapien
-antidepressive Medikamente gegen die Depressionen
Wie Angehörige und Freunde helfen können:
-Betroffene so annehmen wie sie sind
Falsch ist es:
- weg zu schauen und die Krankheit zu verharmlosen
5.SCHLUSS:
Die Chancen zu einem normalen Essverhalten zurückzufinden sind gut, die/der Betroffene muss es aber aus eigener Kraft wollen.
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