Das gehör -beleg- ohr und lärm
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Das Gehör
Beleg
Inhaltsverzeichnis
1.
Das Ohr
1.1.
Einleitung
1.2.
Aufbau des Ohres
1.
3.
Das Hören
1.3.1.
Schallaufnahme
1.3.
2.
Differenziertes Hören
1.4.
Das Gleichgewicht
1.5.
Krankheiten
1.
5.1.
Außenohrerkrankungen
1.5.2.
Mittelohrerkrankungen
1.
5.3.
Innenohrerkrankungen
2.
Lärm
2.1.
Lärmverständnis
2.
2.
Lärm als Stressfaktor
2.3.
Lärm und Stille
1. Das
Ohr
1.1.
Einleitung
Das Ohr ist unser
empfindsamstes Sinnesorgan und entwickelte sich vergleichsweise sehr spät. Erst
vor einigen hundert Millionen Jahren verstanden es die Lebewesen zu hören, und
nicht mehr in Stille zu leben. Die Fische waren die ersten Wesen überhaupt, die
aus den Schwankungen des Wasserdrucks Informationen filterten, und allmählich
entwickelte sich daraus das Gehör.
Heutzutage gibt es einige
Spezialisten die mit ihrem Gehör besondere Vorteile ziehen. So können sich Wale
auch aus der Entfernung von hunderten Kilometern hören. Fledermäuse koordinieren
ihre Flüge mit Hilfe ihres Gehörs, indem sie mit Ultraschallen arbeiten.
Und
Kängurus hören so tiefe Bässe, die es ihnen möglich machen die Flügelschläge von
Raubvögeln zu orten.
Aus einigen Versuchen kann
man aber auch schließen, dass Pflanzen und Bakterien eine Art Gehörsinn
besitzen:
So unternahm der Botaniker
T.C. Singh einen Versuch, bei dem er einer Mimosenart täglich mehrere Stunden
lang indische Musik vorspielte. Die Wirkung war, dass die Pflanzen schneller
wuchsen, als dieselbe Art ohne die Musik. Die amerikanische Biologin Dorothy
Retallak spielte mehreren Pflanzenarten täglich 8 Stunden lang den Ton F vor,
und nach zwei Wochen starben alle Pflanzen ab.
Am selben Institut fand ein
Versuch mit Kürbispflanzen statt. Hier wurden die Pflanzen in zwei Gruppen
eingeteilt. Der einen wurde Klassik vorgespielt, der anderen Rock. Die Pflanzen
mit der Klassikmusik schlangen sich direkt um das Radio, bei der anderen
Versuchsgruppe flohen sie vor dem Radio an die Wand des Gewächshauses. Ebenso
wurde aber auch bei Legehühnern ein solcher Versuch gestartet. Klassik hatte
eine positive Wirkung auf die Legeleistung der Hühner.
Diese Versuche zeigen
einerseits, dass auch "gehörlose" Lebewesen die Schwingungen wahrnehmen können
und andererseits zeigen sie auch die Bedeutung vom Gehör. Zu hören heißt also
nicht nur Geräusche wahrzunehmen, sondern auch diese zu verarbeiten und auf den
Körper wirken zu lassen. Geräusche können einerseits das Wesen beruhigen und
andererseits sogar schwächen!
1.2. Der Aufbau des Ohres
Das menschliche Ohr kann man
in drei Teile gliedern: Das Außen-, das Mittel- und das Innenohr.
Zum Außenohr gehören alle
Teile, die vor dem Trommelfell liegen: die Ohrmuschel, und der äußere Gehörgang,
der etwa 3 cm lang ist.
Der Schall wird von den
Ohrmuscheln aufgefangen und verstärkt. Bei vielen Säugetieren sind sie noch
beweglich und erlauben somit ein sehr Genaues Richtungshören. Der Gehörgang
dient zum Weiterleiten der Schallwellen. Hier befinden sich Drüsen, die das
Ohrenschmalz absondern. Damit wird die Elastizität des Trommelfells erhalten und
Fremdpartikel abgefangen.
Das Mittelohr ist ein
Hohlraum von etwa 15 mm in der Höhe und Breite.
In ihm befinden sich die
Gehörknöchelchen, die die Schallwellen verstärken und zum Innenohr leiten. Das
Mittelohr ist mit Nase und Rachen verbunden, um den Druck im Ohr beizubehalten.
Das Innenohr, auch Labyrinth
genannt, enthält die Organe für das Gehör und den Gleichgewichtssinn. Das
Mittelohr ist durch das ovale Fenster, von einem Häutchen verschlossen,
getrennt (zwischen Steigbügel und Gehörschnecke, der Eingang). Die Kanäle des
Innenohrs sind von Schleimhäuten ausgekleidet und liegen in einem verdickten
Bereich des Schläfenbeins. Gehörschnecke (Cochlea), Vorhof und Bogengänge sind
von einer Geleeartigen Flüssigkeit (der Endolymphe) gefüllt.
1.3. Das Hören
1.3.1. Schallaufnahme
Das Hören ist die
Wahrnehmung von Schallwellen, also Luftdruckveränderungen, die im Gehirn
weiterverarbeitet werden und uns Informationen aus der Umwelt übermitteln.
Bevor dieser Schall aber als
Reiz über die Gehörnerven ins Hörzentrum des Gehirns gelangt, muss ein
Mechanismus im Ohr ausgelöst werden:
Die Schallwellen bewegen
sich in die Ohrmuschel, werden dort verstärkt und gelangen durch den äußeren
Gehörgang zum Trommelfell. Dieses wird in Schwingung versetzt, und leitet diese
über die Gehörknöchelchen des Mittelohrs zum Ovalen Fenster. Von da aus werden
die Schwingungen auf die Flüssigkeit in der Schnecke übertragen, und die
Vibration der Endolymphe bewegt die haarähnlichen Fortsätze (Haarzellen) in der
Gehörschnecke. Diese Haarzellen sind genau die Sinneszellen, die letztendlich
die Information aufnehmen. Sie geben den Reiz an den Gehörnerv weiter.
Die Abstufung von tiefen und
hohen Tönen erfolgt ebenso in der Schnecke.
Tiefe Töne und hohe Frequenzen
werden in Bereichen der inneren Schnecke wahrgenommen, hohe Töne und tiefe
Frequenzen am Eingang der Schnecke. Diese verschiedenen Informationen werden im
Gehirn entsprechend unterschiedlich verarbeitet.
1.3.2. Differenziertes Hören
Wie beim Sehen ist der
Hörbereich des Menschen von Person zu Person unterschiedlich.
Maximal nimmt ein
Mensch Schallwellen im Frequenzbereich zwischen 16 und 28000 Hertz wahr.
Tonschwankungen von 0,03% der ursprünglichen Frequenz werden von besonders
hellhörigen Menschen noch in Bereichen von 500 bis 8000 Hertz wahrgenommen. Bei
niedrigen Frequenzen und geringer Lautstärke reagiert das Ohr weniger
empfindlich.
Ebenso reagiert das Ohr auf
die Lautstärke (d.h. auf die Intensität der Schallwellen) bei verschiedenen
Frequenzen unterschiedlich.
In Bereichen von 1000 bis 3000 Hertz reagieren wir
auf Lautstärkeänderungen am empfindlichsten und wir nehmen bereits eine
Schwankung von einem Dezibel wahr. Je geringer die Lautstärke ist, umso geringer
ist die Empfindlichkeit unseres Gehörs. Bei großer Läutstärke entstehen durch
die unterschiedliche Empfindlichkeit des Gehörs wichtige Phänomene:
Bei sehr lauten Geräuschen
nehmen wir zusätzliche Geräusche war, die ursprünglich gar nicht enthalten sind.
Vermutlich sind Unvollkommenheiten in der natürlichen Funktion des Mittelohrs
die Ursache. Subjektive Wahrnehmungen im Ohr lassen Töne bei hoher Intensität
rau klingen. Ebenso nehmen wir reine laute Töne als höhere wahr.
So können laute
Töne eine Oktave höher klingen, und besonders leise Töne entsprechend tiefer. Da
jedoch solche Effekte nur bei reinen Tönen zu beobachten sind, hat dies keinen
weiteren Einfluss auf unser Hören. Wenn das Ohr Obertöne zu sehr tiefen Tönen
produzieren muss, kann es unter umständen höhere Töne nicht mehr wahrnehmen.
Deshalb müssen wir unsere Stimme an lauten Orten heben.
1.4.
Das Gleichgewicht
Die beiden
Gleichgewichtsorgane befinden sich im linken und rechten Innenohr und bestehen
aus den drei durch ein Schlauchsystem verbundenen Bogengängen. Sie liegen vom
Vorhof aus rechtwinklig zueinander und können somit Kopfbewegungen in alle drei
Raumrichtungen wahrnehmen: nach oben und unten, nach vorn und hinten, nach
rechts und links. Die Bogengänge sind teilweise mit einer Flüssigkeit, der
Lymphe, gefüllt. Wenn der Kopf gekippt wird setzt sich die Lymphe in Bewegung
und die darunter liegenden hochempfindlichen Haarzellen nehmen die
Druckveränderungen wahr und leiten die Reize ans Kleinhirn weiter.
Außerdem gibt es im
Labyrinth des Innenohrs je zwei Schweresinnesorgane: Maculautriculi und Macula
sacculi. Diese Maculaorgane nehmen lineare Bewegungen wahr.
Die Macula utriculi
wird durch horizontale-, die Macula sacculi durch vertikale Beschleunigung, die
Gravitätsbeschleunigung gereizt.
Diese Gleichgewichtsorgane
geben jedoch nur Informationen über die Lage des Kopfes, die der Nervus
vestibularis, Nerv Nummer VIII von 12 Hirnnervenpaaren , an die Vestibularkerne
weiterleitet, wo sie durch Informationen der Muskelrezeptoren ergänzt werden.
Außer dem
Gleichgewichtsorgan sind drei weitere Faktoren für den aufrechten Gang und
physische Orientierung nötig:
►
die Augen liefern
unaufhörlich Informationen zur Position des Körpers, insbesondere zu den
Bodenverhältnissen. So kann auf Steigungen, Stufen und Unregelmäßigkeiten in der
Oberfläche des Untergrunds reagiert werden.
►
mithilfe des
räumlichen Gehörs wird die Position des Menschen im Schallfeld und in Beziehung
zu anderen Geräuschquellen ermittelt. Das Relief der Ohrmuschel ermöglicht ein
sehr exaktes räumliches Hören: nur bis zu 2° machen die Abweichungen bei der
Lokalisierung von Geräuschquellen aus.
►
Muskel-, Sehnen- und
Gelenkrezeptoren, vor allem im Hals, "beobachten" und regulieren die "Statik"
des Körpers. Die Körperhaltung im Ganzen und die Stellung und Spannung der
einzelnen Muskeln.
All diese Informationen
laufen im Schaltzentrum für die Koordination und Steuerung von Bewegungen, im
Kleinhirn, zusammen. Wenn jedoch das Innenohr geschädigt oder zerstört wird
kommt es zu Gleichgewichtsstörungen. Auch bei Erkrankungen im Innenohr bereitet
es der Person Schwierigkeiten beispielsweise mit geschlossenen Augen ruhig
stehen zu bleiben.
1.
5. Krankheiten
1.5.1. Außenohrerkrankungen
Angeborene Fehlbildungen
sind beispielsweise das vollständige Fehlen der Ohrmuschel oder eine fehlende
Öffnung des äußeren Gehörganges. Sie können chirurgisch behandelt werden.
Zu den erworbenen Störungen
gehören beispielsweise Schnitte und andere Verletzungen. Boxer leiden oft unter
"Blumenkohlohren" (Othämatom der Boxer). Sie entstehen durch Verletzungen des
Ohrknorpels mit nachfolgender innerer Blutung und übermäßigem Wachstum von
Heilungsgewebe.
Entzündungen des Außenohres
entstehen durch Verletzungen, Verbrennungen und Erfrierungen, die meist andere
Hautentzündungen hervorrufen. Das Außenohr kann ebenfalls von Wundrose und
Schuppendermatitis befallen werden, seltener erkrankt das Außenohr an
Hauttuberkulose und Syphilis. Gehörbeeinträchtigende Fremdkörper im äußeren
Gehörgang (Insekten, Watte, Ohrenschmalztropfen) sollten vorsichtig entfernt
werden.
1.5.2. Mittelohrerkrankungen
Eine angeborene Fehlbildung
des Mittelohrs ist das Fehlen der Gehörknöchelchen. Diese können jedoch auch
chirurgisch nachgebildet werden, sodass die betroffene Person ihre Hörfähigkeit
wiedergewinnt.
Eine erworbene Störung ist
beispielsweise ein Loch im Trommelfell.
Es entsteht beispielsweise durch eine
Verletzung an einem spitzen Gegenstand, heftiges Naseschnäuzen, eine Ohrfeige
oder eine plötzliche Luftdruckveränderung. Etwa einer von 1000 Erwachsenen
leidet an Hörverlust durch Otosklerose. Bei dieser Krankheit lagert sich poröses
Knochenmaterial zwischen Steigbügel und ovalem Fenster ab. Dann verliert der
Steigbügel an Beweglichkeit und die Signale können nicht mehr ins Innenohr
weitergeleitet werden. Hier kann das überflüssige Knochengewebe chirurgisch
entfernt und anschließend eine Verbindung zwischen Steigbügel und ovalem Fenster
neu aufgebaut werden. Jedoch kann sich die Erkrankung bei den Betroffenen
wiederholen, sodass der Vorgang nach einigen Jahren noch einmal durchgeführt
werden muss.
Die Mittelohrentzündung ist
eine weit verbreitete Infektion. Sie wird durch verschiedene eitererregende
Bakterien hervorgerufen und kann lang andauern und sehr schmerzhaft werden:
Durch die Eustachische Röhre gelangen die Bakterien ins Mittelohr. Eventuell
stellt sich eine Beteiligung des Warzenfortsatzes ein. Die Verwachsungen des
Granulationsgewebes schränken die Beweglichkeit vom Trommelfell ein und können
zu einer Beeinträchtigung der Hörfähigkeit führen. Das Trommelfell dehnt sich
und löst Schmerzen aus. Damit der Eiter ablaufen kann wird ein kleiner Abfluss
ins Trommelfell geschnitten.
Um die Beteiligung des Warzenfortsatzes vorzubeugen
werden häufig Penicillin und andere Antibiotika eingesetzt. Wenn jedoch nicht
ausreichend für den Abfluss des Eiters gesorgt wird, entsteht eine akute
chronische Erkrankung die zu irreversible krankhaften Veränderungen führt und
selten auf bakterienhemmende Medikamente anspringt.
Nichteitrige
Mittelohrentzündungen entstehen durch einen Verschluss der Eustachischen Röhre,
hervorgerufen durch Erkältung, Mandelentzündung, Nebenhöhlenerkrankungen, das
Fliegen eines Flugzeuges ohne Druckkabine oder eine Bakterieninfektion mit
Pneumokokken oder Haemophilius influenzae. Da der wässrige Ausfluss das Hören
beeinträchtigt, vermutet man eine Mittelohrentzündung könne sich bei
Kleinkindern negativ auf die Sprachentwicklung auswirken. Behandlungsmethoden
sind hier auch Antibiotika, Antihistaminika, Entfernung von Gaumen- und
Rachenmandeln sowie kleine Röhrchen als Abfluss der Flüssigkeit.
1.
5.3. Innenohrerkrankungen
Krankheitserscheinungen wie
Schwerhörigkeit oder Störungen des Gleichgewichtssinnes sowie Symptome von
Bewegungskrankheiten entstehen durch Anämie, Blutdrang, Tumore der Gehörnerven,
starke Wärmeeinwirkung, Kreislaufstörungen, Vergiftungen und emotionale
Störungen. Forscher wiesen 1998 nach, dass durch Rauchen der altersbedingte
Hörverlust verstärkt wird, da die Blutzufuhr zum Hörnerv beeinträchtigt wird.
1999 wurde nachgewiesen, dass oftmals Schwerhörigkeit durch Mangel an
Neurotransmittern an den Nervenzellen, welche Schallempfindungen zum Gehirn
leiten, entsteht. Dieser Mangel kann mit Medikamenten aufgehoben werden.
Das so
genannte Ménière-Syndrom geht auf Schäden an den Bogengängen zurück, und
verursacht unter anderem Übelkeit, Hörverlust, Ohrgeräusche (z.B. Tinnitus) und
Gleichgewichtsstörungen. Tinnitus entsteht oftmals durch ständige, laute
Geräusche (etwa Diskothekenlärm), die zu Schäden an den Haarzellen führen.
Taube können, soweit ihre
Hörnerven unversehrt sind, drei viertel des normalen Höreindruckes
wiedergewinnen. Dafür wird ein Cochlea-Implantat eingesetzt, welches
Schallwellen in elektrische Signale umsetzt und diese über Elektroden direkt zur
Innenohrschnecke leitet, wo sie die Hörnerven reizen.
Das Gerät ersetzt jedoch
lediglich die Funktion der Sinneszellen im Innenohr. Zusammen mit dem Implantat
werden ein Mikrophon und ein Sprachprozessor eingesetzt, die hinter der
Ohrmuschel platziert werden. Wenn der Hörnerv (etwa durch einen Tumor) zerstört
ist, versucht man den Höreindruck über ein Transplantat in die Neuronen des
Hirnstamms wiederherzustellen.
► Hals-Nasen-Ohren-Ärzte
überprüfen die Funktion des Gehörs und des Gleichgewichtssinns. Entzündungen,
Infektionen etc. und Erkrankungen der Nasennebenhöhlen, des Nasen-Rachen-Raum
und der Mundhöhlen werden von ihnen behandelt.
2. Lärm
2.1. Lärmverständnis
Oben wurde gezeigt, dass
Hörschäden durch vielerlei Erkrankungen entstehen können. Welchen Zusammenhang
haben jedoch unser Empfinden und die Umweltwahrnehmung mit dem Gehör?
Unser Ohr kann nicht wie die
Augen geschlossen werden. Auf uns dringen unaufhörlich Geräusche ein, die im
Gehirn verarbeitet werden.
Durch zuhalten der Ohren oder durch Gehörschutz wird
nur ein kleiner Teil der Geräuschkulisse unterdrückt. Andauernde unerwünschte
Geräusche wirken sich negativ auf unsere Stimmung ein. Musik (die uns gefällt)
und Naturgeräusche wiederum heben unsere Stimmung. So heißt hören also nicht nur
kommunizieren, sondern auch erleben.
Um die Auswirkungen von Lärm
und Stille zu beschreiben müsste man Lärm erst definieren:
►
Psychologisches
Lärmverständnis: unerwünschter oder störender Schall ist für den Hörer (das
"Opfer") "lärmend" oder "nervend". Das ist eine subjektive Belästigung, und
hängt immer von Situation, Tageszeit, Kultur, Alter, Geschlecht,
Milieuzugehörigkeit, Stimmung und anderen Faktoren des Hörers ab.
►
Lauter Schall: Dies
ist eine naturwissenschaftliche Definition, die Politiker und Gesetzgeber für
ihre Entscheidungen nutzen. So wird eine "Lärmgrenze" anhand von einer
Dezibelzahl ernannt. Diese objektive Definition wird kritisiert, da "Lärm nicht
mit physikalischen Geräten messbar ist, weil die individuellen Empfindungen sich
objektivierbaren Messverfahren entziehen." (UBA)
►
Akustische
Umweltverschmutzung: "Verunreinigung der Luft durch Schallenergie"; hier werden
den Naturgeräuschen "künstliche" Geräusche gegenübergestellt. Jedoch können auch
Naturgeräusche als störend empfunden werden, Natur kann sehr laut sein und
ebenso körperliche Schäden verursachen (Vulkanausbrüche, Gewitter..
.).
2.2. Lärm als Stressfaktor
Nachdem der Schall wie oben
beschrieben in elektrische Signale umgewandelt wurde, erreichen die
Informationen das Stammhirn. Zum einen werden die Signale kognitiv verarbeitet,
und zum anderen wird eine Fülle körperlicher und emotionaler Prozesse aktiviert:
Auf plötzlich einwirkende
Geräusche und starke Veränderungen der Tonhöhe reagiert das Stammhirn zunächst
mit überschießenden Erregungswerten.
Sie werden an die anderen Hirnregionen
weitergeleitet und führen dort zu Fehlsteuerungen, die Funktionsveränderungen
der verschiedensten Organe bewirken. Zwar hängt solch ein Ereignis von
Lautstärke, Plötzlichkeit, Botschaft des Geräusches wie auch der Konstitution,
Einstellung, Lebensalter des Lärmopfers ab, jedoch kann festgestellt werden,
dass Lärm:
►
die geistige
Leistungsfähigkeit beeinträchtigt: Handlung verschiedener Großhirnzentren,
Spracherkennung und Orientierung werden gestört.
►
die Affektlage wird
verändert: Antrieb, Gefühlslage, Motivation und der Schlaf werden von lärm
beeinflusst
►
deutlich die
vegetative Gleichgewichtslage verschiebt: hormonell gesteuerte Wege peripherer
Organe bzw. deren Regel- und Steuermechanismus werden durch Lärm gestört. Das
führt unter anderem zu Funktionsminderung und das wiederum zu
Instabilitätsneigungen. Bei längerer Lärmeinwirkung sind durch hormonelle
Überproduktionen auch Veränderungen des Mineralhaushalts möglich.
Magnesiummangel beispielsweise bewirkt eine höhere Lärmempfindlichkeit die
Stress fördert.
Vegetativ gesteuerte
Stresssituationen treten Reflexartig bei Momentanpegeln von über 60 Dezibel auf,
oder entsprechend eher auch bei schlechter seelischer Verfassung (Verärgerung,
Angst, nachts). Dabei spielt das bewusste Erleben des Geräusches keine Rolle.
Folgende Stressreaktionen entstehen dann:
►
die Nebennieren
schütten die Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol aus
►
die Muskulatur
peripherer Blutgefäße zieht sich zusammen, und die Herzfrequenz verändert sich
(das führt zu höherem Blutdruck)
►
Veränderung der
Atmung, des Hautwiderstands, der Muskelanspannung und der Bewegungskoordination
►
Veränderung der
Magenbewegungen und Speichelsekretion, vermehrte Produktion von Magensäure,
veränderte Durchblutung der Magenschleimhaut sowie Blutfette,
Elektrolytstoffwechsel und Blutzucker, Gerinnungszeiten und Blutvikosität
Diese Reaktionen hatten die
Ursprüngliche Funktion den Körper in kürzester Zeit wachzurütteln und
blitzschnell fluchtbereit/ verteidigungsbereit zu machen. Deshalb auch Lärm: der
romanische Schlachtruf "alle armi!" heißt "Alarm!". Diese Reaktion ist
heutzutage aber weitestgehend unnützlich, da beispielsweise der Knall eines
Überschallfliegers in Friedenszeiten keineswegs Gefahr bedeutet.
Der Mensch
reagiert somit nicht mit körperlicher Aktivität, und bleibt somit buchstäblich
auf der Anspannung "sitzen". Wiederholte Lärmeinwirkung kann sich somit
miteinander addieren und führt zu Immunschwächen, erhöhtem Medikamentverbrauch
und anhaltenden Stress. Ebenso wird der Betroffene anfälliger auf weiteren Lärm.
In Zusammenspiel mit der
Lebensqualität der Person und der Umgebung kann sich Lärm sehr negativ auswirken
und sich als "krankmachenden Faktor" bestätigen.
Diese Auswirkung trifft aber
keineswegs nur den Menschen, sondern natürlich auch die Tiere. So schrecken gehe
oft auf, und rennen in ihrer Flucht ins Auto.
Zwischen 1993 und 1997 verendeten
80 Wale an der Nordseeküste: ihr Gehör und Orientierungssinn war zerstört.
2.3. Lärm und Stille
Lärm heißt nicht immer nur
Stress und Schädigung. Der Mensch braucht von Natur aus Lärm. Emotionen wie
Erleichterung, Ekstase, Trauer und Erschrecken drücken sich in lautem Schreien,
Rufen, Singen oder Ähnlichem aus.
Kinder sind beim spielen laut. Auch bei der
Arbeit (vom Feuersteinschlagen bis zum Verkehr) produzieren wir Lärm.
Ebenso erscheint uns Stille
furchterregend: Noch imemr Pfeifen wir im Wald, oder sprechen von "der Ruhe vor
dem Sturm". Lärm ist für uns ein Mittel sich gegenüber der Natur zu behaupten.
Lärm vertreibt böse Geister..
.
Joseph von Eichendorff
schrieb:
O wunderbares, tiefes
Schweigen
Wie einsam ist's noch auf
der Welt
Die Wälder nur sich leise
neigen
Als ging der Herr durch's
stille Feld
Ich fühl mich recht wie
neugeschaffen,
Wo ist die Sorge und die
Not...
Menschen brauchen also auch
die Stille um zu Schaffen. Künstler schreiben in stillen Momenten.
Um sich zu
konzentrieren braucht man Ruhe.
Stille ist eine der
Vorraussetzungen dafür, von Gott "angesprochen" zu werden und zu Gott sprechen
zu können: Stille Gebete, Besinnungstage, Meditation, die Ruhe am Sabbat
(hebräisch: ruhen, ablassen).
Nach Lao-Tse bedarf der
Mensch der Stille, damit seine Handlungen nicht blind und aktionistisch werden:
"Ein großes Reich zu regieren verlangt Ruhe." oder "In der Ruhe liegt die
Kraft."
[1]
Quellen:
Microsoft® Encarta®
Enzyklopädie 2002 Professional
Stephan Marks "Es ist zu
laut!" Fischer Taschenbuch Verlag
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