Drogensucht
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Inhaltsverzeichnis:
· Allgemeine Funktionen des menschlichen Körpers
· Biochemische und pharmakologische Aspekte der Drogensucht
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Allgemeine Funktionen des menschlichen Körpers
Der Mensch braucht für seine Existenz eine geeignete Umwelt, mit der er wiederum in enger Wechselwirkung steht. Der Organismus stellt den Kontakt mit der Umwelt u.a.
durch bewusste Wahrnehmung der Außenwelt her.
Diese Funktion übernimmt das Sinnessystem mit den Sinnen Sehen, Riechen, Schmecken und Fühlen (sensorisches System).
Der Organismus kann auf diese Sinneswahrnehmung vor allem mit seinem Bewegungssystem reagieren (motorisches System).
Ein wesentlicher Baustein für die Verknüpfung beider Systeme ist das Nervensystem. Es ermöglicht dem menschlichen Organismus, mit seiner Umwelt in wechselseitige Beziehung zu treten. Gleichzeitig bildet es die materielle Grundlage für das Bewusstsein, für geistige und seelische Vorgänge.
Biochemische und pharmakologische Aspekte der Drogensucht
Das Wort Sucht kann im psychischen und körperlichen Sinn verstanden werden. Es steht auf jeden Fall fest, dass die Einnahme von Suchtmitteln eine starke psychische Abhängigkeit mit sich bringt. Dagegen bewirken nur die Opiate, die Beruhigungs- und Schlafmittel und der Alkohol eine sehr ausgeprägte körperliche Abhängigkeit.
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Zu den Opiaten zählen das Morphin und alle morphinartig wirkende Substanzen, zu denen auch das Heroin zählt. Da die Opiate sehr süchtig machen, bemühte man sich, Substanzen zu synthetisieren, die ähnlich gut schmerzstillend sind, aber nicht süchtig machen. Jedoch hatte die vorgenommene Abwandlung des Morphins zum Diacetylmorphin, auch Heroin genannt, eher das Gegenteil zur Folge: diese Substanz dringt besonders gut in das Gehirn ein und wirkt damit sehr schnell.
Heroin ist heute das am häufigsten missbrauchte Opiat. Es sind bis heute Hunderte von opiat-artigen Substanzen synthetisiert worden, doch es gelang nicht die schmerzstillende Wirkung vom hohen Suchtpotential zu trennen.
Mehrmals täglich wiederholte Morphin-Injek-
tionen, beispielsweise zur Schmerzlinderung bei Krebspatienten, führen im Verlauf weniger Wochen zu einer Verminderung der Wirksamkeit, das heißt, der Patient gewöhnt sich an das Medikament. Die Abnahme der Wirkung lässt sich zunächst durch eine Erhöhung der Dosis ausgleichen. Sobald die tägliche Dosis an Morphin fehlt, werden Entzugserscheinungen beobachtet.
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Die meisten Entzugszeichen sind gewissermaßen Umkehrungen der Opiat-Wirkungen.
Die Stimmungslage des Menschen beim Opiat-Entzug ist durch Angst, Niedergeschlagenheit und Verzweiflung gekennzeichnet.
Die Tatsache, dass Opiate die Schmerzempfindung hemmen, dabei aber die anderen Sinnesfunktionen des Körpers weitgehend unbeeinflusst lassen, sprach dafür, dass sie im Organismus mit spezifischen Rezeptoren reagieren und ihre Wirkung nicht durch eine "un-spezifische" Beeinflussung der Nervenzellmembran entfalten.
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Besonders zahlreich sind diese Rezeptoren in Teilen des Hirnstamms, vor allem in der Umgebung des Hohlraumsystems des Gehirns in der Höhe des Mittelhirns. In die gleiche Richtung wies die Entwicklung von Opiat-Antagonisten, das heißt von Substanzen, welche die Wirkung des Morphins und anderer Opiate aufzuheben vermögen.
Man nimmt heute an, dass sich jede Nervenzelle, die Opiat-Rezeptoren besitzt, unabhängig von ihrer Lage im Nervensystem an eine fortgesetzte Opiat-Einwirkung anpasst, das heißt, Gewöhnung und Abhängigkeit entwickelt.
Versuche haben gezeigt, dass eine längere Blockierung der Opiat-Rezeptoren durch z.
B. den Opiat-Antagonisten Naloxon zu einer Vermehrung der Rezeptoren führt. Allerdings ist unklar, warum die Anzahl der Opiat-Rezeptoren offenbar nur zunehmen und nicht auch abnehmen kann.
Da sich bei langandauernder Opiat-Einwirkung keine Veränderungen in der Bindung der Opiate an ihre Rezeptoren nachweisen ließen, musste man nach Veränderungen in dem System suchen, das in der Zelle den Rezeptoren nachgeschaltet ist. Als möglicher Angriffspunkt kam das Enzym Adenylat-Cyclase in Frage, das die Bildung von cyclischem Adenosin-mono-phosphat (cAMP) katalysiert, denn der Organismus bedient sich dieses Enzyms sehr oft, wenn es darum geht, eine Information an eine Zelle umzusetzen. Wird das Enzym aktiviert, so nimmt der Gehalt der Zelle an cyclischem Adenosin-monophosphat zu, und dieses kann weitere Reaktionen auslösen.
Eine andauernde Opiat-Einwirkung kann beispielsweise auch die zelluläre Empfindlichkeit gegenüber Neurotransmittern ändern. Diese Substanzen dienen dazu, ein Signal vom Ende einer Nervenfaser an die nächste Nervenzelle, auf eine Muskelzelle oder auf eine Drüsenzelle zu übertragen.
Wie entsteht diese Überempfindlichkeit?
Zahlreiche Befunde zeigen, dass Opiate die Freisetzung der Neurotransmitter hemmen. Eine solche Hemmung kann durch eine Beeinflussung der Nervenendungen, aber auch durch Angriffe an weiteren Punkten zustande kommen. Die Folgen für die Empfängerzelle sind die gleichen, sie wird versuchen, den Mangel an Überträgersubstanzen auszugleichen. Sie kann das tun, indem sie die Zahl der Bindungsstellen für den Neurotransmitter erhöht.
So hat man nach langdauernder Opiat-Einwirkung in der Hirnrinde eine Vermehrung der Rezeptoren für die Überträgersubstanz Noradrenalin beobachtet. Von größerer Bedeutung dürften aber auch Anpassungen im Adenylat-Cyclase-System sein, das von einigen Neurotransmittern aktiviert wird.
Nach der Entdeckung der Opiat-Rezeptoren stellte sich die Frage nach der normalen Bedeutung dieser Rezeptoren. Es ist unwahrscheinlich, dass der Organismus zufällig spezielle Haftstellen für Substanzen besitzt, mit denen er gewöhnlich gar nicht in Kontakt kommt. So fand man im Gehirn von Schweinen Material, das auf isolierte Organe opiat-artig wirkte. Überraschenderweise ergab die chemische Analyse, dass man es mit Peptiden zu tun hatte.
Als erstes wurden das Methionin-Enkephalin und das Leucin-Enkephalin identifiziert. Die Aminosäuren-Sequenz des Methionin-Enkephalin fand man bald auch in einem größeren, vorwiegend in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) vorkommenden, aus 31 Aminosäuren bestehenden Peptid, dem betta-Endorphin, wieder. Dieses ist seinerseits ein Bruchstück des betta-Lipotropins, einem Hormon, dessen psychologische Bedeutung aber immer noch unklar geblieben ist. Betta-Lipotropin selbst hat keine Opiat-Wirkung, wohl aber das durch enzymatische Spaltung aus ihm entstehende betta-Endorphin. Diese körpereigenen Substanzen mit opiat-artiger Wirkung fast man unter dem Begriff Endorphine zusammen - man findet sie auch im Blut und in der Gehirnflüssigkeit und sie werden mit dem Urin ausgeschieden.
Die Endorphine hemmen die elektrische Aktivität von Nervenzellen, die Opiat-Rezeptoren tragen.
Mit Naloxon läßt sich die Hemmung aufheben, das heißt, die Endorphin-Wirkung wird durch die Opiat-Rezeptoren vermittelt.
Neben den Opiaten sind es vor allem die allgemein zentral dämpfenden Substanzen, deren regelmäßige Einnahme zur Gewöhnung führt. Zur großen Gruppe dieser Substanzen gehören die Schlafmittel, die Beruhigungsmittel und der Alkohol.
Trotz sehr unterschiedlicher chemischer Strukturen haben diese Substanzen vieles gemeinsam: sie hemmen, zu mindestens in größeren Dosen, Funktionen des Zentralnervensystems, was sich unter anderem in Muskelerschlaffung, erhöhter Schwelle für Sinnesreize, verminderter Krampfbereitschaft und herabgesetzter Erregbarkeit der Reflexe äußert. Die Dämpfung kann, in Abhängigkeit von der Dosis, von leichter Beruhigung bis zur Narkose reichen.
Die Hemmwirkung auf zellulärer Ebene haben die allgemein zentral dämpfenden Substanzen mit den Opiaten gemeinsam.
Während die Opiat-Wirkung jedoch durch spezielle Rezeptoren vermittelt wird und sich auf Nervenzellen beschränkt, die diese Rezeptoren tragen, betrifft die Wirkung der allgemein zentral dämpfenden Substanzen grundsätzlich alle Nervenzellen. Bevorzugte Angriffspunkte von ihnen sind die als Synapsen bezeichneten Schaltstellen, an denen die Nervensignale durch Neurotransmitter vom Ende einer Nervenfaser zur nächsten Nervenzelle weitergegeben werden. Wahrscheinlich wird sowohl die Freisetzung von Überträgersubstanzen gehemmt ("präsynaptische Wirkung") als auch die Erregbarkeit der nachgeschalteten Nervenmembran verändert
("postsynaptische Wirkung"). Vieles spricht dafür, dass sich die allgemein zentral dämpfenden Substanzen aufgrund ihrer wasserabstoßenden (hydrophoben) Eigenschaften in die Membran einlagern und so deren Durchlässigkeit für Ionen und damit auch die Erregbarkeit herabsetzen.
Wie bei den Opiaten geht die Gewöhnung mit der Bildung einer körperlichen Abhängigkeit einher, und die Unterbrechung der Einnahme führt zu vielgestaltigen Entzugserscheinungen, bei denen Zeichen einer zentralnervösen Übererregbarkeit und Störungen des vegetativen Nervensystems im Vordergrund stehen. Die Symptome reichen von Zittern, Schwitzen, Schreckhaftigkeit und Schlaflosigkeit bis zu Halluzinationen, Desorientiertheit und allgemeinen Krämpfen.
Welche molekularen Veränderungen die Entwicklung von Gewöhnung und Abhängigkeit hat, ist wie bei den Opiaten nicht bekannt. Interessanterweise sind aber, wie bei den Opiaten, auf zellulärer Ebene Veränderungen beobachtet worden. Z.B. steigt auch hier beim Entzug die Aktivität der Adenylat-Cyclase an, was eine gewisse Gleichartigkeit der Entzugserscheinungen verständlich macht.
- Folie 4 -
Den zu körperlicher Abhängigkeit führenden Opiaten und allgemein zentral dämpfenden Substanzen steht eine umfangreiche Gruppe von Substanzen gegenüber, deren fortgesetzte Zuführung nicht zu starker körperlichen, wohl aber zu ausgesprochener psychischer Abhängigkeit führt.
Gemeinsam ist diesen Substanzen eine erregende Wirkung auf sehr komplexe Hirnfunktionen. Bei dem Amphetamin - charakteristisch für die Weckamine - steht ein gesteigerter Antrieb und eine gehobene Stimmungslage im Vordergrund, beim Haschisch und bei den typischen Halluzinogenen wie LSD und Mescalin gesteigertes Erleben im Sinnesbereich. Nicht missbräuchlich verwendet werden dagegen Pharmaka, deren erregende Wirkung sich auf tiefer gelegene Abschnitte des Zentralnervensystems beschränkt und die keinen Einfluss auf höher integrierte Funktionen wie die Stimmungslage haben. Solche Substanzen sind z.B. krampflösende Mittel wie Pentetrazol und Strychnin.
Folie 3
Zeichen des Opiat-Entzugs
Mensch
Affen
Hund
Ratte
Ruhelosigkeit
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Aggressivität
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Schlaflosigkeit
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Zittern
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Gewichtsverlust
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Körpertemperatur
~ Erhöhung
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~ Erniedrigung
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Reaktion des sympathischen Nervensystems
Schwitzen
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gesträubtes Fell (Gänsehaut)
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Blutzuckererhöhung
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Reaktion des parasympathischen Nervensystems
Tränenfluss
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Speichelfluss
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Erbrechen
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Durchfall
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Bauchkrämpfe
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Folie 4
Wirkungen
Opiate
zentral dämpfende Mittel
zentral erregende Mittel
(Beruhigungs- und Schlafmittel, Alkohol)
Kokain
Weckamine
Haschisch
Halluzinogene
psychische
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Abhängigkeit
körperliche
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( * )
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Abhängigkeit
Gewöhnung
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