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  Kriminalromane

1.    Kriminalliteratur (Arten, Entwicklung) 2.    Warum man Kriminalromane liest 3.    Die Autoren 4.    Die Geschichte des Krimis       1.     Kriminalliteratur   Ø Arten     1 Detektivroman                  2 Polizeiroman  3 Spionageroman               4 Thriller 5 Abenteuerroman              6 Kriminalroman    7 Gothic (Schauerroman)         1.

                 Der Detektivroman   Zwei Vorraussetzungen: 1. ein Problem                                             2. ein Amateur-/Berufsdetektiv, der es löst   Gebote lt. Knox:   Ø Täter muss früh genug auftauchen Ø keine übernatürlichen Lösungen Ø der Detektiv darf das Verbrechen nicht selbst begangen haben Ø Intuition scheidet aus   Detektivroman:   Ø Logische Deduktion Ø keine tiefer gehende Charakterisierung Ø keine Liebesbeziehungen     Die Zukunft:   Nachlassende Tendenz Grund: Ø Aufklärung des Falles durch Menschenhaare und Teppichfäden unwahrscheinlich, dies können Detektive in dem Sinn nicht mehr auf eigene Faust tun, sondern kriminalwissenschaftliche Institute Ø keine Skizzen von Gebäuden Ø kein "locked-room-mystery" (gehört eher zu Science-Fiction)       2.    Der Polizeiroman   Keine großen Veränderungen Grund: Ø Schema der drei bis vier Parallelhandlungen wird jedoch bald verbraucht sein Ø Variationen: Betrachtung von Labortechniken und ausländischen Polizeisysteme       3. Der Spionageroman   Ø Existenz durch das Bewusstsein der Bedrohung nationaler Sicherheit durch Spionage Ø Zu Beginn des Jahrhunderts waren die Deutschen die Feinde der Engländer, danach Sowjetrussland Ø Ab den 30er Jahren wurde der Spionageroman eine Art Vehikel, mit dessen Hilfe man gesellschaftspolitische Fragen stellen konnte, die nicht in die Detektivgeschichte passten   Die Zukunft:     rückläufige Tendenz Grund: Ø Qualität und Angebot rückläufig       4.

Der Thriller   -       5. Der Abenteuerroman   steigende Tendenz Grund: Ø viele Talente mit Sinn für wenig komplizierte Personen- und Milieuschilderungen wechselten vom Detektiv- zum Abenteuerroman Ø Damen wechseln eher zum Gothic (Schauerroman)       6. Der Kriminalroman   Ø Kriminalromane werden gerne von Männern gelesen, weil sie ihren Verstand benutzen wollen, Frauen bevorzugen in der Regel Literatur mit Gefühl Ø Um einen Kriminalroman zu schreiben, muss man Mathematiker sein. Kriminalromane sind belletristische (unterhaltende) Algebra mit diabolischen Ingredienzen, verruchten Gleichungen mit mehreren Unbekannten. Nur Frauen mit mathematischer Begabung sind imstande, einen Kriminalroman zu schreiben. Ø Ein Kriminalroman braucht ein geeignetes Milieu und einen Detektiv mit prägendem Namen.

Ein Mord in der Lüneberger Heide, der von Detektiv Heinrich Schmidt gelöst wird, wäre nicht prägend. Ø Kriminalschriftsteller beginnen von hinten. Am Anfang haben sie die Lösung, danach erst die Indizien.   Die Zukunft:   Entwicklung nicht abschätzbar Grund: Ø Lücken auf dem Gebiet des Kriminalromans könnten dadurch gefüllt werden, dass sich der belletristische Roman von der greifbaren Fabel abwendet und sich stattdessen mit linguistischen oder utopischen Experimenten befasst         7 Gothic (Schauerroman)   Ø der Held (vorwiegend die Heldin) wird in eine grauenvolle, hoffnungslose Lage versetzt Ø zur Verstärkung werden Elemente des Rätsels sowie übernatürliche Kräfte benutzt       Es gibt 3 Einheitstypen:   1.   Alle sind verdächtig - einer ist der Täter 2.   Alle sind verdächtig - keiner ist der Täter (sondern es war Selbstmord, ein Unfall etc.

) 3.   Keiner ist verdächtig - einer ist der Täter       PSEUDONYME   Warum ziehen sich so viele Kriminalromanschriftsteller hinter ein Pseudonym zurück? Auf den ersten Blick mag es eine praktische Vorsichtsmaßnahme sein, vielleicht verursacht durch die Absicht eines Verlegers, allzu viele Titel unter einem Verfassernamen könnten den Markt zu sehr überschwemmen, vielleicht auch durch den Gedanken, ein Autor würde sich etwas vergeben, wenn er sich mit niederer Literatur befasst. Doch es gibt auch eine andere Theorie. Die Quintessenz eines Kriminalromans besteht darin, etwas zu verbergen. Warum sollte also nicht auch ein solcher Autor das Bedürfnis haben, sich zu verstecken? Eventuell ermöglicht erst ein Pseudonym einem Autor, über Dinge zu schreibe, die er sonst nie schriftlich niedergelegt hätte.       Ø Entwicklung   Der Verlauf der Kriminalliteratur   1.


Geschichten über das Verbrechen in Form eines radikalen sozialen Protests. Der Verbrecher ist der Held. à Godwin, Lytton, Balzac 2. Geschichten über Detektive als Schützer der Gesellschaftsordnung. à Poe, Gaboriau, Collins 3. Der Gedanke, dass nur der Übermensch-Detektiv jenseits der Grenzen der Gesetze steht à Conan Doyle 4.

Der vom Kommerziellen diktierte Wandel der Detektiverzählung zum Roman; das Hervortreten weiblicher Autoren 5. Versuche, die festgelegten Regeln aufgrund ihrer Langweiligkeit und Torheit zu brechen à Iles, Hammet, Chandler 6. Die Entwicklung des Kriminalromans im engeren Sinn, ein Sammelbecken für Kriminalliteratur aller Arten vom Heiteren bis zum Tragischen, von realistischen Schilderungen  gesellschaftlicher Zustände bis zur psychologischen Auslotung einzelner Personen. Daneben die erstaunliche Blüte der Spionageromane als literarische Form am Rande der Kriminalliteratur.   2. Warum man Kriminalromane liest   Ø Um die Monotonie des Alltags loszuwerden Ø Um die platonische Neigung zum Asozialen, die jedem Menschen innewohnt, zu befriedigen Ø Das Verbrechen ist die leidenschaftlichste Handlung des homo sapiens Ø Das Duell "guter Detektiv" - "böser Mörder" stellt das Duell der beiden Seelen gut und böse in der eigenen Brust dar   Der Leser von Kriminalromanen erlebt eine psychische Spaltung, die er als lustvoll empfindet.

Ohne die Angst vor Strafe und Gefängnis säßen wir alle hinter Gittern. Darum werden Kriminalromane als Komplement zu unserem Leben gelesen.     Ø die sozialen Grundlagen   Bei der reinen Detektivgeschichte  müssen die öffentlichen Sympathien der Leser auf der Seite des Gesetzes liegen. Unter diesen öffentlichen Sympathien versteht man die Sympathien der  gebildeten Bevölkerungsschichten mit höherem Einkommen, die ein Interesse daran haben, dass das gegenwärtige Gesellschaftssystem erhalten bleibt.         3. Die Autoren   Autor (Pseudonym) Detektiv(e) / Partner (bestes) Buch* *(kursiv = berühmt, außergewöhnlich) Sparte Merkmale William Godwin 1756 - 1863 - "Die Abenteuer des Caleb Williams" (1794) Detektivgeschichten "Die Abenteuer des Caleb Williams" stellt das Gesetz als das Böse schlechthin dar Eugéne François Vidocq 1775 - 1857 Gines - Detektivgeschichten Ehemaliger Krimineller; erste Deduktion; Einfluss auf alle weiteren Autoren, Talent für Verkleidungen Edgar Allan Poe 1809 - 1849 Chevalier Auguste Dupin "Doppelmord in der Rue Morgue" (1841); Der Fall Marie Rogêt; Der gestohlene Brief (1844) Detektivroman "Vater" des Krimis; Erster "Locked-Room-Mystery"; erster Begleiter des Detektives, der in der Ichform erzählt; verachtet die Polizei Charles Dickens 1812 -1870 Inspektor Field "Bleak House" (1853) Detektivroman Dickens nimmt realen Detektiv als Vorbild Wilkie Collins 1824 - 1889 Sergeant Cuff  "Die Frau in Weiß" (1860) Der Mondstein (1868) Detektivroman Vermutlich der raffinierteste Erfinder guter Romanhandlungen dieses Jh.

Charles Felix -            - Der Mord von Notting Hill (1865) Detektivroman Erste Landkarte im Roman Émile Gaboriau 1833 - 1873 Polizei-beamter Lecoq "Die Witwe Lerouge" (1863) Detektivroman Polizeibeamter als Detektiv   Joseph Sheridan Le Fanu 1814 -1873 - "Uncle Silas" (1864) "Wylders Handschrift" (1864) Detektivroman - Anna Katherine Green 1846 - 1935 Ebenezer Gryce "Schuld und Schein" (1878) Kriminalroman Gute Kenntnisse in Rechtsangelegenheiten Arthur Conan Doyle 1859 - 1930   Sherlock Holmes / Dr. Watson "Eine Studie in Scharlachrot" (1886)   Detektivroman Sherlock Holmes erster "Übermensch"-Detektiv; Widersprüche in den Romanen; Holmes bricht gelegentlich das Gesetz, Meister in Verkleidung Jacques Futrelle 1875 - 1912 Prof. S.F.X. van Dusen "Die Denkmaschine" (1907) Detektivroman Übermensch-Detektiv Gilbert Keith Chesterton 1874 - 1936 Pater Brown "Priester und Detektiv" (1911) Detektivroman Detektivarbeit als Nebenprodukt priesterlicher Tätigkeit R.

Austin Freeman 1862 - 1943 Anwalt Thorndyke / Dr. Christoper Jervis "Der singende Knochen" (1912) Detektivroman Gute Grundlage medizinischen Wissens; kein besonders talentierter Schriftsteller Arthur Morrison 1863 - 1945 Martin Hewitt - Detektivgeschichten Detektiv als Durchschnittsmensch Maurice Leblanc 1864 - 1941 Arsène Lupin "Arsène Lupin, der Gentleman-Einbrecher" (1907) Thriller Verbrecher der Held der Geschichte E. W. Hornung 1866 - 1921 A. J.     Raffles "Ein Dieb in der Nacht" (1905) Thriller Verbrecher der Held der Geschichte Edmund Clerihew Bentley 1875 - 1956 Mr.

Trent "Trents letzter Fall" (1913) Kriminalroman Humoristischer Stil A. E. W. Mason 1865 - 1948 Inspektor Hanaud v. d. Sûreté / Mr.

Ricardo "Die Tote in der Villa Rose" (1910) Detektivgeschichten Verarbeitung von dunklen Phantasien in den Büchern Mary Roberts Rinehart 1876 - 1958 - "Die Wendeltreppe" (1908) Kriminalgeschichten mit Hang zum "Gothic" Keine Deduktion, Aufklärung der Morde durch Zufälle Agatha Mary Clarissa Mallowan (Agatha Christie) 1890 - 1976 Hercule Poirot / Captain Hastings "Das fehlende Glied der Kette" (1920) "Alibi"   Detektivroman; Beginn "Goldenes Zeitalter" Einleitung literarischer Ära, in der die Schicksale der Person nicht relevant sind / Puzzlespiel Anthony Berkely Cox (Francis Iles) 1893 - 1971 Roger Sheringham "Die vergifteten Pralinen" (1929) Kriminalroman Schlägt der pedantischen Ernsthaftigkeit dieser Zeit ein Schnippchen Dorothy Leigh Sayers 1893 - 1957 Lord Peter Wimsey ". eines unnatürlichen Todes" (1927) Detektivroman Großartiges handwerkliches Können; etwas pompös; keine ernsthafte Charakterisierung Willard Huntington Wright (S. S. van Dine) 1888 - 1939 Philo Vance "Der Fall von Margaret Odell" (1927) Kriminalgeschichten Zweites Buch (s. links) soll sämtliche damaligen verlegerischen Rekorde gebrochen haben; enzyklopädische Gelehrtheit Freeman Wills Croft 1879 - 1957 Inspektor French "The Cask" (1920) Detektivroman Bester Vertreter der "Humdrums" (Langweiler); Alibis durch Fahrpläne Monsignore Ronald Knox 1888 - 1957 - "Fußspuren an der Schleuse" (1928) Detektivgeschichten Bemüht scherzhafter Stil A. A. Milne 1882 -1956 - "Das Geheimnis des roten Hauses" (1922) Detektivroman Humoristischer, betont fröhlicher Stil Arthur William Upfield 1888 - 1964 Inspektor Napoleon "Bony" Bonaparte - Kriminalroman "Humdrum" in unbekümmerter Manier John Dickson Carr (Carter Dickson) 1905 - 1977 Dr.

Gideon Fell; (Sir Stanley Merrivale) "Der Unsichtbare" (1935) Kriminalroman Rätselform des "Locked-Room-Mystery" Frederic Dannay 1905 Manfred Bennington Lee 1905 - 1971 (Ellery Queen) Ellery Queen "Das verschwundene Bild" (1932) Detektivgeschichten Unnachgiebige, analytische Behandlung jedes einzelnen Hinweises und Argumentes; die ersten zehn Romane stellen einen Gipfelpunkt in der Kriminalliteratur zwischen den Weltkriegen dar Rex Todhunter Stout 1886 - 1975 Nero Wolfe / Archie Goodwin "Die Liga der furchtsamen Männer" (1935 Detektivroman Schwacher Handlungsaufbau; gute Dialoge Mrs. Philip Youngman Carter (Margery Allingham) 1904 - 1966 Albert Campion "Tod eines Gespenstes" (1934) Detektivroman Erstmals werden äußere soziale Verhältnisse mit einbezogen Ngaio Marsh 1899 - 1982 Inspektor Roderick Alleyn "Tod in der Ekstase" (1936) Detektivroman Soziale Verhältnisse werden mit einbezogen Cecil Day Lewis (Nicholas Blake) 1904 - 1972 Amateur-detektiv Nigel Strangeways "Das Biest" (1938) Kriminalroman Linksgerichtete Haltung; literarischer Ton John Innes Mackintosh Stewart (Michael Innes) 1906 - ? John Appleby of Scotland Yard "Rache, Hamlet!" (1937) Kriminalroman Gepflegter, literarischer Ton; schnippische Fröhlichkeit und Überdrehtheit Samuel Dashiell Hammett 1894 - 1961 Ned Beaumont; Sam Spade   "Der gläserne Schlüssel" (1931) Kriminalroman; "hardboiled" Schilderungen von Gewalttaten durch Reflexionen zu Kommentaren über das Leben; der "gläserne Schlüssel" ist ein einzigartiges Werk auf dem Gebiet der Kriminalliteratur William Faulkner 1897 - 1962 Gavin Stevens "Der Springer greift an" (1949) Kriminalroman; Schocker Darstellung der Beziehungen zwischen den verschiedenfärbigen Bevölkerungsschichten; romantische Auffassung von sexueller Gewalt Cornell Hopley-Woolrich (Cornell Woolrich, William Irish, George Hopley) 1903 - 1968 - "Phantom Lady" (1942) Kriminalroman Geniale, aber künstliche Handlungsabläufe Raymond Chandler 1888 - 1959 Privat-detektiv Philip Marlowe   "Der tiefe Schlaf" (1939) Kriminalroman; Ende "Goldenes Zeitalter" Feines Gespür für den Klang und Begriffswert eines Wortes; scharfe Beobachtungsgabe für Orte, Dinge, soziale Missstände Georges Simenon 1903 -1989 Kommissar Jules Maigret "Maigret und der Verrückte" (1932) Kriminalroman Kontrast zwischen Realismus der Personenschilderungen und der Handlung; Simenon stellt das Unwahrscheinliche akzeptabel dar; einer der Meister des Krimis Patricia Highsmith 1921 - ? - "Alibi für zwei" (1949) Kriminalroman; "Seriös" Charakterisierung der Personen und eine spannende, rätselhafte Handlung sind stimmig; bedeutendste Kriminalroman-schriftstellerin unserer Tage Margot Bennet 1912 - ? - "Zeit, andere Hüte aufzusetzen" (1945) Kriminalroman; "Seriös" Großartige Schilderung der Nachkriegsgeneration; verblüffende Redewendungen John Michael War Bingham 1911 - ? - "Warum haben Sie gelogen, Sir?" (1952) Kriminalroman; "Seriös" Packende, kluge Verhöre Nicolas Freeling 1927 Inspektor van der Valk "Van der Valk und der tote Maler" (1965) Kriminalroman; "Seriös" Suche des Verbrechensursprungs durch Charakterstudien Kenneth Millar (John Ross Macdonald) 1915 - 1983 Privat- detektiv Lew Archer "Wettlauf mit dem Gestern" (1947) Kriminalroman; "Seriös" Bemerkenswerte sprachliche Wendungen und Metaphern (Umschreibungen) Margaret Millar 1915 - ? Dr. Paul Prye "Liebe Mutter, es geht mir gut" (1955) Kriminalroman; "Seriös" Atmosphäre von Unbehagen und Terror gespickt Roy Broadbent Fuller 1912 - ? - "Mit meinen kleinen Augen" (1948) Kriminalroman; "Seriös" Exaktheit und Eleganz Julian Symons 1912 - ? - "Am Ende war alles umsonst" (1960) Kriminalroman; "Seriös" Zum Teil unausgeglichener und zerrissener Schreibstil Friedrich Dürrenmatt 1921 - 1990 Kommissar Bärlach "Der Richter und sein Henker" (1952) Detektivroman; "Seriös" Gebrauch des Zufalls und der reinen Fantasie Pierre Boileau 1906 - ? Thomas Narcejac 1908 - ? (Boileau-Narcejac) - "D'Entre les Morts" (1956) Kriminalroman; "Seriös" Mischung eines realistischen Tons mit unglaubwürdigen Auflösungen; krampfhafte Sucht nach Originalität Jean Baptiste Rossi (Sébastian Japrisot) ? - "Piège pour Cendrillon" (1962) Kriminalroman; "Seriös" Krampfhafte Sucht nach Originalität; haarsträubende Täuschungsmanöver Peter Wahlöö; Maj Sjöwall (Wahlöö/ Sjöwall) 1926 - ? Kommissar Martin Beck "Mord im 30. Stock" (1966) Polizeiroman; "Seriös" Schilderungen der philosophischen Begleiterscheinungen des Verbrechens werden der simplen Polizeiarbeit vorgezogen Mary J. Latis; Martha Hennissart (Emma Lathen) John Putnam Thatcher "Freitag, der Dreizehnte" (1961) Detektivgeschichten; "Unterhaltend" Gutes Wissen über banktechnische Dinge; spürbarer Humor und Selbstvertrauen Michael Francis Gilbert 1912 - ? - "Der Sprung in der Teetasse" (1966) Thriller, Kriminalromane, Detektivgeschichten; "Unterhaltend" Kartenskizze in einem der  Bücher Joyce Porter 1924 - 1990 Chef- inspektor Dover / Sergeant MacGregor "Der Fall mit der kühlen Rothaarigen" (1964) Kriminalroman; "Unterhaltend" Wiederholung der Charakteristika in den nachfolgenden Büchern Colin Watson 1920 - 1983 Harcourt Chubb; Miss Teatime "Immer am Dienstag" (1962) Kriminalroman; "Unterhaltend" Feuerwerke der Komik; echte Krimirätsel; H.R.

F. Keating 1926 - ? Inspektor Ghote "Der perfekte Mord" (1964) Kriminalroman; "Unterhaltend" Naive Reaktionen auf die Umwelt Paul Winterton (Andrew Garve, Roger Bax, Paul Somers) 1908 - ? - "Komplott in Perfektion" (1956) Detektivromane, Kriminalroman, Thriller; "Unterhaltend" Keine persönlichen Einflüsse in den Büchern John MacDonald 1916 -1987 Rettungs-experte Travis McGee "Ein Schlüssel zur Suite" (1916) Kriminalromane; "Unterhaltend" Computerhafte Konstruktion; interessante Gedanken über Korruption Evan Hunter (Ed McBain) 1926 Steve Carella; Meyer Meyer "Bis dass der Tod euch scheidet" (1959) Polizeiroman; "Unterhaltend"             Spritzige Dialoge; psychologische Schlaglichter; Abwechslung in Handlung und Geschehen John Creasey (J. J. Marric) 1908 - 1973 Commander George Gideon; Inspektor West - Polizeiroman; "Unterhaltend"; "Großproduzent" Über 500 Bücher; unerschöpfliche Ideen; hohe Spannung; starres Schema; schwache Charakteristik; "Vater" der drei bis vier voneinander unabhängigen Geschichten pro Roman; Creasey schrieb mehr Bücher als jeder andere lebende Autor; 10 verschiedene Serien Elisabeth Linington (Dell Shannon, Lesley Eagan) 1921 - 1988 Ivor Maddox; (Lieutnant Luis Mendoza; Sergeant Andrew Clock; Vic Varallo) - Polizeiroman; "Unterhaltend" Romane basieren auf wirklichen Ereignissen und tatsächlich existierenden Polizeiorganisationen Hillary Baldwin Waugh 1952 - ? Inspektor Frank W. Ford / Sergeant Buton K. Cameron (Fred C.

Willows / Sidney Wilks) "Vermisst wird ." (1952) Polizeiroman; "Unterhaltend" Brillanter, realistischer Roman; großartige Charakterstudien Chester Himes 1909 - 1984 "Coffin" Ed Johnson / "Grave Digger" Jones "Schwarzes Gold für weiße Gauner" (1964) Polizeiroman; "Unterhaltend" Menschen werden als leichtgläubige, lasterhafte, gierige, wilde Betrüger dargestellt Leslie Charles Bowyer Yin (Leslie Charteris) 1907 - ? "Der Heilige" "Der ,Heilige' in New York" Kriminalromane; "Großproduzent" Doppelbödige, raffinierte Romane; Lebendigkeit; riesige Popularität durch "Heiligen"-Klubs und Fernsehserien René Raymond (James Hadley Chase) 1906 - ? - "Keine Orchideen für Miss Blandish" (1939) Kriminalromane; "Großproduzent" 60 Bücher; halbe Million Exemplare des Buches links gingen über die Ladentische; bestenfalls kompetente, oft aber einfach hingeschluderte Romane; Chases Popularität kommt vermutlich daher, dass die Machtfantasien in den Büchern die Frustrationen der Leser widerspiegeln Reginald S. Peter Cheyney 1896 - 1951 Lemmy Caution "Dieser Mann ist gefährlich" (1936) Kriminalromane; "Großproduzent" "Vater" des ersten sadistischen Detektivs; Brutalitäten und Grausamkeiten ließen die Verkaufszahlen in die Höhe schnellen (im Jahr 1944 verkaufte er mehr als eineinhalb Millionen Exemplare); Cheyney-Romane erscheinen weltweit Erle Stanley Gardner (A. A. Fair) 1889 - 1970 Perry Mason; (Bertha Cool / Donald Lam) "Der Fall der Samtklauen" (1932) Kriminalromane; "Großproduzent" 120 Bücher; bis zu Gardners Tod 135 Millionen verkaufte Exemplare in den USA; knifflige Handlungsknoten; gutes Wissen über waffen- und gerichtstechnische Einzelheiten sowie über die Juristerei; Flexibilität; Kompetenz E. Phillips Oppenheim 1866 - 1946 - "Nicholas Goade, der Detektiv" (1927) Kriminalromane; "Großproduzent" 115 Bücher, 39 Sammlungen; Romane spiegeln das Leben wider; konfuser Handlungsaufbau; snobistische, adelige, reiche Helden und Nebenfiguren Mickey Spillane 1918 Detektiv Mike Hammer "Ich, der Richter" (1947) Kriminalromane; "Großproduzent" Verbindung von Gewalthandlungen mit dem Sexuellen; ausführliche, perverse Schilderungen von Folterungen und Grausamkeiten Edgar Wallace 1875 - 1932 u.a.

Mr. J. G. Reeder "Das Geheimnis der Stecknadel" (1923) Kriminalgeschichten,Kriminalromane; "Großproduzent" 137 Bücher; schöpferisches Talent; Begabung für den Dialog; im Rahmen des Haupträtsels ranken sich viele kleinere Rätsel durch die Bücher; wenig literarische Qualität George Antheil (Stacey Bishop) 1901 - 1959 - "Tod im Dunkeln" (1930) Kriminalgeschichten; "Kuriosität" - Christanna Brand 1907 - ? - "Katz und Maus" (1950) Kriminalgeschichten, Kriminalromane; "Kuriosität" Hektische Romane Vera Caspary 1904 - ? Waldo Lydecker "Laura" (1943) Kriminalromane; "Kuriosität" Ungewöhnliches Stilbewusstsein Robert H. van Gulik 1910 - 1967 - "Dee Kung An" (1949) Detektivgeschichten; "Kuriosität" Chinesische Detektivgeschichten; Täter von Anfang an bekannt; leblose Dinge besitzen menschliche Stimmen und können vor Gericht aussagen Gerald Heard (Henry Fitzgerald) 1889 - 1971 - "Vorliebe für Honig" (1941) Kriminalroman; "Kuriosität" Einziger Kriminalroman; weitschweifiges, philosophisches Buch Rose Louise Hovick (Gypsy Rose Lee) 1914 - 1969 - "Die Schrittband-Morde" (1941) Detektivgeschichten; "Kuriosität" Lee, eine Striptease-Tänzerin (!), schrieb nur zwei schlüpfrige Kriminalromane Ira Levin 1953 - ? - "Kuss vor dem Tode" (1953) Kriminalroman; "Kuriosität" "Kuss vor dem Tode" beginnt als Kriminalroman, kippt in der Mitte mit einem Überraschungsmoment der alten Detektivgeschichte und endet als Thriller Meyer Levin 1905 - ? - "Zwang" (1956) Kriminalroman; "Kuriosität" Psychoanalytische Interpretation des Verhaltens der beiden Mörder Arthur Sarsfield Ward (Sax Rohmer) 1883 - 1959 Dr. Fu Manchu "Der Traumdetektiv" (1920) Groschenromane; "Kuriosität" Schundromane mit teilweise grausigen Folterszenen ohne Bezug zur Wirklichkeit B.

C. Skottowes ? Buchanan "Unerwarteter Tod, oder: Lady Wolf" (1886) Detektivgeschichte; "Kuriosität" Erster Transvestit im Mittelpunkt der Geschichte Montagu Slater (Richard Johns) ? - "Mann vor Hintergrund mit Flammen" (1949) Kriminalroman; "Kuriosität" Einziger Kriminalroman des Autors C. P. Snow 1905 - "Tod unterm Segel" (1932) Detektivgeschichte; "Kuriosität" Hervorragend gezeichnete Personen Dylan Thomas 1914 - 1953 - "Der Tod des königlichen Kanarienvogels" (1940) Satirischer Thriller; "Kuriosität" Satire auf die führenden englischen Dichter dieser Zeit Miles Tripp (Michael Brett) 1923 - ? - "Duell zu Dritt" (1963) Kriminalroman; "Kuriosität" Romane über Menschen, deren Nerven bloßgelegt werden, bzw. psychologische Studien Gore Vidal (Edgar Box) 1925 - ? - "Tod in der fünften Position" (1952) Detektivroman; "Kuriosität" Box schrieb drei sehr lebendig erzählte und spannende Werke William Le Queux 1864 - 1927 - "Ein geheimer Dienst" (1896) Spionageroman Mehr als 100 Bücher; viel Geschwafel; beachtliche Kenntnisse militärischer und politischer Angelegenheiten Erskine Childers 1870 - 1922 - "Das Rätsel des Sandes" (1903) Spionageschichten Eine der besten Spionageschichten, die je geschrieben wurde Joseph Conrad 1857 - 1924 - "Der Geheimagent" (1907) Spionageroman - John Buchan 1875 - 1940 Hannay / Blenkiron "Grünmantel" (1916) Spionageroman, Abenteuerroman Mischung von reiner Erfindung mit Anschauungsmaterial; gut geschilderte Szenen Herman Cyril McNeile (Sapper) 1888 - 1937 Bulldog Drummond - Spionageroman Chauvinistischer Hass gegen alles Fremde, Ausländische; Ansammlung von Klischees; absurde Handlungsknoten W. Somerset Maugham 1874 - 1965 Ashenden "Niedergang und Fall der Detektiv-geschichte" (1952) Spionagegeschichten Geschichten voll menschlicher Kälte; Spionage wird realistisch geschildert, Spione als gewöhnliche Menschen Eric Ambler 1909 - ? u.

a. Zaleshoff "Die dunkle Grenze" (1936) Spionageromane, Thriller Linksgerichtete Romane voll menschlicher Wärme und vielfältiger politischer Ansichten; "Vater" der unschuldigen Hauptperson, die unfreiwillig zum Spion wird Len Deighton 1929 - ? Harry Palmer (im Film); Harvey Newbigin "Ipcress - streng geheim" (1963) Spionageroman Beeindruckendes technisches Fachwissen; effektvoller Wechsel der Szenen; durch schriftstellerische Meisterleistungen und sprühende Dialoge erreicht Deighton poetische Regionen Friedhelm Werremeier 1929 Kommissar Paul Trimmel Ab 1972 Kriminalroman "Tatort"-Original aus Hamburg Horst Bosetzky (- ky -) 1938 Ober- kommissar Hans-Jürgen Mannhardt "Ein Toter führt Regie" (?) Kriminalroman Angewandte Soziologie im Berliner Umgangston Eberhard Hunger-bühler (Felix Huby) 1938 Haupt- kommissar Ernst Bienzle Ab 1977 Kriminalroman Schwäbischer Querkopf mit Intuition Ruth Rendell (Barbara Vine) 1930 Chef- inspektor Wexford Ab 1964 u.a. Psychothriller Komplexe Romane über seelische Abgründe; väterlicher Detektiv stößt an die Tabugrenzen Donna Leon 1942 Commissario Guio Brunetti Ab 1992 Kriminalroman Brunetti kennt Venedig in- und auswendig       4. Die Geschichte des Krimis   Literarhistoriker des Detektivromans kann man in zwei große Gruppen einteilen. Die einen behaupten, erst mit der Gründung einer organisierten Polizei und Kriminalpolizei seien die Grundlagen für Detektivromane geschaffen worden, die anderen dagegen finden Beispiele für logische Deduktionen in so voneinander verschiedenen Quellen wie der Bibel oder dem Werk Voltaires und sind der Meinung, sie enthalten frühe Krimirätsel.

Der entscheidende Punkt ist doch, dass wir uns mit Kriminalliteratur befassen sollten. Wenn man nach Fragmenten in der Bibel sucht, muss man sich mit Rätsellösungen und Puzzles begnügen. Das Puzzle und das Rätsel gehören sicher zu den Hauptbestandteilen des Detektivromans, aber sie sind noch lange nicht der Detektivroman an sich. Lassen wir also solche Puzzles und Rätsel beiseite, und betrachten wir die Literatur, die sich mit echten Verbrechen befasst. Die Geschichte der Kriminalliteratur findet ihren Anfang mit William Godwin am Ende des 17. Jahrhunderts.

Er schrieb einen Roman, der erstmals die Charakteristika eines Kriminalromans aufweist. Als "Gründer" des Detektivromans wird Eugéne François Vidocq angesehen. Seine Romane enthielten erstmals das Element der Deduktion (= Rätselaufklärung), aber als "Vater" der Detektivromane gilt Edgar Allan Poe. Er schuf das sogenannte "Locked-Room-Mystery", das heißt, ein Mord ist in einem scheinbar abgeriegelten Raum passiert. Außerdem stellte er dem ersten richtigen Detektiv der Kriminalgeschichte, Auguste Dupin, einen Partner zur Seite. Viele weitere Autoren machten es ihm nach und schufen einen Partner für ihren Detektiv, der die Geschichte aus seiner Sicht erzählte und dem Detektiv meist geistig unterlegen war.

Um 1890 bot die Detektivliteratur nichts weiter als ein beruhigendes Weltbild, in dem diejenigen, die die Ordnung stören wollten, stets entdeckt und bestraft wurden. Der Helfer der Gesellschaft in diesem Kampf, der Detektiv, war der einzige, dem man höhere intellektuelle Fähigkeiten zubilligte. Dieser Detektiv war der einzige, der gelegentlich ungestraft das Gesetz brechen durfte. Er richtete sich an die privilegierten Schichten und spielte mit ihrer Furcht vor sozialen Veränderungen. Die Krimis jener Zeit waren weit entfernt von der heutigen Funktion, Ventil zu sein für unterdrückte Mordgelüste und deshalb auch weitgehend frei von Schilderungen von Gewaltverbrechen. Vor 1914 stimmte die Detektivgeschichte noch mit der Außenwelt überein, es gab Landsitze der Adeligen, die keiner Arbeit nachgingen.

Dieses Idyll hatte nach der Weltwirtschaftskrise, spätestens aber 1939 aufgehört zu existieren. Die Autoren nahmen dies aber nicht zur Kenntnis, und in der Nachkriegszeit von 1945 wandelte sich die Detektivgeschichte vom Märchen zur Absurdität. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts schränkte der hohe Preis für die Bücher die Leserzahlen ein, für gewöhnlich lagen die Verkaufszahlen für ein Werk nicht über 1000 Exemplaren. Um 1830 begannen die Verleger erstmals, Standardwerke billig nachzudrucken, die aber immer noch zu teuer waren für das gemeine Volk. 1841 kamen erstmals Romane auf den Markt, die in wöchentliche Lieferungen aufgeteilt wurden.

Man nannte sie "Penny-Dreadfuls" (= Penny-Scheußlichkeiten) und meinte damit die mehr als seichten Themen. Anfang der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts gingen die Leihbüchereien dazu über, Romane in Monatslieferungen aufzuteilen. Diese sogenannten "Pickwick-Papers" und Eisenbahnromane, die in Kiosks an Bahnhöfen verkauft wurden, halfen der neuen Generation von Lesern, ihr Bedürfnis nach Unterhaltungsliteratur zu stillen.   Die Entwicklung der Polizei   In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts breitete sich eine Welle von Gesetzlosigkeit in England aus.

Gewisse Gegenden in London, New York und anderen Großstädten waren vor Kontrollen der Polizei sicher, und die Aufklärung von Verbrechen lag in den Händen von bestechlichen Privatdetektiven, den "Bow Street Runners". Erst 1842 trat an deren Stelle das "Detective Department", bestehend aus zwei Inspektoren und sechs Sergeanten. Mit der Gründung dieses Departments verschwand der kriminelle Held zugunsten eines Detektivs, der als Schützer und Held angesehen wurde.   Wilkie Collins schuf den Sergeanten Cuff und wird aufgrund seiner Romane als raffiniertester Erfinder guter Romanhandlungen dieses Jahrhunderts angesehen. Émile Gaboriau ist der Vater des Detektivs Lecoq und legte den Grundstein für den späteren Polizeiroman. Collins und Gaboriau haben nach Poe das Muster bestimmt, nach dem man Detektive erfindet.

Poe schuf den aristokratischen Amateur, Collins und Gaboriau den ehrlichen Berufsdetektiv. Spätere Autoren lassen den Detektiv als Beschützer der Unschuld erscheinen.   Abgesehen von wenigen Ausnahmen gab es eine Art Generalpause zwischen dem Jahrzehnt, in welchem die literarische Form des Kriminalromans zum ersten Mal voll ausgeprägt auf dem Markt auftauchte, und der Veröffentlichung von Conan Doyles "Studie in Scharlachrot". Dies hat den Grund, dass bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die Form des Detektivromans nicht genügend ausgereift und bekannt war für das Durchschnittspublikum. Es tat sich eine Kluft auf zwischen den Lesern der "Penny-Dreadfuls" und denjenigen, deren Geschmack man nur mit hochwertiger Literatur zu befriedigen vermochte.

    Im Jahr 1886 machte Arthur Conan Doyle ein paar Notizen über eine Idee zu einer Charakterstudie mit dem Titel "Eine Studie in Scharlachrot". Damit schuf er die Grundlage zu den zwei Männern, die man heute unter Sherlock Holmes und Dr. Watson kennt. Holmes ist das Porträt von Dr. Joseph Bell, einem Chefarzt für Chirurgie in Edinburgh, während Watson an Doyle selbst erinnert. Holmes stellte einen Übermenschen dar.

Obwohl er niemals irrte, war er nicht unfehlbar. Er injizierte sich zumindest anfangs täglich dreimal Kokain und lehnte das weibliche Geschlecht und alle damit verbundenen Freuden ab. Holmes' Wissen ist erstaunlich, er bringt nicht nur die Deduktion, er erklärt sie auch in durchaus plausiblen Details. Doyle vermochte es, Figuren mit ein paar Worten zu beschreiben und sie doch plastisch vor den Augen der Leser erscheinen zu lassen. Seine Schilderungen über das Milieu und die Atmosphäre dieser Zeit wurden oft gepriesen, Holmes imaginäre Wohnung in der Baker Street übertrifft jedoch alles. Doyle jedoch legte nie besonderen Wert auf seinen Meisterdetektiv und ließ ihn schließlich am Ende der zweiten Serie mit seinem Widersacher Moriarty in die Reichenbachschlucht stürzen.

Doch ein Mythos lässt sich nicht so einfach töten. Hunderte Leser flehten ihn in Briefen an, Holmes wiederauferstehen zu lassen. Dieser Druck wurde noch verstärkt durch die hohen Auflagen der Magazine, in denen Holmes-Romane abgedruckt waren. Doyle beugte sich dem Druck der Massen und ließ Holmes in seinem Roman "Der Hund von Baskerville" zurückkehren. Er machte keine Anstalten mehr, Holmes loszuwerden, aber die Bedeutung, die man seinem Detektiv beimaß, konnte er nie verstehen. Holmes war und ist ein Mythos.

Die Baker Street ist ein beliebtes Reiseziel, es gibt Sherlock-Holmes-Gesellschaften in fast allen Ländern der Erde, Zeitschriften, Festbankette, Kongresse und Wallfahrten zur Reichenbach-Schlucht.     Die direkten Nachfolger von Conan Doyle waren eher daran interessiert, die Geschicklichkeit zu zeigen, mit der Probleme gelöst werden. Glaubhafte Personen waren nicht weiter relevant. Im Zentrum stand grundsätzlich die Person des Detektivs. Dabei unterscheidet man zwischen zwei Gruppen. Die erste, der Übermensch-Detektiv à la Holmes ohne Emotionen und zweitens der unauffällige, gewöhnliche Mann, der die Fälle mit gesundem Menschenverstand löst.

Die zwei erfolgreichsten Übermensch-Detektive dieser Zeit waren S. F. X. von Dusen und Pater Brown. Van Dusen ist eine Erfindung von Jacques Futrelle, Pater Brown stammt aus der Feder von Gilbert Keith Chesterton. Maurice Leblanc schuf den kriminellen Detektiv Arsène Lupin.

Dies ist das letzte Aufflackern einer Tradition, in der der Verbrecher der eigentliche Held der Geschichte ist.   Das Nachlassen des Interesses an den Erzählungen und Novellen, das man deutlich vom Ende des ersten Weltkrieges an feststellen kann, geht Hand in Hand mit dem Siegeszug des Romans. Die Emanzipation der Frau war mitunter ein Grund. Frauen, die nun mehr Zeit hatten, begannen Bücher zu lesen. Außerdem verminderte der Wechsel im Tempo des Großstadtlebens weitgehend die Verkaufschancen der Magazine. Immer mehr Menschen benützten zum Reisen das eigenen Fahrzeug und mussten auf die Lektüre während der Fahrt verzichten.

  Agatha Christie schuf den Belgier Hercule Poirot und seinen Partner Captain Hastings. Ihr erster Detektivroman "Das fehlende Glied in der Kette" ist vor allem deshalb so bemerkenswert, weil er eine literarische Ära einleitet, in der die Detektivgeschichte als reines und streng gefügiges Puzzelspiel behandelt wird, und in der man das Interesse an den Schicksalen der handelnden Personen als unnötig erachtet. Es war der Beginn einer Epoche, den man als "Goldenes Zeitalter des Detektivromans" bezeichnet. In dieser Epoche wurden erstmals Regeln festgelegt, nach denen ein Detektivroman zu schreiben sei. Die Detektivgeschichte sollte Verdachtsmomente liefern, aus denen der Detektiv vernünftige Folgerungen zieht. Wie aber sollte der Detektiv selbst sein? Auf jeden Fall müsse sein Hauptinteresse der Analyse gelten, schrieb S.

S. van Dine, ein Autor. Außerdem habe er eine Figur mit großen und faszinierenden Kenntnissen und Fähigkeiten zu sein. Weiters wurde festgelegt, dass mindestens ein Mord pro Schriftstück vorkommen müsse, da er ein deutlicheres Motiv erfordere als jede andere nichtkriegerische Beschäftigung. Auf den Täter wurde auch nicht vergessen. Er sollte schon früh in die Handlung einbezogen werden, darf nicht mit dem Helden identisch sein, auch kein Diener und kein Berufsverbrecher, sondern eine Person von Gewicht.

Als Mordmotiv sollten keine politischen Gründe angeführt werden, sondern zugleich persönliche und rationale Motive. Übernatürliche Lösungsmöglichkeiten schieden ebenso aus wie unbekannte Gifte, Liebeshandlungen und menschliche Tiefe. Der Detektivroman war ein Märchenland, der die äußeren Verhältnisse in keiner Weise berücksichtigte.   Bei einem Rückblick auf die zwanziger Jahre sind es vor allem vier Namen, die aus der Masse herausstechen, nämlich besagte Agatha Christie, Dorothy Sayers und Anthony Berkeley sowie S. S. van Dine.

Anthony Berkely Cox, der seine Bücher unter dem Pseudonym Francis Iles schrieb, ist für eine der verblüffendsten Trickgeschichten in der Geschichte der Detektivliteratur verantwortlich, nämlich "Die vergifteten Pralinen". Dorothy Leigh Sayers ist ein Autor für sich. Ihre Bewunderer halten sie für die beste Detektivromanautorin, die es je gegeben hat. Ihr Handlungsaufbau ist tatsächlich hervorragend, allerdings ist ihr Detektiv Lord Peter Wimsey genauso snobistisch und pompös wie ihr Stil. Ihre Bücher enthalten endlose, nichtssagende Passagen ohne ernsthafte Charakterisierung. S.

S. van Dine schuf einen ähnlich snobistischen Detektiv wie Sayers Wimsey, nämlich Philo Vance. Er war der Lieblingsautor zweier Präsidenten der USA und seine Kriminalromane standen monatelang auf den Bestsellerlisten.   In dieser Zeit gehörte der Plan des Hauses, indem man die Leiche gefunden hatte, die Landkarte der näheren Umgebung sowie Fahrpläne mit zu den Standardzutaten eins Detektivromans. Freeman Wills Croft bediente sich häufig dieses Mittels. Croft war nicht nur ein typischer, sondern zugleich auch der beste Vertreter einer Gruppe von Kriminalautoren, die man "Humdrums" (Langweiler) nennt.

Ihre Werke quollen nur so aus den Druckerpressen, ohne nennenswerte Ergebnisse. Lebendiger als die "Humdrums" waren die sogenannten Spaßvögel; für die selbst ein Mord eine Quelle der Heiterkeit darstellte.   Vor dem Ende der zwanziger Jahre begann sich eine gewisse Müdigkeit im Hinblick auf rein technische Raffinessen abzuzeichnen. S. S. van Dine beschrieb die Unfähigkeit des Autors, wenn er weiter solche Erfindungen von gestern verwende wie den Chiffretext, den Mord, der von Tieren begangen wird, Zigarettenstummel als Indiz etc.

Anthony Berkeley schrieb, dass er glaube, die Detektivgeschichte wandle sich in einen Roman mit einem Detektiv oder einem Verbrecher, der seine Leser weniger durch Mathematik als durch Psychologie fesseln wird. Er hatte Recht.   In den 30er Jahren kann man eine immer stärker werdende Rebellion gegen die festgelegten Standardregeln erkennen. Im Jahr 1914 belief sich die Zahl der Romane auf ein Dutzend, eine Zahl, die im Jahr 1939 auf 217 Dutzend kletterte. Um nur einige Autoren dieser Zeit zu nennen: Ellery Queen, Margery Allingham, Ngaio Marsh, John Dickson Carr Ellery Queen, das Pseudonym von Frederic Dannay und Manfred Bennington Lee, schrieb Detektivromane, die zu den besten in der Geschichte gehören. Margery Allingham und Ngaio Marsh bezogen in ihre Romane erstmals äußere soziale Verhältnisse ein.

John Dickson Carr benutzte die Rätselform des "Locked-Room-Mystery", das heißt, in einem von außen unbegehbaren und fest verschlossenen Raum ist ein Mord geschehen.   Gegen 1935 änderten sich der Arbeitsstil und die Methodik des Detektivs. Er verkleidete sich nicht mehr und Allwissenheit war nicht mehr gefragt. Gelegentlich konnte er sich sogar Fehler leisten. Auch das Tabu der Liebesaffären in den Büchern begann zu wanken. Viele Detektive begannen sich zu verändern.

Eine Rebellion gegen alles althergebrachte begann. In den USA setzten sich die harten Detektive durch. Ihr wachsender Erfolg spiegelte die immer mehr um sich greifende Gewalt in der amerikanischen Gesellschaft und das Elend der Depression wider. Samuel Dashiell Hammett war einer dieser Radikalen. Seine Romane waren nüchtern geschrieben, aber "der gläserne Schlüssel"  ist der Gipfelpunkt seiner schriftstellerische Leistung und zugleich einer der Höhepunkte der Kriminalliteratur unseres Jahrhunderts. Raymond Chandler hatte ein feines Gespür für den Klang und Begriffswert eines Wortes und eine scharfe Beobachtungsgabe für Orte, Dinge, soziale Missstände.

Georges Simenon schuf seinen Detektiv Jules Maigret. Simenon schafft einen Kontrast zwischen dem Realismus der Personenschilderungen und der Handlung, er stellt das Unwahrscheinliche akzeptabel dar. Er ist einer der Meister des Krimis, vor allem durch die Erschaffung von Jules Maigret. Mit diesen Autoren ging das "Goldene Zeitalter" zu Ende.   Der zweite Weltkrieg veränderte die Welt, und dies mussten auch die Autoren einsehen. Ihre großen Detektive waren aufgrund der fortschreitenden Technik nicht mehr zeitgemäß.

Als man anfing, jedem Menschen ein Sexualleben zuzugestehen, mussten dies auch die Autoren tun. Die Lösungsversuche variierten von Schriftsteller zu Schriftsteller. Manche ließen sich nicht beeindrucken und unternahmen nichts, andere wiederum ließen ihre Helden reifen und sich verändern oder eine Partnerschaft eingehen. Mit dem "großen " Detektiv verschwanden auch die anderen Accessoires, wie Landkarten oder Pläne. Die neuen Autoren fragten nach dem warum, nicht nach dem wie. Man ließ alles fallen, was den Autoren des "Goldenen Zeitalters" so wichtig war.

Polizisten waren nun nicht mehr unfehlbar, sondern hatten Schwächen und Fehler. In den 60er Jahren wurden Polizeibeamte als bestechliche, brutale Menschen gezeichnet. Vergewaltigungen fanden ihren Weg in die Kriminalromane, ebenso Homosexualiät oder lesbische Liebe. In den 50er und 60er Jahren entstanden viele Polizeiromane. Körperliche Grausamkeiten und sadistische Verhaltensweisen setzten sich durch. Ein Autor, den ich an dieser Stelle erwähnen möchte, ist Mickey Spillane.

Sein Detektiv Mike Hammer ist der brutalste, sadistischste Detektiv der Literatur. Verbindung von Gewalthandlungen mit dem Sexuellen prägen seine Bücher, es gibt ausführliche, perverse Schilderungen von Folterungen und Grausamkeiten.   In und nach dieser Zeit entstanden viele weitere Romane. Sie und ihre Autoren kann man in drei große Gruppen einteilen:   1.   Die Seriösen; u.a: Nicolas Freeling, John Ross Macdonald, Friedrich Dürrenmatt, Wahlöö/ Sjöwall Nicolas Freeling war der Erfinder von Inspektor van der Valk.

John Ross MacDonalds erfand Lew Archer. Seine sprachlichen Wendungen und Metaphern sind bemerkenswert. Friedrich Dürrenmatt, der Schweizer Dramatiker, erfand Kommissar Bärlach. Peter Wahlöö und seine Frau Maj Sjöwall schufen Inspektor Beck .   2. Die Unterhaltenden; u.

a:   Emma Lathen, John Creasey   Emma Lathen ist das Pseudonym von Mary J. Latis und Martha Hennissart. John Creasey hat über 500 Bücher geschrieben. Er ist der Schöpfer der drei bis vier voneinander unabhängigen Geschichten pro Roman. Creasey schrieb mehr Bücher als jeder andere lebende Autor.   3.

Die Großproduzenten/Bestseller   James Hadley Chase, Reginald S. Peter Cheyney, Erle Stanley Gardner   James Hadley Chase schrieb 60 Bücher, eine halbe Million Exemplare des berühmten Buches "Keine Orchideen für Miss Blandish" gingen über die Ladentische. Seine Romane sind oft einfachhingeschluderte. Chases Popularität kommt vermutlich daher, dass die Machtfantasien in den Büchern die Frustrationen der Leser widerspiegeln. Reginald S. Peter Cheyney ist der Schöpfer des ersten sadistischen Detektivs Lemmy Caution.

Brutalitäten und Grausamkeiten ließen die Verkaufszahlen in die Höhe schnellen (im Jahr 1944 verkaufte er mehr als eineinhalb Millionen Exemplare). Cheyney-Romane erscheinen weltweit. Erle Stanley Gardner schrieb 120 Bücher. Bis zu Gardners Tod verkaufte er 135 Millionen Exemplare allein in den USA.   Kriminalliteratur ist wie jede andere literarische Gattung das Produkt einer Gesellschaft und ihrer Lebensgewohnheiten. Eine Weltwirtschaftskrise zB könnte zu einer Renaissance der Detektivromane führen, die in schweren Zeiten Trost spenden.

Rechts- und linksradikale Einflüsse wirken sich ebenso auf die Kriminalliteratur aus. Es hängt auch von den Autoren der Zukunft ab. Autoren wissen, dass sie einerseits ihre handwerklichen Fähigkeiten einsetzen müssen, um der großen Masse zu gefallen, andererseits jedoch ihr Sujet niemals herablassend behandeln dürfen, sondern zu versuchen, eine mittelmäßige Form zu akzeptieren und so etwas wie Literatur daraus zu machen. Das zu erreichen ist die Absicht der ehrgeizigsten, talentiertesten Autoren der Kriminalliteratur. Und nur wenigen Schriftstellern ist es innerhalb ihres jeweiligen Zeitabschnitts vergönnt, dieses Ziel zu erreichen.     S.

19-26, S. 27 Schauerromane S. 46-48, S. 60, S. 64-65 S. 75-81, Conan Doyle S.

82, S. 90-93,         S. 97-98, 105-107, Agatha Christie S. 99-105 S. 114 S. 116-118 S.

124 S. 128-136 S 168-170 Detektivgeschichte / Kriminalroman S. 153-172 S. 191-192 S. 199-200 Polizeiromane S. 219-220 S.

223-224 Vereinigungen S. 225-229 (234, 236-243) Spionageromane S. 250-252        

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