Neapel und umgebung im spiegel deutscher lyrik
Facharbeit im Leistungskurs Deutsch
Inhaltsverzeichnis
1.1 Einleitung
2.1 Biographie Günter Kunert
2.2 Biographie August von Platen
3.1 Vesuv - allgemeine Informationen
3.2 Pompeji - allgemeine Informationen
3.
3 Neapel - allgemeine Informationen
4.1 Ausführliche Interpretation "Pompeji I"
4.2 Vergleichende Interpretation mit "Pompeji II"
4.3 Vergleichende Interpretation mit "Neapel"
4.4 Vergleichendes Schlussfazit
5.1 Resümee
1.
1 Einleitung
Für viele deutscher Lyriker, nicht nur Johann Wolfgang von Goethe, war und ist Italien noch immer ein Ort von dem sie sich gerne inspirieren ließen und lassen. Nicht nur die antike Kunst, auch das Temperament der Menschen dort, scheint für die Produktivität der Dichter fruchtbar zu sein.
So beschäftigt sich meine Facharbeit, im Leistungsfach Deutsch, mit dem Thema "Neapel und Umgebung im Spiegel deutscher Lyrik". Dazu soll eine vergleichende Interpretation der Gedichte "Bilder Neapels" von August von Platen und "Pompeji I" sowie "Pompeji II", die beide von Günter Kunert verfasst wurden, durchgeführt werden.
Zuerst werden jedoch die Biographien der beiden Künstler Günter Kunert und August von Platen kurz vorgestellt, darauf folgen allgemeine Informationen über die Spielplätze Neapel und Pompeji, sowie Informationen über den Vesuv. Dann wird das Gedicht "Pompeji I" ausführlich interpretiert.
Die anderen beiden Gedichte werden dann anschließend vergleichend mit "Pompeji I" interpretiert. Die Arbeit schließt mit einem Resümee.
2.1 Biographie Günter Kunert
Günter Kunert wurde am 06 März 1929 in Berlin geboren. Seine Mutter war Jüdin, aufgrund dessen er als "wehrunwürdig" ausgemustert wurde. Günter Kunert arbeitete vorübergehend als Lehrling in einem Bekleidungsgeschäft, weil es ihm aufgrund der "Rassengesetze" nicht möglich war, eine höhere Schule zu besuchen.
Nach Kriegsende begann er ein Graphik-Studium an der Hochschule für Angewandte Kunst in Berlin-Weißensee. Dieses Studium finanzierte er sich durch satirische Gedichte und Geschichten, die er für die Zeitschrift "Ulenspiegel" schrieb. Nach fünf Semestern gab er jedoch sein Studium, des Schreibens zuliebe, auf. Er lebte als freier Schriftsteller, Zeichner und Maler in Ostberlin.
Inzwischen war er Mitglied der SED geworden. Günter Kunert wurde von Johannes R.
Becker, späterer DDR-Minister für Kultur, entdeckt und gefördert.
In den 1960er Jahren gerät Kunert mit den Vorgaben der Kulturbehörden der DDR durch skeptisch-pessimistische Verse in Konflikt. Zu dieser Zeit wird er aber auch in Westdeutschland bekannt.
1967 erscheint sein einziger Roman "im Namen der Hüte" in der BRD. Neun Jahre später wird dieser auch in der DDR gedruckt.
Günter Kunert erwirbt internationales Ansehen und darf ausreisen.
1972 übernimmt er eine Gastprofessur in Austin, Texas. Und 1975 verbringt er ein Jahr in Warwick/England als "Writer in Residence".
Im Jahr 1977 erfolgt sein Parteiausschluss, weil er einen Schriftstellerprotest gegen die Ausweisung von Wolf Biermann unterschreibt.
Ein mehrjähriges Visum ermöglicht ihm 1979 die Ausreise in die BRD.
Günter Kunert lässt sich mit seiner Frau in Schleswig-Holstein nieder und lebt seither als freier Schriftsteller in Kaisborstel bei Itzehoe.
Er gewann zahlreiche Schriftsteller-Preise; 1962 den Heinrich-Mann-Preis, 1985 den Heinrich-Heine-Preis, sowie 1991 den Friedrich-Hölderlin-Preis.
Die Werke Günter Kunerts sind stark von der Zeit des Dritten Reiches und der DDR geprägt. Er kann den Krieg, die Verfolgung und den Mord nicht vergessen. Mit seinen Werken will er uns immer wieder ermahnen, die Vergangenheit nicht zu vergessen.
Er will seine Leser anregen über gesellschaftliche Handlungen und Normen nachzudenken, der Leser soll aus der Geschichte lernen. Weiterhin glaubt Kunert, dass es einen immer wiederkehrenden Zyklus in der geschichtlichen Entwicklung gäbe, der aber unaufhaltsam ins Verderben führe.
Allerdings ist Kunert auch sehr weltoffen, er schrieb sogar Reiseberichte.
Zu seiner Geburtsstadt Berlin hat er ein besonderes Verhältnis, einerseits ist er von ihr fasziniert, andererseits stößt sie ihn ab. Dieser Stadt hat er einige Gedichte und auch Prosawerke gewidmet. Zuletzt ist Berlin für ihn nur noch Ort der Entfremdung, Anonymität und Angst. Kunert glaubt, dass Berlin, genau wie Troja und Pompeji, dem Verfall ausgeliefert ist. [1]
2.2 Biographie August von Platen
Karl August Georg Maximilian Graf von Platen-Hallermünde, wie er mit vollem Namen heißt, wurde am 24.
Oktober 1796 ins Ansbach, als Nachkomme eines alten, aber verarmten Adelsgeschlechts geboren. Sein Vater war Oberforstmeister.
Sein Leben war geprägt durch seine homosexuelle Veranlagung, aufgrund dieser er oft diskriminiert wurde.
Im Jahr 1806 trat August von Platen in das Kadettenhaus in München, indem er sich aber stark eingeengt fühlt, ein. Er entwickelt dort ein starkes Außenseiterbewusstsein, dieses Gefühl wird er erst in Italien los, wo er sich frei fühlt.
1810 wechselte er dann ins Pagenhaus.
Vier Jahre später meldete er sich zur Armee und nahm 1815 als Leutnant am Frankreichfeldzug gegen Napoleon teil, allerdings war er in kein Gefecht verwickelt. 1817 denkt er über eine Auswanderung nach Nordamerika und den Freitod nach. Platen wurde 1818 vom Dienst befreit, um einem Studium, hauptsächlich Sprachen und Literatur, in Würzburg und Erlangen nachgehen zu können.
Im September 1824 unternimmt er seine erste Italienreise, hauptsächlich hält er sich bei dieser in Venedig und Umgebung auf. Venedig wird für ihn zum überwältigendem Kunst- und Bildungserlebnis, hier entstehen seine "Venezianischen Sonette". Am 9.
November verlässt Platen Venedig und kehrt nach München zurück.
Im September 1826 zieht es ihn erneut nach Italien zurück. Dort führt er ein rastloses Wanderleben. Diese zweite Reise nach Italien ist sehr fruchtbar für seine Lyrik, er verfasst eine Reihe von melancholisch grundierten Idyllen.
Ein Leben in Deutschland kommt für ihn nicht mehr in Frage. Es folgten längere Aufenthalte in Rom, Neapel und Venedig.
1835 stirbt August von Platen in Syrakus, ob an Cholera oder an einer Überdosis an Medikamenten, die er sich selbst gegen die Cholera verabreicht haben soll, ist strittig. Thomas Mann nahm Platen als Vorbild für seinen Novelle "Tod in Venedig".
August von Platen wurde außerdem von Theodor Fontane und Stefan George verehrt. [2]
3.1 Vesuv - allgemeine Informationen
Der Vesuv der einzige aktiver Vulkan auf dem europäischen Festland. Er ist am Golf von Neapel/Süditalien gelegen.
An seinem Fuß hat der Vulkan einen Umfang von etwa 50 Kilometern und besitzt einen Doppelgipfel. Der eigentliche Vesuv ist 1.132 Meter hoch, aber der höhere der beiden Kegel, der Monte Somma, erreicht eine Höhe von 1.281 Meter.
Die Vulkanspitze wurde bei dem Ausbruch am 24. August 79 n.
Chr. durch eine Explosion abgesprengt. Der Ausbruch dauerte 19 Stunden und über die Städte Herculaneum, Stabiae und Pompeji gingen große Mengen an Asche und Schlamm nieder. Es starben etwa 2000 Menschen bei der Eruption und den begleitenden Erdbeben. Es trat aber keine Lava aus, genauso wie bei allen folgenden Eruptionen bis 1066.
An den Hängen des Vesuvs werden heute Wein, Obst, Eichen und Kastanien angebaut.
Den Kraterrand kann man mit einer Seilbahn erreichen, die fast bis dorthin hinauf führt. Seit 1845 befindet sich in etwa 600 Metern Höhe ein vulkanisches Observatorium.
Unter dem Vesuv wurde Ende des Jahres 2001 ein rund 4.000 Quadratkilometer großer Magmasee entdeckt. Durch Messungen fand man heraus, dass sich diese Ansammlung aus geschmolzenem Gestein in ungefähr 8.000 Metern Tiefe befindet.
Jetzt ist zwar der aktive Bereich des Vesuvs bekannt, das bedeutet jedoch keinesfalls, dass man die nächste Eruption vorhersagen kann. [3]
3.2 Pompeji - allgemeine Informationen
Pompeji ist eine antike Stadt in Kampanien/Süditalien an der Mündung des Sarno. Sie liegt nur wenige Kilometer von dem Vulkan Vesuv entfernt, zwischen Herculaneum und Stabiae.
Die Stadt wurde etwa 600 v. Chr.
von den Oskern gegründet und später von den Samniten erobert. Im Jahr 80 v. Chr. wurde sie zur römischen Kolonie. Sie wurde später zum bevorzugten Erholungsort für wohlhabende Römer, zu dieser Zeit hatte sie etwa 20.000 Einwohner.
Pompeji war eine bedeutende Handelsstadt und, für viele im Landesinneren gelegenen Städte, Ausfuhrhafen.
Im Jahr 63 n. Chr. wurde die Stadt von einem Erdbeben schwer beschädigt und bei dem Ausbruch des Vesuv 79 n. Chr. ebenso wie die Städte Herculaneum und Stabiae verschüttet.
Heute liegt die Stadt in beträchtlicher Entfernung zum Meer, weil dieser Ausbruch zur Ablagerung vulkanischen Materials führte und dies wiederum führte zur Ausdehnung des Festlandes.
Im Jahr 1748 wurden die ersten Ausgrabungsarbeiten begonnen. An dem letzten, noch nicht freigelegten Viertel der Stadt werden immer noch Ausgrabungen vorgenommen. Im Jahr 2000 wurden weitere 48 Opfer gefunden.
Erstaunlich dabei ist der gute Zustand der Funde. Durch die Vulkanasche bildete sich nach dem Ausbruch des Vesuvs "ein Schutzschild" über der ganzen Stadt und der Umgebung, dies führte zum Erhalt vieler Gebäude.
Es wurden sogar Überreste von einigen der 2.000 Opfer in den Ruinen gefunden. Die meisten Bewohner Pompejis flohen vor dem Ausbruch des Vesuvs und nahmen dabei so viel wie von möglich ihrem persönlichen Besitz mit. " Die erhaltenen Gebäude bilden einen Übergang vom griechischen Stil zum Baustil des Römischen Weltreiches." [4]
3.3 Neapel - allgemeine Informationen (i.
A.)
Neapel ist eine Stadt in Süditalien, sie ist die Hauptstadt der Region Kampanien und der Provinz Neapel und sie ist in der Nähe des Vesuvs gelegen.
Wirtschaftlich gesehen ist Neapel für seine Region der wichtigste Industriestandort, da sie einen großen Personen- und Industriehafen besitzt, außerdem gibt es viele kleine Fischerei- und Vergnügungshäfen. Der Schiffbau, die chemische Industrie, die Nahrungsmittel-, Leder-, Textil-, Eisen- und Stahlindustrie, der Maschinenbau und der Fremdenverkehr sind die wichtigsten Wirtschaftszweige.
Das antike Neapel war vom Ursprung her eine Siedlung der Griechen. Im 4.
Jahrhundert wurde sie durch die Römer erobert, blieb aber noch lange Zeit griechisch geprägt. Auch sie war, genau wie Pompeji, ein bevorzugter Erholungsort für reiche Römer. Als im 5.Jahrhundert das Römische Reich zerfiel, ging auch die Bedeutung der Stadt zurück. Unabhängig wurde die Stadt dann im 7.Jahrhundert.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Hafen von Neapel umfassend ausgebaut und im Jahr 1884 er hielt sie eine neue Trinkwasserversorgung und Kanalisation, aufgrund der mehrmaligen Cholera-Epidemien. [5]
4.1 Ausführliche Interpretation "Pompeji I" (i.A.)
Das Gedicht "Pompeji I" von Günter Kunert aus dem Jahr 1975 handelt von den Leichen, die in der antiken Stadt bei den Ausgrabungen, die 1748 begannen, gefunden wurden.
Diese Menschen werden als "Hingestürzte" (Zeile 1/21) bezeichnet, sie haben Spuren in der Asche hinterlassen, die dann später mit Gips ausgegossen wurden. Das Gedicht beschreibt wie diese Menschen aufgefunden wurden. Sie haben keine Bedeutung mehr und werden als Museumsobjekte angesehen.
Beim Lesen des Gedichtes, hat man das Gefühl, dass man als Leser nicht in das beschriebene Geschehen mit einbezogen ist, sondern nur "außenvorsteht". Außerdem hat das Gedicht eher eine sachlich beschreibende Atmosphäre, damit meine ich, dass man als Leser nicht wirklich ergriffen wird von dem Text des Gedichtes.
Die Themen des Gedichtes sind zum einen Vergänglichkeit und Dauer, und zum anderen Leben und Tod.
Meine These bezüglich der Aussage des Gedichts ist, dass Günter Kunert zeigen möchte, dass Vergänglichkeit und Dauer durchaus zwei zu vereinende Begriffe sind. Günter Kunert benutzt in seinem Gedicht nicht den Begriff "Menschen", sondern "Hingestürzte" (Zeile 1/21), das verdeutlicht das Schicksal, derjenigen, die bei dem Ausbruch des Vesuvs, versuchten zu fliehen, aber sich nicht rechtzeitig genug retten konnten. Der Ausdruck "in der Asche eine Hohlform", die dann später mit Gips ausgegossen wird, verdeutlicht die Vergänglichkeit, genauso wie die Dauer; aufgrund der Vulkanasche waren die "Leichen" so gut erhalten, dass man sie mit Gips ausgegossen hat. Die Menschen sind zwar tot, und trotzdem zeugen ihre vergipsten Überreste noch heute von ihrer Existenz.
Der Autor selbst deklariert die Opfer, die in dem Gedicht niemals so bezeichnet werden, mit der Aussage "Ausstellungsobjekte des Museums" (Zeile 10). Es werden also die Menschen objektiviert.
Ihnen wird damit die Würde genommen, wie sie ihnen auch bei der Katastrophe genommen wurde, aber spätestens als die Überlebenden kamen und ihre Häuser plünderten. Ich denke, der Autor macht damit eher den Touristen einen Vorwurf, die kommen und Fotos machen, und einige von ihnen verhalten sich vielleicht auch nicht so, wie es der Würde der Toten, angemessen wäre.
Weiterhin werden die Menschen auch noch degradiert, in dem, in der darauf folgenden Strophe, ein Hund genannt wird, der sich dort auch befinden soll. Andererseits kann man diese Stelle auch so interpretieren, dass der Vulkanausbruch nichts und niemanden verschont hat, weder Mensch, Tier noch sonst irgendetwas in der näheren Umgebung.
In der zweiten Strophe des Gedichtes wird auch die Zahl "seit tausendneunhundert Jahren" (Zeile 13) genannt, dieses Gedicht ist fast genau 1900 Jahre nach dem Ausbruch des Vesuvs entstanden und stellt somit den Bezug zur Gegenwart her. Es wurde vielleicht auch zum Gedenken des "Jahrestages" und der Opfer eingebaut.
Ein weiterer Aspekt ist wohl, dass Kunert aufzeigen möchte, dass auch trotz der Vergänglichkeit des einzelnen Lebens, es immer Fragmente geben wird, die uns an diese vergangenen Leben erinnern werden und dass wir über unsere Zeit, hier auf unserem Planeten, hinaus auf die Zukunft wirken. Dieses wird klar, durch das Oxymoron und auch gleichzeitig die Antithese "Vergänglichkeit Dauer" (Zeile 14), die Begriffe "Vergänglichkeit" und "Dauer", die so gegensätzlich sind, stehen einander direkt gegenüber, dadurch soll verdeutlicht werden, dass in der Vergänglichkeit des eigenen Lebens, nicht gleichzeitig ein Vergessen wirkt, sondern dass man durchaus über den Tod hinaus noch auf die Gegenwart und die Zukunft wirken kann. Das Menschenleben wird hier in diesem Fall als vergänglich angesehen, aber die Geschichte des Vulkanausbruchs, die Schicksale der Menschen, die Überreste der Gebäude in Pompeji und die ausgegossenen "Leichen" sind auch heute noch präsent und erzählen sozusagen "ihre Geschichte".
Auch in der nächsten Strophe wird wieder auf diese Dauer hingewiesen "Hohlformen bleiben" (Zeile 15), die Geschichte bleibt, nur die Menschen müssen gehen.
Und dann wird Pompeji wieder neubelebt "deine Sprache sei Jaja und Neinnein/ füllet wieder Busch und Tal" (Zeile 16/17), wahrscheinlich sind damit die Touristen gemeint, die Pompeji besuchen.
In der letzten Strophe wird sogar noch der Fall herabgesetzt "Hingestürzte hinterlassen nichts/ als das Abbild ihres Falles/ und das ist: kein besonderer.
" (Zeile 21-22). Selbst jetzt noch werden die Toten oder ihr "Fall" degradiert.
Der Autor verwendet viele Antithesen "verhüllt- entblößt" (Zeile 5/6), "Mädchen- Männer" (Zeile 4), "jaja- neinnein" (Zeile 17) und auch "Vergänglichkeit- Dauer" (Zeile 14), die sehr deutlich, das Thema "Vergänglichkeit- Dauer" und "Leben- Tod", welches auch antithetisch ist, hervorhebt.
Außerdem verwendet der Autor noch Alliterationen "Hingestürzte hinterließen/Hingestürzte hinterlassen" (Zeile 1/21) mit denen hier in diesen Fall die Nachhaltigkeit verdeutlicht wird.
Das Gedicht besteht aus vier Strophen unterschiedlicher Länge, es gibt kein Reimschema. Außerdem fällt besonders auf, dass der Autor keine Satzzeichen verwendet, ausgenommen in der letzten Zeile.
Eine weitere Interpretationsthese, die aber eher Spekulation ist, ist, dass dieses Gedicht von Günter Kunerts Erlebnissen im Zweiten Weltkrieg und der DDR handelt. Durch den Bezug zur Biographie des Künstlers ergeben sich völlig neue Interpretationsaspekte.
Aus seiner Biographie weiß ich, dass Günter Kunert nie wirklich die Erlebnisse, die er im Zweiten Weltkrieg gemacht hat, verarbeiten konnte und genauso geht es ihm mit der DDR. Er glaubt auch daran, dass sich die Geschichte immer wieder wiederholen würde und es, nach seinen Vorstellungen, irgendwann in einer "Katastrophe" enden wird.
Die ersten beiden Strophen handeln vom Zweiten Weltkrieg, die erste Strophe ist in der Vergangenheit geschrieben, was zu dem passt, denn zu der Zeit als das Gedicht geschrieben wurde, war der Krieg ja auch schon vorbei.
Dafür, dass es sich wirklich um den zweiten Weltkrieg handeln könnte, spricht, dass die "Hingestürzten" (Zeile 1/21) für alle getöteten Menschen, sowohl die Juden, als auch die Soldaten, die im Gefecht ihr Leben ließen, stehen.
Die "Hohlform" (Zeile 2/15) in der Asche steht dann für die Erinnerung an die getöteten Juden und der Gips steht für die einzelnen Schicksale, die dann die Erinnerungen konservieren. Der "Hund mitleiderregend verrenkt" (Zeile 11/12) könnte für die körperlich und geistig Behinderten stehen, die getötet wurden und der Hund steht im Vergleich mit den Menschen, in der ersten Strophe, daraus könnte man sehen, dass die Menschen wie Tiere behandelt wurden und meist noch schlechter.
Die Vergangenheit belastet unsere Zukunft immer noch, das wird durch die "tausendneunhundert Jahre" (Zeile 13) klar. Und die "Vergänglichkeit" und "Dauer" deuten auch hier, wie in der ersten Interpretationsthese, auf die Vergänglichkeit des Lebens, aber auch auf die dauerhaften Nachwirkungen hin.
Die dritte und vierte Strophe sind in der Gegenwart geschrieben und handeln von der DDR. Auch in diesen beiden Strophen kommen die Begriffe "Hingestürzte" (Zeile 21), "Hohlformen" (Zeile 15) und "Gips" (Zeile 16) vor, und das unterstützt meine These, denn Kunert glaubt selbst an einen Kreislauf des Lebens, in dem sich alles wiederholt.
Es gibt noch weitere Aspekte, die sich auf die DDR beziehen lassen. Zum Beispiel "Deine Sprache sei Jaja und Neinnein" (Zeile 17), die DDR - Bürger hatten nur ein relatives Recht auf freie Meinung; wenn man sich gegen den Idealismus der Regierung wendete, musste man mit Konsequenzen rechnen. Vor allem der Satz "wer weitergeht wird erschossen" (Zeile 20) deutet für mich auf die DDR hin, auf Berlin und die Mauer. Pompeji steht daher stellvertretend für Berlin, denn Kunert glaubt, wie er selbst sagt, dass Berlin genau wie Pompeji und Troja untergehen wird.
Besonders der Wandel vom Dritten Reich zum Sozialismus der DDR kann mit der Stadt Pompeji gut dargestellt werden, denn es heißt, dass die in Pompeji erhaltenen Gebäude "einen Übergang vom griechischen zum römischen Baustil" [1] bilden. Auch in diesem Gedicht gibt es diesen äußerlichen, formellen Wandel, der Autor springt von der Vergangenheitsform in die Gegenwartsform.
4.2 Vergleichende Interpretationen mit "Pompeji II"
Auch das Gedicht "Pompeji II" von Günter Kunert, aus dem gleichen Jahr wie "Pompeji I", handelt von der verschütteten Stadt. Auch dieses Gedicht behandelt wieder das Thema der Dauer und Vergänglichkeit und auch wieder das Thema Leben und Tod. Es wird wieder das Pompeji nach dem Vulkanausbruch geschildert.
Der Autor beschreibt die Stille in den Ruinen und die Toten, er gibt Beispiele für das Leben in Pompeji, er spricht von einer Weinschenke und einem Bordell, dem Lupanar, dass es in Pompeji gab. Der Vesuv wird auch beschrieben, wie er über die Stadt ragt und die Rede ist wieder von den einstigen Einwohnern.
Beim Lesen dieses Gedichtes hat man das Gefühl, als stände man selbst in Pompeji und schaue sich die Überreste an. Man hat außerdem das Gefühl, als hätte man einen der toten Einwohner als Touristenführer, der uns, die Schaulustigen, durch die Stadt führt. Die fünfte Strophe ist dann aus unserer Sicht, der Sicht der Besucher, geschrieben und in der letzten hört es sich so an, als würde wieder ein Toter sprechen.
Die Atmosphäre in diesem Gedicht ist verglichen mit der Atmosphäre in "Pompeji I" eher lebendiger. Und man hat als Leser das Gefühl mit in das Geschehen mit einbezogen zu sein.
Gleich ist in beiden Gedichten, das Thema, es geht in beiden um Vergänglichkeit und Dauer und um Leben und Tod.
Auch wird in beiden aufgezeigt, dass das Unglück plötzlich kam. Die Menschen gingen ihren "alltäglichen Werken" (Zeile 7) nach, als sie von dem Vulkanausbruch überrascht wurden. Eine weitere Gemeinsamkeit ist die Anwendung der Stilmittel. Wie schon in "Pompeji I" gibt es auch in "Pompeji II" viele Antithesen "fern- nah" (Zeile 24), "Ewigkeit- Sekunde" (Zeile 26/27) und "Wesen der Liebe- Verwesen der Leiber" (Zeile 20/21), auch hier unterstützt dieses Stilmittel wieder die das Thema des Gedichtes. Auch finden sich wieder Alliterationen "Schweigen Stille" (Zeile 1), "Keine Klage keine" (Zeile 3), "auf allerlei Art" (Zeile 14).
In "Pompeji II" werden aber deutlich das Leben vor der Katastrophe und der Zustand nach dem Ausbruch dargestellt.
Dieses wird besonders stark verdeutlicht durch die Antithese "vom Wesen der Liebe/ vom Verwesen der Leiber" (Zeile 20/21), die die beiden gegensätzlichen Seiten des Gedichtes, auf der einen Seite das Leben und auf der anderen Seite den Tod, noch schärfer auf den Punkt bringen.
Unterschiede bestehen darin, dass reale Schauplätze, eine Kneipe und das Bordell Lupanar, in "Pompeji II" genannt werden. Das Bordell und die Kneipe stehen hier für die Lebenslust und dafür, wie das Leben vor dem Ausbruch des Vesuvs war. Es werden also nicht nur die Folgen des Ausbruches geschildert wie in "Pompeji I". Außerdem wird auch ausdrücklich der "Verursacher" der Katastrophe, der Vesuv angesprochen, er wird als "Begleiter" (Zeile 25) der ehemaligen Einwohner betitelt.
"Pompeji II" ist länger als "Pompeji I", es hat sechs Strophen, ebenfalls unterschiedlich Länge und auch dieses Gedicht enthält keine Reime und Satzzeichen.
Von der Form her sind diese Gedichte sich also sehr ähnlich.
4.3 Vergleichende Interpretation mit "Neapel"
Das Gedicht "Neapel" von August von Platen aus dem Jahr 1827 handelt von der Schönheit dieser antiken Stadt.
Das lyrische Ich fordert den Fremden auf all seine Sorgen und seinen Kummer zu vergessen und sich ganz dem Genuss Neapels hinzugeben. Im Gedicht werden die Stadt, das Treiben in ihr, der Vesuv, das Meer, die Menschen und der Handel beschrieben, man kann den ersten Teil des Gedichtes in Absätze einteilen, die dann jeweils einen der oben genannten Begriffe zum Thema haben. Im zweiten Teil des Gedichtes, das sich jetzt nicht mehr so leicht in Absätze einteilen lässt, wird man wieder aufgefordert, den Kummer zu vergessen mit "Aber entferne die schattende Wolke" (Zeile 71).
Dann spricht er noch von einem Erzähler, der auf der Straße Geschichten vorträgt und bei dem die Menschen verweilen und ihm lauschen. Dann ist die Sprache davon, dass manche Dichter in Italien ihr Glück gefunden haben, weil man fern der Heimat ist und nah dem "ansteckendem" Lebensstil der Südländer. Dann geht die Sonne unter und in der Dunkelheit erscheinen unzählige Lichter, bevor der neue Tag anbricht.
Auch dieses Gedicht hat das Thema Leben und Tod. Gleich am Anfang wird dies besonders deutlich indem der Autor ein berühmtes Sprichwort "Neapel, und sieh's, und stirb!" (Zeile 1) verwendet, er will damit verdeutlichen, dass man wenn man Neapel einmal richtig erlebt hat mit allen Sinnen, dann wird alles andere so unbedeutend sein, dass man sterben kann. Der Unterschied zu den beiden anderen Gedichten besteht darin, dass dort eher der Tod im Vordergrund steht.
Im Grunde kann man auch eine Entwicklung der Schwerpunkte von "Pompeji I" über "Pompeji II" zu "Neapel" sehen, die Entwicklung vom Schwerpunkt Tod zum Schwerpunkt Leben.
Bei "Neapel" stehen vor allem die Lebensfreude und die Lebenslust im Vordergrund. Schon beim Lesen merkt man, dass der das lyrische Ich, welches mit dem Autor identisch ist, schwärmerisch von der Stadt und dem Drumherum berichtet "das goldene Meer" (Zeile 100). Diese Lebenslust wird auch dadurch unterstrichen, dass "ein heiteres Paar" (Zeile 30) einen Tanz aufführt. Vor allem faszinieren den Autor auch die Menschen und ihre "leichtfüßige" Art zu leben. Und das bestätigt sich auch, wenn man die Biographie von August von Platen mit einbezieht, denn dieser fühlte sich in Deutschland immer eingeengt und nie richtig wohl, erst in Italien konnte er seine Persönlichkeit frei entfalten und das Leben genießen.
Das alles kommt in diesem Gedicht auch zur Geltung.
Platen verwendet auch oft den Ausdruck "Norden" (Zeile 42, 83, 86) dieser steht für, das von ihm äußerst wenig geschätzte, Deutschland, damit wird noch mehr seine Nähe zu Italien verdeutlicht.
Auch in diesem Gedicht lassen sich viele Antithesen finden "genießen- stirb" (Zeile 5), "drohen- grünender Berg" (Zeile 18), "Kabriolett- Mönch" (Zeile 50), "frei- Kerker" (Zeile 69) und "jung- alt" (Zeile 77), auch diese deuten auf die Gegensätzlichkeit des Themas dieses Gedichtes hin.
Die Unterschiede zu den beiden anderen Gedichten, die sich sehr ähnlich sind, dass in "Neapel" viel mehr Bilder enthalten sind, die ganze Sprache wirkt schwärmerisch, vor allem durch die vielfach verwendeten Adjektive. Es werden auch oft Wörter wie "Schöne" (Zeile 36), "blühende" (Zeile 36), "grünenden" (Zeile 18), "goldene" (Zeile 100) verwendet, vorwiegend positive Wörter, die das Leben und die Lebenslust symbolisieren. Negative Sachverhalte werden sowieso kaum in dem Gedicht verwendet, alles Schlechte der Welt wird nahezu ausgeblendet, bis auf zwei Stellen in dem Gedicht, bei denen man aber auch sogleich aufgefordert wird, diese aus seinen Gedanken zu verbannen.
"Und was Quälendes sonst in das Leben ein Dämon wob/ Ja, hier lerne genießen" (Zeile 4-5) und "Seufzen, oder ein leidendes Weib den verwiesenen/ Gatten tröste, verbannt nach entlegener Insel, ihn,/ Der sein freies Gemüt in dem untersten Kerker quält/ Hoffnungslos, und den Lohn, der erhabenen Tugend Lohn/ erntet. - Aber entferne die schattende Wolke, Schmerz! - " (Zeile 67-71)
Die Form ist gänzlich anders als die der beiden anderen Gedichte, es ist nicht in Strophen eingegliedert, sondern ein fortlaufender Text. Der Autor arbeitet viel mit Satzzeichen, allerdings enthält das Gedicht, genau wie die beiden anderen keine Reime, was vor allem bei diesem verständlich wird, da die Lebenslust nicht in Formen gepresst wird.
4.4 Vergleichendes Schlussfazit
Abschließend lässt sich sagen, dass die Gedicht der verschiedenen Autoren, sich schon rein äußerlich stark voneinander unterscheiden, während die beiden Gedichte von Kunert in Strophen eingeteilt sind, ist das von Platen eher ein fortlaufender Text, ohne Strophengliederung, Kunert verzichtet nahezu ganz auf Zeichensetzung, im Gegensatz zu Platen der viel mit der Zeichensetzung arbeitet. Die Gedichte "Pompeji I + II" sind allerdings viel kürzer und daher auch übersichtlicher.
Inhaltlich ließen alle Gedichte mehrere Interpretationsmöglichkeiten zu, vor allem wenn man dazu die Biographien der Autoren hinzuzieht. Vom Thema waren sich die Gedichte, bei der gewählten Interpretationsmöglichkeit, sehr ähnlich, wobei sich aber einige Unterschiede bei der Darstellung von den verschiedenen Autoren ergaben. Kunert vermittelt sein Thema eher gefühlneutralneutral, wohingegen Platen sehr subjektive Eindrücke vermittelt. Das Stilmittel der Antithese unterstützt dabei das Thema "Vergänglichkeit- Dauer" bzw. "Leben- Tod" sehr effektiv.
5.
1 Resümee
Mein Resümee zu der Facharbeit, erstmal hatte ich das Gefühl mit der Aufgabe überfordert zu sein, doch nach der Informationsbeschaffung und der näheren Beschäftigung mit meinem Thema, sind mir gute Ideen gekommen, die ich auch umsetzen konnte. Schade finde ich, dass es diese zwar notwendige Seitenanzahlbegrenzung gibt, weil ich dadurch vieles kürzen musste. Ich wäre auch gerne noch auf andere Interpretationsmöglichkeiten (genauer) eingegangen. Die Gedichte geben vielmehr her als in dieser Facharbeit dargestellt werden konnte. Vor allem dem Gedicht "Neapel" von August von Platen hätte ich gerne noch mehr Aufmerksamkeit gewidmet, da dieses sehr gehaltvoll ist und voller Stellen, die noch interpretationswürdig sind. Aber irgendwo muss man auch ein Ende finden, um einerseits den Rahmen der Facharbeit nicht zu sprengen und andererseits den Leser nicht zu langweilen.
Ich habe an den Gedichten großen Gefallen gefunden. Für mich persönlich nehme ich aus dieser Arbeit drei wunderschöne Gedichte mit und viele Erfahrungen. Es ist wichtig sich viele Informationen zu beschaffen aus vielen verschiedenen Medien. Außerdem waren die Gedichte schwer im Internet zu finden, was mich dazu gezwungen hat, meine eigenen Gedanken und somit meine eigene Interpretation zu verfassen. Das hat aber wiederum auch Vorteile, ich kann voll und ganz hinter dieser Arbeit stehen und ich bin auch stolz auf mich diese Aufgabe gelöst zu haben. Die Arbeit hat mir größtenteils Spaß gemacht, obwohl es auch sehr stressig war.
Trotz allem bin ich froh endlich zu einem Ende gekommen zu sein und diese Arbeit abgeben zu können.
[1] "Pompeji, Microsoft, Encarta, Enzyklopädie 2003" siehe Anhang vii-viii
Anhang
Günter Kunert
Günter Kunert wurde 1929 in Berlin geboren. Da seine Mutter Jüdin war, durfte er 1936 keine weiterführende Schule besuchen. Von den Nazi-Behörden zudem als »wehrunwürdig« ausgemustert, arbeitete er vorübergehend als Lehrling in einem Bekleidungsgeschäft. Nach Kriegs-ende begann er ein Graphik-Studium an der Hochschule für Angewandte Kunst in Berlin-Weißensee, das er mit dem Verfassen von satirischen Gedichten und Geschichten für die Zeitschrift »Ulenspiegel« finanzierte. Nach fünf Semestern gab er das Studium dem Schreiben zuliebe auf.
1950 erschien Kunerts erster Gedichtband unter dem Titel »Wegschilder und Mauerinschriften«. Zu dieser Zeit wurde der junge Schriftsteller, inzwischen SED-Mitglied, von Johannes R. Becher, dem späteren DDR-Minister für Kultur, entdeckt und gefördert. In künstlerischer Hinsicht darf jedoch die Bekanntschaft mit Bertolt Brecht (um 1951/52) als die bedeutendere gelten. In den 1960er Jahren gerät Kunert mit seinen skeptisch-pessimistischen Versen zunehmend in Konflikt mit den literarästhetischen Vorgaben der Kulturbehörden. Gleichzeitig wird man in Westdeutschland auf den viel gelesenen Autor aufmerksam.
Hier erscheint 1967 sein einziger Roman, »Im Namen der Hüte«, der erst neun Jahre später in der DDR gedruckt wird. Kunert erwirbt internationales Ansehen und darf ins Ausland reisen. 1972 übernimmt er eine Gastprofessur in Austin, Texas, und 1975 verbringt er ein Jahr als »Writer in Residence« im englischen Warwick. Auf seine Unterzeichnung des Schriftstellerprotests gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns 1975 folgt der Parteiausschluß. 1979 ermöglicht ihm ein mehrjähriges Visum die Ausreise in die Bundesrepublik. Kunert läßt sich mit seiner Frau in Schleswig-Holstein nieder.
Er lebt seither als freier Schriftsteller in Kaisborstel bei Itzehoe. »Schreiben ist eine Art Zwangsneurose«, erklärt der Vielschreiber Günter Kunert. Von dem Versuch, sich seiner »pathologischen Existenz durch Schreiben zu entledigen«, zeugt ein umfangreiches Werk, das aus Gedichten, Erzählungen, Märchen, Essays, Fotosatiren, Reise-journalen und Kinderbüchern besteht. Auf sein Leben in zwei deutschen Unrechtsstaaten blickt der Autor ohne Verbitterung. Die DDR zumindest hatte auch Vorzüge: »Die Auseinanderset-zungen in der DDR waren stets rabiat und direkt. Das macht hellhörig und hat meinem Schreiben, wie ich meine, genutzt.
« Lakonisch und knapp, wie seine Gedichte, formulierte Kunert seine Erinnerungen, die 1997 unter dem Titel »Erwachsenenspiele« herauskamen. Zwei Jahre später, zu seinem 70. Ge-burtstag, erschien der Gedichtband »Nachtvorstellung«, eine Sammlung von freien und gereimten Versstücken, in denen sich die Erfahrung des Alters, nicht jedoch seine Müdigkeit bemerkbar macht. »In den Koordinaten von Mythos und Moderne, Sehnsucht und Vergeblich-keit, Geschichte und Schuld bewegen sich die Gedichte in einer Schönheit, die ihr eigentlicher Entwurf ist, ihr Anliegen an sich«, so Kurt Drawert in seiner Besprechung dieses Buches.
© internationales literaturfestival berlin
( www.internationales-literaturfestival-berlin.
de)
Platen, Karl August Georg Graf
Platen, Karl August Georg Graf, eigentlich Karl August Georg Maximilian Graf von Platen-Hallermünde, (1796-1835), Schriftsteller.
Platen wurde als Sohn eines verarmten protestantischen Adeligen in Ansbach geboren, war als Knabe Kadett und Page am königlich bayerischen Hof in München und nahm 1814/15 als Leutnant am Frankreichfeldzug gegen Napoleon teil. Von 1818 bis 1826 studierte er in Würzburg und Erlangen Sprachen und Literatur. Über sein von Hypochondrie und selbstquälerischen homoerotischen Empfindungen überschattetes Leben legen die seit 1813 geführten Tagebücher (2 Bde., 1896-1900) Zeugnis ab. Entgegen den Zeittrends romantischer Formauflösung bzw.
politischer Tagesschriftstellerei huldigte Platen einem elitären Schönheitskult. Seine Lyrik ist geprägt von der meisterlichen Beherrschung anspruchsvoller Formen und Metren, was in den Bänden Ghaselen (1821), Lyrische Blätter (1821), Sonette aus Venedig (1825) und Gedichte (1828) zum Ausdruck kommt. Mit der Literaturkomödie Die verhängnißvolle Gabel (1826) und als Balladendichter - u. a. Das Grab im Busento - konnte Platen seine größten Publikumserfolge verbuchen. 1826 ging er ins freiwillige Exil nach Italien; die antikisierende Dichtung der italienischen Zeit wurde bereits von seinen Zeitgenossen, namentlich von Heinrich Heine, als epigonal-klassizistisch empfunden.
Dennoch wirkte sein Ästhetizismus über den George-Kreis und das Fin de siècle bis zu Thomas Mann, was etwa in dessen Novelle Tod in Venedig zum Ausdruck kommt. Weniger Berücksichtigung fanden in der Platen-Rezeption die politisch-satirischen Züge seiner späten republikanischen Dichtungen - etwa Polenlieder (1839) - und sein radikaler philosophischer Desillusionismus in der Vorläuferschaft Arthur Schopenhauers und Friedrich Nietzsches. Platen starb am 5. Dezember 1835 in Syrakus.
Verfasst von:Cornelia Fischer
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August von Platen
Der aus einer alten, aber verarmten Adelsfamilie stammende August von Platen brach 1818 die Offizierslaufbahn ab und siedelte im Herbst I826 nach Italien über. Vergebens hatte er in Deutschland nach einer Freundschaft gesucht, wie sie die Goethezeit Homosexuellen zugestand: Eng, aber platonisch. Glück fand Platen freilich auch in Italien nicht. Immerhin vermied er nun den romantischen Ausdruck des Leidens, von dem noch "Tristan" (1825) zeugt. Statt dessen schilderte er Leben und Lebensideal in klassisch konkreter Anschaulichkeit: So auch in der "Einladung nach Sorrent" die freilich an den Falschen erging - den heterosexuellen Schriftsteller August Kopisch, der Platen nur sein Herz auszuschütten pflegte.
1835 starb er in Syrakus an einer Überdosis an Medikamenten, die er sich selbst gegen die Cholera verabreicht hatte. Thomas Mann nahm ihn später zum Vorbild für seine Novelle "Tod in Venedig": August von Platen, geboren in Ansbach, wurde zu Gustav von Aschenbach.
Quelle:Joachim Campe (Hg.) "Matrosen sind der Liebe Schwingen", Frankfurt/M. 1994
(www.internettrash.
com)
August Graf von Platen (1796 - 1835)
1796 August Graf von Platen wird am 24.10.1796 in Ansbach geboren, er ist das einzig überlebende Kind aus der zweiten Ehe des Vaters (Oberforstmeister des Markgrafen von Ansbach-Bayreuth); 1806 P. kommt in das Kadettenhaus nach München, in dem er sich stark eingeengt fühlt. Entwicklung eines starken Außenseiterbewußtseins, langsam -qualvolle Entdeckung seiner homoerotischen Veranlagung; 1810 Wechsel ins Münchener Pagenhaus; 1813 Beginn seiner von 1813-1835 geführten Tagebücher; 1815 Teilnahme als Leutnant am Frankreichfeldzug gegen Napoleon; 1818 Dienstbefreiung zum Studium dank seiner guten Beziehungen zum bayrischen
Hof. Studium in Würzburg und Erlangen (v.
a. Sprachen und Literatur),
Innerlich große Enttäuschung über die feudale Restauration; 1824 Reise nach Italien (Venedig); 1826 Zweite Reise nach Italien (Florenz, Rom, Neapel), hier führt er ein rastloses Wanderleben, ermöglicht wurde dieser Italien-Aufenthalt durch bescheidene Zuwendungen Ludwigs I. von Bayern sowie seines Verlegers Cottas; 1827 Bekanntschaft mit Wilhelm Waiblinger, dem anderen ,,Deutschlandaussteiger", in Rom, Freundschaftsverhältnis; 1828 Mitglied der königlichen Akademie der Wissenschaften; 1832 Tod des Vaters, Rückkehr nach München; 1834 Endgültige Abreise von Deutschland; 1835 Tod am 5.12.1835 in Syrakus, Todesursache unklar (Cholera?).
August Platens Flucht aus Deutschland Motiv und Erlebnis
August Graf von Platen war als Dichter unglücklich.
Seine Dramen und Oden waren wenig erfolgreich, als Mensch wurde er häufig aufgrund seiner Homosexualität diskriminiert. Kein Wunder, daß er in Deutschland seine Individualität bedroht sah. Den ersten Ausbruchsversuch nach Italien unternimmt er im September 1824. Er ist von Venedig begeistert. Auch nachdem er viel später andere italienische Städte erlebt hatte, gehört seine besondere Liebe immer nur Venedig. Er verbringt fast jeden seiner Tage mit der Besichtigung von Kirchen, Palästen, Museen und Galerien.
Er geht dabei fast wie ein ,,Kulturvielfraß", ja wie ein Bürokrat vor: er listet alles, was er besichtigt hatte, pedantisch hintereinander auf und eignet sich Kunst scheinbar mit Gewalt an. Er geht auf sehr funktionale Weise vor. Er verspricht sich ,,Wachstum und Ausbreitung seines dichterischen Vermögens" (S. 138).Vielleicht wird gerade deswegen Platens künstlerische Ausbeute in Venedig von vielen Wissenschaftlern als quantitativ dürftig angesehen. Qualitativ gehören einige der 12 Sonette, den ersten Fassungen der späteren sechzehn venezianischen Sonetten, zu den berühmtesten deutschsprachigen Sonetten.
Wölfel bezeichnet sie als ,,Chiffern der geheimen Verbundenheit zwischen Schönheit und Tod" (zwei Sonette aus Venedig teile ich mit aus).
Am 9. November 1924 verließ Platen Venedig und reiste nach München zurück. Als ihm dort weiterhin der Erfolg in der Dichtung wie in der Liebe versagt blieb, schrieb er: ,,Es ist höchste Zeit, daß ich Deutschland verlasse; alle Bande sind gelöst, alle Liebe hat sich ins Innerste meiner Brust geflüchtet, um nie mehr hervorzutreten." (S. 139)
So machte sich Platen im Jahre 1826 wieder nach Italien auf.
Sein Italienaufenthalt - er war inzwischen zum Leutnant in der bairischen Armee aufgerückt - war durch eine Pension Ludwig I. abgesichert worden. Er durchquerte das Land unermüdlich. Fußmärsche von 50 bis 60 km am Tag waren nicht selten. Er merkt recht schnell, daß Reisen für ihn ,,eigentlich die zuträglichste Lebensart" sei (S. 144).
Im Jahre 1828 schreibt er in einem Brief : ,,Abgesehen davon, daß mir Italien so unbeschreiblich wohl gefällt. Rom, Neapel, Florenz und so vieles Andre ist ein Theil meiner Seele geworden". (S. 139) Er schreibt, daß die Deutschen zu meiden sind, denn ,,sie machen einander bloß das Leben sauer, grübeln über alles". Das folgende Zitat aus dem Prolog zum Epos ,,Die Abbassiden" unterstreicht diesen Nord-Süd Gegensatz:
Zitat, S. 139 vorlesen.
Ein weitere Motivation für den Aufenthalt in Italien ist für Platen die Fertigstellung von etwas poetisch Bedeutsamen. Diese literarische Produktion ist für ihn in Deutschland unvorstellbar. Dieses Streben gründet sich sicherlich zumindest teilweise auf Ruhmsucht. So schreibt er seinem Freund Georg Friedrich Puchta: ,,Unter dem ewigschönen Himmel, in reizenden Myrtenbüschen am Ufer des Meerspiegels gedenke ich die Tage, die mir noch vergönnt sind, an die Unsterblichkeit meines Namens und hoffentlich mehr als meines Namens zu setzen.". (S.
140) Dem italienischen Wanderleben gibt er endgültig den Vorzug vor dem deutschen Bücherleben. Ein Leben in Deutschland kommt für ihn nicht mehr in Frage. Fatal wirkte sich für Platen auch seine Auseinandersetzung mit Heine aus. Nachdem Platen Heine in dem Lustspiel Romantischer Ödipus mit antisemitischen Provokationen tief gedemütigt hatte, reagierte dieser mit dem Reisebericht ,,Die Bäder von Lucca", einem vernichtenden Angriff auf Platens Homosexualität. Dieser Reisebericht verbitterte Platens Leben und ließ ihm Deutschland noch fremder werden.
Platen verließ am 3.
September 1826 Erlangen, die Reise ging über Augsburg, Innsbruck nach Verona. Über Mantua, Parma, Reggio, Modena und Bologna erreichte er am 28. Dezember Florenz, wo er den Winter verbrachte. Dann folgen seine längeren Aufenthalte in Rom, Neapel und Venedig. Für Platen zählten bei seinen langen und mühsamen Wanderungen vor allem die Aspekte des Kunstwerks und der Naturschönheit. Venedig und Florenz sind für ihn deshalb besonders interessant.
Er glaubt in Venedig eine Symbiose von Schönheit und Geheimnis ausmachen zu können. Selbst nach drei Jahren Wanderung fällt es ihm noch schwer, sich für Neapel, Florenz, Rom oder Venedig zu entscheiden. Neapel hat den Vorzug des Klimas und der Lage, Florenz besticht durch seine Bibliotheken und die Architektur, Rom beeindruckt durch die Fülle an architektonischen, künstlerischen und historischen Zeugnissen, Venedig freilich wäre für ihn dennoch die schönste (S. 145):
Zitat, S.141 vorlesen
Sicherlich sind die Schönheit und Pracht der italienische Städte eine wichtige Antriebsfeder für Platen. Trotzdem kann man sich fragen (dies tun zumindest die Autoren meines Grundlagentextes), ob diese Begeisterung für italienische Kultur, der Platens Deutschlandüberdruß und poetischer Ehrgeiz Motivation genug sind für eine zehnjährige Wanderung in Einsamkeit, Armut und Unrast.
Dabei spielen sicherlich auch Platens Art und Weise der Annäherung an Kunstwerke eine Rolle. Es ist oft mehr Katalogisierung, Einteilung, Vergleiche anstellen als wirkliches Erleben. Oftmals wiederholt er formelhaft nichtssagende Beiwörter wie ,,schön" und ,,herrlich". Um so mehr steht somit im Mittelpunkt Platens Italienerlebens der Mensch. So schreibt er in einem Brief an Fugger: ,,Überall möchte man bleiben, überall die Wunder der Natur und der Kunst genießen. Wenn mich nicht irgendwo die Menschen fesseln, so werde ich wohl so leicht keine bleibende Stätte finden.
" Auch gelangten homosexuell veranlagte Männer wie er in Italien viel leichter zur Befriedigung ihrer Wünsche. So schreibt Platen in sein Tagebuch, daß in Italien ,,die Liebe zwischen Männern so häufig ist, daß man selbst bei den kühnsten Forderungen keinen Korb zu gegenwärtigen hat." (S. 131) In Italien, nicht in Deutschland fühlt sich Platen wirklich frei. Platen schwebt scheinbar andauernd in einem Zustand des Verliebtseins. Zumindest im privaten Bereich findet er die Freiheit, die ihm in Deutschland als Außenseiter verwehrt bleibt.
Daß laßt sich an folgender Textstelle aus seinem Tagebuch verdeutlichen: ,,So viel ist gewiß, daß man ein Jahr in Deutschland reisen kann, ohne so viele reizende Gesichter zu sehen, als an einem Abend in Italien. Dazu trägt nun freilich auch das öffentliche Leben der Italiener bei. Alles ist, alles geschieht auf der Straße. Die Handwerker treiben ihr Geschäft vor aller Welt; man ißt, man trinkt, man spielt bei offenen Thüren. Wie bequem ist es besonders für den Fremden, in jeder Kirche, vor jedem Kaffeehaus Platz zu nehmen, ausruhen, lesen oder ein Gespräche anfangen zu können. Nichts fällt hier auf, wo die persönliche Freiheit (un)-gestört ist.
"(S. 151)
Quelle: Grimm, G./Breymayer, U./ Eckart, W.: Ein Gefühl von freierem Leben: Deutsche Dichtung in Italien. Stuttgart: Metzler 1990, S.
136 - 155.
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Vesuv
Vesuv (italienisch Vesuvio, abgeleitet vom oskischen Wort fesf: Rauch), Vulkan in Kampanien in Süditalien in der Nähe von Neapel und einziger aktiver Vulkan auf dem europäischen Festland.
Der Vulkan hat an seinem Fuß einen Umfang von etwa 50 Kilometern und besitzt einen Doppelgipfel. Am 24.
August 79 n. Chr. wurde bei einem starken Ausbruch die Vulkanspitze durch eine Explosion abgesprengt. Über die Städte Herculaneum, Pompeji und Stabiae gingen während des 19 Stunden dauernden Ausbruchs große Mengen von Asche und Schlamm nieder. Bei der Eruption und den sie begleitenden Erdbeben starben etwa 2 000 Menschen. Ebenso wie bei späteren Eruptionen bis 1066 trat dabei jedoch keine Lava aus.
Bei dem Ausbruch von 1631 wurden fünf Städte zerstört, 1794 die Stadt Torre del Greco. Auf zahlreiche leichtere Eruptionen folgte im April 1906 eine heftige, die zehn Tage dauerte und große Schäden hervorrief, kleinere Ausbrüche gab es 1913, 1926, 1929 und 1944.
Der höhere seiner beiden Kegel, der eigentliche Vesuv, ist 1 281 Meter hoch, der Monte Somma, seine nördliche Spitze, erreicht eine Höhe von 1 132 Metern. An den unteren Hängen des Vulkans werden Wein und Obst angebaut, weiter oben wurden Eichen und Kastanien aufgeforstet. Eine Seilbahn führt bis fast an den Kraterrand hinauf. Auf einer Höhe von etwa 600 Metern befindet sich ein vulkanisches Observatorium von 1845.
Im November 2001 wurde unter dem Vesuv ein rund 400 Quadratkilometer großer Magmasee entdeckt. Messungen zufolge befindet sich die Ansammlung aus geschmolzenem Gestein in einer Tiefe von etwa 8 000 Metern. Mit der Entdeckung dieses Reservoirs ist der aktive Bereich des Vulkans bekannt; eine Möglichkeit, die nächste Eruption vorherzusagen, bietet der Fund jedoch nicht.
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Pompeji
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EINLEITUNG
Pompeji, antike Stadt in Kampanien (Süditalien) an der Mündung des Sarno (des alten Sarnus), wenige Kilometer vom Vesuv entfernt, zwischen Herculaneum und Stabiae gelegen.
Die Stadt wurde etwa 600 v. Chr. von den Oskern gegründet und später von den Samniten erobert. Unter dem Diktator Lucius Cornelius Sulla wurde sie 80 v. Chr.
römische Kolonie und war später ein bevorzugter Erholungsort für wohlhabende Römer. Zu jener Zeit hatte sie etwa 20 000 Einwohner. Pompeji war außerdem eine bedeutende Handelsstadt sowie Ausfuhrhafen von Nola und anderen, im Landesinneren gelegenen Städten. Bei einem Erdbeben 63 n. Chr. wurde die Stadt schwer beschädigt, und bei einem Ausbruch des Vesuv im Jahr 79 ebenso wie die Städte Herculaneum und Stabiae verschüttet.
Die Ablagerung vulkanischen Materials führte zur Ausdehnung des Festlands ins Meer hinein, so dass die Stadt heute in beträchtlicher Entfernung vom Meer liegt.
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ARCHÄOLOGISCHE FUNDE
1748 begannen erste Ausgrabungsarbeiten, an denen der deutsche Archäologe Johann Joachim Winckelmann maßgeblich beteiligt war. 1912 wurden in einer Straße, die die Strada dell'Abbondanza mit dem Amphitheater verbindet, mehrere Häuser mit Balkonen gefunden. Dieser Teil der Stadt ist unter der Bezeichnung Nuovi Scavi (neue Ausgrabungen) bekannt. Einige der Ruinen wurden durch Bombenangriffe im 2. Weltkrieg schwer beschädigt und mussten restauriert werden.
Außerdem werden ständig weitere Ausgrabungen an dem noch nicht freigelegten letzten Viertel der Stadt durchgeführt, von dem ein großer Teil unter den Erdmassen von früheren Ausgrabungen liegt. Im Januar 2000 wurden weitere 48 Opfer des Vulkanausbruchs des Jahres 79 entdeckt.
Einer der erstaunlichsten Aspekte bei der Freilegung der Stadt war der gut erhaltene Zustand der antiken Funde. Die Vulkanasche des Vesuvausbruchs bildete einen Schutzschild über die Stadt, und führte zum Erhalt vieler öffentlicher Gebäude, Tempel, Theater, Bäder, Läden und privater Wohnhäuser. Außerdem wurden die Überreste von einigen der 2 000 Opfer der Katastrophe in den Ruinen von Pompeji gefunden, darunter mehrere Gladiatoren, die man in Ketten gelegt hatte, um sie an Flucht oder Selbstmord zu hindern. Einige Elemente der antiken Stadt sind in dem Museum ausgestellt, das in Pompeji in der Nähe der Porta Marina, einem der acht Stadttore, errichtet wurde.
Die meisten Einwohner flohen vor dem Vesuvausbruch und nahmen von ihrer persönlichen Habe so viel wie möglich mit. Nachdem der Ausbruch vorbei war, gruben sie Tunnel in und um die Häuser und öffentlichen Gebäude und holten fast alles von Wert heraus, sogar Marmorplatten von den Häusern. Aus diesem Grund wurden nur wenige wertvolle Gegenstände in Pompeji gefunden. Die meisten beweglichen Funde sowie einige Wandmalereien und Bodenmosaike wurden in das Nationalmuseum in Neapel gebracht. Insgesamt bieten die Gebäude und Gegenstände ein bemerkenswert realistisches und vollständiges Bild vom Leben in einer italienischen Provinzstadt des 1. Jahrhunderts n.
Chr. Die erhaltenen Gebäude bilden einen Übergang vom griechischen Stil zum Baustil des Römischen Weltreiches.
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Neapel
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EINLEITUNG
Neapel (italienisch Napoli, in der Antike Neapolis), Stadt in Süditalien, Hauptstadt der Region Kampanien und der Provinz Neapel, unweit des Vesuvs.
Die Stadt ist ein wichtiger Hafen am Golf von Neapel, einer Bucht des Tyrrhenischen Meeres.
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WIRTSCHAFT
Neapel hat einen großen Personen- und Industriehafen und verschiedene kleine Fischerei- und Vergnügungshäfen. Die wichtigsten Wirtschaftszweige sind der Fremdenverkehr, der Schiffbau, die Nahrungsmittel-, Textil-, Leder-, Eisen- und Stahlindustrie sowie die chemische Industrie und der Maschinenbau. Damit ist die Stadt der wichtigste Industriestandort Süditaliens.
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SEHENSWÜRDIGKEITEN UND KULTURELLE EINRICHTUNGEN
In Neapel befinden sich zahlreiche sehenswerte Bauwerke, obwohl die Stadt mehreren Erdbeben und im 2. Weltkrieg Zerstörungen ausgesetzt war.
Auf einer kleinen, mit der Stadt durch einen befahrbaren Damm verbundenen Felseninsel, liegt das Castel dell'Ovo aus dem 12. Jahrhundert. Am Hafen befindet sich das Castel Nuovo (13. Jahrhundert), das einst als königliche Residenz diente, später jedoch vom Palazzo Reale abgelöst wurde. Der Palazzo beherbergt heute die Nationalbibliothek mit ihrer großen und wertvollen Sammlung von Büchern und Manuskripten. Auf einem Hügel oberhalb der Stadt thront das Castel Sant'Elmo aus dem 14.
Jahrhundert. Das Teatro San Carlo (1737, wieder aufgebaut 1816), eines der größten Theater Europas, ist berühmt für seine Operninszenierungen. Das Nationalmuseum enthält eine große Sammlung griechisch-römischer Malereien, die man in Pompeji, Herculaneum und anderen Orten der näheren Umgebung gefunden hat. Es beherbergt außerdem die berühmte Gemäldesammlung der Farnese. Die Stadt hat ferner eine Universität, ein nautisches Institut, eine Fremdsprachenschule, eine Musikhochschule und eine Kunstakademie.
Von den vielen Kirchenbauten ist der Dom San Gennaro (begonnen im 13.
Jahrhundert, Fassade aus dem 19. Jahrhundert) der bekannteste. Er enthält das Grab des heiligen Januarius, des Schutzpatrons der Stadt. Die Kirche San Lorenzo Maggiore ist reich mit Skulpturen und Fresken ausgestattet. Im ehemaligen Dominikanerkloster lebte und lehrte einst Thomas von Aquin.
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GESCHICHTE
Das antike Neapolis (griechisch für Neustadt) war ursprünglich eine griechische Siedlung.
Trotz der Eroberung durch die Römer im 4. Jahrhundert v. Chr. blieb die Stadt noch lange griechisch geprägt. Das milde Klima und die schöne Lage machten sie zu einem bevorzugten Erholungsort wohlhabender Römer. Nach dem Zerfall des Römischen Reiches im 5.
Jahrhundert ging die Bedeutung der Stadt zurück. Im 6. Jahrhundert eroberten Truppen des Byzantinischen Reiches Neapolis. Im 7. Jahrhundert wurde die Stadt unabhängiges Herzogtum. 1139 besiegten die Normannen das Herzogtum und gliederten es in das Königreich Sizilien ein.
Nach der Sizilianischen Vesper 1282 wurde Neapel Hauptstadt des selbständigen Königreiches Neapel, das 1861 im modernen Italien aufging. Der Hafen von Neapel wurde Ende des 19. Jahrhunderts umfassend ausgebaut. 1884 erhielt die Stadt, die mehrmals von Cholera-Epidemien betroffen war, eine Trinkwasserversorgung und eine neue Kanalisation.
Im 2. Weltkrieg wurde Neapel wiederholt von den Alliierten bombardiert.
Der Hafen und einige Stadtteile wurden völlig verwüstet, viele Häuser waren nicht mehr bewohnbar. Der Wiederaufbau erfolgte mit dem Ziel der Modernisierung. Die Einwohnerzahl beträgt etwa 1 Millionen (2000).
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