Sommerhaus,später (kritik)
Die Literatur bleibt nicht stehen, stellen die Kritiker immer wieder fest. Von Zeit zu Zeit betritt eine neue Schriftsteller-Generation das Licht der Öffentlichkeit. Ein solches Ereignis erleben wir mit Judith Hermanns Erzählungen, die im Band ?Sommerhaus, später? zusammengefasst sind.
Es sind inhaltlich sehr unterschiedliche Erzählungen, die Judith Hermann verfasst hat. Geschichten von Künstlern, Studenten, alten Frauen. Mal sind sie auf der Suche nach einem Partner, einer Heimat oder der Familie.
Unterschiedliche Orte bilden die Kulisse, oft ist es Berlin oder das Berliner Umland, doch auch New York dient als Hintergrund. Einige Geschichten sind nur ein kleines Fragment im Leben der Hauptpersonen, andere schildern besonders einschneidende Momente oder sogar den Tod. Doch eines haben diese Geschichten gemeinsam: Das Gefühl der Verlassenheit bei den Hauptpersonen, die sich einsam fühlen, auch wenn sie einen scheinbar fröhlichen Lebenswandel führen, die Unfähigkeit zu kommunizieren. Das Unglück von Menschen, denen es vermutlich im Einzelfall schwer fallen würde, zu benennen, was eigentlich ihr Unglück darstellt. Diese Geschichten gehen ans Herz und bewegen tief, weil man in der einen oder anderen Figur jemanden wiedererkennt, sei es einen Bekannten oder sogar sich selber. Die Figuren Judith Hermanns sind aus dem Leben gegriffen, sie schildert Menschentypen, bisweilen ungewöhnlich, doch realistisch, so, dass man dem einen oder anderen vielleicht schon einmal begegnet ist, ohne seine Verlassenheit richtig zu erkennen, da sie ihre Gefühle kaum preisgeben.
Die Erzählweise ist ganz besonders zu loben. Wie unter einem Schleier stellen sich uns die Ereignisse dar, fast wie im Rausch oder im Traum. Judith Hermann bedient sich einer Sprache, die in bisher unbekannter Weise Modernität, Jungendkultur und Poesie miteinander vereint. Dadurch wird sie eine legitime literarische Stimme ihrer Generation.
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