Terminologie der gedichtinterpretation
lyrisches Ich
Das "Ich" im Gedicht, das sich als der "Dichter" ausgibt. Das lyrische Ich und der Verfasser sind zu trennen. Hesse schrieb sein Gedicht "Wanderer im Schnee" zwischen 1919 und 1928, er selber wurde 1877 geboren und starb 1962.
Rhythmus Im Vers - Spannung zwischen Metrum und natürlicher, inhaltlicher Akzentuierung
Freie Rhythmen Reimlose Versfolgen, ohne metrisches Schema
Jambus 2-silbiger Versfuß, steigend, xX
Trochäus 2-füßiger Versfuß, fallend, Xx
Anapäst 3-silbiger Versfuß, steigend, xxX
Daktylus 3-silbiger Versfuß, fallend, Xxx
Alexandriner 6-hebiger - Jambus mit ð Zäsur in der Mitte; - Sonett, x X x X x X / x X x X x X
Auftakt eine oder mehrere unbetonte Silben vor der ersten Hebung, x | X x | X x oder x | x X | x X
Kadenz metrische Form des Versausgangs
betont = männlich, unbetont = weiblich; - männlicher Reim, - weiblicher Reim
unreiner Reim nur ungefährer Gleichklang, häufig dialektbedingt, - ach neige, du Schmerzensreiche
Assonanz vokalischer Halbreim, - Unterpfand - wunderbar
identischer Reim Reim mit demselben Wort - Liebe ...
Liebe
Schüttelreim
Reimspiel mit den Wortbedeutungen, Vertauschung der Anfangskonsonanten
-"Fink und Star - stink und fahr
Paarreim aabb ....
Kreuzreim abab
umarmender R auch umschließender Reim: abba
verschränkter R abc abc oder abc bac
Binnenreim meistens Reim von Versmitte zu Versende - bei stiller Nacht, zur ersten Wacht
männlicher R. einsilbig mit Hebung - Not .
.. Brot, - Kadenz
weiblicher R. zweisilbig mit Hebung auf der vorletzten Silbe, - sagen - klagen, - Kadenz
Waise Vers, der sich nicht in das Reimschema einbinden lässt, das heißt im Gegegnsatz zu den anderen Versen keinen Reim hat
Ballade handlungsreiches, vielfach dämonisch-spukhaftes und meist tragisches Geschehen aus Geschichte, Sage oder Mythos. Mensch im Spiel übersinnlicher Mächte - Erlkönig, Geister am Mummelsee
Dinggedicht unpersönliche, episch-'objektive' Beschreibung in Gedichtform; hinter der Oberfläche des Dinggedichts befindet sich in der Regel immer noch eine zweite - wichtigere - Aussageebene - Rilke, Das Karussell
Elegie Gedichtform zum Ausdruck von Trauer und Liebe
Lied einfache, strophische Gliederung, häufig allgemein gültiger Charakter, Mensch in seiner Wechselbeziehung zur Natur
Romanze wunderbare Ereignisse oder Liebesgeschichten als kurze Verserzählung in gedrängter Form, unmittelbar gemüt- und phantasieeregende Form
Sonett Gedichtform, 2 Quartette (2 Strophen à 4 Verse) und 2 Terzette, (2 Strophen à 3 Verse); äußerst strenge Form; 5-füßige - Jamben (meistens mit Zäsur nach der 5. Silbe) ð Alexandriner; Reimschema: abba abba cdc dcd (- umarmender Reim); Quartette: Aufgesang - Thematik an Beispielen aufgezeigt, häufig kontrastiv (s.
Zäsur); Terzette: Abgesang - gedankliches Resumé
Allegorie Verbildlichung eines abstrakten Begriffes, tritt oft als = Personifikation auf - Jusititia mit Augenbinde, Waage und Schwert
Chiffre verkürztes = Symbol, das nur aus dem Gesamtzusammenhang erschlossen werden kann. - Stadt = Hoffnungslosigkeit in der expressionistischen Lyrik
Hyperbel Übertreibung, entweder extrem vergrößernd oder verkleinernd - Balken im Auge, blitzschnell
Metapher bildlicher Ausdruck, in dem Vergleich und Verglichenes gleichgesetzt werden - Achill ist ein Löwe = Vergleich
Personifikation Darstellung von etwas Unpersönlichem unter dem Bild einer menschlichen Person - Mutter Natur, der Glaube besiegt die Furcht = Allegorie
Symbol Zeichen oder Vorgang der auf etwas anderes verweist - Fahne, Kreuz, Abendmahl
Synekdoche engerer Begriff statt des umfassenderen - edel sei der Mensch = alle Menschen, Dach = Haus, Schiff = Segel, vgl. pars pro toto - ein Teil steht für das Ganze
Vergleich zwei Dinge werden in einem gemeinsamen Vergleichspunkt, dem tertium comparationis, verglichen - Achill kämpfte wie ein Löwe, der Vergleichscharakter wird durch das wie deutlich hervorgehoben = Metapher
Anakoluth Folgewidrigkeit im grammatikalischen Satzbau, Satzkonstruktion wird nicht durchgehalten - starke Emotion
Asyndeton Reihe gleichgeordneter Wörter, Satzteile oder Sätze ohne verbindende Konjunktion - alles rennet, rettet, flüchtet = Parallelismus
Chiasmus Überkreuzstellung - Die Kunst ist lang und kurz ist unser Leben - häufig Hervorhebung des Gegensatzes
Enjambement Zeilensprung, der Satz/Satzteil geht über das Zeilenende hinaus
Hypotaxe (kunstvolles) Gefüge aus Hauptsatz und untergeordneten Nebensätzen - die Hypotaxe unterstreicht die Gleichzeitigkeit mehrerer Aktionen, sie verlangsamt die Lesegeschwindigkeit und erhöht damit die Aufmerksamkeit = Parataxe = Anakoluth
Initialstellung bewußte Platzierung eines Wortes am Satz- oder Versanfang. Meistens verbunden mit - Inversion
Inversion Umstellung der regelmäßigen Wortstellung - Groß ist der Wille, klein das Talent - Hervorhebung/Betonung durch Frontstellung, Einhaltung des metrischen Schemas
Parataxe Nebeneinanderstellung gleichwertiger Hauptsätze bzw. beigeordneter Nebensätze = Hypotaxe
Parenthese Satzeinschub, meistens in Klammern oder zwischen Gedankenstrichen
Alliteration zwei oder mehr Wörter fangen mit demselben Laut an - mit Mann und Maus = Anapher
Anapher Wiederholung des gleichen Wortes an Vers- oder Satzanfängen = Alliteration
Antiklimax abfallende Steigerung - Doktoren, Magister, Schreiber und Pfaffen = Klimax
Antonym Wort mit gegensätzlicher Bedeutung = Synonym
Elision Auslassen eines unbetonten Vokals, häufig um das metrische Schema einzuhalten
Euphemismus beschönigender Ausdruck - verschlanken statt kürzen, antifaschistischer Schutzwall für die Mauer
Klimax Steigerung - Bauern, Bürger und der Adel = Antiklimax
Montage Ineinanderveschieben sprachlicher Elemente aus verschiedenen Sprach-/Inhaltsebenen - Bachmann, Reklame
Onomatopoesie Lautmalerei, Wortschöpfung zum Zweck der Klangmalerei - Gruselett von Ch. Morgenstern:
Der Flügelflagel gaustert / durchs Wiruwaruwolz, / die rote Fingur plaustert,/ und grausig gutzt der Golz.
Häufige Verwendung in der Lyrik des Expressionismus
Oxymoron Verbindung scheinbar sich ausschließender Begriffe - helldunkel, beredtes Schweigen, alter Knabe
Paradoxon scheinbar widersinnige Behauptung - und immer süßer tut es weh
Pleonasmus übertriebene, unnütze Anhäufung von Wörtern mit gleicher/ähnlicher Bedeutung = Tautologie
Polysyndeton Wiederholung desselben Wortes innerhalb desselben Satzes, auch in flektierten Formen - und es wallet und siedet und zischet
Repetitio Wiederholung
Synästhesie Ansprechen von mehreren Sinnesorganen zugleich - schreiendes Rot, helle und dunkle Töne
Tautologie derselbe Sachverhalt wird mit mehreren Wörtern mit gleicher/ähnlicher Bedeutung beschrieben - er dreht und wendet sich = Pleonasmus
Verbalstil Verwendung vieler Verben (v.a. dynamische Aktionsverben)
Zäsur Einschnitt im Vers, häufig Versmitte - Was dieser heute baut / reißt jener morgen ein (Gryphius, Es ist alles eitel) - Sonett
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