Thomas bernhard - auslöschung
Thomas Bernhard – Auslöschung
I. Bitte, während der Fahrt durch Österreich zu überlegen, was an dem österreichischen Staat alles negativ und verabscheuungswürdig ist.
II. Schimpf – Tiraden – Wettbewerb:
· Vielleicht habt ihr schon mal etwas über Bernhard gehört: meistens im Zusammenhang mit seinem Hass auf Österreich
· Um euch einzubeziehen, hab ich mir gedacht, könnten wir einen Schimpf Tiraden Wettbewerb veranstalten, besonders wo wir jetzt in sicherer Entfernung von Österreich sind: Wir versuchen uns im Beschimpfen Ö und danach lese ich ein Stück aus dem Werk vor, um euch zu zeigen, dass ihr gegen Thomas Bernhard eh keine Chance habt. LESEN: 644
· Franz Josef Murau, aus dessen Perspektive der Roman geschrieben ist, steht gerade am Grab seiner Eltern und seines Bruders. Von deren Tod erfährt er auf der ersten Seite des Buches durch ein Telegramm mit dem Inhalt „Eltern und Johannes tödlich verunglückt, Caecilia , Amalia“.
Wolfsegg ist das herrschaftliche Anwesen seiner Eltern und damit sein Geburtsort, sein Aufenthaltsort als er das Telegramm erhält ist Rom. Caecilia und Amalia sind seine Schwestern.
· Handlung des Romans ist also im Wesentlichen: Mitteilung des Todes seiner Angehörigen, Aufenthalt in Wolfsegg, d.h. Vorbereitung des Begräbnisses, Begräbnis. Zurück von Wolfsegg verfasst Franz-Josef Murau in Rom den Bericht Auslöschung.
· Als normal würde man annehmen, dass der Sohn von solch einer Nachricht erschüttert oder wenigstens traurig ist: Franz Josef Murau reagiert vollkommen anders: seine Gedanken schweifen erst mal zu seinem Schüler Gambetti ab, den er in Deutscher Literatur unterrichten soll. Als er schließlich wieder zu der Nachricht vom Tod seiner Eltern kommt, findet er es nur ärgerlich, zwei Tage nach dem er aus Wolfsegg kam, um der Hochzeit seiner Schwester mit einem Weinflaschenstöpselfabrikanten beizuwohnen, wieder zurück zu müssen um die Beerdigungsformalitäten zu erledigen
· Ihr merkt schon: Muraus Verhältnis zu seiner Familie ist ein besonderes. Auf den folgenden 600 Seiten rechnet Franz Murau unnachgiebig mit, wie er es nennt „den Meinigen“ ab.
► Familie ist sehr reich, Schloss ist ein seit Jahrhunderten weitervererbter Besitz, auch Franz Josef zehrt von dem Reichtum seiner Vorfahren. Ausbildung des Vaters ist aber eigentlich bescheiden, trotzdem baut die Familie eine enorme Distanz zur Bevölkerung auf, sieht sich als was besseres/anderes
Bruder: - kein vollkommen unzugänglicher Mensch
- gab sich arrogant, obwohl er es nicht war
- Johannes
- keine angenehme Art
- befreundet mit den Jägern
- gute Beziehung zur Bevölkerung
- Forstschule
Schwestern: - „dumme Landpomeranzen“
- sind zwar keine Zwillinge aber trotzdem immer im Plural zu sehen, dass Caecilia heiratet, während Amalia alleine zurück bleiben soll war mehr oder weniger eine organisatorischer Fehler der Mutter
- zu keinem Zeitpunkt schön, mehr oder weniger hässlich, spöttische Gesichter, tragen immer gleich gemusterte Dirndlkleider
- ein ständiges Hüsteln ist ihre einzige Leidenschaft
Vater: -„dumm“
- hat keine eigene Meinung, bewundert immer andere
- lädt Uniprofessoren zu sich ein, und reist dann dahin, wo sie gesagt haben, dass man gewesen sein muss
- eigentlich gutmütig, aber von der Mutter verdorben
- Holzfachschule
Mutter: -„habgierig“, raffiniert, hinterlistig
- hat alle im Griff: Mutter, Schwestern, Bruder, verdirbt alle anderen durch ihre Art
- hat einen Geliebten:
Spadolini: „Kirchenfürst“
- bekleidet kein genaues Amt in der Kirche, hat aber offensichtlich eine einflussreiche Position
- Murau hat eine sehr hohe Meinung von Spadolini
- Spadolini hat Murau aus seinen Depressionen heraus geholfen
- Ansprechender Gesprächspartner für Murau
- Unerklärlich, wieso Spad. es mit Muraus Mutter aushält
Onkel Georg: - großes Vorbild für Franz Josef
- einziger Geistesmensch in der Familie
- öffnet Franz Josef die Tür in die Welt des Nachdenkens/ des Geistigen
- flüchtet ebenfalls, wie Franz Josef aus der geistigen Enge Wolfseggs; er flieht nach Cannes
Jäger: - auf der Seite von Bruder Johannes
- rohe Menschen
Gärtner: - auf der Seite von Franz Josef
- natürliche Menschen
- ruhige, bedächtige, angenehme Art
Weinflaschenstöpselfabrikant: - wird im ganzen Stück
nicht anders benannt
- „Kleinbürger“
- Inbegriff der Stupidität
- „passt nicht zu uns“
- Schwager von Franz-Josef
· Schloss Wolfsegg vs.
Rom
- Th. Bernhard verwendet in seinen Roman fast immer authentische Orte
- So auch das herrschaftliche Schloss Wolfsegg in der Nähe von Gaspoltshofen bei Wels (Entfernung Luftlinie von Salzburg 56 Km)
- Existiert genauso im Detail mit Namensgebung und allem drum und dran, wie es im Roman beschrieben wird
- Orte haben bei Thomas Bernhard eine besondere Bedeutung: sie lösen Stimmungen, Empfindungen und Gedanken bei den Protagonisten aus, die diesen Orten ganz verfallen, und die sie (die Protagonisten) an den Rand des Wahnsinns treiben können. Die mitunter zwanghafte Häufung vor Ortsnamen verfolgt den Zweck, seiner Prosa die größtmögliche Authentizität zu geben, an der Tatsächlichkeit seines Berichts soll keine Zweifel aufkommen. Seine Figuren sind keine reinen Kopfgeburten, sondern entstammen der Realität
- nennt er einen „Glücksfall eines Ortes“, ist das Paradies seiner Kindheit
- Wolfsegg ist aber durch seine Geschichte beschmutzt: Nach dem 2. WK hatten seine Eltern in der halbverfallenen Kindervilla zwei nationalsozialistische Gauleiter versteckt.
- In Wolfsegg manifestiert sich also sowohl die landschaftliche Schönheit als auch die Schuldverstrickung Österreichs in den Nationalsozialismus, besonders auch die Schuld seiner Eltern als aktive Nazis.
- Im Gegensatz zu Th . B. Liebe zur österreichischen Landschaft, zur Natur und Architektur steht die Ablehnung des österreichischen Staates und ihrer Repräsentanten. „Dieser Gegensatz der sich nicht auflösen lässt, sorgt für die unaufhörliche Irritation, die nach endlicher Auslöschung verlangt. Dafür steht das Bild Wolfsegg“ ( Zitat aus einem Buch von Freunden von Th. B.
die einen Bildband über Th. B. Romanschauplätze veröffentlicht haben)
- Assoziation mit Wölfen aber auch mit Hitlers Hauptquartier "Wolfsschanze" bei Rastenburg/ Ostpreußen
- Wolfsegg ist also für Franz Josef ein Alptraum, eine „wahnwitzige Hölle“ wegen seiner geschichtlichen Belastung und seinem Hass zu seiner Familie.
- Warum gerade ROM? „
- „Stadt für den Kopf“, Ort für einen Neuanfang
- Geschichtlicher Zusammenhang: beides faschistisch regierte Länder
- Obwohl Franz Josef eigentlich einen radikalen Schnitt will, verhält er sich auch im Ausbrechen sehr traditionell
- Italien/ Rom bilden den Kontrapunkt, das Gegenbild zu Österreich
- Gängiges Klischee: Die Italiener/Spanier etc sind gelassener, hübscher besonders im Gegensatz zu den Deutschen/Österreichern (Grund für den Massentourismus und die Begeisterung für Italien?!)Italien = Fluchtpunkt deutscher Sehnsucht; diese Funktion ist aber hier verloren gegangen, weil die Vergangenheit Franz Josef ständig und überall, eben auch in Rom einholt, und er die Erinnerung an Wolfsegg nicht los wird.
- Rom dient als Kontrastmittel gegenüber dem verhassten Österreichischen, taucht nur am Rande auf. Ist zwar Ausgangspunkt der gesamten Aufzeichnung, der Kontakt zu dem Erzählort geht nie verloren, dadurch dass er oft Gespräche mit seinem Schüler Gambetti wiedergibt, auch hier: konkrete Nennung eines Ortes, z.
B. „auf dem Pincio“, oder „während ich auf die Piazza Minerva herunter blickte“ etc.
III. Thomas Bernhard - Sein Lebenslauf:
§ Wird am 9. Februar als uneheliches Kind in Heerlen, Holland geboren
§ Späterer Umzug zu den Großeltern, Großvater ist Schriftsteller, dann zur Mutter nach Traunstein, wird dann aber wegen schulischer Probleme in ein nationalsozialistisches Internat in Salzburg geschickt
§ Großvater setzt sich für die künstlerische Ausbildung von Thomas B. ein: Zeichen und Gesangsunterricht.
Er bricht das humanistische Gymnasium ab, Lehre in Lebensmittelgeschäft,
§ Zieht sich eine Erkältung zu , die er nicht gründlich auskuriert und eine schwere Rippenfellentzündung und später Lungentuberkulose nach sich zieht: Grund für vielen langen Krankenhausaufenthalte, während denen er anfängt intensiv zu lesen und zu schreiben.
§ Sein beständiges Leiden unter der Lungenerkrankung wirkt sich dermaßen auf sein Denken und Schreiben aus, dass er die menschliche Existenz mit dem Leiden verbunden sieht, er sieht das eigentliche Wesen der Existenz im Tod (siehe auch Anfang zu Auslöschung)
§ 1951 –1957 Musikstudium am Mozarteum Salzburg, außerdem Teilnahme am Schauspiel Seminar
§ stirbt am 12. Februar 1989 im Alter von 58 Jahren in Gmunden Oberösterreich. Mit einer testamentarischen Verfügung lässt er sämtliche Aufführungen in Österreich verbieten. Diese Verbot wird 1998 aufgehoben.
Th.
Bernhard lebte in ständiger Opposition gegen den österreichischen Staat. Mit seiner scharfen, bedingungslosen Kritik an Österreich handelte er sich zahlreiche Skandale ein, wie bspsweise bei seinem Roman „Holzfällen“, der wegen einer Ehrenbeleidigungsklage verboten wurde, oder seiner Dankesrede zur Verleihung des österreichischen Staatspreises: „Es ist nichts zu loben, nichts anzuklagen, aber es ist vieles lächerlich; es ist alles lächerlich, wenn man an den Tod denkt“
§ Allerdings machen die Skandale auch einen erheblichen Teil seines Ruhmes aus
§ Seine Werke bestehen meist aus einem Monolog eines Wissenschaftler, einem „Geistesmenschen“ wie Bernhard sie nennt, der einem stummen Zuhörer seine Meinung darlegt. Daher kommt auch die sog. „Ein Buch These“, die Bernhard vorwirft, er habe nur ein Buch geschrieben und es dann immer neu variiert
§ Bernhards Stärke sind nicht die Zwischentöne, die nuancierten Differenzierungen, sondern - im Gegenteil - kategorische Behauptungen, das Absolutsetzen jeder Aussage durch seine Hauptfiguren
§ Beeinflussung durch die serielle Musik, dahingehend, eine eigene Sprache zu entwickeln, die sich in der ständigen Wiederholung von Wörtern und Wortgruppen oder auch in der enormen Verschachtelung der Sätze widerspiegeln
§ Das kann dazu führen, dass man den Eindruck hat, er habe alle 2 bis 3 Seiten einen neuen Einfall, den er dann so lange platt bügelt und seziert, bis gar nichts positives mehr übrig bleibt. (siehe auch Bsp die Gruft der Eltern)
► Ob „Die Auslöschung“, wie Franz Josef Görtz es formuliert, ein bedingungsloses Geschenk and die Weltliteratur ist, kann natürlich nur der herausfinden, der sich das Buch mal in der Gänze zu Gemüte führt, ich leihe es gerne aus, außerdem ist der Roman neben vielen anderen Werken Thomas Bernhards in unserer Bibliothek zu finden.
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