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  Tragödie

Tragödie [griechisch "Bocksgesang"]Trauerspiel ein Drama, das in seinem Handlungsverlauf den Helden in einen tragischen Konflikt stürzt und die daraus entstehende tragische Schuld in irgendeiner Form auflöst. Die Auflösung kann auf zwei Arten erfolgen: Entweder wird die tragische Schuld durch einen höheren Eingriff getilgt (Äschylus: "Orestie"; Goethe: "Faust"; H. von Kleist: "Prinz von Homburg"), oder der Dichter lässt der notwendigen tragischen Verschuldung eine ebenso notwendige Vernichtung des Helden folgen (Shakespeare: "Richard III."). Die - teilweise selbst gewollte - Vernichtung des Helden (Schiller: "Die Räuber") stellt die ewige Gerechtigkeit wieder her (oder macht diese erst sichtbar) und gibt dem Helden Gelegenheit, seine Charaktergröße zu beweisen. Die normale Tragödie hat zwei Höhepunkte: einmal die Verschuldung des Helden als Folge des tragischen Konflikts, dann die Auflösung der Schuld (gewöhnlich am Schluss der Tragödie).

Eine besondere Form ist die analytische Tragödie, in der die Verschuldung schon vor dem Beginn des Dramas liegt (Sophokles: "König Ödipus"). Entsprechend den Begriffen Schicksals- und Charaktertragik spricht man von Schicksals- und Charaktertragödie. Die antiken Tragödien sind überwiegend Schicksalstragödien. Die drei großen griechischen Tragiker sind Äschylus, Sophokles und Euripides. Die römischen Tragödien entstanden in Anlehnung an die griechischen, blieben aber stark rhetorisch (z. B.

bei Seneca) und erreichten nicht die Wirkung ihrer Vorbilder. - Im christlichen Mittelalter war der Begriff der Tragik von vornherein durch den Begriff der Erlösung aufgehoben. Erst in der Neuzeit wurde die antike Tragödie neu belebt. In den Tragödien Lope de Vegas und Calderóns wird die Widersprüchlichkeit des Irdischen wieder lebendig. Ein weiterer Höhepunkt ist Shakespeare; in seinen Werken überwiegt die Charaktertragik. Die Tragödie des französischen Klassizismus (P.

Corneille, J. Racine) ist streng durchgeformt und entzündet sich gewöhnlich an dem Zwiespalt zwischen Vernunft und Leidenschaft. Die Einheitlichkeit von Handlung, Zeit und Ort während des ganzen Dramas wurde hier bindende Regel. Im deutschen Drama begann mit G. E. L.

Lessing, der Shakespeare zum Vorbild nahm, eine neue Entwicklung. Zum ersten Mal wurden auch Menschen aus dem bürgerlichen Stand zu tragischen Helden (im sog. bürgerlichen Trauerspiel). Die Tragödien Schillers manifestieren am Untergang der Helden ewige Weltgesetze. In Goethes "Faust" wird die Tragik durch Liebe aufgehoben. Bei Hebbel, bei G.

Hauptmann, bei den Naturalisten, bei J. P. Sartre, E. O'Neill, T. Williams tritt eine pessimistische Analyse an die Stelle der tragischen Erschütterung im ursprünglichen Sinne. B.

Brecht will zu kritischem Nachdenken über gesellschaftliche Ursachen von Missständen anregen; andere nehmen Zuflucht zu grotesker oder absurder Darstellung des nicht mehr im Ganzen durchschaubaren Geschehens.

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