Das spiel ist aus - jean paul sartre
DAS SPIEL IST AUS!!!!
Biographie des Autors Jean Paul Sartre
Ich möchte euch nun das Drehbuch "Das Spiel ist aus" von Jean-Paul Sartre vorstellen. Bevor ich zum Inhalt des zu empfehlenden Buches komme, habe ich vor euch eine Kurzbiographie des französischen Autors zu präsentieren.
Jean Paul Sartre wird am 21.6. 1905 als Sohn eines Marineoffiziers in Paris geboren. Nach dem frühen Tod seines Vaters wächst er bei seiner elsässischen Mutter und Großmutter auf besucht die Schulen in La Rochelle und Paris.
Von 1924-1928 studiert er Psychologie, Philosophie und Soziologie. Dadurch wird er zur Leitfigur des beginnenden Existenzialismus in Frankreich. Er erlangt Berühmtheit mit seinen Romanen (Der Ekel 1938 à La nausée), seinen Novellen (Die Mauer 1939 à Le mur), seinen Theaterstücken (die Fliegen 1943 à Les mouches), mit denen er seine philosophischen Ideen einer breiten Öffentlichkeit darlegte.
1943 veröffentlicht er sein erstes philosophisches Hauptwerk: Das Sein und das Nichts à L'être et le néant. Sartre gilt seither als französischer Hauptvertreter eines atheistischen Existentialismus und wird zu einem der einflussreichsten Denker er ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Sartre ist das Musterbeispiel eines engagierten Intellektuellen, der politische Positionen vertreten und verbreiten wollte. Seit 1945 gilt Sartre als freier Schriftsteller. 1964 veröffentlicht er den ersten Teil seiner Memoiren unter dem Titel "Die Wörter". Noch im gleichen Jahr wird ihm der Literaturnobelpreis anerkannt, den er jedoch ablehnt, da es " kein Mensch verdient, dafür geehrt zu werden, dass er lebt." Nach vielen weiteren Veröffentlichungen (die ehrbare Dirne 1946; im Räderwerk 1948; Der Teufel und der liebe Gott 1951; Das Spiel ist aus 1947) stirbt Jean- Paul Sartre am 15. April 1980 im Krankenhaus in Paris.
Inhalt des BuchesDie beiden Hauptpersonen des Drehbuchs "Das Spiel ist aus" sind der Arbeiter und Gewerkschaftsfunktionär Pierre Dumaine und die Frau des Polizeioffiziers André Charliers, Eve Charlier. Eve wird von ihrem Mann, der ihre Schwester Lucette begehrt, vergiftet. Pierre Dumaine, Anführer der Verschwörer, plant einen aufstand gegen die Diktatur der Milizregierung und wird am Vortag der Revolution bei einem Racheanschlag erschossen.
Beide, Eve sowie Pierre existieren weiter à als Tote
Es sind also zuerst zwei Handlungen die zunächst parallel nebeneinander herlaufen. Eve und Pierre können alles hören und sehen was passiert, doch keiner kann sie sehen und hören. Doch immer wieder hören sie die Stimme, die ruft: Languénésie, Languénésie.
Languénésie ist der Name einer Gasse, in welcher sich das "Sekretariat" der Totenregistratur befindet. Dort haben sich alle Verstorbenen, auch pierre und Eve, einzufinden, um in die Liste der Toten eingetragen zu werden. Vor dem Sekretariat warten viele Menschen, darunter auch die beiden. Immer wenn sich die Tür öffnet, ertönt ein dünner spitzer Glockenton und der nächste kann eintreten. Dann ist Pierre an der Reihe
LESEPROBE 26-28
Pierre befindet sich nun als Toter unter den Toten und Lebenden. Die Toten können die Lebenden und jeden anderen Toten sehen und hören.
Pierre geht zum Palast des Regierungschefs. Dort sind noch weitere Tote, die den Regierungschef beobachten. Pierre ist sich ganz sicher, das sein geplanter Aufstand, der ja am nächsten Tag stattfinden soll, klappt. Doch im Palast erfährt er, dass man mit dem Aufstand der Liga rechnet. Pierre ist verzweifelt, da er jetzt weiß, dass diese in eine Falle rennen werden.
Auch Eve ist verzweifelt, da sie bemerkt hat, dass André sie umgebracht hat und nun ihre Schwester verführt.
In einem Park begegnen sich dann Eve und Pierre.
Ab jetzt laufen die Handlungen nicht mehr parallel, sondern gemeinsam.
Diese Begegnung ist von der Totenbehörde anberaumt worden, weil Eve und Pierre "füreinander bestimmt" sind. Die beiden verstehen sich sehr gut. Sie gehen in ein Lokal, wo sie zärtlich miteinander tanzen. Sie sind beide sehr glücklich, doch plötzlich wird Pierres Gesicht traurig.
LESEPROBE 59-60
Plötzlich verlassen sie die Tanzfläche und sind in der Rue Languénésie. Dort erwartet sie wieder die alte Frau. Sie liest ihnen Artikel 140 vor:
LESEPROBE 61
Beide werden gefragt und sie antworten mit ja. Die alte Frau erläutert ihnen dann welche Bedingungen sie erfüllen müssen.
Sie dürfen nicht vergessen, was sie als Tote erfahren haben. Es muss ihnen innerhalb von 24 Stunden gelingen sich in vollen Vertrauen und mit allen Kräften zu lieben, dann haben beide ein Anrecht auf ein vollständiges menschliches Leben.
Aber wenn nur das leiseste Misstrauen bestehen bleibt, müssen sie wieder zurückkehren.
Für Eve und Pierre wird die Zeit nun zurückgedreht. Es wird alles auf den Stand der Minute zurückgebracht, in der sie gestorben sind. Die Lebenden wissen also nichts von ihrem "Tod". So kehren also Pierre Dumaine und Eve Charlier in das reale Dasein auf Erden zurück.
Aber bald zeigt sich, dass Pierre sich aufs Neue in Angelegenheiten der Revolution verstrickt und dass Eve ihre jüngere Schwester Lucette vor ihrem Mann André bewahren will.
Beide, besonders Pierre aber auch Eve, verrennen sich in sinnlose Aufgaben, werden in Schwierigkeiten verwickelt. Es kommt Eifersucht auf und sie verlieren das Vertrauen zueinander. Sie sind nicht mehr gleich.
Eve verlässt dann André und fährt dann mit Pierre zu dessen Wohnung.
Er will nun seine Freunde warnen, da ja die Regierung Wind von dem geplanten Aufstand bekommen hatten- durch den Verrat. Die Freunde wissen aber von der Beziehung Eves und Pierres und glauben ihm nicht.
Sie sehen ihn auch nicht mehr als Führer an. Er hat seine Freunde verloren. Sie wollen ihn sogar umlegen, da sie ihn als Verräter abgestempelt haben. Pierre sagt dann zu Eve, dass sie verschwinden soll, um in Sicherheit zu kommen. Diese verneint aber und weiß, dass sie ihre Chance bisher verpasst haben. Eve und Pierre haben natürlich auch Vertrauen zueinander und ihr gemeinsames Leben ist nicht nur durch Streitigkeiten usw.
geprägt. Sie lieben sich auch. Doch als ihre 24 Stunden Frist fast abgelaufen sind- nur noch eine halbe Stunde Zeit ist- denkt Pierre an seine Freunde und möchte retten, was es noch zu retten gibt. Er will rechtzeitig bei Eve zurück sein. Eve geht dann auch zu ihrem Mann, um ihrer Schwester dessen wahren Charakter zu zeigen. Der Aufstand der Liga hat aber begonnen und Pierre kann nichts mehr verhindern.
Er entschließt sich aber zu bleiben, möchte aber mit Eve telefonieren. Pierre wird, als er dann mit Eve telefoniert, von Lucien in der Telefonzelle erschossen. Eve sinkt gleichzeitig auch nieder. Sie haben die Chance ein Leben in der Realität zu führen vertan und müssen daher das Reich des Jenseits, in das Land der Toten zurückkehren.
Als Tote treffen sie sich dann wieder.
LESEPROBE 120
Ihre Wege haben sich nun wieder getrennt: DAS SPIEL IST AUS!!!!!!
Charakterisierung der beiden Hauptpersonen
Nachdem ihr nun einen genaueren Einblick in den Inhalt des Buches bekommen habt, charakterisiere ich nun die beiden Hauptpersonen.
Pierre gehört der Arbeiterschicht an. Er ist Gewerkschaftsfunktionär und Gründer der Liga. Die "Liga" plant einen Aufstand gegen die Milizregierung, da diese diktatorisch handelt. Pierre sieht auch darin seine Lebensaufgabe. Er setzt alles daran damit der Aufstand klappt, alles ist bis ins kleinste Detail ausgetüftelt und es darf und kann nichts mehr schief gehen.Daher ist es nicht verwunderlich, dass Pierre gefasst reagiert, als er von der Dame erfährt, dass er tot ist: "Wissen Sie, ich lasse niemanden zurück, ich kann ganz ruhig sein, und schließlich, das entscheidende ist, dass man getan hat, was man tun musste.
" Er ist also mit sich und seinem Leben völlig zufrieden. Das änderte sich aber schlagartig, als ihm bewusst wird, dass man nur auf den Angriff der Liga wartet. Er leidet zum ersten Mal darunter tot zu sein, weil es keine Möglichkeit gibt, seine Freunde zu warnen. Auf die Feststellung eines Begleiters, als Toter keine materiellen Sorgen und Pflichten zu haben, wird er nur noch verzweifelter. Er macht sich dafür verantwortlich, dass seine Freunde in den Tod rennen werden. Auf einmal ist er der Meinung, doch nicht zur rechten Zeit gestorben zu sein.
Auf jeden Fall ist er nun allem hilflos ausgesetzt und muss alles tatenlos mit ansehen. Er kann sich nicht mehr engagieren und nicht eingreifen. Mit der Weisheit, die er als Toter hat, ein Lebender zu sein, ist sein Ziel und sein größter Wunsch.Er vergisst seine Sorgen, er schiebt sie in den Hintergrund, als er mit Eve spazieren geht. Beim Tanzen sagst er dann auch zu Eve:
LESEPROBE 59
Glücklich ist er auch, da er als Lebender auf die Erde zurückkehren darf. Pierre ist es aber dann, der die bisherige Lebensweise, Gesellschaft und Gewohnheiten von Eve nicht akzeptieren und verstehen kann und will.
Er sieht die Gewalt, die er mit seiner Liga ausüben will, als gerecht an. Er hasst die Menschen von Eves Milieu und will nicht von ihr profitieren. Seine Lebensaufgabe ist für ihn sehr wichtig und im entschiedenen Moment zieht er sie Eve vor. Sein Vertrauen und seine Liebe waren nicht groß genug.
Eve gibt ihren Mann auf. Sie verlässt ihn um mit Pierre zusammen zu sein.
Sie hat ein sehr weiches Herz und es nimmt sie alles sehr mit. Sie empfindet sehr viel für Pierre, sie sagt ja auch einmal, dass sie ihre Seele dafür hingeben würde, einen Augenblick lang wieder mit Pierre zu tanzen.
Sie sagt, auch immer, dass Pierre Vertrauen haben muss. Sie hasst Gewalt à die Gewalt der Liga! Sie ist aber auch sehr ehrlich, sie bekennt sich zu Pierre und schreit ihre Freunde an. Sie liebt Piere und glaubt an die Liebe und an das Leben. Sie sieht dann auch nur noch sich und PierreSie versucht, Pierre abzuhalten zu seinen Freunden zu gehen, sie weiß, dass sie noch nicht gewonnen haben, aber sie sieht auch dass sie ihn nicht zurückhalten kann.
Sie lässt ihn gehen und sagt, dass dies ihr größter Liebesbeweis ist. Als sie weiß, dass Pierre zu der Liga geht, will sie zu Lucette. Doch dann ist es schon zu spät, Pierre wird ein zweites Mal ermordet und erlöscht damit auch das Licht von Eve, sodass beide ihre gemeinsame Chance nicht nutzen konnten.
Interpretationsansätze und historischer Bezug
Sartre möchte mit diesem Buch sagen, dass wirklich frei nur die Toten sind, denn die Lebenden verspielen ihre Freiheit in einem politischen oder sozialen Engagement. In diesem ca. 120-seitigen Drehbuch kombiniert der französische Schriftsteller und Philosoph Gesellschaftskritik, Ironie, Tragik und Emotion auf eine angenehm leichte Weise.
Eve und Pierre gelingt es nicht sich von der Vergangenheit und der Umwelt zu lösen, daher scheitert ihr Vorhaben. Sie können nicht frei von den sozialen Zwängen, Regeln, Gesetzen und der Gesellschaft leben. Daher werden sie nicht frei für ihre Liebe. Eve und Pierre erkennen dies. Eve sagt es auch dann ganz deutlich: "Das Spiel ist aus" (120)
Das Buch ist außerdem nicht nur inhaltlich sehr spannend, sondern auch spannend geschrieben: Sartre schreibt in der Gegenwart, verwendet kurze Sätze, wenig Fremdwörter, aber allerdings viele wörtliche Rede und legt keinen besonderen Wert auf Stil. Der Leser kann sich daher alles sehr gut vorstellen, weil alles auf das Wesentliche beschränkt ist.
Es gelingt ihm auch gut die beiden Handlungen (wie kommt es zu Pierres/Eves Ermordung) und den weiteren Verlauf zu schildern. Er setzt sich immer Überschriften. Der häufige Szenenwechsel ist aber verständlich. Man muss sich allerdings erst einlesen, um die Handlung zu verstehen. Ich finde, in diesem Buch wird deutlich, dass Sartre ein Philosoph des Existentialismus war. Der Existenzialismus (um 1940) bezeichnet eine philosophische Strömung, deren Hauptgewicht auf der Individualität, Freiheit und Subjektivität des Einzelnen liegt.
Er fragt sich: was wäre wenn? Was wäre, wenn wir noch eine zweite Chance bekämen? Was wäre, wenn wir von den Toten auferstehen könnten und noch mal anfangen könnten? Würden wir ein so neu empfangenes Leben besser nutzen als unser altes? Würde wir die alten Fehler wirklich nicht mehr wiederholen? Solche Fragen prägen den Existenzialismus.Eigene Meinung zum Drehbuch
Ich finde dieses Werk von Jean-Paul Sartre sehr gut, da hier zum einen der Unterschied zwischen den sozialen Schichten recht deutlich wird. Pierre- ein Arbeiter der Arbeiterschicht und Eve- eine Dame der Gesellschaft, der "high society" Im Reich der Toten sind sie aber gleich. Die Lebenden machen eben Unterschiede ob einer z.B. reich oder arm ist.
Auf der einen Seite wird durch den Versuch von Pierre und Eve zumindest sichtbar, dass die Menschen mit anderen Menschen zu kämpfen haben und auch darauf geachtet wird, was er eine über den anderen denkt. Man gibt eben sehr viel auf den Ruf den ein anderer hat. Oft sieht man ja auch nur das Gesicht von vorne, was aber dahinter steckt, erkennt man nur schwer.Ich glaube, dass dieses Buch die Menschen anregen soll, darüber sowie über ihre sozialen, politischen und zwischenmenschlichen Beziehungen nachzudenken. Deshalb ist das Buch sehr zu empfehlen-
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