Parodien nach der erlkönig
Der Torschützenkönig
Wer hechtet so schnell nach dem Ball, der springt?Es ist der Torwart mit seinem Instinkt.Er wirft sich auf ihn ohne Erbarmund faßt ihn sicher, hält ihn im Arm.
Heh Abwehr, was birgst du so bang dein Gesicht?Siehst Torwart du den Stürmer nicht?Den Torschützenkönig, die Haare wie'n Schweif,mit Goldkettchen, an der Hand goldnen Reif.
»Du lieber Ball, komm geh mit mir!Gar viele Tricks mach ich dann mit dir;Wie früher an Brasiliens Strandmanch Mädchen bewundernd, staunend da stand.«
Heh Torwart, heh Torwart, und siehest Du nicht,wie Torschützenkönig die Reihen durchbricht.Sei ruhig, ganz ruhig, er schießt zwar geschwind,doch noch ist er weit und hat Gegenwind.
»Willst, feiner Ball, du mit mir gehnzum Tanz durch die Abwehr, flink und schön.Und komm ich geschwinde nicht durch die Reihn,dann hakt sich mein Fuß bei dem Gegner ein.«
Oh Torwart, oh Torwart, und siehst du nicht dort,den Freistoß gegeben, gefährlicher Ort.Heh Schiri, heh Schiri, ich sah es genau,den Ball er gespielt, du Arschloch, du Sau.
»Treff ich dich, meinen Rekord ich behalt;Und reicht nicht die Technik, dann eben Gewalt.«Oh Torwart, oh Torwart, jetzt läuft er an,die Lück in der Mauer sich aufgetan.
Den Torwart grauset's, er wirft sich geschwinddem Ball entgegen, der jäh Höhe gewinnt.Er schnellt mit Mühe noch einmal empor -und hält in den Armen den Ball erst im Tor.
Der "Eisenbahner"-Erlkönig
Wer rollt so gemütlich mit Rückenwind,den Schnellzug am Haken, die Frontscheibe blind,es ist der D 0815, mit Diesel bespannt,ist drei Stunden später, doch er fährt noch durchs Land.
Es ist fast ein Wunder, denn von den Motorenhat einer beim Anfahren zwei Pleuel schon verloren.Der andere hat Wasser und arbeitet hydraulisch,doch im großen und ganzen, die Fahrt ist erbaulich.
Das Strömungsgetriebe, das poltert und kracht,der Steuerölwächter hat sich auf und davon gemacht.
Den Ölstand kann man mit Müh noch erkennen,und auch ein Magnetventil bekommt schon das Rennen.
Zwei Leistungsschutzschalter, die fielen schon raus.auch der Kraftstoff ist bald aus.Am hinteren Schaltschrank, da brennen die Lampen.und selbst die Spannung fängt an zu schwanken.
Mein Beimann, was birgst du so bang im Gesicht ?Siehst du, Meister die Rauchfahne nicht ?Da ist bestimmt eine Leitung gerissen,warum wir noch fahren, das möchte ich wissen !
Die Drehzahl sinkt, der Öldruck wird kleiner,von den Scheibenwischern geht nur noch einer,aus dem Lager pfeift es wie aus einem Vogelnest,am hinteren Drehgestell ist die Bremse fest.
Sie erreichen das Endziel mit Müh und Not,starten können sie nicht mehr, die Batterie ist tot,und doch sind sie glücklich, es war ihr letzter Kampf,ab morgen fahren sie beide, laut Dienstplan mit Dampf.
Der Erlkönig von Gasgeber "Gummi" Biker
Wer rattert so spät durch Nacht und Wind,es ist der Vater mit seinem Kind.Tochter Elfriede mit Vater Fritzauf einer BMW 1000 mit Sozius-Sitz.
"Oh Kind, warum verbiegst du so bang dein Gesicht?""Siehst Vater du den Bahnübergang nicht?Den neblichen unbewachten in weiter Ferne?""Sei still, mein Kind, ich hab 'ne Boschlaterne."
"Oh Vater, siehst du den Bullen nicht?Mit Bleistift, Notizbuch und strengem Gesicht?""Sei ruhig, mein Kind, der geht uns nichts an,ich hab 'ne falsche Nummer dran."
"Oh Vater, oh Vater nun beeile dich sehr,da hinten glüht einer auf 'ner Honda daher.
""Sei still, mein Kind, das erklär ich dir später,der hat bloss seine 500 Kubikzentimeter."
Die Hupe heult, der Motor kracht,so rasen die beiden durch die finstere Nacht.Sie erreichen mit Mühe und Not das Meer,die Hose ist voll, der Sozius leer.
Der "Anwalts"-Erlkönig
Wer schreitet so stolz im schwarzen Gewand?Es ist der Anwalt - und sein Mandant;Er hat die Akte wohl im Arm,Er ist sich sicher, der Beklagte wird warm.
Mandant, was birgst du so bang dein Gesicht? -Siehst Anwalt, du die Richter denn nicht?Die Richter mit Robe und Schleif'? -Lieber Mandant, die prozessieren wir weich. -
Du böser Kläger, komm, her zu mir!Gar üble Erfolgsaussichten mach ich dir;Wir haben Dein Glück in der Hand,Tönt es aus schwarzem Gewand.
Mein Anwalt, mein Anwalt, und hörest du nicht,Was die Kammer mir lauthals verspricht? -Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Mandant;Die Kammer rede ich an die Wand. -
Willst Kläger, ohne Kohle nach Hause gehn?drauf verzichten auf Nimmerwiedersehen;Der Anwalt findets böse und gemeinDie Kammer schießt sich erst richtig ein.
Mein Anwalt, mein Anwalt, und siehst du nicht dortden Rechtsschutz, die Kammer, keiner glaubt mir ein Wort? -Mein Mandant, mein Mandant, ich seh es genau:der Rechtsstreit geht baden, sei schlau! -
Kläger ich warne dich, mich reizt deine gierige Gestalt;Und bist Du nicht willig, so brauchen wir Gewalt.Im Namen des Volkes, nun schließt den Vergleich!Dem Mandanten wird mulmig, er ist windelweich! -
Dem Kläger grauset's, er vergleicht sich geschwind,Die Vergleichsgebühr stimmt den Anwalt recht lind,Die Kammer drückt sich ums Urteil mit Mühe und Not;In ihren Armen die Akte war tot.
Der Erlkönig (EDV-Version)
Wer tastet sich nachts die Finger klamm ?Es ist der Programmierer mit seinem Programm !Er tastet und hastet. Er tastet schnell,im Osten wird der Himmel schon hell.
Sein Haar ist ergraut, seine Hände zittern,vom unablässigen Kernspeicherfüttern.Da - aus dem Kernspeicher ertönt ein Geflüster"Wer poltert in meinem Basisregister ?"Nur ruhig, nur ruhig, ihr lieben Bits,es ist doch nur ein kleiner Witz.
Mein Meister, mein Meister, sieh mal dort !Da vorne schleicht sich ein Vorzeichen fort !Bleib ruhig, bleib ruhig, mein liebes Kind,ich hole es wieder. Ganz bestimmt.
Mein Meister, mein Meister, hörst du das Grollen ?Die wilden Bits durch den Kernspeicher tollen !Nur ruhig, nur ruhig, das haben wir gleich,die sperren wir in den Pufferbereich.
Er tastet und hastet wie besessen,Scheiße - jetzt hat er zu saven vergessen.
Am Kopf schwillt die Ader, das Keyboard erglüht,ein Runtime-Error zerfetzt sein Gemüt.
Der Programmierer schreit in höchster Qual,da zuckt durch das Fenster ein Sonnenstrahl.Der Bildschirm flimmert im Morgenrot,Programm gestorben, Programmierer tot !
Der Erkönig in weiß
Wer rast da so spät durch Nacht und Wind? Ein Krankenwagen mit Vater und Kind, mit Blaulicht und Sirene zum Krankenhaus hin,Sanitäter vorne, Notärztin hinten drin.
Guter Mann, was bergen Sie so bang Ihr Gesicht? Sehn, Frau Doktor, Sie diese Wunden nicht? Wir kriegen Sie schon wieder hin, Sie und Ihr Kind, vorausgesetzt, daß Sie privat versichert sind.
Ich krieg' nur Sozialhilfe, meine Tochter und ich sind allein, keiner, der sich um uns kümmert, für uns int'ressiert sich kein Schwein! Na, dann fällt uns für Sie eine and're Lösung ein, eine Ärztin muß auch leben, Sie seh'n das sicher ein!
Mein Vater, mein Vater, siehst Du denn nicht, diese gierigen Augen im verzerrten Gesicht? Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind, das sieht nur so aus, weil wir so aufgeregt sind!
Es tut mir ja leid für Sie, guter Mann, die in der Notaufnahme schau'n sie sich nicht so genau an, die Leute, die nur gesetzlich versichert sind, deshalb sterben Sie jetzt, Sie und Ihr Kind.
Mein Vater, mein Vater, und siehst Du nicht hier, diese langen Zähne, die sie fletscht wie ein Tier? Mein Kind, mein Kind, ich seh' es genau, das sind alte Kronen, die sind schon ganz grau.
Guter Mann, Sie haben Pech, ich als Ärztin hab' es gut - keiner schaut mehr nach Ihnen, und ich hab Ihr Blut. Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt sie mich an, die Frau Doktor hat mir ein Leids getan.
Dem Vater grauset, doch nicht mehr sehr lang, dann hat die Notärztin ihre Pflicht getan, gibt nach vorne ein paar Beutel mit Blut so rot, im Krankenhaus melden sie: Beide sind tot!
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