Der zug war pünktlich
            
Der Soldat Andreas, der wegen einer
            Verwundung Fronturlaub bekommen hat, fährt mit einem Zug zurück an die Front in Galizien
            (Polen). Bei der Abfahrt stellt er fest, daß er bald sterben wird, denn als er über
            seine Zukunft nachdenkt, bemerkt er, daß da nichts mehr ist. 
            Er macht mit zwei anderen Soldaten
            Bekanntschaft. Einer der beiden, den er den Unrasierten nennt, arbeitet in einer
            Reparaturwerkstatt nahe der Front, der andere, der Blonde, war in einer kleinen
            Geschützstellung in den Ssiwasch-Sümpfen stationiert. Die drei spielen Karten und
            betrinken sich, um sich die Zeit zu vertreiben. 
            Im Laufe der Fahrt erzählen beide
            eine Geschichte: 
            Der Unrasierte war von der Front
            zurückgekommen und hatte seine Frau mit einem Russen im Bett erwischt.
 Daraufhin hatte er
            sein ganzes Geld genommen seine Sachen gepackt und war wieder in den nächsten Zug zurück
            zur Front gestiegen. 
            Der Blonde erzählt, daß der
            Hauptmann seiner Stellung verrückt gewesen war und einen Soldaten kaltblütig erschossen
            hatte, weil dieser sich nicht von ihm unterdrücken ließ. Die Leiche wurde in den Sumpf
            geworfen und in den anzufertigenden Bericht schrieb er, daß der Soldat sich seinen
            Befehlen widersetzt und ihn mit der Waffe bedroht hatte. 
            Andreas macht sich weitere Gedanken
            über sein Leben, daß er alleine sterben wird und kein Mädchen um ihn trauert. Dann
            erinnert er sich an einen Vorfall vor dreieinhalb Jahren: Während des Rückzuges in
            Amien, Frankreich, hatte er in die Augen eines Mädchens geblickt und diese nie wieder
            vergessen können. Oft hatte er gebetet, daß er dieses Mädchen wiedersehen und daß sie
            dann ihm gehören würde.
 
            Auch jetzt im Zug beginnt Andreas
            wieder zu beten, er sagt alle ihm bekannten Gebete auf, vor allem als sie die polnische
            Grenze überquert haben und ihm klar wird, daß er nie wieder den Himmel über Deutschland
            sehen wird. 
            Während des weiteren Verlaufes der
            Fahrt horchen sie anderen Soldaten zu, die noch zuversichtlich sind, daß der Krieg
            gewonnen werden kann, daß der Führer schon dafür sorgen wird. Auch die drei sprechen
            kurz darüber, bei ihnen ist es jedoch eher, um sich selbst zu beruhigen und
            zuversichtlicher zu stimmen, obwohl sie wissen, daß sie sterben werden. 
            In Przemysl steigen die drei aus, um
            mit einem zivilen Zug weiterzufahren. Sie fahren dann aber mit einem Zug nach Lemberg
            weiter, der sich verspätet hat, da sie dadurch in Lemberg eine ganze Nacht Zeit haben. In
            der Nacht hält der Zug mitten auf der Strecke an.
 Man stellt Posten auf, um sich vor
            eventuellen Angriffen von Partisanen zu schützen. Andreas hat Angst, daß er ebenfalls
            zur Wache eingeteilt wird, da er sein Gewehr bei seinem Freund Paul, einem Kaplan,
            vergessen hat und somit unbewaffnet ist. Der Zug wird schließlich von anderen Zügen mit
            SS-Angehörigen überholt, die nach Tscherkassy fahren. Der Unrasierte stellt fest, daß
            dort wahrscheinlich bereits alles verloren ist und die SS als "Kesselflicker"
            dorthin geschickt wird. 
            In Lemberg angekommen gehen die drei
            zuerst in ein Restaurant essen. Der Unrasierte bezahlt alles und erzählt, daß er auch
            das ganze Geld einer Hypothek mitgenommen hat, und alles ausgeben will.
 
            Als sie gegessen haben, gehen sie in
            ein Bordell. Andreas hört dort jemanden Klavierspielen und mietet sich die Prostituierte
            Olina, die die Opernsängerin genannt wird, weil sie Musik studiert hat. Andreas beginnt
            sich mit ihr zu unterhalten und trotz ihrer anfänglichen Zurückhaltung beginnt sie von
            ihrem Leben zu erzählen: 
            Sie wollte, wie auch Andreas, Pianistin
            werden, aber beiden war der Krieg dazwischengekommen. 
            Als Andreas ihr etwas erzählen will,
            ist sie zuerst skeptisch da, die Soldaten, die zu ihr kommen, immer nur über den Krieg
            reden, und daß alles, was man ihr erzählt hatte, an die Partisanen weitergegeben worden
            war. Sie meint, daß es sehr leicht wäre, von den Soldaten irgend etwas zu erfahren, da
            sie die Deutschen für ein sehr geschwätziges Volk hält. 
            Andreas beginnt schließlich, ihr von
            seiner Kindheit zu erzählen: 
            Er war bei einer Schwester seiner
            Mutter aufgewachsen, da sein Vater an einer Verletzung aus dem ersten Weltkrieg gestorben
            ist und auch seine Mutter bald darauf verstarb.
 
 Der Mann seiner Tante war ein bekannter
            Rechtsanwalt gewesen, der sehr viel Geld verdient hatte. Trotzdem waren sie immer sehr arm
            gewesen, da sein Onkel Alkoholiker war. Seine Tante jedoch hatte er gemocht. Sie hatte
            immer dafür gesorgt, daß trotz der Eskapaden des Onkels Geld und essen im Haus waren. 
            Andreas fragt sich, wie es möglich
            war, daß seine Tante einen Mann wie den ihren lieben konnte, woraufhin Olina ihm
            erklärt, daß Liebe bedingungslos ist. Zu diesem Zeitpunkt hat sie sich bereits
            eingestanden, daß sie Andreas liebt.
 
            Kurz darauf, als sie etwas zu essen
            holen will, hält Andreas sie zurück und sagt, daß er ohne sie nicht mehr leben kann. Er
            sagt jedoch nicht das er sie liebt, da dies einerseits stimmt, andererseits jedoch auch
            nicht. 
            Die beiden beschließen, im Wagen
            eines vorher angekommenen Generals zu fliehen und sich zu verstecken. Andreas will auch
            die beiden anderen mitnehmen und trotz Widerspruchs von Olina fahren die beiden mit. 
            Während der Fahrt wird der Wagen
            beschossen und fängt Feuer. Alle Insassen kommen ums Leben.
            
            Interpretationsansätze:
            Autobiographisch: Boell war selbst Soldat im Weltkrieg. 
            Zeigt das Schicksal einzelner
            Personen auf, nicht wie sehr viele andere Werke über die NS-Zeit das Schicksal einer
            ganzen Personengruppe. 
            Die Hauptpersonen sterben trotz, oder
            gerade wegen ihrer Flucht ==> Schicksal "vorherbestimmt, kann nicht
            abgewendet werden.
				  
				  
					
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