Die goldenen zwanziger
Die "goldenen 20 er Jahre"
Die Jahre zwischen der Sanierung der Währung und dem Beginn der Weltwirtschaftskrise werden häufig als die "goldenen Zwanziger bezeichnet.
Deutschland hatte dank der vetrauenschaffenden Außenpolitik Stresemanns zu internationalen Reputation zurückgefunden, und in der Folge gewährten ausländische Kapitalgeber, insbesondere aus den USA, Kredite in Millaredenhöhe. Dies versetzte das Reich in die Lage, die geforderten Reparationen zu finanzieren, und den Alliierten konnten damit wiederum ihre Kriegsschulden gegenüber der USA begleichen. Von Amerika floß das Geld erneut nach Deutschland zurück. Dieser internationale Finanzkreislauf förderte die Investitions- und Innovationsbereitschaft der deutsche Industrie, die in einigen Bereichen ( Maschinenbau, Chemie, optische Geräte, Elektrobranche, Feinmechanik) bald eine internationale Spitzenstellung einnahm. Das Produktionsvolumen stieg zwischen 1924 und 1929 um 50%.
Wenn wir heute von den "goldene Zwanzigern" sprechen, so meinen wir weniger den wirtschaftlichen Aufschwung jener Jahre als vielmehr das freie, ungewöhnlich produktive, ja teilweise ungezügelte Kulturleben.
Was waren die Gründe?
Der verlorene Krieg und die Revolution hatten das Weltbild und die Ordnung der wilhelminischen Zeit von Grund auf verändert. Politische, wirtschaftliche, technologische und gesellschaftliche Brüche machten eine neu Orientierung notwendig. In dieser Aufbruchstimmung entstand ein Zeitgeist, der gleichermaßen überschwänglich wie radikal war. Tendenzen die sich bereits im Kaiserreich angekündigt hatten, konnten nun- durch die Aufhebung der Zensur und dem kaiserlichen Kunstdiktat- zur freien Entfaltung gelangen.
In den bildenden Künsten und in der Literatur beeinflusste schon seit Beginn des Jahrhunderts der Expressionismus das Schaffen von Malern, Dramatikern und Lyrikern.
Das Ideal des "neuen Menschen" und die Ablehnung der überkommenden bürgerlichen Gesellschaft waren kennzeichnend.
Malerei
Um geistige und seelische Empfindungen intensiv darzustellen, trat in der Malerei die Gegenständlichkeit hinter der Farbe zurück, die Wirklichkeit wurde abstrahiert., d.h. die abstrakte Kunst löste sich von der gegenständlichen Darstellung. Zu Anfang der 20er Jahre stellten expressionistische Künstler wie Ernst Toller Menschen als Marionetten und Maschinen als Masse dar.
Viele vom 1. Weltkrieg desillusionierten Künstler bekämpften provokant die Relikte der wilhelminischen Gesellschaft, die sich in der jungen Republik behauptet hatten. So seziert Georg Grosz in seiner Bildmappe "Ecce Homo" die Phänomene dieser Zeit. Maler dieser Zeit versuchten Armut und Hunger bildlich zu beschreiben. Die Avantgarde gewann zu Beginn der 20 er Jahre an öffentlicher Anerkennung. In zahlreichen Ausstellungen und Mussen waren Bilder von modernen Künstlern des Surealismus und Dadaismus wie Max Ernst, Paul Klee oder Hans Arp einem breiten Publikum zugänglich.
Literatur
Die Literatur erlebte ab der Mitte der 20er Jahre eine Blütezeit. Zu einem vielgelesenen Klassiker avancierte der 1924 erschienene Roman "Der Zauberberg" von Thomas Mann. 1929 erhielt Mann den Literaturnobelpreis, allerding vornehmlich für sein Prosawerk "Die Buddenbrooks" von 1901. Weltruf erlangte 1927 auch Hermann Hesse mit "Der Steppenwolf". Gesellschaftskritische Unterhaltung boten die anspruchsvollen Sozialreportagen von Egon Erwin Kischs "Rasendem Reporter" (1925) und Arnold Zweigs Roman "Streit um den Sergeanten Grischa" (1927). Aus der Generation der Frontsoldaten beschrieben Ludwig Renn in "Krieg" (1928) und Erich Maria Remarque in "Im Westen nichts Neues" (1929) die Schrecken des Ersten Weltkriegs.
Das vielfältige kulturelle und literarische Leben in der Weimarer Republik erlaubte es auch schreibenden Frauen, ein neues Selbstbewußtsein zu entwickeln. Vor allem Berlin als Stadt mit den meisten Verlagen, Zeitschriften, Theatern und Cafes übte eine große Anziehungskraft aus. Zentraler Treffpunkt für Künstler war das Romanische Cafe gegenüber der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche (heute: Europa-Center). Hier wurden neue Texte verfaßt, vorgetragen und diskutiert. Regisseure, Literaten, Schauspieler, Kunsthändler und Maler trafen sich hier und machten die kulturelle Szene unüberschaubar.
Theater
Weltgeltung erzielte in den zwanziger Jahren das Theater in Deutschland.
Zu Beginn der Weimarer Republik galt das Theater als einer der wenigen Bereiche, in denen die Revolution von 1918 tatsächliche Spuren hinterlassen hat. Grund dafür war die weitgehende Übernahme des Theaterapparats durch die öffentliche Hand, während vor dem Ersten Weltkrieg das sogenannte Geschäftstheater überwogen hatte. In den ersten Nachkriegsjahren beherrschten expressionistische Stücke mit "revolutionär" anmutenden Inhalten und Techniken die deutschen Bühnen. Erwin Piscator war Protagonist des linksorientierten politischen Theaters, der die Stücke von Ernst Toller oder Walter Mehring (1896-1985) auf kahlen Gerüsten von Leitern und Treppen sowie mit eingeblendeten Filmszenen inszenierte. Vorherrschend waren sozialkritische Stücke wie Tollers "Masse Mensch" oder "Gas" von Georg Kaiser (1878-1945), in denen Pazifismus, Massenelend und Hunger thematisiert wurden.
Zu einer Weltmetropole des Theaters entwickelte sich Berlin, wo das Deutsche Theater, die Kammerspiele und das Große Schauspielhaus als Privatunternehmen von Max Reinhardt erfolgreich geführt wurden.
Außerdem gab es das Preußische Staatstheater, wo von Leopold Jessner (1878-1945) vor allem junge Dramatiker zur Uraufführung gebracht wurden.
Die ersten aufgeführten Dramen Bertolt Brechts ("Trommeln in der Nacht", "Im Dickicht der Städte", "Mann ist Mann") riefen zwiespältige Reaktionen hervor und erregten Beifall und Zorn zugleich. Seine 1928 im Berliner Theater am Schiffbauerdamm uraufgeführte Dreigroschenoper wurde der größte Theatererfolg in der Weimarer Republik. Durch die Konkurrenz der Lichtspielhäuser mit Einführung des Tonfilms endete 1930 die erfolgreiche Epoche des Theaters abrupt. 1931 war im Deutschen Reich das Jahr des großen "Theatersterbens".
Kino
Bereits vor dem Ersten Weltkrieg gab es in Deutschland zahlreiche Lichtspielhäuser, in denen Stummfilme vorgeführt wurden.
In den Jahren der Weimarer Republik konnte sich der Film als einflußreiches Massenmedium etablieren, die Lichtspielhäuser nahmen einen rasanten Aufstieg. Deutschland war der europäische Staat mit den meisten Kinos, deren Anzahl zwischen 1918 und 1930 von 2.300 auf 5.000 anwuchs. Mitte der 20er Jahre gingen auf der Suche nach Unterhaltung und Freizeitvergnügen täglich etwa zwei Millionen Menschen in die Kinos. Für ihr Eintrittsgeld bekamen sie neben dem Hauptfilm kurze Vorfilme, gelegentlich Natur- oder Reisefilme und stets die Wochenschau zu sehen.
Deutschland - und hier vor allem die in Potsdam-Babelsberg ansässige Universum-Film AG (UFA) - produzierte in den 20er und 30er Jahren mehr Filme als alle anderen europäischen Staaten zusammen. Der deutsche Film brachte einige große Regisseure mit bedeutenden Produktionen hervor. "Das Kabinett des Dr. Caligari " (1919/20) von Robert Wiene (1873-1938), M - Eine Stadt sucht einen Mörder" (1931) von Fritz Lang oder Josef von Sternbergs "Der blaue Engel" (1930/31) mit Marlene Dietrich gehören zu den "Klassikern" der internationalen Filmgeschichte. Besonders die frühen Stummfilme - Friedrich Wilhelm Murnaus "Nosferatu" (1922) und "Faust " (1926) oder Fritz Langs Nibelungen-Verfilmungen - setzten mit expressionistischen Hell-Dunkel-Effekten und romantisch-illusionistischen Stilmitteln Maßstäbe in der Filmkunst .Die Filmfabrik Hollywood eroberte die deutschen Kinos und setzte 1927 mit dem ersten Tonfilm neue Maßstäbe.
In Hollywood wurde auch Marlene Dietrich zum Weltstar, die 1932 als verführerische "Blonde Venus"; nach Deutschland zurückkehrte - allerdings nur auf Zelluloid.
Den internationalen Filmklassikern standen eine weitaus größere Anzahl Kinofilme leichter Unterhaltung gegenüber. Anfang der 30er Jahre etablierte sich der Tonfilm auch in Deutschland. Schlager aus Filmen wie "Die drei von der Tankstelle" (1930) mit Heinz Rühmann oder "Der Kongreß tanzt" (1931) mit dem Traumpaar des deutschen Films Willy Fritsch und Lilian Harvey konnten nun von einem Millionenpublikum mitgesungen werden. Waren 1929 nur acht von 183 deutschen Spielfilmen vertont, so veränderte sich die Relation ein Jahr später auf 101 von 146 Filmen. 1932 wurden bereits alle 127 in Deutschland produzierten Spielfilme als Tonfilme hergestellt.
Tausende von Berufsmusikern wurden arbeitslos, die zuvor die Stummfilmvorführungen in den Kinos musikalisch untermalt hatten.
Zur neuen "Massenkultur" der zwanziger Jahre gehörte neben dem Kino der stürmische Aufschwung , den Presse und Rundfunk nahmen.
Presse und Rundfunk
Neben den florierenden Tageszeitungen eroberten sich Illustrierte und Boulevardblätter ihre Leser. Noch stärker in die Lebensgewohnheiten der Bürger griffen die neuen Rundfunksender ein. Seit der ersten Radiosendung am 29.Oktober 1923 stieg die zahl der Empfänger unentweg an.
Neun Jahre später besaß bereits jeder vierte Haushalt einen Rundfunkapperat.
Die Radioprogramme folgten einem Massengeschmack und förderten die Verbreitung schnell abwechselnder Unterhaltungsschlager und Gesellschaftstänze. Zum Lebensstil der "Goldenen Zwanziger" gehörten vor allem die Tanzvergnügen. Der Charleston wurde zum beliebtesten amerikanischen Modetanz in Deutschland. Für seine Verbreitung sorgten nicht zuletzt die "Chocolate Kiddies" mit Duke Ellington (1899-1974), die 1924 als eines der ersten amerikanischen Jazzorchester in Berlin auftraten, sowie der Revuestar Josephine Baker (1906-1975), die 1927 mit ihrer "Charleston Jazzband" in der Hauptstadt gastierte und die durch ihren "wilden" Tanzstil sowie ihre leichte Bekleidung mit Bananenröckchen für Aufregung sorgte. Die Prüderie des wilhelminischen Deutschlands machte - in den Großstädten - einer nie gekannten, hemmungslosen Vergnügungssucht mit sexueller Freizügigkeit Platz, die in Schlagertexten, großen Nacktrevuen und Darbietungen in kleinen Kabaretts ihren Ausdruck fand.
Vor allem der Jazz infizierte die Vergnügungshungrigen. Revuen und Tanzlokale schossen in den Großstädten wie Pilze aus dem Boden. Die für die Tänze notwendige Bewegungsfreiheit hatte die "Neue Frau" in knielangen Hemdkleidern, die mit Glasperlen und Pailletten bestickt waren. Deren Gewicht ließ das Kleid zu den rhythmischen Tanzbewegungen versetzt mitschwingen. Das Leben pulsierte, es pulsierte in den Großstädten und vor allem in Berlin, dem kulturellem Zentrum Deutschlands und neben Paris und London die europäische Kulturmetropole schlechthin. Die mit 4,3 Millionen Einwohner drittgrößte Stadt der Welt zog Talente und "Glücksritter" aus ganz Europa geradezu magisch an.
Sport
Auch der Sport zog in der Weimarer Republik ein Massenpublikum an. Zum Fußball, im Kaiserreich noch als "undeutsche Fußlümmelei" verspottet, strömten wöchentlich Hunderttausende in die Stadien. Rad- und Autorennen zogen ebenso wie Boxveranstaltungen riesige Zuschauermengen an, die Kämpfe von Max Schmeling verfolgten Millionen Zuhörer an den Radiogeräten.
Große internationale Anerkennung fand die Architektur, verkörpert durch das "Bauhaus" in Weimar, später Dessau.
Architektur- Bauhaus
1919 gründete Walter Gropius in Weimar das Staatliche Bauhaus - eine Schule für Architekten, Künstler und Designer, an der Modernität und Funktionalität proklamiert und neue Produktionsformen erprobt wurden. Hier konnten Künstler mit avantgardistischen Visionen experimentieren und eine neue, zeitgemäße Formensprache entwickeln.
Nach Querelen mit der neuen, konservativen thüringischen Regierung mußte das Bauhaus 1925 seinen Sitz nach Dessau verlegen. Gropius entwarf für diesen Standort ein Gebäude, das im Dezember 1926 bezogen wurde. Gleichzeitig entstanden die vier sogenannten Meisterhäuser mit Wohn- und Arbeitsräumen für die Lehrkräfte und der erste Abschnitt (60 Häuser) der Siedlung Dessau-Törten, ebenfalls nach Entwürfen von Gropius. Das Bauhausgebäude mit der markanten verglasten Fassade des Werkstättentrakts wurde sofort als Inbegriff der Moderne, als Umsetzung von Programm und Anspruch dieser jungen Bildungseinrichtung verstanden. Seine Klarheit, Helligkeit und Funktionalität setzten Maßstäbe für die Architektur des Neuen Bauens. Wichtiger als rein ästhetische Kriterien waren jedoch die sozialpolitischen Forderungen, die an die moderne Architektur gestellt wurden.
Angesichts der großen Wohnungsnot in der Weimarer Republik erschien eine Reform des Wohnungsbaus dringend notwendig: Allein in Berlin fehlten im Jahr 1925 rund 100.000 Wohnungen.
Rationellere Bauweisen und neue Finanzierungsformen wie die Hauszinssteuer sollten das Bauen verbilligen. In Großsiedlungen entstanden oft mehrere Tausend kleiner Wohneinheiten, die die Kriterien der Wohnungsreformer erfüllten. Begrüntes Umfeld, ausreichende Belichtung und moderne sanitäre Ausstattung hoben sie über den Standard der Altbauten. Das Grundproblem, nämlich die Schaffung von Wohnraum für Minderbemittelte, lösten auch solche Projekte nicht.
"Die Wohnung für das Existenzminimum" existierte meist nur auf dem Papier.
Nach ihrer Machtübernahme zerschlugen die Nationalsozialisten das Bauhaus 1933.
Musik
In der Musik dominierte wie vorhin schon erwähnt der Jazz und die Charlston Musik aus der USA Populär gemacht wurden die neuen Hits in ausverkauften Kabaretts und revuen, durch Rundfunkempfänger und schon bald auch durch Schallplatten.
Aber auch in der ernste Musik gab es Veränderungen.
Ernste Musik: Nach Krieg kam es zum entgültigen Bruch mit traditionellen musikalischen Strukturen.
Der Neoklassizismus u.
die Zwölftonmusik verdrängten das Spätromantische Schaffen der Jahrhundertwende.
Schönberg entwickelte 1912 die Zwölftontechnik (Komponieren mit allen zwölf Tönen der chromatisch, temperierten Skala, die in einer Reihe oder Grundgestelalt vorgeordnet wurden, kein ton durfte sich wiederholen ehe ein anderer erschien, kein tonales Zentrum durfte entstehen!!!
Ausgereift war die ZTM im Bläserquintett op.26 v. 1923/24
ZTM war Ausdruck des Verlangens für die Musiker nach ordneten Elementen
Schüler Schönbergs: waren z.B. Alban der Romantiker d.
ZTM
Die Premiere von Alban (14. Dez 1925) bildete eine der hitzigsten und aufsehenerregendsten Premieren d. 20er Jahre
Ein weiterer Schüler v. Schönberg war Anton v. Webern
Ab 1924 haben beide dessen Reihentechnik konsequent weiterentwickelt.
Die neue ZTM stellte wichtigste Gegenrichtung zu Strawinskys Moderne dar.
Straw. hatte eine persönl. Reihentechnik die auf Tonalität basierte. In seinem Ballett Pulcinella tritt eine neue klassizistische Polyphonie hervor.
Seine Oper Oedipus Rex (Opernoratorium) konnte auf Bühne und im Konzertsaal vorgeführt werden. Weiterer wichtiger Gegenspieler Schönbergs, Alban u.
Weberns war Paul Hindemith, er war ein konsequenter Gegner der ZTM, er bestant auf ein geschlossenes System bei Kompositionen
Er Komponierte: Kammermusiken, die Vertonung von Rainer Maria Rilkes Marienleben, d. Oper Cardillac
Als Quellen habe ich verwendet:
§ Dimensionen Bauhaus Dessau
§ Die Republik von Weimar Autor: Axel Schild
§ Information zur Politischen Bildung Nr.261 Weimarer Republik
§ Bauhaus von Jeannine Fiedler
§ Von der Französischen Revolution bis zum Nationalismus Autor: Klaus Dieter Hein-Mooren
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