Die schachnovelle
Inhalt
Die Novelle handelt von der Begegnung zweier Schachgenies,
von denen der eine stumpfer, bäuerlicher Natur ist.
Seine Welt reduziert sich alleine auf die enge Einbahn
zwischen Schwarz und Weiß. Er sucht seine Lebenstriumphe
im bloßen Hin und Her, Vor und Zurück von 32 Figuren.
Der andere ist ein gebildeter lebensgewandter Mensch,
für den das "Spiel der Spiele" in der zermürbenden
Einzelhaft der Gestapo Lebensrettung war. Für ihn
bedeutet das erstmalige Spiel mit echtem Schachbrett
und Figuren wiedergewonnene Normalität, Rückkehr aus
der psychischen Schachverwirrung, erzeugt durch die
strenge Einzelhaft. Eine spannende Partie dieser Männer
endet nach einem gefährlichem Aufflackern des Schachwahnsinnes.
Es beruhigt sich alles, und das Leben des Schachbesessenen
mündet in die Unauffälligkeit des Alltags. Doch der
Leser weiß nun, warum dieser Mann nie mehr ein Schachbrett
berühren wird.
Aussage
Das Thema der Novelle ist die Darstellung zweier
sehr unterschiedlicher Genies. Doch man sieht, daß
die einseitige Beschäftigung mit in einem Bereich
nicht von Vorteil ist. Dr. B wird verwirrt, da ihm
jede andere Beschäftigung verwehrt ist, und Czentovic
sieht nichts anderes, kann durch seinen beschränkten
Geist nichts anderes sehen.
Extreme wirken sich nicht
gut aus.
Ich glaube, der Autor will erreichen, daß der Leser
vom klassisch, kalten "Spiel der Spiele"
gefangen wird, und in eine eigene Welt findet: sozusagen
ein Schachmikrokosmos.
Sprache
Die Novelle ist eine künstlerische Wiedergabe einer
"unerhörten Begebenheit". Der Text ist einfach
und gut zu lesen. Obwohl er sehr kurz ist, sind sehr
viele Informationen enthalten, es bewegt sich viel.
Stefan Zweigs Sprache ist sehr farbig.
Jeder Vorgang
wird genau beschrieben und erläutert. Es kommen mehrere
direkte Reden im Text vor.
Politischer und zeithistorischer Hintergrund
Die Begebenheit spielt um 1940. Die Hauptperson (Dr.
B) wurde in der Zeit des Nationalsozialismus gefangengehalten
und verhört. Man sieht, daß die Nazi- Zeit auch psychologische
Wunde hinterläßt, aber auch, daß Extremsituationen
extreme Handlungen und Leistungen nach sich ziehen.
Charakteristik
Mirko Czentovic ist Schachweltmeister, aber seine
intellektuellen Eigenschaften sind nicht wie man es
erwarten würde.
Er ist ungebildet in allen Bereichen, schwerfällig
und stur. Mirko ist der Sohn eines blutarmen, slawischen
Donauschiffers, der bei einem Unfall stirbt. Der 12-
jährige wird von einem Pater aufgenommen. Mirko besitzt
ein schwerfälliges Gehirn, es fehlt jede festhaltende
Kraft. Er ist aber nicht unwillig oder widerspenstig.
Das Kind befolgt gehorsam, was man ihm sagt, aber
vollkommen teilnahmslos. Doch, so verwunderlich es
auch ist, das Schachspiel beherrscht er auf Anhieb.
Er spielt zäh, langsam, unerschütterlich, ohne ein
einziges Mal die gesenkte, breite Stirn vom Brett
aufzuheben. Mit zunehmender Berühmtheit wird Czentovic
arroganter und überheblicher. Schamlos und plump versucht
er, aus ordinärer Habgier Geld mit Schach zu machen.
Der Mann braucht immer ein Schachspiel bei sich, um
ein Spiel zu rekonstruieren.
Es mangelt ihm an imaginärer
Kraft. Er hält sich für den wichtigsten Mann der Welt,
aus dem Bewußtsein heraus, alle intellektuell blendenden
Schachkünstler geschlagen zu haben. Doch da er nichts
anderes kann als Schach, ist sein Weltbild sehr beschränkt.
Angaben zum Autor
Stefan Zweig wurde am 28. November 1881 in Wien geboren,
lebte von 1919 bis 1935 in Salzburg, emigrierte danach
nach England, und 1940 nach Brasilien.
Er war pazifistisch- humanistisch eingestellt, ein
liebenswürdiger, einfühlsamer Mittler zwischen den
Nationen.
Er schrieb epische Werke, Gedichte, Dramen, Novellen,
und war bekannt für seine historischen Miniaturen,
als Biograph und Essayist. Seine Schilderungen in
einem sinnlich. farbigem Stil schilderten Gefühlsverwirrung,
untergründige Leidenschaft bei großen Persönlichkeiten
und dem schöpferischen Prozeß.
Am 22.2.1942 schied Stefan Zweig in Petropolis (in
der Nähe von Rio de Janeiro) freiwillig aus den Leben.
Einige Werke:
"Sternstunden der Menschheit"
"Ungeduld des Herzens"
"Maria Stuard",
"3 Meister- Balzac, Dickens, Dostojewski"
"Magellan, der Mann und seine Tat"
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