Literarische erörterung über die figur des baldinis im roman "das parfüm"
B Darstellung und Funktion Baldinis
I. Darstellung der Figur
1. Untersuchung des Charakters
a) Charaktermerkmale und Verhalten
b) Glaubwürdigkeit Baldinis
2. Beziehung zu Grenouille
a) sein Nutzen aus Grenouille
b) persönliche Beziehung zu Grennouille
3. Weltanschaung und Träume Baldinis
4. Funktionen Baldinis für den Roman
II.
Die Umstände seines Todes
C Vergleich Baldinis mit dem Richis
Hausaufsatz
Patrick Süßkind wurde 1949 in Ambach am Starnberger See geboren. Er studiert in München Geschichte und verdiehnt sein Geld nebenbei durch kleine Gelegenheitsjobs. Nach Kriegsende arbeitet er in einer einflussreichen Stellung in der Süddeutschen Zeitung.Heute lebt er zurückgezogen und medienscheu abwechselnd in München oder in Mansarden (Frankreich).
Neben den Werken "Der Kontrabas", "Die Taube und der Geschichte von Herrn Sommer" entstand 1997 sein berühmtestes Werk, "Das Parfüm".
Der Roman handelt von dem in Paris geborenem Jean Baptiste Grenouille und spielt im 18.
Jahrhundert. Das besondere an diesem Menschen ist, dass er sowohl als Kind als auch im späteren Leben keinen eigenen Körpergeruch besitzt. Dafür hat er aber ein überdurchschnittlich gut entwickeltes Riechorgan. Er kann Düfte kreieren, wie kein anderer. Sein Ziel ist es, ein Parfüm herzustellen, dass ihn zum Herrscher und Gott über die Menschen macht. Als Zutaten braucht er jedoch die Körperdüfte von jungen Mädchen, die sich im Endstadium der Pubertät befinden.
So entwickelt sich Grenouille zum Mörder, um an seine Duftstoffe zu gelangen. Der Roman handelt wie viele seiner anderen Werke von einem Einzelgänger, der größtenteils isoliert von der Außenwelt lebt.
Während seines Aufenthalts in Paris gelangt Grenouille auch zu Giuseppe Baldini, einem in die Jahre gekommenen Pariser Parfümeur. Es gelingt ihm nach einiger Zeit, sich dass Vertrauen des alten Mannes zu erschleichen und als Lehrling eingestellt zu werden. Er stellt für Baldini Düfte her, mit denen dieser den Markt beherrscht, und Baldini bringt ihm im Gegenzug das Parfümierhandwerk bei.
In Folgendem soll nun die Figur Baldinis näher untersucht werden, und festgestellt werden, welchen Einfluss er auf Grenouille bzw.
die Handlung des Romans hat.
Baldini ist ein in die Jahre gekommener Parfümeur. Er scheint sehr eitel zu sein, denn trotz seiner immer schlechter werdenden Finanzlagen legt er großen Wert auf seinen protzig aufgemachten Laden, der mit "einem prächtigen grünlackierten Baldachin" (S.59 Z. 20), mehreren "Wappen und goldenen Stickereien" (S.59 Z.
24) ausgestattet ist. Über dies hinaus hat er in seinem Laden "ein persisches Glockenspiel" (S.59. Z.25), das ertönt, sobald ein Kunde eintritt, und "zwei silberne Wasserspender", die "Veilchenwasser in eine vergoldete Schale speien" (S.59 Z.
26-27). Seine schlechte Finanzlage und seine schrumpfende Popularität bei den Kunden ist hauptsächlich auf seinen Sammlerehrgeiz zurückzuführen. Er versucht, "in seinem Laden alles zu vereinen, was irgendwie duftete oder in irgendeiner Weise dem Duft dient" (S.60 Z.26-29). Diese vielen verschiedenen Düfte ergaben ein Duftgemisch, dass dem Kunden "wie eine Faust ins Gesicht schlug"(S.
62 Z.4-5).Er ist ein sehr konservativ eingestellter Mensch, er würde am liebsten wieder "die guten alten handwerklichen Zeiten" sehen, "in denen ein Schnösel wie Pélissier", Baldinis härtester Konkurrent, "kein Bein auf den Boden gebracht hätte" (S.71 Z.12-14). Baldinis ausgeprägtester Charakterzug ist jedoch sein starker Egoismus.
Er sorgt sich nur um sein eigenes Wohlergehen. Als er dem Gerber Grimal Grenouille abkauft, "dass Geschäft seines Lebens gemacht zu haben" (S.114 Z.14). Typisch für seinen Egoismus und seine Geldgier ist dass er Grenouille ohne Bezahlung für sich Düfte kreieren lässt, die er dann teuer verkauft, ohne Grenouille an den Einnahmen zu beteiligen. Als Grenouille schwer erkrankt, bangt er nicht um dessen Leben sondern nur um seine Einnahmequelle (S.
130 ff).Er versucht verzweifelt Grenouilles Leben zu retten, "lässt den renommiertesten Arzt" (S.133 Z.4) kommen um Grenouille zu heilen.
Die Figur Baldini ist eíne durchaus glaubwürdig dargestellte Figur, obwohl er ja als Parfümeur nichts taugt. Er bezeichnet sich selbst als "alt und verbraucht" (S.
66 Z.20-21) und dass er "im Leben noch nie ein großer Parfümeur war" (S.66 Z.21-22), aber er sagt von sich selbst, dass er "sorgfältiger Verfertiger von Gerüchen sei" (S.66-67 ff). Er kann zwar Grenouille keine neue Kreativität beim Herstellen eines Parfüms lehren, aber diesem trotzdem die Techniken und Vorgehensweisen dieser Kunst beibringen.
Er ist auch von seinen Charakterzügen durchaus glaubhaft, so findet man doch selbst in der heutigen Welt ähnliche Typen, wie Baldini, die sich nur um das Wohlergehen anderer sorgen, sofern es zu ihrem eigenen Vorteil ist.
Seine Beziehung zu Grenouille ist sehr einfach. Er braucht Grenouille, da er selbst kein Parfümeur ist, der Düfte, die wettbewerbsfähig sind kreieren kann. "Mit dem Erwerb von Grenouille begann das Haus des Giuseppe Baldini zu nationalen, ja europäischen Ansehen aufzusteigen" (S.114 Z.17-19).
Er schafft es also nicht nur, sich aus seiner misslichen Finanzlage zu befreien, sondern auch seinen Reichtum und seine Popularität drastisch zu vergrößern. Er traut jedoch Grenouille nicht, da er seine sichere Einnahmequelle, also die Formeln für die Düfte alle "in zwei kleinen Büchlein, deren eines er in seinen feuerfesten Geldschrank einschließt und deren anderes er ständig bei sich trägt" (S.118-119 ff) festhält.
Als sein Lehrling erkrankt, sorgt sich Baldini nicht um den Mensch Grenouille, sondern um seine Kreativquelle. Um diesen zu retten, versucht er alles, "er ordnet eine Umsiedlung von der Werkstattpritsche in ein sauberes Bett im Obergeschoss des Hauses ..
. , er schickte nach dem renommiertesten Arzt im Quartier" (S.132-133 ff). Seine Beziehung zum Menschen Grenouille jedoch ist ganz anders, "er hatte überhaupt immer vermieden ihn zu berühren, aus einer Art frommen Ekels, so als bestünde Gefahr, dass er sich anstecke, sich besudle" (S.140-141 ff). Er profitiert zwar auf vollster Linie von Grenouille, doch im persönlichen Umgang mit ihm, geht es ihm wie allen anderen Personen zuvor, er ekelt sich vor ihm.
Baldinis Weltanschauung ist altmodisch und konservativ. Er möchte wieder in "den alten handwerklichen Zeiten" leben, wo einer seiner heutigen Konkurrenten "kein Bein auf den Boden gebracht hätte" (S.71 Z.12-14). Er akzeptiert seinen Konkurrenten Pélissier nicht als Parfümeur, weil er keine Lehre als solcher durchlaufen hat und er auch seinen Vater nur verächtlich als "nichts als einen Essigsieder" (s.69 Z.
29) bezeichnet. Er legt also sehr viel Wert darauf, altmodische Sitten und Bräuche sowie die "Rigidität des alten Zunftrechts" (S.69 Z. 21) zu bewahren. Außerdem hat er eine sehr kritische und konservative Weltsicht. Er möchte am liebsten, dass sich die Menschen nicht weiterentwickeln, nicht ihrem normalen Erkundungstrieb folgen und alles erkunden, erforschen und hinterfragen.
Baldini lehnt die Ausbreitung der Europäer über die ganze Welt genauso strikt ab, wie die Erkundung und Besiedelung neuer Gebiete.
Er kommt außerdem nicht mit der modernen Gesellschaft zurecht, alles ist ihm zu hektisch und zu laut. (vgl. S.72 Z.32 - S.
75 Z.16). Baldini träumt davon, sich als Parfümeur als über die ganz Europa auszubreiten. Er will "eine Filiale in Faubourg Saint-Antoine zu gründen, eine veritable kleine Manufaktur, wo die gängigsten Düfte en gros gemischt und en gros verschickt werden" (S.131 Z.9-14).
Außerdem spielt er mit dem Gedanken, "für eine ausgewählte Zahl hoher und höchster Kundschaft persönliche Parfüms zu kreieren, die wie angeschneiderte Kleider, nur zu einer Person passten, nur von dieser Person verwendet werden durfte und nur ihren erlauchten Namen tragen durften" (S.132 Z.1-7). Aber sein größter Traum ist es, einen Duft für den König zu fabrizieren, auf dem dann "des Königs Namen und der seine stehe" (S.132 Z.17)
Baldinis Funktion im Roman ist in sofern von großer Bedeutung, da Grenouille, der ja davon träumt, der beste Parfümeur der Welt zu werden, durch ihn die Chance erhält, seinem Traum näher zu kommen.
Baldini befreit ihn aus den Händen des Gerbers Grimal, für den Grenouille auch eine sehr wichtige Arbeitskraft ist, da er gegen die gefährliche Gerberkrankheit Milzbrand immun ist. Grenouille lernt nun bei Baldini die Kunst, mit Messgeräten umzugehen, er lernt die Namen der Düfte, die er zwar schon kannte, aber keinem Namen zuordnen konnte. Über dies hinaus lernt Grenouille zwischen wohlriechenden Düften und Gestank zu unterscheiden. Der alte Parfümeurmeister führt seinen Lehrling außerdem auch ihn die einfachen Methoden der Duftgewinnung ein, mit der Grenouille, der den Wunsch hat, den perfekten Duft zu kreieren, erstmals eigene Düfte herstellt. Außerdem erhält er von Baldini die wichtige Information, wo er die komplexen Duftgewinnungsmethoden lernen kann. Deswegen verlässt Grenouille ja seinen Meister mit dem Ziel Grasse.
Baldini bringt Grenouille, der vorher zwar schon den Traum hatte, Parfümeur zu werden, auf den Weg eines solchen, nicht nur in dem er in unterrichtet, sondern auch, indem er ihm bei seinem Abschied einen Gesellenbrief ausstellt.
Baldini stirbt einen unnatürlichen Tod, denn sein Haus, das sich mitten auf einer Brücke über der Seine befindet, stürzt aus ungeklärten Gründen in in den Fluss. Bei den einzigen Toten handelt es sich um "Giuseppe Baldini und seine Frau Teresa, die Bediehnsteten hatten sich Urlaub genommen und Chenier kam erst in den frühen Morgenstunden leicht angetrunken zurück" (S.144 Z.32 - S.145 Z.
4). Man konnte nichts finden, "weder die Leichen, noch Geldschrank, Testament, oder eines der Formelbüchlein Baldinis" (S.145 Z.13-15), dass auf ihn zurückwies. "Das einzige, was von Giuseppe Baldini, Europas größtem Parfümeur, zurückblieb, war ein sehr gemischter Duft von Moschus, Zimt, Essig, Lavendel und tausend anderen Stoffen, der noch mehrere Wochen lang den Lauf der Seine von Paris bis nach Le Havre überschwebte" (S.145 Z.
15-20).
Der Tod Baldinis, der unmittelbar nach Grenouilles Abschied eintrifft, weißt Übereinstimmigkeiten mit dem Tod anderer Personen auf, bei denen auch das genaue Gegenteil von dem eingetroffen ist, was sie sich erhofft haben. Die Hebamme Madame Gaillard, die Grenouille aufzog, wünscht sich ein kurzes Leben und einen frühen Tod, stirbt aber erst in einem sehr hohen Alter. Auch dem Gerbermeister Grimal, bei dem Grenouille einige Zeit lang arbeitete, geschieht genau das Gegenteil, von dem, was er sich erwünscht. Während er sich noch über das viele Geld freut, dass er für den Handel mit Baldini erhalten hatte, geht er in eine Wirtschaft, und feierte das Geschäft seines Lebens ausgiebig. Er stürzt anschließend auf dem Nachhauseweg in die Seine und ertrinkt.
Auch Baldini möchte alt werden und sein Leben noch genießen, doch er stirbt ebenfalls früh.
Richis, ein Bürger aus Grasse, ist die Person, die am aufgeklärtesten im Roman auftritt. Er glaubt nicht, das was andere Leute sagen, sondern hinterfragt und denkt selbst nach. Er ist auch die einzige Person, die es schafft, sich in Grenouilles Grundgedanken hineinzuversetzen. Diese als Aufklärer dargestellte Figur steht nun im krassen Gegensatz zu Baldini, der eher konservativ veranlagt ist. So sehr sich die beiden Figuren in ihren Charakteren unterscheiden, so sehr ähneln sie sich in ihren Funktionen für Grenouille.
Sie stellen beide Schlüsselfiguren für ihn dar. Baldini bringt Grenouille die Grundfertigkeiten der Parfümerie bei und lehrt ihn selbst Düfte zu gewinnen. Richis liefert Grenouille schließlich durch seine Tochter den wichtigsten Duftgrundstein für Grenouilles perfektes Parfüm.
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