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  Der richter und sein henker

Der Richte und sein Henker Friedrich Dürrenmatt Ein Polizist aus dem Dorf Twann findet einen toten Mann; er erkennt ihn als Ulrich Schmied, Polizeileutnant der Stadt Bern. In Bern wird der Fall dem Kommissär Bärlach übergeben, einem alten, bekannten Kriminalisten, der die Angelegenheit vorläufig geheim behandelt. Aus seiner Wohnung nimmt er eine Mappe des Toten mit und besucht seinen Chef, den Untersuchungsrichter Dr. Lucius Lutz, der, gerade von einem Besuch der nordamerikanischen Polizei zurückgekehrt, mit der Schweizer Kriminalistik allesandere als zufrieden ist, da sie seines Erachtens noch in den Kinderschuhen steht. Bärlach, der ein Magenleiden hat, bittet Dr. Lutz, ihm in der Mordsache einen Stellvertreter beizugeben, damit er den Fall mehr vom Schreibtisch aus behandeln kann.

Dabei denkt er an Tschanz, womit Lutz vollkommen einverstanden ist. Nachdem Tschanz zu diesem Zweck aus seinen Ferien heimgekehrt ist, zeigt ihm Bärläch die Revolverkugel, die er wie zufällig am Tatort gefunden hat und bespricht mit ihm die Frage, was Schmied wohl auf dem Wege von Lamboing nach Twann zu suchen hatte. Das er dabei einen Frack trug, macht die Sache noch komplizierter. In seinem Taschenkalender findet sich jedoch ein G. an dem Tage, bevor er nachts ermordet wurde. In Lamboing gibt es nur zwei G: die Gendarmerie und Gastmann.

Tatsächlich findet sich bei Gastmann regelmässig Eine Abendgesellschaft ein, wie Bärlach und Tschanz abends feststellen. Als die beiden um das Haus herumgehen, springt Bärlach ein Bluthund an, der aber von Tschanz mit seinem Revolver getötet wird. Fenster werden aufgerissen, einer fragt, was man hier zu suchen habe. Auf Bärlachs Antwort, dab sie Herrn Gastmann zu sprechen wünschen, tritt ihnen der Nationalrat Oberst von Schwendi entgegen, Gastmanns Advokat, der ihnen mitteilt, dass Gastmann nicht zu sprechen sei. Während Tschanz zum Polizisten von Lamboing fährt, um Näheres über Gastmanns Tun und Treiben zu ermitteln, geht Bärlach in ein kleines Restaurant, wo sie sich wieder treffen sollen. Als Tschanz zurückkommt, ist die Hundleiche verschwunden; auch Bärlach ist nicht mehr im Restaurant.

Wie er aber auf dem Rückweg den Tatort erreicht, löst sich eine Gestalt von der Felswand und hält den Wagen: es ist Bärlach, der sich zu ihm setzt, worauf die beiden nach Bern zurückfahren. Zu Hause angekommen, legt er den Wintermantel ab:"Sein linker Arm war mit dicken Tüchern umwickelt, wie es bei jenen Brauch ist, die ihre Hunde zum Anpacken einüben". Er war offenbar auf den Angriff des Tieres vorbereitet. Tags darauf teilt Von Schwendi Dr. Lutz mit, Schmied habe unter dem Namen Doktor Prantl in Gastmanns Haus verkehrt. Davon hat die Polizei nichts gewusst, es muss von Schmied rein persönlich unternommen worden sein, weshalb Von Schwendi annimmt, Schmied habe unter falschem Namen für eine fremde Macht spioniert, um Geheimnisse auszuforschen über ein Handelsabkommen zwischen heimischen Industriellen mit Angehörigen einer fremden Gesandschaft.

Die betreffenden Verhandlungen, so meint Von Schwendi, gehen aber die Polizei nichts an, ebensowenig wie Gastmann, der sein Haus zu diesen Besprechungen zur Verfügung gestellt hat. Am selben morgen wird Schmied beerdigt, bei schwerem Regenfall. Zwei betrunkene Kerle, Diener Gastmanns, werfen einen mächtigen Lorbeerkranz über den Sarg: "unserem lieben Dokter Prantl". Selten ist es einem Dichter gelungen, eine Beerdigung so unheimlich zu schildern, wie Friedrich Dürrenmatt auf diesen wenigen Seiten. Als Bärlach nach Hause kommt, sitzt Gastmann an seinem Schreibtisch und blättert in Schmieds Mappe. Vor 40 Jahren haben sich Bärlach und Gastmann in der Türkei kennengelernt.

Damals hat Gastmann mit Bärlach eine Wette geschlossen, in Bärlachs Gegenwart ein Verbrechen zu begehen, ohne dass Bärlach imstande sein würde, ihm dieses Verbrechen zu beweisen. Drei Tage später stösst er einen Mann vor Bärlachs Augen in Wasser, ohne dab Bährlach ihm vor Gericht etwas anhaben kann. So ist er ein Verbrecher geworden, ein immer besserer Verbrecher, während Bärlach ein immer besserer Kriminalist wurde. Gastmann hat Bärlach aber immer einen Schritt voraus, Bärlach hat ihn niemals besiegen können. Viel Zeit bleibt dem tödlich Magenkrankheit jetzt nicht mehr, meint Gastmann:die ärzte geben ihm nur noch ein Jahr, wenn er sich operieren lässt. In der Annahme, dass Bärlach ihn wegen des Mordes im Verdacht hat, ist Gastman zu ihm gekommen.

Ohne dab Bärlach ihn daran hindert, nimmt er die Mappe mit dem von Schmied gesammelten Material zu sich und verlässt das Haus. Am selben Nachmittag bittet Bärlach Dr. Lutz um eine Woche Krankheitsurlaub. Zunächst besucht er aber noch mit Tschanz, der inzwischen Schmieds Mercedes gekauft hat, einen Schriftsteller, der regelmässig mit Gastmann verkehrt. Dieser hält Gastmann freilich zu jedem Verbrechen fähig, ist aber davon überzeugt, dab er Schmied nicht ermordet hat. Tschanz ist empört, dass Bärlach im Augenblick keine weiteren Schritte gegen Gastmann unternehmen will, vor allem, weil er bei dieser Mordsache Karriere zu machen hofft.


Der Alte läbt sich aber nicht erweichen; er will seinen Krankheitsurlaub in Grindelwald verbringen, wo auch Tschanz in den Ferien gewesen ist. Während Tschanz mit Schmieds Freundin in ein Restaurant geht, verabredet Bärlach mit seinem Arzt, dass dieser in zwei Tagen operieren soll, wonach er, so sagt Bärlach, nur noch ein Jahr leben kann. Dieses Geheimnis, das er von Gastmann erfahren hat, hat dieser bei einem Einbruch in Bärlachs Krankheitsgeschichte gelesen. Nachts wird in Bärlachs Haus eingebrochen; man versucht ihn zu töten, er weiss, wer es ist, erzählt es aber dem herbeitelephonierenten Tschanz nicht, hüllt sich in Schweigen, verriegelt jetz jedoch, gegen seine Gewohnheit, die Haustür. Morgens früh fährt er in einem Taxi zum Bahnhof; wieder wird ihm eine Falle gestellt: im Wagen sitzt Gastmann, fordert ihn auf, das Spiel aufzugeben. Bärlach aber, von Gastmanns Unschuld in dieser Mordsache überzeugt, will ihn jetzt "eines Verbrechens überführen, das er nicht begangen hat".

Er ist der einzige auch, der ihn richten kann, und, so sagt er, "Ich habe dich gerichtet, Gastmann, ich habe dich zum Tode verurteilt. Du wirst den heutigen Tag nicht mehr überleben. Der Henker, den ich ausersehen habe, wird heute zu dir kommen. Er wird dich töten. . .

" Bärlach kennt Tschanz nur zu gut, um zu wissen, dass dieser Gastmann aufsuchen wird. Diesen Vorsatz führt Tschanz auch tatsächlich aus: er erschiebt ihn und seine beiden Diener, anscheinend aus Notwehr. In Gastmanns Haus findet man Schmieds Mappe mit dem für Gastmann belastenden Material. Schmied versuchte ihn zu stellen, musste dies aber, so stellt Dr. Lutz fest, mit dem Töde büssen, weil bewiesen ist, dab Gastmann Schmied ermorden liess: die Kugel, die ihn traf, mub aus derselben Waffe abgefeuert worden sein, die ein Diener Gastmanns in der Hand hielt, als ihn Tschanz erschoss. Bärlach kehrt rechtzeitig von seinem Urlaub zurück.

Dr. Lutz klärt ihn über das Geschehene auf und teilt ihm mit, dab er Tschanz befördern wird. Diesen lädt Bärlach noch am selben Abend zu sich ein: bei einem Festessen zur Feier seines "Sieges" erfährt der verblüffte Tschanz, der im Gegensatz zu dem gierig essende Kommissär die Speisen kaum berührt, wer Schmieds Mörder eigentlich ist: niemand anders als er selbst, der seinen Revolver Gastmanns Diener in die Hand gedrückt hat. Die Kugel, mit der er Gastmanns Hund erschoss, stammte ja von derselben Waffe, mit der er Schmied tötete, weil er eifersüchtig war auf dessen Bildung, Fähigkeiten und Erfolge. Deshalb wollte er den Fall übernehmen, den Schmied untersuchte, um selber einmal Erfolg zu haben, und jetzt hat er, was er haben wollte: Schmieds Posten nebst seinem Wagen und seiner Freundin. In Bärlachs Händen, den Händen von Gastmanns Richter, wurde er zu dessen Henker.

Weil er nicht wusste, dab Gastmann das für ihn belastende Material aus Bärlachs Haus mitgenommen hatte, versuchte er die Mappe in Bärlachs Zimmer zu finden, wobei er den Kommissär fast getötet hätte. Dieser hat in Grindewald festgestellt, dab Tschanz sich dort einen ähnlichen blauen Mercedes gemietet hat, wie Schmied besass, um in dieser Weise die Polizei bei ihren Nachspürungen auf eine falsche Spur zu bringen. Mit den worten:"Ich werde dich nicht verraten. Aber geh! Ich will dich nie mehr sehen", entlässt ihn Bärlach. Tags darauf findet man Tschanz tot auf unter seinem vom Zug erfassten Wagen. .

Bärlach, todkrank nach der stattlichen Mahlzeit des vorigen Abends, lässt sich operieren. "Nur noch ein Jahr", hört Lutz den Alten sagen, "nur noch ein Jahr".   Charakterisierung von Tschanz Tschanz wird als höflicher (S.22) manchmal auch ungeduldiger (S.78) Mann beschrieben. Er fährt gern schnell Auto, zum Entsetzen von Bärlach (S.

26). Eine weitere Eigenschaft ist, dass er vorsichtig (S.96) aber auch durchaus eifrig (S.31) ist. Obwohl er oft als naiv und dumm dargestellt wird, beweist er auch Mut (S.33 und S.

35). Aber er hat auch nicht sehr viel Selbstvertrauen, sonst würde er Schmied nicht kopieren, er hätte sich so akzeptieren müssen wie er ist.   Motive für den Mord an Schmied Schmied besaß alle Eigenschaften, die Tschanz nicht hat: -die Bewunderung der Kollegen(S.19) -wohlhabende Eltern(S.26) -eine gute Bildung/Studienabschluss(S.26) -ein schönes Auto -eine hübsche Verlobte Tschanz hasst und bewundert Schmied gleichzeitig.

Doch schließlich wird seine Eifersucht zum endgültigen Mordmotiv. Denn nach dem Mord schlüpft Tschanz mehr und mehr in die Rolle von Schmied. Er kleidet sich wie er (S.18 "Tschanz trug den gleichen Mantel wie Schmied und einen ähnlichen Filzhut") und kaufte sich Schmieds Mercedes nach dessen Tod (S.75). Schließlich lässt er sich von Anna versprechen seine Frau zu werden (S.

102).Als Tschanz diese drei Dinge besitzt ist er Schmied schon sehr ähnlich bis auf den Studienabschluss und die Anerkennung der Kollegen natürlich.   Tschanz wird von Bärlach entlarvt Bärlach entlarvt Tschanz bei dem Abendessen zu dem er Tschanz einlädt, dort spielt er ihm vor gesund zu sein, dadurch wird Tschanz nervös und begreift, dass er in der Falle sitzt(S.112) und, dass Bärlach schon die ganze Zeit wusste, dass er der Mörder war. Bärlachs erster Beweis ist die Kugel aus Gastmanns Hund auf den Tschanz geschossen hatte um Bärlach zu retten (S.113), sie war identisch mit der Kugel aus Schmieds Kopf.

Bärlach findet auch durch ein Telefongespräch heraus, dass Tschanz ihn belogen hat als er ihm erzählte Schmied sei mit seinem "blauen Charon" über Ins nach Ligerz gefahren (S.113). Doch Bärlach erklärt ihm auch, dass er nur durch seine Eifersucht zum Mörder wurde und er sich eigentlich selber verraten hat, als er mehr und mehr in Schmieds Rolle schlüpfte (S.113 und S.114).Doch durch sein Verhalten hat sich Tschanz eigentlich selber überführt (S.

114 "Du hast es mir doch selber erzählt"). Tschanz versucht sich zwar noch zu rechtfertigen, doch Bärlach stellt alles richtig (S.112).   Wie wird Tschanz zum Henker? Schmied war Bärlachs letzte Hoffnung Gastmann zu stellen, doch als dieser getötet wird macht der Alte Schmieds Mörder zum "Henker"(S.116). Bärlach benutzt Tschanz wie eine "Schachfigur" um Gastmann zu töten.

Doch das begreift er erst bei dem Abendessen in Bärlachs Haus (S.116). Somit wird Bärlach zum Richter und Tschanz zum Henker. Nur um sich an Gastmann zu rächen macht Bärlach skrupellos Tschanz, der eigentlich nicht am Streit zwischen dem Alten und Gastmann beteiligt ist zu seinem Werkzeug und lässt ihn seinen größten Feind töten und macht ihn dabei zum Mörder.   Tschanz vollstreckt Bärlachs Urteil Ohne zu wissen, dass er von Bärlach benutzt wurde, geht er zu Gastmann um ihn zu verhaften, doch als einer von Gastmanns Diener auf ihn schießt tötet er Gastmann und seine Diener (S.104-105).

So vollendet er völlig unbewusst Bärlachs Rachefeldzug für den eigentlich Schmied vorgesehen war.   Tschanz begeht Selbstmord Am Ende des Buches begeht Tschanz Selbstmord, weil er wahrscheinlich nicht verkraften konnte, dass er von Bärlach von Anfang an nur benutzt wurde um Gastmann zu töten, er wurde nie von Bärlach ernst genommen. Wahrscheinlich ist er auch verzweifelt, da Bärlach ihm seinen für ihn perfekten Mord nachgewiesen hat (S.118 "Tschanz sei zwischen Ligerz und Twann unter seinem vom Zug erfassten Wagen tot aufgefunden worden,...

").    

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