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  Wiener klassik

Wiener Klassik, Musikstil mit Zentrum in Wien zwischen zirka 1770 und 1830. Erste Anzeichen für einen spezifischen musikalischen Geschmacks- und Stilwandel in Wien begannen sich bereits ab zirka 1720 abzuzeichnen; diese Epoche der Vor- oder Frühklassik umfasst verschiedene Entwicklungen zwischen Spätbarock, galantem Stil, Rokoko und empfindsamem Stil. Komponisten der Übergangszeit waren G. C. Wagenseil, J. Starzer und J.

Bonno, aber teilweise auch noch J. Haydn, W. A. Mozart und A. Salieri. Ebenso kann die 2.

Abgrenzung um 1830 nur als fließender Übergang angesehen werden, L. van Beethoven gilt als Klassiker und Romantiker zugleich. Die Wiener Klassik mit ihren Hauptvertretern J. Haydn, W. A. Mozart und L.

van Beethoven ("klassische Trias") basiert sozialgeschichtlich auf einer Feudalgesellschaft mit aufklärerischem Anspruch. Brennpunkt dieser Adelsgesellschaft war die Haupt- und Residenzstadt Wien. Alle Hauptkomponisten der Wiener Klassik wurden außerhalb Wiens geboren und von diesem Zentrum und seinen kulturellen und gesellschaftlichen Möglichkeiten angezogen. Die Rolle des Hofs als Kunstförderer hatte sich ab zirka 1740 auf eine breitere Adelsschicht ausgeweitet, wodurch eine Ausdehnung und Öffnung des Musiklebens möglich wurde. Das öffentliche Musikleben wurde von dieser Adelsschicht mitgetragen (Liebhaberkonzerte), mehrere, oft auch sehr kurzlebige Adelskapellen wurden gegründet. Die Musik der Wiener Klassik, die sich seit dem Hochbarock mit regionalen italienischen, französischen und deutschen Stilrichtungen vermischte und internationales Allgemeingut wurde, ist durch die Entwicklung neuer und durch die Umdeutung bestehender Gattungen sowie durch formale bzw.

harmonische Erweiterung gekennzeichnet; der Schwerpunkt liegt dabei auf der Instrumentalmusik. Formale Grundlage für Sonate, Symphonie, Streichquartett und Konzert ist die Sonatenhauptsatzform (Exposition - Durchführung - Reprise - Coda). Dabei liegt in der Durchführung des thematischen Materials, die kontinuierlich ausgebaut und erweitert wurde, eine wesentliche Neuerung. Das Menuett, letzter Rest der barocken Suite, wurde immer stärker abstrahiert und ging am Ende der Wiener Klassik in das "Scherzo" über. Erfuhren die alten Gattungen Sonate, Symphonie (Sinfonia) und Konzert (Concerto) eine Umdeutung, so ist das Streichquartett mit seiner Gleichberechtigung aller 4 Instrumente eine eigene Entwicklung der Wiener Klassik und eng mit J. Haydn verbunden.

Die in der Wiener Klassik entwickelten Richtlinien wurden von den nachfolgenden Komponistengenerationen (F.Schubert, A. Bruckner, J. Brahms, G. Mahler) bis heute als nur schwer erreichbare Ideale und Standards gesehen; Brahms meinte, die Schritte des "Riesen" (Beethoven) bedrohlich hinter sich zu fühlen. Literatur: E.

Bücken, Die Musik des Rokoko und der Klassik, 1927; H. Engel, Das Instrumentalkonzert, 1971; K. Haller, Partituranordnung und musikalischer Satz, 1970; R. Klober, Handbuch des Instrumentalkonzerts, 1972; R. Barrett-Ayres, J. Haydn and the string quartett, 1974; W.

Konold, Das Streichquartett, 1980; C. Rosen, Der klassische Stil, 1983; U. Hoell, Studien zum Sonatensatz in den Klaviersonaten J. Haydns, 1984; K. Dahlhaus, L. van Beethoven und seine Zeit, 1987; K.

Dahlhaus (Hg.), 18. Jahrhundert (= Neues Handbuch zur Musikwissenschaft, Band 5), 1989; P. G. Downs, Classical Music, The Era of Haydn, Mozart and Beethoven, 1992.  

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