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  Sansibar oder der letzte grund - rezension

Sansibar oder der letzte Grund (Rezension) Ein 15-jähriger Junge liest Huckleberry Finn`s Abenteuer und träumt davon, so frei zu sein wie der Romanheld. Er hat drei gute Gründe, weshalb er Rerik verlassen will. Rerik an der Ostsee ist der Ort, in dem der Roman spielt. Die Nationalsozialisten- in dem Roman werden sie immer als "die Anderen" bezeichnet - haben in Deutschland die Herrschaft. Der zweite Weltkrieg hat noch nicht begonnen. Die fünf Hauptpersonen des Romans sind Knudsen,ein älterer Fischer, Gregor, ein junger Kommunist, Helander, der Pfarrer von Rerik, Judith, eine junge, hübsche Jüdin, und der Junge, der mit auf dem Kutter des Fischers Knudsen fährt.

Das Buch ist aus einer Perspektive geschrieben, bei der über die fünf Hauptpersonen erzählt wird (multipersonale Erzählperspektive). Der Roman ist in relativ kurze Abschnitte gegliedert, in denen höchstens drei Hauptpersonen zusammen auftreten. Die fünf Hauptpersonen sind ganz verschieden, jedoch haben alle die Sehnsucht nach Freiheit. Alle sind auf der Flucht vor den Nationalsozialisten, nur der Junge ist auf der "Flucht vor Rerik". Flucht und Freiheit - das sind die Hauptthemen in " Sansibar oder der letzte Grund". Immer wieder werden in einzelnen kurzen Abschnitten des Romans die Sehnsüchte des namenlosen Jungen beschrieben.

Er hat zwei Gründe, um Rerik zu verlassen: "Erstens, weil in Rerik nichts los war, zweitens, weil Rerik seinen Vater getötet hatte..." Doch nach dem dritten, dem letzten Grund sucht der Junge noch, um sich wirklich sicher zu sein, dass er Rerik verlassen wird. Man wird durch mehrere Szenen geleitet, in denen es um den Jungen geht, bis er schließlich den letzten Grund findet. Damit ist es Alfred Andersch gelungen, einen Spannungsbogen um die Haupthandlung aufzubauen.

Der dritte Grund "..., weil es Sansibar gab, Sansibar in der Ferne, Sansibar hinter der offenen See, Sansibar oder den letzten Grund." gibt dem Roman seinen Titel. Die Haupthandlung rankt sich um den "lesenden Klosterschüler".

Dies ist eine Figur des Bildhauers Ernst Barlach. Die Kunst Barlachs wurde von den Nationalsozialisten verboten. Deshalb muss auch der "Schützling" des kranken Pfarrers Helanders "fliehen". Jede Person spielt bei der Rettung des Klosterschülers eine bestimmte Rolle, durch sie treten sie miteinander in Verbindung. Das macht sie interessant, da sie dabei auch innere Konflikte "ausfechten" und immer noch Geheimnisse über sie bestehen bleiben. Jede Hauptperson erhält durch die Rettung des Klosterschülers ihren eigenen Charakter.

Ob und wie die Flucht des Klosterschülers und der anderen Personen gelingt, wird im Roman spannend erzählt. Man kann sich gut in die Ängste und Erwartungen der Personen hineinversetzen und überlegt, wie man selbst in den einzelnen Situationen gehandelt hätte. Der Film ist etwas anders aufgebaut als das Buch. Die Szenen des Films stimmen nicht ganz mit den jeweiligen Abschnitten des Buches überein. Die Gedanken der Personen werden im Film als Dialoge dargestellt. Außerdem treffen sich die Personen im Film zu früheren Zeitpunkten.

Dadurch gelingt es dem Regisseur, Bernhard Wicki, die Personen besser zusammen zu führen. Die Schauspieler treffen die Charaktere der Personen, wie ich sie mir beim Lesen des Buches vorgestellt hatte, recht gut. Nur Judith wirkt nicht so jung, schüchtern und attraktiv. Im Film ist sie als erwachsenere Frau dargestellt. Ich empfehle, zuerst den Film anzuschauen, da man dann eine bessere Vorstellung vom Ort und den Personen bekommt. Außerdem werden die Beziehungen zwischen den Personen deutlicher.

Der Film beeindruckt mehr als das Buch. Das Buch und auch der Film ist all denen zu empfehlen, die sich (z.B. in der Schule) mit der Zeit des Nationalsozialismus bereits auseinander gesetzt haben und Hintergründe dieser Zeit kennen, z. B. das Verbot von Kunstwerken.

Dann wird man die Thematik gut verstehen und die damalige Stimmung nachempfinden können.

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