Heinrich von kleist - michael kohlhaas
Heinrich von Kleist
. Lebenslauf
- * 18.10.1777 in Frankfurt/Oder
- 1788 Tod seines Vaters = Kleist wird von Prediger Catell großgezogen
- 1792 Kleist geht zur Armee
- 1799 Kleist tritt aus Armee aus, König stellt ihm Zivildienst in Aussicht
studiert in Frankfurt/Oder Physik, Mathe, Kulturgeschichte, Naturrecht und Latein
- 1800 Verlobung mit Wilhelmine von Zenge
- 1802 "Der zerbrochene Krug"
- 1805 Kleist wird Angestellter an Domänenkammer in Königsberg
- 1806 Aufgabe des Berufs
- 1807 Verhaftung auf der Reise nach Dresden wegen angeblicher Spionage
- 1810 Michael Kohlhaas und einige weitere Werke("Das Erdbeben in Chili" etc.) erscheinen in seinem Werk "Erzählungen"
- 1811 Versucht erfolglos Redakteur oder Angestellter im Zivildienst zu werden
- 21.11.1811 Selbstmord am Wannsee mit Henriette Vogel
Michael Kohlhaas
. Inhalt
- Kohlhaas(Pferdehändler) zieht nach Sachsen um Pferde zu verkaufen
- unrechtmäßiges Aufhalten und Forderung nach Zollgebühr durch Junker Wenzel auf dessen Tronkenburg(Kohlhaas lässt 2 Pferde als Pfand zurück; sieht sich als Opfer eines Missverständnisses; wird darin in Dresden auch bestätigt, dass diese Maßnahme unberechtigt war)
- bei Rückkehr zur Tronkenburg sind seine Pferde ausgehungert und verkommen
- Wenzel spottet nur über Kohlhaas' Verlangen nach Entschädigung
- Kohlhaas findet, zu Hause angekommen, seinen Knecht Herse übel zugerichtet auf, da dieser für eine bessere Behandlung der Tiere auf der Tronkenburg eingesetzt hat
- Kohlhaas zieht vor Gericht, aber seine Klage wird abgewiesen, da Wenzel zwei sehr einflussreiche Verwandte hat (Hinz & Kunz von Tronka), die durch eine Arglist die Klage abweisen lassen
- Seine Frau (Elisabeth)versucht bei ihrer Jugendliebe, dem Kurfürst von Brandenburg, Gerechtigkeit einzufordern, wird aber von einer seiner Wachen niedergestochen und stirbt kurze Zeit darauf in Kohlhaas' Armen
- Kohlhaas zieht in einen Rachefeldzug mit 7 Knechten und äschert die Tronkenburg ein
- Wenzel entkommt jedoch und flieht nach Wittenberg
- Kohlhaas folgt ihm(seine Gefolgschaft vergrößert sich von Tag zu Tag) und gibt ethische Grundsätze als Grundlage für seinen Feldzug vor
- Kohlhaas fällt mehrere Male brandschatzend in Wittberg ein, um seiner Forderung nach der Auslieferung von Wenzel Nachdruck zu verleihen
- Er besiegt auch das als Rettungstrupp entsandte,500 Mann starke Heer von Prinz Friedrich von Meißen
Simon Rohrer,K12
- Während in der Landeshauptstadt (Dresden) nur beraten wird, wie man gegen den "Mordbrenner" am besten vorgehe, verfasst Luther einen Brief, in dem er Kohlhaas als Frevler Gottes bezeichnet und ihm damit die Grundlage für seinen Feldzug nimmt
- Kohlhaas trifft sich heimlich mit Luther und bekommt Amnestie beim Kurfürsten von Sachsen, wenn er im Gegenzug seine "Truppe" zerstreue
- Kohlhaas begibt sich unverzüglich nach Dresden, um seine Klage erneut einzureichen
- Nun sind auch seine zwischenzeitlich verschwundenen Pferde in miserablem Zustand wieder aufgetaucht, und als der Knecht Kunzes sich auf Raten des zahlreich auf dem Marktplatz vorhandenen Volkes weigert, die Pflege für diese Pferde zu übernehmen, entlässt Kunz ihn aus seinen Diensten; daraufhin herrschen anarchische Zustände auf dem Marktplatz: Es erfolgt ein gewaltsamer Übergriff auf Kunz, der nur durch zufällig vorbeiziehende Reiter unterbunden werden kann; die Schuld an diesem Vorfall wird indirekt Kohlhaas gegeben
- Die Klage wird abgewiesen und Kohlhaas wird inhaftiert(wird mit Hilfe einer Intrige überlistet)
- Der Kurfürst von Brandenburg erwirkt zwar die Auslieferung nach Brandenburg, doch der sächsische Kurfürst schaltet den Kaiser in Wien ein, der an Kohlhaas daraufhin ein Exempel statuieren will, da seine Gefolgschaft aus Protest gegen die Inhaftierung Kohlhaas' erneut die Brandschatzungen aufgenommen hat
- Kohlhaas verklagt über seinen Anwalt ebenso den Junker Wenzel vor dem Kaiser
- Doch plötzlich wird dem sächsischen Kurfürsten bewusst, dass Kohlhaas sowohl das zukünftige Schicksal des Staates Sachsen, als auch seines Herrschergeschlechts in schriftlicher Form bei sich trägt (eine Wahrsagerin hatte jene Prophezeiung auf einen Zettel geschrieben und diesen nicht etwa dem Kurfürsten von Sachsen, sondern einem Mann mit Federhut gegeben; erst jetzt als er Kohlhaas mit einem Federhut erblickt, erkennt er, dass es sich bei dem Fremden um Kohlhaas gehandelt hat)
- Die beiden Treffen sich während Kohlhaas' Weg zur vom kaiserlichen Gericht angeordneten Exekution
- Kohlhaas entsiegelt vor des Kurfürsten Augen die Prophezeiung und verschlingt sie
- Daraufhin lässt er sich widerstandslos enthaupten und nimmt somit den Inhalt der Prophezeiung mit ins Grab
- Zu seiner weiteren Genugtuung darf er kurz zuvor noch seine beiden nun wohlgenährten Pferde betrachten; das kaiserliche Gericht hatte seiner Klage stattgegeben und die Pferde füttern und den Junker Wenzel für 2 Jahre arretieren lassen
. Interpretation
- Gattung: Novelle(rhythmisch auskalkulierte Spannungsmomente, schneller Szenenwechsel & jähe Wendungen des Handlungsverlaufs)
Vom Aufbau her könnte man zwar meinen, dass es sich hierbei um ein Drama handelt,
jedoch handelt es sich hierbei um eine Novelle, wegen Kleists Festhalten am Dingsymbol der Pferde.
In einem Drama könnten sie unmöglich mehrmals auftreten, ohne lächerlich zu wirken. Aber gerade das Schicksal der Pferde hat Kleist ganz frei gestaltet. So verkörpern die Pferde auch immer in gewisser Weise Kohlhaas' Situation:
In ihrem Tiefpunkt(Marktplatz) wird auch Kohlhaas' Wende zur Katastrophe deutlich und mit ihrer Wiederherstellung am Ende der Triumph der Gerechtigkeit.
Allerdings weist dieses Werk auch einige Merkmale einer Chronik auf, da es sich auf wahre Begebenheiten bezieht und da der Erzähler über weite Strecken kommentarlos faktisches Geschehen in zeitlicher Folge referiert.
- Kleists Abschweifung gegen Ende des Buches ins Übersinnliche wurden oft als Stilbruch bezeichnet
Simon Rohrer,K12
- Zum Schluss der Novelle wurde noch einmal das Wesen der Begebenheit im Bildsymbol der Rosse verdichtet, die von nun an aus ihrer Erniedrigung befreit sind und stellvertretend für eine mögliche Ordnung in einer bisher so anarchischen Welt stehen.
- Pferde stehen auch für das Wirken Gottes, da sie (Vergleich mit Menschen) den höchsten Grad der Verfallenheit zeigen und auf eine übermenschliche Weise wiederhergestellt
werden; allerdings sieht es Kleist nicht als seine Aufgabe theologische Botschaften über sein Werk zu vermitteln und somit bleibt dieses Bild der Pferde real
- Ziel Kleists war es den zwischen 1808 und 1810 aufkommenden politischen Widerstandsgeist der deutschen Länder gegen Napoleon zu stärken
- Erzählweise: sehr viel Handlung, ohne Deutungen
übersichtliches Ereignis erweitert sich zum kaum überblickbaren
Ereignisgeflecht
Unvorhersehbarkeit der Dinge, da viele Zufälle und Schicksale
Anmerkungen: |
| impressum | datenschutz
© Copyright Artikelpedia.com