Das deutsche theater
Das deutsche Theater
Seine endgültige theoretische Definition und Realisierung fand das bürgerliche Trauerspiel in Deutschland. Die Idee vom Theater als Sittenschule für Bürger und Fürsten und als moralische Anstalt der Nation prägt das deutsche Theater auch heute noch. Mit erheblicher Verspätung gegenüber anderen europäischen Ländern entstand mit dem Ende des Stegreifspiels und dem Sesshaft werden der Wanderbühnen. Das deutsche Theaterleben wurde bis weit ins 18. Jahrhundert von reisenden Truppen v. a.
aus England dominiert. 1748 brachte Caroline Neuber mit Erfolg das Lustspiel eines jungen Studenten heraus. 1755 erreichte Lessing mit seiner Uraufführung des ersten deutschen Trauerspiel, Miss Sara Sampson einen Tränenüberflutenden Erfolg. In Anlehnung an sein Vorbild Shakespeare vertrat er stattdessen einen wirkungsästhetischen Ansatz. Der Aufklärer Lessing engagierte sich in Stücken immer wieder für eine humane, liberale und tolerante Gesellschaft. In der Mitte des 18.
Jahrhunderts erhoben intellektuelle Kreise verstärkt die Forderung nach der Einrichtung stehender subventionierter Bühnen. Die Idee von einem "Nationaltheater" fasste alle aktuellen Forderungen der Theaterreformer zusammen und schürte große Erwartungen. Von dieser Erwartung erhoffte man sich die Bildung einer deutschen Nation als Gesinnungs- und Gefühlsgemeinschaft. 1767 wurde in Hamburg das erste und einzige "Nationaltheater" ins Leben gerufen. Das Publikum begeisterte sich nur mäßig, es wollte nicht die Rolle als gelehriger Sittenschüler übernehmen. Um überhaupt Zuschauer zu bekommen musste der Dramaturg Lessing Kunststücke in seinen Vorführungen einbauen.
In der Weimarer Zeit entstanden literarische Meisterwerke, die wie Goethes zweiteilige Tragödie Faust bis heute eine große Herausforderung für jeden Regisseur darstellt. Die politischen und sozialen Revolutionen besiegelten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert das Schicksal des Feudalismus und erhoben das Bürgertum zur führenden politischen Kraft in Europa. Vom "Hoftheater Meiningen" ging die Theaterreform aus, neuartige Choreographien von Massenszenen fanden Anklang. Die Statisterie stand nicht länger als Teil der Dekoration in der Kulisse herum, sondern bewegte sich, erregte sich.Der Naturalismus war die erste Kunstbewegung, die das Elend der Massen und gesellschaftlichen Außenseiter veröffentlichte.
Der naturalistische Künstler verstand sich als empirischer Wissenschaftler, der die Gesetze des menschlichen Verhaltens erforscht. Die ersten Aufführungen, nach Zensur, waren überall in Europa von Skandalen begleitet. 1887 gründete Andre Antoine mit dem "Theatre Libre" den ersten europäischen Theaterverein, der u. a. zum Vorbild für die "freie Bühne" in Berlin wurde. Die strittigen Stücke konnten auf diese Weise an der Zensur vorbei in geschlossenen Mitgliederversammlungen zur Aufführung kommen.
Antoine ebnete dem modernen Drama und naturalistischen Aufführungspraxis den Weg auf die europäischen Bühnen. Das Milieu bestimmt die Bewegungen.
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