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  Die rote katze

Interpretation   Luise Rinser: Die rote Katze   Die in der Nachkriegszeit spielende Kurzgeschichte " Die rote Katze" von Luise Rinser behandelt das Problem, dass Menschen unter extremen Bedingungen zu unmenschlichen Handlungen fähig sind.   Ein dreizehn Jahre alter Junge sitzt auf den zertrümmerten Resten des elterlichen Hauses, dass er mit seiner Mutter und seinen zwei jüngeren Geschwistern bewohnt. Beim Essen wird ihm von einer mageren roten Katze ein Stück seines Brotes geklaut. Aus Wut wirft er einen Stein nach der Katze, was er jedoch auf der Stelle wieder bereut. Auch seine Geschwister füttern die Katze. Daraufhin erhalten sie Ärger von ihrem älteren Bruder.

Nach kurzer Zeit wird die Katze als ein festes Mitglied in die Familie aufgenommen. Der Junge versucht immer wieder die Katze zu vertreiben, bekommt aber nur Unverständnis von seiner Familie entgegnet. Die Katze erhält immer mehr Liebe durch die Familie und ihr Äußeres sieht nun wohlgenährt aus. Als im Winter die Hungersnot katastrophal wird und der Junge den Vorschlag ausspricht, das Tier zu schlachten, so verweigert die Mutter es kategorisch. Er fasste schweren Herzens den Entschluss das Tier heimlich umzubringen. Als die Mutter vermerkt, was ihr Sohn angerichtet hat, tröstet sie ihn.

Er ist sich jedoch nicht im klaren, ob es das Richtige was, was er getan hat.     Die Kurzgeschichte lässt sich in drei Sinnabschnitte einteilen. Der erste Sinnabschnitt verläuft von Seite 89 Zeit 1 bis Seite 89 Zeile 27. Er handelt von der ersten Begegnung des Jungen mit der Katze und erläutert die familiäre Situation näher. Der zweite Sinnabschnitt beinhaltet die Integration der Katze in die Familie und die immer größer werdenden Differenzen zwischen dem Ich-Erzähler und der Katze. Dieser Sinnabschnitt erstreckt sich über die Seite 89 Zeile 28 bis hin zur Seite 92 Zeile 18.

Der dritte abschnitt ist der kürzeste. In ihm liegt der Hohe- und der Wendepunkt der Geschichte.   Die in der Kurzgeschichte beteiligte Familie besteht aus einer alleinerziehenden Frau und derer drei Kinder. Der Vater, so lässt sich vermuten, ist mit größter Wahrscheinlichkeit im Krieg gefallen oder verschollen. Es geht unglücklicher Weise nicht aus dem Text hervor,   doch lässt  sich schlussfolgern, dass das älteste Kind, der Ich-Erzähler, ein Junge ist. Anlass dieser Annahme ist, dass der Junge die Vaterrolle in der Familie übernimmt.

Er ist im wesentlichen damit beschäftigt den Haushalt und das Essen zu besorgen. Besonderes Engagement ist ihm bei der Erziehung der beiden Geschwister zu zuteilen. All diese Sachverhalte begründen die These, dass der Junge schon bereits mit dreizehn Jahren eine erstaunliche Reife besitzt. Gerade aus diesem Grund, dass er die Vaterfunktion in der Familie übernimmt und sehr schwierige und anspruchsvolle Arbeiten erledigen muss, kann man sagen, dass er sehr belastbar, aufopferungsvoll und verantwortungsbewusst ist. Der Junge ist zusätzlich sehr realistisch und realitätsnah. Dieses zeigt sich daran, dass er während des Geschehens seine Gefühle unterdrücken kann und nicht auf sein Herz, sondern auf seinen Verstand hört.

Ihm ist von Anfang an bewusst, dass die Unterhaltung einer Katze ein Luxus ist, den sich die Familie in ihrer der zeitigen finanziellen Situation nicht leisten kann. Er tötet die Katze gegen den Willen seiner Gefühle, denn kurz vor der Tat streichelt er sie noch. Auch nach dem Tod ist er unsicher, ob er richtig gehandelt hat. Aus seinem Verhalten heraus kristallisiert sich, dass er in Krisensituationen über eine stark rationale Denkweise verfügt. Denn er kann es genau abschätzen, dass der finanzielle Standpunkt der Familie kein Mitesser erlaubt. Er handelt absolut selbstlos und unterdrückt seine eigenen Gefühle nur der Familie wegen.

Er kann es nicht mit ansehen wie eine faule Katze es gut hat und seine Mutter und Geschwister dafür hungern müssen.  Im Charakter der Mutter ist im Handlungsverlauf eine Wandlung festzustellen. Zuerst entgegnet sie ihrem Sohn mit Empörung und schlägt ihn sogar als er die Katze bestraft, weil sie den Fisch, den er für die Familie geangelt hat, ist. Sie erkennt nicht, dass sie ihren Sohn vernachlässigt und die Katze bevorzugt. Die Katze ist für die ein Fluchtweg aus der Realität. Sie verhilft ihr dazu, wieder Harmonie verspüren zu können.

Damit kann der Junge nicht umgehen. Er ist neidisch auf die Katze und fühlt sich von seiner Familie verraten , denn er war ja extra für die Familie zum Angeln gegangen. Als Dank für seine Leistung erhält er eine Ohrfeige. Es kommt ihm alles als ungerecht vor und dies ist auch Anlass dafür,             dass sein Hass und der Zorn auf des Tier immer mehr zunimmt. Eine Wandlung in der Mutter kehrt dann ein, als sie ihren Sohn mit der Blut verschmierten Jacke sieht und realisiert, was er getan hat. Sie reagiert verständnisvoll und schimpft nicht wie vorher, da sie nun versteht, dass es auch ihm nicht leid tut und ihn innerlich zerreißt.


Diese stelle in der Geschichte zeigt, dass der Junge sehr sensibel ist. Er zeigt seine Gefühle zwar kaum. Das liegt daran, das ersehr zurückhaltend und introvertiert ist, wenn es um seine eigenen Bedürfnisse geht. Im Inneren jedoch ist er sehr emotional und verletzlich.   Im Verlauf der Handlung ist in der Beziehung zwischen dem Jungen und der Katze eine erstaunliche Entwicklung erkennbar. Bis zum Wendepunkt der Geschichte eskaliert sein Zorn und die Wut auf die Katze immer stärker.

Dieses kann man besonders daran erkennen, dass er sie am Anfang " das Biest" nennt, später " das Vieh" und kurz vor dem Wendepunkt der Geschichte sogar "roter Teufel". Diese Ausdrücke spiegeln alle die negativen Einstellungen des Jungen gegenüber der Katze wieder. Er möchte sie einfach nicht in seinem Leben und im Leben seiner Familie akzeptieren. Am Wende- und somit auch Höhepunkt der Geschichte scheint dieser ganze negative Touch vergessen und er verliert kein herablassendes Wort mehr über die Katze. Er vergleicht das Schreien des Tieres mit dem eines kleinen Kindes. Dieses soll die Schutzlosigkeit und die Hilflosigkeit der Katze symbolisieren und verstärkt zum Ausdruck bringen.

    Zum Aufbau der Geschichte kann man sagen, dass es eine typische Kurzgeschichte ist. Sie ist auf einen Augenblick hin komponiert und zeigt nur einen kleinen Augenblick im Leben der Familie. Zum anderen sind die handelnden Personen nebensächlich und vollkommen austauschbar. Sie dienen nur zur Verkörperung und der Verdeutlichung eines Problems. Eine weitere typische Eigenschaft ist die Offenheit der Kurzgeschichte, damit ist der unvermittelte Einstieg und das offene Ende gemeint. Beides hat Luise Rinser bestens gemeistert und animiert den Leser dazu sie selbst ein moralisches Urteil zu bilden.

          Zu den Stilmitteln sie Rinder verwendet ist einiges zu sagen. Es wird erwähnt, dass die Katze grüne Augen hat. Das Grün ihrer Augen symbolisiert die Farbe der Hoffnung.  Da gerade die Hoffnung symbolisiert wird ist anzunehmen, dass die Mutter in der Katze eine Hoffnung, ein Licht am Ende des Tunnels, sieht. Es ist eine Schutzfunktion, damit sie nicht permanent über die schlechtes Umstände und die andauernde Armut nachdenkt, sondern sich auch an etwas erfreuen kann. Es entsteht aber ein Widerspruch, denn da es immer wieder gesagt wird und auch der Titel der Kurzgeschichte darauf verweist, dass es sich um eine rote Katze handelt.

Und die Farbe Rot symbolisiert Gefahr. Es lassen sich genauso Widersprüche in der Person des Ich-Erzählers wiederfinden. Er ist sich nämlich nicht im Klaren und teils auch sichtlich verwirrt darüber, ob er das Richtige mit dem Mord an der Katze getan hat, oder nicht.  Eine weitere Symbolik ist der Fluss, in dem er der Junge den Kadaver der Katze legt. Er soll die Katze davon tragen, so dass sie für immer aus seinem Leben verschwindet. Dies ist so zu verstehen, dass der Fluss all das Leid und die Last des Jungen davon schwemmen soll.

Es ist ebenfalls ein geschichtlicher Bezug in der Geschichte enthalten.  Die Aufnahme der Katze durch die Familie, mit Ausnahme von dem ältestem Kind, soll die Hilfsbereitschaft der damaligen Menschen widerspiegeln. Dieses hat einen Bezug zu den damaligen Deutschen, die vielen Vertrieben aus den östlichen Nachbarstaaten die Aufnahme gewehrt haben, obwohl sie sich selbst in einer materiell unkomfortablen Situation befanden. So lassen sich gewisse Parallelen zwischen der Familie in unsrer Geschichte und den damaligen gastfreundlichen Deutschen ziehen.   Die Geschichte ist aus der sicht des Jungen geschrieben, also aus der Ich-Perspektive. Er erzählt von einem kurzem Zeitraum in seinem Leben, den ihn sehr stark geprägt hat.

Die Kurzgeschichte ist in der Vergangenheitsform geschrieben, jedoch stehen die ersten und die letzten Sätze im Präsens.  Die Autorin wählt für die handelenden Personen Umgangssprache. Der Wendepunkt der Geschichte liegt wie schon erwähnt zu Beginn des dritten Sinnabschnittes. Es ist genau der Augenblick, an dem der Junge das Tier ermordet und in den Fluss wirft. In dem Moment denkt er nicht nur an die materielle Not, sondern erkennt, dass man   auch auf die Gefühle achten muss. Das nicht nur der Verstand und die Vernunft gute Tugenden sind, sondern auch Entscheidungen aus dem Herzen.

Als der Wendepunkt eintritt sagt der Junge: " Und jetzt weiß ich nicht, ob es richtig war, dass ich das rote Biest umgebracht hab. Eigentlich frisst so ein Tier doch gar nicht viel." Diese Schlusssätze sollen den Laser dazu veranlassen über die ethische Bedeutung der Tat nachzudenken. Wie viele andere Schriftsteller und Schriftstellerinnen  arbeitet auch Luise Rinser mit Bezügen aus der Bibel. So passt die Tat des Jungen auf den Satz den Jesus sprach: " Der Mensch lebt nicht nur von Brot allein!"   Der Autorin liegt es daran, zu zeigen , das es die materielle Not ist, die den Jungen dazu gebracht hat die Katze zu töten. Rinser portraitiert die sozialökonomische Situation des Nachkriegsdeutschland.

Und der Konflikt der Hauptpersonen dient dazu, diese Situation zu beschreiben und den Menschen leichter verständlich zu machen. Dieses zeigt sich auch, dass Rinser den Ich-Erzähler kaum über seine Gefühle und inneren Gedanken sprechen lässt. Dieses ist typisch für die Leute im Nachkriegsdeutschland, denn durch die permanente Unterdrückung und das sonstige Leid, was den damaligen Menschen angetan wurde, hatten sie keinen Mut und Kraft mehr sich stark zu machen. Insgesamt legt Luise Rinser es nicht auf eine Überraschung, Pointe oder Moral an, sondern erzählt eine Szene aus dem Alltag. Jedoch wählt sie nicht ein banales geschehen, sondern eines, das die Situation im Nachkriegsdeutschland beschreibt. Die Geschichte lässt sich von ihrer Zielsetzung nicht so leicht verstehen, das die Autorin die Tat des Jungen weder ver- noch beurteilt.

  Meine persönliche Meinung zu dieser Kurzgeschichte ist eher gespalten. Ich muss ein großes Lob an die Autorin aussprechen, denn ich finde es sehr klug, dass sie den Jungen nicht be- oder verurteilt. Es ist nicht so wie in anderen Geschichten, wo dem Leser ständig die Meinung des Autors bzw. der Autorin suggeriert bekommt. Man ist dadurch unabhängiger und erhält schneller seine eigene Meinung über das Verhalten der Akteure. Auch die sonstige Form und Schreibweise ist akzeptabel.

Jedoch gefällt mir der Inhalt nicht sehr gut. Das ist aber keine Kritik, eher ein persönliches Problem, da ich mich mit keiner der handelnden Personen identifizieren kann. Mir fällt es schwer sich in das Geschehen hineinzuversetzen. Was zum großen Teil an den vielen Widersprüchen, die in Verhalten des Jungen auftreten liegt.   Ein aktueller Bezug ist auf jeden Fall vorhanden. Da die Zeit des Nationalsozialismus einer Diktatur unterlag kann man einen Bezug zu dem Irakkrieg herstellen.

Aber genauso ist es in allen Dritte-Welt- Ländern. In denen Millionen Menschen um das tägliche Überleben kämpfen. Die Kurzgeschichte wird wahrscheinlich solange Aktualität behalten, bis es keine Menschen mehr gibt, denn Armut ist ein Problem weltweit, wofür es leider keine realisierbare Lösung gibt.              

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