Biographie
Kindheit - Lehre -
Studium - Beruf
Karl-Alois Schenzinger wurde am 28. Mai 1886
als Sohn des Steueruntersuchungs-Assistenten Karl August Schenzinger in Neu-Ulm geboren.
Bereits zwei Jahre später zog die Familie nach Ravensburg. In dieser Stadt besuchte
Schenz, wie ihn seine Freunde riefen, das Gymnasium und trat nach seiner Schulzeit eine
Apothekerlehre an. Die Jahre 1908-1913 verbrachte Schenzinger als Medizinstudent. Er
besuchte die Universitäten in Freiburg im Breisgau, München und Kiel und promovierte
schließlich mit einer Untersuchung über Abnorme Hormone bei der
Schizophrenie".
Den 1. Weltkrieg erlebte der damals
28-Jährige als Sanitätsoffizier. Nach dem Krieg ging Schenzinger nach Hannover, wo
seinem Interesse an der Literatur vielfältige Ausdrucksformen und Anwendungsbereiche
offenstanden. So wurde er zum Beispiel zu einem der Mitbegründer der Kästner-Bühne in
Hannover. Mit dem 1921 bei Rohwolt verlegten Drama Berggang, trat Karl-Alois Schenzinger
erstmals als Autor in Erscheinung. Als ihm die Stelle eines Medizinalrates angeboten
wurde, nahm Schenzinger, der nichts mehr fürchtete als daß sein Leben zur vorhersehbaren
Routineangelegenheit reduziert werden könnte, von heute auf morgen Reißaus.
Emigration in die USA
Mit 300 Dollar und einigen Perserteppichen im
Gepäck, aber ohne ein Wort englisch zu sprechen, schiffte er sich am 13. Oktober 1923 auf
einem Emigrantendampfer nach New York ein. Dort angekommen arbeitete sich Schenzinger vom
Hausmeister bis zum Nachtambulanz-Arzt hoch. Nebenbei verfaßte er zwei surrealistische
Dramen, die Kiepenheuer später verlegte, und erstand außerdem eine Filmkamera.
Die Vision vor Augen, eines Tages mit der
großen Fox Film Company konkurrieren zu können, gründete Schenzinger die West
Star Film Company", die er ganz allein unterhielt. Dabei scheute er auch gefährliche
Manöver, wie zum Beispiel die Aufnahme des Zeppelins Los Angeles" von
stürmischer See aus, nicht.
Doch der Mut und Einsatzwille des frischgebackenen
Filmproduzenten wurden nicht belohnt. Als Schenzinger seine Aufnahmen im heimischen
Deutschland verkaufen wollte, fielen diese einem Brand im Schneideraum der Berliner
Filmagentur Terra" zum Opfer.
Dermaßen vom Pech verfolgt, begrub er seine
Ambitionen als Filmemacher und wurde 1925 in Wedding, einem Arbeiterstadtteil Berlins,
seßhaft. Hier widmete sich Schenzinger wieder seinen literarischen Fähigkeiten. Seinen
ersten großen Erfolg als Schriftsteller feierte er 1928 mit seinem Abenteuerroman Abitur
am Niagara, der von der Frankfurter Illustrierten für ein Honorar von 6000 Mark
abgedruckt wurde. Daraufhin kündigte Schenzinger seine Anstellung als Kassenarzt und trat
im Auftrag seines Verlages eine Weltreise an, die ihn durch Kanada, die USA und den
Südsee-Raum führte.
Die Eindrücke dieser Reise hielt er in drei Illustriertenromanen
fest.
Politische
Aktivitäten in den 30er Jahren
Die Erfahrungen mit dem Proletariat und
dessen Polarisierung in links- und, vor allem, rechtsextreme Gruppen, die Schenzingers
früherer Beruf mit sich brachte, beeinflußten seine Literatur fortan maßgeblich.
Als er 1931 vom damaligen Reichsjugendführer
Baldur von Schirach den Auftrag erhielt, einen Propagandaroman für die Hitlerjugend zu
erstellen, verfaßte der von der nationalsozialistischen Ideologie erfaßte Schenzinger
den Hitlerjunge Quex. Dieser Roman, in den er seine Milieukenntnisse der Berliner
Arbeiterschaft voll einbrachte, avancierte zum bekanntesten Jugendbuch der 30er Jahre und
wurde 1933 sogar von der Ufa verfilmt. Darüber hinaus formulierte er einige Reden für
den Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Joseph Goebbels.
Schenzinger, der in die NS-Bewegung
zunächst politische und soziale Hoffnungen gesetzt hatte", ließ ab 1935 von der
politischen Literatur ab und befaßte sich mit naturwissenschaftlich-technischen Themen.
Der 1936 erschienene Roman Anilin erzielte, genau wie das 3 Jahre später veröffentlichte
Metall, Millionenauflagen, die Schenzinger zum Bestseller-Autor und zum Begründer des
populärwissenschaftlichen Journalismus machten.
Erfahrungen im Zuge
der Entnazifizierung
Im 2. Weltkrieg diente Schenzinger als Arzt
bei der deutschen Luftwaffe in Wien. Hier lernte er auch seine spätere Frau Gertraud
kennen, die 30 Jahre jünger ist als er selbst. Noch während des Krieges heirateten die
beiden am 27.5.
1944 in der österreichischen Donaustadt und zweieinhalb Jahre später kam
ihr Sohn Axel auf die Welt, der aber ein Einzelkind bleiben sollte.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde der vielgelobte
Schriftsteller von seiner politischen Vergangenheit eingeholt. Die Amerikaner deckten im
Rahmen der Entnazifizierung, seine Sympathien zum Nationalsozialismus der frühen 30er
Jahre auf und sperrten ihn in das Lager Mauerkirchen. Der Autor mußte sich 1947 vor der
Landauer Spruchkammer verantworten, wurde aber lediglich als Mitläufer eingestuft. Obwohl
man intensiv nach tiefbraunen Flecken auf seiner Weste fahndete", kam
Schenzinger, der nie Mitglied der NSDAP war, mit einer Geldstrafe von 80 RM davon.
Zurückgezogenes
Leben im niederbayerischen Raum
Nach dem Krieg trat der mittlerweile
59-Jährige eine Doktorenstelle in Niederbayern an. Wenige Jahre später praktizierte er
an der Heil- und Pflegeanstalt Mainkofen bei Deggendorf, wo er 1950 seine eigene
Arztpraxis eröffnete. Ab 1951 lebte Schenzinger mit seiner Frau Gertraud in Prien am
Chiemsee, wo er versunken in seine literarischen Arbeiten noch viele erfolgreiche
Sachbücher schrieb. Vor allem der bereits 1950 erschienene Roman Atom knüpfte sowohl vom
Inhalt, als auch vom Erfolg, nahtlos an die Bestseller vor dem Krieg an. Am 4.7.
1962 erlag
Karl-Alois Schenzinger nach einem bewegten Leben, in dem er viele Höhen und Tiefen
durchgestanden hatte, im Alter von 76 Jahren einem Herzschlag. Seine Frau, mittlerweile
wieder verheiratet, lebt noch heute in Prien am Chiemsee.
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