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  Rastafari in deutschland

Gliederung   0.      Einleitung 1.      Enstehungsgeschichte der Rastas 1.1.            Allgemein 1.2.

            1930 - 1950 1.3.            1960 - heute 2.      Einfluss der Kultur 2.1.            Musik 2.

2.            Erscheinungsbild 2.2.1.     Kleidung 2.2.

2.     Dreadlocks 2.3.            Marihuana 3.   Blick in die Zukunft Literaturverzeichnis:   1.      Barsch, Volker: Rastafari: Von Babylon nach Afrika, Mainz 2003 2.

      Chevannes, Barry: Rastafari-Roots and Ideology, Syracuse University Press 1994 3.      Davis, Stephen: Reggae Bloodlines.In Search Of The Music And Culture Of Jamaica, Doubleday 1977 4.      Köhlings, Ellen & Lilly, Pete: Tony Rebel Connecting Worlds. In: riddim, Bd.01/2004, München 2004, S.

53-59 5.      Lee, Hélène: Der Erste Rasta, Höfen 2000 6.      McCann, Ian (Hg.) : Bob Marley - In Eigenen Worten, Heidelberg 2000 7.      Grüne Jugend Bundesverband, Brandenburg 2002-2003: https://www.hanf-fuer-alle.

de/legalisierung/wieso.php 8.      Jäger, René, Rasta Revolution: https://www.rasta-revolution.de/index1.php, 12.

02.2004 9.      JAH guidance an protection, Roots & RasChris : https://web11.austria182.server4free.de/rastafari/community/files/index.

php, 07.03.2004 10.  YaBB SE Dev-Team, Rasta-Forum.de: https://www.rasta-forum.

de/                               0. Einleitung   Seit den 70er Jahren kommt die Reggae-Musik mehr und mehr in Europa, Kanada und den USA auf.  Hauptsächlich schreibt man diese Verbreitung dem Musiker Bob Marley aus Jamaika zu. Mitte der 80er Jahre veränderte sich dieser Roots-Reggae in verschiedene Musikrichtungen wie Dub, Dancehall und Consciousness, um nur einige zu nennen. Diese Musik beeinflusste natürlich die jungen Generationen bis heute. Daraus konnten wiederrum andere Menschen wirtschaftliche Vorteile z.

B. in der Mode ziehen. Ich möchte mit dieser Arbeit verdeutlichen, in wie weit auch die Kultur, die mit dem Reggae zusammenhängt, Einfluss auf die Jugend hatte bzw. noch hat. Dazu habe ich nicht nur mehrere Bücher gelesen, sondern mich auch mit Rasta-Anhängern unterhalten. Zum Anfang werde ich einen kurzen Überblick über die Entstehung der Rasta-Religion geben, um den Umfang der Kultur deutlich zu machen.

Teil zwei beschäftigt sich mit dem Einfluss in drei verschiedenen Bereichen. Und in Teil vier werde ich versuchen, eine zukünftige Entwicklung des Rasta-Kults in Deutschland zu finden.   1. Entstehungsgeschichte der Rastas   1.1. Allgemein   Rastafari wird oft als "jamaikanische Religion" bezeichnet.

Dabei definiert sich die Mehrheit der Rastas in Jamaika nicht als jamaikanisch, sondern als afrikanisch bzw. als äthiopisch. Ihren Aufenthalt in Jamaika sehen die Rastas als ein langes, aber vorübergehendes Exil an. Ihr Ziel ist die Repatriation, die Rückkehr nach Afrika. Der Name der Bewegung (als Religion wird der Rastafarianismus erst später bezeichnet) leitet sich aus dem Namen des Kaisers von Äthiopien ab. Ras Tafari Makonnens wurde 1930 gekrönt und gab sich den Namen Haile Selassie, was soviel heißt wie "Kraft der Dreieinigkeit".

Mit diesem und weiteren Namen ("König der Könige", "Siegreicher Löwe vom Stamme Juda") stellte er eine Verbindung mit der Bibel her. Die Rastas beziehen sich auch in einem weiteren, sehr wichtigen Punkt ihres Glaubens auf die Bibel. So glauben sie selbst an Zion, als das gelobte Land und meinen damit Afrika. Den Rest der Welt bezeichnen sie als Babylon, dass die Menschen, egal ob schwarz oder weiß, unterdrückt. Der Begriff bezieht sich auf die babylonische Gefangenschaft der Juden im Alten Testament, die von den Rastas mit der Versklavung der AfrikanerInnen identifiziert wird.   1.

2. 1930 - 1950   Die Krönung Haile Selassies als Kaiser von Äthiopien ist der Anlass für die Entstehung der Rastafari-Bewegung gewesen. Verschiedene jamaikanische Straßenprediger fingen daraufhin am Anfang der 30er Jahre an, die Göttlichkeit Haile Selassies zu verkünden. Als bekannteste dieser Straßenprediger und außerdem als Begründer der Rastafari-Bewegung gelten heute Leonard P. Howell, Joseph N. Hibbert und Archibald Dunkley.


Sie verbreiteten ihre Botschaft unabhängig von einander, sodass sich die Bewegung von Anfang an in verschiedene Gruppen teilte. Wichtig für die weitere Entwicklung der Bewegung war auch, dass sie nicht formell gegründet wurde, sondern sich allein durch die Prediger mit ihren Anhängerschaft, die sich größtenteils aus Arbeitern, landlosen Bauern und Arbeitslosen zusammensetze, entwickelte. Heterogenität und Dynamik kennzeichnen die Bewegung von Anfang an. Der Prediger Leonard P. Howell, geboren in Jamaika, gilt als die einflussreichste Figur unter den frühen Rastas. In der Zeit von 1918 - 1931 lebte er im New Yorker Stadtteil Harlem, wo er sich der United Negro Improvement Association (UNIA) anschloss.

Als er 1932 wieder nach Jamaika zurückkehrte, kontaktierte er Marcus Garvey, den Vorsitzenden der UNIA.  Marcus Garvey gilt heute noch unter den Rastas als eine wichtige Persönlichkeit und wird sogar bei den Bobo Dreads, einer Rasta-Gruppe, der auch der Reggae-Star Sizzla angehört, als Prophet verehrt. Doch damals verbot er Howell, öffentlich Bilder von Haile Selassie zu verkaufen, woraufhin Howell aus der UNIA austrat und seine eigene "Kings Of Kings Mission" gründete. Er bezeichnete sich selbst als Botschafter Selassies und wirkte hauptsächlich außerhalb von Kingston, im Gegensatz zu den meisten Rastafari-Predigern. Bei seinen Versammlungen verkaufte er Bilder Selassies, bezeichnete ihn als "schwarzen Messias" bzw. als Gott und berief sich auf die Bibel.

Gleichzeitig leugnete er in seinen Reden die Autorität des Königs von England, sowie die der englischen und jamaikanischen Regierung. Er verkündete, Selassie würde die Afro-JamaikanerInnen nach Afrika zurückbringen. Diese Aussagen führten dazu, dass sich noch mehr schwarze Menschen der jamaikanischen Bevölkerung, die sich von der "weißen" Oberherrschaft unterdrückt fühlten, Howell und den Rastas anschlossen. Die Vertreter der Kolonialmacht in Jamaika konnten diese Agitationen Howells nicht ignorieren und brachten ihn mehmals ins Gefängnis, erklärten ihn für verrückt und sperrten ihn schließlich bis Ende 1938 in die Bellevue-Psychatrie ein.  Die Rastafari-Bewegung bestand inzwischen aus zahlreichen kleinen Gruppen. Immer wieder wurden Rastas Opfer gewalttätiger Attacken ihrer Gegner, zu denen auch die Polizei zählte.

Nach seiner Entlassung erwarb Howell 1940 eine ehemalige, 200 Hektar große Plantage namens Pinnacle in der Nähe von Sligoville. In dieser Kommune, die in den 40er Jahren zum wichtigsten Zentrum der Rastafari-Bewegung wurde, lebten ca. 1600 bis 1800 Rastas. Sie betrieben dort eine subsistenzorientiere Landwirtschaft und Howell wurde zu einer Art Anführer. 1941 kam es zu einer Polizeiattacke, die sich auf Aussagen von Einwohnern Sligovilles stützte, die Rastas hätten Gewalt gegen Anwohner außerhalb des Pinnacles angewandt, und es wurden 70 Rastas festgenommen. Auch Howell wurde erneut festgenommen und zu zwei Jahren Arbeitlager verurteilt.

Nach 1943 gab es jedoch keine Übergriffe mehr und die Kommune lebte relativ isoliert und ohne Schwierigkeiten mit den Behörden. Der intensive Marihunaanbau lieferte der Polizei schließlich 1954  eine Begründung zur Auflösung des Pinnacles. Es wurden nach Angaben des Daily Gleaners, der einzigen jamaikanischen Tageszeitung, acht Tonnen Marihuana beschlagnahmt und 140 Rastas wurden wegen Drogenbesitzes zu einem Jahr Zwangsarbeit verurteilt. Nach der Zerstörung des Pinnacles spielte auch Howell keine größere Bedeutung innerhalb der Rastafari-Bewegung mehr und Kingston wurde zum Zentrum der Rasta-Aktivitäten. In den 50er Jahren nahmen die Spannungen zwischen den Rastas und ihren Gegner immer mehr zu. Der Daily Gleaner stellte die Rastas als verwahrloste, schizophrene, marihuanasüchtige Kriminelle dar.

So waren Festnahmen von Rastas und das Abschneiden ihrer Dreadlocks alltägliche Polizeipraxis. Als Vorwand für diese Erniedringung diente meistens der angebliche oder tatsächliche Besitz von Marihuana. Als 1955 Maymie Richardson im Auftrag der Ethiopian World Federation (EWF) nach Jamaika kam und verkündete, Haile Selassie habe den Menschen in der afrikanischen Diaspora ein Stück Land in Äthiopien zur Verfügung gestellt, wurde das von den Rastas als Aufforderung zur Repatriation (s.Einleitung) interpretiert.Das Thema Repatriation rückte in den folgenden Jahren immer mehr ins Zentrum des Rastafari-Diskurses. Im März 1958 organisierte Prince Emmanuel Charles Edwards (später Kopf der Bobo Dredas) ein Rasta-Convention (engl.

für Versammlung) zu der mehr als 3000 Teilnehmer aus allen Teilen der Insel kamen. Er zeigte damit der Öffentlichkeit, dass die Rastas in der Lage waren eine gewisse Anzahl von Menschen zu mobilisieren und ihren Protest gemeinsam zu artikulieren. Dies wurde wiederrum  vom jamaikanischen Etablishment als Bedrohung empfunden und es kam zu noch brutaleren Polizeiangriffen, oft ganz willkürlich, auf die Rastas. Das Camp, in welchem die Tagung stattgefunden hatte, wurde wie auch andere Rasta-Zentren 1958 geräumt, zerstört oder niedergebrannt.  Die Rastafari-Bewegung wurde von der jamaikanischen Presse nur noch als eine Ansammlung Krimineller hingestellt.   1.

3. 1960 - heute   Angesichts der immer mehr zunehmenden Feindseligkeiten der Öffentlichkeit gegenüber der Rastafari-Bewegung wandten sich einige der führenden Rastas an das University College of the West Indies und baten um Unterstützung. Daraufhin führten die Sozialwissenschaftler Michael G. Smith und Rex Nettleford sowie der Historiker Roy Augier eine Studie durch. Die Ergebnisse wurden im August 1960 im Daily Gleaner veröffentlicht. Der "University Report" enthielt Informationen zur Geschichte der Rastas, sowie ihre aktuelle Situation und Ziele, wobei Repatriation an erster Stelle stand.

Der jamaikanischen Regierung wurde darin unter anderem empfohlen, die Rastas bei einer physischen Rückkehr nach Afrika zu unterstützen. Dafür sollte eine Delegation, an der auch Vertreter der Rastafari-Bewegung teilnehmen sollten, nach Afrika geschickt werden, um Migrationsmöglichkeiten zu erkunden. Der Universitätsbericht hatte das Ziel, die Lage zu entspannen und den Rastas die Möglichkeit zu geben, sich langfristig mit der übrigen jamaikanischen Gesellschaft zu arrangieren. Premierminister Norman Manley von der People's National Party (PNP) schickte tatsächlich eine Delegation nach Afrika. Teile der jamaikanischen Bevölkerung missbilligten jedoch diese überraschenden Zugeständnisse an die Rastas. An der zweimonatige Mission to Afrika, die durch Äthiopien, Nigeria, Ghana, Liberia und Sierra Leone führte, nahmen auch drei Rastas teil.

Diese Beschäftigung mit der Rastafari-Thematik bedeutet eine erste Anerkennung der Rastafari-Bewegung durch das "offizielle" Jamaika. Bei den Wahlen 1962 kam es in Jamaika zu einem Regierungswechsel und der neue Premierminister Alexander Bustamante und seine konservative Jamaican Labour Party (JLP) widmeten der Rastafari-Bewegung weniger Aufmerksamkeit. Als Jamaika am 6.8.1962 unabhängig wurde, wolle die JLP ein neues Nationalbewusstsein aufbauen, wobei der ganze Back-to-Africa - Gedanke der Rastas als störend und überflüssig empfunden wurde. Im April 1963 kam es zu einem Amoklauf von sechs Rastas, wobei zwei Polizisten, drei weitere Personen und drei der Angreifer ums Leben kamen.

Dieses Ereignis verschaffte der Beziehung zwischen den Rastas und der jamaikanischen Gesellschaft einen erneuten Rückschlag. Die Polizei verhaftete und misshandelte zwei weitere Tage lang Rastas in den angrenzenden Bezirken. Die Öffentlichkeit machte den angeblichen Marihuanamissbrauch der Rastas für den Ausbruch der Gewalt verantwortlich und der jamaikanische Innenminister kündigte daraufhin eine Kampange zur entgültigen Vernichtung des Marihuanaanbaus an. Ein Ereignis hat besonderen historischen Wert für die Rastafari-Bewegung: der Staatsbesuch von Haile Selassie in Jamaika am 21.4.1966.

Er führte zu einer starken Aufwertung der Rastas in den Augen der jamaikanischen Öffentlichkeit, da hauptsächlich Rastas die umfassenden Begrüßungszeremonien übernahmen und sogar einige führende Rastas zu Privataudienzen eingeladen wurden. Nichsdestotrotz kam es weiterhin zu Konfrontationen und Vernichtungen von Slums, in denen viele Rastas lebten. Ende der 60er Jahre kam es zu einer gegenseitigen Beeinflussung der Rastafari-Bewegung und der Black-Power-Bewegung. Eine zentrale Rolle spielte dabei der prominenteste Black-Power-Aktivist in Jamaika, Walter Rodney. Er war Lektor für Geschichte an der University of the West Indies und organisierte außerdem öffentliche Vorträge und Diskussionen in den Straßen von Kingston und in den Slums. Der JLP-Regierung gingen Rodneys Aktivitäten gegen den Strich.

Deshalb wurde er, als er von Montréal kam und wieder einreisen wollte, nicht nach Jamaika hinein gelassen. Diese Verbannung führte zu Protestdemonstraionen in Kingston an denen sich StudenInnen, Black-Power-AktivistInnen, Rastas und viele Jugendliche aus den Slums beteiligten. Im Jahr 1969 fand eine Demonstration gegen die Zustände in Jamaika von ca. 500 Rastas in St. Ann's Bay statt, woraufhin die beiden Rasta-Radiosendungen The Lion of Judah Time und Speak Love verboten wurden. Trotz allem war die steigende Popularität der Rastafari-Bewegung weder durch Verbote noch durch Polizeiattacken aufzuhalten.

Entscheidenden Anteil hat daran die aus Ska und Rock-Steady entstandene Reggae-Musik. Malereien und Skulpturen von Rasta-Künstlern erweckten erstmals das Interesse und es gab immer mehr junge Angehörige der Mittelklasse, die sich zu Rastafari bekannten. Im Wahlkampf 1972 benutzen sogar die beiden Spitzenkandidaten der JLP und der PNP Rasta-Symbole um Wähler zu erreichen. Die PNP gewann schließlich die Wahlen 1972 und 1976 mit Michael Manley an der Spitze. Diese Regierung war den Rastas gegenüber positiver eingestellt als jede vorherige Regierung. Marihuana blieb aber auch weiterhin illegal, so dass es nach wie vor zu regelmäßigen Auseinandersetzungen mit der Polizei kam.

Haile Selassies Sturz 1974 und sein Tod 1975 bedeuteten keinesfalls das Ende der Rastafari-Bewegung. Die Rastas waren der Ansicht, ein Gott könne niemals sterben und deshalb war er für sie, trotz dass sein körperliches Dasein beendet war, genauso lebendig wie zuvor. Bezeichnend dafür ist, dass der Rasta und Reggae-Sänger Bob Marley  einen Tag nach der Nachricht vom Tode Haile Selassies sein Lied "Jah live!" aufnahm. Mit diesem "ersten Superstar der Dritten Welt" begann eine internationale Verbreitung der Reggae-Musik und - wenn auch in geringerem Ausmaß - der Rastafari-Bewegung. Als Bob Marley 1982 starb, erhielt er ein öffentliches Staatsbegräbnis zu dem sich 24000 Menschen in der National Arena in Kingston versammelten. Die Tatsache, dass ein Rasta in dieser Weise vom offiziellen Jamaika geehrt wurde, verdeutlicht, in was für einem Ausmaß sich das Image der Rastafari-Bewegung innerhalb der jamaikanischen Gesellschaft in den 70er Jahren gewandelt hatte.

Vom 23. bis zum 25.7.1982 fand in Toronto die erste internationale Rastafari-Konferenz statt. Weitere folgten in unregelmäßigen Abständen. Diese Versammlungen stellten eine erstmalige formelle Verbreitung der Rasta-Idee im Internationalen Raum dar.

  2. Einfluss der Kultur   2.1. Musik   Die Reggae-Musik wird meistens pauschal einfach mit Rastafari identifiziert. Daber entwickelte sich dieser Musikstil erst Ende der 60er Jahre, also knapp 30 Jahre nach der Entstehung der Rastafari-Bewegung. Vorläufer  waren der Mento (bis in die 50er Jahre die populärste Musik in Jamaika), der jamaikanische Rythm & Blues, der Ska und der Rock Steady.

Bis heute haben sich viele verschiedene Reggae-Stile entwickelt (Roots, Dub, Dj, Rockers, Lovers, Raggamuffin, Dancehall, Consciousness) und nur ein Teil davon (vor allem Lieder des Roots- und Consciousness-Stils) ist von Rastafari inspiriert. Die eigentlichen Rhythmen und Basstrommeln stammen von den Nyabinghi-Trommeln. Diese Musik begleitete die versklavten AfrikanerInnen auf ihrem Weg von Afrika nach Jamaika und wurde dort beibehalten. Also lässt sich als Musik der Rastas nicht der Reggae, sondern nur das Nyabinghi-Trommeln bezeichnen. Mit Bob Marley und anderen wurden ab den 70er Jahren Texte, die die Rasta-Botschaft enthielten, vor allem erst in England verbreitet. In Deutschland waren in den 70ern eher Hippies und Studentenrevolte als emanzipatorische Bewegungen populär und präsent.

  Nach dem Tod Marleys spielte in den 80er Jahren der Inhalt der Lieder immer weniger eine Rolle. Es setzte sich der Slackness-Stil durch (engl. für Nachlässigkeit, Schlaffheit). Bei Slackness-Texten stehen das Prahlen mit sexueller Potenz und detaillierte Koitus-Schilderungen im Mittelpunkt. Ein solcher Missbrauch der Reggae-Musik führte zu Klisches und Gleichsetzungen mit dem Hip-Hop der New Yorker Schwarzen und negativen Meinungen über Rastafari. Zu weiteren Fehlinterpretationen kann es beim Dancehall-Reggae kommen.

Bei diesem Stil stehen oft luxuriöse Konsumgüter im Mittelpunkt. Doch dies ist in den allermeisten Fällen nicht wörtlich gemeint, sondern dem Zuhörer wird ein Spiegel vorgehalten. Die Dancehall-Metaphorik richtet sich an ein bestimmtes Publikum und kann Außenstehende oft irritieren. In den 90er Jahren veranlassten immer öfter vorkommende Schießereien im Umfeld des jamaikanischen Dancehalls mehrere Stars, wie zum Beispiel Buju Banton sich von Slackness loszusagen. In diesem Zusammenhang kam es innerhalb der Dancehalls zu einem Revivel von Rastafari-Inhalten. Sich in Jamaika entwickelnd dehnte sich die Veränderung, aufgrund der meist amerikanischen oder englischen Labels, auch in Europa aus.

Der neue Consciousness-Stil verbindet Rasta-Texte mit den computerisierten Rhythmen und dem Sprechgesang des Dancehall-Stils. Mit diesem neuen Mix schafft der Reggae auch seinen Aufschwung in Deutschland Ende der 90er Jahre. Am bekanntesten sind wohl die Interpreten Sizzla, Capleton, Tony Rebel, Buju Banton und Bushman. Durch ihre Musik entstanden eigene Raggae-Labels wie Germaican, Reggae-Abteilung in jedem Musikladen, Internetseiten und Festivals wie das Summerjam (seit 1986) und der Chiemsee-Reggae-Summer (seit 1994) in Deutschland. Solch eine Komerzialisierung des Reggae führt auch eine Komerzialisierung der Rastas mit sich.   2.

2. Erscheinungsbild   2.2.1. Kleidung   Es ist eine Eigenart des Menschen seinen Idolen in nichts nachzustehen, wie sie auszusehen oder sie in auf andere Art und Weisen zu imitieren zu wollen. Musikstars des Reggaes zeichnen sich unter anderem durch die Farben grün-gelb-rot in Form von Kleidung, auf Postern oder Cd-Covern aus.

Diese Farben sieht man immer in Verbindung mit den Rastas. Sie sind die Farben der äthiopischen Flagge und die Rastas drücken damit aus, dass sie sich selbst nicht als JamaikanerInnen sonder als ÄthiopierInnen bzw. AfrikanerInnen definieren. Außerdem haben diese Farben für die Rastas folgende symbolische Bedeutung: Rot steht für das Blut, das die Afrikaner im Kampf gegen Sklaverei und Kolonialismus vergossen haben; Gold (oder Gelb) steht für die Schätze, die ihnen von den Europäern geraubt wurden; Grün steht für das Land, das ihnen von den Europäern weggenommen wurde. Gleichzeitig stehen rot, gelb und grün als Regenbogenfarben für einen Neuanfang, das heißt für die Wiederauferstehung aller Menschen mit schwarzer Hautfarbe nach jahrhundertelanger Unterdrückung. Auch der Löwe mit einer Krone und einem Kreuz dargestellt, ist ein beliebtes Symbol der Rastas.

Er ist das Wappentier von Äthiopien und "Löwe von Juda" war einer der wichtigsten Titel Haile Selassies. Je mehr die Reggae-Musik "in" wird, desto mehr Jugendliche fangen an, Rasta-Farben zu tragen ohne sich deren Bedeutung bewusst zu sein. Dazu trägt auch der Mode-Markt bei, so dass es fast überall möglich ist grün-gelb-rot-Produkte in allen - oft falschen - Varianten zu finden. Diese Komerzialisierung der Rasta-Symbole und -Farben wird von den Rastas als eine weitere Maßnahme Babylons dargestellt. Orthodoxe Rastas kritisieren sogar die  Rasta-Musiker, weil sie meinen, dass diese sich mit Babylon einlassen, sich gegen Zion wenden und nur auf ihren persönlichen Profit bedacht sind. So gesehen, unterstützt Reggae die Ausbeutung von Menschen mit schwarzer Hautfarbe, anstatt sie zu bekämpfen.

Im Gegensatz dazu betont der Sänger Jah Bones die große Bedeutung des Roots-Reggae  für die Verbreitung der Rastafari-Botschaft. Er macht auf die erzieherische bzw. bewusstseinsbildende Funktion von Reggae-Musik aufmerksam. Die wichtige Botschaft von Liebe und Frieden (Love and Peace) gegenüber allen Mitmenschen, gegen Unterdrückung anzu - und für Gerechtigkeit mit gewaltlosen Mitteln zu kämpfen, geht aber völlig verloren, wenn jeder beliebige Jugendliche die Rasta-Symbolik trägt und nicht versteht. Dadurch wird die Rastafari-Bewegung mit allen anderen vorübergehenden Modebewegungen unter eine Decke gesteckt und ihr Wichtigkeit wird nicht erkannt.    2.

2.2. Dreadlocks   Eine weitere Modeerscheinung seit Ende der 90er Jahre ist es, sich Dreadlocks wachsen zu lassen. Oft werden auch geflochtene Zöpfe als sogenannte Rasta-Zöpfe bezeichnet. Echte Dreadlocks werden jedoch nicht beim Friseur gemacht. Sie entstehen gerade dadurch, dass die Haare nicht künstlich behandelt, sondern in ihrer natürlichen Form belassen werden, das heißt, die Haare werden weder geschnitten noch gekämmt - sie wachsen frei und verfilzen.

Die Rastas betrachten Dreadlocks als die natürliche afrikanische Haarform und damit als Ausdruck schwarzen Selbstbewusstseins bzw. afrikanischer Identität. Da eine solche Frisur bei Mitgliedern der übrigen Gesellschaft bzw. Babylon Furcht (Dread) einflößen konnte, nannten die Rastas ihre verfilzten Haare Dreadlocks. Bereits Ende der 60er Jahre waren die Dreadlocks-Rastas innerhalb der Bewegung klar in der Mehrheit, und seitdem gelten die verfilzten Locken als typisches Merkmal der Rastas. Aber genausowenig wie alle Rastas Dreadlocks tragen, ist jede Person mit Dreadlocks ein Rasta.

  Inzwischen ist  auch das Tragen von gestricken Wollmützen bei Nicht-Rastas mehr und mehr zum Trend geworden. Diese Tams benutzen die Rastas seit den 60er Jahren, um ihre Locks in der Öffentlichkeit zu bedecken. Die Bobo Dreads tragen immer einen Turban, um ihre Dreadlocks vor den verunreinigenden Blicken Ungläubiger zu schützen. Inzwischen wird diese Form von Frisur jedoch auch schon als typisch für "Hippies" oder sogenannte "Alternative" auch in Deutschland bezeichnet. In diesem Zusammenhang haben die Locks sogar eine gemeinsame Bedeutung mit denen der Rastas. Mit ihren Dreadlocks wollten die Rastas in den 50er Jahren eine radikale Distanzierung von der gesellschaftlichen Norm Babylons signalisieren.

Außerdem dienen sie als Ausdruck dafür, dass die Rastas die von Jah (Gott) Auserwählten sind, die den Untergang der Welt überleben. In Bezug auf die erste Bedeutung der verfilzen Haare stimmen die "Hippies" und "Alternativen" also mit den Rastas überein - Abgrenzung von den herrschenden Normen.   2.3. Marihuana   Marihuana, in Jamaika meist Ganja genannt, definieren die Rastas nicht als Droge, sondern als Heilpflanze bzw. als heilige Pflanze.

Das Rauchen von Marihuana ist ein zentrales religiöses Rasta-Ritual. Gleichzeitig spielt Marihuana aufgrund seiner sowohl entspannenden als auch anregenden Wirkung im Alltag vieler Rastas als Medizin eine wichtige Rolle. Wird das Marihuana in einer Wasserpfeife (Chalice) geraucht, hat es eine größere religiöse Bedeutung. Die Chalice steht für die Verbundenheit der Rastas mit den vier Elementen: 1)      die Erde, in der die Marihuanapflanze wächst; 2)      das Feuer, mit dem die Pfeife angezündet wird; 3)      das Wasser, durch das der Rauch gezogen wird; 4)      die Luft, mit der der Rauch inhaliert wird. Außerdem bezeichnen sich die Rastas als "getauft" wenn sie eine Ganja-Pfeife rauchen. Für sie wird somit die Wirkung des Weed of Wisdom ("Kraut der Weisheit") freigesetzt und es kommt zu einer "inneren Verbrennung" aller schädlichen Einflüsse Babylons.

  In Deutschland ist es illegal Marihuana bzw. Cannabis zu besitzen, zu verkaufen oder zu rauchen. Das junge und auch ältere Menschen in Deutschland diese Droge konsumieren kommt aber nicht erst durch die Reggae-Musik, wie viele behaupten. Meinungen wie  "Bob Marley hat die Jugend zum Drogenkonsum geführt" sind unbegründete und schlicht pauschalisierte Aussagen. Sicherlich hatte auch er einen gewissen Einfluss, aber nicht, weil er die Jugend dazu "aufgefordert" hat, sondern nur, weil durch ihn die Praxis des Ganjakonsums verbreitet wurde, indem er dieses Ritual der Rastas in seinen Liedern besang.  Schon die Hippies in den 70er Jahren nahmen verschiedene Rauschmittel ein, wozu auch das Cannabis zählte.

Mit der sich verbreitenden Reggae-Musik, kam diese Droge Ende der 90er Jahre wieder verstärkt auf. Die Rückkehr zu Rastafari-Texten führte auch in den Dancehalls zur Verdrängung von gefährlicheren Drogen wie Heroin und Kokain. Im Gegensatz zu diesen Drogen, kommt es bei Cannabiskonsum nur sehr selten zu psychischer Abhängigkeit. Viel wahrscheinlicher ist es, anstatt eines psychischen Problems ein juristisches zu bekommen. Für einen großen Teil der "kiffenden" (bedeutet: rauchen von Cannabis) Jugend ist es selbstverständlich, dass die Farben grün-gelb-rot (siehe 2.2.

1.) gleichzusetzen sind mit "Kiffen" und gelten somit als "Kifferfarben". Auch in Katalogen, wie zum Beispiel im EMP-Katalog, findet man gleich mehrere Seiten, die Produkte in grün-gelb-rot-Style anbieten. Figuren, die einen "Rastaman" mit Dreads und einer großen Tüte im Mund darstellen, oder Flaggen mit einem riesigen Hanfblatt auf grün-gelb-rot-Hintergrund sind eine völlig falsche Identifizierung mit den Rastas. Nicht jeder der kifft ist ein Rasta oder hat irgendetwas damit zu tun, noch ist es jedem Rasta vorgeschrieben zu "kiffen". Trotzdem ist auch ein Vorteil für die Rastafari-Bewegung in dieser Modebewegung zu sehen.

Denn je mehr Produkte auf den Markt kommen, desto mehr Leute haben auch die Möglichkeit von Rastafari inspiriert zu werden und können die "Liebe Jahs" empfangen und desto größer ist auch die Minderheit, die sich mit Rastafari auseinandersetzt. In den letzten Jahren ist die Disskusion über die Legalisierung von Hanf in Deutschland immer größer geworden. So gibt es mehrere Kampagnen, die sich damit beschäftigen, die Menschen über Vor- und Nachteile einer Hanflegalisierung aufzuklären. Als Vorbilder dienen zum Beispiel die Niederlande. Dort konsumieren die Jugendlichen weniger Cannabis als in Deutschland und es gibt weniger Heroinabhängige, weil die Märkte getrennt sind und somit weniger "unreine" Drogen (z.B.

Cannabis mit Heroin versetzt) auftauchen. Weitere Entwicklungen gibt es auch in der Schweiz, die dabei ist Cannabis zu legalisieren. In Belgien und Großbrittanien wird entkriminalisiert, und in Kanada gab es Senatsvorschläge Cannabis ab 16 Jahre zu erlauben.   3. Blick in die Zukunft   Deutsche Reggae-Artists wie Gentleman und Patrice sind nicht nur mit dem "Reggae-Virus" infiziert, sondern auch stark von Rastafari-Ideen beeinflusst. Sie singen ihre Lieder auf Jamaikanisch, und ihre Texte sind voll von Rasta-Metaphorik.

Patrice (2002) beschwört beisüielsweise in "Jah Jah Deh Deh" das spirituelle Vermächtnis der schwarzen Freiheitskäpfer von Marcus Garvey bis Malcom X. Gentleman (1999) hat schon vor ein paar Jahren Lieder wie "Jah-Jah never fail I yet" oder "Trodin on" gesungen, und in seinen aktuellen Liedern ruft er die Menschen mit Rasta-Rhetorik zu mehr Righteousness (engl. für Rechtschaffenheit) auf. Der Reggae boomt weiterhin in Deutschland. Gentleman, Patrice, Jan Delay und Seeed haben die Charts gestürmt. Aber auch Auftritte von weniger bekannten Künstlern zeigt, dass Reggae in Deutschland ein großen kratives Potenzial hat.

Heute hören sehr viele Jugendliche Dancehall mit Rasta-Lyrics. Ein nicht zu unterschätzender Teil bekam durch diese Lieder/Texte mit moderner, schöner Musik einen Zugang zu Rastafari und daraus wurden schon viele junge auch wirklich ernsthafte und überzeugte Rastas. Es gibt auch in Deutschland Rasta-Communitys, die versuchen in so weit es geht die Rasta-Livity zu vollziehen. Dazu gehören beispielsweise Ital-Food, eine gesunde Eernährungsweise,bei der Flsich als Nahrungsmittel ausgelassen wird und hauptsächlich nur Naturprodukte verzehrt werden. Um dies zu ermöglichen, betreiben die Rasta-Kommunen oft Subsistenzwirschaft.  Für eine Entstehung einer wirklichen Rasta-Bewegung in Deutschland steht zu hoffen, dass der Rasta-Einfluss durch den Reggae der Jugend eine neue "Aufmüpfigkeit" verleiht und in ihnen wieder die Erkenntnis hervorruft, dass eine andere Welt möglich ist.

So dass die extreme Angepasstheit der Jugend an westliche Werte und den Konsumterror überwunden wird. Ähnlich der Emanzipationsbewegung der 70er Jahre, nur dass diesmal nicht der Staatssozialismus oder die Rätedemokratie das primäre Ziel ist, für das die Jugend kämpft, sondern die Liebe zu den Mitmenschen und zum Kingdom of Jah, Afrika, das primäre Ziel ist. Reggae war die ganze Zeit da und hat in einem unglaublich dynamischen Prozess immer wieder neue Stile und Entwicklungen hervorgebracht, ohne seine Wurzeln zu vergessen. Ähnlich ist es mit der Rastafari-Bewegung: Unabhängig von Musiktrends schlägt die Rastafari-Philosophie an den unterschiedlichsten Orten Wurzeln, die die Zeit überdauern. Und das hoffentlich noch lange und an noch mehr verschiedenen Orten.  

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