Tod in venedig - thomas mann
Autor
- wurde am 06. Juni 1875 als 2. Sohn des Senators Thomas Johann Heinrich Mann geboren - nach dem Tod des Vaters ging er vom Gymnasium ab - folgte der Familie nach München - war kurze Zeit in einer Feuerversicherungsanstalt - 1894 veröffentlichte er seine 1. Novelle ,,Gefallen" - von 1895-1898 studierte er an der Technischen Hochschule in München - Aufenthalt mit seinem Bruder in Italien - 1905 heiratete er Katja Pringsheim - hat 3 Töchter und 3 Söhne geboren - 1912 ,,Der Tod in Venedig" - emigrierte in die Schweiz - siedelte dann in die USA (lehrte in Princeton) - zog dann nach Kalifornien - im Exil ,,Doktor Faustus" - 1944 - amerikanischer Staatsbürger - zog 5 Jahre danach nach Zürich - starb am 12. August 1955 im Alter von 80 Jahren im Kantonsspital Zürich
Literaturgeschichtliche Einordnung
naturalistische Einflüsse - Seuche - Tod - Cholera - präzise Beschreibung der Stadt Venedig, der Figur, des Lebens am StrandDekadenz-Dichtung - dekadent = eine Überfeinerung der Lebensverhältnisse (versnobt) - Anzeichen der Verwöhntheit - feine Leute - eine Gesellschaft, die nichts produktives machen - nur Geld ausgebenNeuromantik (=Wiederlebung der Romantik) - Liebestod - Verknüpfung von Tod, Schönheit, Krankheit - Schauplatz - VenedigNeuklassik (= Wiederbelebung der Klassik) - strenger klassischer Aufbau - anspruchsvolle, kompensierte Sprache - Würde und Strenge in Aschenbachs CharakterExpressionismus - Expressionismus lehnen den Tod in Venedig ab - kritisieren die Komposition als langweilig und tadeln Thomas Mann zu seinem Hang zur Repräsentanz
Gattung
- Novelle (=Neu) - kurzer Text, der einen besonderen Ausschnitt im Leben eines Menschen zeigt
Thematik
- Der alternde Künstler (Schriftsteller) Gustav Aschenbach verliebt sich in Venedig in den 14-jährigen Tadzio - wirft seine Lebensgrundsätze über Bord - gibt sich der Leidenschaft hin und stirbt schließlich an der Cholera in Venedig
Ort
- München - Venedig - Lido
Zeit
- 2 Monate (vor 1900 - um die Jahrhundertwende)
Erzählperspektive
- auktoriales Erzählen
Sujets
- Homosexualität (Leidenschaft) - Künstlerproblematik - Tod und Krankheit (Seuche) - Stadt Venedig - Schönheit - Narzissmus
Aufbau
- 5 Kapitel - 5-Akt-Schema beim Drama - Novelle = Schwester des Dramas
Entstehungszeit
- Juli 1911 / 12
Entstehungsgeschichte
- Italienreise von Thomas Mann mit seiner Frau und seinem Bruder - haben am Lido im Grandhotel ,,Bains" gewohnt (genau das Hotel in dem Gustav Aschenbach gewohnt hat)- In dieser Reise erfährt er den Tod von Gustav Mahler - Komponist - zu diesem hat sich Thomas Mann hingezogen gefühlt - deshalb hat er das Buch geschrieben
Verfilmung
- 1970 von Visconti - man hört von Gustav Mahler die 3. und 5.
Symphonie- arbeitet mit sehr schönen Bildern - dramatische Musik (Zeitweise schnulzig) - Film nimmt wenig Rücksicht auf Wort und Text- Im Film nicht möglich - der Wechsel von auktorialem und personalem Erzählen- Träume werden nicht dargestellt - Leitmotive (Todesboten) werden nur teilweise umgesetzt- sehr intensive Gestaltung der Atmosphäre - Auszeichnung in Cannes für den Film- Hotel wurde schön gezeigt, traumhafte, Kameraführung
Buch
- 1912 herausgekommen ,,Neue Rundschau" - Berlin
Sprache
- komplizierter Satzbau - wahnsinnig kompliziertes Satzgefüge - Parataxe - Hypotaxe - viele Fremdwörter - Zitate aus der Literatur - Schachtelsätze - Sätze sind immer wieder eingeleitet mit der Gestalt: ,,Sei es, dass,..." - viele antike Wörter - substantivierte Adjektiva
Inhalt
1.Kapitel - Münchner Friedhof - Aschenbach trifft Fremden - löst Denkprozess in Aschenbach aus - Reiselust2.Kapitel - es wird die Exposition (Einleitung) nachgeholt - wir erfahren von Aschenbach den Werdegang des Künstlers, vom Werk, vom Schaffensprozess und von seiner Karriere - Entwicklung zur Meisterlichkeit3.
Kapitel - Die Reise nach Venedig (Überfahrt - falscher Jüngling - Gondoliere) - Gondel ist schwarz - Sarg - Begegnung mit Tadzio - Missglückte Abreise4.Kapitel - Liebe zu Tadzio - glückliche Tage am Lido (Hotel) - Aschenbach gesteht sich seine Liebe ein - Esperipedie = Hinauszögerung der Katastrophe5.Kapitel - er stirbt an der Cholera - Aschenbachs Tod wird durch Lebensmittel übertragen - Erdbeeren
Charakteristik: Gustav Aschenbach
- beschwört antike Bilder um sich selber zu rechtfertigen - will sich seine Lust zu dem Jungen nicht eingestehen- Schriftsteller, arbeitet täglich - ist 50 Jahre alt - kommt aus der Provinz Schlesien - Sohn eines höheren Justizbeamten - Vorfahren waren Offiziere, Verwaltungsfunktionäre im Dienst des Königs, Richter- straffes, anständiges, karges Leben- Mutter: Tochter eines böhmischen Kapellmeisters - Merkmale fremder Rasse im Äußeren - Temperament - frühreif - geschickt - Leistung - keine arglose Jugend - zur ständigen Anspannung und robuster Verfassung berufen aber nicht dazu geboten - häuslicher Unterricht - Einzelkind - keine Freunde- Vater:Zucht - Ordnung - Pflichterfüllung - Willensdauer - zierliche Gestalt - hohe zerklüftete narbige Stirn - Brillenträger - großer Mund - magere zerfurchtete Wangen - war Justizbeamter- Motto: Aschenbach muss durchhalten - ist viel zu streng zu sich- Arbeitsweise: lebt asthenisch - verordnet sich jeden Tag sein Schreiben - es ist nicht die eines Künstlers, sondern eines Beamten - seine dichterischen Werke sind Erzeugnis harter Arbeit - spießig - Werke: ,,Friedrich der Große", ,,Maja", - der 1. Weg des Schreibens ist der über Schönheit (Tadzio) - Rausch, Begierde, Abgrundder 2. Weg über die Erkenntnis - Aschenbach geht über den Weg der Schönheit
Tadzio
- 14-jähriger polnischer Knabe - vollkommen schön - wird mit einer antiken Büste verglichen - Aschenbach glaubt, er schaut aus wie ein Dornauszieher = gottähnliche Schönheit - Aschenbach glaubt in Tadzio selbst das Schöne begreifen zu können - zwischen Aschenbach und Tadzio kein Gespräch - ein Lächeln von Tadzio - Tadzio gefällt es, dass er bewundert wird - Aschenbach hofft, dass die Cholera vertuscht wird - dass Tadzio nicht abreist- man nimmt ihn nur aus der Sicht des Schriftstellers wahr
Todesboten
Wanderer am Friedhof - außergewöhnliche Erscheinung - mäßig hochgewachsen - mager - lautlos - auffallend stumpfnasig - rothaarig - milchige- und sommersprossige Haut - Basthut verleiht ihm etwas Fremdländisches - Rucksack - gelblicher Gurtanzug aus Lodenstoff - grüner Wetterkragen - Stock - Sporthemd - farblose Augen - bloßliegende Zähne - hagerer Hals - nicht bayrischGondoliere - seemännisch blau gekleidet - gelbe Schärpe - formloser Strohhut - blonder lockiger Schnurrbart - schmächtig - weiße Zähne - rötliche Brauen - führt Selbstgespräche - unheimlich - entschlossen - nicht italienischStraßenmusikant - mimisch begabt - bemerkenswerte Energie - Gitarrespieler - plastisch-dramatische Art - schmächtig - mager - ausgemergelt - rotes Haar - neapolitanischer Komiker - verwegen - unterhaltend - Sporthemd - städtische Kleidung - hagerer Hals - großer Adamsapfel - bleiches und stumpfnasiges Gesicht - lautlos - rötliche Brauen - nicht venezianischer Schlag
Träume
1.Traum - Aschenbach träumte von einer Landschaft - einem tropischen Sumpfgebiet aus Inseln, Morästen, Schlamm, Flüsse, Palmen, Bäume und Blumen - sah fremdartige Vögel und einen Tiger - fühlte ein eigenartiges Verlangen und sein Herz pochte vor Entsetzen- Vorahnung auf Zusammentreffen mit Tadzio (Reiselust - Cholera)2.
Traum - Im Traum befand sich Aschenbach in einem Bergland in einem Wald umgeben von Menschen und Tieren - tanzten und machten Musik - - besonders auffallend ein beharrliches Flötenspiel - Männer und Frauen waren eigenartig gekleidet - ungewöhnliche Rufe, Lärm, Geheul, Geruch nach Wunden und Krankheit- Aschenbach fühlte Angst und Neugier - Vorahnung auf Tod - Vernichtung von Aschenbach - Meeresmotiv - Aschenbach liebt es, zeigt auch Liebe zum Verbotenen, Verführerischen - mit Meer endet die Handlung
Dialog zwischen Sokrates und Phaidros
- Dialog über die Liebe, es geht um Schönheit, Sehnsucht und Tugend - Aschenbach versucht seine Gefühle durch antike Vergleiche zu rechtfertigen (Griechen - Homosexualität)
Das Künstlerproblem bei Thomas Mann
- Der Schriftsteller Aschenbach kommt zur Erkenntnis, dass der Künstler gar nicht würdig sein kann und auch nicht zum Erzieher taugt, sondern ein Abenteurer des Gefühls bleiben muss- Thomas Mann vertritt den Repräsentationskünstler (Nationalschriftsteller)- Aschenbach ist in einer Schaffenskrise - deshalb geht er nach Venedig
Leitmotiv
- kommt aus der Musik - in der Literatur ist das ein wiederkehrendes Motiv von Charakteristik von Personen und Situationen - wirkt durch Wiederholung - stiftet Verbindungen zwischen Handlungen und einzelnen Figuren
Funktionen der Todesmotive
- Aufhebung der Zeit - Vergangenheit und Zukunft vermischen sich
Themenkreis Tod
- Cholera - Seuche - wird von Lebensmittel übertragen - Gondel - ähnlich dem Sarg, schwarz - Gondoliere - Charon - Styx (= Fluss der das Totenreich von der Welt des Lebens trennt) Mythologie - Musiker - Karbolgeruch - Friedhof - Gräberfeld - Granatapfelsaft - ist ein antikes Todessymbol - den trinkt er, bevor er stirbt - Sanduhr - Leben geht zu Ende (Haus der Eltern) - Wetter - spielt verrückt, als er in Venedig ankommt - es gewittert, ist feucht, schwül - Kapitel IV - Wetter ist schön - Kapitel V - er stirbt, Wetter ist schlecht - Tadzio ist auch Todesbote am Schluss - Tadzio ist der Führer ins Jenseits
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