Vortrag nathan der weise
Vortrag Nathan
Kants Wahlspruch der literarischen Epoche der Aufklärung lautet:
"Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!"
Was ist Aufklärung? Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen sich seines Verstandes ohne Leistung eines anderen zu bedienen. Selbst verschuldet ist diese Unmündigkeit wenn die Ursache derselben nicht an Mangel des Verstandes sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leistung eines anderen zu bedienen. "Mit seinen Verstand und gegen Gottesgnadentum und Willkür Herrschaft soll der Mensch die Dinge und Vorgänge in der Welt erfassen seine Stellung in der Welt prüfen und nach vernünftigen Grundsätzen handeln, er soll die Wahrheit in sich selbst und in der Öffentlichen Diskussion suchen." In dem dramatischen Gedicht "Nathan der Weise" von Gotthold Ephraim Lessing erfüllte Nathan das Vermächtnis der Aufklärung. Lessing wurde 1729 in Kamenz geboren, als Sohn eines Pfarrers und starb 1781 in Braunschweig.
1746 besuchte Lessing die Fürstenschule St. Afra in Meißen. Lessing verließ Leipzig, weil er von Gläubigern verschuldeter Schauspieler bedrängt wurde. Er setzte seine Studien in Berlin fort. Ende 1751 verließ er für einige Monate Berlin, um an der Wittenberger Universität zu promovieren. In diesen Jahr verfasste Lessing seine bekannten Fabeln, z.
B. Die Grille und die Ameise, zu denen er eine eigene Theorie entwickelte. Auf der Suche nach Kontakten zu fortschrittlichen bürgerlichen Kräften ging Lessing 1767 nach Hamburg, wo er seine Tätigkeit als Dramaturg und Kritiker an dem neu gegründeten "Hamburger Theater" begann. Nach ergebnislosem Ringen um ein deutsches Nationaltheater begründete Lessing das Scheitern in der "Hamburgische Dramaturgie". Der Dichter ging im Frühjahr 1770 als Bibliothekar des Herzogs von Braunschweig nach Wolfenbüttel. In seinem letzten Lebensjahr widmete er sich vor allem dem Kampf gegen den Dogmatismus der Kirche, gegen ihre Einmischung in das gesellschaftliche Leben.
Diese Auseinandersetzung fand ihren Höhepunkt in dem dramatischen Gedicht "Nathan der Weise".
Als der reiche Jude Nathan von einer Handelsreise heimkehrt, hört er, dass seine Tochter Recha - die er statt seiner sieben, von Christen getöteten Söhne, angenommen hat - bei einer häuslichen Feuersbrunst von einem jungen Tempelherren gerettet wurde. Nathan will dem deutsche Tempelherrn, einem Gefangenen des Sultans, seinen Dank erweisen und lädt ihn zu sich ins Haus. Doch der lehnt ab, weil der Alte ein Jude ist. Aber Nathan bringt dem jungen Mann soviel Verständnis und Warmherzigkeit entgegen, dass der Tempelherr sich schließlich mit Freuden bereit erklärt, Recha zu besuchen.
Inzwischen wird Nathan vom Sultan zu sich gerufen, der sich in Geldverlegenheit befindet.
Ehe Saladin sein Anliegen vorbringt, fragt er den weisen Nathan, welche Religion die Beste sei- die des Muselmannes, des Juden oder des Christen. Darauf erzählt Nathan die berühmte Parabel von den drei Ringen, die einander so gleichen, dass man sie nicht zu unterscheiden vermöge. So sei ein Glaube ebensoviel Wert wie der andere. Der tief berührte Sultan schließt mit dem Juden Freundschaft, der ihn nun von sich aus Geld anbietet. Unterdessen hat der Tempelherr seine Liebe zu Recha entdeckt und bittet Nathan um ihre Hand. Der Alte zögert, weil er in dem Tempelherrn eine Ähnlichkeit mit Rechas wahrem Vater festgestellt hat.
Als der Tempelherr von der Amme erfährt, dass Recha Christin ist, verklagt er den Juden beim Patriarchen. Der schickt einen Klosterbruder, um das Problem zu ergründen. Schließlich holt der Mönch ein Gebetsbuch hervor, das arabische Aufzeichnungen über Rechas Abstammung enthält. Nathan entziffert den Text aus dem hervorgeht, dass Recha und der Tempelherr Geschwister sind. Ihr gemeinsamer Vater war kein anderer als des Sultans Bruder Assad, der einst nach Deutschland verschlagen wurde. Somit ist Saladin ihr wahrer Oheim.
Die Angehörigen dreier Religionen finden sich so zu einem glücklichen Bunde.
Nathan die Titelfigur des Dramas ist Jude und die Idealgestalt der Aufklärung. Er ist weise und vernünftig, allen Religionen gegenüber tolerant. Er ist ein selbstbewusster und erfolgreicher Geschäftsmann, der bei seinem Volk sehr beliebt ist. Daher auch sein Name. Lessings Held fühlt und denkt nicht nur humanistisch, sondern Handelt auch in diesem Sinne.
Obwohl die christlichen Eroberer ihm Frau und Kinder töteten, lässt er sich in seinem Handeln nicht vom Rachegefühl leiten. Er erzieht die Christin Recha, ohne sie das erlittene Unrecht spüren zu lassen, vorurteilsfrei zu einer toleranten Humanistin.
Kernstück des Dramas ist die von Boccaccio übernommene Ringparabel. Der in Finanznöten sich befindende Sultan Saladin bittet Nathan zu sich, um bei ihm Geld zu leihen. Nicht ohne Hintergedanken, um ihn in Verlegenheit zu bringen, stellt er ihm die Frage nach der wahren Religion. Nathan ist sehr überrascht.
"Hm!Hm!-wunderlich!- Wie ist mir denn?- Was will der Sultan? Was?
Ich bin auf Geld gefasst und er will Wahrheit! Und will sie so,-so bar, so blank,- als ob die Wahrheit Münze wäre!"
Da Nathan sich nicht sicher ist worauf der Sultan hinaus will, sucht er nach einer Antwort, welche der 3 Religionen- die der Juden, der Christen oder der Muslime- die einzig Wahre ist.
Er erzählt dem Sultan eine Geschichte. Es geht darin um einen Mann der einen wertvollen Ring besaß. Der Ring hatte die Kraft dem Träger vor Gott und den Menschen angenehm zu machen. Er wurde immer an den liebsten Sohn weitergegeben. Der Mann hatte aber seine Söhne gleich lieb.
Nach dem Tod des Mannes bekam jeder einen Ring, die sich in nichts unterschieden. Ein Richter wurde um Rat gebeten. Er schlägt den Söhnen vor, sich als gleichberechtigt anzusehen. Der Ring möge jeden helfen, seinen Weg zu finden.
"Es eifre jeder seiner unbestochenen von Vorurteilen freien Liebe nach! Es strebe von euch jeder um die Wette, die Kraft des Steins in seinem Ring am Tag zu legen."
Diese Parabel meint die Religion, meint die Verschiedenheit der Menschen, Nationen, Ansichten und Weltanschauung.
Einander in unser Verschiedenheit zu akzeptieren, miteinander zu leben, tolerant zu sein, ist das große Ziel. Es ist der Aufruf zur humanistischen Bewährung der Menschen. Jeder möge seinen Glauben für den wahren halten. Religion heißt nicht Glaubensbekenntnis allein, sondern tätige Menschenliebe. Keiner kann den Anspruch auf absolute Wahrheit erheben. Wer Wahrheit anmaßend zu seien Besitz erklärt, erhebt sich auf den Richterstuhl.
Der Sultan aber weist die Absicht zurück dieser Richter zu sein. Im Drama erfüllt sich so der Glaube an die Gerechtigkeit. Der Fürst ist im Sinne der Menschlichkeit erziehbar.
Lessing bezeichnet sein stück als dramatisches Gedicht in 5 Aufzügen. Er setzt seinem Werk eine Ankündigung bzw. Entwürfe zu einer Vorrede voraus.
Er erklärt dem Leser seinen Versuch, die Welt so darzustellen, wie sie sein könnte, so wie sie seinem Aufklärungsideal entspräche.
"Noch kenne ich keinen Ort in Deutschland, wo dieses Stück schon jetzt aufgeführt werden könnte. Aber Heil und Glück denen, wo es zuerst aufgeführt wird."
Er hatte Recht, zu seinen Lebzeiten erlebte er die Aufführung seines Stückes nicht.
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