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Einleitung
Im folgenden Text möchte ich mich mit der Frage beschäftigen, in wie weit die Motive der Antigone aus Sophokles in der Novelle „Die Berliner Antigone“ von Rolf Hochhuth wieder zu finden sind und ob und wie sie sich ähneln.
Zuerst einmal werde ich den Inhalt des Dramas „ Antigone“ von Sophokles darstellen,
damit der Äußere Rahmen des Dramas klar ist und spätere Erläuterungen leichter zu verstehen sind. Anschließend stelle ich auch den Inhalt der Novelle „Die Berliner Antigone“ dar, aus den oben bereits erwähnten Gründen und damit das Vergleichen leichter fällt.
Des weiteren werde ich sowohl die Antigone aus „Antigone“ von Sophokles charakterisieren als auch die Anne aus „ Die Berliner Antigone“ von Hochhuth.
Die Charakterisierung soll dazu dienen, die anschließende Erläuterung der Motive die zur Bestattung der Brüder führen, besser zu verstehen.
Daraufhin komme ich zum Hauptpunkt der Facharbeit, nämlich die unterschiedlichen Motive die, die beiden Protagonistinnen dazu veranlassen ihre Brüder zu bestatten.
Nachdem ich diese Motive erörtert habe, werde ich auf die Unterschiede genauer eingehen und versuchen zu erklären wie es zu diesen Unterschieden kommt.
Insgesamt soll im folgenden klar gemacht werden, dass die Geschichten sich zwar sehr ähneln, aber dennoch einen anderen Charakter haben.
2.) Inhaltsangabe: Sophokles, Antigone
Die Tragödie „Antigone“ von Sophokles handelt von einer jungen Frau, die ihren Bruder, der als Staatsfeind gefallen ist, gegen das Bestattungsgebot des Monarchen begräbt und ihm damit die letze Ehre erweist. Antigone, die Protagonistin bittet ihre Schwester, Ismene anfänglich um Mithilfe bei dem Verbrechen ihren gemeinsamen Bruder zu begraben. Sie begründet ihr Vorhaben mit dem Gebot der Götter.
Ismene den Gesetzen zu treu verweigert ihre Hilfe. So kommt es, dass Antigone ihrem Bruder alleine eine symbolische Bestattung zu teil kommen läßt. Der Herrscher Kreon erfährt von dieser Straftat und beauftragt einen Wächter zur Aufklärung. Nachdem Antigone ihren Bruder ein zweites Mal bestattet wird sie festgenommen und Kreon verurteilt sie auf Grund dieser Straftat zum Tode. Sie soll in ein Felsengrab gebracht werden, um dort in ihren letzten Stunden Buße zu tun. Nachdem Antigone in das Felsengrab gebracht wurde, prophezeit ein Seher Unheil, weil er eine Unschuldige zum Tode verurteilt hat und die Bestattung eines Toten verhindert hat.
Hier kommt Kreon zur Einsicht und möchte Antigone wieder aus dem Grab befreien, kommt aber zu spät, da Antigone sich bereits selber im Grab erhängt hat. Nach Antigones Tod erfährt Kreon auch von dem Tod seines Sohnes Haimon, Antigones Verlobter, der zuvor Kreon um die Freilassung gebeten hatte und dem Tod seiner Frau Eurydike. Kreon erkennt sein Fehlverhalten und „...bleibt am Ende des Tages als gebrochener Mann zurück“.
( Königs Erläuterungen und Material „Sophokles, Antigone“ C.Bange Verlag)
3.) Inhaltsangabe: Rolf Hochhut, Die Berliner Antigone
Die Novelle „Die Berliner Antigone“ spielt im Juli 1943 und handelt von einer jungen Frau, die ihren Bruder, der als Staatsfeind erhängt wurde aus der Anatomie holt und auf einem Invalidenhof begräbt. Anne, die Protagonistin, eine Medizinstudentin entwendet nach einem Bombenangriff den Leichnam ihres Bruders aus der Anatomie. Sie wird allerdings von einer Kommilitonin verraten und dadurch verhaftet. Sie erhält die Chance der Todesstrafe zu entgehen, wenn sie den Bestattungsort preisgibt, um dies zu bedenken erhält sie eine zehn tägige Bedenk Zeit.
Anfänglich schwankt sie noch und reicht auch ihr Gnadengesuch ein, welches abgelehnt wird, später aber sieht sie keinen Sinn mehr im Leben, weil sowohl ihre Mutter Selbstmord nach dem Tod des Sohnes begangen hat, als auch ihr Gatte, der dachte Anne wäre bereits tot. Am Ende wird sie am 5. August 1943 hingerichtet.
4.) Charakterisierung der Antigone aus Sophokles, Antigone
Bei der Antigone von Sophokles handelt es sich um eine willensstarke junge Frau, die sich den Gesetzen des Patriarchen Kreon widersetzt, um ihrer Überzeugung nach zu gehen. Sie sieht die Gesetze der Götter als oberstes Gebot und setzt sie über die Weltlichen.
„So groß schien dein Befehl mir nicht, der sterbliche, dass er die ungeschriebenen Gottgebote, die wandellosen, konnten übertreffen“ (Z.452-455 Sophokles, Antigone Reklam) Diese Haltung zeigt, dass sie sehr gläubig ist und an die göttliche Weltordnung glaubt (Königs Erläuterungen und Materialien: Sophokles, Antigone S.55)
Ein weiterer Aspekt, der Antigone kennzeichnet ist ihre Beziehung zur Familie. Sie hat eine enge Verbindung zu ihrer Familie, was besonders deutlich wird in der illegalen Bestattung des Polyneikes. Die eigenen Interessen setzt sie hint an, in diesem Falle sogar ihr eigenes Leben, um für Gerechtigkeit bei ihrem Bruder zu sorgen. „Drum schmerzt mich nicht, dass sich mein Schicksal nun erfüllt.
Ja hätt ich meiner Mutter Sohn, den Toten, unbestattet liegen lassen, das schmerzt mich, doch dies tut mir nicht weh.“ (Z.465-468 Sophokles Antigone Reklam)
Diese beiden wichtigsten Charakterzüge der Antigone enthalten gleichsam einige andere Aspekte, die sich über ihre Person sagen lassen. Antigone weißt ein gewisses rebellions Potential auf, indem sie sich gegen den Monarchen durch die Bestattung des Bruders stellt und auch durch den Versuch die Öffentlichkeit davon in Kenntnis zu setzten, um den Mißstand kenntlich zu machen. „Nein, laut verkünden sollst du’s allen Leuten..
.“ (Königs Erläuterungen und Materialien Sophokles, Antigone S.54) Des weiteren zeigt ihr unbeirrter Einsatz für ihren Bruder als auch für die Gesetze der Götter ihren starken, unbeirrbaren Charakter und ihr Selbstbewußtsein auch ohne fremde Hilfe ihren eigenen Vorstellungen nach zu gehen und dessen Konsequenzen zu tragen. „Sei du nur, wie dir gut scheint - ich begrab ihn, und wenn ich dafür sterbe, das ist schön“(Z.71-72 Sophokles, Antigone Reklam, Ergebnisse aus der Unterrichtsreihe über Antigone von Herrn Oldeweme)
So läßt sich zusammenfassend sagen, dass es sich bei der Antigone um eine selbstbewußte, aktive Frau handelt „Ich mag nicht Liebe, die mit Worten liebt.“ ( Sophokles, Antigone Z.
543), die gegen die früheren Verhaltensweisen der Frau verstößt, als auch gegen die Gesetzte ihres Monarchen, um sich für ihre Überzeugungen einzusetzen, nämlich das Gebot der Götter, welches für sie über Allem steht als auch für die eigene Familie, die für sie und ihr Leben eine sehr wichtige Rolle spielen.
5.) Charakterisierung der Anna aus Rolf Hochhut, Die Berliner Antigone
Bei der Berliner Antigone handelt es sich um eine junge Medizin Studentin namens Anne, die sich den Nationalsozialisten wiedersetzt und ihren Bruder, der als Staatsfeind erhängt wurde begräbt. Anne zu charakterisieren fällt in diesem Stück sehr schwer, da man ihre Verhaltensweise nur innerhalb des Prozesses erfährt, nicht aber wie sie sich ungezwungen gibt und verhält. Sogar innerhalb dieser Zeit zeigt sie öfter sich widersprechende Charakterzüge.
So zum Beispiel ist es nicht ganz eindeutig zu sagen, ob sie ein Gottes gläubiger Mensch ist oder nicht.
Denn zum einen sagt sie, dass sie die Besuche des Pfarrers kaum erwarten kann, aber genau so froh ist, wenn er wieder geht. „Und so sehr sie seine Besuche herbeisehnte, so erleichtert war sie, wenn er ging.“ ( Königs Erläuterungen, Sophokles, Antigone S.102) An einer anderen Stelle wird wieder deutlich, dass sie eher nicht zum Glauben hintendiert. „..
.und in die Einsicht zu flüchten, dass allein der Tod uns beschützen kann. Der Tod, nicht Gott.“ ( Königs Erläuterungen, Sophokles, Antigone S.106) Da aber nun auch erwähnt wird, dass es ihr unmöglich ist zu beten ( Königs Materialien, Sophokles, Antigone S.102) als auch, dass die Auszüge aus der Apostelgeschichte keine Bedeutung für sie haben, ergibt sich wohl eher die Schlußfolgerung, dass sie nicht „.
..im christlichen Sinn fromm ist...“ und sich den Pfarrer wahrscheinlich nur als Gesprächspartner herbei wünscht.
( Rudolf Wolff, Rolf Hochhuth, Werk und Wirkung, S.50)
Ein weiterer Punkt, um ihre Persönlichkeit genauer zu analysieren wäre der Grund, weshalb sie ihren Bruder begraben hat. Diese Tat zeigt ihren Mut zur Auflehnung
gegenüber der zu der Zeit herrschenden Staatsmacht, vielleicht aber auch ihr persönlicher Wunsch ihren Bruder in Freiheit, Ruhe und Sicherheit zu wissen, denn schließlich assoziiert sie die Grabstätte mit diesen Attributen. (Rudolf Wolff, Rolf Hochhuth, Wer und Wirkung)
Insgesamt kann man sie eine willensstarke Frau nennen, die sich für ihre Familie, die ihr Kraft gibt einsetzt und letztendlich auch die Konsequenzen für ihre Überzeugung trägt. Ihre Willensstärke zeigt sich darin, dass sie hinter ihrer Tat steht, auch wenn diese durch die Bedenkzeit auf 12 Tage verlängert wurde, sie hält also dem Druck der Todesangst aus und gibt den Bestattungsort nicht preis.( Rolf Hochhuth-Eingriff in die Zeitgeschichte)
Die starke Verbindung zu ihrer Familie erkennt man in dem Prozeß der Bestattung, aber auch darin, dass sie sich selber und ihr Leben aufgibt, als sie erfährt, dass keiner ihrer Liebsten mehr am Leben ist.
In diesem Moment erkennt sie in ihrem eigenen Tod die wahre Freiheit und sehnt sich damit nach ihm. „manchmal entrissen ihre Toten, der Freund, die Mutter, der Bruder, Anne ihre Angst und bewirkten, dass das Unvorstellbare, ihr eigenes tot sein, vorstellbar wurde ohne Entsetzen, ja eben als die wahre verläßliche Freiheit.“(Königs Erläuterungen und Materialien, Sophokles, Antigone S.105)
6.) Motive der Antigone und Anne, die zur Bestattung der Brüder führten
An Hand der Inhaltsangaben, der beiden Geschichten, die, die äußeren Umstände der beiden Protagonistinnen beschreiben sollen und deren Charakterisierung möchte ich nun die Motiven, die zu ihrem Handeln führten analysieren. Die Motive, die zu den Bestattungen der Brüder führten sind bei Antigone und Anne unterschiedlich.
Diese Unterschiede resultieren aus den unterschiedlichen Charakteren, aber auch aus den unterschiedlichen Zeiten, in denen die beiden Stücke spielen.
So handelt Antigone aus dem Glauben heraus, die für sie heiligen Gesetzte der Götter durch zu führen und sich damit der göttlichen Weltordnung zu fügen. ( Königs Erläuterungen und Materialien, Sophokles, Antigone S.55) Dieses Motiv paßt genau zu ihrem Charakter, denn sie setzt die göttlichen Gesetzte über die des Monarchen.( siehe Charakterisierung, Antigone) Sie möchte sich nicht den Gesetzen der Götter nicht wieder setzten, ist damit weitsichtig, denn sie entgeht so dem gefürchteten Zorn der Götter. „Länger muss ich den Untern als den Menschen hier gefallen.
“( Sophokles, Antigone Z.74-75) Ihr Ziel ist es die Familie im Tod zusammen zu führen, was allerdings nur durch deren Bestattung möglich ist.(Königs Erläuterungen und Materialien, Sophokles, Antigone S.53)Dieses Verhaltung, bzw. dieser Glaube steht im engen Zusammenhang mit der Zeit in der das Stück „Antigone“ spielte. Zu dieser Zeit waren die Menschen sehr gläubig und fürchteten oft den Zorn der Götter, um diese zu besänftigen machten sie viele Opfergaben, Sophokles baut diesen festen Glauben in sein Stück im Handeln der Antigone ein.
(www.members.surfeu.de/hochkulturen/grie./grie_start.html)
Antigones zweites Motiv für die Tat stellt ihr Familiengefühl dar.
Denn für sie spielt die Familie eine wichtige Rolle, was bereits in der oben genannten Charakterisierung beschrieben wird. Sie opfert sich selber, um ihrem Bruder die letzte Ehre zu erweisen. „..-ich begrab ihn, und wenn ich dafür sterbe, das ist schön.“ ( Sophokles, Antigone Z.
71-72)
Beide Motive stehen im engen Zusammenhang miteinander, denn sie hält es für Nötig, dass der Bruder Bestattet wird, in dem Glauben, dass die Götter dies verlangen. Und ihre Liebe zu dem Bruder bringen sie dazu, sich zu opfern und den Gesetzten, der Götter zu gehorchen. ( Wolfgang Schadewaldt, Sophokles, Antigone)
Anne hingegen handelt aus anderen Motiven heraus. Sie ist nicht von solch idealistischen Motiven geprägt, wie Antigone. Sie begrub ihren Bruder eher aus dem Instinkt heraus, der auf die Geschwisterliebe zurück zu führen ist. (Rudolf Wolff, Werk und Wirkung S.
51) Wie schon in der Charakterisierung näher erläutert, ist sie kein christlich frommer Mensch, woraus man schließen kann, dass sie nicht im Glauben an Gott den Bruder bestattet. Nun stellt sich die Frage, welche weiteren Gründe es gibt, weshalb sie den Bruder bestattet hat und den Bestattungsort nicht preisgeben will.
Aus der Äußerung heraus: „..-wie eine Friedensinsel, so meerweit getrennt von der orgiastischen Brandwut, lag der dunkle Acker da.“ ( Königs Erläuterung und Material, Sophokles, Antigone S.
100) läßt sich vermuten, dass sie ihrem Bruder „Ruhe und Geborgenheit“ geben wollte, die sie sich selber zur Zeit des Krieges herbei wünschte. Man kann also sage, dass sie ihn aus halb egoistischen Gründen bestattete. (Rudolf Wolff, Rolf Hochhuth S.51)
Ein weiteres Motiv wird deutlich in folgender Passage: „..sie war frei, solange sie draußen an den streifen Erde dachte, an den heidnischen alten, schon seit Generationen stillgelegten Totenacker.
..“ ( Königs Erläuterungen und Materialien, Sophokles, Antigone S.99) Sie schenkte ihrem Bruder also auch Freiheit, Freiheit, die sich selber auch wünschte. Mit dieser Freiheit schenkte sie ihm gleichsam die bereits oben genannten Dinge, denn ohne Freiheit waren Ruhe und Geborgenheit zur Zeit Hitlers unmöglich.
Nun lassen sich ihre Motive noch weiter ausführen, da es sich in ihrem Fall nicht nur um einen kurzen Prozeß der Bestattung handelt, so wie bei Antigone, sondern um eine andauernde Handlung.
Nämlich die, dass die Bestattung nach ihrer Vollendung nicht vorüber ist, sondern während der 12 Tage Bedenkzeit weiter anhält.
Durch diese andauernde Handlung kann man nicht nur von dem Motiv sprechen, weshalb sie ihren Bruder bestattet hat, sondern auch warum sie den Ort des Grabes nicht preis gibt.
„Das Bewußtsein, daß wenigstens der Bruder „vor den Schergen und Schändern in Sicherheit“ war, gibt ihr Kraft - die quälende Vorstellung vom Beil und vom Henker und vor der Anatomie schwächen sie.“ (Rolf Hochhuth, Eingriff in die Zeitgeschichte S.219) Man kann also sagen, dass sie den Bestattungsort nicht preis gibt, weil sie damit befürchtet ihren Bruder den Nationalsozialisten auszuliefern und außerdem ihre Tat und damit ihrem Tod den Sinn zu nehmen.
7.
) Warum hat Hochhuth in Der Berliner Antigone andere Motive verwendet als Sophokles?
Es ist schwer zu sagen, wie es zu diesen Unterschieden bei den Motiven kommt. Detlef Brennecke kommt zu der Schlußfolgerung, dass sich diese Frage nur dann beantworten lässt, wenn man sich damit befaßt, warum Hochhuth diese Novelle geschrieben hat. Er stellt folgende Theorie auf: Hochhuth sieht die Welt mit anderen Augen als Sophokles sie gesehen hat. Sophokles gibt dem Zuschauer Zuversicht, indem er ihm klar macht, dass der Glaube an die Götter und das eigene Handeln nach ihren Regeln wichtig ist, weil man dadurch am Ende belohnt wird, bzw. als Sieger hervorgeht.
Denn der Zuschauer wird mit den Worten entlassen : „Allen Segens heißt Besinnung, was den Göttern ist, entweihe keiner! Überhebung büßt mit großem Falle großes Wort, dem Alter zur Besinnung.
“ Sophokles glaubt also daran, wenn man gut und rechtens lebt, wird einen nach dem Tod nichts Schlimmes erwarten.
Hochhuth kann diesen Gedanken nicht vertreten. Er sagt sich, dass der Tod von Anne, keine ethische Gewalt beinhalten, sondern, dass ihr Tod zeigt, dass menschliches Handeln vom Regime verurteilt wird und dass letztendlich, derjenige der so handelt wie Sophokles es für richtig hält, leidet und untergeht, ohne dass der Gegner eine Lehre daraus zieht oder sogar bestraft wird. Hochhuth versucht also dem Leser die nackte Wahrheit über das Leben herüber zubringen, indem er der so ethischen Geschichte des Sophokles, das Idealistische entnimmt und so zeigt, dass nur rohe Gewalt und Ungerechtigkeit übrig bleibt. (Rudolf Wolff, Rolf Hochhuth, Werk und Wirkung S.58-59)
Aber kann man so einfach sagen, dass Hochhuth den Sinn des Sophokles Stückes so in Frage stellt? Man müßte die Frage mit nein beantworten, denn die Motive der Antigone und die der Anne, erscheinen zwar auf den ersten Blick nicht identisch, haben aber teilweise den gleichen Charakter.
Denn wie bereits im sechsten Punkt bearbeitet, haben beide aus Geschwisterliebe heraus gehandelt. Antigone zwar bewußt und mit voller Absicht, Anne hingegen aus einem spontanen Gefühl heraus. Sie bezweifelt zwar später ihre Tat (Königs Erläuterungen und Materialien, Sophokles, Antigone S. 103), was aber nicht heißt, dass sie anfänglich nicht aus Geschwisterliebe gehandelt hat. Man kann also nicht sagen, dass die Motive zur eigentlichen Tat, nämlich der Bestattung so unterschiedlich sind.
Betrachtet man nun das Motiv der Gottgläubigkeit, so lassen sich auch hier Gemeinsamkeiten finden.
Zwar spielt dieser Gottesgedanke bei Anne keine Rolle, anders bei Antigone, für die es eines der wichtigsten Motive darstellt, aber trotzdem richtet sich das Ergebnis beider Handlungen wieder auf das Gleiche.
Antigone verfolgt das Ziel der Bestattung mit dem Hintergedanken, den Anforderungen der Götter nach zu kommen und dadurch ihrem Bruder den Weg in die Unterwelt zu öffnen und dadurch für die Zusammenführung der Familie zu sorgen. ( Sophokles, Antigone Z.73) Der Gedanke Gott seinen Willen zu erfüllen kommt Anne nicht, aber auch sie glaubt an die Zusammenführung der Familie im Tod (Königs Erläuterungen und Materialien, Sophokles, Antigone S.105) und dass sie ihrem Bruder mit der Bestattung die Freiheit schenkt.( siehe 6.
)
Die Motive für ihr Handeln scheinen während dem Lesen also unterschiedlich, geht man aber von dem aus, was Anne und Antigone erreichen wollen, so kommt die Ähnlichkeit der Ziele die sie verfolgen zu Tage.
8.) Zusammenfassung
Zusammenfassend kann man also sagen, dass die Motive, die, die beiden Protagonistinnen zu ihrem Handeln treiben abhängig sind von den unterschiedlichen Charakteren als auch von der Unterschiedlichen Zeit, in der die Stücke spielen.
So entspringt Antigone einer Zeit, in der die Menschen sehr gläubig waren und sie dadurch ihrem Glauben immer nach kommen will, was sich in diesem Falle in der Bestattung des Bruders äußert. Antigone wird dadurch und durch einige andere Charakterzüge, wie zum Beispiel ihr Hang zur Familie zu einer idealistischen Frau.
Anne hingegen ist nicht von Gottgläubigkeit geprägt und man findet daher andere Motive.
Sie handelt eher aus einem Affekt der Geschwisterliebe heraus und aus dem Gefühl heraus ihrem Bruder mit der Bestattung Friede und Geborgenheit zu geben, was sich zur Zeit Hitlers alle erhofften.
Trotz der Unterschiede ließen sich aber auch Gemeinsamkeiten herausfiltern, nämlich die, dass sie beide die Familie durch die Bestattung zusammen führen wollen, als auch, dass, sie beide Opfer in Kauf nehmen, um ihren Geschwistern die letzte Ehre zu erweisen.
Insgesamt sind sich die Stücke also sehr ähnlich, nur dass sie durch die unterschiedlichen Zeiten, in denen sie spielen und durch das nicht zu vergleichende Regime, was zu der Zeit herrschte, sehr beeinflußt sind und dadurch auch die Charakteren und Motive von Anne und Antigone unterschiedlich ausfallen.
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