Anna seghers
Anna Seghers (1900 – 1983)
1900
19. 11.: als Netty Reiling geboren in Mainz
Eltern: Isidor Reiling (jüdischer Antiquitäten- u. Kunsthändler) u. Hedwig (geb. Fuld)
als Kind oft allein => baut sich eigene Welt auf: Fantasiewelt
Zitat S.
12
1919 – 1924
studiert Kunstgeschichte, Geschichte, Sinologie (Wissenschaft über Sprache, Literatur, Geschichte u. Religion Chinas) u. Philosophie in Köln u. Heidelberg
promoviert an Uni Heidelberg m. Arbeit „Jude und Judentum im Werke Rembrandts“
hat Kontakt zu Flüchtlingen => einer dieser Flüchtlinge ihr zukünftiger Mann
1924
schreibt ihre erste Erzählung „Die Toten der Insel Djal“ (erst postum veröffentlicht)
1925
Heirat m. kommunistischen Gesellschaftswissenschaftler aus Ungarn (László Radványi)
2 Töchter
1927
Veröffentlichung d.
Erzählung „Grubetsch“ unter Pseudonym „Seghers“
ein Mann als Autor wird vermutet
1928
Kleist-Preis für „Aufstand der Fischer von St. Barbara“ (unter Pseudonym A. Seghers veröffentlicht) => auch verfilmt (1934)
Eintritt in KPD
1929
Beitritt in Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller
1932
Roman „Die Gefährten“ => warnt vor drohenden Faschismus in Dtl.
1933
kurzzeitige Verhaftung durch Geheime Staatspolizei (Gestapo) nach Reichstagsbrand
ihr gelingt Flucht m. Mann u. Kindern nach Paris => dort Mitarbeit an antifaschistischen Exilzeitschrift
aktiver Widerstand gegen Hitler => Mitarbeit an antifaschistischen Exilzeitschriften u.
in Prag erscheinenden „Neuen Deutschen Blättern“
erster Exilroman „Der Kopflohn“ => fragt nach Ursachen f. Nationalsozialismus in Dtl.
1935
Roman „Der Weg durch den Februar“ (schließt sich thematisch an)
+ ´37 + ´38: Teilnahme an internat. Schriftstellerkongress
1940
nach Einmarsch dt. Truppen Flucht von Paris in unbesetzten Teil Frankreichs
1941
über zahlreiche Stationen nach Mexico City
gründet dort antifaschistischen Heinrich-Heine-Klub als dt. Literatur- u.
Kulturvereinigung => sie = Präsidentin
Zitat S. 129
1942
Roman „Das siebte Kreuz“ begründet Weltruhm (1944 in USA verfilmt)
dafür zahlreiche nationale u. internationale Auszeichnungen
gehört zur heutigen Weltliteratur
1943
Schicksalsjahr
Mutter in KZ ermordet
Heimatstadt Mainz bombardiert
„Ausflug der toten Mädchen“ (autobiografische Erzählung, zählt zu wichtigsten Werken, Büchner-Preis)
Roman „Transit“ => schildert Erfahrungen d. Flucht u. Exil
1944
Auseinandersetzung m. Problem d.
Realismus: Essay „Aufgabe der Kunst“
für sie Kunst u. Politik untrennbar
1947
Rückkehr über Schweden u. Frankreich nach Dtl. (West-Berlin)
aber Mitglied d. SED
„Das siebte Kreuz“ erhält Büchner-Preis
1948
Vizepräsidentin d. „Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Dtl.
´s“
1949
Erscheinung v. sozialist. Gesellschaftsroman „Die Toten bleiben jung“ (1968 verfilmt)
Erscheinung v. „Die Hochzeit von Haiti“
1950
Umzug nach Ost-Berlin
Mitbegründerin d. Friedensbewegung d. DDR
Gründungsmitglied d.
Dt. Akademie d. Künste
Mitglied v. Weltfriedensrates
1951
erhält ersten Nationalpreis d. DDR u. Stalin-Friedenspreis
1952
- Vorsitzende d.
Dt. Schriftstellerverbandes d. DDR
1957
Entstehung d. Novelle „Der gerechte Richter“ => aus polit. Gründen nicht veröffentlicht (erst 1990)
1959
Ehrendoktorwürde d. Uni Jena
Roman „Die Entscheidung“
1967
Erzählung „Das wirkliche Blau“ (Erlebnisse im mexikan.
Exil)
1971
Liebesgeschichte „Die Überfahrt“ = Höhepkt. ihres Alterswerks
1975
Kulturpreis d. Weltfriedenrates
Ehrenbürgerschaft Ost-Berlins
1980
Erzählung „Drei Frauen aus Haiti“
erhält Ehrentitel „Held der Arbeit“
1981
Ehrenbürgerschaft ihrer Heimatstadt Mainz
1983
01. Juni: Tod in Ost-Berlin (82 Jahre alt)
Besonderheiten/Charakteristik:
vorwiegend Epikerin
Protagonisten: meist aus einfachen Volk, Handwerker, Arbeiter
angesehenes Mitglied im kommunist. Literaturleben
arbeitete, schrieb u. beteiligte sich an jeder Aktion gegen Faschismus
gründete Zeitschrift „Das freue Deutschland“ (bedeutendes Organ d.
Anti-Hitler-Koalition)
ihr Ziel: soziales + polit. Engagement m. märchenhaften u. mythischen Elementen zu verbinden
1. Weltkrieg & Oktoberrevolution beeinflussten sie nachhaltig
entwickelte schon früh Sozial- & Gerechtigkeitsgefühl
bestehende Klassenstruktur d. Gesellschaft = ungerecht
nach Teilung Dtl.
´s: blieb in Ost-Berlin => im Westen k. Veränderung d. Macht- u. Besitzstrukturen
aber: Lebensziel (gerechtes, menschliches Dtl.) auch in DDR nicht verwirklichbar
aber: Glaube , dass Sozialismus einzigster Weg zu besseren Welt sei, durch nichts zu erschüttern
DDR befand sich auf den Weg zu besseren Welt, auch wenn sie noch viele Fehler machte
während Kalten Krieg: im Westen nur wenig beachtet
sah es als ihre Aufgabe u. Pflicht: m.
Kunst gegen Nationalsozialismus Partei zu ergreifen => „Lehrer sein für ein ganzes Volk“
keine Handlungsweisen, sondern Situationen d. Entscheidung: man muss ich selbst fragen, was man getan hätte
hofft auf Erleuchtung d. Menschheit = Grund ihres literarischen Wirkens
ihr Ziel: nicht Geschichte festhalten, sie schreibt um zu verändern
will Mitläufern d. Nationalsozialismus Augen öffnen, indem sie Begebenheiten ohne Beschönigung festhält
„Das siebte Kreuz“:
Allgemeines:
1937: fing an, an Roman zu schreiben => März/April ´39 abgeschlossen
1942: in USA erschienen
originale Berichte v. Augenzeugen = Grundlagen
fehlt Anklage u. Hass gegen Nazis => A.
S. versuchte Erklärungen u. Gründe f. Verhalten d. Menschen, die sich kritiklos Nationalsozialismus ergaben, zu finden
nannte ihn selbst „Heimatroman“
wollte „Vaterlandsliebe“ neu definieren => v. Nazis fälschlich in Anspruch genommen
A.
S. will Geschichte erzählen, die spannend, unterhaltsam, glaubwürdig u. lehrreich ist
Motiv d. Menschlichkeit = zentrale Rolle => jede Hilfe, die Georg zukommt, beruht auf Menschlichkeit => jede Kategorie u. gesellschaftl. Stellung dazu im Stande
Handlung:
Geschichte über Helden, der s.
menschl. ist, hat Fehler u. Schwächen => Wiedererkennungswert
Flucht vor Nationalsozialisten u. Suche nach dem eigenen Selbst
Georg lernt, er kann nur in Gemeinschaft anderer Menschen, die zusammen stark sind u. gegen Nazis kämpfen, er selbst sein
auch denen er begegnet müssen sich entscheiden: helfen o. nicht
können sich entscheiden, ob sie ihre Menschlichkeit bewahren o.
verraten
A.S.: diese Menschlichkeit ist in jedem vorhanden; v. Nazis unterdrückt, aber nicht zerstört
wer Menschlichkeit folgt, ist gezwungen Widerstand zu leisten
Zitat S. 377
andere Intention: will Gegenkräfte d. Nationalsozialismus vereinen => nur so Möglichkeit Hitlerfaschismus aus Dtl.
zu vertreiben => Widmung
spielt um Mainz (Geburtsstadt), zw. Rhein, Main und Taunus
kurze Zusammenfassung:
7 Häftlinge fliehen aus KZ Westhofen
6 davon werden schnell wieder eingefangen o. stellen sich freiwillig
Georg Heisler gelingt Flucht in NL, trotz größten Anstrengung d. Gestapo u. Lagerkommendant Fahrenberg
Heisler erhält dabei Hilfe, z. B.
v. jüd. Arzt Löwenstein (ohne Fragen zu stellen, verbindet er verletzte Hand) o. Gärtnerlehrling (durch Lüge hält er Verfolger auf)
meiste Hilfe v. alten Jugendfreund Röder => riskiert f. ihn sein Leben
ebenfalls Hilfe durch Freund Franz Marnet => bedingungslose Hilfe
Charaktere:
- haben etw.
Unberechenbares, Launenhaftes
Fahrenberg: - überzeugter Nazi
- lässt 7 Kreuze errichten u. halbtote Gefangene aufhängen
- grausamer u. brutaler Sadist, der Macht über wehrlose u. hilflose Menschen ausübt
Franz Marnet - Kommunist
Georg Heisler - komplexer Held m. Schwächen u. Stärken
Ernst d.
Schäfer - stellvertretend f. Beharrlichkeit d. einfachen alltägl. Lebens
Paul Röder - typischer Mitläufer
Aldinger - typisches Opfer d. Regimes => kommt durch Rufmord in KZ
durch Paul Röder o. Franz Marnet Erklärung v.
versch. Meinungen u. Verhaltensweisen d. Menschen im Hitlerdeutschland
Formal:
7 Kapitel
Erzähler: auktorialer => größerer Spielraum u. mehr Objektivität
aber: in Prolog u. Epilog: personaler Erzähler => ehem.
KZ-Häftling überliefert Fluchtgeschichte => anonymer Erzähler => Wir-Form => bezieht Mitgefangene u. Leser ein => Sympathie d. Lesers f. Flüchtlinge u. Bereitschaft mitzubangen u. mitzuleiden verstärkt
Handlung aus Sicht v.
Verfolger, Verfolgten u. Helfer erzählt
hypotaktischer Satzbau
Zeitraffung, Zeitdehnung
Holzklötzchen, Pfeffernüsschen, Hechtschwänzchen, Zimthütchen => märchenhaft
Rückblenden => um mehr über einzelne Personen u. deren Motive zu erfahren
Dialoge, innere Monologe => abwechslungsreich
Verzögerungen durch Nebenschauplätze
Umgangssprache (durchgängig)
Das Kreuz:
in Literatur oft verwendetes Symbol/Metapher
repräsentiert normalerweise Qual u. Leid
letzte Kreuz bleibt leer: Hoffnung u. Freiheit
7. Kreuz = Symbol f.
Widerstand
nicht wie christl. Kreuz: märthyrerhafte Duldung, aber: eigenständiges u. mutiges Handeln
Lagerkommandant Fahrenberg beabsichtigt Zurückgebrachte zu erniedrigen => wie Jesus Christus an Kreuz binden
Die Zahl Sieben:
ebenfalls christl. Symbol
Gott benötigte 7 Tage, um die Welt zu erschaffen
Josefs-Geschichte: sieben „fetter Jahre“ => sieben „magere“ Jahre
7 = Zahl d. Vollkommenheit/Vollendung
Georg braucht 7 Tagen zur Vollendung (Leid hinter sich zu lassen)
7 Flüchtlinge => ersten sechs getötet o. verhaftet: Kreuz symbolisiert Leiden
7 Kapitel
7 Plantanen
Andere christl.
Symbole:
Mainzer Dom
Georg findet darin Schutz u. bietet ihm Gnade statt Gerechtigkeit u. Friede statt Todesangst
auf der einen Seite: Art Schutzraum (bietet Kirche sozial Benachteiligten)
andere Seite: Denkmal d. christl. Hochkultur
greift nicht nur auf christl. Mythologie zurück => auch andere Religionen
Ernst = jüdischer Glaube
A.
S. will zeigen, dass es nicht nur auf Religion ankommt, es ist die Sache, die zählt
Namen d. Götter ändern sich u. Religionen selbst halten n. ewig: aber: unveränderl. Aufgabe d.
Religion, Verfolgten u. Mittellosen Schutz anzubieten
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