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  Federica de cesco spagetti für zwei

Federica De Cesco Spagetti für zwei     Heinz war bald vierzehn und fühlte sich sehr cool. Er war begeisterter Fussballspieler und mochte Monika, die Blonde aus der Parallelklasse. Im Unterricht strengte sich Heinz nicht an, er machte gerne auf Verweigerung, dass die Lehrer bloß nicht glaubten, dass er sich bemühe.   Mit seinen Cowboy-Stiefeln stapfte Heinz in ein Restaurant, weil er mittags nicht nach Hause konnte, da ein Bus zu früh, der andere zu spät fuhr. Als er im Restaurant angekommen war, bestellte er sich eine "Italienische Gemüsesuppe." Als er bezahlt hatte, setzte er sich auf einen freien Tisch.

Da bemerkte er auf einmal, dass er seinen Löffel vergessen hatte. Er stand auf und holte sich einen. Doch als er zurück kam traute er seinen Augen kaum. Ein Schwarzer saß an seinem Platz und aß genüsslich seine Gemüsesuppe! Schon möglich, dass das afrikanischen Sitten entsprach, aber hier war es eine bodenlose Frechheit! Heinz wollte dem Afrikaner gehörig seine Meinung sagen, doch als er bemerkte, dass ihn alle Leute anstarrten ließ er es lieber bleiben, da er nicht als Rassist gelten wollte. Doch was sollte er tun? Er räusperte sich, dann setzte er sich gegenüber dem Schwarzen an den Tisch. Dieser blickte kurz auf, aber aß die Suppe weiter.

Heinz presste die Zähne zusammen vor lauter Wut, doch dann tauchte er energisch den Löffel in die Suppe und begann zu essen. Der Schwarze hob abermals den Kopf, ließ sich aber nichts anmerken. Sie aßen gemeinsam die Suppe, ohne dass ein Wort fiel. Heinz versuchte nachzudenken. "Vielleicht hat er kein Geld und muss schon tagelang hungern. Aber sich einfach zu bedienen..

Naja, schon möglich, dass es so etwas gibt. Deutsch kann er wohl auch nicht, sonst hätte er schon längst etwas gesagt. Ich hätte mich geschämt. Ob Schwarze wohl rot werden können?" Als sie die Suppe fertig gegessen hatten, lehnten sich beide zurück und starrten sich minutenlang an. Heinz versuchte sein Gegenüber abzuschätzen: "Junger Kerl, normal angezogen. Sieht eigentlich nicht wie ein Obdachloser aus.

" Der Afrikaner stand auf. Heinz war geschockt. "Haut der jetzt wirklich ab? So eine Frechheit! Der soll mir gefälligst die halbe Gemüsesuppe bezahlen!" Doch der Schwarze nahm sein Tablett und stellte sich noch einmal an. "Erwartet er jetzt von mir, dass ich ihm auch noch den zweiten Gang bezahle? Bloß weg von hier, bevor er mich zur Kasse bittet! Aber nein, sicherlich nicht, oder doch?" Irgendwie wollte er wissen, wie es weiterging. Nervös kratzte er an einem Pickel, als er den Schwarzen mit einem Tagesteller zurückkommen sah, und dieser an der Kasse wirklich bezahlte! "Verrückt!" Der Afrikaner setzte sich hin. Er hatte eine zweite Gabel mitgebracht, schob den Teller in die Mitte und forderte Heinz tatsächlich auf, mit ihm die Spagetti zu teilen! "Was nun? Sollte er essen, nicht essen? Er hatte schließlich die Hälfte meiner Suppe verputzt, also kann ich jetzt auch seine Spagetti essen, dann sind wir quitt.

" Schweigend aßen sie die Spagetti. Heinz saß regungslos und beschämt an seinem Platz. Was sollte er jetzt sagen? Einen Vorwurf machen konnte er ihm nun auch nicht mehr. Vielleicht hat er gar nicht gemerkt, dass er meine Suppe aß. Oder vielleicht ist es üblich in Afrika, sich das Essen zu teilen?" Die Portion war sehr reichlich. Bald hatten beide keinen Hunger mehr.

Sie lehnten sich zurück und der Schwarze sah Heinz mit einem undurchdringlichen Blick an. "Was er nun wohl denkt", fragte sich Heinz. Er entwich diesem Blick und schaute umher. Plötzlich lief ihm ein kalter Schauer über dem Nacken. Dort an dem Tisch neben ihm, wo bisher niemand gesessen hatte, stand einsam auf einem Tablett ein Teller mit Gemüsesuppe. Heinz erlebte den peinlichsten Moment seines Lebens.

Er hätte sich am liebsten in ein Mauseloch verkrochen. Erst nach zehn Sekunden wagte er es dem Schwarzen ins Gesicht zu sehen. Der saß da, völlig entspannt und cooler als es Heinz je sein würde und wippte lässig mit seinem Stuhl hin und her. "Ähm." stammelte Heinz "Entschuldigen Sie bitte. Ich." Er sah die Pupillen des Schwarzen aufblitzen, sah den Schalk in seinen Augen. Auf einmal brach dieser in schallendes Gelächter aus.

Zuerst brachte Heinz nur ein verschämtes Glucksen heraus, doch dann war der Bann gebrochen und er lachte herzhaft mit. Eine Weile saßen sie da, vor Lachen geschüttelt. "Ich heiße Marcel" sagte der Schwarze in bestem Deutsch. "Ich essen jeden Tag hier, sehe ich dich morgen wieder? Um die gleiche Zeit?" "In Ordnung", keuchte Heinz. "Aber dann spendiere ich die Spagetti.

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