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  Geschichten aus dem wienerwald

Biographie Ödön von Horvath  Ödön von Horvath wurde am 9. 12. 1901 in Fiume geboren und starb am 1. 6. 1938 in Paris. Er war ein Diplomatensohn aus ungarischem Kleinadel.

Er studierte Philosophie, Germanistik und Theaterwissenschaften in München. 1923 wurde er freier Schriftsteller in Murnau am Staffelsee. 1934 emigrierte er nach Paris, wo er von einem stürzenden Ast auf der Champs Elysées erschlagen wurde.   Horvath war ein Gesellschafts- und moralkritischer Dramatiker und Erzähler vom realistischen Stil mit einem zwischen aufgelockertem Humor, moralischen Ernst und bitterer Satire spielenden Grundstimmung.   Seine pädagogischen, aufklärerischen Zeit- und Volksstücke aus dem Alltagsleben einfacher Leute demaskieren falsches Bewusstsein, moralische Fehlhaltungen und hintergründige Bösartigkeit des Kleinbürgertums in scharf gezeichneten Figuren innerhalb eines fast naturalistischen Milieus bis hin zur tragikomische Groteske. Ebenfalls schrieb er Romane um das Wesen der Diktatur.

 Seine wichtigsten Werke  Buch der Tänze Revolte auf Côte 3018 Der ewige Spießer Rund um den Kongreß Sladek, der schwarze Reichswehrmann Don Juan kommt aus dem Krieg Geschichten aus dem Wienerwald Italienische Nacht Glaube, Liebe, Hoffnung Kasimir und Karoline Hin und Her Die Unbekannte aus der Seine Figaro läßt sich scheiden Ein Dorf ohne Männer Der jüngste Tag Jugend ohne Gott Ein Kind unserer Zeit Rechts und Links Von Spießern, Kleinbürgern und Angestellten   Inhaltsangabe  1. Bild Oskar und Hawlitschek stehen vor der Fleischerei im 8. Bezirk und ärgern sich über Ida, die sich über die Blunze beschwert hat. Doch dann kommt der Rittmeister, der die Blunze lobt: „Ihre Blutwurst, first class!“ und Hawlitschek ist beruhigt. Als Mathilde in ihre Trafik geht, folgt ihr Rittmeister und vergleicht die Gewinnzahlen, doch er hat wie immer nichts gewonnen. Im Laden daneben versichert Marianne einer Kundin, dass die Ware rechtzeitig ankommen wird.

Danach ruft der Zauberkönig nach Marianne, da sie für ihn die Sockenhalter finden soll. Nach dem Fund spricht Marianne und Oskar über die Verlobung am nächsten Tag. Später kommt Alfred zu Mathilde und sie flirten miteinander. Doch es kommt zum Streit und sie trennen sich.   2. Bild Alle machen einen Ausflug in den Wienerwald, wo Oskar jeden fotografiert.

Danach sprechen Alfred und Mathilde über ihre Beziehung bis der Zauberkönig kommt und seinen preußischen Neffen Erich vorstellt. Nach der offiziellen Verlobung flirten Alfred und Marianne und Erich und Mathilde. Marianne und Alfred gestehen sich ihre Liebe und sie lässt die Verlobung platzen. Darauf beschließt der Zauberkönig, seine Tochter für immer zu vergessen. Das neue Liebespaar möchte auch ein Kind haben.   3.

Bild Monate später sitzen Marianne und Alfred im Stephansdom und streiten wegen ihres Glauben. Alfred verlässt sie und sie geht zum Beichtstuhl. Der Pfarrer erfährt alle ihre Sünden. Sie bereut alles, bis auf ihr uneheliches Kind. Der Geistliche ist entsetzt und schickt sie weg.   4.

Bild Emma und Hawlitschek flirten und verabreden sich. Als Emma geht kommt Oskar und spricht mit Oskar über Marianne. Hawlitschek sagt zu Oskar, er soll Marianne vergessen und sich um eine neue Frau umsehen. Danach kommt Rittmeister und lobt abermals die Blunze und vergleicht auch wieder die Ziehungszahlen. Mathilde und Erich sind ein Paar und diskutieren über gegenseitige Schulden. Der Zauberkönig ist nicht kundenfreundlich und wird deshalb an seine Tochter erinnert, doch er sagt er habe keine Tochter.

Später kommt Alfred zu Mathilde und sie löchert ihn mit Fragen. Nach diesem Gespräch spricht sie mit Oskar, der ihr sagt, dass er Marianne heiraten würde, wenn sie kein Kind mehr hätte.   5. Bild Mathilde, Erich und der Zauberkönig sitzen ausgelassen beim Heurigen. Als Rittmeister hinzukommt, kommt es zu einem Streit. Der Streit dreht sich um den 1.

Weltkrieg und wer an der Niederlage schuld ist. Erich geht und der Rittmeister stellt seinen Freund, Mister genannt, vor. Als es zu regnen beginnt, geht die Gesellschaft ins Maxim. Dort entdeckt Mathilde Marianne als Tänzerin. Die Vorstellung ist zu Ende und Marianne möchte mit ihrem Vater sprechen. Dieser will sie nicht kennen.

Als Mister ihr Geld für eine Nacht bietet, lehnt sie ab. Deshalb behauptet dieser, sie hätte ihn bestohlen. Das ist zuviel für Zauberkönig und er bekommt einen Schlaganfall.   6. Bild Im 8. Bezirk sprechen Rittmeister und Mathilde über Zauberkönig, der seit seinem Schlaganfall im Rollstuhl sitzt.


Sie kümmert sich um ihn. Als Zauberkönig eine Spazierfahrt macht, kommt Alfred. Er borgt sich Geld für Wetten aus. Er bekommt das Geld auch unter der Bedingung, den Gewinn für seinen Sohn herzugeben. Danach kommt Marianne, und Mathilde will diesen Moment zur Versöhnung zwischen ihr und ihrem Vater nutzen. Als der Zauberkönig erscheint, dauert es einige Zeit, doch dann kommt es zur Versöhnung.

Sie machen sich aus, am nächsten Tag Zauberkönigs Enkel zu besuchen.   7. Bild In der Wachau kommt Alfred zu einer Burg. Dort geht er mit der ansässigen Tochter auf die Burg. Währenddessen diskutieren die Mutter und die Großmutter, wie sie Marianne erklären sollen, dass ihr Sohn gestorben ist. Auf der Burg erfährt Alfred, dass sein Sohn am Tag davor gestorben ist.

Die beiden Älteren schreiben einen Brief an Marianne, die in diesem Moment mit ihrer Familie kommt. Sie erfahren vom Tod des Burli. Marianne versucht die Großmutter wegen ihrer Grobheit zu erschlagen, doch sie wird daran gehindert und beginnt mit Gott zu hadern. Alfred kommt hinzu und erklärt, seinen Gewinn für den Grabstein seines Sohnes herzugeben. Später kommt es zur Hochzeit zwischen Oskar und Mariannne.  Personencharakteristik  Marianne Sie ist eine naive und verträumte Frau, die alles mit sich machen lässt.

Sie wird von allen Männern ausgenutzt und unterdrückt. Am Anfang kämpft sie gegen ihr Schicksal, also gegen die Unterdrückung. Doch der Druck kommt von allen Seiten, bis er zu stark wird und sie am Ende aufgibt und Oskar heiratet. Der Schein nach außen ist ihr nicht sehr wichtig, sondern sie geht nach ihren Gefühlen. Die Verstoßung durch ihren Vater schmerzt sie sehr, im Gegensatz zu ihrem Vater.   Oskar Er denkt materialistisch und würde Marianne wegen ihrem Geld heiraten.

Er ist sehr unsensibel und hat eine brutale Sprache. Er spricht von der Schlachtung genauso wie über das Verschwinden von Marianne. Er droht Marianne, das sie ihm nicht entkommen wird. Er behandelt Frauen nicht sehr gut und ist trotzdem sehr stolz auf sich.   Der Zauberkönig Er „herrscht“ autoritär über seine Tochter Marianne und unterdrückt ihren Willen und zwingt ihr seinen auf. Er ist sehr oberflächlich und macht sich nichts aus Gefühle, diese lassen ihn nur kalt.

Er versucht so gut wie möglich den Schein nach außen zu wahren, geschieht dies nicht, die er diejenige Person aus seinem Umkreis aus.   Alfred Er ist ein Lebemann, der die Frauen nur ausnutzt. Wenn es zu Problemen kommt verlässt er die Frau. Er geht keiner Arbeit nach, sondern ist eine Art Strizzi.   Mathilde Sie ist eine ältere Frau, die sich mit Geld junge Liebhaber hält. Sie lässt sich bewusst ausnutzen.

Sie versucht Versäumtes aus der Jugend nachzuholen.   Erich Er ist ein nationalistischer Deutscher, der durch seine Einstellung in Wien überall aneckt. Er hat ein plumpes und forsches Auftreten, das eine scheinbare Überlegenheit zeigt. Er zeigt die Anfänge des Nationalsozialismus.   Rittmeister Er ist ein Monarchist, der die Altösterreicher in ihrer damaligen Verfassung zeigt.  Analyse  „Geschichten aus dem Wienerwald“ ist ein Volksstück, das in der Zwischenkriegszeit in Wien, hauptsächlich im 8.

Bezirk, in der Wachau und im Wienerwald. Die Ortsangaben sind genau und Zeitbestimmung erfolgt durch Erich, ein Nationalsozialist, und Rittmeister, einen Monarchisten.   Dieses Stück gibt es in zwei Fassungen, die sich geringfügig unterscheiden und gleichermaßen bekannt sind. Die Erstausgabe war 1931 in Berlin und die Uraufführung war am 2. 11. 1931 am Deutschen Theater in Wien.

Das Volksstück wurden auch zweimal verfilmt.   Das Stück wurde in Prosa, mit dem Wiener Lokalkolarit verfasst. Horvath achtete auf die Sprache besonders, denn sie wurde den Personen genau angepasst. Die Jungen verwenden eine moderne, einfache Sprache, im Gegensatz zu Rittmeister, der eine ältere, gesetztere, der Monarchie angehörigen Sprache spricht.   Die Sprache allgemein ist sehr oberflächlich und vulgär, dadurch wirkt sie sehr brutal. Die Sätze beinhalten oft nur Worthülsen, die ohne Gefühle ausgesprochen werden.

Sehr viele tierische Ausdrücke kommen in den Dialogen vor. Sprachliche Ausdrucksmittel wie Ellipsen und Metaphern kommen sehr häufig vor.   Horvath verpackte viele Symbole in sein Werk. Für den Tod stehen das Skelett, das Messer und das Gewehr. Die Scheinhaftigkeit wird durch die Fassade im 8. Bezirk und der Musik im Hintergrund symbolisiert.

Die Regieanweisungen des Autors sind sehr genau und unterstreichen sehr gut die Situationen.   Das Stück ist in sieben Bilder aufgeteilt. Der Kernort der Handlung ist in Wien, die andere Orte der Handlung sind nur Ausflugsorte. Es geht ein Handlungsstrang, wie ein roter Faden, durch das Werk. Wendepunkte sind einerseits die Situation im Maxim, und andererseits das Platzen der Verlobung. Der Höhepunkt ist im siebenten Bild.

Interpretation  Der Tod ist das zentrale Thema des Werkes. Jedoch nicht nur der körperliche Tod, sondern hauptsächlich der Tod der Seele und der Gefühle. Dies ist der Charakter vieler „typischen Wiener“. Dazu kommt der Gegensatz der Moral und der Scheinmoral. Es ist nur wichtig, nach außen hin die gute, liebe Familie zu sein, auch wenn es im inneren sehr starke Probleme gibt.   Daraus folgt die Unterdrückung, der man nur sehr schwer entkommen kann.

Wenn man sich dagegen wehrt (wie Marianne), wird man aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Damit wird das Opfer solange fertiggemacht, bis es sich selbst aufgibt und wieder unterordnet und in die Reihen einordnet. Dann ist man wieder in der Gemeinschaft aufgenommen.  Der Generationenkonflikt erhöht die Schwierigkeit des Zusammenlebens. Die Jungen wollen frei sein und sich nicht mehr unterdrücken lassen, werden jedoch von den Älteren ausgenutzt. Im Endeffekt brauchen und mögen sich die verschiedenen Generationen nicht unbedingt.

Außerdem leben diese beiden Generationen in zwei verschiedenen Welten. Während die älteren noch der Monarchie nachtrauern, haben sich die jungen bereits damit abgefunden und können ohne Probleme damit leben.   Horvath zeigt ebenfalls den Zusammenhang zwischen Liebe und Geld. Manche Leuten kaufen sich die Liebe, werden damit jedoch nicht glücklich. Doch die Versuchung ist viel zu groß, diese Chance nicht zu nützen. Der Autor zeigte ebenfalls, dass die Kirche nicht immer ein Zufluchtsort ist.

Denn passt man nicht in das Schema, wird man ausgeschlossen und als böse hingestellt.                                                            Quellenverzeichnis  Hrsg. dtv, Geschichten aus dem Wienerwald, Ödön v. Horvath   Hrsg. dtv, Lexikon der Weltliteratur, v. G.

von Wilbert

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