Der expressionismus
Der Expressionismus
Die Bezeichnung Expressionismus stammt vom lateinischen „expressio“ („Ausdruck“). Diese Kunstrichtung entstand um 1905, hatte aber bereits im späten 19. Jahrhundert seine Vorläufer und wirkte bis Mitte des 20. Jahrhunderts nach. Die Bezeichnung Expressionismus trat 1911 zum ersten Mal auf, zuerst wurden damit alle nicht impressionistischen und naturalistischen Kunstströmungen bezeichnet. Der Expressionismus war eine tiefgreifende Bewegung, die neben der Bildenden Kunst auch die Literatur, die Musik, das Theater usw.
erfasste. Dieser bedeutende Stil wurde in unterschiedlicher Weise in Deutschland und Frankreich am typischsten verwirklicht.
Ein wesentliches Merkmal des Expressionismus ist sein Streben nach Ausdruck und innerer Wahrheit, vereinfacht kann man ihn auch als „Kunst des gesteigerten Ausdrucks“ verstehen. (Allgemein bezeichnet man als Expressionismus eine zu allen Zeiten mögliche Form der „Ausdruckskunst“.) Die Künstler wollten die Welt und das Leben in ihrer Kunst so darstellen, wie sie sie empfanden, und das Leben von den bürgerlichen Konventionen befreien. Es ging ihnen um innere Spannungen, Gefühle und Gebärden, die sie in energischer, einfacher Weise zum Ausdruck brachten.
Typisch ist die Tendenz zur maskenhaften Vereinfachung und Abstraktion, um den Charakter zum Vorschein zu bringen. Es werden Form und Proportion verzerrt und meist kräftige, leuchtende Farben verwendet. Der Expressionismus hat ein bestimmtes Menschenideal, das in unterschiedlicher Intensität auftritt: Statt wie bisher Schönheit, Gefälligkeit und Ausgewogenheit wurde Charakter, Wildheit, Widerstand, Kraft und Leidenschaft betont. Im Gegensatz zum Naturalismus und zum Impressionismus, der nur flüchtige und oberflächliche Augenblicke darzustellen versuchte, will der Expressionismus den Betrachter emotional ansprechen und ihn innerlich erschüttern. Die Spätwerke des Expressionismus neigen zu pathetischer Übersteigerung.
Der Expressionismus wurde hauptsächlich in der Malerei und Grafik verwirklicht, zum Teil auch in der Skulptur.
Auch der Holzschnitt erlebte einen neuen Aufschwung. Vorläufer des Expressionismus sind Vincent van Gogh, Paul Gauguin und besonders Edvard Munch. Der norwegische Maler und Grafiker gilt auch als eigentlicher Begründer des Expressionismus. Seine Werke wurden vom Jugendstil und vom Symbolismus beeinflusst. Der Symbolismus betonte eine „tiefere Bedeutung“ der Kunst und stand teilweise mit der Literatur in Verbindung. Munch stellte seelische Zustände wie „Angst“ oder „Bedrohung“ durch Form und Farbe dar.
Der Expressionismus zeigt auch ein Aufbegehren gegen politische Spannungen und Kriegshetze. Lebensangst und Enttäuschung als Merkmale des Expressionismus sind auch auf die schwierige soziale Stellung der Künstler zurückzuführen. Von den Nationalsozialisten wurde der Expressionismus als „entartet“ abgelehnt, viele Werke wurden beschlagnahmt oder vernichtet.
Einige Künstler beschäftigten sich mit der Kunst der „Primitiven“ und Kinder, auf die Gefahr hin, dass man sie für Wahnsinnige oder Wilde hielt. In der Zeit vor dem 1. Weltkrieg schlossen sich junge Expressionisten zu Gruppen zusammen, wie in Dresden „Die Brücke“, in München „Der Blaue Reiter“ oder in Paris die „Fauves“.
Zu den bedeutenden Vertretern des Expressionismus in der österreichischen Malerei zählen Oskar Kokoschka, Egon Schiele und Herbert Boeckl. Thema und Mittelpunkt der Werke ist der Mensch mit seinen körperlichen und seelischen Schwächen und seiner Verletzbarkeit.
Der Fauvismus
1905 zeigten an der berühmten jährlichen Kunstausstellung im Pariser "Salon" junge Maler neuartige Bilder, die die Öffentlichkeit genauso schockierten wie die der ersten Impressionisten-Ausstellung. Ein Kritiker bezeichnete die Künstler als "les fauves ("die Wilden"), da sie grelle, schreiende und für das Publikum ungewohnte Farben einsetzten, daher kommt der Name der französischen Fauves oder "Fauvisten". Sie lehnten den Impressionismus ab und verstärkten die Ausdrucksmittel von Malern wie Vincent van Gogh oder Paul Gauguin. Sie fühlten sich dem äußeren Erscheinungsbild weniger verpflichtet und verwendeten unrealistische, schrille Farben.
Der Fauvismus war eine Auflehnung gegen konservative Kunstvorstellungen. Wichtige Vertreter waren Henri Matisse, André Derain und Georges Rouault. Die Fauvisten setzten sich auch mit den Formen afrikanischer Plastiken und Masken auseinander und verwendeten sie in ihren Bildern, z. B. Amedeo Modigliani. Im Gegensatz zu den oft schweren, düsteren Bildern deutscher Expressionisten zeigen die Fauves heitere, lebensbejahende Motive.
Der Fauvismus wird teilweise auch als eigene Kunstrichtung neben dem Expressionismus angesehen.
Henri Matisse, der Hauptvertreter des Fauvismus, fertigte neben Gemälden auch Lithographien, Holzschnitte und Bühnenbilder an. Er unternahm viele Reisen und hatte weltweit Ausstellungen. In seiner späten Phase schuf er zahlreiche abstrakte Collagen an, die jedoch den Bezug zum Gegenständlichen nie verloren. Sie wurden zu Vorbildern für die abstrakte Malerei. Er beeinflusste auch die Plakatkunst.
Georges Rouault hatte als Thema meist die von der bürgerlichen Gesellschaft Ausgestoßenen und Entrechteten, später wandte er sich ausschließlich christlichen Themen zu.
„Die Brücke“
In Deutschland schloss sich ebenfalls 1905 in Dresden eine Gruppe von Architekturstudenten zur Künstlergemeinschaft "Die Brücke" zusammen. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmitt-Rottluff, Erich Heckel und Fritz Bleyl. Später gehörten der Gruppe auch Otto Mueller, Max Pechstein und kurzzeitig Emil Nolde an. „Die Brücke“ gab dem deutschen Expressionismus entscheidende Impulse. Wie die Fauvisten lehnten die Brücke-Maler die etablierten Vorstellungen des 19.
Jahrhunderts ab und stellten - beeinflusst durch Edvard Munch - neben Schönem auch Hässliches, neben Liebe Hass, neben Leben Tod dar. Wie kaum eine andere Künstlergruppe repräsentiert sie die nach der Jahrhundertwende einsetzende Abkehr vom Historismus des 19. Jahrhunderts, für die u.a. der Impressionismus und der Jugendstil erste Grundlagen geschaffen hatten. Die Gründer der Brücke waren Autodidakten, die keine akademische Kunstausbildung im traditionellen Sinn hatten.
In dem von Kirchner 1906 verfassten und in Holz geschnittenen Manifest der Brücke war von bildender Kunst auch noch gar nicht die Rede. Es ging ganz allgemein um ein neues Konzept, in dem Grundzüge für eine neue geistige Haltung skizziert wurden. Die "Brücke" beteiligte sich geschlossen an der in Berlin gegründeten "Neuen Sezession" und einigen ihrer Ausstellungen. Schon ein Jahr später verzichtete die Gruppe jedoch wieder auf die Beteiligung, um die eigenständigen Ziele und Bestrebungen der "Brücke" zu erhalten. Im Gegensatz zu den Malern des "Blauen Reiter" zeigt sich in ihren Bildern eine Vorliebe für Dämonisches und Sinnliches. Der eigentliche Kreis der Brücke löste sich 1913 auf.
Der Grund war eine individuellere Arbeitsweise der einzelnen Künstler. Die enge Arbeitsgemeinschaft gab ihnen für ihre persönliche Entwicklung keine Impulse mehr. Mit dem Ende der Brücke und mit dem Beginn des 1. Weltkriegs war der erste Höhepunkt des deutschen Expressionismus überschritten. Von den Nationalsozialisten wurden alle Mitglieder der Brücke als „entartet“ diffamiert.
Der deutsche Maler, Graphiker und Bildhauer Ernst Ludwig Kirchner gründete zusammen mit Max Pechstein das MUIM-Institut, um die neuen künstlerischen Ansichten und Forderungen als „Moderner Unterricht im Malen“ zu vermitteln; wegen mangelnder Rentabilität löste sich die private Kunstschule aber bald wieder auf.
1913 verfasste Kirchner die „Chronik der Brücke“, die den Anlass zur Auflösung der Gruppe gab. Die erste Einzelausstellung in Essen etablierte sein Werk im aktuellen Kunstgeschehen. Darauf schuf Kirchner eine Serie von Großstadtbildern, in der er das Leben im modernen Berlin mit hektischem, nervösem Pinselstrich einfing. Später wurde die Bergwelt ein häufiges Motiv. Die späten 20er Jahre brachten künstlerische Erfolge, beispielsweise die Teilnahme an der Biennale in Venedig. Seine in Museen ausgestellten Werke wurden von den Nationalsozialisten beschlagnahmt.
1938 beging er Selbstmord.
Karl Schmitt-Rottluff kam in Berlin mit Strömungen der internationalen Avantgarde in Berührung. Anregungen aus Kubismus, Futurismus und afrikanischer Kunst beeinflussten sein Schaffen. Nach Auflösung der „Brücke“ entwickelte Schmidt-Rottluff eine wuchtige, monumental stilisierte Formensprache. Während seines Militärdienstes entstanden ausschließlich Holzschnitte und Holzplastiken. Als sogenannter „entarteter“ Künstler erhielt er während des Nationalsozialismus Ausstellungs- und Malverbot.
Sein Atelier wurde während des Krieges zerstört, Schmidt-Rottluff wählte die „innere Emigration“ in Ostpommern. Nach dem 2. Weltkrieg wurden seine Werke durch zahlreiche Ausstellungen und Ehrungen bekannt.
Max Pechstein war während seiner Zeit bei der Brücke besonders aktiv: Er war erfolgreich sowohl im Verkauf von Bildern wie auch als Gestalter von Innenausstattungen für herrschaftliche Wohnhäuser, mit Ernst Ludwig Kirchner versuchte er das MUIM-Institut aufzubauen. Gemeinsam mit anderen gründete er die Berliner Neue Sezession. Er trat bereits 1912 aus der „Brücke“ aus.
Die Zwischenkriegszeit war ebenfalls von wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Erfolg geprägt. 1933 wurden viele seiner Werke von den Nationalsozialisten aus Museen entfernt, einige Bilder waren in der Ausstellung „Entartete Kunst“ zu sehen. Erst nach dem Krieg wurde er rehabilitiert und erhielt zahlreiche Titel und Auszeichnungen für sein Werk.
Erich Heckel war ebenfalls ein Hauptvertreter des deutschen Expressionismus. Er beschäftigte sich häufig mit literarischen Vorbildern und arbeitete auch als Bildhauer. Der Maler Emil Nolde malte häufig religiöse Motive, beispielsweise das Bild „Pfingsten“.
Nolde erhielt von den Nationalsozialisten Malverbot, nach 1945 schuf er Blumen- und Landschaftsbilder in leuchtenden Farben. „Der Blaue Reiter“
Nachdem Wassily Kandinsky schon die Künstlergruppe "Phalanx" und einige Jahre später die "Neue Künstlervereinigung" gegründet hatte, bildete sich um seine Person 1911 in München die Vereinigung "Der Blaue Reiter". Der Name leitet sich von seinem gleichnamigen Gemälde ab, auf dem ein Held auf einem weißen Pferd durch eine Herbstlandschaft reitet. Gemeinsam mit Franz Marc vereinigte der "Blaue Reiter" bedeutende deutsche und russische Maler. Die Künstler verband sowohl eine gemeinsame Vorliebe für mittelalterliche und primitive Kunst als auch ein starkes Interesse an den aktuellen französischen Kunstrichtungen des Fauvismus und Kubismus. Zu den engeren Mitgliedern gehörten unter anderen August Macke, Gabriele Münter, Alfred Kubin und Paul Klee; in Verbindung mit ihnen standen Alexej von Jawlensky, Marianne von Werefkin und der Komponist Arnold Schönberg.
Im Gegensatz zu den Malern der „Brücke“ versuchten die Vertreter des "Blauen Reiter" die bestehenden Grenzen der künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten zu erweitern. Ihr Ziel war die Verbindung von „reiner Farbe“ und „reiner Form“. Ihre Werke stellen einen eher romantischen Expressionismus dar. Beispielsweise verstand August Macke seine Bilder als „visuelle Poesie“. Die Werke des „Blauen Reiters“ lösten sich immer stärker vom Vorbild der Natur, vor allem die Bilder Kandinskys. München gilt als Geburtsort der abstrakten Malerei.
Wassily Kandinsky
Der in Moskau geborene Kandinsky suchte lange Zeit nach einem eigenen Stil, er malte besonders spätimpressionistische, jugendstilhafte Szenen aus russischen Volksmärchen. Im Laufe der Zeit wurden seine Werke nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten gestaltet und immer abstrakter. Er schrieb darüber auch Bücher wie "Über das Geistige in der Kunst" oder "Punkt und Linie zur Fläche". Kandinskys Gestaltungslehren wurden später auch in der Kunstschule „Bauhaus“ wieder aufgenommen. Kandinsky betonte stark das Geistige und Theoretische in der Kunst, er gilt weniger als Expressionist sondern eher als Vertreter der abstrakten Malerei
Franz Marc
Franz Marc, in München geboren und im ersten Weltkrieg gestorben, zählt zu den bedeutendsten Künstlern des 20. Jahrhunderts.
Er studierte an der Münchner Kunstakademie und besuchte mehrere Male Paris, wo er sich mit den Werken von Gauguin, Van Gogh und impressionistischen Künstlern beschäftigte. Marc war einer der Vorkämpfer der abstrakten Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Als Idealist, der den modernen Materialismus ablehnte, wollte Marc in seinen Gemälden das Reine und Ursprüngliche zeigen. Der Materialismus ist eine philosophische Richtung, die das Materielle als Grundlage der Wirklichkeit sieht. Sein hauptsächliches Motiv waren Tiere, die er in verschiedener Gestik und auch Mimik darstellte.
In seinen Werken diente die Farbe ausschließlich dem Symbolgehalt und nicht dem Zweck einer naturalistischen Darstellung. Die Formen seiner Tiere und ihrer Umgebung zerlegte Marc in fast kubistischer Weise. Farbe und Gegenstand wurden als voneinander unabhängige Bildelemente behandelt.
Dabei unterlag die Farbe einer bestimmten Gesetzmäßigkeit. So sollte Blau beispielsweise das Männliche, Herbe und Geistige versinnbildlichen, Gelb dagegen das Weibliche, Sanfte, Heitere und Sinnliche, und Rot die Materie. Zu Marcs berühmtesten Werken zählen die Ölgemälde "Das Blaue Pferd", "Der Stier" und "Die Gelbe Kuh.
Bildbeschreibung: „Das Blaue Pferd“ von Franz Marc
Das blaue Pferd dominiert das Bild. Es hat dunklere Hufe und eine glatte, dunkelblaue Mähne, während die Stirn, das Ohr und die Brust hellblau sind. Die linke Seite des Pferds ist ebenfalls dunkler. Es hat den Kopf nach links geneigt und scheint nach unten zu schauen. Das Auge besteht aus zwei dunklen Strichen. Der ganze Körper ist durch eher eckige Formen geprägt, die Farbübergänge sind aber weich.
Der Boden besteht im Vordergrund aus grünen und orangen Flächen, rechts wächst eine dunkelgrüne Pflanze mit drei großen Blättern. Weiter hinten in der rechten Hälfte des Bildes befinden sich mehrere Hügel, die rot bzw. blau sind. Die Farbe der Hügel wird nach unten heller. Hinter dem Pferd ist eine gelbe Fläche, man kann auch ein eckiges, grünes Gebilde erkennen, das an eine Pflanze erinnert. Links oben befinden sich grüne und blaue längliche Flächen, der Hintergrund ist hellrosa.
Paul Klee
Der Schweizer Paul Klee schuf aus Angst vor farbigen Darstellungen anfangs nur graphische Werke. Nach einer Reise nach Tunis und Einflüssen anderer Künstler beendete er diese Phase. Klees Bilder sind präzise konstruiert, die Formen zu geometrischen Elementen verwandelt und die Farben harmonisch eingesetzt. Seine abstrakten Bilder haben eine eigene, vereinfachte Zeichensprache, er versuchte, zu den Wurzeln der Kunst zurückzugehen und experimentierte mit Punkt, Linie, Fläche und Farbe. Auf den ersten Blick ähneln manche seiner Werke Kinderzeichnungen, man entdeckt ihre Bedeutung erst beim näheren Hinsehen. Viele seiner Gemälde und Aquarelle sind durch zarte, durchscheinende Farbflächen, zusammen mit graphischen Elementen wie Zeichen und Linien, gekennzeichnet.
Klee war als Dozent am Bauhaus in Weimar und Dessau tätig, im Anschluss daran als Professor an der Düsseldorfer Akademie, bis er nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten entlassen wurde. Auch in der Ausstellung Entartete Kunst waren mehrere seiner Werke zu sehen. Ab Mitte der dreißiger Jahre begann Klee, größeren Formate zu verwenden und einen neuen Malstil zu entwickeln, der durch dicke, an Wachsmalkreide erinnernde Linien und große Flächen in gedämpften Farben charakterisiert war. Seine Bilder dieser späten Periode spiegeln oft Düsternis und Todesahnungen wieder. Neben seinem malerischen Werk hinterließ Klee zahlreiche theoretische Schriften, in denen er sein künstlerisches Leitbild formulierte, das die Kunst nicht als Mittel zur Abbildung von Wirklichkeit, sondern als eine Art Schöpfungsakt sah.
Österreichische Vertreter des Expressionismus
Oskar Kokoschka
Der 1886 geborene Oskar Kokoschka ging aus dem Impressionismus und der Schule Gustav Klimts hervor, er wurde auch durch die Werke Vincent van Goghs beeinflusst.
Er begann als Gebrauchsgraphiker für die „Wiener Werkstätten“. Er schuf auch expressionistische Dichtungen und Dramen. Kokoschka entwickelte eine neue Porträtkunst, die den neuen Erkenntnissen in der Psychologie ebenbürtig sein sollte, er legte nicht nur auf die farbliche und formale Gestaltung wert, sondern wollte das Wesen der Menschen darstellen. Er schuf nervös bewegte, ausdrucksvolle Charakterporträts, die zum Teil für die Dargestellten wenig schmeichelhaft waren. Nur wenige Kenner und Kritiker waren damals bereit, Kokoschkas Darstellungsweise als ernstzunehmende Kunst gelten zu lassen. Unterstützung erhielt er von Adolf Loos.
Seine Themen waren neben Porträts auch Landschaften und Stilleben. Seine Landschaftsbilder und Stadtansichten sind von intensiver Farbigkeit und dramatischer Unruhe. Zeichnung, Ölbild und Aquarell hatten für ihn gleich hohen Stellenwert, er schuf auch viele Lithographien zu historischen oder biblischen Themen. (Die Lithographie ist ein Flachdruckverfahren.) Auch seine Beziehung zu Alma Mahler beeinflusste viele seiner Werke. In einer späteren Phase malte er fast idyllische Blumenbilder, er löste sich von seinem früheren expressionistischen Stil und wurden in der Öffentlichkeit anerkannt.
Er unterrichtete an der Dresdner Kunstakademie und unternahm zahlreiche Reisen.
Egon Schiele
Egon Schiele (1890 – 1918) war neben Oskar Kokoschka der zweite bedeutende österreichische Maler, der sich aus dem Einflussbereich des Jugendstils löste und zu einem Stil mit expressiven und realistischen Merkmalen fand. So schuf er Aquarelle, Zeichnungen und Ölbilder, in deren Zentrum der männliche und weibliche Akt sowie viele Selbstbildnisse stehen. Die Dargestellten werden deformiert und mit übersteigerten Emotionen gezeigt. In eckigen, mageren Gestalten mit knotigen Muskeln und hervortretenden Knochen, teilweise mit stark abstrahierten Zügen, zeigt sich auch Schieles Lebenspessimismus. Er entwickelte eine eckige, herbe, manchmal auch bizarre Bildsprache, um mit der Entstellung des Körpers seelisches Leid, Verzweiflung und Schmerz auszudrücken.
Er machte den ganzen Körper zu einem Träger des Ausdrucks. Daneben entstanden Stilleben und auch einige Landschaften, figurale Darstellungen unter dem Einfluss von Edvard Munch sowie stilisierte Stadtansichten. Seine in nervösem Strich und ohne Korrekturen ausgeführten Zeichnungen gehören zu den bedeutendsten Leistungen der Zeichenkunst. Er verwendete vor allem Modelle aus den unteren sozialen Schichten. Aus diesem Grund und durch die in vielen Bildern deutliche erotische Komponente wurde er in der Öffentlichkeit abgelehnt und wurde auch zu drei Tagen Gefängnis wegen Verbreitung unsittlicher Zeichnungen verurteilt. Es unterstützte ihn zwar nur ein kleiner Kreis von Förderern, doch hatte er oft Gelegenheit zu Ausstellungen.
Architektur und Skulptur
Anders als Maler und Bildhauer sind Architekten auf das Verständnis und Können von Auftraggebern und Ausführenden, und auf gesellschaftliche Zustimmung angewiesen. Deswegen wurden kaum expressionistische Bauwerke verwirklicht. Sie scheiterten zum Teil an der mangelnden Aufgeschlossenheit der Menschen, zum Teil an wirtschaftlichen Voraussetzungen und auch an der Diskrepanz zwischen Vorstellung und praktischer Ausführbarkeit. Die offizielle akademische Ausbildung basierte noch immer auf der Nachahmung vergangener Stilepochen. Vor allem war es auch schwierig, den „Ausdruck“ als Anliegen des Expressionismus, der modernen Architektur aufzuzwingen. Meist begnügte man sich mit äußerlicher Hinzufügung von expressionistischen Dekorationen.
In der Skulptur des frühen Expressionismus treten unterschiedliche Grundtendenzen auf. Neben Werken, in denen ältere Traditionen nachwirken, gibt es auch starke kubistische Vereinfachungen. Weil in der Bildhauerei eine dauerhafte Darstellung im Vordergrund steht und nicht der Ausdruck momentaner Gefühle, wurden auch eher wenig expressionistische Skulpturen geschaffen. Ein Werk, das bereits auf den Expressionismus hinweist, aber noch naturalistische Züge trägt, ist „Der Dockarbeiter“ von Constantin Meunier. Der Bildhauer Ernst Barlach, der auch als expressionistischer Dichter arbeitete, schuf 1912 die Figurengruppe „Schlafende Vagabunden“. Hier kann man die für den Expressionismus typische Neigung zum Mitgefühl mit Entrechteten und von der Gesellschaft Ausgestoßenen erkennen.
Häufig wurden im Expressionismus Gesicht und Kopf, Hände und Füße als Ausdrucksträger betont. Holz war ein bevorzugtes Medium, auch Ton, Bronze oder Stein wurden häufig verwendet. Ein spätes Beispiel des Expressionismus ist das Mahnmal für die durch den 2. Weltkrieg zerstörte Stadt Rotterdam. Es wurde 1953 von Ossip Zadkine geschaffen. Das unbegreifliche Geschehen wird durch eine gewaltige, stark abstrahierte menschliche Figur symbolisiert.
Käthe Kollwitz
Künstlerisch nah verwandt mit Ernst Barlach ist Käthe Kollwitz, die zu den führenden deutschen Expressionisten zählt. Sie war auch auf den Gebieten der Zeichnung, Radierung, Lithographie und Skulptur bedeutend. Anfangs wollte sie Malerin werden, dann wandte sie sich jedoch der Graphik zu. Sie stellte vor allem Menschen dar, darunter auch zahlreiche Selbstporträts. Sie war Mitglied der Berliner Secession. In mehreren Werken setzte sie sich mit Büchern und Theaterstücken auseinander, zB entstand nach der Uraufführung von „Die Weber“ die Serie „Ein Weberaufstand“, ein weiteres Thema waren die Bauernkriege.
Ihre Arbeiten zeigen Not und soziale Ungerechtigkeit und beschäftigen sich mit Tod und Trauer. Sie engagierte sich in ihren sozialkritischen Werken für Ausgebeutete und Unterdrückte aus den unteren sozialen Schichten, besonders die Not der Arbeiter in der Zeit um den ersten Weltkrieg wird in ihren Bildern gezeigt. Mit ihren Bildern und Skulpturen wollte sie etwas erreichen, das Gewissen der Menschen ansprechen und auf Missstände hinweisen. In ihren Werken von hoher künstlerischer Qualität blieb sie immer gegenständlich und passte sich nicht den aktuellen Kunstströmungen an.
In den zwanziger Jahren verarbeitete sie die Kriegsereignisse und auch den Tod ihres Sohnes in einer Serie von Holzschnitten mit dem Titel „Krieg“. Die sieben Blätter haben die Titel „das Opfer“, „die Freiwilligen“, „die Eltern“, „die Mütter“, „die Witwen“ und „das Volk“.
Das Motiv der trauernden Eltern verwirklichte sie auch in zwei großen Plastiken. Später entstanden auch Lithographien zum Thema Tod und Plakate zB für Hilfsaktionen. Bekannt ist ihr Plakat „Nie wieder Krieg“. Später arbeitete sie hauptsächlich plastisch. Gesicht und Hände wurden als Ausdrucksträger besonders betont, zB ist bei der Plastik „Klage“ die Darstellung auf Gesicht und Hände beschränkt. Ihr letztes druckgraphisches Werk „Saatfrüchte sollen nicht vermahlen werden“ (1942) wandte sich gegen den Einsatz von Jugendlichen im Krieg.
Ihre sozialkritische Kunst war den Nationalsozialisten ein Dorn im Auge, mehrere geplante Ausstellungen wurden verboten. Sie verstarb kurz vor dem Ende des zweiten Weltkriegs.
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