Der FILM
Der Film ist keine literarische Ausdrucksform, wie Drama und Hörspiel, sondern ein eigenes Medium. Sein Grundelement ist das fotographierte Bild.
Außerdem wirkt er auch viel intensiver als z.B.: Theater oder Hörspiel. Er ist auch viel komplexer und erfordert einen viel höheren technischen Aufwand und für die Produktion benötigt man einen große Zahl von Technikern und Künstlern.
Weiters ist er arbeitsintensiv und deshalb im allgemeinen sehr kostspielig.
Es gibt neben dem SPIELFILM den KURZFILM, den DOKUMENTARFILM, den TRICKFILM, den LEHRFILM, den WISSENSCHAFTLICHEN Film und den WERBEFILM. Bei Spielfilmen unterscheidet man noch den PROBLEM- und den UNTERHALTUNGSFILM.
Filme sind - zumindest im Bereich der freien Wirtschaft - ökonomische Produkte, die Gewinne einspielen müssen.
Der Kinobesucher haben deshalb indirekt Einfluß auf die Produktion. Die Erwartungen, mit denen sie ihre Eintrittskarte kaufen, sind zu einem bestimmenden Faktor geworden.
Produzenten geben in der Regel Geld nur für Filme aus, von denen sie sich finanziellen Erfolg versprechen. Ähnlich wie in der Buchproduktion gibt es deshalb auch mehr reine Unterhaltungsfilme als künstlerisch anspruchsvolle Streifen.
Allgemein läßt sich ein Film unter verschiedenen Aspekten betrachten:als eine technische Leistung , als Interpretation von Wirklichkeit, als schauspielerische Leistung oder als ein Massenmedium mit großen gesellschaftspolitischen Auswirkungen.
Der Film hat auch einen wichtigen SOZIALEN ASPEKT: Er soll eine breite Masse ansprechen, deshalb muß die Sprache des Films verständlich sein.
Die künstlerische Entwicklung des Films:
Die ersten Filmvorführungen fanden im Jahr 1895 in Paris statt. Die Brüder LUMIÉRE zeigten kurze Filme mit primitiven Handlungen.
Es waren eigentlich keine Filme, sondern hintereindandergereihte Fotographien.
Bis 1910 entstanden längere Filme (bis 300m), die Inhalte waren auch schon angelehnt an klassische Werke der Weltliteratur. Vor allem FRANKREICH war führend.
Auch DEUTSCHLAND, ITALIEN und NORDISCHE LÄNDER betätigten sich damals auf dem Filmsektor. Die VEREINIGTEN STAATEN erreichten schon Weltgeltung mit einigen Monumentalfilmen. Auch der berühmte WILD-WEST-Film wurde in dieser Zeit geschaffen.
Der erste Weltkrieg hemmte die weitere Filmentwicklung. In dieser Zeit waren DOKUMENTARISCHE WOCHENSCHAUEN über Kriegsschauplätze sehr beliebt.
Nach dem Krieg wurde Deutschland in Europa zum führenden Filmland, aber auch Frankreich, Großbritannien und die Sowietunion waren damals bedeutende Filmländer.
Die Erfindung des Tonfilms 1927 brachte einen tiefen Einschnitt in das Filmschaffen der Welt. Der Problemfilm wurde zunächst von Sänger- und Tanzfilmen in den Hintergrund gedrängt.
Mitte der 30er-Jahre kam die FARBFILM-Technik auf.
Der Farbfilm konnten aber den Schwarzweiß-Film bis heute nicht verdrängen. Besonders in Problemfilmen kommt heute noch die SW-Technik zum Einsatz, da Farbe vom Konflikt eher ablenkt und stört.
Während der Nazi-Zeit in Deutschland wurde der Film auch für Propagandazwecke mißbraucht. Der amerikanische Tonfilm brachte in dieser Zeit einen neue Filmgattung hervor, den VERBRECHERFILM.
Nach dem zweiten Weltkrieg rückte der Kriegsfilm in den Vordergrund. Die Verherrlichung des Helden stand im Mittelpunkt.
Die Ausbreitung des Fernsehens begann den Film ernsthaft zu bedrohen. Man versuchte durch eine breitere Leinwand und prunkvollere Filme die Leute in die Kinos zu locken. Dies gelang auch teilweise.
Trotzdem führte der Film neben dem Fernsehen eher ein Schattendasein. Erst in letzter Zeit erlebt das Kino eine neue Blüte.
Die Herstellung eines Films (vereinfacht):
Am Beginn der Produktion stehen üblicherweise die Filmidee.
Im sog. EXPOSÉ wird auf ca. 5-10 Seiten die Filmhandlung dargestellt.
Findet die Filmidee Anklang, so wird der Verfasser mit der Ausarbeitung eines TREATMENTS ("erweitertes Handlungsschema") beauftragt. Dies beinhaltet die Schauplätze der Handlung und die Charaktere der Personen.
Das anschließend verfaßte DREHBUCH erarbeiten meist Autor und Regisseur gemeinsam.
Oft wird auch der Kameramann beigezogen. Das Drehbuch enthält alle wichtigen Angaben für die Aufnahmen.
Danach wird der technische STAB (Kameramann, Tonmeister, Architekt....
>) und die Besetzung (Haupt- u. Nebenrollen) engagiert.
Die Reihung der Aufnahmen wird im DREHPLAN ausgearbeitet.
Die Filmaufnahmen finden im Freien oder häufiger in Aufnahmeräumen statt, da man dort von der Witterung und der Beleuchtung unabhänigig ist.
Nach den Aufnahmen folgt die Nachbearbeitung, z.B.
: Schneiden, synchronisieren oder kopieren.
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Nun zu einigen Begriffen, die in Bezug auf Filme grundlegend sind:
Die Grundeinheit eines Films ist die EINSTELLUNG. Darunter versteht man ein kontiunierlich belichtetes Stück Film, das vom Einschalten bis zum Ausschalten der Kamera reicht. Ein Merkmal eines Films ist die (mittlere) Länge solcher Einstellungen. Ein Spielfilm von 90 Minuten besteht aus 500 bis 1000 solcher Einstellungen.
Mit der EINSTELLUNGSGRÖßE bestimmt der Kameramann, aus welcher Entfernung man das Geschehen oder den Gegenstand sieht.
Man unterscheidet sieben verschiedene Einstellungsgrößen: Von WEIT (unbeschränk-te Landschaft, Panorama) bis zur DETAIL-Einstellung (Ausschnitt eines Körpers, eines Gegenstand).
Mehrere aneinandergefügte Einstellungen, die eine Handlungseinheit bilden, nennt man SEQUENZ. Häufig beginnt und endet eine Sequenz mit dem Wechsel des Ortes oder der Figuren.
Die Kamera fotographiert aus verschiedenen PERSPEKTIVEN. z.B.
: Augenhöhe (die häufigste). Extreme Perspektiven sind die Frosch- und die Vogelperspektive.
In der Froschperspektive scheinen die Dinge wesentlich größer zu sein und können bedrohlich wirken.
Die Vogelperspektive zeigt Dinge und Vorgänge von oben. Sie erscheinen kleiner und somit überschaubarer.
Das LICHT hat auch eine hohe Bedeutung, in Schwarzweißfilmen noch mehr als in Farbfilmen.
Helligkeit taucht ein Bild in eine freundliche Athmosphäre, das Vorherrschen großer Schattenpartien kann bedrohlich wirken.
Auch der RAUM des Geschehens ist gestaltet. Ein besonderes Mittel der Raumbildung ist die SCHÄRFE. Schärfenveränderungen signalisieren Veränderungen in der Handlung und erhöhen die Aufmerksamkeit des Zuschauers.
Unter BILDKOMPOSITION versteht man das harmonische Zusammenspiel aller Details in einer Einstellung. Diese macht einen wesentlichen Teil der künstlerischen Gestaltung eines Films aus.
Die FILMMUSIK wurde entweder für den Film komponiert oder der vorhandenen Musikliteratur entnommen. Die Musik dient vor allem als Stimmungsträger und zur Verdeutlichung einzelner Szenen.
Zwischen zwei Einstellung gibt es zwei Möglichkeiten: den HARTEN SCHNITT und die ÜBERBLENDUNG (=UNSICHTBARER SCHNITT).
Beim harten Schnitt werden zwei Einstellungen unmittelbar aneindandergefügt. Bei der Überblendung wird das Bild unscharf und dunkel, dann hellen sich allmählich die Konturen eines neuen Bildes auf.
Gegenüber dem Theater hat der Film den Vorteil, daß die Zeitkontinuität nicht gegeben sein muß.
Im Film kann die Zeit zum Stehen gebracht, beschleunigt oder gedehnt werden. Zeiten können übersprungen werden, zeitlich auseinanderliegende Ereignisse können aneinanderrücken.
Dies ist zwar grundsätzlich auch im Theater möglich, der Film übertrifft es aber bei weitem an der technischen Perfektion z.B.: mit Überblendungseffekten, Zeitlupe oder Zeitraffer. Beim Film ist auch ein plötzlicher Wechsel der Wirklickeitsebenen möglich , z.
B.: Realität wird Phantasie oder Wachbewußtsein wird zum Traum.
Anders als im Schauspiel wird das Interesse des Publikums durch rasche Szenenwechsel wachgehalten.
Wie in der Epik lassen sich FORMEN DES ERZÄHLVERVHALTENS unterscheiden, die während des Films mehrmals wechseln können:
1) NEUTRALES ERZÄHLVERHALTEN: Der Zuschauer fühlt sich als Be-
obachter in neutraler Position.
2) AUKTORIALES ERZÄHLVERHALTEN: Die Wahrnehmung wird vom
Regisseur in eine bestimmte Richtung gelenkt.
3) Der Zuschauer findet sich zwischen die Menschen gestellt und er soll Par-
tei ergreifen.
4) PERSONALES ERZÄHLVERHALTEN: Der Zuschauer erlebt das Ge-
schehen vom Standpunkt einer Figur. Er identifiziert sich häufig mit der
Figur.
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Zum Abschluß den Aufbau einer Filmanalyse:
Eine Filmanalyse kann man in vier Bereiche gliedern:
1) Die Produktion: Drehbuch, Dreharbeiten, Schnitt, Intentionen des Regis-
seurs, Geldgeber und ihr Einfluß;
2) Der Spielfilm als Werk: Fabel, Aussage, Darstellungskunst;
Bei der Analyse kann man ähnliche Kriterien anwenden, wie bei der Betrachtung eines Dramas:
z.B.:
- In welcher Beziehung stehen die Figuren zueindander ?
- Welche sin die Hauptfiguren, Nebenfiguren ?
- Wie verhalten sie sich in bestimmten Situationen ?
- In welchem Milieu spielt der Film ?
- Wie ist die Handlung aufgebaut ?
- Wie wird der Zuschauer in das Geschehen hineingezogen ?
- Bleibt der Schluß offen ?
usw.
3) Die Verteilung und Vorführung: Filmwerbung, Filmverleih, das Kino und
seine technische Ausstattung;
4) Die Aufnahme (Rezeption): Wirkungen auf den Zuschauer, Filmkritiken;
Es folgt eine Overheadfolie
FORMEN DES ERZÄHLVERHALTENS:
1) NEUTRALES ERZÄHLVERHALTEN: Der Zuschauer fühlt sich als
Beobachter in neutraler Position.
2) AUKTORIALES ERZÄHLVERHALTEN: Die Wahrnehmung wird
vom Regisseur in eine bestimmte Richtung gelenkt.
3) Der Zuschauer findet sich zwischen die Menschen gestellt und er soll
Partei ergreifen.
4) PERSONALES ERZÄHLVERHALTEN: Der Zuschauer erlebt das Ge-
schehen vom Standpunkt einer Figur. Er identifiziert sich häufig mit der
Figur.
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Die FILMANALYSE:
1) Die Produktion: Drehbuch, Dreharbeiten, Schnitt, Intentionen des Re-
gisseurs, Geldgeber und ihr Einfluß;
2) Der Spielfilm als Werk: Fabel, Aussage, Darstellungskunst;
z.B.
:
- Das Erzählverhalten.
- In welcher Beziehung stehen die Figuren zueinander ?
- Welche sind die Hauptfiguren, Nebenfiguren ?
- Wie verhalten sie sich in bestimmten Situationen ?
- In welchem Milieu spielt der Film ?
- Wie ist die Handlung aufgebaut ?
- Wie wird der Zuschauer in das Geschehen hineingezogen ?
- Bleibt der Schluß offen ?
usw.
3) Die Verteilung und Vorführung: Filmwerbung, Filmverleih, das Kino
und seine technische Ausstattung;
4) Die Aufnahme (Rezeption): Wirkungen auf den Zuschauer, Filmkritiken;
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